Zitat von Zettel Das Schlimme ist aus meiner Sicht, daß man sich der PC ja gar nicht entziehen kann. Auch ich nenne einen Neger nicht mehr einen Neger, denn das tun ja wirklich nur noch Rassisten. Hat sich eine Sprachregelung durchgesetzt, dann wird ein Verstoß gegen sie nicht als Ausdruck von Liberalität und Souveränität wahrgenommen, sondern als Chiffre dafür, daß man diskriminieren will.
ja so funktioniert es. Wie im finsteren Mittelalter werden Begriffe als eindeutiger Indikator für die Abweichung vom rechten Glauben betrachtet. Eine sehr formale Sache, wunderbar auf noch schwerere Gangarten der Repression vorbereitend. Dabei sind wir einer Generation zugehörig, deren beste Vertreter in den 1960ern ein Ausmass an Freiheit und Weltoffenheit erreichten, welches gemessen an den heutigen seltsamen Zuständen gigantisch zu nennen ist, obwohl so ziemlich alle der aufgezählten Begriffe Bestandteile unserer damaligen Sprachkultur waren und auch von den progressiv eingestellten Jugendlichen verwendet wurden.
Andererseits liegt es doch an einem selbst, wenn man es mit sich machen lässt. Klar, die Rolle des passiv leidenden Opfers ist sehr beliebt im wiedergeeinten Deutschland, aber dennoch nicht zielführend. Man sollte sich zu wehren lernen, zumal zu den Leitbegriffen unserer Generation das Wort Freedom in allen seinen Variationen gehörte. Darunter verstanden wir nicht allein die Freiheit von staatlichen und wirtschaftlichen äusseren Zwängen, sondern insbesondere die Eigenschaft vollkommen losgelöst von inneren Zwängen frei darüber zu entscheiden, was man tun und lassen will. Die innere Freiheit ist niemals erreichbar, wenn durch Religionen vermittelte innere Zwänge vorliegen. Die Selbstbefreiung von den Zwängen war ein wesentlicher Bestandteil unserer Auflehnung gegen unsere christlichen und jüdischen Elternhäuser und ich sehe keinen Grund, weshalb wir in vollkommener Verleugnung unseres progressiven Erbes ausgerechnet vor dem Islam Halt machen sollten.
Heutzutage hat die konservativ-religiös bedingte innere Unfreiheit bei grossen Teilen der Bevölkerung längst nicht mehr die Bedeutung, die sie während unserer Jugend noch hatte, in der heute nicht mehr nachvollziehbare Zwänge auf uns lasteten. Die Menschen sind allgemein sehr viel freier und ungezwungener geworden. Diesen, ihren liberal-emanzipatorischen Wertekosmos legen sie als Messlatte an den Islam an und so entsteht zwingend ein Konflikt aus dem Widerspruch zwischen dem emanzipatorischen Wertekosmos moderner westlicher Menschen und der reaktionären islamischen Wirklichkeit.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich hier einmal darauf hingewiesen, daß wir uns entschieden haben mit Gelassenheit und ohne Konfrontation mit den aus dem Islam resultierenden Problemen umzugehen. Dafür gibt es auch gute Gründe. Allerdings haben wir auch unsere Wahrnehmung des Islams an unsere politische Strategie angepasst. Die an Dümmlichkeit nicht mehr zu überbietende Schönfärberei der reaktionären islamischen Wirklichkeit hinterlässt beim Bürger, der es aufgrund praktischer Anschauung besser beurteilen kann, ein Vakuum welches dann der Diskurs echter Rassisten mit Leichtigkeit zu füllen weiss. Auch durch diesen Mechanismus kann der ein oder andere sogar in die rechte Ecke gedrängt werden, zumal ihm nur noch dort zugehört wird.
Die Ursachen der Phänomene der Diktatur der Worte und Schönfärberei der reaktionären islamischen Wirklichkeit habe ich hier einmal an ein Geflecht wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeiten delegiert und ferner darauf hingeweisen das in diesem doch eher ökonomischen Modell die Politik die Rolle des Transmissionsriemens annimmt, wobei ihr allerdings eine Autonomie des Handelns zukommt, welche durchaus zu kontraproduktiven Resultaten führen kann. Das oben genannte ist ein solches.
An unserer Entscheidung mit Gelassenheit und ohne Konfrontation mit den aus dem Islam resultierenden Problemen umzugehen möchte ich nicht rütteln, allerdings die Methoden in Frage stellen. Anstatt mit der Diktatur der Worte zur Diskriminierung Unschuldiger beizutragen und mit der Schönfärberei der reaktionären islamischen Wirklichkeit bei vielen Bürgern ein gefährliches Vakuum zu erzeugen, sollte das Geflecht wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeiten offen thematisiert und die oben genannte Entscheidung offensiv vertreten werden. Mit anderen Worten: Die Politik sollte endlich aufhören den Bürger zum führungsbedürftigen unmündigen Mündel zu erklären.
In Antwort auf:Die Selbstbefreiung von den Zwängen war ein wesentlicher Bestandteil unserer Auflehnung gegen unsere christlichen und jüdischen Elternhäuser und ich sehe keinen Grund, weshalb wir in vollkommener Verleugnung unseres progressiven Erbes ausgerechnet vor dem Islam Halt machen sollten.
Ich auch nicht.
♥lich Nola
Die wahre Verantwortung trägt der Mitläufer in jedem von uns.
Zitat von PeterCoyoteAndererseits liegt es doch an einem selbst, wenn man es mit sich machen lässt. Klar, die Rolle des passiv leidenden Opfers ist sehr beliebt im wiedergeeinten Deutschland, aber dennoch nicht zielführend. Man sollte sich zu wehren lernen, zumal zu den Leitbegriffen unserer Generation das Wort Freedom in allen seinen Variationen gehörte.
Man kann sich nur begrenzt wehren, lieber PeterCoyote. Anfangs habe ich noch, trotzig sozusagen, gelegentlich Wörter wie Neger und Zigeuner verwendet. Bis mir klar wurde, wie das "ankommt" - eben nicht als Verweigerung von PC, sondern als Rassismus.
Hat sich eine Sprachregelung erst einmal durchgesetzt, dann kann man sich ihr nicht entziehen, ohne mißverstanden zu werden.
Das Binnen-I allerdings, das an der Uni, an der ich zuletzt war, von der Verwaltung eingeführt wurde, habe ich bis zuletzt bekämpft. Ich habe kein Dokument und keinen Brief unterschrieben, in dem es vorkam. Aber da konnte ich mich auf den Duden zurückziehen und sagen: Ich unterschreibe nichts, was orthografisch falsch ist.
Zitat von PeterCoyoteDarunter verstanden wir nicht allein die Freiheit von staatlichen und wirtschaftlichen äusseren Zwängen, sondern insbesondere die Eigenschaft vollkommen losgelöst von inneren Zwängen frei darüber zu entscheiden, was man tun und lassen will. Die innere Freiheit ist niemals erreichbar, wenn durch Religionen vermittelte innere Zwänge vorliegen. Die Selbstbefreiung von den Zwängen war ein wesentlicher Bestandteil unserer Auflehnung gegen unsere christlichen und jüdischen Elternhäuser und ich sehe keinen Grund, weshalb wir in vollkommener Verleugnung unseres progressiven Erbes ausgerechnet vor dem Islam Halt machen sollten.
Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Es gab dieses freiheitliche Moment am Anfang in der Bewegung, die in Deutschland und Frankreich die Achtundsechziger-Bewegung heißt.
Es gab dieses Element in den USA viel mehr als in diesen beiden Ländern; da knüpfte man ja an den ur-amerikanischen Freiheitsdrang an. "Easy Rider" ist im Grunde ein Western, in die Gegenwart transponiert.
Zitat von PeterCoyoteVor nicht allzu langer Zeit habe ich hier einmal darauf hingewiesen, daß wir uns entschieden haben mit Gelassenheit und ohne Konfrontation mit den aus dem Islam resultierenden Problemen umzugehen. Dafür gibt es auch gute Gründe. Allerdings haben wir auch unsere Wahrnehmung des Islams an unsere politische Strategie angepasst. Die an Dümmlichkeit nicht mehr zu überbietende Schönfärberei der reaktionären islamischen Wirklichkeit hinterlässt beim Bürger, der es aufgrund praktischer Anschauung besser beurteilen kann, ein Vakuum welches dann der Diskurs echter Rassisten mit Leichtigkeit zu füllen weiss. Auch durch diesen Mechanismus kann der ein oder andere sogar in die rechte Ecke gedrängt werden, zumal ihm nur noch dort zugehört wird.
Ich bin überzeugt davon, daß im Islam ebenso eine Anpassung an die Moderne, an die Aufklärung möglich ist, wie es das im Christentum war.
Das meiste von dem, was wir heute am Islam abstoßend finden, gab es ja auch im Christentum vor der Aufklärung; bis hin zu dem scheußlichen Autodafés, die in nichts dem Steinigen nachstanden, wie es heute im Islam praktiziert wird.
Aber bei uns gab es die Renaissance, dann den Humanismus, dann die Aufklärung. In einem mühsamen, über drei Jahrhunderte sich hinziehenden Prozeß setzten sich Vernunft und Humanität durch. Diesen Prozeß hat der Islam noch vor sich; und wir sollten in befördern helfen.
Zitat von Nola ... diese Sache mit dem Strafrecht bzw. der Volljährigkeit.
Zettel hat es ja schon erklärt: Voll als Erwachsener gilt man strafrechtlich erst mit 21, vorher kann noch Jugendstrafrecht gelten. Was übrigens nichts mit den Eltern zu tun hat, das "Eltern haften für ihre Kinder" ist auf jeden Fall mit 18 vorbei.
In Antwort auf:Wenn über Jahre hinweg ein Jugendlicher mit 18 ohne Geld aus dem Elternhaus ausgezogen ist, bezahlte meines Wissens das Arbeitssozialharz4wasweisichnichtamt dafür.
Da bin ich sehr wenig kundig, und da ändert sich auch dauernd etwas. Es ist aber wohl so, daß das nicht zu unserem Thema "erwachsen werden" paßt - weil es da auch nicht um Altersgrenzen geht, sondern um gegenseitige Unterhaltspflichten in der Familie. Bei Hartz IV müssen ja auch Kinder für ihre Eltern zahlen, wenn die in Not geraten.
Zitat von ZettelWer an der Uni Karriere macht, für den ist der letzte Ritus die Habilitation ...
So weit würde ich nicht gehen - sonst müßte man ja auch sagen, in einer Firma wäre man erst ab Abteilungsleiter erwachsen ...
In Antwort auf:Aber wenn man es so betrachtet wie Sie (zu Recht), dann ist im Grunde keiner so richtig erwachsen.
So meinte ich es natürlich nicht - was Ihnen, lieber Zettel, wohl auch klar ist.
Lebenslanges Lernen ist die eine Sache - das Erreichen der vollen Verantwortlichkeit für das eigene Leben ist die andere, und nur die hat mit "erwachsen sein" zu tun.
Und das ist spätestens erreicht, wenn man seine eigenen Entscheidungen trifft, dafür auch einsteht (strafrechtlich) und sich selber finanziert.
In Antwort auf:Mit dem Ende der Kindheit hat das aber alles nichts zu tun.
Richtig. Deswegen gibt es eben (noch gar nicht so lange!) zwischen "Kind" und "Erwachsener" das Zwischenstadium "Jugendlicher".
In Antwort auf:Biologisch erwachsen ist man mit der Menarche, mit dem ersten Samenerguß. Und um diese Zeit herum sollte meines Erachtens auch eine Statusänderung stattfinden. Deutlich markiert, anständig gefeiert.
Weiß nicht. Es hat wohl seinen guten Grund, daß solche Feiern sich bei uns nicht durchsetzen (ich meine mich dunkel zu erinnern, daß es in den 70ern Ansätze gab, das zu etablieren).
Erstens einmal sind den Betroffenen diese körperlichen Veränderungen zuerst meist peinlich. Das kann man als veraltete Prüderie abtun - wird aber nicht leicht sein.
Vor allem aber: Es wäre zeitlich deplatziert, es zu feiern. Denn sie können zwar biologisch, sollen aber noch nicht.
In der Steinzeithorde hat man sich gefreut, wenn ein Mädchen ins Alter kam, Kinder zu kriegen. Dann sollte sie auch bald damit anfangen. Heute dagegen soll sie erst einmal noch 5-10 Jahre warten - Teenager-Schwangerschaften sind überaus unerwünscht (aus guten Gründen).
Und die Jungs? Die sollten natürlich auch noch keine Kinder zeugen. Und schlimmer: die Mädels lassen sie auch sonst noch eine ganze Weile nicht ran. Weil biologische Reife völlig uninteressant ist, wenn es an anderen Qualitäten noch fehlt. Sprich: Eine Feier der Geschlechtsreife würde doch nur als Hohn empfunden und die ohnehin schon vorhandenen Unsicherheiten in diesem Alter erhöhen - weil "man" eben noch einige Zeit nicht als wirklich geschlechts-"reifer" Mann behandelt wird.
Zitat von ZettelWer an der Uni Karriere macht, für den ist der letzte Ritus die Habilitation ...
So weit würde ich nicht gehen - sonst müßte man ja auch sagen, in einer Firma wäre man erst ab Abteilungsleiter erwachsen ...
Neinein, lieber R.A., das ist etwas ganz anderes.
Solange man nicht habiliert ist, ist man im Grunde noch so etwas wie ein Student. Man wird nicht ernst genommen.
Ich werde nie folgende Szene vergessen (ich war damals noch nicht habilitiert): Eine der Koryphäen meines Fachs feierte seinen Geburtstag. Ich war - welche Ehre! - eingeladen. Sonst nur Professoren.
Ich saß am Tisch mit dem Geburtstagskind. Dieser stellte vor: "Herr X", "Herr Y" usw. Und "Dr. Zettel". Damit war klar, daß ich nicht dazugehörte.
Im Lauf der Jahre haben sich, lieber R.A., viele bei mir habilitiert. Es ist ein entwürdigendes Verfahren. Man ist wirklich noch (einmal) Student, muß gut Freund mit den Gutachtern sein, muß sich diesem "Colloquium" stellen, an manchen Unis dazu noch der Probevorlesung.
Oft nutzen die Mitglieder einer Fakultät dieses Grillen des oder der Armen, die da vorn sich abzappelt, um sich selbst zu profilieren. Also um schlaue Fragen zu stellen, die sie ins rechte Licht rücken.
Ich habe deshalb denen, die sich bei mir habilitiert haben,immer empfohlen, in ihren Vortrag Leckerbissen für die einzelnen Kollegen einzubauen. Dinge, die sie vermutlich interessieren, und zu denen sie glauben, intelligente Fragen stellen zu können.
Zitat von ZettelWer an der Uni Karriere macht, für den ist der letzte Ritus die Habilitation ...
So weit würde ich nicht gehen - sonst müßte man ja auch sagen, in einer Firma wäre man erst ab Abteilungsleiter erwachsen ...
Neinein, lieber R.A., das ist etwas ganz anderes.
Solange man nicht habiliert ist, ist man im Grunde noch so etwas wie ein Student. Man wird nicht ernst genommen.
Ich hätte ja ursprünglich die Erstberufung vorgeschlagen, noch nach der Habilitation. Davor ist man, selbst wenn habilitiert, so etwas wie der verarmte Verwandte, der auf die Großzügigkeit der (berufenen) Verwandtschaft angewiesen ist.
Aber hier hilft die Internationalisierung der Forschung weiter. Meine Frau hat als nichthabilitierter Postdoc mehr Mittel, mehr Mitarbeiter, mehr Verantwortung als viele Professoren. Und zumindest von nicht-deutschen Wissenschaftlern wird die Habilitation oder die Berufung nicht wirklich als tiefer Einschnitt gesehen. Auch als Postdoc oder gar Doktorand zählt eher der Ruf, den man sich schrittweise auf einem Gebiet macht, durch Publikationen und auf Konferenzen. Und in Deutschland bewegt sich da auch einiges.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von GorgasalAber hier hilft die Internationalisierung der Forschung weiter. Meine Frau hat als nichthabilitierter Postdoc mehr Mittel, mehr Mitarbeiter, mehr Verantwortung als viele Professoren. Und zumindest von nicht-deutschen Wissenschaftlern wird die Habilitation oder die Berufung nicht wirklich als tiefer Einschnitt gesehen. Auch als Postdoc oder gar Doktorand zählt eher der Ruf, den man sich schrittweise auf einem Gebiet macht, durch Publikationen und auf Konferenzen. Und in Deutschland bewegt sich da auch einiges.
Ja, aber langsam. Und zum Teil bewegt es sich auch rückwärts. In den siebziger, achtziger Jahren konnte man ohne Habilitation berufen werden. Heute ist das so gut wie ausgeschlossen.
Ich habe, bevor ich die höheren Weihen hatte, immer wieder diese Erfahrung gemacht: Auf internationalen Konferenzen war ich angesehen. Auf "gleicher Augenhöhe" mit den Biggies des Fachs. Dann kam ich zurück an meine Uni - und da war ich der kleine Mittelbauer.
Das ging (und geht vermutlich immer noch) bis in subtile soziale Details. In der Mensa sitzen die Professoren zusammen, oder die Professoren mit ihren Mitarbeitern. Aber kein Mitarbeiter setzt sich zu einem Professor, dem er nicht zugeordnet ist.
Oder nehmen Sie die Duzerei: Alle Mittelbauern duzen einander; wobei als Mittelbauer auch der Akademische Oberrat zählt, der auf die Pensionierung zugeht. Aber kein Mittelbauer duzt einen, sobald der Betreffende habilitiert ist. Er hat sich mit der Habilitation in ein anderes Wesen verwandelt.
Und, zugegeben, mit der Erstberufung ist die Metamorphose erst abgeschlossen.
Zitat von ZettelJa, aber langsam. Und zum Teil bewegt es sich auch rückwärts. In den siebziger, achtziger Jahren konnte man ohne Habilitation berufen werden. Heute ist das so gut wie ausgeschlossen.
Das "oder gleichwertige Qualifikation" in akademischen Stellenanzeigen ist also eine Leerformel? Trotz Juniorprofessur? Kann ich mir in Deutschland ja gut vorstellen...
Zitat von ZettelUnd, zugegeben, mit der Erstberufung ist die Metamorphose erst abgeschlossen.
"Metamorphose" ist schön. Die studentische Raupe, die mühsam vorankriecht, verpuppt sich mit dem Diplom oder der Promotion, und heraus kommt ein professoraler Schmetterling, der von akademischer Blüte zu akademischer Blüte flattert und überall nascht.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Wenn ich so diese Geschichten aus dem Hochschulleben lese, war es wohl doch eine gute Idee, da keine Laufbahn zu versuchen. Obwohl damals andere Gründe ausschlaggebend waren ...
Zitat von ZettelJa, aber langsam. Und zum Teil bewegt es sich auch rückwärts. In den siebziger, achtziger Jahren konnte man ohne Habilitation berufen werden. Heute ist das so gut wie ausgeschlossen.
Das "oder gleichwertige Qualifikation" in akademischen Stellenanzeigen ist also eine Leerformel? Trotz Juniorprofessur? Kann ich mir in Deutschland ja gut vorstellen...
In den Bereichen, für die ich das beurteilen kann, war diese parallele Schiene "Juniorprofessur" ein Schlag ins Wasser.
Ich erzähle Ihnen mal eine Geschichte, lieber Gorgasal: Da war an der Uni X eine Mitarbeiter- Stelle freigeworden. Es wurde beantragt, sie in eine Juniorprofessur umzuwandeln. Als solche wurde sie ausgeschrieben.
Dann setzte ein richtiges Berufungsverfahren ein, mit allem, was dazugehört - Kommission, Vorsingen usw. Nur, daß sich natürlich keine Habilitierten bewarben, sondern Leute, die gerade erst promoviert waren.
Wie nicht anders zu erwarten, stellte die Kommission fest, daß keiner der Bewerber qualifiziert war - alle hatten erst ein paar Artikel in peer reviewed journals publiziert, wenn überhaupt. Kaum einer hatte schon mal nennenswerte Drittmittel eingeworben. Wie auch anders; es durften sich ja nur Leute bewerben, die erst seit ein paar Jahren promoviert waren.
Dann hatte jemand in der Kommission einen Gedankenblitz: Ja, wenn die Bewerber alle nicht qualifiziert sind, dann könnten wir doch auch Frau XYZ aus dem Haus einladen, sich noch zu bewerben.
Frau XYZ war zwar noch weniger qualifiziert, aber eben aus dem Haus; sie arbeitete seit buchstäblich Jahrzehnten an ihrer Habil, mit dem absehbaren Erfolg, daß nichts dabei herauskommen würde. Und auf Frau XYZ war die ganze Farce von vornherein zugeschnitten gewesen.
In der Kommission saß ein gewisser Z., der daraufhin dafür gesorgt hat, daß das Verfahren geplatzt ist. Die Stelle wurde umgewidmet und ist heute wieder eine Mitarbeiterstelle.
Zitat von R.A.Wenn ich so diese Geschichten aus dem Hochschulleben lese, war es wohl doch eine gute Idee, da keine Laufbahn zu versuchen.
Es ist heutzutage wirkliich eine Schinderei (zu meiner Zeit war das alles viel entspannter; ich hätte unter den heutigen Wettbewerbs-Verhältnissen wahrscheinlich nie das Ziel erreicht, oder es gar nicht erst versucht).
Die Leute, die nach zehn, fünfzehn, manchmal zwanzig Jahren dann mit Mitte, auch schon mal Ende vierzig ihre Professur ergattert haben, sind darüber zu Arbeitstieren geworden. Sie haben gelernt, daß nur die Zahl der Publikationen zählt, nicht deren Originalität. Die meisten liefern also weiter stromlinienförmige, standardisierte Forschung ab. Studenten interessieren sie nicht, denn sie haben gelernt, daß gute Lehre für die Karriere irrelevant ist.
Das ist jetzt natürlich eine Pauschalisierung. Es gibt andere Fälle. Aber bei den meisten ist es so; jedenfalls dort, wo ich das beurteilen kann.
In Antwort auf:Anfangs habe ich noch, trotzig sozusagen, gelegentlich Wörter wie Neger und Zigeuner verwendet. Bis mir klar wurde, wie das "ankommt" - eben nicht als Verweigerung von PC, sondern als Rassismus.
na ja, wenn Leute in unserem Alter heutzutage nicht mehr zeitgemässe Wörter der Sprachkultur unserer Jugend verwenden, dann ist es ein deutliches Zeichen des Alters. Das wiederum ist die einzig natürliche Erklärung. Man kann da noch senil, verkalkt, zurückgeblieben oder ähnliche Freundlichkeiten anhängen, was zwar nicht gentlemanalike, aber immer noch natürlich wäre. Von Rassismus zu reden, nun lieber Zettel, das entspricht in etwa dem ethisch-moralischen Empfinden der Superduperlinksradikalen hart am Rande oder bereits in der Gosse unserer Jugend.
Es kann schon sein, daß ein solches ethisch-moralisches Empfinden heutzutage in manchen Kreisen als "normal" empfunden wird. Ist es aber nicht. Es ist krank, zutiefst intolerant und ein Zeichen totalitärer Gesinnung, und das sollte man auch durchaus einmal klar und deutlich rüberbringen.
Rudi Dutschke pflegte gerne vom aufrechten Gang zu reden und lieber Zettel, wir entstammen dem progressiven Teil einer Jugend, deren Bewusstsein generell um Lichtjahre höher entwickelt war, als das dieser Freaks von heute. Wir haben definitiv die Menschen als Menschen, völlig losgelöst ihrer Hautfarbe, des religiösen Hintergrunds ihrer Familie usw. usf., angesehen.
Davon haben wir uns zwischenzeitlich weit entfernt. Ich denke das seit der Befreiung 1945 nicht mehr derart intensiv Menschen aufgrund ihrer Herkunft unterschiedlich behandelt werden, wie es heute geschieht - selbstverständlich immer das "Gute" wollend in Wirklichkeit jedoch in selbstaufwertender krankhafter Abgrenzung von einem weitgehend konstruierten "rechten" Antipoden. Ich muss das jetzt nicht mit Beispielen illustrieren. Diese heutigen Politfreaks, die auf dem islamischen Auge blind sind und geradezu hysterisch scharf auf dem anderen sehen, die haben sich längst in die gleichen Strukturen wie althergebrachte Rassisten eingeübt. Von da den Schwenk zum althergebrachten Rassismus zu schaffen ist ein Kinderspiel. In unserem Bewusstsein existieren diese Strukturen gar nicht. Entweder bekamen wir sie gar nicht erst anerzogen, oder wir haben sie in frühen Jahren ganz einfach gelöscht. Das ist der Unterschied. Also bitteschön mehr aufrechten Gang zeigen.
In Antwort auf:Es gab dieses freiheitliche Moment am Anfang in der Bewegung, die in Deutschland und Frankreich die Achtundsechziger-Bewegung heißt.
Dieses freiheitliche Moment stand nicht nur am Anfang der Bewegung, sondern es war die Bewegung und es verlor sich niemals. Es ist nur so, daß die Politischen die Deutungshoheit über die Geschichte erobert haben. Die Politischen sind im wesentlichen die in getürkten grünen Klamotten an die Fresströge des politischen Systems geratenen Ex-Linksradikalen und Ex-Maoisten, mitsamt ihres Anhangs in den Medien usw. Die Politischen sind die Minderheiten, die zum Marxismus überliefen, winzig kleine Parteien mit dem "K" gründeten und sich damit selbst in die Isolation begaben. Das waren die Leute, die, ähnlich den Demagogen der heutigen Linkspartei, dem Bürger die Erlösung in einem zukünftigen sozialistischen Paradies versprachen, anstatt sich Hier und Jetzt selbst zu verwirklichen.
Die grosse Masse der progressiven Jugendlichen machte einen grossen Bogen um diese Politfreaks und ging ihren Weg und ganz ohne sie. Manche im Kollektiv und manche individuell. In jedem Fall um sich Hier und Jetzt selbst zu verwirklichen.
Es ist schon witzig, vor nicht einmal einer Stunde habe ich ein Telefonat mit einem lieben Freund von damals beendet. Wir hatten fast 30 lange Jahre keinen Kontakt. Die Parallelen sind wirklich verblüffend. Beide haben wir Karriere gemacht, sind selbstständige Unternehmer, bieten unseren Kindern intakte Familien und sind wirklich glückliche Menschen geworden. Wir sind stolz darauf, dieser Generation, trotz dieser und jener Jugendsünde, dazugehörig zu sein. Auch politisch lief die Entwicklung verblüffend ähnlich. Vor 20 Jahren das letzte Mal SPD gewählt, heute ziemlich auf Eigenverantwortung und Freiheit pochend und gelassen der Krise entgegenblicken. Wir könnten auch ein Leben arm wie die Kirchenmäuse führen, ohne deshalb die Selbstachtung zu verlieren. Auch das ist eine deutliche Prägung unserer Generation.
Also Zettel, Kopf hoch und aufrechter Gang. Lassen sie uns zusammen für eine Normalisierung der Gesellschaft kämpfen, in denen uns alten Säcken zwar Freundlichkeiten wie senil, verkalkt, zurückgeblieben oder gar Tattergreis, aber nicht mehr Rassist entgegenschallen, wenn die Prägung der Sprachkultur unserer Jugend mal wieder offensichtlich wird.
In Antwort auf:Wenn über Jahre hinweg ein Jugendlicher mit 18 ohne Geld aus dem Elternhaus ausgezogen ist, bezahlte meines Wissens das Arbeitssozialharz4wasweisichnichtamt dafür.
Da bin ich sehr wenig kundig, und da ändert sich auch dauernd etwas. Es ist aber wohl so, daß das nicht zu unserem Thema "erwachsen werden" paßt - weil es da auch nicht um Altersgrenzen geht, sondern um gegenseitige Unterhaltspflichten in der Familie. Bei Hartz IV müssen ja auch Kinder für ihre Eltern zahlen, wenn die in Not geraten.
Lieber R.A., es hat sehr wohl etwas mit "erwachsen werden" zu tun. Der Unterschied ist der, daß in den 60/70/80er Jahren, niemand auf die Idee gekommen wäre ohne eigenes Geld aus dem Elternhaus auszuziehen. Erst wenn man auf eigenen Beinen stand (hiermit schon mal einen Teil des Erwachsenensein erfüllt hatte) also erst wenn man es also selbst bezahlen konnte, tat man diesen Schritt. Konnte man es nicht bezahlen, mußte man eben so lange Kompromisse machen zu Hause oder man fand sich allenfalls zu einer Wohngemeinschaft zusammen so mit Beginn der 60ziger. Allenfalls vielleicht auch noch das kleine Zimmer zur Untermiete.
Die Diskrepanz zwischen den damaligen Jugendlichen und vielen (nicht allen), der 80/90er Generation liegt doch auf der Hand. Für frühere Generationen war der Lebensentwurf niemals kombiniert mit einer Versorgung durch irgendwelche Ämter, wobei in den 70ern die Arbeits- und Ausbildungsplätze auch nicht in den Schoß fielen und nur mit guter Ausbildung und eigener Anstrengung der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelang. Falls jetzt das Argument der nichtvorhandenen Arbeitsplätze kommt.
Also von Harz IV oder irgendwelchen Generations-Notunterstützungen kann man in diesem Zusammenhang nicht sprechen, das gab es noch gar nicht, das ist dann tatsächlich ein anderes Thema. Es lag mir daran deutlich zu machen, zu welcher Sorglosigkeit die Jugendlichen später politisch erzogen wurden, indem man ihnen eine Wohnung bezahlte und die Einrichtung nebst Mieten. Der Beginn des rundum versorgten bürgerlichen Volltrottels. Ist ja nur ein Detail dieser abstrusen links/alternativgrün gefärbten Lebensweisheiten. Vollkommen undenkbar für meine Generation - man war erwachsen, wenn man für sich selbst "gradestehen" konnte und, ganz wichtig, auch wollte.
♥lich Nola
Die wahre Verantwortung trägt der Mitläufer in jedem von uns.
Zitat von Shin"Fräulein" allerdings gehört als Diminutiv ohne männliches Pendant tatsächlich auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte. Es käme ja auch niemand auf die Idee, unverheiratete Männer "Männlein" zu nennen ;-)
Ist das männliche Pendant nicht "Junker"?
Bingo. Fräulein, bzw. Jungfrau (Jungfer) ist ursprünglich die unverheiratete Adlige, Junker (Jungherr) das männliche Pendant.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von Shin Bei den Zigeunern habe ich mich offenbar geirrt. Dennoch gibt es offenbar die Assoziation mit dem Wort "Gauner", was ich für ausschlaggebend halte.
Dann sollte man diese Assoziation, bzw. den dahinter stehenden Rassismus, bekämpfen aber nicht das Wort. Wie man die Zigeuner nennt, ist reichlich wurscht: solange sie als Aussatz behandelt werden, wird jede Bezeichnung für sie solche Assoziationen wecken. In Deutschland geht der Zigeunerhaß übrigens allmählich zurück, es scheint eine aussterbende und an die heutige Rentnergeneration gebundene Tradition zu sein. Hoffen wirs. Was wäre denn die Alternative zu Zigeuner? Sinti und Roma? "Der Sinti und Roma da." Wie? Sinti und Roma gleich auch noch? Oder nennen Sie mal einen Roma Sinti. Das IST dann unter Umständen eine Beleidigung. Ebenso vice versa. Und da reden wir nur von den beiden traditionell größten Völkern bzw. Stämmen. Die anderen mögen es gar nicht, als Sinti und Roma bezeichnet zu werden. Weil sie es nicht sind und niemals waren. Wir reden hier über ein ursprünglich nomadisches Phänomen, daß aus sehr vielen oft verfeindeten Völkern und Stämmen besteht, die überwiegend feudal organisiert sind.
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Bei den Tieren sterben ja auch Männchen, Weibchen, fressen und Futter aus. Das sind jetzt immer öfter Hamstermänner, Schweinefrauen, essen und Nahrung.
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Zitat von Shin"Fräulein" allerdings gehört als Diminutiv ohne männliches Pendant tatsächlich auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte. Es käme ja auch niemand auf die Idee, unverheiratete Männer "Männlein" zu nennen ;-)
In den 70er Jahren versuchte eine Dame auf gerichtlichem Weg die Anrede "Dame" für die Dame durchzusetzen. Die Herren würden ja auch mit "Herr" und nicht mit "Mann" angeredt.
Berühmter Fall, Standardbeispiel für den Grundkurs Linguistik. Das männliche Pendant zu Dame wäre irgendwas lateinisches mit Wortstamm 'Dom'. Die Dame (auch ein englischer Adelstitel übrigens) ist ursprünglich eine Art weiblicher Ritter und mit militärischem Rang verbunden. Im Grunde wäre die deutsche Übersetzung für Dame "Generälin".
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Es gibt für die Pubertät eine biologische Semantik, wonach sie den Hormonschub in der jugendlichen Wachstumsphase bezeichnet. Und die ist von vielen Faktoren wie z.B. auch Ernährung und Alltagsstreß abhängig. Bei vielen Menschen dauert sie bis in die zwanziger Jahre hinein. Dann haben sie "sich ihre Hörner abgestoßen", sagt der Volksmund. Tatsächlich hat sich nur der Hormonspiegel von Sprint auf Dauerlauf eingepegelt.
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Zitat von califaxBei den Tieren sterben ja auch Männchen, Weibchen, fressen und Futter aus. Das sind jetzt immer öfter Hamstermänner, Schweinefrauen, essen und Nahrung.
Schweinefrau statt Sau? Ehrlich?
Wir haben im Deutschen allerdings den Nachteil, daß uns Übersetzungen für male und female als Substantive fehlen; die Verniedlichungen mit -chen sind ja auch eigentlich Quatsch. Ich glaube, wir können uns nur mit "männliche Tiere" und "weibliche Tiere" behelfen.
Mich würde, lieber Califax, interessieren, wie sich eigentlich diese Tendenz zum Euphemismus zu der Tendenz verhält, daß Wörter in ihrer Bedeutung abgeschliffen werden, daß sie Konnotationen verlieren.
"Geil" war in meiner Jugend ein ausgesprochenes Tabuwort; heute bedeutet es das, was wir damals mit "klasse" bezeichneten. "Schelm" war einmal eine schwere Beleidigung.
Zitat von Shin"Fräulein" allerdings gehört als Diminutiv ohne männliches Pendant tatsächlich auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte. Es käme ja auch niemand auf die Idee, unverheiratete Männer "Männlein" zu nennen ;-)
Ist das männliche Pendant nicht "Junker"?
Bingo. Fräulein, bzw. Jungfrau (Jungfer) ist ursprünglich die unverheiratete Adlige, Junker (Jungherr) das männliche Pendant.
Als ich eben überlegt habe, wo neben dem "Junker Jörg" mir ein "Junker" begegnet ist, ist mir der Junker Tobias in Shakespeares "Was ihr wollt" eingefallen. Jetzt habe ich nachgesehen, wie er im Original heißt - "Sir Toby".
Schlegel und Tieck haben also das "Sir", den niedrigsten Adelstitel, mit "Junker" übersetzt. Das muß sich wohl im 19. Jahrhundert (oder schon früher?) durchgesetzt haben, so daß es dann zu den "ostelbischen Junkern" kömmen konnte.
Zitat von Zettel Wir haben im Deutschen allerdings den Nachteil, daß uns Übersetzungen für male und female als Substantive fehlen; die Verniedlichungen mit -chen sind ja auch eigentlich Quatsch. Ich glaube, wir können uns nur mit "männliche Tiere" und "weibliche Tiere" behelfen.
Dabei passen Männchen und Weibchen so gut zu unserer kulturellen Tierliebe. Ich käme nie auf die Idee, unseren Kater als Mann zu bezeichnen. Männchen paßt aber sehr gut.
Zitat von Zettel Mich würde, lieber Califax, interessieren, wie sich eigentlich diese Tendenz zum Euphemismus zu der Tendenz verhält, daß Wörter in ihrer Bedeutung abgeschliffen werden, daß sie Konnotationen verlieren. "Geil" war in meiner Jugend ein ausgesprochenes Tabuwort; heute bedeutet es das, was wir damals mit "klasse" bezeichneten. "Schelm" war einmal eine schwere Beleidigung.
Konnotationen können sich halt abschleifen. Wenn jemand bei einem Wort die Konnotation in den Mittelpunkt stellt, muß er sich dann nach anderen Wörtern umschauen. Das Beispiel Weib->Frau->Dame zeigt das sehr schön. Durch den Alltagsgebrauch wurde bei vielen Menschen die Konnotation der Ehrenbezeugung zum Kompliment und schließlich zum unbekannten oder wenigstens unverstandenen geschichtlichen Ursprung zerschliffen. Damit wird Platz für die negativen Konnotationen, die als Ironie- bzw. Hämegebrauch immer und grundsätzlich jedes Wort begleiten. Sie übernehmen dann die Neusinnstiftung. Diese Entwicklung läßt sich grundsätzlich umkehren. Schwul war mal ein tödliches Schimpfwort, entstanden auf dem obigen Weg aus schwül. Heute müssen viele Schwulenhasser schon auf andere Schimpfwörter ausweichen, weil schwul oft nicht mehr die gewünschte Aburteilung transportiert.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxEs gibt für die Pubertät eine biologische Semantik, wonach sie den Hormonschub in der jugendlichen Wachstumsphase bezeichnet. Und die ist von vielen Faktoren wie z.B. auch Ernährung und Alltagsstreß abhängig.
Bei vielen Menschen dauert sie bis in die zwanziger Jahre hinein. Dann haben sie "sich ihre Hörner abgestoßen", sagt der Volksmund. Tatsächlich hat sich nur der Hormonspiegel von Sprint auf Dauerlauf eingepegelt.
Man sollte da, lieber Califax, glaube ich zwei Spannen unterscheiden.
Beim Individuum ist die Pubertät, wenn man sie im herkömmlichen Sinn als die hormonelle Umstellungsphase definiert, eine Sache von ein, zwei Jahren. Beginn die Spermarche, die Menarche. Ende die vollständige Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale.
In der Population gibt es aber eine breite Streuung. Bei manchen setzt die Pubertät schon mit neun oder zehn Jahren ein und ist dann entsprechend früh beendet. Bei anderen setzt sie vielleicht erst mit sechzehn Jahren ein und endet dann erst mit siebzehn oder achtzehn.
Wovon das abhängt, scheint immer noch nicht ganz klar zu sein. Jedenfalls gab es ja im Lauf des Zwanzigsten Jahrhunderts in den westlichen Ländern eine massive Akzeleration.
Ja, die Bedeutung "Junger Herr" ist im Junker völlig verloren gegangen. Stattdessen sind gesellschaftlicher Rang (gewandelt zum armen Ritter) und mieses Benehmen (von den privilegierten und oft über dem Gesetz stehenden Adelssprößlingen) an die Stelle getreten. Bei seiner Schwester "Jungfer" ist die ursprüngliche Bedeutung immerhin noch gymnasiales Umgangsklugscheißertum. Und natürlich das junkern, daß Gewinsel, daß junge verzogene Hunde anstimmen, wenn sie eine läufige Hündin wittern.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxSchwul war mal ein tödliches Schimpfwort, entstanden auf dem obigen Weg aus schwül. Heute müssen viele Schwulenhasser schon auf andere Schimpfwörter ausweichen, weil schwul oft nicht mehr die gewünschte Aburteilung transportiert.
Sondern im Gegenteil oft schon PC ist. Mir ist es schon passiert, daß dann, wenn ich von männlichen und weiblichen Homosexuellen gesprochen habe, ich diskret darauf hingewiesen wurde, daß ich doch bitte einfach Schwule und Lesben sagen soll.
Tempora mutantur. Auch eine "Krüppelbewegung" hat es ja mal gegeben oder gibt es noch; sie hat es aber wohl nicht geschafft, dem Wort eine ähnliche Konnotations-Verschiebung gegeben wie bei "schwul".
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