Zitat von FAZWoran man sich einmal gewöhnt hat, gibt man nicht gerne wieder her. Auch das zeigt sich jetzt an der Abwrackprämie. Sie hat ihr Ziel erreicht und den Autobauern neue Aufträge verschafft - damit sie sich aus eigener Kraft auf die Krise einstellen können. Warum läuft sie jetzt nicht einfach aus, so wie es die Bundesregierung ursprünglich vorhatte? Allein das Geschrei dagegen, dass die Prämie möglicherweise gekürzt wird, ist verräterisch. ...
Die Debatte über die Verlängerung der Abwrackprämie verrät ein Anspruchsdenken, das weit über die Krise hinausweist. Die staatlichen Zuschüsse werden ja nicht erst in der Krise auf Pump finanziert: Schon für den großzügigen Anspruch auf Elterngeld, auf höhere Sozialhilfe oder auf die Subventionen für erneuerbare Energien hatte der Staat eigentlich kein Geld - alles ist schon in den guten Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs immer nur auf Pump finanziert worden. Dieses Denken führt nicht aus der Krise hinaus. Es führt mitten in sie hinein: Denn eines Tages muss die Rechnung bezahlt werden.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von FAZDie staatlichen Zuschüsse werden ja nicht erst in der Krise auf Pump finanziert: Schon für den großzügigen Anspruch auf Elterngeld, auf höhere Sozialhilfe oder auf die Subventionen für erneuerbare Energien hatte der Staat eigentlich kein Geld - alles ist schon in den guten Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs immer nur auf Pump finanziert worden. Dieses Denken führt nicht aus der Krise hinaus. Es führt mitten in sie hinein: Denn eines Tages muss die Rechnung bezahlt werden.
Sie und einige andere Autoren schreiben Vernünftiges über den Abwrackwahn. Volkswirtschaftlich gesehen ist es der helle Wahnsinn. Aber leider ist eine Entscheidung für das das »geförderte Abwracken« für viele Bürger subjektiv die richtige Entscheidung. Wenn in diesem Land die Worte »Fördergeld« und »Steuerersparnis« fallen, dann setzt leider viel zu oft der Verstand aus.
In der F.A.Z. las ich jetzt von einem »Käfer«-Eigentümer, der explizit ein deutlich höheres Angebot für das Auto ausgeschlagen und auf der Verschrottung bestanden hat. Was soll man dazu noch sagen?
Das ist ja bei Unternehmen nicht unbedingt anders: es ist definitiv absehbar, dass hier in Dresden bald Schutzschirme für den Einzelhandel und Schutzschirme für notleidende Hotels gefordert werden. Denn trotz eines Überangebots werden derlei Gebäude aus unerfindlichen Gründen mit viel Fördergeld errichtet. Das kann nur zur Pleite einiger Anbieter führen, weil beide Märkte heute schon übersättigt sind.
Vielleicht spielt wirklich bei vielen individuellen Entscheidungen für das Abwracken der Gedanke mit, sich jetzt mal etwas zurückholen zu wollen. Mir kann es ja vordergründig nur recht sein, denn jetzt sollten wohl einige andere Preise fallen. Ich freue mich schon lange auf ein gutes Makro-Objektiv;-)
Herzliche Grüße und noch einen schönen Sonntagabend Stefan
Belastbare Zahlen zur Verteilung der Wertschöpfung der neuen PKW gibt es ja auch kaum. Sicher scheint nur zu sein, dass ca. 30% der Neuwagen aus deutschen Konzernen kommen, wobei man bei VW schon Skoda und Seat mit einbezogen hat. Aber die Wertschöpfung eines »deutschen« PKW findet wohl inzwischen fast auf der ganzen Welt statt. Es ist auch durchaus möglich, dass in den ausländischen Kleinwagen Baugruppen aus deutschen Unternehmen stecken und dass ausländische Kleinwagen auf Anlagen aus Deutschland hergestellt werden.
Ich finde, dass eine Senkung der Umsatzsteuer nicht den gleichen Effekt gehabt hätte. Mit den bisher bekannten Mitteln (weniger als drei Milliarden Euro) hätte man die Umsatzsteuer noch nicht mal um einen Prozentpunkt senken können.
Wir haben damals fast alle über die Idee der Gutscheine (Scheck vom Staat) gelacht. Aber marktwirtschaftlich gesehen wären Einkaufsgutscheine besser als eine Abwrackprämie in der bestehenden Art (wenn man sich nur zwischen diesen beiden Maßnahmen zu entscheiden hätte). Würde man den Wert der Einkaufsgutscheine nach der Steuerbelastung bemessen, dann wäre es sogar noch einigermaßen leistungsgerecht. Aber das ist natürlich mit den Sozis in einem Wahljahr nicht zu machen ;-)
Zitat von stefanolixWir haben damals fast alle über die Idee der Gutscheine (Scheck vom Staat) gelacht. Aber marktwirtschaftlich gesehen wären Einkaufsgutscheine besser als eine Abwrackprämie in der bestehenden Art (wenn man sich nur zwischen diesen beiden Maßnahmen zu entscheiden hätte).
Recht haben Sie. Ich hätte vor einigen Monaten nicht geglaubt, dass mir die Konsumschecks einmal als das kleinere Übel erscheinen würden.
Ich hoffe nur, dass ich nicht in einem halben Jahr der Realitätsnähe der Abwrackprämie hinterhertrauere, weil dann noch etwas Schlimmeres kommt...
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von stefanolixIch freue mich schon lange auf ein gutes Makro-Objektiv;-)
Vielleicht warten Sie, bis auch da eine Abwrackprämie für Ihre alte Fotoausrüstung eingeführt ist... Ich fürchte fast, bei Zeiss in Jena wird schon an so etwas gefeilt, wäre ja obendrein Ostförderung im Superwahljahr. Oder stellen die mittlerweile gar keine Objektive mehr her?
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Manche Hersteller werben ja mit Abwrackprämien. Bei mir kommt das ja nun gar nicht in Frage, da ich ja kein altes Makroobjektiv habe. -- Soweit ich weiß, gibt es keine Objektive von Carl Zeiss mehr (zumindest nicht für meine Kamera von Canon). Kameras und Kamerazubehör gibt es aber zu bestimmten Zeiten immer mal wieder etwas günstiger. Und möglicherweise sinkt ja gerade die Nachfrage, wenn eine Million Leute sich lieber ein neues Auto zulegen ...
Zitat von Gorgasal (...) Ich hoffe nur, dass ich nicht in einem halben Jahr der Realitätsnähe der Abwrackprämie hinterhertrauere, weil dann noch etwas Schlimmeres kommt...
Wie sich das trifft: fast das gleiche habe ich im privaten Gespräch heute auch gesagt. In einem halben Jahr ist aber die Wahl schon vorbei, erfahrungsgemäß wird dann nicht mehr so viel Geld ausgegeben. Dann mag es wieder anderen Wahnsinn geben ...
Zitat von stefanolixBelastbare Zahlen zur Verteilung der Wertschöpfung der neuen PKW gibt es ja auch kaum.
Ja, das meiste sind leider Betriebsgeheimnisse, und die entsprechenden Forschungseinrichtungen (wie die des berühmten "Autopapstes" Dudenhöfer) scheinen mehr an öffentlichen Verlautbarungen interessiert zu sein als an detaillierter Analysearbeit.
Zitat von stefanolix Sicher scheint nur zu sein, dass ca. 30% der Neuwagen aus deutschen Konzernen kommen, wobei man bei VW schon Skoda und Seat mit einbezogen hat.
Ich habe mal interessehalber die März-Zulassungszahlen zusammengezählt und bin bei den "typischen deutschen Marken" (Audi, BMW, Ford, Mercedes/Smart, Opel, Porsche, VW), die ja tatsächlich für den deutschen Markt hauptsächlich in Deutschland fertigen, auf über 50% gekommen (213072 von 400965). VW natürlich ohne Skoda und Seat.
An dieser Stelle muss ich mich auch mal wieder darüber aufregen, dass die meisten Statistiken vom Kraftfahrtbundesamt inzwischen nur noch gegen Bezahlung zu haben sind. Da wünscht man sich doch ein FOIA-ähnliches Gesetz in Deutschland.
In Antwort auf: Aber die Wertschöpfung eines »deutschen« PKW findet wohl inzwischen fast auf der ganzen Welt statt. Es ist auch durchaus möglich, dass in den ausländischen Kleinwagen Baugruppen aus deutschen Unternehmen stecken und dass ausländische Kleinwagen auf Anlagen aus Deutschland hergestellt werden.
Das ist schwierig einzuschätzen. Der deutsche Maschinenbau ist Topzulieferer für die KfZ-Fertigung. Und Komponentenhersteller sind auch reichlich in Deutschland beheimatet (wenn auch bei den meisten nicht die ganze Fertigung) - Bosch, Conti, Mahle, ZF, Schäffler, Hella, Behr, Getrag, Eberspächer, Webasto, SKF...auch die eher als "non-Automotive-Konzerne" eingeschätzten Siemens, ThyssenKrupp, BASF, Bayer und Evonik erzielen signifikante Umsätze im Automotive-Bereich.
Wenn einer der Mitdiskutanten hier anständige Statistiken zur Hand hätte, wäre ich sehr interessiert.
Zu beachten ist, dass die Materialkosten soweit ich weiss nicht die dominierende Rolle spielen. Die Ausgaben für die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer dürften da ganz vorne liegen, allein die Entwicklungsausgaben für ein neues Modell sind extrem hoch und werden regelmäßig im Mrd-Bereich angegeben.
Zitat von hubersn (...) Zu beachten ist, dass die Materialkosten soweit ich weiss nicht die dominierende Rolle spielen. Die Ausgaben für die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer dürften da ganz vorne liegen, allein die Entwicklungsausgaben für ein neues Modell sind extrem hoch und werden regelmäßig im Mrd-Bereich angegeben. Gruß, hubersn
In der Entwicklung eines PKW dürften zwar auch eine Menge Kosten für Hard- und Software, Test, Simulation und Labore stecken. Aber sicher fallen in diesem Bereich noch recht hohe Personalkosten an. Was dagegen die (Massen)Produktion betrifft, so ist mir ein Personalkostenanteil in der Größenordnung von etwa zehn Prozent in Erinnerung. Aber ich lasse mich gern korrigieren!
Die Statistik der Neuzulassungen umfasst ja alle PKW. Ich meinte aber die PKW, die dezidiert mit Abwrackprämie erworben wurden. Wer einen wenige Jahre alten BMW durch einen neuen BMW ersetzt, wird zwar eine Neuzulassung auslösen, aber er hat nichts mit der Abwrackprämie zu tun.
In Antwort auf: FAZ: Die Debatte über die Verlängerung der Abwrackprämie verrät ein Anspruchsdenken, das weit über die Krise hinausweist. Die staatlichen Zuschüsse werden ja nicht erst in der Krise auf Pump finanziert: Schon für den großzügigen Anspruch auf Elterngeld, auf höhere Sozialhilfe oder auf die Subventionen für erneuerbare Energien hatte der Staat eigentlich kein Geld - alles ist schon in den guten Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs immer nur auf Pump finanziert worden. Dieses Denken führt nicht aus der Krise hinaus. Es führt mitten in sie hinein: Denn eines Tages muss die Rechnung bezahlt werden.
Der Wahnsinn geht weiter und keiner stoppt ihn. Äh, halt doch, die Bundestagswahl 2009 - hoffentlich !!!
Bund stellt zusätzliche Fördergelder in Höhe von 3,5 Milliarden Euro bereit und damit auf 5 Milliarden Euro erhöht, das wurde gestern (12.06.09) vom Bundesrat beschlossen. Für alle Anträge bis zum 31. Dezember 2009 gilt grundsätzlich eine Frist von sechs Monaten, innerhalb derer das Neufahrzeug zugelassen sein muss. Die Neuregelung sieht nun allerdings vor, dass für einige besonders nachgefragte Pkw-Typen diese Frist auf neun Monate verlängert wird. Wie das ARD-Hauptstadtstudio am Freitag auf der Grundlage eigener Berechnungen mitteilte, wird die Abwrackprämie nach derzeitigem Stand vor der Bundestagswahl am 27. September ausgeschöpft sein.
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