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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 31 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.06.2009 23:35
Marginalie: Barack der Redner Antworten

"Schön hat er wieder gepredigt!" sagte man früher, wenn man aus der Kirche kam und zufrieden war. Die Botschaft mag an manchen Kirchgängern vorbeigerauscht sein - aber schön hat er gepredigt. Ergreifend also, zu Herzen gehend.

Dies, so könnte man glauben, ist auch die Wirkung, die Barack Obama anstrebt. So jedenfalls ließ es heute wieder seine Kairoer Rede vermuten.

Nur ist ein Präsident ja kein Prediger. Auch steht bei seinen Tätigkeitsmerkmalen nicht eigentlich das Reden im Vordergrund.

Bei Barack Obama schon, dem redenden, redenden, redenden Präsidenten. Bei Barack dem Redner.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

05.06.2009 01:01
#2 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Ich wäre mittlerweile eher für: Barack der Vielsagende.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 05:52
#3 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Ich habe mir jetzt einmal das Wortprotokoll der Rede auf den Applaus hin angesehen.

Hier sind einige der Stellen, an denen es Applaus gab:

Zitat von Präsident Obama in Kairo
As a student of history, I also know civilization's debt to Islam. It was Islam -- at places like Al-Azhar -- that carried the light of learning through so many centuries, paving the way for Europe's Renaissance and Enlightenment. It was innovation in Muslim communities -- (applause) -- it was innovation in Muslim communities that developed the order of algebra; our magnetic compass and tools of navigation; our mastery of pens and printing; our understanding of how disease spreads and how it can be healed. Islamic culture has given us majestic arches and soaring spires; timeless poetry and cherished music; elegant calligraphy and places of peaceful contemplation. And throughout history, Islam has demonstrated through words and deeds the possibilities of religious tolerance and racial equality. (Applause.)

Zitat von Präsident Obama in Kairo
And I consider it part of my responsibility as President of the United States to fight against negative stereotypes of Islam wherever they appear. (Applause.)

Zitat von Präsident Obama in Kairo
Moreover, freedom in America is indivisible from the freedom to practice one's religion. That is why there is a mosque in every state in our union, and over 1,200 mosques within our borders. That's why the United States government has gone to court to protect the right of women and girls to wear the hijab and to punish those who would deny it. (Applause.)

Zitat von Präsident Obama in Kairo
So let there be no doubt: The situation for the Palestinian people is intolerable. And America will not turn our backs on the legitimate Palestinian aspiration for dignity, opportunity, and a state of their own. (Applause.)

Zitat von Präsident Obama in Kairo
The United States does not accept the legitimacy of continued Israeli settlements. (Applause.) This construction violates previous agreements and undermines efforts to achieve peace. It is time for these settlements to stop. (Applause.)


Hier einige Textstellen, an denen es keinen Applaus gab:

Zitat von Präsident Obama in Kairo
The United States has been one of the greatest sources of progress that the world has ever known. We were born out of revolution against an empire. We were founded upon the ideal that all are created equal, and we have shed blood and struggled for centuries to give meaning to those words -- within our borders, and around the world.

Zitat von Präsident Obama in Kairo
So America will defend itself, respectful of the sovereignty of nations and the rule of law. And we will do so in partnership with Muslim communities which are also threatened. The sooner the extremists are isolated and unwelcome in Muslim communities, the sooner we will all be safer.

Zitat von Präsident Obama in Kairo
America's strong bonds with Israel are well known. This bond is unbreakable. It is based upon cultural and historical ties, and the recognition that the aspiration for a Jewish homeland is rooted in a tragic history that cannot be denied.

Zitat von Präsident Obama in Kairo
Threatening Israel with destruction -- or repeating vile stereotypes about Jews -- is deeply wrong, and only serves to evoke in the minds of Israelis this most painful of memories while preventing the peace that the people of this region deserve.

Zitat von Präsident Obama in Kairo
Palestinians must abandon violence. Resistance through violence and killing is wrong and it does not succeed.

Noch zwei Anmerkungen:

Ich habe ausführlicher zitiert, als es sonst hier erlaubt ist. Das liegt daran, daß die Rede des Präsidenten keinem Copyright unterliegt.

Und ich habe nicht alle Textstellen zitiert, an denen es Applaus gab, und diejenigen, an denen es keinen gab, natürlich nicht zufällig ausgewählt. Ich wollte zeigen, wie Obama mit dem rhetorischen Mittel der captatio benevolentiae arbeitete und wie anderseits wichtige Stellen, an denen er das nicht tat, ohne positiven Widerhall blieben.

MPH Offline



Beiträge: 31

05.06.2009 09:33
#4 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Sehr gut. Ich sehe, daß wir gestern in Bezug auf das "Auflösen in Rhetorik" ja fast dasgleiche geschrieben haben, lieber Zettel.

http://markphaverkamp.blogspot.com

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

05.06.2009 10:41
#5 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Zitat von Zettel
Wie lange wird es dauern, bis man im Ausland merkt, bis irgendwann auch die Bürger der USA merken, daß man durch Reden die Realität nicht in ihr Gegenteil verkehren kann?

Meine These ist ja nach wie vor, dass man Obama höchstens ein bisschen Naivität vorwerfen wird. Ansonsten wird er als ein visionärer Präsident in die Geschichte eingehen, dessen Traum von einer besseren Welt durch böse Partikularinteressen zunichte gemacht wurde.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

05.06.2009 11:00
#6 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Ja, das trifft den Nagel auf den Kopf.

Allerdings ein Eiwand:

In Antwort auf:
Perfekt! Ja, das ist es! Daß da niemand vor Obama darauf gekommen ist!

Natürlich ist seit Jahrzehnten jeder darauf gekommen; diese Ziele waren ja bereits das Ergebnis des Prozesses von Oslo.


Leider muß man in dieser Welt auch das Offensichtlich öfters wiederholen. Es gibt halt leider auch solche, die aus Frustration darüber, daß das Ziel derzeit unerreichbar scheint, mehr als bereit sind, es aufzugeben.

Und noch eine kleine Beckmesserei: Pippin der Kurze ist in Wahrheit Pippin der Jüngere (im Unterschied zu zwei früheren Pippins) und war fast so groß wie sein großer Sohn Karl.

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)

Verfassungsfeinde ... in den Tschad!!!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 12:06
#7 Beckmessereien Antworten

Zitat von str1977
Und noch eine kleine Beckmesserei: Pippin der Kurze ist in Wahrheit Pippin der Jüngere (im Unterschied zu zwei früheren Pippins) und war fast so groß wie sein großer Sohn Karl.

Ach lieber str1977, Sie mit Ihren Beckmessereien.

Wenn's stimmen würde, wäre es mir ja recht; dann sogar eine Hilfe. Denn wenn ich einen Fehler mache, dann ärgert mich das selbst am meisten, und ich bin für jede Korrektur dankbar.

Aber Sie liegen immer wieder daneben, weil Sie offenbar zwar irgendwo nachsehen, aber sich nicht gründlich informieren.

Ich tue das, wenn ich einen Artikel schreibe. Also habe ich auch zu diesem Artikel, während ich ihn geschrieben habe, nachgeschlagen, wo denn das "der Kurze" herkommt. In diesem Fall genügte schon die Wikepedia, Stichwort "Pippin der Jüngere":
Zitat von Wikipedia
Pippins Beiname „der Kurze“ oder „der Kleine“ kommt nicht, wie gelegentlich behauptet, von der falschen Übersetzung des lateinischen „Pippinus minor“ für „Pippin den Jüngeren“. Vielmehr war „Pippin der Kurze“ (lateinisch: Pippinus brevis) ein Beiname, der ursprünglich in Quellen des 11. und 12. Jahrhunderts Pippin dem Mittleren beigelegt wurde (so bei Ademar von Chabannes und noch im 13. Jahrhundert in den Grandes Chroniques de France).[5] Die Übertragung des Beinamens auf Pippin den Jüngeren dürfte ab dem 12. Jahrhundert unter Einfluss einer bereits 883/84 von Notker Balbulus aufgeschriebenen Anekdote erfolgt sein (Gesta Karoli Magni, Buch 2, Kap. 15). Danach hätte Pippin der Jüngere einen Löwen mit dem Schwert besiegt und habe sich dabei mit dem kleinen David, wie er dem großen Goliath gegenüberstand, sowie mit dem kleinwüchsigen Alexander dem Großen verglichen.[6] Gottfried von Viterbo nennt Pippin den Jüngeren in seinem „Königsspiegel“ (Speculum regum, 1183) sogar Pippinus nanus, also „Pippin den Zwerg“.[7] Einige spätere Autoren sind ihm darin gefolgt, so Sicardus von Cremona in seiner Universalchronik (Chronica universalis, 1213).[8]


Vorschlag zur Güte: Wenn Sie wieder meinen, etwas "richtigstellen" zu sollen, geben Sie bitte Ihre Quellen an.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 13:36
#8 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Zitat von MPH
Sehr gut. Ich sehe, daß wir gestern in Bezug auf das "Auflösen in Rhetorik" ja fast dasgleiche geschrieben haben, lieber Zettel.

Ja, lieber MPH, das ist mir schon gelegentlich aufgefallen, daß wir zu ähnlichen Beurteilungen kommen.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

05.06.2009 14:18
#9 Barack vs. Brandt Antworten

Wie wuerde eigentlich der Wechsel in der deutschen Ostpolitik mit Brandt aufgenommen? Bestehen Ähnlichkeiten zu Barack's Politikwechsel?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 14:36
#10 RE: Barack vs. Brandt Antworten

Zitat von Dagny
Wie wuerde eigentlich der Wechsel in der deutschen Ostpolitik mit Brandt aufgenommen? Bestehen Ähnlichkeiten zu Barack's Politikwechsel?

Eine sehr interessante Frage, liebe Dagny. An diese Parallele hatte ich noch gar nicht gedacht.

Es gibt ja sogar zwischen den Personen Ähnlichkeiten. Brandt war zwar mehr als ein Redner, aber auch seine Stärke war das Allgemeine und nicht die politische Detailarbeit. Er löste 1972 eine ähnliche Welle der Begeisterung aus wie heute Obama. Auch ich habe damals diesen Button getragen "Willy wählen".

Zwischen den beiden Fällen von Politkwechsel sehe ich aber eher keine Gemeinsamkeiten.

Brandts Ostpolitik war wirklich ein Politikwechsel. Das Entscheidende war, daß Deutschland bereit war, Opfer zu bringen - den Verzicht auf die Ostgebiete; ein ungeheures Opfer. (Wann je hat ein Staat freiwillig, ohne dazu von Siegern gezwungen zu werden, auf einen so großen Teil seines Territoriums verzichtet? Die Ostgebiete gehörten ja völkerrechtlich zu Deutschland).

Für dieses Opfer gab es im Grunde keine Gegenleistung. Brandt und Bahr hofften auf Versöhnung, auf "Wandel durch Annäherung". Was sich als richtig erwiesen hat.

Aber damals war es nicht absehbar. Die Opposition aus der CDU war extrem heftig. Strauß hat zu Recht angemerkt, daß man für den Verzicht im Grunde nichts völkerrechtlich Verbindliches bekommen würde.

Und jetzt Obama? Die USA opfern überhaupt nichts. Alles, was sich ändert, ist die Rhetorik. Obama schmeichelt den islamischen Ländern, er umwirbt sie. Den Preis wollen nicht die USA zahlen, sondern Israel soll ihn zahlen.

Ich habe noch keine einzige Rede Obamas gesehen oder gelesen, wo nicht das Bekenntnis zu den Bindungen an Israel nur die Einleitung zu einer Aussage war, die mit "But" oder dergleichen begann.

Es ist eine Floskel, eine Formel. Obama will sich auf Israels Kosten mit den islamischen Ländern verständigen, das scheint mir auf der Hand zu liegen.

Herzlich, Zettel

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

05.06.2009 14:52
#11 RE: Barack vs. Brandt Antworten

Zitat von Zettel
Für dieses Opfer gab es im Grunde keine Gegenleistung. Brandt und Bahr hofften auf Versöhnung, auf "Wandel durch Annäherung". Was sich als richtig erwiesen hat.


Eine nicht ganz unumstrittene Ansicht, lieber Zettel.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 14:56
#12 Barack der Erlöser Antworten

Zitat von Calimero
Ich wäre mittlerweile eher für: Barack der Vielsagende.

Jetzt hätte ich mich fast verlesen, "der Versagende".

Scherz beiseite. Ich stimme Ihnen ganz zu und setze noch einen drauf: der Verkündende, der Erlösende.

In Erwartung des Besuchs in Buchenwald trat vorhin ein Reporter auf, der gefragt wurde, wie es denn sei, Obama zu erleben. (Es war eine Sendung des MDR). Der Reporter antwortete, das sei etwas ganz Besonderes, diese Aura, diese Ausstrahlung, die von Obama ausgehe.

Und dann sagte er noch, daß er ihn heute leider nicht gesehen habe, aber früher einmal bei anderer Gelegenheit.

Da entsteht, lieber Calimero, ein Kult. Obama hat das im Wahlkampf geschafft, in die Rolle des Messias zu schlüpfen. Jetzt versucht er es weltweit zu wiederholen.

Heute auf der Pressekonferenz wirkte er so unsicher wie meist, wenn er nicht vom Teleprompter abliest. Dazu Hanni Hüsch in der ARD: Er müsse eben seine Worte abwägen, bei so einem heiklen Thema wie Nahost. Und er sei müde, nach all den Anstrengungen.

Das hätte mal ein Journalist über Präsident Bush als Entschuldigung sagen oder schreiben sollen!

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 15:05
#13 RE: Barack vs. Brandt Antworten

Zitat von FTT_2.0
Zitat von Zettel
Für dieses Opfer gab es im Grunde keine Gegenleistung. Brandt und Bahr hofften auf Versöhnung, auf "Wandel durch Annäherung". Was sich als richtig erwiesen hat.

Eine nicht ganz unumstrittene Ansicht, lieber Zettel.

Dazu ist mir, lieber FFT, weil ich gerade CNN eingeschaltet habe, die Antwort zuerst auf Englisch eingefallen: Could you elaborate on this?

Herzlich, Zettel

john j Offline




Beiträge: 591

05.06.2009 15:09
#14 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Ronald Reagan hatte den Beinamen "The Great Communicator", ebenfalls aufgrund seiner vielen Reden, in denen er manchmal etwas Weises und manchmal etwas entsetzlich Dummes sagte. Reagan und Obama stehen an unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums aber die Rede als Mittel der Politik haben bzw hatten sie beide drauf, so wie auch JFK, FDR und viel andere Politiker.

Was soll daran so falsch sein?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 15:23
#15 Buchenwald Antworten
Begrüßung von jungen Leuten, die in Buchenwald arbeiten. Niederlegung von weißen Rosen; eine angemessen schlichte Zeremonie.

Dann ein langer, langer Gang von dieser Stelle zur Besichtigung der Gedenkstätte. Eine Vierergruppe. Obama neben oder leicht hinter Merkel - und kein Wort zwischen den beiden. Nach meinem Eindruck ostentativ unterhält sich Obama ausschließlich mit Wiesel. Auch wenn Merkel versucht, sich ihm zuzuwenden, reagiert er nicht. Merkel schreitet erst stumm, versucht dann ein Gespräch mit ihrem Nachbarn auf der anderen Seite.

So etwas habe ich noch nicht gesehen. Wenn führende Staatsmänner bei solchen Gelegenheiten miteinander einen Weg gehen, dann reden sie miteinander. Und hier natürlich der Gast mit der Gastgeberin, so wäre es normal gewesen.

Ich glaube, nachdem ich diese Bilder gesehen habe, kein Wort davon, daß die Chemie zwischen Obama und Merkel stimmt.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 15:44
#16 RE: Buchenwald Antworten

Zitat von Zettel
So etwas habe ich noch nicht gesehen. Wenn führende Staatsmänner bei solchen Gelegenheiten miteinander einen Weg gehen, dann reden sie miteinander. Und hier natürlich der Gast mit der Gastgeberin, so wäre es normal gewesen. Ich glaube, nachdem ich diese Bilder gesehen habe, kein Wort davon, daß die Chemie zwischen Obama und Merkel stimmt.

Inzwischen ist die Übertragung dieser Szenen beendet, weil die Gruppe nicht mehr im Kamerabereich ist. Es ging so weiter wie beschrieben: Wenn man in einer Gruppe zusammenstand, drehte Obama der Kanzlerin im Wortsinn den Rücken zu. Ich habe kein einziges Gespräch zwischen den beiden gesehen. Obama unterhielt sich mit Wiesel und den anderen; Merkel, manchmal regelrecht außerhalb der Gruppe stehend, versuchte die eine oder andere Bemerkung loszuswerden, erhielt aber - soweit man das optisch erkennen konnte - keine Reaktion von Obama.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2009 15:48
#17 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Daniel Pipes hat es treffend zusammengefaßt:

Zitat von Daniel Pipes
"Giveaway," indeed, defines the whole speech – inexpensive nods, tips of the hat, and salutations to win Muslim favor without initiating new approaches or embarking on new policies. (...)

In brief, he broke little new ground but raised to new heights the art of sugaring words in ways appealing to Islamists.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

05.06.2009 16:23
#18 RE: Buchenwald Antworten

Zitat von Zettel
Ich glaube, nachdem ich diese Bilder gesehen habe, kein Wort davon, daß die Chemie zwischen Obama und Merkel stimmt.


Vielleicht sollte sie mal ein Kopftuch aufsetzen, um Obamas Aufmerksamkeit zu gewinnen?

Gruß Petz

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

05.06.2009 16:47
#19 Barack - der "student of history" Antworten

Der Geschichtsstudent Barack Obama hat wohl nicht so gut aufgepasst.

In Antwort auf:
It was Islam -- at places like Al-Azhar -- that carried the light of learning through so many centuries, paving the way for Europe's Renaissance and Enlightenment.


Islam fällt mir eigentlich nicht so sehr ein, wenn ich an Renaissance und Aufklärung denke.

In Antwort auf:
It was innovation in Muslim communities -- (applause) -- it was innovation in Muslim communities that developed the order of algebra; our magnetic compass and tools of navigation;


Den Kompass habe ich bislang für eine Erfindung eines Italieners gehalten - und die "tools of navigation" - dachte ich - seien die Grundlage für die Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier gewesen ...

In Antwort auf:
our mastery of pens and printing;


Was die "mastery of pens" ist, bleibt mir ein Rätsel - der Umgang mit Schreibwerkzeug? Und Gutenberg war Moslem?

In Antwort auf:
our understanding of how disease spreads and how it can be healed.


Robert Koch?

In Antwort auf:
And throughout history, Islam has demonstrated through words and deeds the possibilities of religious tolerance and racial equality.


Das fanden die Dhimmis in Andalusien sicher auch so. Und Moses Maimonides ist sicher ein übler Verleumder mit seiner Feststellung, den Juden sei es nirgends so schlimm ergangen wie unter dem Islam in Spanien.

In Antwort auf:
And since our founding, American Muslims have enriched the United States. They have fought in our wars, they have served in our government, they have stood for civil rights, they have started businesses, they have taught at our universities, they've excelled in our sports arenas, they've won Nobel Prizes


Muslimische Nobelpreisträger - und das auch noch aus den USA?

Ich komme auf folgende Muslime:
Literatur: Najib Mahfooz 1988 - Ägypter
Orhan Pamuk 2006 - Türke

Frieden:
Anwar El-Sadat 1978 - Ägypter
Yassir Arafat 1994 - Palästinenser
Shirin Ebadi 2003 - Perserin
Mohamed ElBaradei 2005 - Ägypter
Muhammad Yunus 2006 - Bengali

Chemie:
Ahmed Zewail 1999 - Ägypter, arbeitet in Kalifornien

Physik:
Abdus Salam 1979 - Pakistani, arbeitete in England

Wo also sind die American Muslims mit ihren Nobel Prizes?

Florian Offline



Beiträge: 3.171

05.06.2009 17:19
#20 RE: Barack vs. Brandt Antworten

Die Frage, welche Politik denn nun Deutschland die Wiedervereinigung gebracht hat, ist in der Tat umstritten.

Da kann man einerseits die These vertreten, durch Annäherung, OSZE-Prozess etc.etc. sei der Osten "weich" geworden.
Demnach haben wir das Ende des Eisernen Vorhangs vor allem dem guten Willen von Gorbatschow zu verdanken.
Diese Position scheint mir in Deutschland (zumindest implizit) die überwiegende Mehrheitsposition zu sein.

In den USA ist hingegen m.E. die überwiegende Mehrheit einer anderen Meinung.
Demnach ist die UdSSR zusammengebrochen, weil der Westen hart geblieben ist. Weil er den Osten im Systemwettstreit letztlich wirtschaftlich besiegt hat. Dadurch, dass der Westen in militärisches High-Tech wie das SDI-Programm investiert hat, wäre der Osten zu sehr hohen Militärinvestitionen gezwungen gewesen. Der Westen konnte sich das leisten, der Osten nicht (ohne die Ausgaben für zivile Investitionen und den Lebensstandard der Zivilbevölkerung massiv zu beschneiden).
Nach dieser Position ist der Eiserne Vorhang gefallen, weil Reagan* hart geblieben ist.


Ich persönlich neige Erklärungsansatz Nr. 2 zu und gehe daher davon aus, dass die Brandtsche Politik die osteuropäischen Diktaturen nur stabilisiert hat. Aber man kann das natürlich auch anders sehen.

* Reagan hatte übrigens auch einen "königlichen Beinamen": "The Great Communicator".
Auch nicht so viel anders wie das "Barack der Redner".
Im Falle von Reagan hat das Reden aber halt auch was gebracht.

conrad Offline



Beiträge: 89

05.06.2009 17:36
#21 RE: Barack - der "student of history" Antworten

Lieber Gansquoter,

"Physik:
Abdus Salam 1979 - Pakistani, arbeitete in England"

Abdus Salam war ein Ahmadi, eine Sekte die sowohl von den Sunniten als auch den Schiiten nicht als islamisch anerkannt wird. Damit war er nach Ansicht von nahezu allen Moslems kein Moslem.

"While he was a devout Muslim his whole life, a law passed in 1984, by the Government of Pakistan,under General Zia-ul-Haq, called Ordinance XX which declared Salam's specific sect of Islam, the Ahmadiyya, to be declared non-Muslims. This in turn led to his grave stone being defaced, with the original "[b]First Muslim Nobel Laureate" changed to read the non-sensical epitaph "First Nobel Laureate"[/b].

http://en.wikipedia.org/wiki/Abdus_Salam

Was den Kompass angeht wurde er gem. Wikipedia zuerst in China erfunden und dann später von den Europäern weiterentwickelt.

"The compass was invented in ancient China sometime before the 2nd century, and was used for navigation by the 11th century. The dry compass was invented in medieval Europe around 1300."

http://en.wikipedia.org/wiki/Compass

Es ist schon erstaunlich. Da werden "epochale" Reden gehalten, ohne das man sich die Mühe macht die Fakten auf ihre Richtigkeit zu prüfen.








Nola ( gelöscht )
Beiträge:

05.06.2009 20:02
#22 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten
In Antwort auf:
Und noch eine kleine Beckmesserei: Pippin der Kurze ist in Wahrheit Pippin der Jüngere (im Unterschied zu zwei früheren Pippins) und war fast so groß wie sein großer Sohn Karl.


Sind Sie sicher?

Lieber str1977, auch "Einhard", der Biograph Karls des Großen, sprach von "Pippin der Kurze". Es gibt mindestens fünf Versionen warum er so genannt wurde, allerdings ist es später ein bißchen aus der Mode gekommen, allgemein wird von Pippin dem Jüngeren gesprochen, was auf seine Stellung als dritter und jüngster Hausmeier dieses Namens zurückgeht.

Pippin der Ältere oder Pippin von Landen (* um 580; † 640) war ab 615/625 fränkischer Hausmeier in Austrien unter drei Merowinger-Königen. Er gilt als Stammvater des späteren Herrschergeschlechts der Karolinger bzw. der Pippiniden.
Pippin war mit Itta oder Iduberga von Nivelles verheiratet (* 592; † 8. Mai 652), die im Jahr 640 das Kloster Andenne stiftete. Das Paar hatte vier Kinder
• Bavo, auch Graf Allowin von Haspengau genannt.
• Begga, von 620 bis etwa zwischen 692 und 695, heiratete um 635 den Arnulfinger Ansegisel und verband damit die Macht der Pippiniden mit der der Arnulfinger.
• Grimoald der Ältere, der I., von 615 oder 616 bis etwa 656, 657 oder 662, war Nachfolger Pippins als Hausmeier.
• Sankt Gertrud, von 626 bis 659, die um 644 Äbtissin des von ihrer Mutter kurz zuvor gestifteten Klosters Nivelles wurde. Sie ist Patronin von Landen.
----------------------------

Pippin der Mittlere oder Pippin von Herstal lat. Pippinus (* um 635; † 16. Dezember 714 in Jupille bei Lüttich) aus dem Geschlecht der Arnulfinger war von 679 bis 714 der tatsächliche Machthaber im Frankenreich
Pippins Heirat mit Plektrud, der Tochter des Pfalzgrafen Hugobert und der Irmina von Oeren .
Sie hatten zwei gemeinsame Söhne:
Grimoald der Jüngere ist 714 ermordet worden und Drogo bereits 708 gestorben)
Es gab noch zwei Söhne aus einer Beziehung Pippins mit seiner Friedelfrau Chalpaida.

----------------------------

Pippin der Jüngere (auch Pippin III. oder Pippin der Kurze; * 714; † 24. September 768 in Saint-Denis bei Paris) war ein fränkischer Hausmeier, später König der Franken (751–768). Er war der Sohn Karl Martells und Chrotrudes sowie der Vater Karls des Großen.
Verheiratet mit Berta von Franken (Bertrada der Jüngeren) im Jahre 741, aufgrund enger Verbandschaftsverhältnisse war eine Eheschließung zunächst nicht möglich, damals war Karl schon 6 Jahre alt.
Von seiner Ehefrau hatte er außer Karl und Karlmann noch vier weitere Kinder:
• Gisela (* 757, † 810) wurde 788 Äbtissin von Chelles
• Pippin (* 759, † 761)
• Rothaid, begraben in Abtei Sankt Arnulf in Metz
• Adelheid, begraben in St. Arnulf in Metz

-----------------

Soviel Hausmeierei treibt einem ja das Pippi in die Augen - würde meine Freundin aus Dortmund sagen.

♥lich Nola

heplev Offline



Beiträge: 22

06.06.2009 05:51
#23 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

"Barack der Redenschwinger" wäre wohl am angemessensten.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.06.2009 07:32
#24 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Zitat von heplev
"Barack der Redenschwinger" wäre wohl am angemessensten.

Auch nicht schlecht. Oder für die Lateiner: Obama Garrulus.

Herzlich, Zettel

PS: Herzlich willkommen im kleinen Zimmer! Ich lese Ihren informativen, ebenso scharfsinnigen wie scharfzüngigen Blog immer wieder mit Gewinn und möchte ihn bei dieser Gelegenheit allen empfehlen, die Informationen über den Nahen Osten, den Islam, den Antisemitismus suchen, die man anderswo nicht findet.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.06.2009 07:41
#25 RE: Marginalie: Barack der Redner Antworten

Zitat von john j
Ronald Reagan hatte den Beinamen "The Great Communicator", ebenfalls aufgrund seiner vielen Reden, in denen er manchmal etwas Weises und manchmal etwas entsetzlich Dummes sagte. Reagan und Obama stehen an unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums aber die Rede als Mittel der Politik haben bzw hatten sie beide drauf, so wie auch JFK, FDR und viel andere Politiker.
Was soll daran so falsch sein?

Gar nichts, lieber John. Viele große Staatsmänner waren große Redner - Bismarck, Churchill, de Gaulle, um drei herausragende Beispiele zu nennen. Andere waren es nicht, wie Margaret Thatcher, Konrad Adenauer oder gar Helmut Kohl.

Für ihre Leistung spielt das keine Rolle. Und das ist aus meiner Sicht der Punkt bei Obama: Nicht daß er ein glänzender Redner ist; es sei ihm gegönnt. Sondern daß er nichts als ein glänzender Redner ist.

Was hat er denn in Bezug auf den Nahen Osten an Ideen, die andere - Stichworte Camp David, Oslo-Prozeß, Roadmap to Peace - nicht auch schon längst gehabt hätten?

Ich sehe bisher in seiner Außenpolitik keine Substanz, nur rhetorisches Gedröhne.

Aber ich kann mich irren. Wenn er wirklich eine Zwei-Staaten-Lösung schafft, dann Hut ab. Und wenn er wirklich die Welt von allen Atombomben befreit, dann zweimal Hut ab (wegen der Leistung, nicht wegen des Ergebnisses, das ich für hochgefährlich halten würde).

Nur glaub ich's nicht.

Herzlich, Zettel

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