Es hat schon etwas Groteskes: Zur Zeit von Präsident Bush wurde in unseren Leitmedien so gut wie alles, was die US-Regierung tat, in Grund und Boden kritisiert. Und jetzt, unter Präsident Obama, gilt alles als wunderbar und gelungen, was dieser Präsident anpackt und vorhat.
Wenn in den USA Bürger gegen die Politik von Präsident Bush protestierten, dann waren das natürlich empörte oder besorgte Amerikaner. Wenn heute Bürger dasselbe tun, gerichtet gegen die Gesundheitspolitik Obamas, dann handelt es sich um einen Mob, der von Rechtsextremen aufgewiegelt wird.
So zu lesen in einem Artikel aus dem Nachrichtenportal der WAZ-Gruppe (übrigens das drittgrößte Verlagshaus in Deutschland). Daraus das Zitat des Tages.
In Antwort auf:Wenn in den USA Bürger gegen die Politik von Präsident Bush protestierten, dann waren das natürlich empörte oder besorgte Amerikaner. Wenn heute Bürger dasselbe tun, gerichtet gegen die Gesundheitspolitik Obamas, dann handelt es sich um einen Mob, der von Rechtsextremen aufgewiegelt wird.
Damit ist wohl mein Vertrauen in eine unabhängige Berichterstattung wohl entgültig zu Ende. Der quasi-staatliche ORF sollte für eine unabhängige Berichterstattung sorgen. Tut es aber keineswegs. Warum auch? Ein staatliche Sender wird wohl kaum gegen eine staatliche Gesundheitsversorgung sein. Traurig. Dabei gibt es aus liberaler (im klassischen europäischen Sinne) genug Argumente gegen eine staatliche Gesundheitsversorgung. Und geben tut es die in den USA mit Medicaid und Medicare eh schon lange.
Freedom must go hand-in-hand with responsibility and strict observance of traditional legal principles. Hernando de Soto
Sie haben Recht, lieber Zettel, dass das Nachrichtenportal der WAZ-Gruppe die Auseinandersetzung um die Gesundheitsreform in den USA nicht richtig darstellt. Es sind nicht bloß ein paar Radikale, die eine Kampagne gegen Obamas Pläne durchziehen, sondern es gibt eine viel breitere Ablehnungsfront. Entsprechend Ihren Zielsetzungen (die deutschen "Mainstream-Medien" kritisieren, die Linken in den USA angreifen, die Rechten schonen) ist aber auch Ihre Darstellung einseitig. Ich halte die Berichterstattung der FAZ in diesem Punkt für glaubwürdig (Matthias Rüb ist halt ein guter Journalist). Danach stellt sich für mich die Sache so dar: - das WAZ-Portal sagt die Wahrheit, wenn auf Exzesse der rechten Kampagne gegen Obama hingewiesen wird. Obama mit Hitler zu vergleichen ist völlig abwegig. Der Euthanasie-Vorwurf ist lächerlich. - weil Sie nur darauf hinweisen, dass es eine viel breitere Ablehnung von Obamas Plänen gibt, und gar nicht die Frage stellen, ob diese Exzesse wirklich stattfinden und wie sie ggf. zu bewerten sind, ist Ihr Kommentar ebenfalls einseitig - wie tendenziös Ihre Kritik ist, zeigt sich auch daran, dass Sie erwähnen, dass viele privat versicherte Amerikaner befürchten, sie könnten mit einer von Obama geplanten staatlichen Versicherung viel schlechter dran sein als heute, ohne darauf hinzuweisen, dass Obama niemand seine private Versicherung nehmen will, sondern nur für eine Versicherung derjenigen sorgen will, die gar keine haben (insbesondere der Kinder)
Nützlicher als solche Mainstream-Medien-Schelte fände ich eine Auseinandersetzung damit, ob eine Gesundheitsreform in den USA erforderlich ist und wie Obamas Pläne (http://en.wikipedia.org/wiki/Health_care...ation_proposals) zu bewerten sind. Dazu habe ich z. B. in der FAZ recht wenig gelesen. Wenn das nicht zu Ihrem bisherigen "Geschäftsmodell" passt ("das ist doch nicht SPIEGEL Online"), sollten Sie letzteres eben in Frage stellen.
"Es hat schon etwas Groteskes: Zur Zeit von Präsident Bush wurde in unseren Leitmedien so gut wie alles, was die US-Regierung tat, in Grund und Boden kritisiert. Und jetzt, unter Präsident Obama, gilt alles als wunderbar und gelungen, was dieser Präsident anpackt und vorhat."
Mein Eindruck kann täuschen, aber ich habe das subjektive Gefühl, dass sich die Deutschen mehr für die Wahlen in den USA interessierten als nun für die eigenen bzw. dass sie mit mehr Leidenschaft die Wahlen in den USA auch schon im Vorfeld beobachteten. Über Wochen war in den Nachrichtensendungen Thema Nr. 1 die USA-Wahl. Ich fragte mich manchmal, wo ich überhaupt lebe, wenn ein innenpolitisches Thema aus den USA für gewichtiger durch die stetige Platzierung als Thema Nr. 1 als ein deutsches gewertet wird. Aus den Beiträgen selbst sprudelte nur so der emotionale Umgang mit dem Thema. Ich hatte den Eindruck, Deutschland hofft auf Obama und was hofft es in unserem eigenen Wahlkampf? Doch eigentlich auf rein gar nichts. Auch die Berichterstattung dann nach der Wahl war so, dass ich den Eindruck hatte, Deutschland feiert den Sieg Obamas mit Leidenschaft, die nun im eigenen Wahlkampf völlig abwesend ist.
Damals schon war es erstaunlich, wie hier vermittelt wurde, die Amerikaner hätten sich von Bush befreit und aber auch, als ob es alle in den USA seien, die glücklich über "change" seien und nun feiern würden. Dass das Ergebnis für Obama nur um einen ganz geringeren Prozentsatz höher war als das für Mc Cain konnte man anhand der Berichterstattung sehr selten auch nur erahnen.
Vergleiche ich das nun mit der Berichterstattung im Vorfeld und am Wahlabend über den Iran, so gingen die Wahlen im Iran dagegen nahezu unter. Erst als sich Oppositionelle auf die Straßen begaben zum Protest, lief hier die intensive Berichterstattung an. Während die Israelischen Wahlen doch auch schon im Vorfeld und dann auch bei Regierungsbildung viel Raum und häufig auch die Position 1 einnahmen.
als ich sah, daß Sie geantwortet hatten, wußte ich schon, was in Ihrem Beitrag stehen würde.
Nein, Sie werde mich nicht dazu bringen, das, was Sie mein "Geschäftsmodell" nennen und was ich das Konzept von ZR nenne, zu ändern. Eine ausgewogene Berichterstattung können Sie, wie Sie richtig anmerken, oft in der FAZ finden, noch häufiger in der NZZ. Wer Englisch liest, der sollte es freilich gar nicht erst mit deutschen Medien versuchen, sondern gleich zur NYT oder der Washington Post gehen.
Meinen Sie, lieber Abraham, ernsthaft, ich wäre so größenwahnsinnig, mit diesen Medien in Konkurrenz treten zu wollen?
Also, ZR bleibt, wie er ist (und wie die meisten Blogs sind): Ich versuche, auf Übersehenes aufmerksam zu machen, Perspektiven zu zeigen, die vielleicht nicht allzu geläufig sind, in "Zettels Meckerecke" auch prononciert meine Meinung zu sagen. Sonst weniger prononciert; aber Meinung ist immer im Spiel. ZR ist eben, wie Sie richtig zitieren, kein Nachrichtenportal.
Nun zu den Bürgerforen. Jede breite Bewegung bringt auch extreme Auswüchse hervor. Soll ich Ihnen Beispiele dafür zusammensuchen, wie oft Bush während des Irakkriegs als Mörder beschimpft wurde? Soll ich Ihnen nachweisen, wie beständig Bush mit Hitler verglichen worden ist? Googeln sie einmal nach +Bush +Hitler und sehen Sie sich die Plakate an, die Sie ganz oben finden.
Jede politische Bewegung wird auch von Extremisten für ihre Zwecke genutzt. Normalerweise mißt man dem keine große Bedeutung bei, wenn es sich eben um eine breite Bewegung handelt, wie zeitweise die gegen den Irakkrieg. Jetzt aber tun viele unserer Medien so - das WAZ-Portal ist ja nur ein Beispiel -, als sei das Ganze nur eine rechtsextreme Veranstaltung. Die Stimmung in den Bürgerforen ist oft aufgeheizt (siehe unten). Daß das von rechtsextremen Drahtziehern organisiert sei, ist ein Märchen. Ich sehe keinen einzigen Beleg dafür.
Ja, natürlich gibt es mal Zwischenrufe, mal Tumulte. Sie werden von der Mehrheit der befragten Amerikaner scharf kritisiert. Ich schreibe dazu gleich noch etwas Ergänzendes in den Artikel; Sie können es in ca einer halben Stunde lesen.
In der amerikanischen Politik geht es bekanntlich viel gesitteter zu als in derjenigen der meisten europäischen Länder. Was das WAZ-Portal als einen tobenden Mob beschreibt, das entspricht ungefähr den Umgangsformen im italienischen Parlament.
Sie schreiben:
Zitat von Abraham- weil Sie nur darauf hinweisen, dass es eine viel breitere Ablehnung von Obamas Plänen gibt, und gar nicht die Frage stellen, ob diese Exzesse wirklich stattfinden und wie sie ggf. zu bewerten sind, ist Ihr Kommentar ebenfalls einseitig.
Sie haben meinen Artikel nicht sorfältig gelesen. Dort steht:
Zitat von Zettel Es stimmt zwar, daß die Stimmung in vielen der Townhall Meetings - Bürgerforen, auf denen in diesen Tagen überall in den USA über die Gesundheitsreform diskutiert wird - aufgeheizt ist. Aber damit ist sie nur der affektivste Ausdruck einer Skepsis, die sich in den USA immer weiter ausbreitet.
Mehr ist nicht der Fall. "Exzesse" ist ein verbaler Exzess von Ihnen, lieber Abraham.
Zitat von Abraham- wie tendenziös Ihre Kritik ist, zeigt sich auch daran, dass Sie erwähnen, dass viele privat versicherte Amerikaner befürchten, sie könnten mit einer von Obama geplanten staatlichen Versicherung viel schlechter dran sein als heute, ohne darauf hinzuweisen, dass Obama niemand seine private Versicherung nehmen will.
Wieder haben Sie nicht sorgfältig gelesen. Ich spreche selbstverständlich nicht von einer "staatlichen Versicherung", denn die will Obama ja gar nicht. Ich spreche von einem staatlichen Gesundheitssystem, das alle Bürger, die sich das leisten können, zwingen soll, eine private Versicherung zu haben und das Arbeitgebern, die ihre Angestellten nicht privat versichern, eine Strafsteuer aufbrummt.
Lieber Abraham, Sie fordern Sachlichkeit ein. Die erste Voraussetzung für Sachlichkeit ist, daß man sich sachkundig macht. Und wenn man einen Text kritisiert, dann sollte man ihn vorher lesen. Und zwar sorgfältig.
Meist tun Sie das, und über ihre sachliche Kritik freue ich mich immer; siehe Che Guevara. Diesmal aber liegen Sie daneben.
In Antwort auf:Ich spreche selbstverständlich nicht von einer "staatlichen Versicherung", denn die will Obama ja gar nicht.
Und was ist das: "For those not insured through employment, Obama proposes a National Health Insurance Exchange that would include both private insurance plans and a Medicare-like, government-run option." (http://en.wikipedia.org/wiki/Health_care...ation_proposals)
In Antwort auf: Die erste Voraussetzung für Sachlichkeit ist, daß man sich sachkundig macht.
Mit arroganten Beschuldigungen kommen wir wohl nicht weiter, lieber Zettel.
Zitat von ZettelJa, natürlich gibt es mal Zwischenrufe, mal Tumulte. Sie werden von der Mehrheit der befragten Amerikaner scharf kritisiert. Ich schreibe dazu gleich noch etwas Ergänzendes in den Artikel
Der Nachtrag ist jetzt fertig.
Ich habe den Artikel auch noch einmal daraufhin gelesen, wie Abraham darauf kommen konnte, ich hätte von einer staatlichen Versicherung gesprochen. Wahrscheinlich durch diesen Satz: "Viele Amerikaner erwarten von einem staatlichen Gesundheitssystem höhere Beiträge und schlechtere Leistungen als von den bisherigen privaten Versicherungen".
Damit war das bisherige System freiwilliger privater Versicherung gemeint, an dessen Stelle Obama ein staatlich kontrollies System der Zwangsversicherung in privaten Versicherungen setzen will, das zum Teil aus Steuermitteln finanziet werden soll und das via Strafsteuern die Unternehmen dazu bringen soll, ihre Angestellten zu versichern. Ich habe das jetzt so präzisiert, daß das Mißverständnis nicht mehr entstehen kann.
In Antwort auf:Ich spreche selbstverständlich nicht von einer "staatlichen Versicherung", denn die will Obama ja gar nicht.
Und was ist das: "For those not insured through employment, Obama proposes a National Health Insurance Exchange that would include both private insurance plans and a Medicare-like, government-run option." (http://en.wikipedia.org/wiki/Health_care...ation_proposals)
Ja, ein kleiner Teil der Bevölkerung - ein Teil von denjenigen, die sich keine private Versicherung leisten können und die auch nicht durch den Arbeitgeber versichert sind - , soll auf diese Weise abgesichert werden. Das ist für bestimmte Gruppen schon jetzt der Fall über MediCare und MedicAid; wobei MediCare eine Versicherung ist, MedicAid eine Art kostenloser Ambulanz. Obama will lediglich eine Lücke schließen; bisher hatte ein Teil der Einkommensschwachen weder auf MediCare noch auf MedicAid Anspruch.
Sie hatten mir, lieber Abraham, vorgehalten, ich hätte nicht erwähnt, daß bestehende Privatversicherungen erhalten bleiben.
Aber das ist doch selbstverständlich. Jeder, der auch nur einmal einen Blick in einen einschlägigen Bericht geworfen hat, weiß doch, daß Obama im Gegenteil den Privatversicherungen weitere Versicherte zuführen will, indem er jeden, der es sich leisten kann, zwingt, eine Versicherung abzuschließen bzw. vom Arbeitgeber für sich abschließen zu lassen.
Sie haben, so scheint es mir, einen Satz in meinem Artikel mißverstanden, der vielleicht wirklich mißverständlich war. Ich habe ihn deshalb geändert; siehe hier.
Zitat von StefanieAus den Beiträgen selbst sprudelte nur so der emotionale Umgang mit dem Thema. Ich hatte den Eindruck, Deutschland hofft auf Obama und was hofft es in unserem eigenen Wahlkampf? Doch eigentlich auf rein gar nichts. Auch die Berichterstattung dann nach der Wahl war so, dass ich den Eindruck hatte, Deutschland feiert den Sieg Obamas mit Leidenschaft, die nun im eigenen Wahlkampf völlig abwesend ist.
Ich glaube, das ist eine sehr treffende Beobachtung. Man könnte es so deuten, daß vielen Deutschen im Grunde der charismatische Politiker, der Märchenprinz als Staasmann, fehlt. Da füllt Obama eine Lücke, oder besser gesagt er erfüllt eine Sehnsucht. Bei Kennedy war es ja ähnlich.
Die Bundesrepublik hatte nur einmal kurz jemanden von dieser Art: Willy Brandt. Damit hat er die Wahlen 1972 gewonnen; nicht mit dem Programm der sozialliberalen Koalition. Er war ein redlicher Mann; aber er wurde damals maßlos überschätzt. Überall liefen die Leute mit angesteckten Buttons rum "Willy wählen"; auf die Heckscheibe ihrer Autos hatten sie entsprechende Aufkleber gepappt. Man stelle sich das im jetzigen Wahlkampf vor!
Zitat von StefanieDamals schon war es erstaunlich, wie hier vermittelt wurde, die Amerikaner hätten sich von Bush befreit und aber auch, als ob es alle in den USA seien, die glücklich über "change" seien und nun feiern würden. Dass das Ergebnis für Obama nur um einen ganz geringeren Prozentsatz höher war als das für Mc Cain konnte man anhand der Berichterstattung sehr selten auch nur erahnen.
Über McCain wurde ja schon im Wahlkampf hier kaum berichtet. Wer sich nur aus den deutschen Medien informierte, der mußte glauben, daß fast ganz Amerika so Obama-begeist sei wie die meisten Deutschen.
„Wer Englisch liest, der sollte es freilich gar nicht erst mit deutschen Medien versuchen, sondern gleich zur NYT oder der Washington Post gehen.“
Das Web ist hierbei eine wirkliche tolle Sache. Globalisierung der Informationen und die Möglichkeit sich wirklich ein eigenes Bild von Geschehnissen zu machen, die ohne das Web nur umständlich bis gar nicht gegeben war.
1998 wurde mir eindringlich bewusst, wie Nachrichten im Fernsehen gemacht werden. Ein Ereignis muss in einen drei Minuten Bericht gequetscht werden. O-Töne können daher kaum gebracht werden und – man will ja Quote haben – es wird daher gebracht, was am Reißerischsten ist. Wer einmal die Gelegenheit hatte, über einen längeren Zeitraum zu beobachtet, was aus Bundestagsdebatten, Pressekonferenzen etc. dann berichtet wird, muss schnell feststellen, dass dies sich zu häufig dann ganz anders darstellt, als das, was man selbst wahrgenommen hat. O-Töne aus dem Zusammenhang gerissen können einen ganz anderen Tenor bekommen, als im Zusammenhang. Einen Zusammenhang stellt die AN-Moderation und die Moderation des Beitrages selbst her und der ist subjektiv geprägt mit dem Ergebnis, dass es passieren kann, dass man sich dann fragt, waren die auf der gleichen Veranstaltung wie ich?
In den großen Print-Medien ist es anders, da dort mehr Raum zur Verfügung steht. Dennoch ist es auch hier immer wieder zu bemerken, dass die Wahrnehmung des Schreibers häufig nicht mehr deckungsgleich ist mit der, die man selbst hat. Wie soll es anders sein. Es gibt keine neutralen Berichte und auch wenn es die Aufgabe des Journalisten sein sollte, Persönliches außen vor zu lassen, es geschieht einfach nicht und kann es vielleicht auch nicht. 1998 waren selbst die konservativen Journalisten Helmut Kohl ein Stück weit überdrüssig. Sie wollten endlich einmal jemand anderem hinterher reisen und das konnte man auch vielen Berichten konservativer und liberaler Journalisten entnehmen, dass ein Regierungswechsel gewünscht war.
In den letzten Jahren hat sich viel in den Medien getan. Es wurden Stellen gestrichen, Zeitungen gekürzt, Korrespondenten abgezogen, so dass man sich nun häufiger aus den Pools bedient was die Auslandsberichtserstattung anbelangt. Bei vielem greifen also alle Zeitungen etc. auf die gleichen Pools zurück, bedeutet, schon die Quelle ist subjektiv geprägt und häufig für alle die gleiche.
Wer den Bundestagswahlkampf 2002 in ausländischen Medien verfolgt hat wird wissen, das Ausland war zu einem nicht geringen Teil eher gegen eine Wiederwahl BK Schröders. Man kann es ein Stück weit mit dem vergleichen, was hier vor der zweiten Amtszeit Bushs geschrieben wurde. Nicht so drastisch, aber es wurde deutlich, man versteht nicht, dass die Deutschen Schröder noch einmal wollen. So zumindest mein Eindruck - aber er wurde wiedergewählt.
Wer wirklich ein Interesse daran hat, sich umfassend über Politik im Ausland – man kann sich nicht für alles interessieren, also bei den Themen, die einen interessieren – informieren möchte, muss die Medien des Landes nutzen, denn die Unterschiede zu dem, was dann hier berichtet wird, sind einfach häufig so groß. Neben den USA fällt mir Israel dazu sofort ein. Man nehme die letzte Regierungsbildung. Hier in den Medien herrschte der Tenor, Israel hat rechtsradikal gewählt. Hat man aber englischsprachige Medien aus Israel oder auch Blogs verfolgt, dann war ganz schnell klar, so einfach ist es nicht. Die Nation ist so vielfältig in ihren politischen Ansichten und viele sagten, Bibi habe sich verkauft und wie kann er nur. Wenn man allein die Ergebnisse sieht, wie viele Livni wählten und sagten, sie solle sich bloß nicht für eine Koalition mit den Hardlinern - für viele ist Bibi ein Hardliner - zur Verfügung stellen, dann konnte man gut sehen, Israel ist ein Land in dem die Bevölkerung so mannigfaltig in ihren politischen Ansichten ist, in dem es ein großes linkes Lager – welches allerdings ebenso wenig wie das der USA mit unserem zu vergleichen ist – existiert und es fast schon böswillig oder verantwortungslos schlecht informiert scheint, was hier stattdessen durch die Medien vermittelt wurde.
Zu den USA: Es gibt es ja nun Korrespondenten, die dort hin gesandt wurden, aber die kommen hin und müssen sofort berichten - wie überall -, ohne dass sie das Land überhaupt kennen gelernt haben und wenn sie es endlich kennen lernen konnten, dann müssen sie schon wieder weg und es kommt der nächste Neuling. Vielleicht ist das ein Grund, dass hier in Deutschland häufig Dinge ganz anders ankommen, als sie die Amerikaner sehen. Oder dass bestimmte Fakten überhaupt nicht gebracht werden und hier dann ein lückenhaftes Bild erscheint, wie in Sachen Gesundheitsreform z.B.. Ich glaube nicht, dass den Deutschen wirklich klar ist, wie viele mittlerweile skeptisch gegenüber Obama in den USA sind und dass dies nicht nur irgendwelche verbohrten alten Herren sind. Auch glaube ich nicht, dass eine Mehrheit der Deutschen weiß, dass man sozialdemokratisch und konservativ nach unseren Definitionen auf die Amerikaner nicht so einfach übertragen kann.
"Die Bundesrepublik hatte nur einmal kurz jemanden von dieser Art: Willy Brandt. Damit hat er die Wahlen 1972 gewonnen; nicht mit dem Programm der sozialliberalen Koalition. Er war ein redlicher Mann; aber er wurde damals maßlos überschätzt. Überall liefen die Leute mit angesteckten Buttons rum "Willy wählen"; auf die Heckscheibe ihrer Autos hatten sie entsprechende Aufkleber gepappt. Man stelle sich das im jetzigen Wahlkampf vor!"
Ich fände es toll, wenn die Leute voll Engagement mit Buttons rumlaufen würden. Jemand mit einem CDU-Button liefe doch aber in das Risiko, dass man ihn als Fascho bezeichnen würde und jemand mit einem die Linke Button könnte seine Karriere in einem Unternehmen wohl sofort an den Nagel hängen - mal überspitzt formuliert. In den USA gibt es nur zwei Parteien. Die stehen zwar in Konkurrenz mit einander, die Anhänger bekämpfen sich auch, es gibt auch unerbittliche, aber letztlich ist es leben und leben lassen und alle lieben die USA.
In Deutschland habe ich den Eindruck, dass viele sich überhaupt nicht für irgend etwas verantwortlich fühlen was die Gesellschaft betrifft. Die Politik soll das mal richten und wenn sie es nicht tut, ist Frust angesagt. Die Mentalität, wir packen mit an, ist nicht weit verbreitet. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war oder ob die Politik dies dadurch, dass der Staat in alles eingreift und alles irgend dann doch richtet - ob gut oder schlecht sei dahin gestellt- überhaupt erst hervorgerufen hat. Mein Eindruck ist der, der Bürger hat eine Anspruchshaltung gegenüber dem Staat und damit der Gesellschaft, aber sieht nicht, dass er auch etwas für die Gesellschaft tun könnte und ist auch nicht willens, etwas zu tun. Er sieht auch nicht die Gesellschaft als ganzes, sondern nur die Interessen der Gruppe, der er sich zugehörig fühlt. Von daher fehlt die Basis für politisches Engagement.
Ich würde mich freuen, wenn es z.B. mehr Olaf Henkels gebe, die Stellung beziehen. Wenn mehr öffentlich drastische Worte finden würden. Es sind einzig die Linken. Die Wirtschaft schweigt lieber, denn verärgert man die Politik, riskiert man, dass Lobbyarbeit gar nicht mehr funktioniert. Also lieber einen dezenten Mittelweg gehen. Solange der Bürger aber nicht die Politik konfrontiert, darf er sich nicht wundern, wenn seine Interessen nicht '"erhöhrt" werden. So wie die Politik parteiübergreifend nicht für die eigenen Werte - bis auf die Linken - einsteht, tut es der Bürger auch nicht. Beide fügen sich. Der Bürger passiv und lautlos - bis auf die Linke, ich wiederhole mich. Und die Politik hechelt unter Aufgabe eigener Prinzipien dem hinter her, was sie denkt, dass ihrer Partei die meisten Stimmen bringt respektive nicht schadet. So haben wir einen Einheitsbrei aus Populismus, denn auch die Politiker setzen sich letztlich nicht primär für die Gesellschaft entsprechend ihren Überzeugungen ein, sondern für die Parteiinteressen, sprich dem Machterhalt der Partei - auch unter Aufgabe oder Relativierung der eigenen Prinzipien.
Ja, lieber Zettel, so ist das leider! Ich höre seit einiger Zeit begeistert US-Podcasts aus libertären Gefilden. Und ganz ehrlich: Was diese Leute zu sagen haben, ist schlichtweg verblüffend logisch, nachvollziehbar, lebensnah und vor allem der Freiheit verpflichtet. In hiesigen Breiten ist das natürlich völlig unvorstellbar: Da wird streng zwischen links und rechts unterschieden, wobei links = gut und rechts = böse. Komplett grotesk wird es bei der Berichterstattung über die USA: Der Gedanke, dass die Mentalität vieler US-Amerikaner eventuell anders sein könnte als unsere, stellt sich für die linke Medien-Maschinerie erst gar nicht. Folglich ist jeder private Waffenbesitzer ein faschistischer "Waffennarr", wer gegen Obama ist äußerst seinen Rassismus und jegliche Kritik an den "Democrats" kommt selbstverständlich von ultrarechten Republikanern. Republikaner! Das sind ja bekanntlich Faschisten ...
Erst vor ein paar Tagen wäre ich fast vom Sofa gefallen: Da werden aus den friedlichen Protestlern der so genannten "Tax Partys" rechtsradikale Rassisten! Es ist aber auch ein Kreuz mit den Yankees: Da erlaubt man ihnen schon, Saint Obama mit unserem Wohlwollen zu wählen, und dann gibt es doch tatsächlich Leute, die gegen seine sozialistischen Pläne sind! Ehe man sich mit den Argumenten auseinandersetzt erklärt man die Opposition einfach zu rechtsradikalfaschistischen Nazis.
Da kann man schon nicht mehr von einem Splitter, sondern von einem ganzen Balken im Auge sprechen ...
Lieber Zettel, was mir hier fehlt, sind ein paar Worte über den tobenden Mob und seine Handgreiflichkeiten. Während die Obamanisten "natürlich" alle Opposition zu ihrem geliebten Führer als terroristische Gewalt von "rechts" einstufen, sollte doch mal nachgesehen werden, wer da Täter und wer Opfer ist. Konservative Blogs wie Gateway Pundit, PowerLine oder auch Michelle Malkin haben mit Videos, Fotos und Zeugenaussagen Betroffener nachgewiesen, dass die Gewalt bei diesen Treffen von den Fans Obamas ausgehen. Rassistische Äußerungen ebenfalls. Und das "nette" Plakat von Obama mit dem Adolf-Bärtchen hat ein Extrem-Kommunist angefertigt, kein Republikaner. Das sind allerdings auch Informationen, die man nicht bei der New York Times und der Washington Post bekommt, sondern eher bei der New York Post und der Washington Times!
Zitat von heplevwas mir hier fehlt, sind ein paar Worte über den tobenden Mob und seine Handgreiflichkeiten. Während die Obamanisten "natürlich" alle Opposition zu ihrem geliebten Führer als terroristische Gewalt von "rechts" einstufen, sollte doch mal nachgesehen werden, wer da Täter und wer Opfer ist. Konservative Blogs wie Gateway Pundit, PowerLine oder auch Michelle Malkin haben mit Videos, Fotos und Zeugenaussagen Betroffener nachgewiesen, dass die Gewalt bei diesen Treffen von den Fans Obamas ausgehen. Rassistische Äußerungen ebenfalls. Und das "nette" Plakat von Obama mit dem Adolf-Bärtchen hat ein Extrem-Kommunist angefertigt, kein Republikaner. Das sind allerdings auch Informationen, die man nicht bei der New York Times und der Washington Post bekommt, sondern eher bei der New York Post und der Washington Times!
Und die mir leider entgangen sind. Falls Sie die Links zur Hand haben - könnten Sie sie bitte kurz posten? Das würde mir die Arbeit des Suchens ersparen. Gut möglich, daß zu diesem Thema nochmal ein Artikel in ZR kommt.
Zitat von StefanieIch fände es toll, wenn die Leute voll Engagement mit Buttons rumlaufen würden. Jemand mit einem CDU-Button liefe doch aber in das Risiko, dass man ihn als Fascho bezeichnen würde und jemand mit einem die Linke Button könnte seine Karriere in einem Unternehmen wohl sofort an den Nagel hängen - mal überspitzt formuliert. In den USA gibt es nur zwei Parteien. Die stehen zwar in Konkurrenz mit einander, die Anhänger bekämpfen sich auch, es gibt auch unerbittliche, aber letztlich ist es leben und leben lassen und alle lieben die USA.
Ja, dieser Grundkonsens fehlt bei uns und wird sozusagen durch einen Grundkompromiß ersetzt.
Wenn der Präsident seine State of the Union Address vorträgt, vor beiden Häusern des Kongresses, dann gibt es Applaus von allen Seiten. Nicht bei allen Passagen, nicht gleich stark von den beiden Parteien. Aber man geht fair miteinander um.
Ich empfehle jedem, der sich ein Bild von diesem Grundkonsens machen will, einmal bei CNN die Übertragung einer Anhörung im Senat zu verfolgen.
Zitat von StefanieIn Deutschland habe ich den Eindruck, dass viele sich überhaupt nicht für irgend etwas verantwortlich fühlen was die Gesellschaft betrifft. Die Politik soll das mal richten und wenn sie es nicht tut, ist Frust angesagt.
Frust und Häme. Wenn ich etwas im politischen Bereich wirklich nicht verknusen kann, liebe Stefanie, dann ist es diese Haltung: "Die da oben sind ja doch alles Gauner, die machen mit dem kleinen Mann, was sie wollen, und der kann nichts tun".
In den USA gibt es das nur selten. Wenn der "kleine Mann" etwas nicht will, dann wehrt er sich eben. Wie jetzt in den Townhall Meetings.
Und nichts ist bezeichnender für die Haltung vieler Deutscher, als daß ausgerechnet diese urdemokratischen Veranstaltungen fast nur unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, daß da angebliche rechte Drahtzieher "Exzesse" organisieren. Wer so etwas schreibt, der hat kein positives Verhältnis zur Demokratie.
So viel erst einmal; es folgt eine Antwort auf den zweiten Teil Ihres sehr interessanten Beitrags.
Zitat von Stefanie Die Mentalität, wir packen mit an, ist nicht weit verbreitet. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war oder ob die Politik dies dadurch, dass der Staat in alles eingreift und alles irgend dann doch richtet - ob gut oder schlecht sei dahin gestellt- überhaupt erst hervorgerufen hat. Mein Eindruck ist der, der Bürger hat eine Anspruchshaltung gegenüber dem Staat und damit der Gesellschaft, aber sieht nicht, dass er auch etwas für die Gesellschaft tun könnte und ist auch nicht willens, etwas zu tun.
Das ist eine interessante Entwicklung, liebe Stefanie. Ich skizziere sie einmal, so wie ich sie erlebt habe:
In der Adenauerzeit hielt sich das politische Engangement in Grenzen. Man war halt damit beschäftigt, sein Privatleben aufzubauen. 1950 bestanden unsere Möbel noch überwiegend aus Transportkisten, die man zu Kommode, Tisch usw. umgewidmet hatte. Die "Schulspeisung" war ein wichtiger Teil unserer Ernährung als Kinder. Zehn Jahre später war die Welt nicht mehr wiederzuerkennen. Man lebte wieder ordentlich, fuhr im Urlaub zum Campingurlaub nach Italien usw. Also, da stand die Wirtschaft ganz im Vordergrund. Mit der Politik war man überwiegend zufrieden; sie hatte ja das Wirtschaftswunder ermöglicht und uns vor dem Kommunismus bewahrt.
Dann begann es zu gären - Spiegel-Krise, Schwabinger Krawalle, dann die APO, die Studentenbewegung. Damit begann eine Zeit intensiven politischen Engagements. Vor allem natürlich auf der Linken; aber durchaus auch bei der CDU und der FDP. Das war die Zeit, in der man 1972 mit den Willy-Buttons herumlief.
In den siebziger Jahren brach das zusammen. Es gab viele Faktoren: Die Energiekrise, die Desillusionierung der naiven Weltberbesserer, dann natürlich der Terrrorismus. Es hat etwas Paradoxes an sich, daß der große Kanzler Helmut Schmidt im Grunde über eine Zeit des Niedergangs präsidierte. In diesem Jahrzehnt wurden die Deutschen des politischen Engagements überdrüssig.
Die sozialliberale Koalition taumelte am Ende dem Abgrund entgegen. Als sie gescheitert war und Kohl übernahm, war das für viele wie ein Erlösung. Vorbei diese endlosen "Theoriediskussionen", diese ganze verquaste Politisierung im Niedergang. "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt", das traf genau die Stimmung der Achtziger.
Dann kam die Wiedervereinigung. Sie kam über uns wie ein Gewitter aus heiterem Himmel. Noch kurz zuvor hatte der damalige Bundespräsident v. Weizsäcker sie für die überschaubare Zukunft ausgeschlossen. Es gab eine kurze Phase des, sagen wir, historischen Bewußtseins. Wir waren uns bewußt, einen geschichtlichen Umbruch mitzuerleben.
Aber seltsam - jedenfalls im Westen trug dise Stimmung nicht lange. Im Grunde waren die Neunziger weniger eine Zeit des Aufbruchs, wie man das nach dem Ereignis der Wiedervereinigung hätte erwarten können, sondern eine Zeit lethargischer Lähmung. Ich glaube, ein Hauptgrund war die heraufziehende Globalisierung, auf die andere Länder mit den erforderlichen neoliberalen Reformen reagierten. Deutschland nicht - erst waren wir mit der Bewältigung der Wiedervereinigung beschäftigt; dann blockierte Lafontaine über den Bundesrat nahezu jeden Reformversuch.
Damals verfestigte sich dieses Gefühl der meisten Menschen, nichts tun zu können, weiter.
Es folgten die gespenstischen rotgrünen Jahre. Eine Zeit der Restauration, ähnlich der Metternich-Zeit, der Restauration unter den Bourbonen. Einstige Revoluzzer und Weltverbesserer, die in ihre Jugend nicht zum Zug gekommen waren, wollten, sich dem Rentenalter nähernd, jetzt noch ihre Träume von 1968 realisieren. Ein Weg in die Katastrophe, den Schröder im letzten Augenblick mit dem verzweifelten Husarenstück der Agenda 2010 zu stoppen versuchte.
Er scheiterte. 2005 gab es die Chance zu einem neuen Aufbruch, damit vielleicht auch zu neuem politischem Engangement der Bürger. Aber Schwarzgelb verlor; und nun haben wir die Situation, daß die beiden großen Parteien einander blockieren und ausbremsen.
Wie soll sich der Bürger da engagieren? Nochmal vier Jahre Große Koalition, und wir sind endgültig alle im Dornröschenschlaf.
Wie groß der Teil der Bevölkerung sein wird, der letztlich durch die "government run option" versichert wird, weiß man noch nicht und spielt doch in unserer Diskussion gar keine Rolle. Es handelt sich jedenfalls um eine weitere staatliche Versicherung, zusätzlich zu den bereits existierenden. Es war also falsch, zu schreiben, Obama wolle keine staatliche Versicherung. Sie waren selbst der Uninformierte und haben mir zu Unrecht vorgehalten, ich solle mich erst mal kundig machen, bevor ich mich äußere.
Um es nochmals klarzustellen: vorgeworfen habe ich Ihnen, dass Sie nicht darauf aufmerksam gemacht haben, dass bereits versicherte Amerikaner (auf deren Anichten Sie hingewiesen haben) im Irrtum sind, wenn sie für sich selbst eine Verschlechterung ihrer Krankenversicherung durch Obamas Pläne erwarten. Obamas Absichten betreffen direkt ja nur die bisher Nichtversicherten. Die Versichterten wären nur indirekt betroffen, etwa durch Steuererhöhungen.
Nebenbei gesagt, ich habe mit keinem Wort die Pläne Obamas unterstützt. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob sein Vorhaben gut geeignet ist, die bestehenden Probleme zu lösen, oder ob man es besser anders machen sollte (etwa durch einen Versicherungszwang mit staatlichen Zuschüssen für diejenigen, die sich das nicht leisten können). Die Frage ist ja auch, ob eine Umsetzung von Obamas Vorhaben eine Verbesserung gegenüber dem Status quo wäre, selbst wenn es bessere Möglichkeiten geben sollte.
Nochmals zu den Exzessen. Ist das vielleicht kein verbaler Exzess:
"Sarah Palin, wirft Obama jetzt auf der Internet-Plattform Facebook vor, sein geplantes System führe zur Euthanasie alter und behinderter Menschen. Der Präsident wolle ein staatliches "Todes-Gremium" schaffen, das darüber entscheiden solle, wer es wert sei, in den Genuss von Gesundheitsfürsorge zu kommen, schrieb Palin. "Ein solches System ist geradezu böse."" (http://www.sueddeutsche.de/politik/61/483506/text/)
danke für Ihre Ausführungen. Es ist interessant für mich zu lesen, da ich erst in den 70ern geboren wurde und persönliche Schilderungen sich doch mehr oder weniger auf die der Familie beschränken. Auch bei meiner Familie war es so, dass sie nach dem Kriege damit beschäftigt waren, ihre private Existenz wieder aufzubauen oder neu aufzubauen.
„Wie soll sich der Bürger da engagieren? Nochmal vier Jahre Große Koalition, und wir sind endgültig alle im Dornröschenschlaf.“
„Wie soll sich der Bürger“, das ist in der Tat die Frage. Denn was soll ein einzelner schon bewirken können. (Je nachdem welcher einzelne das ist, bin ich auch ganz froh drüber, dass er nichts bewirken kann) Aber Fakt ist, in Deutschland wird der Lebensstandart von heute nicht zu halten sein und die Politik stoppt die Talfahrt nicht wirklich, im Gegenteil, sie bürdet den Jüngeren immer mehr Schulden auf auch mit dem Effekt, dass schon heute klar ist, ein Großteil wird im Alter arm sein.
Daher, wieso sollte sich der Bürger nicht engagieren? Wieso sollte er nicht versuchen wollen, dass der Karren wieder aus dem Dreck kommt? Weil es die aktuelle Politik schon richten wird? Je länger der Dornröschenschlaf stattfindet, umso bitterer wird das Erwachen sein. Das Märchen ginge dann so: Als Dornröschen in den Schlaf fiel, war die Welt um sie herum noch gülden. Als sie aufwachte musste sie von 560 € Rente leben….
"Frust und Häme. Wenn ich etwas im politischen Bereich wirklich nicht verknusen kann, liebe Stefanie, dann ist es diese Haltung: "Die da oben sind ja doch alles Gauner, die machen mit dem kleinen Mann, was sie wollen, und der kann nichts tun".
Da stimme ich Ihnen zu.
"Und nichts ist bezeichnender für die Haltung vieler Deutscher, als daß ausgerechnet diese urdemokratischen Veranstaltungen fast nur unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, daß da angebliche rechte Drahtzieher "Exzesse" organisieren. Wer so etwas schreibt, der hat kein positives Verhältnis zur Demokratie."
Es ist auch auffällig, wie wenig Empörung die linksextremen Ausschreitungen in z.B. Berlin hervorrufen. Man hat fast den Eindruck als finden es viele nicht schlimm, wenn vermeidlich Reicheren das Eigentum beschädigt wird. So nach dem Motto, geschieht ihnen recht. Auch bei dem Manager Bushing fiel völlig unter den Tisch, dass diese einen Großteil des Gemeinwesens mit ihren Steuern finanzieren.
Der Bürger wählt die, welche ihm persönlich am meisten versprechen. Der Politiker bzw. seine Partei, ist davon abhängig, dass sie gewählt wird. Das ist ein Teufelskreis. Denn auf diese Weise bestimmt das Handeln der Politiker nicht die gesellschaftlichen Notwendigkeiten, sondern das, was Wählerstimmen verspricht und das ist die Befriedigung der Bedürfnisse des einzelnen Wählers und nicht das Voranbringen der Gesellschaft, des Landes als Ganzes. Wir haben also eine immanente Bremse in der Politik.
Der Bürger fordert oder honoriert nicht Kompetenz, sondern einzig Vorteile für ihn. Es fragt nicht, welche Erfahrung hat ein Finanzminister, was zeichnet ihn aus, dass er die Finanzen unseres Landes bestimmen darf. In der Wirtschaft wird CFO jemand, der Erfahrungen und Ergebnisse vorzuweisen hat. In der Politik wird CFO Deutschland, also Finanzminister, nicht derjenige, der die größte Expertise vorzuweisen hat, sondern jemand, der parteipolitischen Erfolg vorzuweisen hat. Der sich im Strippenziehen bewährt hat, sonst hätte er keinen Erfolg in der Partei - dies jetzt mal alles überspitzt am Beispiel Finanzminister.
Belieben wir bei dem Finanzminister. Dieser unerfahrene arme Tropf stand plötzlich einer insolventen HRE gegenüber. Wie soll es anders gewesen sein, als dass er überfordert war. Kann man ihm auch keinen Vorwurf machen. Die Erklärungen warum sein Handeln in der Situation richtig war, kann kaum einer nachprüfen. Dies nicht nur, weil die meisten selbst keine Ahnung haben, sondern auch, weil diese Erklärungen immer an der Oberfläche bleiben. Ich frage mich bei dem Thema, warum wurde die HRE Holding AG gerettet und nicht nur die systemrelevante Tochter. Ich hätte mir gewünscht, dass die Fachleute laut nachfragen. So laut, dass der Finanzminister im Detail hätte Erklärungen abgeben müssen, so dass überprüft hätte werden können vom Bürger (mit Expertise), ob die Entscheidung wirklich richtig war. Dass sich der Finanzminister konkret hätte an seinem Ergebnis messen lassen müssen.
Bei allen Themen gibt es Bürger, die über mehr Fachwissen verfügen oder zumindest in der Lage sind zu überprüfen, ob die politischen Entscheidungen sachlich gute/ die richtigen waren. Der Bürger gibt sich aber bei allen Themen mit oberflächigen Erklärungen zu Frieden. Ihm reichen die Versprechungen für ihn. Er darf sich dann nicht wundern, wenn es in der Politik zu wenig Fachleute gibt und er Schröder nicht dafür ab watscht, dass er einem Quereinsteiger mit ausgewiesener Expertise, Herrn Kirchhoff, so übel mitspielt. Er darf sich nicht wundern, wenn er Marktschreier wählt, die ihm Geschenke versprechen anstatt laut anzuprangern, dass es in der Politik zu wenig Fachleute gibt. Würden die Parteien um Wählerstimmen fürchten müssen, wegen zu vieler Berufspolitiker und zu wenig Fachleuten in ihren eigenen Reihen, dann wären die Reihen ratz fatz offen für Quereinsteiger. Müssten die Parteien für ihr Handeln Rede und Antwort stehen, weil der Bürger laut nachfragt und damit rechnen, dass man laut Fehlentscheidungen anprangert, dann würde sich sehr schnell überlegt werden, ob man nicht den gedienten Parteisoldaten als Manager einer Deutschlandressorts einsetzt, oder doch eher lieber jemanden, der die Materie kennt, über die er zu entscheiden hat.
So wie es aktuell läuft, beißt sich die Katze in den Schwanz.
Zitat von AbrahamUm es nochmals klarzustellen: vorgeworfen habe ich Ihnen, dass Sie nicht darauf aufmerksam gemacht haben, dass bereits versicherte Amerikaner (auf deren Anichten Sie hingewiesen haben) im Irrtum sind, wenn sie für sich selbst eine Verschlechterung ihrer Krankenversicherung durch Obamas Pläne erwarten.
Sie sind keineswegs im Irrtum. Erstens wird Obamas Gesundheitssystem in wesentlichen Teilen steuerfinanziert sein. Zweitens werden die Versicherungen in ihm viele Menschen aufnehmen, die bisher nicht versichert waren und die versicherungstechnisch ein hohes Risiko darstellen. Es ist also mit einem Anstieg der Prämien zu rechnen.
Herzlich, Zettel
Nachtrag: Und drittens sollen Unternehmen bis hinunter zum kleinen Krämer oder Handwerker Strafsteurn zahlen, wenn sie ihre Angestellten nicht auf ihre Kosten vesichern. Viele dieser Leute aus der Mittelschicht bangen schon jetzt in der Krise um ihre Existenz - und dann sollen sie noch zusätzlich belastet werden. Der Zorn, lieber Abraham, ist begründet. Nicht das Werk von Agitatoren, wie man uns weismachen will.
In Antwort auf:Zu den USA: Es gibt es ja nun Korrespondenten, die dort hin gesandt wurden, aber die kommen hin und müssen sofort berichten - wie überall -, ohne dass sie das Land überhaupt kennen gelernt haben und wenn sie es endlich kennen lernen konnten, dann müssen sie schon wieder weg und es kommt der nächste Neuling.
Liebe Stefanie,
mit Wehmut erinnere ich mich der "Letters from America" eines gewissen Alistair Cooke, der mich noch lange mit der BBC versöhnt hatte, als sie schon lange ihren Niedergang als verläßliche Informationsquelle angetreten hatte. Cooke war ein Engländer, der Jahrzehnte in de USA verbracht hatte und kenntnisreich und mit großem, höflichen Respekt in wunderbarem Englisch aus seinem Gastland berichtete. Jede, aber auch jede seiner Sendungen war ein Genuß! Er ließ sich auch bei der größten Kritik nie zu Vulgaritäten hinreißen, und beeindruckte stets mit mit seinem Detailwissen und der Vielfalt seiner Themenwahl. Schade, daß es so etwas heute nicht mehr gibt. Ich habe mein Kurzwellenradio damals verkauft.
In Antwort auf:Zitat von Abraham -------------------------------------------------------------------------------- Um es nochmals klarzustellen: vorgeworfen habe ich Ihnen, dass Sie nicht darauf aufmerksam gemacht haben, dass bereits versicherte Amerikaner (auf deren Anichten Sie hingewiesen haben) im Irrtum sind, wenn sie für sich selbst eine Verschlechterung ihrer Krankenversicherung durch Obamas Pläne erwarten. --------------------------------------------------------------------------------
Sie sind keineswegs im Irrtum. Erstens wird Obamas Gesundheitssystem in wesentlichen Teilen steuerfinanziert sein. Zweitens werden die Versicherungen in ihm viele Menschen aufnehmen, die bisher nicht versichert waren und die versicherungstechnisch ein hohes Risiko darstellen. Es ist also mit einem Anstieg der Prämien zu rechnen.
Mögliche Steuerbelastungen, auf die ich ja auch hingewiesen habe, wären sicher unerfreulich, haben aber nichts mit einer eventuellen Verschlechterung der Krankenversicherung für die bereits Versicherten zu tun. Die erzwungene Aufnahme von "Risikofällen" ohne Risikoprämie könnte allerdings tatsächlich, da gebe ich Ihnen Recht, zu Prämienerhöhungen für die bereits Versicherten führen, wenn es denn tatsächlich so geplant ist. Ich bin mir nicht so sicher, ob das in Obamas Vorhaben (http://en.wikipedia.org/wiki/Health_insurance_exchange) einer Health insurance exchange tatsächlich so vorgesehen ist.
Ob der Obama-Plan ein Grund zu berechtigtem Zorn ist, steht jedenfalls auf einem anderen Blatt. Wenn Sie das behaupten, müssten Sie meiner Ansicht nach auch aufzeigen, dass
- entweder der Status quo des Krankenversicherungssystems in den USA akzeptabel ist - oder dass es zwar so nicht bleiben sollte, aber bessere Alternativen zu Obamas Vorhaben existieren
Bis jetzt haben Sie weder das eine noch das andere getan.
In Antwort auf:Nachtrag: Und drittens sollen Unternehmen bis hinunter zum kleinen Krämer oder Handwerker Strafsteurn zahlen, wenn sie ihre Angestellten nicht auf ihre Kosten vesichern. Viele dieser Leute aus der Mittelschicht bangen schon jetzt in der Krise um ihre Existenz - und dann sollen sie noch zusätzlich belastet werden. Der Zorn, lieber Abraham, ist begründet. Nicht das Werk von Agitatoren, wie man uns weismachen will.
Auch bei uns müssen Arbeitgeber zur Krankenversicherung ihrer Mitarbeiter beitragen. Möchten Sie das ändern? Wenn nicht, warum soll es in den USA falsch sein? Was die Belastung in der Krise angeht, könnte man sich ja auf einen gleitenden Übergang einigen.
Dass die Proteste nicht bloß das Werk von hinterhältigen Agitatoren sind, habe ich nicht bestritten. Vielmehr habe ich Ihnen in diesem Punkt gleich zu Anfang meines ersten Beitrags Recht gegeben. Das Problem ist, dass Sie sich nicht auf diese Feststellung beschränkt haben, sondern sie mit einer meiner Ansicht nach nicht ausreichend fundierten Unterstützung der Gegner des Obama-Plans verbunden haben.
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