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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 11 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.08.2009 13:41
Neues aus der Forschung (5): Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung Antworten

Die Rubrik "Neues aus der Forschung", die ich kürzlich eingeführt habe, hat bisher ein, sagen wir, verhaltenes, aber nicht unfreundliches Echo gefunden. Ich verstehe ZR eben nicht als einen ausschließlich politischen Blog, sondern als einen der Aufklärung verpflichteten. Wie könnte da die Wissenschaft ausgeklammert werden?

Im jetztigen Artikel geht es um ein Thema aus der Wahrnehmungsforschung: Beeinflussen Gefühle unsere Wahrnehmungen, und wenn ja, wie funktioniert das?

Die Forschungsgeschichte zu diesem Thema ist interessant: Es stand zwischen dem Ende der vierziger Jahre und den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schon einmal im Mittelpunkt des Interesses von Wahrnehmungsforschern. Damals kam man aber zu keinen gesicherten Ergebnissen. Jetzt sind die methodischen und auch die theoretischen Voraussetzungen günstiger; und es sieht so aus, als seien von der gegenwärtigen Neuaufnahme dieser Thematik interessante Resultate zu erwarten.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

27.08.2009 20:15
#2 RE: Neues aus der Forschung: Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung Antworten

Zitat von Zettel
Die Rubrik "Neues aus der Forschung", die ich kürzlich eingeführt habe, hat bisher ein, sagen wir, verhaltenes, aber nicht unfreundliches Echo gefunden.


Lieber Zettel,

nur weiter so. Ich lese ihre Forschungsartikel stets mit großem Interesse. Nur, was soll der gemeine Forist da noch anmerken?

Herzlich, Calimero

----------------------------------------------------
... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

27.08.2009 20:49
#3 Emotional Stroop-Test Antworten

Zitat von Calimero
Nur, was soll der gemeine Forist da noch anmerken?

In der (Natur-)Wissenschaft kann man als Laie weniger gut diskutieren... Wenn sich Frau Becker natürlich hierher verirren würde, dann könnten die Diskussionen spannend werden

Ich würde hier gerne noch auf ein nettes Paradigma zu diesem Thema hinweisen: den Emotional Stroop-Test. Dabei werden den Probanden einfarbige Bilder gezeigt, und sie müssen die Farbe benennen. Klingt einfach, nicht wahr? Interessant ist, dass zum Beispiel Spinnenphobiker, also Menschen mit einer extremen Angst vor Spinnen, angesichts einer roten Spinne länger brauchen, um die Farbe zu benennen (und dabei charakteristische EEG-Kurven liefern), als etwa angesichts eines roten Wäschekorbs. Anscheinend werden da im Gehirn Ressourcen mit der Verarbeitung des phobischen Stimulus gebunden, die nicht mehr für die Farberkennung zur Verfügung stehen.

Dieses Emotional Stroop-Paradigma ist eine Variante des "normalen" Stroop-Paradigmas, das seinerzeit von Herrn Stroop eingeführt wurde. Man schaue sich folgende Wortpaare an und benenne so schnell wie möglich die Farbe, in der jedes Wort geschrieben ist:

In Antwort auf:

1) Rot Blau

2) Rot Blau


Die Farbbenennung funktioniert im allgemeinen für die erste Zeile besser als für die zweite, wo die Semantik der Wörter (die ja für die Aufgabe völlig irrelevant ist!) mit der Farbverarbeitung und dem Sprachzentrum interferiert. Das normale Stroop-Paradigma hat allerdings wieder nichts mit Gefühlen zu tun...

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.08.2009 00:35
#4 RE: Neues aus der Forschung: Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung Antworten

Zitat von Calimero
nur weiter so. Ich lese ihre Forschungsartikel stets mit großem Interesse. Nur, was soll der gemeine Forist da noch anmerken?

Ich könnte mir denken, lieber Calimero, daß es manche Fragen zu den Methoden, den Ergebnissen, den Theorien gibt. Wenn ich solch einen Artikel schreibe, dann habe ich mich einigermaßen sachkundig gemacht und könnte vermutlich die meisten Fragen beantworten und auf Kritik an dieser Forschung reagieren.

Vor allem würde mich aber interessieren, was eventuell an solch einem Artikel unverständlich oder schwer verständlich ist und was jemand, der sich auskennt, als unpräzise wahrnimmt.

Das ist eine Gratwanderung, wie mir wieder sehr bewußt geworden ist, als mir in der Diskussion zu dem Artikel über relative Armut vorgehalten wurde, ich hätte "tendenziell Median und Durchschnitt verwechselt" oder gar "die Leser in die Irre geführt". Das angeblich deshalb, weil ich glaubte es den Lesern nicht zumuten zu können, ihnen zu erklären, welche Eigenschaften den Median vom AM unterscheiden und wie sich das auswirken kann.

Jede Vereinfachung kann halt zu dem Vorwurf führen, der Autor wisse nicht Bescheid oder lege es gar darauf an, die Leser zu täuschen.

Andererseits geht es ohne Vereinfachungen nicht. Ich hätte zum Beispiel jetzt eigentlich darauf aufmerksam machen müssen, das die fMRI-Daten von Pessoa und Padmala die Theorie von Barrett in einem Punkt gerade nicht stützen, weil sie eine erhöhte Aktivität beim Entdecken von zuvor mit Schock gepaarten Reizen bereits sehr früh in der visuellen Verarbeitung gefunden haben, während Barrett ja den OFC, also eine Stufe sehr spät in der Verarbeitung, als Ort der Interaktion vermutet.

Und man könnte die Daten von Pessoa und Padmala überhaupt auch ganz anders interpretieren; nämlich so, daß der elektrische Reiz die Versuchspersonen veranlaßte, sich das betreffende Muster länger anzusehen und damit besser einzuprägen, und daß die Senkung der Schwelle im Entdeckungsexperiment überhaupt nichts mit der Interaktion von Wahrnehmung und Gefühl zu tun hat. Oder die mit dem elektrischen Reiz eingehende allgemeine Erregungssteigerung (arousal) könnte das Einprägen verbessert haben. Und so weiter.

In Vorlesungen habe, ich, lieber Calimero, immer großen Wert auf Verständlichkeit gelegt, was auch von den Studenten geschätzt wurde. Aber da konnten sie eben nachfragen; und ich konnte auch sagen: "Also, das ist jetzt vereinfacht dargestellt; in Wirklichkeit spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle". Bei einem Artikel in ZR geht das schlecht.

Herzlich, Zettel

califax Offline




Beiträge: 1.502

28.08.2009 00:39
#5 RE: Neues aus der Forschung: Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung Antworten

Sie können ja am Ende, vielleicht auch zwischendrin bei einer starken Vereinfachung, den Leser auffordern, eventuelle Fragen zu stellen.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
Klug und faul - der meisten Laster
Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.08.2009 00:49
#6 RE: Neues aus der Forschung: Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung Antworten

Zitat von califax
Sie können ja am Ende, vielleicht auch zwischendrin bei einer starken Vereinfachung, den Leser auffordern, eventuelle Fragen zu stellen.

Dafür ist ja nach meinem Verständnis, lieber Califax, eigentlich der Thread hier im Forum (auch) da.

Aber ich glaube, es hat sich hier eine "Diskussionskultur" herausgebildet, die ich eigentlich sehr schätze: Jemand postet einen Beitrag nur dann, wenn er etwas zu sagen hat, das die Diskussion bereichert. Äußerungen à la "also meine Meinung ...", wie sie oft anderswo die Regel sind, gibt es kaum (noch).

Was mir, wie gesagt, gefällt und was wesentlich die Qualität dieses Forums begründet. Aber es könnte zu einer gewissen Scheu führen, einfach auch einmal zu schreiben: Also, das verstehe ich jetzt nicht, könnten Sie das mal genauer erläutern?
Wozu ich hiermit herzlich einlade!

Viele Grüße, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.08.2009 01:14
#7 RE: Emotional Stroop-Test Antworten

Zitat von Gorgasal
Ich würde hier gerne noch auf ein nettes Paradigma zu diesem Thema hinweisen: den Emotional Stroop-Test. Dabei werden den Probanden einfarbige Bilder gezeigt, und sie müssen die Farbe benennen. Klingt einfach, nicht wahr? Interessant ist, dass zum Beispiel Spinnenphobiker, also Menschen mit einer extremen Angst vor Spinnen, angesichts einer roten Spinne länger brauchen, um die Farbe zu benennen (und dabei charakteristische EEG-Kurven liefern), als etwa angesichts eines roten Wäschekorbs. Anscheinend werden da im Gehirn Ressourcen mit der Verarbeitung des phobischen Stimulus gebunden, die nicht mehr für die Farberkennung zur Verfügung stehen.

Vielen Dank für diesen Hinweis, lieber Gorgasal. Der Emotional Stroop ist ein interessantes Phänomen; wie überhaupt der Stroop-Effekt ja immer noch ein spannendes Thema ist. (Ich habe einen Kognitionsforscher mal auf die Frage, was ein Cognitive Scientist sei, antworten hören: "Someone who knows what the Stropp effect is". )
Zitat von Gorgasal
Das normale Stroop-Paradigma hat allerdings wieder nichts mit Gefühlen zu tun...

Ja, genau. Es handelt sich sicherlich nicht um "denselben Effekt".

Die Stroop-Forscher bemühen sich seit Jahrzehnten, herauszufinden, wo der Effekt eigentlich "lokalisiert" ist, auf welcher "Stufe" also der Konflikt stattfindet. So ziemlich alles ist vorgeschlagen worden - von einer Konkurrenz um Aufmerksamkeits-Ressourcen über einen Konflikt bei der semantischen Kodierung bis hin zu einer motorischen Theorie, derzufolge das Farbwort die Artikulation des Namens der Farbe vorübergehend blockiert, weil es einen Output-Kanal besetzt. Beim emotionalen Stroop wäre vielleicht zusätzlich an eine Blockierung bei der Initiierung einer Reaktion zu denken.

Man sollte meines Erachtens erwägen, ob diese Erklärungen einander überhaupt ausschließen. An den Abläufen, die vom Reiz zur Reaktion führen, sind viele Gehirnprozesse beteiligt; und jeder davon kann anfällig für Konflikt und Interferenz sein.

Herzlich, Zettel

Bernd314 Offline



Beiträge: 133

29.08.2009 14:27
#8 Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung -> Schopenhauer Antworten

Zitat:

Zitat von Zettel

Was wir wahrnehmen, verrät etwas über unsere Persönlichkeit. Allgemein gesagt: Unsere Wahrnehmung hängt von unseren Werten und Bedürfnissen ab.



So ist es ! Und da muss ich bei dieser Gelegenheit auch mal wieder meinen "Schopi" ins Spiel bringen

Es ist immer wieder erstaunlich wie weit ausgerechnet der von vielen als "verstaubt & gestrig" wahrgenommene Schopenhauer diese von der modernen Hirnforschung erarbeiteten Zusammenhänge mit seinem Zentralen Satz vom

Zitat von Schopenhauer

Primat des Willens über den Intellekt:
...



vorweg genommen hat, wenn man Schopenhauers "Wille" im Sinne von "Gefühlen/Bedürfnissen" und den "Intellekt" als "höhere kognitive Funktionen + von diesen gesteuerter Wahrnehmungsapparat" interpretiert.

Zitat von Schopenhauer

...
Ein starkes Motiv, lebhafter Wunsch, dringende Noth, steigert den Intellekt (ja selbst die Sinne, wo es auf diese ankommt)
...
spielt der Wille die Rolle des Reiters der durch die Sporen das Pferd zur Uebertreffung seiner Kräfte zwingt.



Insbesondere der letzte Absatz des folgenden Zitats zeigt, wie visionär Schopenauer zentrale Ideen der modernen Hinrnforschung (gerade auch bzgl. der sog. 'Willensfreiheit') schon vor 150 Jahren vorweg genommen hat.

Zitat von Schopenhauer

In Wahrheit aber ist das treffendeste Gleichniß für das Verhältniß zwischen Wille und Intellekt der starke Blinde, der den sehenden Gelähmten auf den Schultern trägt.

Das hier dargelegte Verhältniß des Willens zum Intellekt ist ferner auch darin zu erkennen, daß der Intellekt den Beschlüssen des Willens ursprünglich ganz fremd ist. Er liefert ihm die Motive: aber wie sie gewirkt haben, erfährt er erst hinterher, völlig a posteriori; wie wer ein chemisches Experiment macht, die Reagenzien heranbringt und dann den Erfolg abwartet. Ja, der Intellekt bleibt von den eigentlichen Entscheidungen und geheimen Beschlüssen des eigenen Willens so sehr ausgeschlossen, daß er sie bisweilen, wie die eines fremden, nur durch Belauschen und Ueberraschen erfahren kann, und ihn auf der That seiner Aeußerungen ertappen muß, um nur hinter seine wahren Absichten zu kommen.


Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

30.08.2009 01:02
#9 Verteidigung der Meinung Antworten

Zitat von Zettel
Aber ich glaube, es hat sich hier eine "Diskussionskultur" herausgebildet, die ich eigentlich sehr schätze: Jemand postet einen Beitrag nur dann, wenn er etwas zu sagen hat, das die Diskussion bereichert. Äußerungen à la "also meine Meinung ...", wie sie oft anderswo die Regel sind, gibt es kaum (noch).


Sehr geehrter Zettel,

zu diesem Punkt würde ich gerne einige kleine Argumente und etwas mehr Meinung abliefern. Ich denke zwar nicht, daß Sie speziell an mich gedacht haben, bei diesem Hinweis, aber ich benutze nicht selten sehr bewußt eine solche Formulierung. Oder eine andere, die in etwa das Gleiche ausdrückt. Ich halte es immer dann für legitim, wenn die Diskussion in diese schwere Sumpflandschaft abdriftet, in der nicht einmal die einzelnen verwendeten Begriffe (Armut, Freiheit, Gleichheit, Sicherheit) irgendeinen Halt bieten.

Wer möchte schon z.B. bestimmen, ob eine "korrekte Bedeutung" eines solchen Begriffes (die irgendwo definiert ist) zählt, oder die Bedeutung die die Mehrheit diesem Begriff möglicherweise zuschreibt, oder gar die Gefühle, die ein solcher Begriff vermutlich (in wem auch immer) weckt. Ich kann es jedefalls nicht. Gleichzeitig ist mir auch nicht klar, wie es überhaupt auch nur theoretisch möglich sein sollte, solche Argumente (die mit solchen mehrdeutigen Begriffen operieren und die sich weit jenseits der Mathematik, der Naturwissenschaften und auch jenseits klar definierter künstlicher Systeme befinden) überhaupt zu "bewerten". Also ihnen ein "Gewicht" zuzuordnen und sie gegen andere Argumente "antreten" zu lassen.

Es kann natürlich mit meiner insbesondere auf diesem Gebiet sehr begrenzten Bildung zu tun haben, daß ich zur Frage der Gewichtung solcher Argumente bisher nicht einmal einen plausiblen Anhaltspunkt entdecken konnte. (Für Hinweise bin ich natürlich dankbar.)

Ich bin da jedenfalls ratlos und beschränke ich mich darauf, meine Meinung als eine solche zu betrachten und in der Regel auch so zu deklarieren. Und wenn es Jemand in diesem Kontext nicht tut, dann schreibe ich es seinem Bemühen um eine bessere Lesbarkeit des Textes zu und ergänze seine Sätze stillschweigend selber

Ich gehe sogar so weit, daß für mich eine Aussage wie "für mich ist die individuelle Freiheit wichtiger als absolute Sicherheit" ein höheres Gewicht besitzt, als die Behauptung "Individuelle Freiheit ist wichtiger als absolute Sicherheit". Auch wenn ich mit dem Inhalt in beiden Fällen wenig anfangen kann, weil mir die Begriffe viel zu schwammig sind, ist mir der Autor der ersten Aussage sympathischer und ich empfinde ihn auch als glaubwürdiger weil reflektierender.

In manchen Fällen ist die eigene oder fremde Meinung - wenn es z.B, auch um Wirkungen geht - sogar ein "richtiges" Argument, wenn auch statistisch wenig bedeutsames. Wenn man aber bei vertrauenswürdigen Personen ein wenig sammelt...

Meinungen sind wichtig, weil wir einfach im richtigen Leben nicht die Zeit haben, das letztgültige Resultat aller noch offenen Fragen abzuwarten, trotzdem aber handeln müssen. Und das kommunizieren von Meinungen ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, diese provisorischen Ergebnisse mit anderen "Meinungsträgern" auf ihre Plausibilität abzuklopfen. Es lebe die freie Meinung!

So, das war wieder einmal das Äußerste, was ich an Argumentationskraft aufbringen kann. Und jetzt ziehe ich mich wieder auf meine Meinungen zurück

Einen schönen Rest der Nacht wünsche ich noch, Ungelt

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.08.2009 02:32
#10 RE: Verteidigung der Meinung Antworten

Lieber Ungelt,

ich stimme Ihnen vollständig zu. Gerade Ihre Beiträge illustrieren das, was ich als die "Diskussionskultur" dieses Forums sehe. Ihr Austausch mit Jana beispielsweise gehörte aus meiner Sicht zum Lesenswertesten, was hier überhaupt jemals geschrieben wurde

Was ich meinte - und vielleicht nicht hinreichend klar ausgedrückt habe -, das waren Beiträge einer ganz anderen Art: Undifferenzierte Äußerungen, die einfach nur zu Protokoll geben, daß jemand - meist affektiv aufgeladen - für oder gegen (meist gegen) etwas ist. Solche Beiträge gibt es hier nur ganz selten; meist von Leuten, die sich in das Forum verirren und die dann selbst bald merken, daß das nicht der richtige Platz für sie ist.

Mit herzlichen Grüßen,

Zettel

Kaa Offline




Beiträge: 658

31.08.2009 10:03
#11 RE: Verteidigung der Meinung Antworten

Zitat von Zettel
Lieber Ungelt,
ich stimme Ihnen vollständig zu. Gerade Ihre Beiträge illustrieren das, was ich als die "Diskussionskultur" dieses Forums sehe. Ihr Austausch mit Jana beispielsweise gehörte aus meiner Sicht zum Lesenswertesten, was hier überhaupt jemals geschrieben wurde
Was ich meinte - und vielleicht nicht hinreichend klar ausgedrückt habe -, das waren Beiträge einer ganz anderen Art: Undifferenzierte Äußerungen, die einfach nur zu Protokoll geben, daß jemand - meist affektiv aufgeladen - für oder gegen (meist gegen) etwas ist. Solche Beiträge gibt es hier nur ganz selten; meist von Leuten, die sich in das Forum verirren und die dann selbst bald merken, daß das nicht der richtige Platz für sie ist.
Mit herzlichen Grüßen,
Zettel



Genau, so sehe ich das auch


Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt

Bernd314 Offline



Beiträge: 133

01.09.2009 20:30
#12 Das Phänomen "Meinung" Antworten

In Antwort auf:

gleichzeitig ist mir auch nicht klar, wie es überhaupt auch nur theoretisch möglich sein sollte, solche Argumente (die mit solchen mehrdeutigen Begriffen operieren und die sich weit jenseits der Mathematik, der Naturwissenschaften und auch jenseits klar definierter künstlicher Systeme befinden) überhaupt zu "bewerten". Also ihnen ein "Gewicht" zuzuordnen und sie gegen andere Argumente "antreten" zu lassen.



Das geht mir oft ganz genau so. Einer der Gründe weshalb ich die Naturwissenschaften und Mathematik so sehr liebe

Dazu kommt noch, dass mir (und wohl den meisten Menschen) auf den meisten Gebieten, welche nicht im jeweils eigenen "Expertenbereich" liegen, schlicht die Sachkenntnis fehlt, wirklich "fundierte" Meinungen zu bilden.
(Mir selbst geht es sogar in eigenen Fachgebieten oft so, daß ich das Gefühl habe, dass mit zunehmendem Wissen auch die Gewissheit über das "verbleibende Ausmaß des Nichtwissens" und damit die Unsicherheit über die "Richtigkeit" der eigenen Meinung wiederum steigt (etwas umständlich ausgedrückt, ich hoffe es wird klar was ich meine).

So ist es völlig verständlich, daß z.B. in der Atomkraftfrage 99% der Bevölkerung schlicht aufgrund fehlender Sachkenntnis gar keine "richtige" Meinung haben können, sondern diese von "Vorbetern" übernehmen müssen.

Ich denke man kommt dem Kern der Bedeutung des Phänomens "Meinung" näher, wenn man es gar nicht auf der jeweiligen inhaltlich/sachlichen Ebene, sondern eher sozialpsychologisch interpretiert. In etwa so wie es Dietrich Schwanitz unter "Die Meinung/Der Intellektuelle" auf den Punkt bringt:

In Antwort auf:

(...) Meinungen sind also nicht nur unverbindliche Weisen des Dafürhaltens. Das würde die Leidenschaftlichkeit des Engagements nicht erklären(die Frauen an Männern immer wieder verblüfft) Vielmehr ist die Meinung ein Erkennungssignal für die Gruppe.Sie verleit dem Einzelnen das Gefühl der Zugehörigkeit

(...)dass er sich jemals von irgend jemand hat überzeugen lassen, hat seit Menschengedenken noch nie jemand beobachtet. Um so erstaunlicher ist sein unerschütterlicher Glaube daran, daß er selbst jemand überzeugen könnte. Seinen Gegner ermüden, in die Flucht schlagen oder deprimieren- daß ihm das gelang, hat man schon häufig erlebt. Aber ihn dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern - nein das wurde noch niemals beobachtet.



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