Wenn Politiker, wenn Richter usw. sich selbst kein Urteil zu einem bestimmten Thema zutrauen, dann bestellen sie ein Gutachten. Gutachter sind Experten, die - sofern es sich um wissenschaftliche Themen handelt - durch ihre wissenschaftliche Forschung ausgewiesen sind; in anderen Fällen amtlich bestellte oder gerichtlich zugelassene Sachverständige.
Über die Sicherheit im KKW Krümmel - ein Thema, das gründliche Kenntnisse auf einem Teilgebiet der Ingenieurwissenschaften verlangt, nämlich dem der Reaktorsicherheit - hat die Fraktion der Grünen jemanden gutachten lassen, dessen Qualifikation in keiner Weise erkennbar ist, die Diplom-Physikerin Oda Becker.
Damit befaßt sich dieser Artikel, der auch als "Zettels Meckerecke" hätte erscheinen können.
Hier liegt eine Begriffsverwechslung vor. Der Terminus "Professor", wie er an deutschen Fachhochschulen gebraucht wird, hat nichts mit der üblichen Vorstellung eines "Professors" zu tun, ebensowenig wie mit Habilitationserfordernis oder Lehrstuhlinhaberschaft, ja in vielen Fällen nicht einmal mit der Notwendigkeit einer Promotion. Folgerichtig gibt es in diesem Milieu Einrichtungen, für die eine aus "Fach", "hoch" und "Schule" zusammengesetzte Bezeichnung gleich eine dreifache Hochstapelei bedeutet. Mein Vorschlag war schon immer, solche Horte der Unwissenschaft doch in "Dante-Alighieri-Einrichtung" umzutaufen: Lasciate ogni speranza...
Zitat von AbendlaenderMein Vorschlag war schon immer, solche Horte der Unwissenschaft doch in "Dante-Alighieri-Einrichtung" umzutaufen: Lasciate ogni speranza...
*lol*
Sie haben Recht, lieber Abendlaender, daß es durch die FHs zu einer Inflation der Professoren gekommen ist. Die Reaktion darauf war ja, daß es jetzt den Titel "Univ.-Prof." gibt. Das sind die eigentlichen Professoren.
Nur weiß das kaum jemand außerhalb der Unis. Professor ist eben Professor. In Frankreich ist übrigens jeder Lehrer an der gymnasialen Oberstufe Professor.
Ein Lehrstuhlvertreter ist aber noch nicht einmal ein Fachhochschulprofessor.
Lieber Zettel, ich (Physikerin, promovierend) hab gerade dort nachgesehen, wo Physiker nachsehen, wenn sie Publikationen suchen. arxiv, prola (American Physical Society, Herausgeberin der renomiertesten Zeitschriften, IOP (das britische/Europaeisch Portal).
Erfolg: Null. Google findet in der Kombination "Oda Becker Publikationen" was? Sie raten richtig: Zettels Raum.
Zitat von DagnyLieber Zettel, ich (Physikerin, promovierend) hab gerade dort nachgesehen, wo Physiker nachsehen, wenn sie Publikationen suchen. arxiv, prola (American Physical Society, Herausgeberin der renomiertesten Zeitschriften, IOP (das britische/Europaeisch Portal). Erfolg: Null. Google findet in der Kombination "Oda Becker Publikationen" was? Sie raten richtig: Zettels Raum.
Tja, what else could you expect?
Noch besser finde ich allerdings, daß dann, wenn man nur nach "Oda Becker" googelt, unter den ersten zwanzig Fundstellen ZR ist. Ich hoffe also, daß vielleicht der Artikel über den üblichen Leserkreis von ZR hinaus Beachtung findet.
Denn wenn man's recht betrachtet ist es ja ein Skandal: Jemand, der dafür in keiner Weise qualifiziert ist, ernennt sich zum "Sachverständigen" und läßt sich von politischen Freunden als "Gutachter" bestellen.
Ebenso könnte jemand, der es mit einer Diplomarbeit in Ornithologie zum Diplom-Biologen gebracht hat, sich berufen fühlen, ein Gutachten über die Hygienesituation in einem deutschen Krankenhaus zu schreiben.
Herzlich, Zettel
Calimero
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gelöscht
)
Beiträge:
23.08.2009 19:37
#7 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (18): Eine Gutachterin
Das Gutachten der Oda Becker könnte ich auch als Nicht-Diplom-Physiker aus der Ferne schon locker zerpflücken. Allein schon aus der Tatsache heraus, dass die meisten der hochstilisierten "Pannen" ja gar nichts mit dem Reaktor zu tun hatten. Für weitreichendere Erklärungen habe ich hier ja einen eigenen Thread.
Da macht sich eine Anti-AKW-Aktivistin die Welt (widdewiedewid) wie sie ihr gefällt. Bockmist, aber legal. Die Grünen können sich ja auch ihre Gutachten bei Astrologen und Esotherikern holen. Was mich aber sehr erschreckt hat, war die Serie beim "früheren Nachrichtenmagazin Spiegel" (vielen Dank für diese Wortschöpfung an PPQ (Tolle Seite übrigens!).)
Nach Augsteins Tod und Austs gezwungenem Abgang ist meine ehemalige Haupt-Infoquelle ja nicht mehr lesenswert, aber ab und an muss ich ja Verlinkungen von leidensfähigeren Zeitgenossen folgen.
Meine Güte, die haben bei Spon ja echt eine Angst-Serie am Laufen. Tenor: KKW's sind potentielle Atombomben, bei denen der Zünder stets auf 5 vor 12 steht. Wenn beim Objektschutz mal 30 sec lang keiner ans Telefon geht, ist der Reaktor unbewacht. Herrjeh!!!
Ignorante Dummheit, wie auch renitente Faktenresistenz tragen ein rot-grünes Gewand und werden als Spiegelschreiber wie auch als genehmer "Experte" einfach zu gut bezahlt. Argh!
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Das finde ich schon ein bisschen unhoeflich den Fachhochschulen gegenueber. Immerhin nimmt die Wirtschaft gerne die Absolventen vieler FHs, an vielen deutschen Unis geht es (leider) auch nicht wissenschaftlicher zu als an einer guten FH - und die Habilitation ist von allen Relikten aus dem 19 Jhdt die sich an deutschen Unis noch finden das verstaubteste. Und was ist denn so die "uebliche Vorstellung eines Professors"?
Hier wird das alles viel zu eng gesehen. Oda Becker hat immerhin im Februar 2003 bei der DPG-Veranstaltung "Mit mir ist zu rechnen. Physikerinnen machen Karriere" im einen Vortrag gehalten. Titel: "Nicht nur die fachliche Qualifikation zählt".
neoliberaler
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gelöscht
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Beiträge:
23.08.2009 21:54
#10 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (18): Eine Gutachterin
Entschuldigung, wo ist bitte das Problem, wenn jemand der vom Thema keine Ahnung hat, sich als Experte gibt.
Das ist doch auch in der "liberalen Blogsphäre" so üblich.
Ich denke doch nur an die "Experten" zum Thema Finanzkrise und Bankenrettung, die exakt null praktische und meist auch keine theoretische Erfahrung mit dem Thema haben...
Jemand der sich mit dem Thema wirklich auskennt (von Experte will ich nicht sprechen) wird von diesen feinen Leuten einfach mal niedergebrüllt.
Zitat von john jund die Habilitation ist von allen Relikten aus dem 19 Jhdt die sich an deutschen Unis noch finden das verstaubteste.
Die Habilitation wird auch - insbesondere in den Naturwissenschaften wie etwa Physik - zunehmend durch eine gleichwertige Anzahl von Publikationen ersetzt, typischerweise Erstautorschaften.
Ach so, Frau Becker hat nicht einmal das?
War nicht einmal Voraussetzung für eine Berufung an eine FH eine fünfjährige praktische Tätigkeit? Weiß jemand, was Frau Becker zwischen Diplom und ihrer "V-Prof." getan hat?
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von john jDas finde ich schon ein bisschen unhoeflich den Fachhochschulen gegenueber.
Welche Passage in dem Artikel meinen Sie, lieber John? Ich habe doch nichts Negatives über FHs geschrieben. Nur scheint mir, daß ein Gutachten über die Sicherheit eines Reaktors bei einem Fachmann für Reaktorsicherheit eingeholt werden sollte. Als ich für den Artikel recherchiert habe, habe ich keine deutsche FH gefunden, an der es einen Lehrstuhl oder ein Institut für Reaktorsicherheit gäbe.
Zitat von john jImmerhin nimmt die Wirtschaft gerne die Absolventen vieler FHs
Ja, gewiß. Sie sind praxisnäher ausgebildet; sie sind für viele Jobs besser geeignet als Uni-Absolventen. Aber was hat das mit der Qualifikation dafür zu tun, ein Gutachten über Reaktorsicherheit zu erstellen?
Zitat von john jan vielen deutschen Unis geht es (leider) auch nicht wissenschaftlicher zu als an einer guten FH
Ich will das nicht generell beurteilen, weil ich mich nie mit FHs befaßt habe. In dem fachlichen Bereich, in dem ich mich auskenne, gibt es niemanden mit internationalem oder auch nur nationalem Ansehen, der an einer FH forscht.
Zitat von john j - und die Habilitation ist von allen Relikten aus dem 19 Jhdt die sich an deutschen Unis noch finden das verstaubteste.
Ich war lange Zeit auch dieser Meinung (habe mich seinerzeit sicherheitshalber aber doch habilitiert ). Inzwischen sehe ich das anders.
Es gab eine Zeit - ungefähr Anfang der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre -, wo viele Lehrstühle mit nicht Habilitierten besetzt wurden. Das waren teilweise Spitzenleute, die noch so jung waren, daß sie gar keine Zeit gehabt hatten, ihre Habiltation abzuschließen. Oft aber waren es Leute, deren hauptsächliche Qualifikation darin bestand, die richtigen anderen Leute zu kennen und die richtige politische Einstellung zu haben. (Das geht in einem staatlichen Universitätssystem; eine Privatuni kann es sich nicht leisten).
Ich habe damals Fälle erlebt, die wirklich hanebüchen waren. Und so etwas wird durch die Forderung, für eine Professur müsse man habilitiert sein, verhindert. Denn an der Habilitation ist die ganze Fakultät beteiligt. da kann sich (in der Regel) niemand durchschmuggeln, der nicht qualifiziert ist.
Allerdings befürworte ich sehr eine Entwicklung, die jedenfalls in den Naturwissenschaften schon fast zum Abschluß gekommen ist: Die kumulative Habilitation. Man legt keine "Schrift" in der Größe einer Monographie vor, sondern publiziert eine Serie von Artikeln, die in ihrer Gesamtheit als schriftliche Habilitationsleistung anerkannt werden. Da ist also der weitere Filter eingeschaltet, daß nur Publikation in Fachzeitschriften mit Peer Reviewing akzeptiert werden; natürlich auf Englisch.
Im Grunde ist die Habilitation dann gar nicht mehr eine besondere "Leistung". Sie ist einfach das Zertifikat, daß man sich in seinem Fach für einen Lehrstuhl qualifiziert hat.
Zitat von neoliberalerEntschuldigung, wo ist bitte das Problem, wenn jemand der vom Thema keine Ahnung hat, sich als Experte gibt. Das ist doch auch in der "liberalen Blogsphäre" so üblich. Ich denke doch nur an die "Experten" zum Thema Finanzkrise und Bankenrettung, die exakt null praktische und meist auch keine theoretische Erfahrung mit dem Thema haben... Jemand der sich mit dem Thema wirklich auskennt (von Experte will ich nicht sprechen) wird von diesen feinen Leuten einfach mal niedergebrüllt.
Lieber Neoliberaler, ich glaube, das erwähnen Sie jetzt hier zum dritten Mal. Wir haben ja alle verstanden, daß Ihnen da aus Ihrer Sicht übel mitgespielt wurde. Aber finden Sie nicht, daß das Thema damit auch abgehakt ist?
Sie haben so interessante und kompetente Beiträge geschrieben, daß ich es eigentlich - seien Sie nicht böse - a bisserl schade finde, wenn Sie nun schon wieder in dieser alten Wunde wühlen.
Aber auf weitere Beiträge von Ihnen zur Sache, darauf freue ich mich.
"Welche Passage in dem Artikel meinen Sie, lieber John?"
Keine, ich stimme ihrem Artikel ohne Einschraenkung zu. Ich bezog mich auf den Kommentar von Abendlaender und ihre Antwort darauf. Kam so rueber als wuerden sie sich ueber FHs ein bisschen lustig machen.
"Aber was hat das mit der Qualifikation dafür zu tun, ein Gutachten über Reaktorsicherheit zu erstellen?"
Nichts; man muss mE aber auch nicht habilitiert sein um ein Gutachten zu erstellen.
"In dem fachlichen Bereich, in dem ich mich auskenne, gibt es niemanden mit internationalem oder auch nur nationalem Ansehen, der an einer FH forscht."
Das duerfte auch auf viele deutsche Unis zutreffen. Nichts weiter wollte ich sagen.
"Denn an der Habilitation ist die ganze Fakultät beteiligt. da kann sich (in der Regel) niemand durchschmuggeln, der nicht qualifiziert ist."
Das habe ich ganz anders erlebt, noch dazu an einem SFB. Und so ziemlich jedes Land mit bedeutenden Unis ausser der BRD kommt ohne die formelle Habilitation aus - Promotion, ein paar Jahre erfolgreich postdocen, und dann ist die Qualifikation zum Professoramt erreicht.
Zitat von john j"Welche Passage in dem Artikel meinen Sie, lieber John?" Keine, ich stimme ihrem Artikel ohne Einschraenkung zu. Ich bezog mich auf den Kommentar von Abendlaender und ihre Antwort darauf. Kam so rueber als wuerden sie sich ueber FHs ein bisschen lustig machen.
Nein, das wollte ich nicht. Ich fand nur Abendländers Dante-Zitat ("Die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren") witzig.
Und zweitens war und bin ich gegen die Inflation des Titels "Professor". Früher hießen, wenn mein Gedächtnis mich nicht sehr täuscht, die Lehrenden an FHs "Fachholschuldozenten". Das brachte zum Ausdruck, daß von ihnen vor allem gute Lehre erwartet wird und erst in zweiter Linie, wenn überhaupt, Forschung. (Sie haben ja auch ein viel höheres Lehrdeputat als Professoren an Unis). Irgendwann hat man sie zu Professoren gemacht.
Nun kann man sagen, warum nicht; Titel sind Schall und Rauch. Aber das ist eben in Deutschland nicht so. Wenn jemand Professor ist, dann gilt er als sachkundig, als ein Experte. Also sollte man bei der Verleihung dieses Titels restriktiv verfahren.
Oda Becker hat aber sehr wahrscheinlich nicht das Recht, den Professorentitel zu führen. Ich habe eben noch einmal in der Wikipedia nachgesehen; auch dort heißt es:
Zitat von WikipediaVertretungsprofessuren. Wissenschaftler oder Künstler, die in einer Übergangszeit mittels einer zeitlich befristeten Einstellung, unabhängig von den üblichen Bewerbungsverfahren, eine semesterweise Verwaltung einer Professur übernehmen. Einen Anspruch auf Daueranstellung und Titel gibt es nicht.
Zitat von john jUnd so ziemlich jedes Land mit bedeutenden Unis ausser der BRD kommt ohne die formelle Habilitation aus - Promotion, ein paar Jahre erfolgreich postdocen, und dann ist die Qualifikation zum Professoramt erreicht.
In Frankreich gibt es die Habilitation, die normalerweise Voraussetzung dafür ist, eine Professur an einer Universität (Professeur des Universités) zu erlangen. In den angelsächsischen Ländern gibt es das nicht. In vielen anderen Ländern gibt es aber ein Äquivalent für die deutsche Habilitation. In Holland entspricht dem deutschen Doktor an der Universität eher der "Drs", der Doctorandus. Die Promotion entspricht dort eher der deutschen Habilitation. In der UdSSR (ich nehme an, jetzt auch noch in Rußland) gab es auch ein Äquivalent zur Habilitation, das auf Englisch "second doctorate" heißt.
Wie es in anderen Ländern ist, weiß ich, wie gesagt, nicht. Ihre generalisierende Aussage möchte ich aber ohne genauere Recherche nicht unterschreiben.
Hm, der Spiegel-Artikel stammt aus der Feder eines Herrn Markus Becker (der ist aber wohl nicht mit Frau Becker verwandt - zumindest bei stayfriends.de hat sie das Abitur 1982 oder 1983 gemacht). Im Impressum findet sich folgendes:
Zitat von SpiegelJahrgang 1973, stammt aus dem Ruhrgebiet. Studium der Anglistik, Geschichte und Germanistik in Bochum und Newcastle upon Tyne, Magister-Abschluss 1999. Neben dem Studium freie Mitarbeit für Zeitung und Rundfunk, Volontariat bei der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und der Journalistenschule Ruhr. Ab August 2002 Politik-Redakteur bei SPIEGEL ONLINE, seit September 2003 Ressortleiter Wissenschaft.
Also ein Anglist/Historiker/Germanist, der über Naturwissenschaft schreiben darf, sogar als Ressortleiter. Wahrscheinlich hat er sich die nötigen fachlichen Kompetenzen in der Politikredaktion angeeignet
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von JunoOda Becker hat immerhin im Februar 2003 bei der DPG-Veranstaltung "Mit mir ist zu rechnen. Physikerinnen machen Karriere" im einen Vortrag gehalten. Titel: "Nicht nur die fachliche Qualifikation zählt".
Haben Sie dazu einen Link? Wäre ein schöner Schlußgag für meinen Artikel gewesen.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von GorgasalAlso ein Anglist/Historiker/Germanist, der über Naturwissenschaft schreiben darf, sogar als Ressortleiter. Wahrscheinlich hat er sich die nötigen fachlichen Kompetenzen in der Politikredaktion angeeignet
Ja, das reißt offenbar sowohl bei "Spiegel- Online" als auch beim gedruckten "Spiegel" ein. Der neue Leiter des dortigen Kulturressorts Lothar Gorris war zuvor Chef des Ressorts "Sport".
Bitte sehen Sie mir nach, lieber john j, daß ich Ihnen erstens erst jetzt antworte und zweitens gestern meinem Zynismus keine Zügel angelegt habe. Leider beruht meine Einstellung jedoch auf Erfahrung - ich habe beide Welten (Universität und Fachhochschule) leidlich erlitten. Das genügt sicherlich nicht, um über der gesamten Zunft den Stab zu brechen, aber der Olymp der angewandten Bildung hat sich mir nun eben auch nicht dargeboten. Heute, nach einem beherzten Sprung ins Ausland, scheint mir vieles nur noch als böser Traum. Gelegentlich erlaube ich mir dann, zurückzuschauen und die Faust zu schütteln.
Aber am meisten beunruhigt mich, wo man die Informationen aus SPON inzwischen im Internet findet. Die »WELT« hat z.B. nichts besseres zu tun, als die »Atomexpertin« vom SPIEGEL zu übernehmen. Was kann man der Presse denn heute noch glauben?
Kein Problem. Ich denke wir haben aenhliche (nicht durchweg positive) Erfahrungen mit der post secondary education in der BRD gemacht, und auch den "Sprung ins Ausland" haben wir wohl gemeinsam.
Die FHs in der BRD sind natuerlich auch sehr unterschiedlich was ihre Qualitaet betrifft und die Welle der Kleinstadt-FHs die in den spaeten 70ern und den 80ern gegruendet wuerden hat sicher zur Aufweichung des Standards und aich zu einem gewissen Negativ-Image der FHs beigetragen. Aber ich halte die Unis und ihr System in der BRD fuer weitaus schlimmer als die FHs, die immerhin ein ziemlich gutes cost-benefit Verhaeltnis aufweisen wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umschaue.
Was bisher hier und im Blog von Stefanolix zur Qualifikation von Oda Becker herausgekommen ist, das fasse ich in dieser Marginalie zusammen. Und erläutere, warum ich den ursprünglichen Artikel in der Serie "Deutschland im Öko-Würgegriff" gebracht habe.
Übrigens wäre es interessant, zu erfahren, wieviel Honorar denn Frau Becker für ihr Gutachten bekommen hat und wer es bezahlt hat.
Ich habe mir noch mal die Mühe gemacht und an die Grünen geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren von der Pressestelle und der Internet-Redaktion,
im Namen mehrerer Blogger möchte ich Ihnen noch einmal eine Frage stellen. Der Kontaktversuch über Ihr Web-Formular hat gestern leider nicht funktioniert.
Welche akademischen Qualifikationen und welche fachlichen Referenzen hat die Autorin Ihres Gutachtens zum AKW Krümmel? Sie haben der Presse die Verfasserin Ihres Gutachtens als »Hannoveraner Atomexpertin und Physikerin Oda Becker« präsentiert.
Wir konnten in wissenschaftlichen Publikationen oder in den Programmen von Fachtagungen keine Beiträge von Frau Oda Becker zur Reaktorsicherheit finden. Wir haben dazu in den entsprechenden Datenbanken recherchiert.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort und danken Ihnen im Voraus für Ihre Mühe.
Das Archiv der American Physical Society enthaelt nicht alle Publikationen weltweit, sondern ist das Archiv der American Physical Society, welche u.A. Physical Review Letters (PRL) und Physical Review A/B/C/... herausbringt. Jeder ernstzunehmende Physiker ab der Promotion aufwaerts hat wenigstens ein PRL (alle 2 Jahre vielleicht) und einige Publikationen in Phys Rev... - Fuer eine Promotion sagt man manchmal (je nach Thema) 3-5 Paper, davon 1 PRL.
Dort habe ich nichts zu Frau Becker gefunden.
Sollte Sie in unwichtigeren Journals veroeffentlicht haben, so ist eigentlich zu erwarten, dass sie wenigstens auf arXiv.org, einem preprintserver irgendwelche Spuren hinterlassen hat. Auch dort nichts zu finden. - Wer promoviert (oder promoviert hat) und dabei halbwegs ernst gemeinte Forschung betrieben hat, muss (in den letzen 10 Jahren) dort Spuren hinterlassen haben. Sicherheitshalber habe ich auch noch bei der IOP gesucht, welche die Europaeischen Journale herausgibt und auch dort nichts gefunden.
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