Ich finde jetzt leider den Link nicht mehr. Irgendein Journalist der großen vier Onlinezeitungen hat aus den Wahlergebnissen gelesen, daß sich ein Lagerwahlkampf nicht lohne. Hmmm. Wer hat Lagerwahlkampf gemacht und wer nicht? Wer hat jetzt eine günstigere Lage oder gar Stimmen gewonnen, und wer wurde verdroschen?
Kontrafaktische Berichterstattung bleibt normal.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von FTT_2.0Dass die CDU in zwei von drei Ländern zu den großen Verlierern gehört - unabhängig davon, ob oder wer überhaupt gewonnen hat -, steht für mich außer Frage.
Sehe ich auch so. Die CDU verliert, und dass mit Recht. Sie geht m.E. verspätet den gleichen Weg wie die zweite "Volkspartei", die sich ja schon seit längerem im Sinkflug bewegt.
Ich bin kein Parteienforscher, aber ich sehe deutlich, dass die zwei großen Parteien selbstverschuldet ihre Kernklientel verlieren. Die SPD verliert die Arbeiter, weil linke Politik Arbeit so teuer gemacht hat, dass es nicht mehr allzuviele Arbeiter gibt. Btw ... ich fahre hier täglich an einem SPD-Großplakat vorbei, auf dem ein sympathischer Mensch in blauer Arbeitshose verkündet, dass er SPD wählt, weil die SPD "für Arbeitsplätze kämpft - auch für meinen!". Ich wäre amüsiert, wenn solche Plakate auch an KKW-Standorten aufgestellt wären.
Die CDU hingegen verliert am rechten Rand (die CSU ebenso ... Seehofer ist wahrlich kein FJS) weil sie konservative Positionen zeitgeistmäßig leichtfertig aufgibt. Ich bin kein Konservativer, kenne mich da also nicht so aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass für die entsprechende Klientel Begriffe wie: "Heimat", "Christentum" oder "Nation" sehr wichtig sind.
Statt ihre Stammwähler zu pflegen verlegt sich die CDU auf Zeitgeistthemen und möchte unsere Autonomie an die EU abgeben, setzt sich mit Islamisten an einen runden Tisch, macht irgendeine sozialdemokratische Larifari-Politik. Schäubles Bundestrojaner und von der Leyens Internet-Zensurdemagogie vergrätzen dann auch noch die nachwachsenden Wähler.
Ich war ja mal kurz versucht, meine Erststimme an den CDU-Kandidaten gehen zu lassen ... vorbei. Geht garnicht.
Gruß, Calimero
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
In Antwort auf:Ähnlich im Saarland in Bezug auf die Grünen. Dort beträgt der Vorsprung der SPD vor den Kommunisten nur noch wenig mehr als drei Prozentpunkte. In einer Volksfront wären das die beiden fast gleichstarken Elefanten, die das Sagen hätten. Die Grünen mit ihren sechs Prozent wären das Mäuslein. Nicht gerade ein Anreiz, in eine solche Koalition zu gehen.
ist nicht das gegenteil richtig? dass nämlich den grünen in einer eventuellen regierung eine rolle zukommt, deren macht- und erpressungspotential weit über ihrem eigentlichen prozentualen stimmenanteil liegt? ohne die grünen gibt es keine linke regierung, das sollte den potentiellen partnern doch klar sein.
Es ist ja bei jeder Koalition so, lieber Automat, daß alle Partner benötigt werden.
Die Grünen hätten, da gebe ich Ihnen Recht, mehr Einfluß, als es ihrem numerischen Gewicht entspricht, weil sie die Regierung verlassen und in eine Jamaika-Koalition gehen könnten.
Aber das ändert nichts daran, daß Sozialdemokraten und Kommunisten im Landtag zusammen 24 Mandate haben und die Grünen ganze 3. Sie werden also mit nicht mehr als einem Minister im Kabinett vertreten sein. Und Kabinettsentscheidungen werden eben letzten Endes doch per Mehrheitsentscheidung getroffen.
Die "Linke" im Saarland besteht überwiegend aus ehemaligen Sozialdemokraten, die auch weiter beste Kontakte zur SPD haben. Da wird man sich also meist einig sein, im Zweifelsfall gegen die Grünen. In einer Jamaika-Koalition gäbe es hingegen drei Parteien mit sehr unterschiedlichen Postionen, also ein größeres Gewicht für die beiden kleineren.
Zitat von CalimeroIch war ja mal kurz versucht, meine Erststimme an den CDU-Kandidaten gehen zu lassen ... vorbei. Geht garnicht.
Da möchte ich, lieber Calimero, zu bedenken geben, daß die Mehrheitsverhältnisse möglicherweise durch Überhangmandate entschieden werden. Diese entstehen vor allem dann, wenn eine Partei einerseits bei den Zweitstimmen nicht allzu stark ist, andererseits aber doch - wenn alle richtig wählen - in vielen Wahlkreisen die stärkste Partei wird.
Verhältnisse, wie sie zB in Brandenburg herrschen ...
Schon klar, dass das strategisch Sinn macht. Ich bin da aber ganz bei Calimero. Diese Partei ist für jemanden, der eigentlich liberale Politik will völlig unwählbar geworden; ... und irgendwann muss man ja mal anfangen, auch die Erststimmen an die FDP-Kandidaten gehen zu lassen, sonst wird die Union ja niemals Juniorpartner in schwarz/gelb
Zitat von CalimeroDie CDU hingegen verliert am rechten Rand (die CSU ebenso ... Seehofer ist wahrlich kein FJS) weil sie konservative Positionen zeitgeistmäßig leichtfertig aufgibt. Ich bin kein Konservativer, kenne mich da also nicht so aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass für die entsprechende Klientel Begriffe wie: "Heimat", "Christentum" oder "Nation" sehr wichtig sind.
Ich glaube nicht, daß es für die Union viel zu verlieren gibt am rechten Rand - diese Art Klientel stirbt weitgehend aus.
Insgesamt ist unsere Gesellschaft m. E. in den letzten 30 Jahren deutlich nach links gerückt (natürlich auch durch die Wiedervereinigung). Eine Union mit den früher üblichen Positionen würde keine 30% mehr bekommen - nur durch beständige Anpassung hat sie überhaupt eine immer noch starke Stellung halten können.
Und mir gefällt das Fußball-Beispiel immer besser. In der Tat: Die Union hat ein Eigentor geschossen. Und die SPD jubelt, als wäre es ihre Leistung gewesen.
Wobei wohl für Thüringen wie für das Saarland gilt, daß die lokale CDU sich schlecht präsentiert hat, inhaltlich wie personell. Letztlich ist es ja auch unnatürlich, daß die Union bis auf Bremen und RLP in allen Bundesländern regiert, die Hochphase während der Endzeit Schröder war untypisch und jetzt beginnt wieder der Alltag.
In Antwort auf:Der Glanz des FDP-Siegs verblaßt durch die Niederlagen ihres Wunschpartners CDU.
Auch da plädiere ich für eine realistische Betrachtung. Es wird sich kein Naturgesetz entwickeln, daß die FDP grundsätzlich in allen Bundesländern regieren kann. Sie hat eine Regierungsbeteiligung gewonnen, einen Parlamentseinzug geschafft und vielleicht kommt im Saarland Jamaika - mehr ist (gerade bei so schwierigen Bundesländern) nicht zu erwarten.
In Antwort auf:Dann wird sich die SPD des ganzen Umfangs ihrer Misere bewußt werden.
Oh ja, da wartet ein Riesenkater auf die Genossen. Ist halt zu wenig, wenn das ganze politische Lebensziel sich auf "schwarz-gelb verhindern" reduziert. Und gerade ist sie in Thüringen dabei, sich taktisch völlig in die Sackgasse zu manövrieren. Es war schon dämlich, vor der Wahl einen Führungsanspruch zu erheben. Aber nach dem Wahlergebnis, mit dem so deutlichen Abstand zu den Kommunisten, hätten sie dazu lieber mal die Klappe gehalten - dann hätten sie vielleicht noch halbwegs glimpflich die Kurve kriegen können.
Aber jetzt legen sie immer noch weiter nach, auch von Berlin aus - wobei ziemlich klar ist, daß die Linke nicht nachgeben kann und wird. Das gibt am Ende einen Riesenknall, wenn der selbsternannte Wahlsieger Matschie sich dann doch der Realität beugen muß.
In Antwort auf:Eigentlich sollte das jetzt genug an Selbstbewußtsein sein, um sie zu ermutigen, sich endlich auf die Koalition mit der Union festzulegen.
Zettels Lieblingsthema reloaded ;-) Aber wenn man erlebt hat, wie die drei Generalsekretäre gestern einmütig schwarz/gelb propagiert haben (selbst die CSU war bemerkenswert fromm), wird da keine echten Zweifel mehr haben.
Zitat von FTT_2.0Das kann man auch als konservative Zeitung so schreiben. Die FAZ ist zum Glück nicht das Hoforgan des Adenauer-Hauses, wie in Italien "il Giornale".
Wenn die NZZ "Schwere Wahl-Verluste für deutsche Christdemokraten" schreibt, dann ist es eine nüchterne Beschreibung des möglicherweise wichtigsten Aspektes des Wahlsonntages, bei der ich auch bei einer deutschen konservativen Zeitung nicht auszusetzen hätte. "Linkes Lager stellt Schwarz-Gelb in den Schatten" ist aber aus meiner Sicht sowohl sachlich *) falsch, als auch nicht frei von Häme, genau so wie die anderen beiden Überschriften. Und genau die Häme und die Manipulation der Wirklichkeit erwarte ich bei einer "konzervativen" Zeitung eigentlich nicht, auch wenn sie kein Hoforgan einer bestimmten Partei ist. Stimmen dieser Art gibt es schon z.B. im Fernsehen wirklich mehr als genug und da hilft mittlererweile bei mir auch kein Plzenský Prazdroj mehr, um diesen üblen Geschmack loszuwerden.
Sonst gehen mir die bekannten Tendenzen der CDU natürlich auch wahnsinnig auf die Nerven und ich wundere mich auch überhaupt nicht, wenn Wähler abspringen. Bei mir hat sie daher auch nur für diese eine Wahl noch einen gewissen Kredit. Nur um das klarzustellen.
Zitat von UngeltHöre ich da so etwas wie Befriedigung heraus? (Nur so ein Gefühl, ich kann mich da leicht irren.)
Zitat von FTT_2.0Určitě ne, Ungelte. (Um mal mein Küchentschechisch zur Captation benevolentiae hervorzukramen.)
Tak pardon, nic ve zlém
*) Die Mehrheit der Wähler in diesen drei Ländern (und so werden Bundestagswahlen, denke ich, ausgewertet) hat eben Schwarz-Gelb gewählt, und mancher der Grün-/SPD-Wähler wäre ausserdem von rot-rot-grün auf Bundesebene nicht gerade begeistert. (Und wird dann u.U. anders wählen.) Ausserdem wird aus der Tatsache, daß die Wahlen in den drei Ländern ünterschiedlich ausgefallen sind, deutlich, daß es sich um keinen bundeseinheitlichen Trend handeln kann. Der Bezug auf "Schwarz-Gelb" und "Linkes Lager" stellt aber genau diesen Bezug her.
Danke für die Belehrung, lieber Zettel ... aber das war mir schon klar. Ich kann ein Kreuz bei der CDU allerdings nicht mit meinem Gewissen vereinbaren (nebenbei gewinnt in meinem Wahlkreis sicher eh jemand aus dem roten Spektrum).
Einen schönen Kommentar eines Foristen namens Friederich hab ich bei PPQ gefunden, und er bringt das Dilemma auf den Punkt:
Zitat von FriederichGrüne und FDP machen sozialistische Gesellschaftspolitik, SPD und CDU machen sozialistische Wirtschaftspolitik, die Linke macht sozialistische Radikalpolitik und die NPD vermutlich sozialistische National-Politik oder national-sozialistische Politik. Welcher ist denn nun der beste Sozialismus für Sachsen bzw. Deutschland? Deswegen ist es ja vielen Wählern nicht mehr klar, wozu denn die SPD noch gut sein soll, wo es doch so viele schöne sozialdemokratische Parteien zum Aussuchen gibt. (...) Strenggenommen hat die Union sogar die Grünen absorbiert, der Irrsinn, daß ausgerechnet eine Naturwissenschaftlerin mittels des religiös-ideologischen Klimawahns Deutschland zum Agrarland reformiert, hat grüne Spitzenqualität vom Feinsten. Da die Union nun praktisch alle Parteien in sich vereint, kann man eigentlich gut von einer Volksdemokratie sprechen. Es ist wie mit der Nationalen Front: Egal wen man wählt, man bekommt immer Sozialismus.
Mich widert auch noch der paranoide Wahn von Schäuble und von der Leyen an, und macht die CDU für mich unwählbar. Der FDP-Kandidat hier im Wahlkreis ist ein sympathisch aussehender Prof. Dr. und kriegt meine Stimme, bevor ich niemanden ankreuze.
Beste Grüße, Calimero
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Nola
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31.08.2009 22:34
#37 RE: Wahlen '09 (13): Ergebnisse der drei Landtagswahlen
In Antwort auf:Zitat Ungelt Und genau die Häme und die Manipulation der Wirklichkeit erwarte ich bei einer "konzervativen" Zeitung eigentlich nicht, auch wenn sie kein Hoforgan einer bestimmten Partei ist. Stimmen dieser Art gibt es schon z.B. im Fernsehen wirklich mehr als genug und da hilft mittlererweile bei mir auch kein Plzenský Prazdroj mehr, um diesen üblen Geschmack loszuwerden.
Da hast Du, lieber Ungelt, ein klares Wort gesprochen. Im TV leiden die ÖR wohl alle an Realitätsverlust. Was sich heute im laufe des Tages in fast allen Berichten wiederfindet ist ja ein Skandal. Jeder, aber auch jeder Bericht beginnt erstmal mit dem großen "Wahlverlierer" CDU. Ich glaube die Medien kommen nicht auf ihre Kosten und produzieren jetzt selbst einen Eklat nach dem anderen. Unglaublich erfindungsreich in der Wortwahl und im intrigieren, einer wird gegen den anderen gehetzt. Am schlimmsten jedoch ist, hier versucht das Fernsehen ganz eindeutig eine politische Richtung vorzugeben in einer Weise, die für mich schon ein Fall für die Juristen bedeutet.
Ich bin mal gespannt ob das ein Nachspiel hat. Anständiger Journalismus und neutrale Berichterstattung sehen anders aus. Wird Zeit, daß die ÖR sich im TV wieder auf ihre eigentliche Aufgabe besinnen.
Nunja, aber außerhalb von Sachsen hat die CDU ja nun einmal eine gewaltige Niederlage eingesteckt. Wieviel minus waren es gleich nochmal? 11% und 12%? Das ist schon ein gewaltiges Stück Dresche.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
In Antwort auf: Das kann ihr nur guttun. Wer auf Sieg spielt, der muß sich, nachdem das 1:1 gefallen ist, in der Endphase des Spiels endlich anstrengen.
Ein Schuß vor den Bug kann Kräfte freisetzen. Mancher Wahlkämpfer der Union mag sich freuen, daß jetzt endlich Schluß mit dem Geplänkel ist und die Ärmel hochgekrempelt werden müssen.
Vorsicht: Ein übereilte Offensive kann auch nach hinten losgehen und dem Gegner Steilvorlagen für einen Konter eröffnen. Siehe letzte Bundestagswahl mit dem "Professor aus Heidelberg".
Zumal meiner Meinung nach das 1:1 gar nicht wirklich gefallen ist. ("Lafontaine-Saarland" und der "Fall Althaus" sind als Sonderfälle nicht Bundesrelevant. Das 1:1 ist vielmehr nur das Bild, das jetzt von den linkslastigen Mainstream-Medien propagiert wird, um die CDU aus der Reserve zu locken.
Es scheint mir daher die klügere Strategie, wie Merkel den Ball weiter flach zu halten, keine Angriffsflächen zu bieten (d.h. statt irgendwelcher Kampfmanöver einfach gar nichts machen) und erst mal den Gegner kommen zu lassen: Sprich abzuwarten bis sich die "Volksfront-Frage" in den Vordergrund zu schieben und damit die SPD ganz von allein zu zerlegen beginnt.
Ungelt
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gelöscht
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Beiträge:
01.09.2009 00:19
#40 RE: Wahlen '09 (13): Ergebnisse der drei Landtagswahlen
Zitat von califaxNunja, aber außerhalb von Sachsen hat die CDU ja nun einmal eine gewaltige Niederlage eingesteckt. Wieviel minus waren es gleich nochmal? 11% und 12%? Das ist schon ein gewaltiges Stück Dresche.
Sachsen hat 4.22 Mio Einwohner, Saarland und Thüringen haben zusammen nur 3,31 Mio Einwohner. Das relativiert die "Gewaltigkeit" etwas.
Ich will ja nicht die CDU verteidigen, aber die "Dresche" setzt sich aus meiner Sicht aus jeweils drei Komponenten zusammen:
- Wegfall der für CDU/FDP sehr günstigen Stimmung des letzten Landtags-Wahltermins - im Saarland der Lafontaine-Effekt - in Thüringen ein angeschlagener Ministerpräsident - Verlagerung eines Teiles der Stimmen auf die FDP
Auch wenn es nur jeweils drei oder vier Prozent wären, es läppert sich ;-) Die ersten drei Faktoren fallen aber bei der Bundestagswahle weitgehend weg, der vierte ist für die CDU/FDP Koalition bedeutungslos. (Gut, sogar von Vorteil )
In Thüringen hatte die CDU bei der letzten Bundestagswahl 25,7% Zweitstimmen - die zu halten oder auszubauen dürfte für die CDU bei 31,2% für den angeschlagenen Althaus nicht unmöglich sein. In Saarland waren es zuletzt 30,2 Zweitstimmen für die CDU, Müller hatte jetzt aber immer noch 34,5%. Ein Problem bleibt leider bestehen - Linkswähler haben die Auswahl zwischen drei Parteien, "Nichtlinkswähler" nur zwischen zwei wählbaren Alternativen. Dadurch gehen bei einem Lagerwahlkampf im rechten/konservativen Spektrum vermutlich etliche Stimmen verloren.
Es ist und es bleibt schwierig, nur sollte man, wie Bernd314 (22:53) aus meiner Sicht richtig schreibt, unbedingt die Nerven behalten.
Zitat von Bernd314Es scheint mir daher die klügere Strategie, wie Merkel den Ball weiter flach zu halten, keine Angriffsflächen zu bieten (d.h. statt irgendwelcher Kampfmanöver einfach gar nichts machen) und erst mal den Gegner kommen zu lassen: Sprich abzuwarten bis sich die "Volksfront-Frage" in den Vordergrund zu schieben und damit die SPD ganz von allein zu zerlegen beginnt.
Um auch die Fußball-Analogie zu bemühen, lieber Bernd: Wer auf Halten spielt, der reißt die Zuschauer nicht vom Hocker.
Die Schlußphase eines Wahlkampfs ist die Mobilisierungsphase. Wenn Wahlen in den letzten Wochen noch kippen, dann liegt das meistens nicht daran, daß viele Wähler ihre Präferenz im letzten Moment ändern, sondern daß es einer Seite gelingt, ihre potentiellen Anhänger so zu emotionalisieren, daß sehr viele von ihnen wählen gehen.
Ich habe einen solchen Wahlkampf von Johannes Rau einmal in NRW erlebt. In den letzten Tagen vor dem Wahltermin versah die SPD ihre Plakate mit einem Aufkleber "Wählen gehen!" und stellte überhaupt alles auf Mobilisierung ab. Rau gewann haushoch. Auch Schröders Erfolg 2002 und der Fast-Erfolg 2005 dürften vor allem auf einer Mobilisierung in der letzten Phase und weniger auf einem Wechsel der Parteipräferenz beruht haben.
Die SPD wird jetzt alles tun, um ihre Wähler mittels der angeblichen Erfolge in Thüringen und im Saarland zu mobilisieren. (Selbst NRW, wo sie erbärmlich schlecht abgeschnitten hat, wird herhalten müssen, weil sie in einigen wenigen Städten jetzt wieder den OB stellt - der WDR, fest in linker Hand, hat den ganzen Wahlabend über immer wieder die Ergebnisse aus Köln, Dortmund, Essen gebracht).
Die Parole der SPD wird sein, denke ich: Wir können es schaffen! Strengt euch alle an, dann liegt der Sieg zum Greifen nah!
Die CDU aber hat bisher kein Mobilisierungsthema. Der Wahlkampf ist darauf abgestellt, daß die Kanzlerin uns halbwegs heil durch die Krise gebracht hat. Das ist ein Argument, um sie gut zu finden. Es ist nicht unbedingt ein Motiv, um am Arbeitsplatz, unter Freunden usw. für die CDU einzutreten. Es ist kein Motiv, um die Oma zu überreden, zur Wahl zu gehen.
Zitat von UngeltIch will ja nicht die CDU verteidigen, aber die "Dresche" setzt sich aus meiner Sicht aus jeweils drei Komponenten zusammen:
- Wegfall der für CDU/FDP sehr günstigen Stimmung des letzten Landtags-Wahltermins - im Saarland der Lafontaine-Effekt - in Thüringen ein angeschlagener Ministerpräsident - Verlagerung eines Teiles der Stimmen auf die FDP
Auch wenn es nur jeweils drei oder vier Prozent wären, es läppert sich ;-) Die ersten drei Faktoren fallen aber bei der Bundestagswahle weitgehend weg, der vierte ist für die CDU/FDP Koalition bedeutungslos. (Gut, sogar von Vorteil )
Ihrer Analyse der Ursachen für die Verluste der CDU stimme ich zu, lieber Ungelt.
Aber wenn auch diese Faktoren bei den Bundestagswahlen keine Rolle spielen - das, was sie bewirkt haben, tut es. So schlecht sie selbst abgeschnitten hat: Die SPD wird versuchen, diese Landtagswahlen als Trendwende zu verkaufen. Die Pressekonferenz gestern Vormittag hat das ja deutlich gezeigt.
Ob die Leute ihr diese offensichtliche Klitterei abkaufen, ist eine andere Frage. In dem Artikel habe ich das bezweifelt und geschrieben, so begriffstutzig seien die Leute nicht. Was aber, wenn sie es doch sind? Wenn sie sich von der SPD und den ihr freundlich gesonnenen - also fast allen - Medien einwickeln lassen?
Da sehe ich die Gefahr; und zwar im Hinblick auf die Mobilisierung in der letzten Phase des Wahlkampfs. Ich habe eben in der Antwort an Bernd dazu etwas geschrieben.
Sie denken, dass die Tatsache, dass Menschen per Unions-angetriebenem Gesetzen kriminalisiert werden, keine Rolle spielt? In dem Fall kann ich nur hoffen, dass die Union auch bei der Bundestagswahl mindestens 10% verliert. (Mein Traumergebnis: Union 20%, SPD 10%, FDP 10%, Linke 20%, sonstige 40%). Damit wäre das deutsche 'Demokratiekonzept' am Ende, was besseres kann gar nicht passieren.
Zettel, Sie sind ein guter Analyst der politischen Verhältnisse, fragen aber nicht nach den Gründen. Ich könnte wetten, dass sich die Wählerwanderungen von der CDU hin zur FDP, Grünen oder Piraten zu 0 summieren. Warum ist das wohl so? Die beiden Volksparteien waren programmatisch schon immer abartig, in der GroKo haben sie sich zur Pest entwickelt.
Zitat von F.AlfonzoDamit wäre das deutsche 'Demokratiekonzept' am Ende, was besseres kann gar nicht passieren.
Welches andere Demokratiekonzept schwebt Ihnen vor? Wie stellen Sie sich den Übergang zu diesem vor? Durch eine Verfassungsänderung? Wo sollte dafür eine Mehrheit herkommen?
Zitat von F.AlfonzoZettel, Sie sind ein guter Analyst der politischen Verhältnisse, fragen aber nicht nach den Gründen.
Ich kann zu Gründen nur soweit etwas sagen, wie ich sie zu verstehen meine.
Zitat von F.AlfonzoDie beiden Volksparteien waren programmatisch schon immer abartig, in der GroKo haben sie sich zur Pest entwickelt.
Das sind Aussagen, lieber F.Alfonzo, denen ich erstens schärfstens widerspreche. Zweitens möchte ich Sie freundlich darauf aufmerksam machen, daß solche Ausdrücke nicht in dieses Forum passen.
In Antwort auf: Die Schlußphase eines Wahlkampfs ist die Mobilisierungsphase. Wenn Wahlen in den letzten Wochen noch kippen, dann liegt das meistens nicht daran, daß viele Wähler ihre Präferenz im letzten Moment ändern, sondern daß es einer Seite gelingt, ihre potentiellen Anhänger so zu emotionalisieren, daß sehr viele von ihnen wählen gehen.
Da stimme ich zu. Denke allerdings, dass die "Volksfront-Frage" (welche ja gerade durch die jüngsten Erfolge des linken Lagers vermehrt ins öffentliche Bewusstsein rücken wird - idealerweise sogar von alleine, d.h. ohne großes "Schüren" von rechter Seite) für eine ausreichende Mobilisierung des bürgerlichen Wählerpotentials sorgen wird.
In Sachsen: Die SPD-Mitglieder, die Angestellten der SPD und alle, die genug Mitleid haben.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von UngeltSachsen hat 4.22 Mio Einwohner, Saarland und Thüringen haben zusammen nur 3,31 Mio Einwohner. Das relativiert die "Gewaltigkeit" etwas.
Richtig. Und noch wichtiger: NRW hat 17.9 Millionen Einwohner, und da hat sich schwarz/gelb ganz passabel geschlagen. Es war übrigens bezeichnend für die ARD, daß die NRW-Wahlen in der Tagesschau am Wahlabend nur in einem Satz ohne große Details abgetan wurden - die Konzentration der ausführlichen Berichterstattung lag auf den CDU-Niederlagen.
In Antwort auf:- Wegfall der für CDU/FDP sehr günstigen Stimmung des letzten Landtags-Wahltermins
Richtig. Die CDU hatte in den letzten Schröderjahren eine ganz überirdische Erfolgsphase - und die ist halt jetzt Bezugsrahmen und die reine Normalisierung erklärt den größten Teil der "Niederlagenserie" der letzten Jahre. Mal ganz ehrlich: Es war doch nicht normal, daß die Union sogar in den Ruhrgebietsstädten Mehrheiten erreichte! Und es ist auch nicht normal, daß die Union in 14 von 16 Bundesländern regierte.
In Antwort auf:- im Saarland der Lafontaine-Effekt
In Antwort auf:- in Thüringen ein angeschlagener Ministerpräsident
Der schon die letzte Landtagswahl eigentlich nicht hätte überleben dürfen - wenn es da nicht einen massiven CDU-Bundestrend gegeben hätte und er außerdem noch unglaublichen Dusel hatte (Grüne knapp draußen).
Man sieht das sehr gut im Vergleich mit Sachsen: Ein ordentlicher CDU-MP kann den Machterhalt schaffen, auch ein ordentlicher CDU-Bürgermeister in Sachsen (oder eine ordentliche CDU-Kanzlerin ...). Aber die Unfähigen, die nur wegen des Bundestrends ins Amt gespült wurden, die werden aussortiert.
In Antwort auf:In Thüringen hatte die CDU bei der letzten Bundestagswahl 25,7% Zweitstimmen - die zu halten oder auszubauen dürfte für die CDU bei 31,2% für den angeschlagenen Althaus nicht unmöglich sein. In Saarland waren es zuletzt 30,2 Zweitstimmen für die CDU, Müller hatte jetzt aber immer noch 34,5%.
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