Und mache in diesem Artikel offen und ungehemmt Propaganda für die FDP.
Noch ein Wort zur Piraten-Partei: Piraten sind bekanntlich Mörder, Räuber und Erpresser, die sich von anderen Mördern, Räubern und Erpressern nur dadurch unterscheiden, daß sie ihre Verbrechen zu Wasser begehen.
Wie sich eine Partei so nennen kann, ist mir unerfindlich. Ebenso könnte sie sich die Mörderpartei oder die Partei der Erpresser nennen.
"Aber seien Sie doch nicht so sauertöpfisch, Zettel!" höre ich da antworten. Wir haben uns doch alle als Kinder als Piraten verkleidet; wir gucken doch alle gern die "Piraten der Karibik".
Ja eben, ist meine Antwort. Infantil wie diese Romantisierung des Verbrechens ist diese Partei.
Als Arno Schmidt durch das Erscheinen seines - naturgemäß sehr teuren - Mammutwerks "Zettels Traum" berühmt geworden war, erschienen alsbald Raubdrucke. Irgendwelche Raubdrucker wollten - so meine Erinnerung - Schmidt sogar ein Exemplar überreichen; sozusagen als Hommage an den Autor.
Schmidt hat sie zum Teufel gewünscht und sie gefragt, ob sie denn überhaupt keinen Begriff davon hätten, wovon ein Autor lebt.
Vielen Dank für die Empfehlung, lieber Zettel. Ich bin ihr auch schon vor etwa einer Woche in vorauseilendem Gehorsam gefolgt (per Briefwahl). Zwar hatte ich auch kurzfristig darüber nachgedacht, (das erste mal) der Union die Zweitstimme zu geben um der Ampel-Problematik aus dem Weg zu gehen. Jedoch war ich, anders als Sie, recht früh davon überzeugt, dass die FDP sich auf eine Ampel-Koalition nicht einlassen würde, und zwar weil sie es 2005 auch nicht getan hat. (Vielleicht war das voreilig, aber es schien mir persönlich wirklich so sicher, dass ich nur ein paar Tage darüber nachgedacht habe.) Nebenbei hoffe ich natürlich, dass meine Erststimme für die CDU dazu beiträgt, dieser möglichst viele Überhangmandate zu verschaffen, sodass Schwarz-Gelb notfalls auch mit einer "geklauten Mehrheit" (albernes Zitat von Volker Beck) gewinnt.
Warum bin ich nicht einfach den "sicheren" Weg gegangen und habe die CDU gewählt? Kurze Antwort: Ich bin ein Liberaler, kein Konservativer, d.h. im Zweifelsfall trifft die Beweislast die CDU. Dazu kommt gerade diesesmal aber erschwerend, dass auch ich über die Entwicklung der CDU in den letzten Jahren in Sachen Bürgerrechten nicht glücklich bin. Die Erststimme gab ich daher widerstrebend, aber ich stimme Ihnen darin zu, Zettel, dass diese Wahl für symboliche Albernheiten (und nichts anderes wäre eine andere Entscheidung bei der Erststimme gewesen) zu wichtig ist.
Ob übrigens die Union von Ludwig Erhard meine Partei hätte sein können, kann ich nicht gut beurteilen weil ich (viel ) zu jung bin, um sie jemals miterlebt zu haben. Nach dem was ich über Erhard weiß, habe ich aber jedenfalls für ihn persönlich höchsten Respekt. Auch die CDU von Friedrich Merz hätte es vielleicht näherungsweise sein können. (Ja, ich war in (noch) jüngeren Jahren konservativer als ich es jetzt bin - ist das nicht sonderbar?)
Eine spitzfindige (weil ich Ihre Aussage jetzt mal wörtlich nehme) Anmerkung zu den Piraten: Sie haben meines Erachtens Unrecht damit, dass man sich genausogut "Mörderpartei" nennen könnte. Denn offensichtlich zieht die Bezeichnung. Sie tut das nur, weil Piraten von vielen romantisiert werden, da gebe ich Ihnen recht und finde das auch nicht gut - aber es funktioniert. Und unerfindlich ist die Benennung damit aus meiner Sicht ganz und gar nicht.
Nils
"Cynic, n. A blackguard whose faulty vision sees things as they are, not as they ought to be."
Auch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zog die Absage der Liberalen an eine Ampel erneut in Zweifel: Koalitionsfragen würden nach allen Erfahrungen "erst am Wahltag ab 18.01 Uhr ernsthaft bewertet", sagte Steinmeier dem "Focus".
Aha, soviel ist also von der Absage zu Rot-Rot-Grün zu halten! In Grundschulzeiten hätte man gesagt "Man muss nicht von sich auf andere schließen".
Leider wird vermutlich kein Journalist Steinmeier auf diesen Widerspruch ansprechen. Schade!
So oder so wird diese Wahl wohl eine spannende Angelgenheit.
Ich bin gar nicht sicher, ob die Bundestagswahl überhaupt spannend sein müsste, denn das bürgerliche Lager leistet sich, wie seit dem Ende der Ära Kohl und der Niederlage von Stoiber, auf die Konservativen, Christlichen, Vertriebenen und Nationalen zu größtenteils verzichten, für die es - womöglich auch nicht erst seit Merkel - keine wählbare Partei mehr gibt. Es sind dies Stimmen, die dem bürgerlichen Lager bitter fehlen und hoffentlich nicht am Ende dazu führen, daß wir 4 Jahre Zwangsbeglückung, Zwangsgerechtigkeit und Zwangswasweißich erleiden müssen.
Nebenbei bemerkt: Die alte Forenübersicht fand ich bedeutend besser und klarer.
Edit: Offenbar eine Sache der Einstellung. Mea culpa.
Zitat von NilsDie Erststimme gab ich daher widerstrebend, aber ich stimme Ihnen darin zu, Zettel, dass diese Wahl für symboliche Albernheiten (und nichts anderes wäre eine andere Entscheidung bei der Erststimme gewesen) zu wichtig ist.
Taktische Überlegungen sind nicht schlecht - die Wahl ist schließlich ein politischer Kampf - doch eine rein "rationale" Wahl, wie Zettel es nennt, die auf jegliche "symbolische Albernheiten", wie Sie sagen, verzichtet, halte ich nicht für möglich. Denn dann würde man bei einer Position landen, wie sie Rayson vor der europäischen Parlamentswahl vertreten hat: die eine Stimme, die ich habe, ergibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Unterschied in der Sitzverteilung, ganz zu schweigen von der Regierungsmehrheit; also lohnt es sich aus rationaler Abwägung am meisten, bequem zu Hause zu bleiben.
Was einen ins Wahllokal treibt, ist ein Kollektivgefühl, so etwas wie: "Wir Liberalen [Konservative, Sozis etc.] brechen jetzt auf und zeigen den anderen, wie viele wir sind!" Mit dem Kreuzchen symbolisiert man sich selber, zu wem man gehört und von wem man sich abgrenzt. Der rein rationale Wirkungserzieler bleibt zu Hause.
Die Frage ist, wie man sich das "eigene Lager" zurechtschneidet. Wer sich sagt: "Ich bin Teil des bürgerlichen Lagers", hat eine gewisse Flexibilität - FDP, CDU, vielleicht die Republikaner - und kann somit leicht taktisch wählen. Wer "sein" Lager enger definiert, hat meist weniger Auswahl. Wer sich dann aus taktischen Gründen dazu zwingt, einen Kandidaten zu wählen, vor dem ihm gruselt, ruiniert damit ein wesentliches Motiv, überhaupt zur Wahl zu gehen.
(Bei einer bayrischen Landtagswahl in den 80er Jahren, wo (damals) Wahlkreis- und Landesstimme für die Sitzverteilung gleich wichtig gewesen sind, habe ich mit der einen die Grünen und mit der anderen die FDP gewählt, mit dem Gedanken, daß die absolute Mehrheit der CSU nur gebrochen werden kann, wenn diese beiden die 5%-Hürde überspringen. Diese ebenso bizarre wie rationale Stimmabgabe hat am Wahlausgang nichts geändert, führte aber bei mir zu einer zynisch-distanzierten Haltung zum parlamentarischen System; wenn sie nicht schon Ausdruck einer solchen Haltung gewesen ist.)
Vielleicht sollte man darauf hinweisen, dass FDP Wähler, in deren Wahlkreis noch nicht klar ist, wer das Direktmandat holt, mit der Erststimme Union wählen sollten. Umgekehrt sollten CDU Wähler mit Präferenz für Schwarz-Gelb in jedem Falle die Zweitstimme der FDP geben, um so für möglichst viele Überhangmandate zu sorgen. Das lohnt sich schon sobald in dem Bundesland, in dem man wählt, Überhangmandate für die Union entstehen und nicht erst, wenn der Unionskandidat den Wahlkreis gewinnt.
(abgesehen von möglicherweise auftretenden negativen Stimmgewichten durch eine unsinnige Berechnung der Überhangmandate, die ich für diesen Gedanken allerdings für vernachlässigbar - zumal schwer zu prognostizieren - halte.)
Zitat von NilsDie Erststimme gab ich daher widerstrebend, aber ich stimme Ihnen darin zu, Zettel, dass diese Wahl für symboliche Albernheiten (und nichts anderes wäre eine andere Entscheidung bei der Erststimme gewesen) zu wichtig ist.
Taktische Überlegungen sind nicht schlecht - die Wahl ist schließlich ein politischer Kampf - doch eine rein "rationale" Wahl, wie Zettel es nennt, die auf jegliche "symbolische Albernheiten", wie Sie sagen, verzichtet, halte ich nicht für möglich. Denn dann würde man bei einer Position landen, wie sie Rayson vor der europäischen Parlamentswahl vertreten hat: die eine Stimme, die ich habe, ergibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Unterschied in der Sitzverteilung, ganz zu schweigen von der Regierungsmehrheit; also lohnt es sich aus rationaler Abwägung am meisten, bequem zu Hause zu bleiben. (Raysons These, die er hier und da verteidigt.) Was einen ins Wahllokal treibt, ist ein Kollektivgefühl, so etwas wie: "Wir Liberalen [Konservative, Sozis etc.] brechen jetzt auf und zeigen den anderen, wie viele wir sind!" Mit dem Kreuzchen symbolisiert man sich selber, zu wem man gehört und von wem man sich abgrenzt. Der rein rationale Wirkungserzieler bleibt zu Hause.
Ich stimme natuerlich zu, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Stimme etwas aendert, extrem gering ist (ich schaetze fuer die Zweitstimme mal ganz grob eine Wahrscheinlichkeit von 1:70000, dass sich dadurch die Sitzverteilung aendert). Unter der Annahme, dass mich die Stimmabgabe eine halbe Stunde gekostet hat, lege ich also einfach linear hochgerechnet etwa 35.000 Arbeitsstunden fuer ein zusaetzliches FDP-Mandat hin). Offensichtlich ist also ein weiterer Anreiz am Werke. Das kann das von Ihnen zitierte Kollektivgefuehl sein. Bei mir selber glaube ich aber eher, dass eine Art Versicherungsdenken vorliegt (Ich wuerde mich zu Tode aergern, waere es am Ende dann doch meine Stimme, die fehlt. Gegen diesen Umstand versichere ich mich durch "Zahlung" eines sehr guenstigen Versicherungsbeitrags von nur einer halben Stunde Aufwand. Wohlgemerkt: Es ist keine Versicherung gegen eine unerwuenschte Regierung, sondern lediglich gegen das Gefuehl, daran schuld zu sein). Diese Risikoabwaegung ist nicht rational. Sie ist aber auch nicht irrational, denn wogegen soll man dabei Rationalitaet objektiv messen?
Davon voellig zu trennen ist aber ohnehin die Frage, wen man waehlt, unter der Voraussetzung dass man waehlt: Das Kreuz (bei der Erststimme) bei der CDU zu machen, kostet mich nicht mehr Aufwand als es bei der FDP zu machen. Fuer mich daher eine recht klare (und rationale) Sache.
Fazit: In beiden Aspekten gibt es keinen objektiven Standard fuer Rationalitaet, es haengt von ganz subjektiven Bewertungen ab. Aber: Fuer jeden, der gerne eine Schwarz-Gelbe Regierung moechte und zur Wahl hingeht (also den Aufwand bereits bezahlt hat), fuer den ist es dann auch sinnvoll, seine Erststimme der CDU zu geben - denn dies kostet keinen zusaetzlichen Aufwand.
Zitat von dirkAuch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zog die Absage der Liberalen an eine Ampel erneut in Zweifel: Koalitionsfragen würden nach allen Erfahrungen "erst am Wahltag ab 18.01 Uhr ernsthaft bewertet", sagte Steinmeier dem "Focus".
Das ist wohl das Eigentor des Jahres.
Es ist ja noch zu verstehen, daß Steinmeier an seiner Ampel-Fiktion festhalten muß - ansonsten könnte er auch gleich seine Kanzlerkandidatur zurückziehen. Die Glaubwürdigkeit der FDP deswegen so direkt in Zweifel zu ziehen ist natürlich wenig glaubhaft - gerade wenn man die Historie solcher Versprechen bei FDP und SPD betrachtet.
Aber das so allgemein zu formulieren, daß Koalitionsfragen generell am Wahlabend neu bewertet würden - das heißt natürlich im Klartext, daß in erster Linie die SPD ihre entsprechenden Aussagen in die Tonne tritt.
In Antwort auf:Aber das so allgemein zu formulieren, daß Koalitionsfragen generell am Wahlabend neu bewertet würden - das heißt natürlich im Klartext, daß in erster Linie die SPD ihre entsprechenden Aussagen in die Tonne tritt.
Exakt. Aber wieso fragt da keiner nach? Genauso wie wenn die Linken "Soldaten raus aus Afghanistan fordern". Da ärgere ich mich jedesmal, dass keiner fragt warum sie diese Position nicht schon vertreten haben als die Russen da waren.
Zitat von NilsBei mir selber glaube ich aber eher, dass eine Art Versicherungsdenken vorliegt (Ich wuerde mich zu Tode aergern, waere es am Ende dann doch meine Stimme, die fehlt. Gegen diesen Umstand versichere ich mich durch "Zahlung" eines sehr guenstigen Versicherungsbeitrags von nur einer halben Stunde Aufwand. Wohlgemerkt: Es ist keine Versicherung gegen eine unerwuenschte Regierung, sondern lediglich gegen das Gefuehl, daran schuld zu sein).
Netter Gedanke, muß ich schon sagen.
Zitat von NilsFuer jeden, der gerne eine Schwarz-Gelbe Regierung moechte und zur Wahl hingeht (also den Aufwand bereits bezahlt hat), fuer den ist es dann auch sinnvoll, seine Erststimme der CDU zu geben - denn dies kostet keinen zusaetzlichen Aufwand.
Der zusätzliche Aufwand besteht darin, daß man sich überwinden muß, einen unsympathischen Politiker zu wählen - Sie selbst schreiben von Ihrem Widerstreben bei der Wahl des CDU-Kandidaten. Im Verhältnis zum Totärgern mag dieser Preis für Sie angemessen sein, für mich jedenfalls ist es inzwischen am wichtigsten, mit mir im Reinen zu sein, wenn ich am Wahlabend um 18 Uhr das Radio einschalte, deswegen habe ich den CDU-Kandidaten nicht gewählt. (Den Spaziergang zum Wahllokal rechne ich nicht zum Aufwand, das ist ein Vergnügen.)
Ich werde hier ganz sicher nicht den Unionskandidaten wählen. Da handelt es sich um einen Typ, der aus Berlin die Karlsruher CDU fernsteuert und in Sachen Stadionneubau schwachsinnige Positionen bezieht, die nur mühsam zu erklären sind, ohne an Korruption zu denken. Und der FDP-Kandidat ist ein eitler Schwätzer. Taktik hin, Taktik her - ich bin es, der mit meinem Spiegelbild jeden Morgen fertig werden muss
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
ich habe es nie verstanden, warum für dich die Festlegung der FDP so wichtig war. Warum willst du der FDP verwehren, was die CDU wie selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt, nämlich dann, wenn es für Schwarz-Gelb nicht reicht, mit den Sozis in die Kiste zu hüpfen?
Aber egal: Jetzt ist es ja wunschgemäß gelaufen, und auch Konservative wie du können jetzt FDP wählen Wen auch sonst: Nicht, dass die FDP so hell strahlt, aber vor dem Hintergrund der anderen Parteien ist ein Streichholz schon eine Art Flutlicht...
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
In Antwort auf: dass die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Stimme etwas aendert, extrem gering ist (ich schaetze fuer die Zweitstimme mal ganz grob eine Wahrscheinlichkeit von 1:70000, dass sich dadurch die Sitzverteilung aendert). Unter der Annahme, dass mich die Stimmabgabe eine halbe Stunde gekostet hat, lege ich also einfach linear hochgerechnet etwa 35.000 Arbeitsstunden fuer ein zusaetzliches FDP-Mandat hin). Offensichtlich ist also ein weiterer Anreiz am Werke. ... Bei mir selber glaube ich aber eher, dass eine Art Versicherungsdenken vorliegt ... Gegen diesen Umstand versichere ich mich durch "Zahlung" eines sehr guenstigen Versicherungsbeitrags von nur einer halben Stunde Aufwand. Wohlgemerkt: Es ist keine Versicherung gegen eine unerwuenschte Regierung, sondern lediglich gegen das Gefuehl, daran schuld zu sein). Diese Risikoabwaegung ist nicht rational. Sie ist aber auch nicht irrational, denn wogegen soll man dabei Rationalitaet objektiv messen?
Sehr schöne Analyse zu einem Thema, über das ich mir auch schon viele Gedanken gemacht habe.
(Ich liebe solche mathematisch-rationalen Überlegungen unter Einbringung ungewöhnlicher Aspekte, Querverbindungen, Perspektiv- und Ebenenwechsel )
(Immer vorausgesetzt, dem Wähler liegt etwas an einer schwarz-gelben Mehrheit):
Grundsätzliche Empfehlung:
(a) Überall da, wo die Union auf Überhangmandate hoffen kann, lohnt sich ein Stimmensplitting. Man hat damit die Chance, sein Stimmgewicht zu verdoppeln (Erststimme Union, Zweitstimme FDP). Übrigens kann man mit dieser Taktik auch die Gefahr des "negativen Stimmgewichts" beseitigen. Konkret sind das folgende Bundesländer: Bayern Baden-Württemberg Sachsen Thüringen Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Hessen Saarland Berlin
(b) In Bundesländern, in denen die SPD auf Überhangmandate hoffen kann, ist es für den Schwarz-Gelb-Symphatisanten egal, ob er die Zweitstimme der CDU oder der FDP gibt. Die Erststimme sollte man allerdings (ACHTUNG !!!) dem stärksten Rivalen des örtlichen SPD-Kandidaten geben. Es kann also durchaus rational sein, als eingefleischter Konservativer im Einzelfall die Erststimme der Linkspartei zu geben. Dies betrifft v.a. folgende Bundesländer: Brandenburg Sachsen-Anhalt
Eventuell sind in Berlin Überhangmandate zu Gunsten der Linkspartei möglich. Sofern man dieses Risiko sieht, könnte sich evtl. lohnen, dem stärksten Konkurrenten des örtlichen Linken-Kandidaten die Zweitstimme zu geben. Womöglich also sogar Ströbele. (Keine Sorge, man stärkt die Grünen im Bundestag mit dieser Stimme nicht. Aber man schwächt evtl. die Linkspartei).
(Quelle und weitere Hintergrund-Informationen: http://www.wahlrecht.de/bundestag/2009/index.html ) (Speziell für Bewohner Brandenburgs und Berlins lohnt sich der Blick auf diese Seite. Denn wenn man in diesen Bundesländern nicht höllisch aufpasst, kann man mit seiner Erststimme womöglich seinen eigenen Interessen schaden)
Zitat von Raysonich habe es nie verstanden, warum für dich die Festlegung der FDP so wichtig war. Warum willst du der FDP verwehren, was die CDU wie selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt, nämlich dann, wenn es für Schwarz-Gelb nicht reicht, mit den Sozis in die Kiste zu hüpfen?
Ich habe das, lieber Rayson, glaube ich schon einige Male beantwortet:
In einer Ampel wäre die FDP Mehrheitsbeschaffer für zwei linke Parteien; ich würde also mit einer Wahl der FDP für eine linke Politik stimmen.
In einer schwarzroten Regierung würde aber die Union dominieren. Eine Regierung Merkel mit einem Kabinett, in dem die Zahl der Unionsminister deutlich über der Zahl der SPD-Minister läge, würde keine linke Politik machen.
In Antwort auf: für die es auf die Konservativen, Christlichen, Vertriebenen ... zu größtenteils verzichten, für die es ... keine wählbare Partei mehr gibt. Es sind dies Stimmen, die dem bürgerlichen Lager bitter fehlen.
Wieso sollten diese Stimmen fehlen ? Die meisten werden, wenn auch unter allergrößten Bauchschmerzen, eben doch an das bürgerliche Lager gehen.
Die Alternative hieße ja "Nichtwählen" und damit indirekt: Die Linke Volksfront wählen.
Ich denke doch, daß die meisten konservativen rechts von der CDU eine Kanzlerin Merkel dann doch noch etwas lieber wäre als eine rot-rot-grüne Volksfront, oder ?
Insofern ist die Links-Mitte-Strategie der Union gar nicht mal so schlecht: Anders als die SPD, welche schon beim kleinsten Schritt Richtung Mitte am linken Rand sofort an die Linkspartei ausblutet, verliert die Union an ihrem rechten Rand viel weniger Wähler, gewinnt aber andererseits in der Mitte/Links viele Wähler dazu (also dort, wo sich der "Bauch" der Normalverteilung der Wählerstimmen befindet)
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.09.2009 22:49
#19 RE: Wahlen '09 (19): Ich rate, EfDePe zu wählen
Zitat von Florian Es kann also durchaus rational sein, als eingefleischter Konservativer im Einzelfall die Erststimme der Linkspartei zu geben. Dies betrifft v.a. folgende Bundesländer: Brandenburg (...) (Speziell für Bewohner Brandenburgs und Berlins lohnt sich der Blick auf diese Seite. Denn wenn man in diesen Bundesländern nicht höllisch aufpasst, kann man mit seiner Erststimme womöglich seinen eigenen Interessen schaden)
Verdammt interessante Betrachtung. Danke für den Hinweis.
Nur ... auch für mich gilt das Argument des eigenen morgendlichen Spiegelbildes. Die CDU ist mir zu freiheitsfeindlich, und bevor ich mein Kreuz bei der Linken mache (hier wohl Neskovic) soll mir die Hand verdorren. Argh, verdammtes Gewissen!
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Zitat von FlorianDie Erststimme sollte man allerdings (ACHTUNG !!!) dem stärksten Rivalen des örtlichen SPD-Kandidaten geben.
Es kann also durchaus rational sein, als eingefleischter Konservativer im Einzelfall die Erststimme der Linkspartei zu geben.
Das allerdings wäre eine Art taktischen Wählerns, die für mich (was mich selbst betrifft; andere mögen es anders halten) inakzeptabel wäre.
Ich halte nichts von Machiavellismus, lieber Florian. Man sollte aus meiner Sicht doch schon nur eine Partei wählen, die man auch an der Regierung sehen möchte.
Der alte Machiavellist Mitterand hat einmal das Mehrheits- durch das Verhältniswahlrecht ersetzen lassen, um Le Pens Front National zu stärken und damit die Konservativen zu schwächen. Damals hat Mitterand meine Sympathie verloren.
ich glaube, Sie unterschätzen hier die Tragweite. Das ist hier keine akademische Diskussion. Vielmehr hat das handfeste Auswirkungen auf die Parlaments-Zusammensetzung.
Das deutsche Wahlrecht enthält leider zahlreiche Fallstricke. Bekannt geworden ist z.B. 2005 zur Nachwahl in Leipzig das sog. "negative Stimmgewicht". In Leipzig konnte ein CDU-Wähler der CDU tatsächlich SCHADEN, wenn er ihr die Stimme gab. Pervers, aber so war es. Finden Sie es nun wirklich falsch, wenn ein CDU-Freund in Leipzig seine Stimme z.B. der FDP gab? Der Schuft ist hier nicht der Wähler, der sich "machiavellistisch" verhält. Sondern das Wahlrecht, das eine "naive" Stimmabgabe für die CDU effektiv bestraft.
Hätten ausreichend viele SPD-Symphatisanten in Leipzig das Spiel durchschaut und die CDU (!) gewählt, dann wäre die SPD-Fraktion heute genauso stark wie die Unions-Fraktion und wir hätten mit ziemlicher Sicherheit einen Kanzler Schröder. Ich bin mir auf jeden Fall ziemlich sicher, dass er Ihre Skrupel angesichts dieses "Machiavellismus" nicht geteilt hätte.
Nun ist allerdings "negatives Stimmgewicht" nichts exotisches, was nur einmal zufällig in Leipzig passierte. Nein, es ist vielmehr ein fest im Wahlrecht verankerter Systemfehler, der bei jeder Wahl seit 1949 auftrat. Meist ist der Fehler allerdings nur ex post feststellbar. Die Besonderheit in Leipzig 2005 war nur, dass er schon ex ante bekannt war. Allerdings ist - sofern man plausible Annahmen zum zu erwartenden Wahlergebnis zugrunde legt - auch 2009 das "negative Stimmgewicht" in vielen Bundesländern schon vorab prognosizierbar. Zum Beispiel gehe ich jede Wette ein, dass es in Bremen zu Lasten der SPD auftreten wird. Dass also die SPD MEHR Sitze im Bundestag hätte, wenn WENIGER Bremer sie wählen würden. (Ebenso wird ziemlich wahrscheinlich ein sächsischer CDU-Freund seiner Partei schaden, wenn er ihr die Zweitstimme gibt).
Ist es nun WIRKLICH inakzeptabel, wenn man als Bremer SPD-Symphatisant diese Information bei seiner Wahlentscheidung berücksichtigt? Ich finde nicht. Es ist zwar traurig, dass das deutsche Wahlrecht solche perversen Folgen hat. Aber diese Folgen zu ignorieren und damit seiner eigenen Partei echt zu schaden, fände ich für einen intelligenten Menschen wie Sie unpassend.
Gerade weil Sie ja - zu Recht - stets auf die Wichtikeit der Wahl und das wahrscheinlich knappe Ergebnis hinweisen.
Zitat von ZettelIn einer Ampel wäre die FDP Mehrheitsbeschaffer für zwei linke Parteien; ich würde also mit einer Wahl der FDP für eine linke Politik stimmen.
Das ist, lieber Zettel, doch vor Ansicht des Koalitionsvertrages reine Spekulation. Schließlich kann ich auch nicht erkennen, dass sich in der Großen Koalition ein anderer als ein sozialdemokratischer Geist behauptet hätte.
Aber davon mal abgesehen: Du befürwortest damit eine Politik des "quod licet iovi non licet bovi", wonach die kleinere "bürgerliche" Partei allein wegen ihres geringeren Stimmanteils dazu verdammt ist, sich an die große zu binden, während diese sich nach Herzenslust in alle Richtungen ("Große Koalition", "Schwarz-Grün") umschauen darf. Ich glaube nicht, dass das auf Dauer gesund sein kann.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Florianich glaube, Sie unterschätzen hier die Tragweite. (...) Nun ist allerdings "negatives Stimmgewicht" nichts exotisches, was nur einmal zufällig in Leipzig passierte. Nein, es ist vielmehr ein fest im Wahlrecht verankerter Systemfehler, der bei jeder Wahl seit 1949 auftrat.
Das wußte ich nicht. Ich propagiere zwar fleißig das Mehrheitswahlrecht (französische Variante), muß aber zugeben, daß ich mich mit solchen Details nie befaßt habe.
Ich kann nachvollziehen, daß Sie gegen solche Absurditäten mit dem absurden Verhalten angehen wollen, eine Partei zu wählen, die man gar nicht will.
Ich kann es nachvollziehen, aber ich würde es nicht tun. Das hängt vermutlich mit meiner generellen Idiosynkrasie zusammen, was Unehrlichkeit und Machiavellismus in der Politik angeht. Meine Abneigung gegen die Kommunisten hat darin eine wesentliche Ursache. Durchaus möglich, daß ich da übertreibe.
Zitat von ZettelIn einer Ampel wäre die FDP Mehrheitsbeschaffer für zwei linke Parteien; ich würde also mit einer Wahl der FDP für eine linke Politik stimmen.
Das ist, lieber Zettel, doch vor Ansicht des Koalitionsvertrages reine Spekulation. Schließlich kann ich auch nicht erkennen, dass sich in der Großen Koalition ein anderer als ein sozialdemokratischer Geist behauptet hätte. Aber davon mal abgesehen: Du befürwortest damit eine Politik des "quod licet iovi non licet bovi", wonach die kleinere "bürgerliche" Partei allein wegen ihres geringeren Stimmanteils dazu verdammt ist, sich an die große zu binden, während diese sich nach Herzenslust in alle Richtungen ("Große Koalition", "Schwarz-Grün") umschauen darf. Ich glaube nicht, dass das auf Dauer gesund sein kann.
Die Union kann schon aus ideologischen und programmatischen Gründen auch mit der heutigen SPD. Die jüngere Union ist den "Rechten" aus der SPD sehr nahe und steht dem Sozialismus näher als ein Clement. Die FDP könnte sicher mit der Partei Clements, kann aber unmöglich mit der Partei Grotewohls. Man stelle sich nur mal Westerwelle und Ypsilanti als Team vor. Die sind sich höchstens mal im Männergeschmack einig, und ich würde nichtmal darauf setzen. Wie soll man da regieren? Zur Union hat die FDP einige Andockhäfen wie beispielsweise die Erkenntnis, daß Kuchen nicht auf Bäumen wächst. Klingt banal, ist aber in der SPD sehr selten geworden.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von ZettelIn einer Ampel wäre die FDP Mehrheitsbeschaffer für zwei linke Parteien; ich würde also mit einer Wahl der FDP für eine linke Politik stimmen.
Das ist, lieber Zettel, doch vor Ansicht des Koalitionsvertrages reine Spekulation.
Nein. Man kann es mit Sicherheit prognostizieren. Denn die SPD und die Grünen wären ja nicht auf die FDP angewiesen; sie könnten sie jederzeit gegen die Kommunisten austauschen. Und die FDP wäre in einer denkbar schwachen Position, weil sie ja nicht gleich schon wieder die Fronten wechseln könnte. Sie wäre nichts als die Mehrheitsbeschafferin; und so hat es ja auch der Potsdamer Parteitag formuliert.
Zitat von RaysonDu befürwortest damit eine Politik des "quod licet iovi non licet bovi", wonach die kleinere "bürgerliche" Partei allein wegen ihres geringeren Stimmanteils dazu verdammt ist, sich an die große zu binden, während diese sich nach Herzenslust in alle Richtungen ("Große Koalition", "Schwarz-Grün") umschauen darf.
Nein. Ich bin aber froh, dieses Mißverständnis klarstellen zu können: Ich habe immer nur von meiner Wahlentscheidung geschrieben. Ich habe in keiner Weise die Absicht, der FDP oder sonstwem vorschreiben zu wollen, was ihr licet und was nicht.
Natürlich hatte, lieber Rayson, die FDP jedes Recht der Welt, die Koalitionsfrage bis zu den Steinmeierschen achtzehn Uhr eins offenzulassen. Nur hätte ich sie dann eben nicht gewählt.
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