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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 35 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.10.2009 15:02
Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Im Frühjahr, als das Buch von Dambisa Moyo erschien, ist mir das leider entgangen. Ich bin auf sie und ihre provokanten Thesen erst jetzt durch ein Interview im Nouvel Observateur aufmerksam geworden.

Ich halte diese Thesen, die der Artikel im Überblick skizziert, für sehr bedenkenswert.

Bemerkenswert ist freilich auch, daß das Buch noch nicht auf Deutsch erschienen ist, obwohl es in den USA ein Bestseller ist.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

20.10.2009 15:51
#2 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

In Antwort auf:
Die wohlmeinenden Helfer erreichen als einzig Positives, daß sie selbst sich gut und selbstlos fühlen dürfen.



Lieber Zettel,

nach meiner Meinung dürften sie noch nicht einmal das, denn wer wohltätig mit dem Geld anderer Leute ist, hat unsere Bewunderung ob seiner Selbstlosigkeit keineswegs verdient!

Herzlich, Thomas

Inger Offline



Beiträge: 296

20.10.2009 16:23
#3 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Lieber Zettel,
ich werde mir wohlweißlich alle Kommentare verkneifen.
Nur soviel: Wizorek-Zeul, die rote Heide, hat es bisher verstanden, das betreffende Ministerium zu behalten und zu erhalten- und das war gut so. Die anderen Ministerien waren lediglich an dem Geldsack des Entwicklungshilfeministeriums interessiert, jedenfalls sind die Argumente, die Madame hervorbringt, ein alter Hut, weil da nur nach Kosten-Nutzen-Rechnung argumentiert wird.
Korruptionen lassen sich nicht vermeiden und sind prächtig eingerissen- aber nicht mit echter Entwicklungshilfe, die man in der Tat neu definieren müßte.
In der Tat müßten wir erst einmal konsequent über "Entwicklung" im eigenen Land nachdenken. Und dann einmal genauer nachschauen, was sich die Chinesen so erlauben, warum das denn lobenswert sein soll.
Freundlichst,
Inger

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

20.10.2009 16:28
#4 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Lieber Zettel, es sind seit einigen Jahren einige wenige Stimmen Afrikanischer Oekonomen und Autoren zu vernehmen, die darauf hinweisen, dass die europaische Entwicklungshilfe nichts positives bewirkt. Dambisa Moyo ist eine prominente Autorin dieser These, ein zwei weitere Autoren, deren Namen mir gerade nicht zur Hand sind, gehoeren auch dazu.

Entwicklungshilfe in der bekannten Form stuetzt die herrschenden Regimes, bewirkt keinen nachhaltigen Aufbau, beruhigt das westliche Gewissen. Besser waere Handelshemmnisse abzubauen, Mikrokapitalismus (Mikrokredite, Mikroversicherungen) zu forcieren, Eigentumsrechte (an den Slum-Wellblechhuetten etwa) zu staerken, Rechtssicherheit auch fuer die ganz Armen zu schaffen, Buerokratie abbauen (In manchen Laendern bedarf es rund 150 Genehmigungen zum Betrieb etwa einer Naeherei. Dies kann sich ein Slumbewohner nebst den faelligen Bestechunggeldern nie leisten. Er muss deshalb in der Illegalitaet arbeiten anstatt in seinen Kleinbetrieb zu investieren.)

Dies kann bei Johann Norberg 'Kapitalistisches Manifest' nachgelesen werden oder bei de Soto, auf dessen Arbeiten Norberg sich beruft.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

20.10.2009 17:04
#5 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von Dagny
Lieber Zettel, es sind seit einigen Jahren einige wenige Stimmen Afrikanischer Oekonomen und Autoren zu vernehmen, die darauf hinweisen, dass die europaische Entwicklungshilfe nichts positives bewirkt. Dambisa Moyo ist eine prominente Autorin dieser These, ein zwei weitere Autoren, deren Namen mir gerade nicht zur Hand sind, gehoeren auch dazu.



Einige Personen, die Dagny gerade entfallen waren:
http://www.irenkenya.com/
http://www.internationalepolitik.de/ip/a...r-freiheit.html

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.10.2009 17:26
#6 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von Inger
... jedenfalls sind die Argumente, die Madame hervorbringt, ein alter Hut, weil da nur nach Kosten-Nutzen-Rechnung argumentiert wird.


Daß sie ein alter Hut sind, ist gut möglich. Ich habe mich nie mit diesem Thema befaßt, und so war der alte Hut für mich ganz attraktiv und sah aus wie neu.

Was Kosten und Nutzen angeht - wie anders will man denn einen Erfolg oder Mißerfolg beurteilen? Der Sinn der Entwicklungshilfe, wenn ich ihn richtig verstehe, soll doch die Förderung der Entwicklung sein: Es soll den Menschen besser gehen, sie sollen mehr verdienen, besser wohnen usw.

Das ist der Nutzen. Das soll er sein. Aber wenn man Moyo folgt, dann gibt es ja diesen Nutzen nicht, sondern für unsere Kosten - in Euro, in Manpower - liefern wir den Adressaten nur wiederum Kosten: Stagnation, Inflation, Korruption. Das ist keine gute Rechnung, wenn den Kosten nur Kosten gegenüberstehen.

Zitat von Inger
Korruptionen lassen sich nicht vermeiden und sind prächtig eingerissen- aber nicht mit echter Entwicklungshilfe, die man in der Tat neu definieren müßte.


Wie sollte eine solche echte Hilfe nach deiner Meinung und aufgrund deiner Erfahrungen aussehen, liebe Inger?

Zitat von Inger
In der Tat müßten wir erst einmal konsequent über "Entwicklung" im eigenen Land nachdenken. Und dann einmal genauer nachschauen, was sich die Chinesen so erlauben, warum das denn lobenswert sein soll.


Wenn man Moyo folgt, dann scheinen sie jedenfalls mehr als der Westen das zu tun, was die Länder Afrikas brauchen: Ihnen ihre Produkte abkaufen und in ihre Wirtschaft investieren.

Das macht mir die Chinesen nicht sympathischer; aber vielleicht betreiben sie doch die bessere Entwicklungspolitik. Natürlich im eigenen Interesse. Alles, was die Chinesen außenpolitisch machen, dient der Vorbereitung der großen Konfrontation mit den USA, die in einigen, vermutlich in wenigen Jahrzehnten beginnen wird.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.10.2009 17:37
#7 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von Dagny
Lieber Zettel, es sind seit einigen Jahren einige wenige Stimmen Afrikanischer Oekonomen und Autoren zu vernehmen, die darauf hinweisen, dass die europaische Entwicklungshilfe nichts positives bewirkt. Dambisa Moyo ist eine prominente Autorin dieser These, ein zwei weitere Autoren, deren Namen mir gerade nicht zur Hand sind, gehoeren auch dazu.


Ja, ich habe das beim Recherchieren gesehen: Paul Collier, William Russell Easterly, Robert Calderisi. Namen, die mir alle nichts sagen. Wie ich gerade Inger geschrieben habe - bisher habe ich mit dem Thema nicht befaßt. Daß Moyo nicht als erste auf die Idee gekommen ist, daß die Entwicklungshilfe so nicht funktioniert, habe ich mir ja gedacht. Aber es ist eben etwas anderes, ob ein Afrikanerin oder ob ein Amerikaner oder Europäer so etwas schreibt.

Zitat von Dagny
Entwicklungshilfe in der bekannten Form stuetzt die herrschenden Regimes, bewirkt keinen nachhaltigen Aufbau, beruhigt das westliche Gewissen. Besser waere Handelshemmnisse abzubauen, Mikrokapitalismus (Mikrokredite, Mikroversicherungen) zu forcieren, Eigentumsrechte (an den Slum-Wellblechhuetten etwa) zu staerken, Rechtssicherheit auch fuer die ganz Armen zu schaffen, Buerokratie abbauen (In manchen Laendern bedarf es rund 150 Genehmigungen zum Betrieb etwa einer Naeherei. Dies kann sich ein Slumbewohner nebst den faelligen Bestechunggeldern nie leisten. Er muss deshalb in der Illegalitaet arbeiten anstatt in seinen Kleinbetrieb zu investieren.)

Dies kann bei Johann Norberg 'Kapitalistisches Manifest' nachgelesen werden oder bei de Soto, auf dessen Arbeiten Norberg sich beruft.


Danke für die Hinweise. Nur, werden alle diese schlüssigen Analysen etwas bewirken? Daß ausgerechnet der Sozialdemokrat Obama es mit Liberalisierung versuchen wird, ist nicht sehr wahrscheinlich. Und die Europäer haben mit Ausnahme Frankreichs in Afrika ja kaum noch Interessen. Da ist die Afrikapolitik vor allem Innenpolitik; also Gewissensberuhigungspolitik.

Herzlich, Zettel

xtinez Offline



Beiträge: 2

20.10.2009 18:20
#8 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Guten Abend,

bis vor wenigen Jahren hatte ich private Verbindungen nach Afrika, das verändert sicher die Sicht auf die Dinge etwas. Wenn es um Entwicklungshilfe usw. geht, bin ich immer wieder irritiert, ratlos und auch sauer. Die Situation ist genau so wie Dambisa Moyo es beschreibt und wie in den vorstehenden posts ergänzt wurde.

Dazu kommt m. E. noch der psychologische Aspekt, dass (übertrieben ausgedrückt) afrikanische Kinder eigentlich sehen: Getreide kommt mit dem Flugzeug aus Übersee! Und nicht: Getreide kann auch auf unseren Feldern wachsen! Sie werden groß mit dem Gefühl: „meine Eltern, meine Familie, mein Land - die können alle nicht für sich selbst und für mich sorgen. Wir Afrikaner kriegen sowieso nichts auf die Reihe.“. Das ist ganz einfach Mist, woher sollen die mal das Selbstbewußtsein haben, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen und was besser zu machen? So gibt’s da einerseits die Kräfte, die auf vielen Wegen die Entwicklungshilfe für sich und ihre Clans und Parteien etc. ausnutzen und auf der anderen Seite die breite Masse, die ab und zu mal ein paar Krümel abbekommt, aber den Glauben an die Zukunft und an sich selbst schon lange verloren hat.


Wie oft habe ich mich schon gefragt: kann es denn sein, dass das alles keiner sieht und versteht? Oder ist vielleicht mein Blickwinkel durch die persönliche Erfahrung irgendwie völlig verzerrt? Entwicklungshilfe müsste grundlegend anders „gemacht“ werden. Schade um das viele Geld (was wir sowieso nicht haben) und schade um die ungenutzten Potentiale Afrikas.

Gruß
xtinez

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.10.2009 19:02
#9 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von xtinez
Dazu kommt m. E. noch der psychologische Aspekt, dass (übertrieben ausgedrückt) afrikanische Kinder eigentlich sehen: Getreide kommt mit dem Flugzeug aus Übersee! Und nicht: Getreide kann auch auf unseren Feldern wachsen! Sie werden groß mit dem Gefühl: „meine Eltern, meine Familie, mein Land - die können alle nicht für sich selbst und für mich sorgen. Wir Afrikaner kriegen sowieso nichts auf die Reihe.“


Die traurige Pointe dabei, liebe(r) xtinez, ist ja, daß damit genau diejenige psychologische Situation geschaffen wird, die man der Kolonialzeit immer vorgeworfen hat: Ein paternalistisches Verhältnis der Europäer zu den Afrikanern. Und just diejenigen, die die Kolonialzeit so vehement verurteilen, tragen mit ihrer Entwicklungshilfe dazu bei.

Zitat von xtinez
Wie oft habe ich mich schon gefragt: kann es denn sein, dass das alles keiner sieht und versteht? Oder ist vielleicht mein Blickwinkel durch die persönliche Erfahrung irgendwie völlig verzerrt? Entwicklungshilfe müsste grundlegend anders „gemacht“ werden. Schade um das viele Geld (was wir sowieso nicht haben) und schade um die ungenutzten Potentiale Afrikas.


Die Chinesen sind vielleicht auch deshalb so erfolgreich, weil sie nicht kommen, um aus schlechtem Gewissen zu helfen, sondern um Geld zu verdienen. Also machen sie das, was profitabel ist (oder aber was ihnen politisch nützt, was natürlich weniger schön ist). Das Profitable aber ist halt das, was funktioniert und das Land voranbringt. Fehlt der Maßstab, ob sich etwas rechnet, dann ist dem Murks Tür und Tor geöffnet.

Herzlich, Zettel

PS: Herzlich willkommen im kleinen Zimmer!

Kallias Offline




Beiträge: 2.296

20.10.2009 19:05
#10 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von Dagny
Lieber Zettel, es sind seit einigen Jahren einige wenige Stimmen Afrikanischer Oekonomen und Autoren zu vernehmen, die darauf hinweisen, dass die europaische Entwicklungshilfe nichts positives bewirkt.

Auf Deutsch erschien bereits 1993 eine Kritik, die in eine ähnliche Richtung ging: Axelle Kabou: Weder arm noch ohnmächtig. Eine Streitschrift gegen schwarze Eliten und weisse Helfer, Lenos Verlag.

Weitere vergleichbare Stimmen aus Afrika sind:
Andrew Mwenda
George Ayittey
James Shikwati

Gruß,
Kallias

xtinez Offline



Beiträge: 2

20.10.2009 19:51
#11 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Schlechtes Gewissen sollte m. E. sowieso nicht der Grund zum helfen sein!

In Antwort auf:

Die Chinesen sind vielleicht auch deshalb so erfolgreich, weil sie nicht kommen, um aus schlechtem Gewissen zu helfen, sondern um Geld zu verdienen. Also machen sie das, was profitabel ist (oder aber was ihnen politisch nützt, was natürlich weniger schön ist). Das Profitable aber ist halt das, was funktioniert und das Land voranbringt. Fehlt der Maßstab, ob sich etwas rechnet, dann ist dem Murks Tür und Tor geöffnet.


Wahrscheinlich machen die Chinesen was Profitables und vielleicht funktioniert es auch eine Weile,
aber: zu welchem Preis?
Da kommen Geldgeber und Firmen aus einem Land, dass es mit Umweltschutz und Menschenrechten nicht so genau nimmt in die Länder Arikas, die das Geld und die Entwicklung brauchen, deren Regierungen aber Umwelt und Menschenrechte auch nicht gerade weit oben auf der Agenda haben.

Ich empfinde das sowohl politisch als auch ökologisch sehr bedenklich. Soviel können die Europäer gar nicht für den Umweltschutz tun, wie man in Afrika in kürzester Zeit kaputt machen kann. Das ist dann der Punkt, wo schlechtes Gewissen angesagt ist!

Gruß + dankeschön für das Willkommen!
xtinez

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

20.10.2009 19:56
#12 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Dass Entwicklungshilfe der Entwicklung schadet wird schon seit geraumer Zeit diskutiert, nur ändert sich nichts. Ich habe mal irgendwo einen Bericht gelesen (oder gesehen), in dem gezeigt wurde, dass sich rund um die Anlandeplätze der Hilfslieferungen riesige Slums bilden, die immer mehr Leute anziehen. Glücklich ist da keiner, man vegetiert so dahin. Selbst etwas anzubauen lohnt nicht mehr, da die Lebensmittel ja vom Himmel fallen (und hernach von den Funktionären, Clanchefs, Beamten nach Gusto verteilt werden).

Und ... es werden immer mehr Kinder geboren, ohne dass eine ökonomische Basis dafür vorhanden wäre. Die gutmeinenden Helfer zwingen die Menschen somit in eine Art Junkie-Existenz. Immer abhängig, immer Bedarf für die nächste Lieferung, immer ein neuer Grund für organisierte Gutmenschen, sich gut zu fühlen. Zum Heulen oder zum Kotzen - es ist einfach falsch!

Ähnliches kann man ja auch woanders beobachten, wenn Gutis meinen irgendwo helfen zu müssen. Gaza-Streifen, Berlin-Neukölln, Länderfinanzausgleich ... alles das gleiche Schema. Hilfe nach Art der Gutmeinenden unterdrückt die Initiative der Betroffenen.
Dummerweise hängen mittlerweile zu viele Jobs in der Hilfsindustrie dran. Es wird sich also nix ändern ... zu unser aller Nachteil.

Gruß, Calimero

----------------------------------------------------
... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

20.10.2009 20:01
#13 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

In Antwort auf:
Wahrscheinlich machen die Chinesen was Profitables und vielleicht funktioniert es auch eine Weile,
aber: zu welchem Preis?
Da kommen Geldgeber und Firmen aus einem Land, dass es mit Umweltschutz und Menschenrechten nicht so genau nimmt in die Länder Arikas, die das Geld und die Entwicklung brauchen, deren Regierungen aber Umwelt und Menschenrechte auch nicht gerade weit oben auf der Agenda haben.



Das scheint mir ein Aspekt der Sicht zu sein, die Moyo und andere anprangern: Die Europaer sind der Meinung, den Afrikanern die Entwicklung vorzuenthalten, die in Europa zu Wohlstand gefuehrt hat, weil gewisse Dinge in Europa dabei (angeblich) verloren gegangen sind.

Die Chinesen scheinen auf diesen moralischen Impetus zu verzichten und die Afrikaner dies offenbar nicht schlecht zu finden. Die Menschenrechte nach Europaeischem Verstaendnis wuerden mit Eigentumsrechten und freien Maerkten nach und nach Einzug halten, Umweltbewusstsein ist in Europa auch erst mit dem Wohlstand und nicht vor dem Wohlstand enstanden. Um Natur, um Umwelt als Bereicherung zu empfinden, bedarf es des Wohlstandes der Mittelklasse. Um Mittelschicht zu haben, bedarf es freier Maerkte. Diesen Zusammenhang stellen u.a. die von mir genannten Autoren seit Jahren dar. Moyo ist deshalb so ungewohnlich, weil sie als Afrikanerin gleichsam die Kronzeugin der Anklage ist.
Die Erfahrungen des Westens bei diesen Prozessen, die bei uns wohl zwischen 1700 und 1900 stattgefunden haben, werden den Afrikanern helfen es in weniger Zeit zu schaffen und die Schaeden geringer zu halten.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.10.2009 20:41
#14 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von xtinez
Da kommen Geldgeber und Firmen aus einem Land, dass es mit Umweltschutz und Menschenrechten nicht so genau nimmt in die Länder Arikas, die das Geld und die Entwicklung brauchen, deren Regierungen aber Umwelt und Menschenrechte auch nicht gerade weit oben auf der Agenda haben. Ich empfinde das sowohl politisch als auch ökologisch sehr bedenklich.


Das sehe ich ähnlich, liebe(r) xtinez; vor allem, was das Politische angeht. Denn anders als die Europäer sind die Chinesen ja überhaupt nicht von dem Impuls zu helfen beflügelt, sondern sie machen nur das, was in ihrem eigenen Interesse liegt.

Aber das liegt eben unter Umständen auch im Interesse der Afrikaner; wie schon erläutert. Der Helfer versucht irgend ein schönes Ziel zu erreichen, das oft gar nicht erreichbar ist. Der nüchterne Investor macht nur das, von dessen Realisierbarkeit er hinreichend überzeugt ist.

Was die Menschenrechte angeht: Gibt es ein Land in Afrika, in dem sie nach europäischen Maßstäben garantiert sind? Mir fällt keines ein; aber das mag daran liegen, daß ich mich wenig mit Afrika beschäftigt habe.

Herzlich, Zettel

jana Offline




Beiträge: 348

20.10.2009 21:00
#15 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Die sehr lesenswerte Schweizer Weltwoche beschäftigt sich auch mit diesem Thema, schon seit längerem. Interessierte finden hier mehrere Artikel, darunter auch ein Interview mit Dambisa Moyo:
http://www.weltwoche.ch/suchlisten/suche...5D=Dambisa+Moyo+

P.S.: Herzlichen (verspäteten) Glÿqunsch zum ersten Platz als Autor der Freiheit, ÿbrigens, lieber Zettel! ;-)

dirk Offline



Beiträge: 1.538

20.10.2009 21:51
#16 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Entwicklungshilfe in Geldform kann auch aus ökonomischen Gründen gar nicht funktionieren (Know-How Transfer ist etwas anderes) wie folgendes Gedankenexperiment klarmacht. All die Dollar, die wir in die Entwicklungshilfe transferieren sind ja quasi künstliche Nachfrage nach einem Gut der Entwicklungsländer, sei es eine Dolmetscherdienstleistung, die eingekauft wird, oder, rein fiktiv, heiße Luft. Sprich es ist so als ob wir künstlich die Nachfrage nach Entwicklungslandwährung erhöhen. Das wertet die Währung auf und macht das Land auf dem Weltmarkt weniger konkurrenzfähig.

Oder anders gesagt. Jeder Dollar, den die Elite der E-Länder mehr in den Händen hält, wird für Importe ausgegeben und nicht für heimische Produkte (geht ja auch gar nicht anders). Und je mehr Dollar fliessen umso mehr Werkzeuge, Kleider, etc. kommen aus der westlichen Welt (plus China) und nicht aus dem lokalen Markt. Letztendlich reisst man dadurch diejenigen, die Kontakt zu Entwicklunsghelfern und deren Organisationen haben, also die Besser-qualifizierten, die das Land eigentlich voranbringen könnten, aus den lokalen ökonomischen Netzwerken heraus und bindet sie - per Dollar - ins westliche Netzwerk ein.

Man kann auch mit Dollarn keine Schule bauen. Die wird ja nicht per Flugzeug angeliefert sondern muss lokal aufgebaut werden. Dazu aber bedarf es Arbeitskräfte. Platt gesagt: Ein paar Bauern verzichten darauf Äcker zu bearbeiten und ziehen stattdessen die Schule hoch. Dafür erhalten sie Dollar und können sich Lebensmittel aus den USA kaufen und wenn sie gut bezahlt werden (zu gut), auch noch die Kleider, die sie sonst dem Schneider nebenan abgekauft hätten, der jetzt leider arbeitslos ist und ohne Nahrungsmittel dasteht.

Das ist ja quasi auch der ganze Gedanke der Entwicklungshilfe (wenn man es aus ökonomischer Perspektive sieht): Wir geben euch Dollar, dafür könnt ihr eure Grundversorgung bei uns einkaufen und die so freigesetzte Arbeitszeit nutzen um euch einen Kapitalstock (Schulen, etc.) aufzubauen. Nur ohne lokale Grundversorgung kennt niemand die Bedürfnisse und niemand weiss wie was und wohin er Arbeit investieren soll.

califax Offline




Beiträge: 1.502

20.10.2009 22:08
#17 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Es gibt allerdings auch funktionierende Hilfsprojekte, die darauf bauen, fleißige Einheimische mit Ausbildung und Microkrediten zur Unternehmensgründung zu verhelfen. Diesen Projekten ist gemein, daß sie völlig unspektakulär sind und auf den ersten Blick lächerlich wirken.
Da wird beispielsweiseirgendwo in Afrika eine regelrechte Fahrradökonomie mit Krediten und Werkstätten gefördert.
Die Fahrräder selbst werden noch importiert, weil für richtige Metallindustrie die Voraussetzungen fehlen.
Die Räder werden lokal umgebaut und dienen dann als Taxis, Transporter, mobile Verkaufsflächen und Werkstätten und Stromdynamos.
Damit entsteht eine ganze lokale Wirtschaftsszene aus kleinen selbstständigen Unternehmen, die ihre Microkredite abstottern und das Einkommen der Familie aufbessern.
(Man glaubt gar nicht, was man auf Fahrradbasis alles an Geschäftsideen zaubern kann, wenn es sonst nur kärgliche Landwirtschaft, Staub und etwas Blechdengelei gibt. In Vietnam würde das nicht funktionieren.)
Andere Projekte statten Fischer mit Handys aus - damit können diese sich ständig über die aktuellen Marktpreise informieren und ihre Fangaktivitäten und Marktbesuche entsprechend anpassen.
Es zeigt sich immer wieder, daß wirksame Entwicklungshilfe kaum Geld kostet, aber sehr genaue Detailkenntnisse über die sozialen und wirtschaftlichen Umstände vor Ort erfordert.
Weshalb man sie besser nicht Politikern und Beamten überlassen sollte.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
Klug und faul - der meisten Laster
Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

dirk Offline



Beiträge: 1.538

20.10.2009 22:27
#18 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

@Califax,

Der Unterschied ist, dass sie bei Deinen Beispielen (auchh bei Mikrokrediten, die ja als -ähem - Finanzinnovation auch Produkte sind ), die Bedürftigen direkt mit Produkten ausgestattet werden, die in der lokalen Wirtschaft nicht verfügbar sind. Sprich die Afrikaner sorgen selbst für ihre Grundversorgung und obendrauf erhalten sie noch nützliche Werkzeuge und Gegenstände. Das hilft.

Im üblichen Falle aber wird die Grundversorgung von den westlichen Ländern übernommen (entweder direkt durch Nahrungsmittelhilfe oder Gelder, die letztlich dafür verwendet werden) und von die frei gewordenen Ressourcen könnten die Afrikaner dann rein theoretisch investieren. Aber der Neubau von Schulen ist nicht nachhaltig, weil (1) die Grundversorgung vernachlässigt wird (und damit ein produktiver Zweig zerstört wird) und (2) die Arbeitsplätze im "Schulbausektor" nur vorübergehend in Abhängigkeit der westlichen Hilfe entstehen.

Hias Offline



Beiträge: 138

21.10.2009 13:47
#19 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Ich lese Ihren Blog ja sehr gerne, Herr(?) Zettel, auch wenn ich selten Ihrer Meinung bin.

Mit ihrem Beitrag zu Dambisa Moyos Kritik an der Entwicklungshilfe greifen Sie allerdings ein altbekanntes Thema auf. Es gibt schon mehrere Ökonomen aus Entwicklungsländern, welche die entwicklungshilfe kritisieren.

Zunächst mal ganz allgemein, geht viel dieser Kritik am tatsächlichen Thema vorbei. Ich hab das Buch von Dambisa Moyo nicht gelesen, aber schon der Textauszug zeigt, dass hier ein Zeitraum kritisiert wird, in dem Entwicklungshilfe eben nicht von wohlmeinenden Gutmenschen dominiert wurde, sondern als Mittel im Kalten Krieg eingesetzt wurde. Dabei versuchte man mit Entwicklungshilfe Dritte-Welt-Länder davon zu überzeugen, dass man das bessere System hat. Gerade zwischen der BRD und der DDR gab es dann einen seltsam anmutenden Wettstreit. Aber zu dieser Zeit war Entwicklungshilfe auch ein beliebtes Instrument um sich Wohlgefallen zu erkaufen.

Dies hat man, soweit ich das beurteilen kann, um die Jahrtausendwende rum, auch erkannt. Man ging eher weg von der (zurecht) kritisierten reinen Geldzahlung oder Lieferung von schlüsselfertigen Fabriken (wie das berühmt gewordene Stahlwerk in Indien) und hin zur sog. hilfe zur Selbsthilfe: Mikrokredite, Brunnen bohren, etc.

Dies hatte den Vorteil, dass sich für die Menschen vor Ort das Überleben erleichterte und man beispielsweise Kapital intvestieren konnte und so, wie califx es schön beschrieben hat, ein eigens Standbein aufbauen konnten.

Ein weiteres Beispiel für (in meinen Augen vernünftige) Entwicklungszusammenarbeit (wie man sie übrigens heute nennt) ist die Vermittlung von Know How. Man hilft mit beim Aufbau von Institutionen, schickt für kurze Zeit Experten runtern, die relativ eng fomulierte Aufgaben wahrnehmen und bei der Schulung von Personen bzw. beim direkten Aufbau mithelfen. Dies gilt insbesondere für regionale, übernationale Organisationen wie ECOWAS, die versuchen größere Wirtschaftsräume zu schaffen.

Daneben gibt es noch grob zwei problematischere Sachen. Das eine sind die direkten Zahlungen an Regierungen. Das ist in einigen Fällen tatsächlich problematisch, da sich daran gerne lokale Eliten bereichern. Allerdings gibt es eben auch viele Staaten, die Bürgerkriege hinter sich haben und schlicht und einfach Kapital benötigen um alles neu aufzubauen. Als Beispiele seien hier nur der Kongo, Ruanda und Mosambik genannt. Das kann klappen (Mosambik), oder aber auch nicht (Kongo). Gerade aber das Beispiel Mosambik zeigt, dass auch direkte Hilfen gut sein können, da es nunmal Geld kostet, funktionierende staatliche Institutionen aufzubauen. Und nur wenn diese funktionieren, dann hat eine junge Demokratie eben auch eine Chance!

Die zweite problematische Sache sind die direkten Nahrungsmittelhilfen. Gerade die USA aber auch europäische Ländern haben sich hier wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Gerade wenn irgendwo wieder ne Hungerkatastrophe ausgerufen wird, wird das gerne genutzt um die Überschüße zuhause dorthin zu verfrachten. Dabei wird fast immer die lokale Wirtschaft zestört. Berühmtes Negativbeispiel ist hier natürlich Ätophien. Dies ist natürlich meistens abzulehnen, bis auf wenige eng begrenzte Ausnahmen (große Naturkatastrophen, etc).

Um nochmals auf Dambisa Moyo zu sprechen zu kommen. Ich habe wie gesagt das Buch nicht gelesen, aber mir erscheint ihre Kritik einfach zu pauschal, weil es v.a. in den 1990er Jahren große Fortschritte gegeben hat und man Erfolge und Mißerfolge sehr wohl differenziert betrachten muss. Ich weiß nicht ob sie auf zwei Sachen eingeht, die gerade die afrikanischen Länder massiv betreffen. Das eine ist der sog. Brain Drain und das andere die massiven AIDS-Probleme in Südens Afrikas. Gerade hier haben sich die westlichen Staaten eben nicht mit Ruhm bekleckert (Vorgehen gegen Generika, Unterstützung bei der Einwanderung von jungen, gut gebildeten Menschen in die USA). Und beides sorgt dafür, dass gerade die südlichen afrikanischen Ländern ausbluten, nahezu im wahrsten Sinn des Wortes.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.10.2009 19:04
#20 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Lieber Hias,

vielen Dank für diesen kenntnis- und gedankenreichen Beitrag.

Ich möchte nur auf einen Punkt eingehen, der mir besonders wichtig zu sein scheint:

Zitat von Hias
Ich weiß nicht ob sie auf zwei Sachen eingeht, die gerade die afrikanischen Länder massiv betreffen. Das eine ist der sog. Brain Drain und das andere die massiven AIDS-Probleme in Südens Afrikas. Gerade hier haben sich die westlichen Staaten eben nicht mit Ruhm bekleckert (Vorgehen gegen Generika, Unterstützung bei der Einwanderung von jungen, gut gebildeten Menschen in die USA). Und beides sorgt dafür, dass gerade die südlichen afrikanischen Ländern ausbluten, nahezu im wahrsten Sinn des Wortes.


Beide Probleme sehe ich auch als gravierend an. Allerdings würde ich sie nicht den "westlichen Staaten" attribuieren.

Was AIDS angeht, hat gerade Präsident Bush eine vorbildliche Politik betrieben; siehe zum Beispiel diesen Beitrag in CNN.

Und der Brain Drain kann man den USA auch nicht anlasten. Jeder Staat hat das selbstverständliche Recht, die Einwanderung von Bürgern zu fördern, die er gern haben möchte. Das hat Deutschland unter Schröder ja auch versucht, wenn auch ohne großen Erfolg; eine der Schröder'schen Seifenblasen.

Das Problem ist das Gefälle im Lebensstandard und in der Freiheit. Wer in den USA oder Europa studiert hat, der wägt halt ab, wo es ihm und seiner Familie besser gehen wird; und dann bleibt er oft.

Festhalten kann ein Staat "seine" Menschen ja nicht. Naja, die DDR hat's versucht.

Zitat von Hias
Ich lese Ihren Blog ja sehr gerne, Herr(?) Zettel, auch wenn ich selten Ihrer Meinung bin.


Dann freut es mich, wenn Sie ihn trotzdem lesen. Da habe ich dann a bisserl die Hoffnung, das eine oder andere beim Leser in Bewegung zu setzen.

Was Ihr Fragezeichen angeht: Ja, ich bin männlichen Geschlechts.

Herzlich, Zettel

Und herzlich willkommen im kleinen Zimmer!

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

21.10.2009 22:47
#21 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Ich denke, dass da viel wahres dran ist.
Und ich weiss aus in Entwicklungshilfeorganisationen beschäftigten erweiterten Bekanntenkreis, dass sich da offenbar schon leicht eine kafkaeske Bürokratie mit wuchernden Selbstinteressen und pricipal agent Problemen bilden kann.
Der Aufstieg Indiens und China ist für Rohstoff- und Landwirtschaftsproduzenten ein großes Glück, da dies die Terms of Trades offenbar nachhaltig verbessert. Beide haben auch noch eine so große eigene Schicht von Armen, so dass man von ihnen keine Entwicklungshilfe einfordern kann.

China exportiert übrigens Lebensmittel in Nachbarländer, etwa nach Thailand. Die sind sogar deutlich billiger als entsprechende Importe aus den USA. Allerdings gelten sie als mit Gesundheitsrisiken verbunden. Es gab da einige Skandale.

Als bekennender Monothematiker gibts noch einen weiteren Aspekt: Chávez überzogene Regionalmachts-Politik besteht darin, über an ihm genehme Machthaber konditionslos vergebene Mittel Macht überträgt. http://www.twq.com/09october/index.cfm?id=364

Hias Offline



Beiträge: 138

22.10.2009 23:55
#22 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Lieber Zettel

Zum Thema Aids:
Interessant. Jetzt weiß ich auch warum es um das Thema in den letzten Jahren so ruhig war. Na, dann genießt Mr. Bush in diesen einem speziellen Fall meine Hochachtung.

Zum Thema Brain Drain:
Ja, das ist ein schwieriges Thema. Ich kann Ihnen nur zustimmen, dass ein Staat weder seine Bürger festhalten kann, noch dass man es einem Staat verwehren kann, seine Einwanderer auszusuchen. Und trotzdem, ein bitterer Beigeschmack bleibt dann doch, v.a. dann, wenn man weiß, dass es doch einige Länder in Afrika gibt, die hervorragendes geleistet haben unter unglaublich schwierigen Umständen und trotzdem nicht so Recht von der Stelle kommen, weil sie zum einen immer noch von Dritten abhängig sind und viele der am besten ausgebildeten Menschen an die reicheren Nationen verlieren (ich hätte besser Erste Welt geschrieben als USA, Sry).

Nur, eine Lösung dafür hab ich leider auch nicht.

In Antwort auf:
Dann freut es mich, wenn Sie ihn trotzdem lesen. Da habe ich dann a bisserl die Hoffnung, das eine oder andere beim Leser in Bewegung zu setzen.



Naja, um ehrlich zu sein, ich dachte mir nach einer Weile, da muss man dann doch das eine oder andere richtig stellen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

23.10.2009 12:10
#23 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von Hias
dass es doch einige Länder in Afrika gibt, die hervorragendes geleistet haben unter unglaublich schwierigen Umständen und trotzdem nicht so Recht von der Stelle kommen,


Welche sind das?
Mir sind bisher nur Beispiele untergekommen (aber das war halt recht zufällig), wo gute Leistungen auch zu Erfolgen geführt haben - oder wo sich eben auf Auslandshilfe verlassen wurde und Stagnation die Folge war.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

23.10.2009 14:05
#24 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zettel hat William Easterly schon erwähnt, der hierzu einige sehr gute Bücher geschrieben hat. Er ist Hauptautor eines sehr lesenswerten Blogs: http://aidwatchers.com/

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Las ideas tontas son inmortales.

Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




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23.10.2009 14:39
#25 RE: Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung? Antworten

Zitat von Hias
Zum Thema Brain Drain:
Ja, das ist ein schwieriges Thema. Ich kann Ihnen nur zustimmen, dass ein Staat weder seine Bürger festhalten kann, noch dass man es einem Staat verwehren kann, seine Einwanderer auszusuchen. Und trotzdem, ein bitterer Beigeschmack bleibt dann doch, v.a. dann, wenn man weiß, dass es doch einige Länder in Afrika gibt, die hervorragendes geleistet haben unter unglaublich schwierigen Umständen und trotzdem nicht so Recht von der Stelle kommen, weil sie zum einen immer noch von Dritten abhängig sind und viele der am besten ausgebildeten Menschen an die reicheren Nationen verlieren (ich hätte besser Erste Welt geschrieben als USA, Sry).
Nur, eine Lösung dafür hab ich leider auch nicht.


Die hat wohl niemand, lieber Hias. Die einzige Lösung wäre, daß es in den Herkunftsländern besser wird, so daß es für viele doch attraktiver ist, in die Heimat zurückzuziehen statt irgendwo als Ausländer oder Einwanderer zu leben. Aber da beißt sich die Katze in den Schwanz; denn just u.a. wegen des brain drain geht es ja dort so langsam voran.

Instruktiv ist das Beispiel China. Viele der Wissenschaftler und Techniker, die heute den schnellen Aufstieg Chinas tragen, haben in den USA nicht nur studiert, sondern auch gearbeitet. Damit haben sie das Know-How erworben, das sie jetzt in ihrer Heimat nutzen.

Ein brain drain muß nicht unbedingt negativ sein, wenn die Betroffenen schließlich doch nach Hause zurückkehren. Das ist auch in Deutschland so; unsere Wissenschaft profitiert von den Vielen, die ein paar Jahre an einer US-Uni gearbeitet haben und die sich dann zur Rückkehr entschließen.

Ich habe einmal einen solchen Kollegen, der aus Kalifornien zurückgekommen war, nach dem Grund für seine Entscheidung gefragt. Seine verblüffende Antwort: Die Arbeitsbedingungen seien dort zwar weit besser als in Deutschland, aber er habe nicht in ein gesichertes und bewachtes Ghetto ziehen wollen, um vor Einbrechern sicher zu sein.

Herzlich, Zettel

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