Ein Hinweis auf einen Artikel, der zeigt, wie gut Journalismus sein kann. Wenn jemand die Sache versteht und wenn er noch dazu glänzend schreiben kann.
bei diesen Vorschlägen finde ich kaum noch Worte! Wie kann man denn solche Ödnisse als Stadtplanung verkaufen? Aber wbei Architektur geht es mir und Anderen öfter so...
Zitat von Thomas PauliLieber Zettel, bei diesen Vorschlägen finde ich kaum noch Worte! Wie kann man denn solche Ödnisse als Stadtplanung verkaufen? Aber wbei Architektur geht es mir und Anderen öfter so...
Vielen Dank für diesen Link, lieber Thomas. Dalrymple at his best.
Ich habe von Le Corbusier das erste mal durch diese Geschichte im "Spiegel" erfahren. Als ich sie jetzt, nach mehr als einem halben Jahrhundert, wieder gelesen habe, ist mir das Totalitäre am Denken von Le Corbusier aufgegangen.
Damals, als neugieriger junger Mensch, fand ich das nur faszinierend modern.
So besonders brillant finde ich die Argumentation allerdings nicht.
Wie die Situation nun in London oder Paris ist, kann m.E. so oder so keine Begründung für die Stadtplanung in Berlin sein. Dafür ist die Historie von Berlin einfach zu speziell. Dass Berlin hier vollkommen anders "tickt" als andere Hauptstädte, kann man nicht nur historisch begründen sondern auch an vielen aktuellen Indikatoren beobachten. Wo sonst in Europa sind z.B. die Mieten in der Hauptstadt niedriger als im Landesdurchschnitt?
Und sorry: Aber es fällt mir schwer, einen Artikel besonders gelungen zu finden, der eine öffentliche Subventionsruine wie das "Stadtschloss" für einen städtebaulichen Geniestreich hält.
Dass Berlin ein Zentrum fehlt, würde ich übrigens auch so sehen - auch wenn Frau Lüschers Lösungsvorschlag die Sache wohl noch schlimmer machen würde und in der Tat eine gewisse faschistische Qualität hat. Aber DASS hier in Berlin Handlungsbedarf besteht, ist wohl schon so. Ich bin zufällig vor 2 Wochen zum letzten Mal über das besagte Areal zwischen Alex und Unter den Linden gegangen. Das ist wirklich kein sehr schöner Ort und es ist schon traurig, dass dies "das" Zentrum von Berlin sein soll. Natürlich kann eine Großstadt auch ohne "Zentrum" funktionieren (London hat auch kein eigentliches Zentrum. Die "City" ist auf jeden Fall ein sehr spezieller Ort, den 90% der Londoner wahrscheinlich ihr Lebtag nie aufsuchen). Aber ein klarer zentraler Bezugspunkt (sehr ausgeprägt z.B. der Münchner Marienplatz) gibt einer Stadt schon ein inneres Koordinatensystem.
Zeichnen sich viele Metropolen nicht gerade dadurch aus, kein Zentrum (in Form eines bestimmten Platzes) zu haben?
Oder wo wäre es in London anzusetzen? In Paris? In New York? Sicher, es gibt auch Beispiele, wo das anders ist, der Stephansplatz in Wien oder der Rote Platz in Moskau. Aber eine Tendenz würde ich vermuten. Ich habe von Architektur und Städtebau keine Ahnung, ich empfinde es nur so. Vielleicht kann jemand, der in der Sache kompetent ist, diese Vermutung kommentieren?
Zitat von FlorianAber ein klarer zentraler Bezugspunkt (sehr ausgeprägt z.B. der Münchner Marienplatz) gibt einer Stadt schon ein inneres Koordinatensystem.
Beim Münchner Marienplatz kommen glaube ich viele Faktoren zusammen, die diesen Platz zum Zentrum machen. Er ist das historische Zentrum in Form des Marktplatzes (alte Wening-Stiche sind mit "Der Markth zu München" betitelt), das Verwaltungszentrum (Altes und neues Rathaus), er ist das geographische Zentrum (alle Entfernungen Bayerns werden von der Mariensäule gemessen), und ein wichtiger Knoten des öffentlichen Verkehrs. Dazu Touristenmagnet wegen des Glockenspiels und mit der Mariensäule auch ein wichtiger religiöser Punkt.
Interessanterweise trifft das mit der Londoner City auch auf mich zu. Seitdem ich unmittelbar in München wohne, komme ich kaum noch an den Marienplatz, sondern orientiere mich am zentralen Platz meines Viertels (das ist der Harras). Als ich noch im Umland gewohnt habe, bin ich mit der S-Bahn automatisch als erstes zum MArienplatz gefahren. Ich glaube also, dass dieses Zentrum als inneres Koordinatensystem für Besucher viel wichtiger ist als für Bewohner.
Zitat von FlorianUnd sorry: Aber es fällt mir schwer, einen Artikel besonders gelungen zu finden, der eine öffentliche Subventionsruine wie das "Stadtschloss" für einen städtebaulichen Geniestreich hält.
Ich kann das nicht beurteilen, lieber Florian. Was hätte man stattdessen an die Stelle des unsäglichen Palasts setzen sollen, dieses Schandflecks von Berlin?
Es gibt da (nach meiner "semiprofessionellen Laienmeinung") 3 wesentliche Bestimmungsfaktoren für die Zentrenstruktur einer Stadt:
1. Historie 2. Verkehrs-Situation 3. Größe
zu 1: Es gibt Metropolen, die ursprünglich aus einer vielzahl kleinerer Städte bestanden, die dann zu einer "zusammengewuchert" sind. Musterbeispiel ist hier eben gerade Berlin. Spandau, Köpenick, Neucölln etc. waren ursprünglich einmal eigenständige Ortschaften, mit eigenem Ortskern, etc. Dass die Stadt bis 1989 geteilt war, verschärfte diese Situation noch einmal, sie war aber schon zuvor angelegt.
Eingemeindungen gab es zwar in vielen Städten. Etwa auch in München. Allerdings ist in München vollkommen klar, was die eigentliche Stadt ist und was die Eingemeindung. In Berlin war es eher ein Zusammenschluss ähnlich bedeutsamer Ortschaften.
Auch London ist ein Beispiel für eine historisch sehr denzentrale Stadt (bis vor wenigen Jahren hatte London nicht einmal einen Bürgermeister oder eine zentrale Stadtverwaltung. So etwas gab es nur für auf Ebene der einzelnen Stadtteile). Hingegen hat m.E. Paris schon einen klar erkennbaren zentralen historischen Kern: die Ile de la Cité mit Umfeld (Louvre, Notre Dame, etc.).
zu 2: Wichtig ist auch, wie die zentralen Verkehrsachsen laufen. Um hier mal ein Extrembeispiel zu nehmen: München. Dort laufen ausnahmslos alle S-Bahnen und fast alle U-Bahnen unter dem Marienplatz durch. Wer in München von A nach B will, passiert fast zwangsläufig diesen Platz. Viele der Hauptzufahrtsstraßen und die Haupt-Bahnachse sind genau in der Sichtachse auf die Frauenkirche ausgerichtet (die zudem abgesehen vom Olympiadaturm das höchste Gebäude ist). Wenn man von Außen nach München fährt ist daher eigentlich klar, dass das der zentrale Punkt ist. Dass sich dann natürlich auch am Marienplatz und der Kaufingerstraße "alles trifft" ist klar. (Es ist daher auch kein Zufall, dass hier auch eine der höchsten Passantenfrequenzen gemessen werden und Deutschlands höchste Mieten bezahlt werden - während keine Berliner Straße in diesen beiden Kategorien weit oben auftaucht).
zu 3: Sicher spielt auch die Größe der Stadt eine Rolle. Das Monozentrische System stößt ja schon in München an seine Grenzen. Wäre die Stadt doppelt oder dreimal so groß, wären die dadurch entstehenden Verkehrsflüße kaum mehr zu bewältigen.
Insgesamt kann es in Berlin sicher nicht darum gehen, einen zentralen Platz zu schaffen, an dem sich "alles" trifft. Allerdings wäre eine "gefühlte" Mitte m.E. schon wünschenswert. Es ist m.E. auch in einer Großstadt psychologisch befriedigender wenn man weiß, wo der Mittelpunkt ist. Dieser fehlt in Berlin schon. Und viele Städte haben so etwas. In New York ist es der Times Square. In Zürich die Bahnhofstraße. In Moskau der Rote Platz, in Barcelona der Placa Catalunja. Selbst in wuchernden Metropolen wie Peking und Shanghai gibt es den Tiananmen-Platz bzw. den Bund und die Nanking Road. Allerdings ist sicher klar, dass die im Welt-Artikel vorgestellten Mitte-Konzepte für Berlin sicher keine Verbesserung wären.
Klingt nachvollziehbar, lieber Florian. Gegenbeispiele wird man aber immer finden.
Zitat von FlorianEs gibt Metropolen, die ursprünglich aus einer vielzahl kleinerer Städte bestanden, die dann zu einer "zusammengewuchert" sind. Musterbeispiel ist hier eben gerade Berlin. Spandau, Köpenick, Neucölln etc. waren ursprünglich einmal eigenständige Ortschaften, mit eigenem Ortskern, etc. Dass die Stadt bis 1989 geteilt war, verschärfte diese Situation noch einmal, sie war aber schon zuvor angelegt.
Hm, was ist z. B. mit Brüssel? Das ist heute noch ein absolutes Chaos aus 18 selbstverwalteten Städten mit zwei Sprachen. Trotzdem gibt es die Grande Place als zentralen Mittelpunkt.
Zitat von FlorianAllerdings ist in München vollkommen klar, was die eigentliche Stadt ist und was die Eingemeindung.
Nicht ganz, ein Pasinger wird hier scharf widersprechen! Die haben die Zwangseingemeindung durch die Nazis immer noch nicht überwunden. :)
Zitat von FlorianWichtig ist auch, wie die zentralen Verkehrsachsen laufen. ...
Das ist ein guter Punkt, vor allem da diese ja meist nachträglich angelegt sind. Man kann also durchaus städtebaulich bestimmern, welches das Zentrum ist. Funktioniert wohl bei Hafenstädten und Städten, deren Verkehrsachsen sehr von Flüssen geprägt sind weniger. Obwohl der Punkt z. B. bei Köln sehr zutrifft, ich fand es immer faszinierend mit dem Zug in den Dom reinzufahren. Aber bei Flüssen finde ich es Interessant, wie sich die beiden Seiten entwickeln (siehe auch Köln und Paris).
Zitat von FlorianAllerdings wäre eine "gefühlte" Mitte m.E. schon wünschenswert. Es ist m.E. auch in einer Großstadt psychologisch befriedigender wenn man weiß, wo der Mittelpunkt ist. Dieser fehlt in Berlin schon.
Also ich finde, wenn es nur um die gefühlte Mitte geht, reicht das Brandenburger Tor!
"Ich kann das nicht beurteilen, lieber Florian. Was hätte man stattdessen an die Stelle des unsäglichen Palasts setzen sollen, dieses Schandflecks von Berlin?"
Nun ja, das Stadtschloss passt halt einfach historisch nicht in die Landschaft.
Irgendein Gebäude 50 Jahre nach seiner Zerstörung wieder aufzubauen kann dann sinnvoll sein, wenn es einem Zweck dient. Das Stadtschloss hingegen dient keinem Zweck (bzw. man musste sich irgendeine Verwendung mühsam aus den Fingern saugen). Es ist einfach nur da.
Wenn ein Gebäude "einfach nur da" ist und keinen praktischen Zweck hat, dann ist es höchstens ein Symbol.
Und welche positive symbolische Bedeutung kann dieses Stadtschloss (als ehemaliger Wohnsitz eines auoritären Monarchen) in einer Demokratie haben?
Es muss doch noch etwas anderes geben als die Alternative "Stadtschloss" oder "Palast der Republik".
Zitat Nicht ganz, ein Pasinger wird hier scharf widersprechen! Die haben die Zwangseingemeindung durch die Nazis immer noch nicht überwunden. :)
Mag schon sein. Pasing hat ja auch sein eigenes kleines Zentrum um den Pasinger Marienplatz.
Allerdings ist Pasing in München erstens eine Ausnahme. (Es gibt abgesehen von Pasing kaum funktionierende Stadtteilzentren in München. Ganz anders als in Berlin). Zweitens ist - bei aller Symphatie die ich persönlich für Pasing hege - ja wohl schon klar, wo im heutigen München das Zentrum ist. Hingegen ist das in Berlin überhaupt nicht klar: Was ist die wichtigere Einkaufsstraße? Friedrichstraße oder Tauentzien?
Zitat Hm, was ist z. B. mit Brüssel?
Kenne ich nicht. Und sicher sind die von mir aufgestellten Bestimmungsfaktoren nicht zwangsläuig und monokausal. Sicher gibt es Ausnahmen. Aber ich glaube schon, dass man mit diesen 3 Faktoren in den meisten Fällen die vorhandenen Tendenzen gut begründen kann.
Zitat Also ich finde, wenn es nur um die gefühlte Mitte geht, reicht das Brandenburger Tor!
Ja, vielleicht. So oder so sind die vorgelegten Entwürfe wohl ohnehin ungeeigent, eine "neue Mitte" zu schaffen. Denn die anderen Faktoren (Verkehrsströme, Historie, Größe der Stadt) bleiben ja unverändert und es gibt in Berlin eben eine starke Konkurrenz durch andere, gut etablierte zentrale Punkte.
Zitat von Meister PetzOder wo wäre es in London anzusetzen? In Paris?
In Paris, lieber Petz, ist das sehr einfach: Par définition le premier arrondissement.
Übrigens kreuzen sich dort, im ersten und zweiten Arrondissement, auch die Verkehrsströme. Die zentrale Station ist Châtelet-Les Halles. Dort trifft sich die große Ost-West-Linie Vincennes-Neuilly mit der großen Nord-Süd Linie Orléans-Clignancourt. (De Linie 1 geht inzwischen bis La Défense, aber ich nenne sie noch mit ihrem alten, mir vertrauten Namen; so, wie ich den Étoile nie Place Charles de Gaulle nennen werde).
Mein Hotel in Paris, nur ein Stern, liegt in der Rue du Roule, ein paar hundert Meter von dieser Station. Man erreicht in ein paar Minuten zu Fuß die großen Kaufhäuser, die Rue de Rivoli, die großen Theater. Man kann über den Pont Neuf aufs linke Ufer spazieren und ist dann auf dem Boul' Mich'. Der Louvre ist zu Fuß in Minuten zu erreichen, das Centre Pompidou. Und natürlich auch meine Stammlokale, zB der Chien qui fume.
Zitat von Meister PetzHm, was ist z. B. mit Brüssel? Das ist heute noch ein absolutes Chaos aus 18 selbstverwalteten Städten mit zwei Sprachen. Trotzdem gibt es die Grande Place als zentralen Mittelpunkt.
Das heutige Verwaltungschaos ist dem modernen Sprachenstreit geschuldet. Ansonsten ist Brüssel aber eine historisch um seinen Mittelpunkt gewachsene Stadt, die erst viel später (durch Zuzug von Wallonen) die Doppelidentität bekam.
Zitat von FlorianAllerdings ist Pasing in München erstens eine Ausnahme. (Es gibt abgesehen von Pasing kaum funktionierende Stadtteilzentren in München. Ganz anders als in Berlin).
Neuhausen um den Rotkreuzplatz herum? Zumindest gibt es einen Neuhausener Lokalpatriotismus.
Zitat von FlorianZweitens ist - bei aller Symphatie die ich persönlich für Pasing hege - ja wohl schon klar, wo im heutigen München das Zentrum ist.
Klar, Schwabing!
Zitat von FlorianHingegen ist das in Berlin überhaupt nicht klar: Was ist die wichtigere Einkaufsstraße? Friedrichstraße oder Tauentzien?
Weiß ich auch nicht. Für Bücherkäufer die Knesebeck. Berlin hat eine einfache, mühelos sinnlich wahrnehmbare Struktur, nämlich die Ost-West-Achse vom Alexanderplatz bis zum Theodor-Heuss-Platz. Die wichtigsten Teilzentren und Landmarken hängen an dieser Achse. Am ehesten als "Mitte" empfinde ich dabei den Bhf. Friedrichstraße.
Zitat von FlorianSo oder so sind die vorgelegten Entwürfe wohl ohnehin ungeeigent, eine "neue Mitte" zu schaffen.
Das sollen sie wohl auch nicht. Es handelt sich nur um die letzte große unverplante Brachfläche der Innenstadt.
Zitat von Florian"Ich kann das nicht beurteilen, lieber Florian. Was hätte man stattdessen an die Stelle des unsäglichen Palasts setzen sollen, dieses Schandflecks von Berlin?" Nun ja, das Stadtschloss passt halt einfach historisch nicht in die Landschaft. Irgendein Gebäude 50 Jahre nach seiner Zerstörung wieder aufzubauen kann dann sinnvoll sein, wenn es einem Zweck dient. Das Stadtschloss hingegen dient keinem Zweck (bzw. man musste sich irgendeine Verwendung mühsam aus den Fingern saugen). Es ist einfach nur da.
Meine Präferenz wäre gewesen, daß man es Stein für Stein genauso wieder aufbaut, wie es gewesen war. Teuer, natürlich.
Die jetzige Lösung ist ein Kompromiß. Aber er wird zu einem stimmigen Stadtbild führen. Und der Wiederaufbau ist ja auch ein Bekenntnis zur Tradition Preußens.
Zitat von Zettel Die zentrale Station ist Châtelet-Les Halles.
Ich erinnere mich dunkel, lieber Zettel. Das ist die, wo man beim Umsteigen so weit laufen muss, dass man sich denkt, man hätte auch gleich zu Fuß gehen können. Stimmts?
Zitat von Zettel. (De Linie 1 geht inzwischen bis La Défense, aber ich nenne sie noch mit ihrem alten, mir vertrauten Namen; so, wie ich den Étoile nie Place Charles de Gaulle nennen werde).
Genau wie man einen eingeborenen Münchner daran erkennt, dass er nicht "Münchner Freiheit", sondern "Feilitzschplatz" sagt.
Überhaupt wecken Ihre Zeilen in mir den Wunsch, mal wieder nach Paris zu fahren!
Zitat von FlorianAllerdings ist Pasing in München erstens eine Ausnahme. (Es gibt abgesehen von Pasing kaum funktionierende Stadtteilzentren in München. Ganz anders als in Berlin).
Neuhausen um den Rotkreuzplatz herum? Zumindest gibt es einen Neuhausener Lokalpatriotismus.
Lieber Kallias, lieber Florian, das trifft genau meine Wurzeln. Ich bin in Neuhausen geboren und in Maria Schutz in Pasing getauft.
Der Rotkreuzplatz ist sicher ein Stadtteilzentrum, aber er hat schon einen etwas herben Charme... Mir fällt auch noch ein gewisser Lokalpatriotismus in Sendling auf - ich wohne ja quasi zu Füßen des Schmieds von Kochel - aber damit hat sichs auch schon.
Zitat von Kallias
Zitat von FlorianZweitens ist - bei aller Symphatie die ich persönlich für Pasing hege - ja wohl schon klar, wo im heutigen München das Zentrum ist.
Klar, Schwabing!
Schwabing kann es schon deshalb nicht sein, weil der Begriff "Schwabing" variabel ist. Fragt man einen Touristen, wo Schwabing ist, wird er auf das Univiertel verweisen (das in Wirklichkeit größtenteils in der Maxvorstadt liegt), ein Partygänger wird die Gegend um den Feilitschplatz nennen. Liest man aber Immobilienanzeigen, reicht Schwabing bis tief nach Milbertshofen hinein..
Zitat von Zettel Die zentrale Station ist Châtelet-Les Halles.
Ich erinnere mich dunkel, lieber Zettel. Das ist die, wo man beim Umsteigen so weit laufen muss, dass man sich denkt, man hätte auch gleich zu Fuß gehen können. Stimmts?
Stimmt genau. Man muß in der Métro oft weite Wege gehen, manchmal über Treppen im Freien (auf einer davon bin ich mal beraubt worden, das war die Station Barbès-Rochechouart. In dem verlinkten Artikel sehen sie die Rolltreppe, auf der das passierte). Aber nirgends sind die Wege so lang wie in Châtelet-Les Halles. Das liegt daran, daß es eine Doppel- oder im Grunde eine Dreifachstation ist.
Zitat von Meister PetzÜberhaupt wecken Ihre Zeilen in mir den Wunsch, mal wieder nach Paris zu fahren!
Ja, machen Sie das, lieber Petz. Ich war das erste Mal in Paris, als die Vierte Republik ihrem Untergang entgegenging; Maurice Bourgès-Maunoury war damals Ministerpräsident.
Seither immer wieder. Als (virtueller, realer) Führer durch Paris könnte ich Ihnen wohl dienen.
Zitat von Zettelauf einer davon bin ich mal beraubt worden, das war die Station Barbès-Rochechouart. In dem verlinkten Artikel sehen sie die Rolltreppe, auf der das passierte).
Ich habe mich in Paris auch mal beklauen lassen, auf der Treppe von Sacré Coeur (sehr peinlich). Hat ein fieses Loch in meine studentische Reisekasse gerissen, und ist der Grund, warum ich auf meinem Führerscheinfoto (das ich gleich nach meiner Rückkehr und immer noch grimmig über den Verlust habe machen lassen), wie ein Serienmörder ausschaue.
Zitat von ZettelIch war das erste Mal in Paris, als die Vierte Republik ihrem Untergang entgegenging; Maurice Bourgès-Maunoury war damals Ministerpräsident. Seither immer wieder.
Ich habe (abgesehen von zwei Besuchen mit meinen Eltern) eine sehr schöne Erinnerung an meinen ersten Aufenthalt in Paris, nämlich mit meiner allerersten . Die Reise haben wir von ihren und meinen Eltern zusammen zu Weihnachten bekommen und keiner von denen war erfreut, dass es nicht in eine Jugendherberge ging, sondern hierhin. Ach, das waren Zeiten
Edit: Die haben das Meridional wohl von Grund auf saniert, als wir dort waren, war es ziemlich runtergekommen. Dafür auch deutlich günstiger!
Zitat von ZettelAls (virtueller, realer) Führer durch Paris könnte ich Ihnen wohl dienen.
Zitat von Meister PetzDie Reise haben wir von ihren und meinen Eltern zusammen zu Weihnachten bekommen und keiner von denen war erfreut, dass es nicht in eine Jugendherberge ging, sondern hierhin. Ach, das waren Zeiten
Ich habe ab 1957 bei meinem Onkel wohnen dürfen, der Diplomat bei der damaligen OEEC war. Das war feinste Gegend, 16. Arrondissement, Métro Argentine.
Als er dann nach Bonn zurückversetzt wurde, war es damit logischerweise vorbei. Ich habe es dann zunächst mit der Jugendherberge versucht, aber die war notorisch überfüllt.
Dann habe ich entdeckt, daß es ein Netz kommunistischer Jugendunterkünfte gibt. Da habe ich gewohnt, zum Beispiel in Courbevoie. Die Kommunisten haben überall dort, wo sie regierten (also zB im roten Gürtel rund um Paris), solche Zentren eingerichtet (Maison de la Culture et de la Jeunesse). Man schlief auf Pritschen in der Turnhalle, Frühstück oder gar Duschen gab es natürlich nicht. Man mußte früh aufstehen, weil die Halle anderweitig genutzt wurde.
Aber in der Nähe war ein öffentliches Bad, wo ich für ein paar Francs baden konnte. Statt Frühstück bin ich in eine Bäckerei gegangen und habe mir zwei Croissants gekauft.
Mit der Métro war man schnell in Paris. Dort konnte man billig leben; man hat sich eben beim Bäcker eine Ficelle gekauft und beim Èpicier eine Salami und eine Tüte Milch. In Paris, auch im Zentrum, gibt es viele Parks, wo man das essen konnte. Wenn ich mal viel Geld hatte, habe ich mir einen Croque Monsieur geleistet oder ein Essen im Self Service, das begann damals gerade.
Man hat das als Schuler und Student damals alles locker gesehen; man hatte nur elementare Bedürfnisse. Ich kann es oft nicht nachvollziehen, welche Ansprüche an Komfort heute viele junge Leute haben.
Zitat von ZettelMan hat das als Schuler und Student damals alles locker gesehen; man hatte nur elementare Bedürfnisse. Ich kann es oft nicht nachvollziehen, welche Ansprüche an Komfort heute viele junge Leute haben.
Als junge Verliebte ausgerechnet in Paris nicht der grausamen Geschlechtertrennung der Jugendherbergszimmer unterworfen zu sein ist ein höchst elementares Bedürfnis!
Zitat von Meister PetzHm, was ist z. B. mit Brüssel? Das ist heute noch ein absolutes Chaos aus 18 selbstverwalteten Städten mit zwei Sprachen. Trotzdem gibt es die Grande Place als zentralen Mittelpunkt.
Das heutige Verwaltungschaos ist dem modernen Sprachenstreit geschuldet. Ansonsten ist Brüssel aber eine historisch um seinen Mittelpunkt gewachsene Stadt, die erst viel später (durch Zuzug von Wallonen) die Doppelidentität bekam.
Die 19 () Gemeinden, die zusammen Bruxelles-Capitale ausmachen, gab es allerdings schon Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenngleich die Franzosifizierung Brüssels mit der Gründung Belgiens seinen entscheidenden Moment erlebt, muss man doch festhalten, dass
1. schon Mitte des 19. Jahrhunderts etwa ein Drittel der Einwohnher der heutigen 19 Gemeinden Brüssels frankophon war, d.h. die Stadt damals bereits zweisprachig war und
2. ein großer Teil der heutigen Frankophonen nicht zugezogene Wallonen sind, sondern eingesessene Familien, die im Laufe der Jahre ihre Sprache "gewechselt" haben (vgl. das Elsass).
Außerdem halte ich persönlich angesichts solcher Zahlen http://nl.wikipedia.org/wiki/Bestand:Taa..._Brussel-NL.png Brüssel nicht mehr wirklich für eine zweisprachige Stadt, was sich aber natürlich wegen bestimmter Quoren und Quoten auf Verwaltungsebene so nicht durchschlägt.
Zitat von ZettelMan hat das als Schuler und Student damals alles locker gesehen; man hatte nur elementare Bedürfnisse. Ich kann es oft nicht nachvollziehen, welche Ansprüche an Komfort heute viele junge Leute haben.
Als junge Verliebte ausgerechnet in Paris nicht der grausamen Geschlechtertrennung der Jugendherbergszimmer unterworfen zu sein ist ein höchst elementares Bedürfnis!
Zitat von FTT_2.0Außerdem halte ich persönlich angesichts solcher Zahlen http://nl.wikipedia.org/wiki/Bestand:Taa..._Brussel-NL.png Brüssel nicht mehr wirklich für eine zweisprachige Stadt, was sich aber natürlich wegen bestimmter Quoren und Quoten auf Verwaltungsebene so nicht durchschlägt.
Ich kenne, lieber FTT, Brüssel fast nur vom Durchfahren.
Meine Erfahrung mit belgischen Eisenbahnern ist diese:
Erstens sind sie, vorsichtig gesagt, großzügig.
Ich habe mal in Aachen zwei Schaffnern, die in einer Kneipe nah des Bahnhofs Pause machten, ein paar Bier ausgegegeben und sie gefragt, ob sie mich nicht umsonst mit dem Nachtzug nach Paris schleusen würden. Sie haben mich in ein Abteil der ersten Klasse gesetzt und allerdings gesagt, daß sie nicht garantieren könnten, daß nicht noch ein französischer Kollege nach der Grenze zur Kontrolle käme. Kam aber nicht. Morgens um sechs war ich in Paris, habe den Tag in dort verbracht und bin in der nächsten Nacht wieder zurückgefahren; da leider mit einem regulären Billet.
In Brüssel hätte ich ein anderes Mal nicht in den Thalys einsteigen dürfen, weil es Reservierungspflicht gibt. Den ganzen Zug entlang stehen Schaffner, die das überwachen. Es genügte, einem von ihnen zehn Euro in die Hand zu drücken, und ich hatte meinen Platz.
Das andere ist, daß zwar alle Franzöisch sprechen, aber ungern. Wenn ich, statt Französisch zu sprechen mein spärliches Niederländisch hervorgeholt habe, dann hellten sich die Mienen auf.
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