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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 37 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 03:48
Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Jetzt ist der GAU für Obama tatsächlich eingetreten.

Der Sieg Browns bedeutet nicht nur, daß Obama seine Gesundheitsreform nur noch durchbringen kann, wenn er die Demokraten im Repräsentantenhaus dazu bringt, gegen ihre Überzeugung zu stimmen. Er ändert auch die Ausgangssituation für die "mid term elections" im November dieses Jahres, in denen alle Abgeordnete des Repräsentantenhauses und ungefähr zwei Drittel der Senatoren neu gewählt werden.

Denn die Senatoren und Abgeordnete der Demokraten haben jetzt die Angst im Nacken, daß, wenn sie weiter Obamas Politik mittragen, es ihnen gehen könnte wie der Kandidatin Martha Coakly.

Es gehört zu den Eigenheiten der amerikanischen Politik, daß Mißerfolg erbarmungslos bestraft wird. Mit einem Präsidenten, der zunehmend als der personifizierte Mißerfolg erscheint, möchte man möglichst wenig identifiziert werden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 05:18
#2 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat von Zettel
Jetzt ist der GAU für Obama tatsächlich eingetreten.


Noch ein interessantes Detail, das gerade John King von CNN mitgeteilt hat: Obwohl Massachussetts traditionell links wählt, besteht die Mehrheit der Wähler nicht aus eingetragenen Demokraten, sondern aus Unabhängigen (independents). Diese sind es, die gestern offenbar in Scharen zum republikanischen Kandidaten übergelaufen sind. Das sei es, meint King, was die Abgeordenten und Senatoren der Demokraten zittern läßt; denn viele verdanken ihre Wahl den unabhängigen Wählern.

In der Diskussionsrunde auf CNN "The best political team on TV" hat ein Teilnehmer folgende Rechnung aufgemacht: In dem Wahlkreis in Massachusetts, in dem McCain am besten abgeschnitten hat, bekam er 40 Prozent. Das zeigt, wie weit links Massachusetts im November 2008 gewählt hat. Wenn jetzt dieser Staat an einen konservativen Senator gegangen ist - wieviele andere Wahlkreise gibt es in den USA, die für die Republikaner bessere Voraussetzungen bieten, die aber dennoch 2008 an Obama gegangen sind? Er nannte eine Zahl, die ich aber nicht behalten habe.

Die Runde war sich weitgehend einig, daß sich jetzt eine Dynamik aufbauen könnte, die den Demokraten im November eine vernichtende Niederlage beschert. Die Abgeordneten und Senatoren, die sich gefährdet sähen, hätten eigentlich nur eine Wahl: sich von dem unpopulären Obama zu distanzieren.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.426

20.01.2010 09:15
#3 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Kleine Anekdote über eine Reaktion der deutschen Medien:
Heute (20.01.2010), 8:40 in 1Live (Radio), ein Gespräch zwischen dem Moderator und einem "Reporter vor Ort":

(Alle Zitate sinngemäß, nicht wörtlich)

Reporter: Obama habe wichtige Schritte in der Politik gemacht, aber noch nicht seine Ziele umgesetzt.
Obama habe aber eine neue Note in die Politik eingebracht und deswegen würden die Deutschen, die Europäer ihn so lieben -
weil er nicht wie Bush alles im Alleingang entscheiden würde. Weil er mit den Menschen reden würde.

Aber in den wichtigen Punkten "würde Obama im Stich gelassen, wenn er Hilfe bräuchte" (der Reporter lässt offen, wer Obama da eigentlich im Stich lässt). Obama hätte so viele richtige Ziele, aber er wäre jetzt enttäuscht, weil er bei der Umsetzung dieser Ziele im Stich gelassen würde.

***************

Scheint so, als sei der Heiligenschein von Obama in den deutschen Qualitätsmedien noch immer nicht erloschen.
Vielleicht wird der Heiligenschein auch nie erlöschen - in einem Land, in dem ein Karl Marx als menschenfreundlicher Philosoph und Reformer, ein Bismark aber als asozialer Kriegstreiber gilt.

MfG Frank

Marriex Offline



Beiträge: 185

20.01.2010 10:12
#4 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat
John King made an interesting observation: Scott Brown took off during the Christmas Day bombing incident and the candidates’ very different reactions to that incident.



http://www.commentarymagazine.com/blogs/...hp/rubin/219751

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 11:34
#5 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat von Marriex
Zitat:John King made an interesting observation: Scott Brown took off during the Christmas Day bombing incident and the candidates’ very different reactions to that incident.


Ja, lieber Marriex, das dürfte auch eine Rolle gespielt haben. Wie auch Coakleys Nonchalance, die offenbar glaubte, den Sieg schon in der Tasche zu haben und die es bis Ende Dezember nicht einmal für nötig hielt, Umfragedaten zu erheben.

Natürlich argumentieren die Demokraten in Massachusetts jetzt, Coakley sei Opfer eines nationalen Trends geworden, und natürlich heißt es bei den Demokraten auf dem Kapitol, lokale Faktoren hätten die entscheidende Rolle gespielt; das ist ja bei uns bei Landtagswahlen nicht anders, wenn man verloren hat.

Bemerkenswert scheint mir jedenfalls zu sein, daß Brown seinen Wahlkampf eben überwiegend nicht mit lokalen Themen bestritten hat, sondern mit nationalen wie Gesundheitsgesetz und Christmas Bombing.

In den Kommentaren der vergangenen Nacht wurde ein Thema angesprochen, auf das ich auch in ZR schon mehrfach eingegangen bin: Obama hat einen Wahlkampf der Mitte geführt, mit einem starken Akzent auf der Gemeinsamkeit aller Amerikaner. Er regiert aber als ein linker Präsident, der bereit ist, die Nation zu spalten, um eine sozialdemokratische Gesellschaft zu errichten.

Dieser Widerspruch wird offenbar immer mehr Amerikanern bewußt. Sie merken, daß sie die Katze im Sack gekauft haben. So haben sie nicht gewettet.

Das wollen viele sich nicht bieten lassen, und darin scheint mir die Botschaft der gestrigen Wahl zu bestehen.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

20.01.2010 11:37
#6 Armer Obama Antworten

Zitat von Frank2000
Scheint so, als sei der Heiligenschein von Obama in den deutschen Qualitätsmedien noch immer nicht erloschen.
Vielleicht wird der Heiligenschein auch nie erlöschen - in einem Land, in dem ein Karl Marx als menschenfreundlicher Philosoph und Reformer, ein Bismark aber als asozialer Kriegstreiber gilt.



Nein, lieber Frank. Und in den Tendenzmedien erst recht nicht:

Zitat von taz
Die Legislative kann sich vor wirtschaftlichen, ethnischen, ideologischen und religiösen Lobbys nicht retten. Die Medien stellen sich in den Dienst systematischer Desinformation und Ignoranz. Außenpolitik und militärischer Apparat sind versiert darin, dem Präsidenten jede Freiheit abzusprechen, das träge amerikanische Imperium zu verändern, und sie gleichzeitig für die anhaltende Katastrophe, die unsere globale Präsenz darstellt, verantwortlich zu machen. Die Mehrheit der Amerikaner hält verbissen an zwei zentralen Glaubenssätzen fest: dass sie von allen Seiten betrogen und ausgenutzt werden, vor allem vom privaten Sektor und von den korrupten und verlogenen Politikern, und dass sie in dem "großartigsten Land der Welt" leben. Unter diesen Umständen fällt es einem Präsidenten äußerst schwer zu führen, vor allem, wenn seine Vorstellungen etwas komplexer sind und er für Veränderungen eintritt, die vorhandene Interessen bedrohen. Angesichts dieser Schwierigkeiten für vernünftiges politisches Handeln schneidet Obama gar nicht so schlecht ab.


http://taz.de/1/debatte/kommentar/artike...r-vierte-obama/

Dieses Pamphlet (die ganze Lektüre erfordert starke Nerven) ist sogar für die taz ein starkes Stück...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 11:46
#7 Bush, Obama, die Deutschen Antworten

Zitat von Frank2000
Scheint so, als sei der Heiligenschein von Obama in den deutschen Qualitätsmedien noch immer nicht erloschen.


Diese deutsche Obama-Verehrung ist ein interessantes sozialpsychologisches Phänomen, so wie ja in Deutschland auch die Ablehnung von Bush ungewöhnlich affektiv gewesen ist.

Mir scheint, das hat etwas damit zu tun, daß kaum eine Gesellschaft in Europa so auf "sanft" geschaltet, so feminisiert ist wie die deutsche. Wieso, weiß ich nicht; aber es ist so seit den späten siebziger oder frühen achtziger Jahren. Vielleicht schwingt das Pendel immer noch zurück als Reaktion auf die aggressive Gesellschaft der Nazizeit. Wir haben sozusagen eine Käßmann-Gesellschaft.

Bush war das personifizierte Maskuline. Nicht nur mit seiner Außenpolitik, sondern in seinem ganzen Auftreten. Wie er sich hielt, wie er ging, wie er sprach. Seine Entscheidungsstärke, seine Zuverlässigkeit, seine Entschlossenheit. Das hat - wenn ich mich mal a bisserl aufs Glatteis des sozialpsychologischen Spekulierens begebe - die tiefe Abneigung hervorgebracht, die er in Deutschland genoß.

Obama ist - so als hätte ein Dialektiker Regie geführt - das genaue Gegenteil. Sanft, freundlich, "idealistisch", wie man meint. Messianisch dazu. Das erfreut die deutsche Käßmann-Seele.

Herzlich, Zettel

PS, nur zur Sicherheit gesagt: Daß solche sehr allgemeinen Aussagen allenfalls für eine Mehrheit gelten, nicht für jeden einzelnen, versteht sich.

Elmar Offline



Beiträge: 282

20.01.2010 11:46
#8 RE: Armer Obama Antworten

Nicht alles daran ist so ganz falsch:
"Die Medien stellen sich in den Dienst systematischer Desinformation und Ignoranz."

... es mag allerdings sein, dass ich diesen Satz falsch verstehe

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 12:03
#9 RE: Armer Obama Antworten

Zitat von Meister Petz

Zitat von taz
Die Legislative kann sich vor wirtschaftlichen, ethnischen, ideologischen und religiösen Lobbys nicht retten. Die Medien stellen sich in den Dienst systematischer Desinformation und Ignoranz. Außenpolitik und militärischer Apparat sind versiert darin, dem Präsidenten jede Freiheit abzusprechen, das träge amerikanische Imperium zu verändern, und sie gleichzeitig für die anhaltende Katastrophe, die unsere globale Präsenz darstellt, verantwortlich zu machen. Die Mehrheit der Amerikaner hält verbissen an zwei zentralen Glaubenssätzen fest: dass sie von allen Seiten betrogen und ausgenutzt werden, vor allem vom privaten Sektor und von den korrupten und verlogenen Politikern, und dass sie in dem "großartigsten Land der Welt" leben. Unter diesen Umständen fällt es einem Präsidenten äußerst schwer zu führen, vor allem, wenn seine Vorstellungen etwas komplexer sind und er für Veränderungen eintritt, die vorhandene Interessen bedrohen. Angesichts dieser Schwierigkeiten für vernünftiges politisches Handeln schneidet Obama gar nicht so schlecht ab.



Ach ja, Norman Birnbaum. Ich wußte gar nicht, daß der noch lebt. Er war schon zur Apo-Zeit einer der Lieblingsamis der Linken.

Der Text ist ziemlich holprig aus dem Englischen übersetzt ("Und nicht zuletzt wirkt Obama oft unnahbar, ein sagenumwobenes Land bewohnend, in dem Konsens herrscht und kein erbitterter Kampf"; da hat jemand offenbar zu "living in a legendary country" nachgesehen, was hier aber ungefähr "er lebt in einer Märchenwelt" bedeutet). Ich konnte andererseits kein englisches Original ergoogeln. Es scheint also so zu sein wie seit Jahrzehnten bei Birnbaum: In den USA ist er fast unbeachtet; in Deutschland kommt er auf der Linken groß raus.

Herzlich, Zettel

Marriex Offline



Beiträge: 185

20.01.2010 12:36
#10 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat
sozialdemokratische Gesellschaft



Ist ein Euphemismus, wenn man sich manche seiner Zaren genauer ansieht.

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/con...9091003408.html
http://www.newsrealblog.com/2009/10/19/w...-innocent-joke/

Marriex Offline



Beiträge: 185

20.01.2010 12:39
#11 RE: Bush, Obama, die Deutschen Antworten

Vor dem Hintergrund dieser These wäre es zumindest um des soziologischen Erkenntniswertes willen wünschenswert, dass Sarah Palin Präsidentin wird ;-)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 13:00
#12 Sarah Palin Antworten

Zitat von Marriex
Vor dem Hintergrund dieser These wäre es zumindest um des soziologischen Erkenntniswertes willen wünschenswert, dass Sarah Palin Präsidentin wird ;-)


Oh, das ist ein schwieriger Fall, lieber Marriex.

Sie ist ja eine seltsame Mischung aus - sagen wir es in Archetypen - Heimchen am Herd und Flintenweib. Halb Ruth Leuwerik in "Die Trapp-Familie", halb Joan Crawford in "Johnny Guitar".

Treusorgende Mutter und begeisterte Jägerin. Da dürfte psychologisch mancherlei zum Klingen gebracht werden.

Sie hat, wie Obama, Präsenz. Sie fasziniert durch eine unerschütterliche Selbstsicherheit. Ob sie intellektuell dem Amt des Präsidenten gewachsen wäre, erscheint mir zweifelhaft. Aber da gibt es ja andere Beispiele, aktuelle wie historische ...

Herzlich, Zettel

Marriex Offline



Beiträge: 185

20.01.2010 13:05
#13 RE: Sarah Palin Antworten

Eben darum hab ich diese bemerkung entsprechend qualifiziert.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.083

20.01.2010 13:34
#14 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat von Zettel
Er ändert auch die Ausgangssituation für die "mid term elections" im November dieses Jahres, in denen alle Abgeordnete des Repräsentantenhauses und ungefähr zwei Drittel der Senatoren neu gewählt werden.


Zwei Drittel der Senatoren? Habe ich etwas nicht mitbekommen? Normalerweise wird doch nur ein Drittel alle zwei Jahre neu gewählt und bleibt dann sechs Jahre im Amt.

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.01.2010 13:37
#15 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Unser lokales Käseblatt schiebt die Schuld vor allem den Republikanern zu, die nicht wie von Obama erwartet konsensbereit wären sondern ihm im Parlament Widerstand entgegen bringen.

Nun ja.

Während rot/rot/grün im Bundestag ja immer rührend bemüht ist, der schwarz-gelben Mehrheit bei der Erreichung ihrer politischen Ziele zu helfen ...

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

20.01.2010 14:35
#16 RE: Armer Obama Antworten

Zitat von Zettel
Ach ja, Norman Birnbaum. Ich wußte gar nicht, daß der noch lebt.


长寿, Ihnen und Birnbaum

Uwe Richard

--

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 14:39
#17 RE: Armer Obama Antworten

Zitat von Uwe Richard

Zitat von Zettel
Ach ja, Norman Birnbaum. Ich wußte gar nicht, daß der noch lebt.


长寿, Ihnen und Birnbaum
Uwe Richard



Sie sprechen in Bilderrätseln, lieber Uwe Richard

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 14:41
#18 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat von Gorgasal
Normalerweise wird doch nur ein Drittel alle zwei Jahre neu gewählt und bleibt dann sechs Jahre im Amt.


So wird es auch in diesem Jahr sein.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

20.01.2010 14:49
#19 RE: Armer Obama Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Uwe Richard

Zitat von Zettel
Ach ja, Norman Birnbaum. Ich wußte gar nicht, daß der noch lebt.


长寿, Ihnen und Birnbaum
Uwe Richard



Sie sprechen in Bilderrätseln, lieber Uwe Richard



Die beiden Zeichen bedeuten „Langes Leben“ – Das wünscht man in China traditionell älteren Herrschaften (unter anderm) zum Geburtstag.

P.S. Geht aber auch als Trinkspruch durch

--

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 14:59
#20 RE: Marginalie: Brown siegt in Massachusetts Antworten

Zitat von R.A.
Unser lokales Käseblatt schiebt die Schuld vor allem den Republikanern zu, die nicht wie von Obama erwartet konsensbereit wären sondern ihm im Parlament Widerstand entgegen bringen.


Es ist schon fast rührend, lieber R.A., wie deutsche Kommentatoren den Fehler überall suchen, nur nicht bei Obama selbst.

Kostprobe aus einem heutigen Artikel von Jan Ross und Martin Klingst in "Zeit-Online" (offenbar die bearbeitete Version eines Artikels in der aktuellen gedruckten "Zeit"):

Zitat von Zeit-Online
Ein gerechteres, grüneres und der Welt zugewandtes Amerika ist für den Präsidenten nicht nur ein moralischer, sondern ebenso ein ökonomischer und – entgegen den Vorwürfen von rechts – auch ein patriotischer Imperativ: kein linksliberales Gutmenschentum, sondern der bitter nötige Versuch zum Wiedererstarken Amerikas. Die Suche nach einer post-imperialen Antwort auf die imperiale Krise, der Realismus von Erneuerung, Selbstbeschränkung und Einordnung in die Staatengemeinschaft, der ganze Gegenkurs zu den Bush-Jahren: Für Obama ist das ein nationales Rettungsprogramm.

Aber will Amerika eigentlich diesen Wandel? Wie lern- und korrekturfähig ist das Land? Das ist, neben der angefressenen Weltmachtstärke, das zweite Problem der Vereinigten Staaten heute: ihr innerer Zustand, von der Qualität der politischen Kultur und Debatte bis zur Gegenwartstauglichkeit der Verfassung.

Laut jüngsten demoskopischen Zahlen sind die innenpolitischen Perspektiven für Obama düster. Nie zuvor ist das Ansehen eines Präsidenten bereits im ersten Amtsjahr so schnell so tief gesunken.


Ein Präsident, der das Richtige will. Nur leider, leider - die Amerikaner erkennen die Größe Obamas nicht an. Es mangelt ihnen - so darf man die beiden Autoren wohl verstehen -, an der politischen Kultur, um dem Präsidenten auf seinen Höhenflügen folgen zu können; und dann auch noch das Problem der "Gegenwartstauglichkeit der Verfassung"!

Der Kult um Obama treibt schon seltsame Blüten. Er nimmt, wie hier in der einst liberalen "Zeit", nachgerade die Züge eines Geniekults an. Wenn die Amerikaner Obama nicht folgen mögen, wenn die Verfassung ihm Hindernisse in den Weg legt - umso schlimmer für das amerikanische Volk, umso schlimmer für seine Verfassung.

Wäre es da nicht doch einfacher, Obama löste das Volk auf und wählte ein anderes?; um Brecht zu paraphrasieren.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 15:01
#21 RE: Armer Obama Antworten

Zitat von Uwe Richard
Die beiden Zeichen bedeuten „Langes Leben“ – Das wünscht man in China traditionell älteren Herrschaften (unter anderm) zum Geburtstag.


Naja, Birnbaum könnte locker mein Vater sein.

Diskus Offline



Beiträge: 206

20.01.2010 15:08
#22 Langes Leben Antworten

Sieht aber in Kurzzeichen irgendwie doof aus. 長壽 ist doch viel eleganter.

Marriex Offline



Beiträge: 185

20.01.2010 15:13
#23 RE: Langes Leben/ Langzeichen Antworten

Ja, Taiwan, da herrscht noch Kultur.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

20.01.2010 15:48
#24 RE: Langes Leben Antworten

Zitat von Diskus
Sieht aber in Kurzzeichen irgendwie doof aus. 長壽 ist doch viel eleganter.


Um mich zu entlasten, möchte ich anführen, dass selbst große Schriftsteller (seit der Tang-Dynastie!) sich erdreistet haben, Schriftzeichen zu verkürzen. Ich bitte also um Nachsicht.

Gerade wird in China wieder einiger Wirbel um kleine Striche gemacht.

Uwe Richard

--

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2010 15:57
#25 RE: Langes Leben Antworten

Zitat von Uwe Richard
Gerade wird in China wieder einiger Wirbel um kleine Striche gemacht.


Ich sehe schon, ich muß den chinesischen Zeichensatz herunterladen. Ich sehe nur Platzhalter.

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