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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 34 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
lois jane Offline



Beiträge: 662

04.06.2010 17:29
#26 RE: Wulff vs Gauck Antworten

Zitat von Herr

Zitat
Gegen Gauck spricht das, was schon gegen Koehler sprach: Er ist politischer Aussenseiter. Er kennt die politischen Prozesse nicht, auch wenn er ein respektabler Kandidat ist.


Ich glaube, da befinden Sie sich im Irrtum, liebe Dagny. Gauck hat als politisch Aktiver an der Gestaltung der Wiedervereinigung mitgewirkt, und er hat wohl auch in 10 Jahren der Leitung einer immens politischen Behörde gelernt, sich sicher im politischen Raum zu bewegen. Dazu kommt, dass er ein Meister der Sprache ist, der zudem unter DDR-Bedingungen gelernt hat, wie man Dinge aussprechen kann, ohne sie direkt zu benennen. Ich glaube, er hat einen weiteren politischen Horizont und eine klarere Wertorientierung als Christian Wulff.




Ich glaube auch, daß politisches Insidertum hier überschätzt wird.

Ein Bundespräsident muß nicht seine Nase in allen politischen Verästelungen haben und jede Intrige durchschauen.

1. Er muß in seinen Prinzipien fest ein (und diese müsse jene des GG sein, was schon mal so einige Genannte ausschließt).

2. Er muß einigermaßen Reden halten können (Bandbreite reicht dann von Weizsäcker bis runter zu Herzog).

3. Er muß, wenn es darauf ankommt, den Mut zu Entscheidungen haben, bei Regierungsbildungen, bei Neuwahlen und beim Unterschreiben von Gesetzen.

Ich hätte das Gauck schon zugetraut.

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.06.2010 18:46
#27 Machiavelli Antworten

Zitat von lois jane
Ja, inzwischen hat der Machiavellismus sich seine Welt geschaffen.

Doch auch heute gibt es noch Menschen, sogar Politiker, denen es nicht nur um die Macht geht. Frau Merkel leider kennt nur dieses eine Ziel.


Der Begriff des Machiavellismus, liebe Lois Jane, wird in der Tat meist pejorativ verwendet. Aber damit tut man Machiavelli Unrecht. Haben Sie Il Principe gelesen? Machiavelli analysiert einfach, welches Handeln erfolgreich ist und welches nicht.

Das ist nichts als das Handwerk der Politik. Jeder Politiker, der erfolgreich sein will, muß es beherrschen.

Der Machtgewinn und Machterhalt muß für jeden Politiker das primäre Ziel sein, denn ohne Macht kann er kein anderes Ziel verwirklichen. Daß die Kanzlerin keine anderen Ziele hat, kann ich nicht sehen; aber da werden wir uns vermutlich nicht einig werden.

Sie ist eine Pragmatikerin, wie Helmut Schmidt es war. Er hatte keine Visionen, aber er hat Deutschland durch ein sehr schwieriges Jahrzehnt gesteuert.

Heute ist auch kein Platz für Visionen. Wir sind dank Merkels Politik bisher halbwegs heil aus der Krise gekommen, was sich freilich noch ändern kann.

Herzlich, Zettel

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

04.06.2010 20:42
#28 RE: Machiavelli Antworten

Gauck wäre in meinen Augen ein würdiger Präsident der Republik. Hätte nicht geglaubt, mal einen Kandidaten der SPD/Grünen bejahen zu können. Wulff ist politische Nomenklatura, und schon aus diesem Grunde nicht akzeptabel.

Irgendwer hat diese Tage geschrieben, Claudia Roth wäre die perfekte Präsidentin dieser Republik iL. Wie wahr!

Der Aufgeklärte stirbt verzweifelter. (Klonovsky)

lois jane Offline



Beiträge: 662

05.06.2010 11:17
#29 RE: Machiavelli Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von lois jane
Ja, inzwischen hat der Machiavellismus sich seine Welt geschaffen.
Doch auch heute gibt es noch Menschen, sogar Politiker, denen es nicht nur um die Macht geht. Frau Merkel leider kennt nur dieses eine Ziel.


Der Begriff des Machiavellismus, liebe Lois Jane, wird in der Tat meist pejorativ verwendet. Aber damit tut man Machiavelli Unrecht.




Ja, ich habe Il Principe gelesen.

Und nein, man kann Machiavelli damit kein Unrecht tun, denn wie jemand die Gedanken des Florentiners bewertet, ist ja wohl ihm selbst überlassen. Man könnte sie natürlich falsch wahrnehmen (also ihm Sachen unterschieben) aber wenn die Wahrnehmung stimmt, dann kann man seine Lehren gut oder schlecht finden. Das mal als theoretische Vorbemerkung.

Es gehört zum Gestus Machiavellis, daß er nur analysieren würde. Aber es zählt nicht das, was er explizit schreibt, sondern auch was er ungesagt läßt bzw. voraussetzt. Im "Fürsten" ist Machiavelli ein Vertreter skrupelloser Machtpolitik - dadurch daß er diese nicht verurteilt und noch mehr dadurch, daß er dergleichen einfach allen auf der Welt unterstellt, wird er nicht zum neutral Analytiker des ganzen sondern zu dessen Apologeten. Er ist der Vertreter des "der Zweck heiligt die Mittel" und damit letztlichen des Kernelements aller Bosheit.

Der Politiker, für den Machtgewinn und Machterhalt "das primäre Ziel" ist, ist völlig überflüssig. Daß man, um etwas Inhaltliches zu erreichen auch Macht braucht ist doch trivial - aber wenn dieses vom einer nötigen Bedingung zum Primärzweck und - wie bei Merkel - zum einzigen Zweck wird, dann mag ein solcher Politiker zwar selbst Interesse daran haben, seine Macht zu mehren und zu wahren, aber warum sollte es ein anderer tun (es sei denn, man bildet mit diesem eine egoistische Seilschaft). Ich würde sogar sagen, alle andere haben ein Interesse daran, daß solche Politiker fortgejagt werden, denn sie behindern den eigentlichen politischen Willensbildungsprozess.

Übrigens hatte selbst Machiavelli höhere Ziele, wenn es bei ihm auch nur bornierter Nationalismus ("keine Barbarenherrschaft in Italien") war. Er war der Meinung, ein tyrannischer, meuchelmordender Italiener sei besser als ein gerechter Ausländer.

Daß Helmut Schmidt keine Visionen hätte geht auf eines seiner Bonmots zurück, trifft aber nicht unsere Frage hier. Seine politischen Ideale sind sehr zurückhaltend und er hat sie selten vor sich hergetragen. Aber ich sehe nicht, wo Schmidt jemals seine Fahnen so sehr nach dem Wind gedreht hätte wie die derzeitige Amtsinhaberin. Mir sind auch keine - und da sind wir wieder bei der Fragen nach den Mitteln - innerparteilichen Intrigen seitens Schmidt bekannt, mit denen er alle möglichen Konkurrenten ausgeschaltet hätte.

Daß heute kein Platz für "Visionen" wäre ist - ob nun bei Schmidt, Merkel oder Ihnen, werter Zettel - eine pure ideologische Setzung, der man nicht folgen muß.

Ob uns Merkels Politik aus der Krise führt - und ich wage zu bezweifeln, daß es einfach so ihre Politik ist - werden wir ja noch sehen.

Und man kann sie auch nicht allein an der Krise messen - wie hat sie sich denn in den paar Jahren davor verhalten? Hat sie denn konsequent an einer Konsolidierung gearbeitet? Nein, die jetzige Misere liegt dauch darin beschlossen, daß dies bestensfalls halbherzig geschah. Die MWSt wurde auf das maximal erträgliche erhöht, das eingenommene Geld aber verjubelt. Und bitte schieben Sie es nicht auf die SPD, denn es ist Aufgabe eines Bundeskanzlers hier zu steuern - aber das hätte natürlich Merkels Primärzweck - Machterhalt - gefährdet.

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Inger Offline



Beiträge: 296

05.06.2010 18:12
#30 RE: Wulff vs Gauck Antworten

Hi Zettel,
Deine Hoffnung erfüllt sich schon teilweise: Welt Online meldet, daß Gauck bei der FDP gut ankommt.
Grüßchen,
Inger

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.06.2010 18:58
#31 RE: Machiavelli Antworten

Zitat von lois jane
Der Politiker, für den Machtgewinn und Machterhalt "das primäre Ziel" ist, ist völlig überflüssig.

Es geht, liebe Lois Jane, in der Politik nun einmal um Macht; so, wie es im Fußball ums Toreschießen geht.

Ein Politiker, der es nicht schafft, Macht zu gewinnen und zu erhalten, kann auch keine anderen Ziele verwirklichen.

Andererseits wendet man Macht ja an; indem man das tut, geht man über das Ziel des Machterhalts hinaus.

Ich weiß nicht, ob das die Politologie einmal untersucht hat, aber es wäre ein spannendes Thema: Wie beim politischen Handeln die einzelnen Motivationsebenen ineinandergreifen und sich gegenseitig bedingen oder auch behindern. Ich habe einmal von "Verantwortungshorizonten" gesprochen.

Manche wollen vielleicht wirklich nur herrschen und gutes Geld verdienen. Manche wollen gleich die ganze Welt verbessern. Die meisten haben vernünftige Ziele.

Herzlich, Zettel

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

05.06.2010 19:41
#32 RE: Machiavelli Antworten

http://www.faz.net/s/Rub9F8AFB0E023642BA...n~Scontent.html

Interessanter Artikel. Die Intriganz ist auch eine Konstante in der Union. Schön aber, dass Bahr auf seine alten Tage noch mal was Vernünftiges von sich gibt.

Zum letzten Teil kann man nur sagen: Liebe liberalen Kollegen, wählt Gauck!

Herr Offline




Beiträge: 406

05.06.2010 20:46
#33 RE: Wulff vs Gauck Antworten

Zitat von Zettel
Gauck ist ein beeindruckender Mann. Er paßt zu dem Amt, so wie einst Theodor Heuß, wie Roman Herzog und Horst Köhler.


Schauen und vor allem hören Sie sich mal diese Rede an. Wie kann ein Liberaler diesen Mann nicht wählen?

Ich glaube inzwischen sogar, mittel- und langfristig würde die Wahl Gaucks weniger die Koalition schwächen als Rot-Grün, die sich dann nämlich ein gewaltiges Eigentor geschossen hätten.

Herzliche Grüße!
Herr

lois jane Offline



Beiträge: 662

07.06.2010 09:32
#34 RE: Machiavelli Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von lois jane
Der Politiker, für den Machtgewinn und Machterhalt "das primäre Ziel" ist, ist völlig überflüssig.

Es geht, liebe Lois Jane, in der Politik nun einmal um Macht; so, wie es im Fußball ums Toreschießen geht.
Ein Politiker, der es nicht schafft, Macht zu gewinnen und zu erhalten, kann auch keine anderen Ziele verwirklichen.




Ich beende diese Diskussion meinerseits nun, denn es hat keinen Sinn wenn, wir aneinander vorbeireden.

Sie, werter Zettel, heben wiederholt darauf ab, ohne Macht ginge es nicht - als ob das umstritten wäre!!!

Ich sage, Macht ist notwendig, sollte aber ist weder alles noch das primäre sein.

Macht um ihrer selbstwillen ist von Übel. Siehe 1984!

Kein Kommentar!

dirk Offline



Beiträge: 1.538

07.06.2010 14:43
#35 RE: Wulff vs Gauck Antworten

Zitat von Herr
Schauen und vor allem hören Sie sich mal diese Rede an. Wie kann ein Liberaler diesen Mann nicht wählen?



Man sollte auch ein wenig vorbauen, damit nicht ein Sieg Gaucks als ende von Schwarz-Gelb gedeutet wird. Wenn Gauck gewinnt, ist es ein Sieg der demokratischen Institutionen und damit auch ein Sieg der Werte für die die bürgerlichen stehen - hoffentlich.

Es ist ja in der Tat ein Unding, wie Parlamente (und die Bundesversammlung) ausgehelbt werden, in dem sich 51% verabreden immer zusammen zustimmen. Und die Meinung dieser 51% ist von 26% Vorderbänklern festgelegt, die wiederum vom 14% Führungspersonal bestimmt wurde,.... so dass lezttlich die Macht in den Händen von zwei oder drei Leuten liegt.

Sicher, Vorwürfe machen hilft nicht, denn das ist das rationale Verhalten von Machtpolitikern. ABER wir als Bürger schaffen das Umfeld, aus dem hervorgeht wie die rationale Politik auszusehen hat. Nur leider leider dulden wir keine Abweichler und wollen Einigkeit......

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