Er hat jetzt die Chance, via Rückkopplung immer mehr konservative Wähler der GOP auf seine Seite zu ziehen, die bisher für Gingrich waren.
Sieht Santorum erst einmal wie ein Kandidat mit einer ernsthaften Siegeschance aus, dann könnte der Zulauf zu ihm schnell anwachsen. Denn viele, die bisher für Gingrich waren, dürften sich über seinen Charakter keine Illusionen gemacht haben. Sie stellten das aber gegenüber dem Faktor der eligibility zurück.
Soeben spricht ein strahlender Rick Santorum. Er wirkt weit gelöster als üblich, spricht frei. Wie schon Romney nach seinen letzten Siegen nimmt er sich nicht seine republikanischen Konkurrenten vor, sondern Obama.
Seine Botschaft: Obama hört nicht auf das Volk, sondern versucht dem Volk seine Entscheidungen aufzuzwingen. Die USA brauchen einen Präsidenten, der auf das Volk hört.
Zitat von SPONIn seiner Siegesrede unterstrich der strenggläubige Evangelikale euphorisch, ein besserer Herausforderer von Amtsinhaber Barack Obama bei der Wahl im November zu sein als Romney.
Wie kommt der Kandidat in den Medien für die breite Masse an? Ich gebe zu: Ich habe heute den MDR-Dudelkanal eingeschaltet, um die Wettervorhersage zu hören. Eine einzige Position Santorums wurde in den Nachrichten wiedergegeben: Er sei selbst dann gegen Schwangerschaftsabbruch, wenn die Frau durch Vergewaltigung schwanger geworden ist. Genau das hören die Leute beim Frühstück, beim Friseur oder im morgendlichen Stau.
Aber vielleicht kommt auf anderen Kanälen mehr? MDR-Info-Kanal: Die Vorwahl wird in den 08.30-Uhr-Nachrichten gar nicht erwähnt. Im DRadio wird nur gemeldet, dass Santorum gewonnen hat.
Die Reaktion der meisten Menschen: Selbst wenn ich persönlich — unter normalen Lebensverhältnissen — gegen den Schwangerschaftsabbruch bin, kann ich eine vergewaltigte Frau nicht dazu zwingen, das Kind des Verbrechers zur Welt zu bringen, der sie brutal gequält hat.
Ich denke, dass ein so stark polarisierender Kandidat der falsche Mann an diesem Platz ist. Es ist doch klar, dass sich Obama und seine Leute genau daran abarbeiten werden, wenn Santorum der offizielle Kandidat der Republikaner wird. Somit wird wieder einmal eine Politik-Kampagne mit Angst und Leid gemacht werden, anstatt innen- und außenpolitische Konzepte im Wettbewerb gegenüberzustellen.
Dann doch lieber Romney als Herausforderer Obamas. Oder R.Money ;-) http://28.media.tumblr.com/tumblr_lyzfat...bdwe9o1_500.jpg Oder die Republikaner regenerieren sich noch vier Jahre in der Opposition. Es ist ja sowieso sehr schwierig, einen Präsidenten nach vier Jahren abzuwählen.
Zitat von stefanolixDie Reaktion der meisten Menschen: Selbst wenn ich persönlich — unter normalen Lebensverhältnissen — gegen den Schwangerschaftsabbruch bin, kann ich eine vergewaltigte Frau nicht dazu zwingen, das Kind des Verbrechers zur Welt zu bringen, der sie brutal gequält hat.
So gut ich das verstehen kann: entweder ist das da im Bauch der Frau ein Mensch - dann erscheint es mir verwerflich, einen Menschen dafür umzubringen, was ein anderer Mensch getan hat. Oder es ist kein Mensch - warum sollte es dann einen Unterschied machen, wo es herkommt?
Aber natürlich haben Sie recht, dass das die Reaktion der meisten Menschen ist. Leider.
Zitat von stefanolixIch denke, dass ein so stark polarisierender Kandidat der falsche Mann an diesem Platz ist.
Recht haben Sie, so gerne ich einen Präsidenten Santorum sehen würde. Bei Obama haben nach den Vorwahlen wohl die Sektkorken geknallt. Selbst als running mate von Romney wäre Santorum wohl schwieriger zu verkaufen als Gingrich.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalSo gut ich das verstehen kann: entweder ist das da im Bauch der Frau ein Mensch - dann erscheint es mir verwerflich, einen Menschen dafür umzubringen, was ein anderer Mensch getan hat. Oder es ist kein Mensch - warum sollte es dann einen Unterschied machen, wo es herkommt?
So gut ich die Sorge um ungeborenes Leben verstehen kann und teile: es geht in diesem speziellen Fall nicht um den »Bauch der Frau«. Es geht um die ganze Frau und ihre Entscheidung in einer extremen Situation. Wenn diese Frau nach einer Vergewaltigung mit der »Pille danach« oder mit einer anderen Methode verhindert, dass sich aus einer befruchteten Eizelle ein Embryo entwickelt, dann darf es kein Gesetz und keinen anderen Zwang geben, der ihr das verbietet. Da steht für mich das Menschenrecht der Frau an erster Stelle.
Ein hoher Politiker mag für das ungeborene Leben mit vielen anderen Aussagen und Maßnahmen Sorge tragen. Aber mit dieser speziellen Aussage: »Ich will Frauen nach einer Vergewaltigung zwingen, das Kind des Verbrechers auf die Welt zu bringen« — nur um sich in einer extrem konservativen Ecke zu platzieren — darf einfach kein Wahlkampf betrieben werden. Das ist ein Wahlkampf zu Lasten der Opfer eines der schlimmsten Gewaltverbrechen.
Übrigens ist es schon oft genug vorgekommen, dass gerade solche hochmoralisch tönenden Konservativen später mit Prostituierten oder Strichern erwischt wurden oder dass sie sogar selbst Frauen zur Abtreibung gebracht haben. Nicht nur in Amerika.
Zitat von stefanolixSo gut ich die Sorge um ungeborenes Leben verstehen kann und teile: es geht in diesem speziellen Fall nicht um den »Bauch der Frau«. Es geht um die ganze Frau und ihre Entscheidung in einer extremen Situation.
Und nebenbei geht es noch um den Bauchinhalt. Wenn das tatsächlich ein Mensch ist, dann ist die Abtreibung auch für ihn eine "extreme Situation".
Zitat von stefanolixWenn diese Frau nach einer Vergewaltigung mit der »Pille danach« oder mit einer anderen Methode verhindert, dass sich aus einer befruchteten Eizelle ein Embryo entwickelt, dann darf es kein Gesetz und keinen anderen Zwang geben, der ihr das verbietet. Da steht für mich das Menschenrecht der Frau an erster Stelle.
Dem würde ich unter der Prämisse zustimmen, dass der Bauchinhalt kein Mensch wäre.
Zitat von stefanolixEin hoher Politiker mag für das ungeborene Leben mit vielen anderen Aussagen und Maßnahmen Sorge tragen. Aber mit dieser speziellen Aussage: »Ich will Frauen nach einer Vergewaltigung zwingen, das Kind des Verbrechers auf die Welt zu bringen« — nur um sich in einer extrem konservativen Ecke zu platzieren — darf einfach kein Wahlkampf betrieben werden.
Aber vielleicht stellt ein Politiker wie Santorum diese Aussage nicht nur auf, um sich in einer extrem konservativen Ecke zu platzieren. Sondern weil er tatsächlich der Meinung ist, dass der besagte Bauchinhalt tatsächlich ein Mensch ist. Und dass es hier folglich um eine Abwägung zwischen den Rechten der Mutter und des Kindes geht. Und dass selbst in dieser extremen Situation die legitimen Rechte der Frau die Tötung eines Menschen nicht rechtfertigen.
Sie müssen dem ja nicht zustimmen. Aber bitte unterstellen Sie Santorum oder anderen Abtreibungsgegnern nicht, dass sie sich mit diesen Aussagen nur "in einer Ecke platzieren wollen".
Zitat von stefanolixÜbrigens ist es schon oft genug vorgekommen, dass gerade solche hochmoralisch tönenden Konservativen später mit Prostituierten oder Strichern erwischt wurden oder dass sie sogar selbst Frauen zur Abtreibung gebracht haben. Nicht nur in Amerika.
Damit haben Sie recht. Und was tut das jetzt zur Sache?
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Zitat von GorgasalAber vielleicht stellt ein Politiker wie Santorum diese Aussage nicht nur auf, um sich in einer extrem konservativen Ecke zu platzieren. Sondern weil er tatsächlich der Meinung ist, dass der besagte Bauchinhalt tatsächlich ein Mensch ist. Und dass es hier folglich um eine Abwägung zwischen den Rechten der Mutter und des Kindes geht. Und dass selbst in dieser extremen Situation die legitimen Rechte der Frau die Tötung eines Menschen nicht rechtfertigen.
Sie müssen dem ja nicht zustimmen. Aber bitte unterstellen Sie Santorum oder anderen Abtreibungsgegnern nicht, dass sie sich mit diesen Aussagen nur "in einer Ecke platzieren wollen".
Doch, das tue ich: Die Grundüberzeugungen der Kandidaten gehören selbstverständlich in den Wahlkampf. Dieses spezielle Thema gehört nicht in den Wahlkampf, da ist für mich eine Grenze überschritten.
Es gibt in einem Rechtsstaat Grundsatzentscheidungen, die zu Lasten unschuldiger Menschen gehen. Sicherheitsbeamte dürfen einen Kindesentführer nicht foltern, damit er den Aufenthaltsort des Kindes preisgibt. Wir wissen, dass deshalb ein Kind sterben kann. Wir foltern ihn trotzdem nicht. Selbst der zweifellos schuldige(!) Kindesentführer hat Menschenrechte. Dann sage ich: Die vergewaltigte Frau hat Menschenrechte. In meinen Augen wäre es eine neun Monate lange Folter, wenn der Staat mit all seiner Macht einer vergewaltigten Frau die »Pille danach« verweigern würde und sie zum Austragen des Kindes zwänge.
Wie hält es Herr Santorum eigentlich mit der Todesstrafe und mit der Folter?
Edit: Rechtschreibfehler (Name des Kandidaten) im letzten Satz korrigiert.
Zitat von stefanolixWie kommt der Kandidat in den Medien für die breite Masse an? Ich gebe zu: Ich habe heute den MDR-Dudelkanal eingeschaltet, um die Wettervorhersage zu hören. Eine einzige Position Santorums wurde in den Nachrichten wiedergegeben: Er sei selbst dann gegen Schwangerschaftsabbruch, wenn die Frau durch Vergewaltigung schwanger geworden ist. Genau das hören die Leute beim Frühstück, beim Friseur oder im morgendlichen Stau.
Santorum gibt nichts anders wieder als die Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche, die für alle Katholiken verbindlich ist. Sie findet sich im Katechismus de Katholischen Kirche (2270 ff.) und die "Instruktion über die Achtung vor dem beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung (Donum vitae)". Wenn diese Position als "offen frömmelnd" oder "religiös rechts" (Pitzke bei SpOn) wahrgenommen wird, ist das nicht ein Urteil über den Kandidaten, sondern über die katholische Kirche. Die katholische Kirche erwartet von ihren Mitgliedern, dass sie sich der Lehrmeinung anschließen und sich gegen Relativismus und Beliebigkeit (Ratzinger) wehren. (Damit keine Missverständnisse entstehen, ich bin unter anderem wegen donum vitae aus der katholischen Kirche ausgetreten)
Zitat von stefanolixIch denke, dass ein so stark polarisierender Kandidat der falsche Mann an diesem Platz ist.
Santorum steht als folgsamen Mitglied der katholischen Kirche gegen den Zeitgeist, da ist Polarisierung zwangsläufig. Aber warum sollte Polarisierung seine Chancen mindern? Der Gegenwind, vermutlich wird es sogar ein Orkan, kann auch mobilisieren.
Zitat von SPONIn seiner Siegesrede unterstrich der strenggläubige Evangelikale euphorisch, ein besserer Herausforderer von Amtsinhaber Barack Obama bei der Wahl im November zu sein als Romney.
SPON schafft's wie ueblich wieder mal nicht, sogar die einfachsten Dinge etwas besser als oberflaechlich zu recherchieren...
Inzwischen wurde "der strenggläubige Evangelikale" durch "er" ersetzt.
Es gibt Flüchtigkeitsfehler und es gibt Fehler, die sozusagen diagnostischen Wert haben. Einen Katholiken verwechselt man nicht versehentlich mit einem Evangelikalen. Sondern wer so etwas schreibt, der zeigt, daß er von dem, worüber er schreibt, keine Ahnung hat.
Zitat von C.Santorum gibt nichts anders wieder als die Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche, die für alle Katholiken verbindlich ist. Sie findet sich im Katechismus de Katholischen Kirche (2270 ff.) und die "Instruktion über die Achtung vor dem beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung (Donum vitae)". Wenn diese Position als "offen frömmelnd" oder "religiös rechts" (Pitzke bei SpOn) wahrgenommen wird, ist das nicht ein Urteil über den Kandidaten, sondern über die katholische Kirche. Die katholische Kirche erwartet von ihren Mitgliedern, dass sie sich der Lehrmeinung anschließen und sich gegen Relativismus und Beliebigkeit (Ratzinger) wehren. (Damit keine Missverständnisse entstehen, ich bin unter anderem wegen donum vitae aus der katholischen Kirche ausgetreten)
Die Lehrmeinung der Katholischen Kirche kann doch aber nicht maßgebend für die Politik im Staat USA sein. Im Wahlkampf geht es um die Politik, die die Kandidaten jeweils vertreten würden, falls sie erfolgreich gegen Obama antreten würden. Es gibt eine ganz klare Trennung zwischen Staat und Kirche. Deshalb sollen Politiker (meiner Meinung nach) ihre Grundüberzeugungen klar artikulieren, aber die Diskussion solcher Extremfälle muss Privatsache bleiben.
Zitat von C.Santorum gibt nichts anders wieder als die Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche, die für alle Katholiken verbindlich ist. Sie findet sich im Katechismus de Katholischen Kirche (2270 ff.) und die "Instruktion über die Achtung vor dem beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung (Donum vitae)". Wenn diese Position als "offen frömmelnd" oder "religiös rechts" (Pitzke bei SpOn) wahrgenommen wird, ist das nicht ein Urteil über den Kandidaten, sondern über die katholische Kirche. Die katholische Kirche erwartet von ihren Mitgliedern, dass sie sich der Lehrmeinung anschließen und sich gegen Relativismus und Beliebigkeit (Ratzinger) wehren. (Damit keine Missverständnisse entstehen, ich bin unter anderem wegen donum vitae aus der katholischen Kirche ausgetreten)
Santorum steht als folgsamen Mitglied der katholischen Kirche gegen den Zeitgeist, da ist Polarisierung zwangsläufig. Aber warum sollte Polarisierung seine Chancen mindern? Der Gegenwind, vermutlich wird es sogar ein Orkan, kann auch mobilisieren.
Habe gerade selbst nachgesehen: Santorum ist ein glühender Verfechter der Todesstrafe.
Wenn das kein Widerspruch ist: Die Katholische Kirche sagt, dass Gott über das Leben entscheidet. Der Mensch soll keine künstliche Befruchtung und keine Schwangerschaftsverhütung vornehmen; Gott allein entscheidet, ob ein Kind entsteht und ob es gesund auf die Welt kommt.
Aber bei der Todesstrafe entscheidet dann plötzlich doch wieder der Mensch? Da darf der Henker auf dem Elektrischen Stuhl oder in der Gaskammer einen anderen Menschen zu Tode foltern?
An diesem Vormittag habe ich etwas gelernt: Das ist doch wirklich mal ein Kandidat mit einem widerspruchsfreien Weltbild …
Zitat von stefanolix Habe gerade selbst nachgesehen: Santorum ist ein glühender Verfechter der Todesstrafe.
Ich habe leider nur einen schon recht alten Artikel über Santorum gefunden, der eine Abkehr von dieser Position beschreibt:
Zitat von Ann RodgersHe has not become an abolitionist, and he believes church teaching against the death penalty carries less weight than its longer-standing opposition to abortion. But he questions what he once unquestioningly supported.
"I felt very troubled about cases where someone may have been convicted wrongly. DNA evidence definitely should be used when possible," he said.
"I agree with the pope that in the civilized world ... the application of the death penalty should be limited. I would definitely agree with that. I would certainly suggest there probably should be some further limits on what we use it for."
He spoke in a brief phone interview after the U.S. Catholic bishops launched a renewed push against the death penalty. Their poll showed that Catholics who attend Mass daily -- among the Americans most likely to have voted for President Bush -- also are among the most likely to oppose capital punishment
Der Katechismus stellt sich nicht entschieden (2266) gegen die Todesstrafe, empfiehlt aber darauf zu verzichten:
Zitat 2267 Soweit unblutige Mittel hinreichen, um das Leben der Menschen gegen Angreifer zu verteidigen und die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Menschen zu schützen, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls und sind der Menschenwürde angemessener.
Papst Benedikt ist deutlicher:
Zitat Papst Benedikt XVI. hat seine Haltung gegen die Todesstrafe bekräftigt. Er unterstütze politische Handlungen weltweit, die auf eine Abschaffung der Todesstrafe abzielten, sagte er am Mittwoch in Rom.
Santorums kurze Antwort in einem Interview 2012 ist zu wolkig, um sie damit in Einklang zu bringen.
Zitat
"When there is certainty, that's the case that capital punishment can be used," Santorum said. "If there is not certainty, under the law, it shouldn't be used."
Zitat von stefanolixAn diesem Vormittag habe ich etwas gelernt: Das ist doch wirklich mal ein Kandidat mit einem widerspruchsfreien Weltbild …
Santorum hat Nachbearbeitungsbedarf in Glaubensfragen. Ich empfehle ihm eine Audienz beim Papst, wenn er wirklich Kandidat der Republikaner werden sollte. Allerdings wäre es mir persönlich lieber, wenn Glaubensfragen Privatsache bleiben würden.
1. In allen 3 Staaten wurden von Santorum gestern keine Delegierten fuer die Nominierung gewonnen. Besonders Missouri ist lediglich eine non-binding primary - eigentlich ein reines Schaulaufen (und eine ziemliche Geldverschwendung nebenbei). Santorum mag etwas momentum gewonnen haben (auf Kosten vor allem Gingrich's) aber was die Nominierung betrifft hat sich gestern nicht viel geaendert. 2. Santorum hatte sich auf diese 3 Staaten konzentriert waehrend er Nevada und Florida ausliess wo sich wiederum Romney stark engagierte. Die Mathematik ist ziemlich einfach - wer Praesenz zeigt, vor allem in laendlichen Staaten, der erhoeht seine Chancen. Siehe auch Iowa - Santorum hatte dort laenger und intensiver geworben als die anderen Kandidaten. Von daher ist selbst Colorado nicht die grosse Ueberraschung fuer die es nun gehalten wird - selbst wenn Romney den Staat 2008 gewonnen hatte. 3. Niedrige Wahlbeteiligung (und wie erwaehnt non-binding results) fuehren schon mal zu freak Ergebnissen. Warum nicht mal was ausprobieren wenn es eh keine direkten Folgen hat? 4. Gestern war insgesamt ein Daempfer fuer Romnney, eine Katastrophe fuer Gingrich, ein vermeintlicher Aufwind fuer Santorum und ein allgemein guter Tag fuer Obama. Und das ist doch mal was.
Zitat von C.Allerdings wäre es mir persönlich lieber, wenn Glaubensfragen Privatsache bleiben würden.
Wie soll das gehen in einem Job, der nun mal auch moralisch begründete Entscheidungen verlangt?
Der Politiker zeigt mit seinen politischen und persönlichen Entscheidungen, dass er einem moralischen Kompass folgt. Das kann er aber nur im Rahmen des demokratischen und laizistischen Rechtsstaats tun. Ein Teil der Glaubensfragen wird also immer Privatsache bleiben müssen.
Zitat von C.Allerdings wäre es mir persönlich lieber, wenn Glaubensfragen Privatsache bleiben würden.
Wie soll das gehen in einem Job, der nun mal auch moralisch begründete Entscheidungen verlangt?
Ist das so? Nein, die Frage ist jetzt nicht ironisch. Ich dachte bisher, dass die Entscheidungen rational begründet sein sollten. Auch hochmoralische Menschen könne rationale Entscheidungen treffen.
Zitat von john jIn allen 3 Staaten wurden von Santorum gestern keine Delegierten fuer die Nominierung gewonnen. Besonders Missouri ist lediglich eine non-binding primary - eigentlich ein reines Schaulaufen (und eine ziemliche Geldverschwendung nebenbei). Santorum mag etwas momentum gewonnen haben (auf Kosten vor allem Gingrich's) aber was die Nominierung betrifft hat sich gestern nicht viel geaendert.
Es ist, lieber John, viel komplizierter.
Neben dem straw poll (der Erhebung eines unverbindlichen Meinungsbilds) fand - wie auch schon in Iowa - in Minnesota zugleich die Wahl der Delegierten statt, die über verschiedene Stufen letztlich über die Zusammensetzung der Delegation auf der National Convention bestimmen. Wie kompliziert das im einzelnen ist, kann man in den sehr zuverlässigen Green Papers nachlesen.
Ähnlich ist es in Colorado. Man liest zwar überall von beauty contest und Schaulaufen, aber das stimmt so nicht. Es ist alles wie in Iowa. Auch dort wurde parallel über den Kandidaten abgestimmt und Delegierte gewählt; und auch dort waren diese frei, ihre Präferenz kundzutun oder nicht.
In Missouri andererseits handelt es sich nicht um Caucuses, sondern - wie Sie schreiben - um ein von den Behörden organisiertes Primary, das in der Tat den Charakter eines straw poll hat, weil die Delegierten später getrennt gewählt werden.
Zitat von C.Ich habe leider nur einen schon recht alten Artikel über Santorum gefunden, der eine Abkehr von dieser Position beschreibt: (…)
Der Katechismus stellt sich nicht entschieden (2266) gegen die Todesstrafe, empfiehlt aber darauf zu verzichten:
Zitat 2267 Soweit unblutige Mittel hinreichen, um das Leben der Menschen gegen Angreifer zu verteidigen und die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Menschen zu schützen, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls und sind der Menschenwürde angemessener.
Vielen Dank für das Zusammentragen der Quellen. Ganz kurz einige Anmerkungen, die nur scheinbar OT sind:
Wenn ich die rigorose Haltung der Katholischen Kirche zu den Fragen von Empfängnis, Verhütung und Schwangerschaftsabbruch mit dem zitierten Paragraphen aus dem Katechismus vergleiche, muss ich eine Doppelmoral konstatieren.
Das Zitat aus dem Katechismus ist ein Kaugummi-Paragraph: je öfter ich es durchkaue, desto weniger schmeckt es mir. Der weißrussische Diktator, der gerade bei sehr schlechter Beweislage zwei wahrscheinlich gefolterte junge Männer zum Tode verurteilen lässt, müsste demgemäß ein guter Katholik sein?
Als einzig logisches Pendant zur Ablehnung der Empfängnisverhütung und des Schwangerschaftsabbruchs müsste im Katechismus in klarer Sprache stehen:
Keine menschliche Gewalt darf über Leben und Tod des Menschen entscheiden. Das gebührt Gott allein.
Wenn sich der Kandidat Santorum also letztlich doch für die Todesstrafe ausspricht (es sollen ja nur die Beweislage und die Rechtslage möglichst sicher sein), macht er sich damit zum Herren über Leben und Tod.
Zitat von C.Ist das so? Nein, die Frage ist jetzt nicht ironisch. Ich dachte bisher, dass die Entscheidungen rational begründet sein sollten. Auch hochmoralische Menschen könne rationale Entscheidungen treffen.
An jeder Entscheidung haben Moral und Vernunft Anteil. Kann man diese Anteile wirklich sauber trennen?
Zitat von stefanolix Wenn sich der Kandidat Santorum also letztlich doch für die Todesstrafe ausspricht (es sollen ja nur die Beweislage und die Rechtslage möglichst sicher sein), macht er sich damit zum Herren über Leben und Tod.
Mein erster Impuls darauf etwas zu sagen ist: Das ist ja nun Unsinn. Damit kommen wir aber nicht weiter also konkreter: Das ist ehrabschneidend und falsch. Jemand kann durchaus die eine oder andere Position für richtig oder falsch halten, ohne selber einen Anteil daran zu nehmen. Der Todesstrafe nicht gegenüber zu stehen bedeutet keinesfalls sie selber auszuführen oder aussprechen zu können. Das gilt analog genauso zur Abtreibung. Es gibt durchaus Menschen, die die Abtreibung nicht verbieten wollen, weil sie die Konsequenzen (Engelmacher) sehen, wenn ein solches Verbot staatlicherseits festgelegt wird. Das macht einen nicht zum Befürworter irgendeiner Abtreibung, es versetzt einen nicht in die Lage so etwas selber durchführen zu können und schon gar nicht macht es einen zu einem Richter über Leben und Tod. Zu sagen es sollte einen solchen Richter geben ist etwas gänzlich anderes als es selber zu sein. Und ich wüsste nicht, dass sich Rick Sanatorum um das Amt des obersten Richters bemüht.
Wenn ich in Kenntnis dessen, was Zettel hier schreibt und andere ergänzend kommentieren, die Berichterstattung über diese jüngsten Vorwahlen (wollen wir primaries und caucuses und all das mal unter diesem Begriff zusammenfassen) im Qualitätsfernsehen verfolge, kann ich mir nur an den Kopf fassen. Es ist wirklich unglaublich, mit welchem Minimum an Information dort ein Maximum an Meinung vermittelt wird. Auf die Besonderheiten und Unterschiede der Staaten selbst und der in ihnen bestimmenden Erfolgsfaktoren wird praktisch gar nicht eingegangen, sondern man tut so, als repräsentiere jeder Staat für sich quasi die gesamten USA. Auch über die unterschiedlichen Anstrengungen der Kandidaten in den Staaten erfährt man nichts. Stattdessen fabulieren Moderator und Reporter darüber, ob das jetzt ein "Rechtsruck" der Republikaner war oder nicht.
Schön auch, wenn Santorum als "Ultra-Rechter" bezeichnet wird, weil er gegen Abtreibung und Homo-Ehe und für die Fortsetzung des militärischen Engagements in Afghanistan ist. Was ist dann heute eigentlich noch normal "rechts"? Wenn man den Spitzensteuersatz um einen Prozentpunkt weniger anheben will als die Sozis?
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von stefanolix Wenn sich der Kandidat Santorum also letztlich doch für die Todesstrafe ausspricht (es sollen ja nur die Beweislage und die Rechtslage möglichst sicher sein), macht er sich damit zum Herren über Leben und Tod.
Mein erster Impuls darauf etwas zu sagen ist: Das ist ja nun Unsinn. Damit kommen wir aber nicht weiter also konkreter: Das ist ehrabschneidend und falsch. Jemand kann durchaus die eine oder andere Position für richtig oder falsch halten, ohne selber einen Anteil daran zu nehmen. Der Todesstrafe nicht gegenüber zu stehen bedeutet keinesfalls sie selber auszuführen oder aussprechen zu können. Das gilt analog genauso zur Abtreibung. Es gibt durchaus Menschen, die die Abtreibung nicht verbieten wollen, weil sie die Konsequenzen (Engelmacher) sehen, wenn ein solches Verbot staatlicherseits festgelegt wird. Das macht einen nicht zum Befürworter irgendeiner Abtreibung, es versetzt einen nicht in die Lage so etwas selber durchführen zu können und schon gar nicht macht es einen zu einem Richter über Leben und Tod.
Zu sagen es sollte einen solchen Richter geben ist etwas gänzlich anderes als es selber zu sein. Und ich wüsste nicht, dass sich Rick Sanatorum um das Amt des obersten Richters bemüht.
Tut er nicht. Aber m. W. hat der Präsident auf Bundesebene ein Begnadigungsrecht. Damit kann er persönlich entscheiden, ob jemand hingerichtet wird oder nicht.
Ich meinte in der Tat nicht, dass er sich als Befürworter der Todesstrafe persönlich zum Herren über Leben und Tod macht. Ich habe mich an der zitierten Stelle falsch ausgedrückt und das tut mir leid. Er macht natürlich den Rechtsstaat zum Herren über Leben und Tod. Damit entscheiden also fehlbare und unvollkommene Menschen über Leben und Tod. Auf keinen Fall wollte ich ihn in seiner persönlichen Ehre verletzen.
Ich darf daran erinnern, dass die Haltung der Präsidentschaftskandidaten zur Todesstrafe nicht zum ersten Mal zur Debatte steht. So wurden m. W. schon Gouverneure, die sich um die Präsidentschaft bewarben, an ihrer »Begnadigungsquote« gemessen, was 1992 im Präsidentschaftswahlkampf zu einer Verweigerung der Begnadigung führte (im Staat Arkansas unter Bill Clinton).
Zitat von RaysonSchön auch, wenn Santorum als "Ultra-Rechter" bezeichnet wird, weil er gegen Abtreibung und Homo-Ehe und für die Fortsetzung des militärischen Engagements in Afghanistan ist. Was ist dann heute eigentlich noch normal "rechts"? Wenn man den Spitzensteuersatz um einen Prozentpunkt weniger anheben will als die Sozis?
Ultra-Rechter ist natürlich Blödsinn, weil diese Medien dann erst einmal ihren Maßstab für Rechts/Links definieren müssten. Wenn das folgende stimmt, dann ist er allerdings wirklich »ultrakonservativ« und wäre für mich als Mensch mit liberalen Grundsätzen absolut unwählbar:
Zitat von Wikipedia-Artikel über SantorumSantorum hat öfters ausgesagt, er glaube nicht an ein Recht auf Privatsphäre in der Verfassung, auch nicht innerhalb der Ehe. Deshalb ist er ein besonderer Kritiker der Entscheidung des Supreme Court im Fall Griswold v. Connecticut aus dem Jahr 1965, in dem das Recht von Ehepaaren, Verhütungsmittel zu erwerben und zu benutzen, festgestellt wurde.
Zitat von stefanolixWenn das folgende stimmt, dann ist er allerdings wirklich »ultrakonservativ« und wäre für mich als Mensch mit liberalen Grundsätzen absolut unwählbar
Ich brauche für diejenigen, die ich nicht wählen würde, keine Extrembezeichnungen. Und ich halte sie auch ansonsten nicht für sinnvoll. Überlassen wir das "Ultra" doch den Spülmitteln.
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