Lieber Calimero, gestatten Sie mir ein paar krümelkackerische Korrekturen: Ich war weder "Zwangsmitglied" in der Pionierorganisation, noch in der DSF und auch nicht freiwilliges Mitglied in der GST. Es gab Möglichkeiten sich zu entziehen, wenn man bereit war die Folgen in Kauf zu nehmen.
Freundschaftsrat war nicht dasselbe wie Gruppenrat, sondern die Leitung der Pionierorganisation auf Schulebene, der Pionierfreundschaft. Ob aus jeder Pioniergruppe ein Mitglied in den Freundschaftsrat entsandt wurde, weiß ich nicht mehr. Der Freundschaftsratsvorsitzende (3 Balken auf dem Hemd) hatte aber praktisch auch nichts zu sagen. Der eigentliche Chef war der Freundschaftspionierleiter, i. d. R. ein Unterstufenlehrer mit einer politischen Spezialausbildung, der den Hauptteil seiner Arbeitszeit mit Pionierangelegenheiten verbrachte. GOL bei der FDJ war dann entsprechend die Grundorganisationsleitung. Die Grundorganisation war die FDJ-Organisation einer Schule bzw. eines Betriebes oder einer Ausbildungsstätte. An ihrer Spitze stand auch wieder ein haupt- oder nebenamtlicher FDJ-Sekretär.
Die Wahlen zu den Gruppenratsfunktionen liefen übrigens in der üblichen Weise. Es wurden vorher unter tatkräftiger Mithilfe des Klassenleiters die Kinder für die Funktionen ausgesucht und dann wurden sie in einem Wahlvorschlag präsentiert und in offener Abstimmung gemeinsam gewählt. Gegenstimmen waren nicht üblich.
Das Ganze war in der Tat eine Einübung in "demokratischen Zentralismus", denn im Grunde wurden die Vorgaben von oben nach unten weitergegeben und durchgesetzt.
Und Rechenschaftsberichte? War es nicht so, dass formal der Gruppenrat der Pioniergruppe Rechenschaft gab – so ähnlich wie ein Vereinsvorstand einmal im Jahr der Mitgliederversammlung berichtet; scheint mir deshalb auch nicht ganz so spezifisch gewesen zu sein –, aber dass wahrscheinlich die Abgabe des Berichts beim Pionierleiter (also nach oben) eigentlich viel wichtiger war?
Zitat von HerrLieber Calimero, gestatten Sie mir ein paar krümelkackerische Korrekturen:
Natürlich gestatte ich die und bin auch dankbar dafür, lieber Herr.
Zum Ersten hatten wir auch einen Mitschüler, der sich all dem verweigerte, weil es ihm sein Glaube verbot (neuapostolische Kirche, glaube ich). Es war einer von 28! Ob ihm daraus Nachteile entstanden, vermag ich nicht zu sagen, denn ich war ja nicht betroffen.
Zum Zweiten ist das mit der Erinnerung so eine Sache. Ich habe vor meiner Antwort auch erstmal in der Wikipedia gestöbert, um meiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Dabei deckt sich Einiges nicht so ganz mit meinen, sicherlich subjektiven, Erfahrungen.
Zum Dritten gibt es bestimmt Unterschiede, den Zeitraum der eigenen Schulzeit betreffend. Ich bin bis 1989 zur Schule gegangen, da wurde "die reine Lehre" vielleicht nicht mehr ganz so strikt ausgelegt. Dazu kommt, dass meine Schule auf dem Land lag, d.h. eigentlich in einer Kleinststadt, und für die Schüler aus den Dörfern in ca 30 km Umkreis das Zentrum war. Die Zentrale der Kinder- und Jugendorganisation war also weit weg. Da kann ich mir auch vorstellen, dass die Situation in einer Stadt mit mehreren Schulen eine völlig andere gewesen ist. Stichwort: Konkurrenz im sozialistischen Wettbewerb unter Schulleitern und den Verantwortlichen für Pioniere und FDJ (bei uns war es die Pionierleiterin, eine junge Lehrerin).
Was nun der/die GOL-Vorsitzende (Sekretär?) der Schule so getrieben hat, außer Fahnenappelle abzunehmen und ab und zu in die Kreishauptstadt zu fahren, weiß ich nicht. Wie gesagt, ich habe das ganze mehr oder weniger als Folklore angesehen ... bei uns damals war das irgendwie nicht so drastisch.
Aber trotzdem ... bloß gut, dass der Kram inzwischen Geschichte ist.
Beste Grüße, Calimero
P.S. Hoffentlich bleiben uns die Klimapioniere und die Ökojugend erspart.
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
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