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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 3.839 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.09.2010 20:02
Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

In manchen anderen Blogs findet man das häufig; ich mache es in ZR eher selten: Auf Lesenswertes hinweisen. (Das geschieht ja von vielen Seiten hier im kleinen Zimmer).

Jetzt mache ich einmal eine Ausnahme, weil in diesem Matsch der unqualifizierten Kritik an Sarrazin nur wenig Vernünftiges und Verständiges zu finden ist. Auf diese Solitäre sollte man, finde ich, schon aufmerksam machen.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

03.09.2010 20:44
#2 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Völlig abstrus - auch schon bei Westerwelle beobachtbar - der Vorwurf er würde vorgeben ein Tabu gebrochen zu haben, das es in Wirklichkeit gar nicht gebe. Ja wenn er denn kein Tabu gebrochen hat, wozu dann die Aufregung? Da geht es wirklich nur darum, ihm irgendetwas vorzuwerfen. Egal wie plausibel oder lächerlich der Vorwurf ist.

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

03.09.2010 22:41
#3 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

1
Rayson zu empfehlen, heißt ja wohl Eulen nach Athen zu tragen.

2
Cora Stephans Artikel steht auch in ihrem eigenen Weblog. Dort ist auch ein Link auf DeutschlandRadio Kultur, wo man sich das ganze dann anhören kann.

3
Burkhard Müller-Ullrich findet auf der "Achse des Guten":

Zitat von B. Müller-Ullrich
Nein, das hauptsächlich Erschreckende ist die Nonchalance, mit der unsere Staatsspitze um des Gesinnungsdrucks willen alle rechtlichen Zuständigkeitsschranken niederbricht: der Bundespräsident, der als letzter über Sarrazins Entlassung zu befinden hat, regte diese im vorhinein an, und die Kanzlerin hat sie unverblümt gefordert.
Das ist der eigentliche Epochenbruch, der die Kritikkultur in Deutschland nachhaltig verändern wird.

Deutschland bald sarrazinfrei

3
Die Komik der Debatte ist außer Califax auch Detlef Esslinger von der SZ aufgefallen:

Zitat von D. Esslinger
...zu alldem aber nun ausgerechnet aus dem Kulturbetrieb die Klage über zu viel Polemik kommt...

Grundsätzlich meint er,

Zitat von D. Esslinger
(...) hatten die Deutschen nach dem Krieg über Jahrzehnte hinweg das Bedürfnis, der Welt ihre Offenheit unter Beweis zu stellen. Diese Weltoffenheit haben viele Deutsche aber auch missverstanden. Sie dachten allzu lange, sie könnten den Migranten selbst überlassen, wie weit sie sich integrieren wollen oder lieber nicht. Daraus sind jene Missstände erwachsen, die Thilo Sarrazin nun zu Recht beschreibt, so wie etliche Autoren vor ihm.

Abgekämpft und ausgelutscht

4
In der FAZ erschien auch ein längerer Kommentar von Berthold Kohler unter dem Titel Eine Staatsaffäre.

Zitat von B. Kohler
Der Brandgeruch, den manche Sarrazin zuschreiben, hat eine andere Quelle: Es liegt mehr als nur ein Hauch von Rebellion gegen Beschönigung und Bevormundung in der Luft.

5
Eine schöne Polemik gegen die political correctness liefert Armgard Seegers im Hamburger Abendblatt: Was darf man heute sagen, was nicht? Was meinen Sie?
Ihr Fazit:

Zitat von A. Seegers
Einsam und unverstanden ist der moderne Deutsche. Anpassungsfähig und konfliktscheu bis zur Selbstaufgabe.

6
Wer wissen will, was es mit Juden und Genen auf sich hat, findet in der Welt ein Interview, das Hannes Stein mit dem Humangenetiker Gil Atzmon geführt hat, der eine jener Studien verfasst hat, auf die Sarrazin sich bezog: Teilen alle Juden wirklich ein bestimmtes Gen?

Soweit meine kleine Eulensammlung zur Ergänzung.

Herzliche Grüße,
Kallias

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2010 07:01
#4 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von Kallias
Soweit meine kleine Eulensammlung zur Ergänzung.


Vielen Dank! Ich habe das schamlos ausgeschlachtet, wie auch die Hinweise von Reader und von Diskus, und herausgekommen ist eine fast doppelt so lange Fassung des Artikels.

Herzlich, Zettel

Marriex Offline



Beiträge: 185

04.09.2010 11:13
#5 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Mir scheint diese Rezension (Achtung gelesen!) die differenzierteste Auseinandersetzung mit Sarrazin in den deutschsprachigen Medien zu sein:

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/akt..._1.7439789.html

Nepumuk Offline



Beiträge: 86

04.09.2010 12:28
#6 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Seit wann ist der "Economist" den ein britisch-amerikanisches Magazin? Ich dachte immer er ist rein britisch, in London ansässig etc.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2010 12:47
#7 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von Nepumuk
Seit wann ist der "Economist" den ein britisch-amerikanisches Magazin? Ich dachte immer er ist rein britisch, in London ansässig etc.


Auf diesen Einwand habe ich gewartet, lieber Nepumuk.

Der Economist ist natürlich ein altehrwürdiges britisches Magazin.

Doch nur 14 Prozent der Auflage werden im UK verkauft, aber 54 Prozent in den USA. Der Economist hat eine eigene US Edition.

Deshalb habe ich ihn "britisch-amerikanisch" genannt.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

04.09.2010 14:07
#8 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von Marriex
Mir scheint diese Rezension (Achtung gelesen!) die differenzierteste Auseinandersetzung mit Sarrazin in den deutschsprachigen Medien zu sein:
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/akt..._1.7439789.html


Danke schön!

Mit Aussagen wie dieser kann ich allerdings offen gestanden nicht viel anfangen:

Zitat von Joachim Güntner in der NZZ
Dass er wie zu seinen Zeiten als Finanzsenator den Sozialhilfeempfängern noch einmal vorrechnet, sie könnten sich auch mit der Grundsicherung Hartz IV «gesund und ausgewogen» ernähren, verrät viel über die kulinarische Anspruchslosigkeit des Finanzexperten und ist als implizite Apologie der Billigprodukte grossindustrieller Nahrungsproduktion ärgerlich, taugt aber nur bedingt zum Skandal.


Erstens ist das inhaltlich hirnrissig - die großindustrielle Nahrungsproduktion liefert nun einmal tatsächlich alles für gesunde und ausgewogene Ernährung, und dass sie billig ist, ist nicht ärgerlich, sondern wunderbar - und zweitens ist es für die Rezension gerade dieses Buches nun wirklich irrelevant.

Aber der Rest der Rezension sieht in der Tat gut aus. Muss das Buch doch auch einmal organisieren...

--
La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2010 14:31
#9 Lesen und urteilen Antworten

Zitat von Marriex
Mir scheint diese Rezension (Achtung gelesen!) die differenzierteste Auseinandersetzung mit Sarrazin in den deutschsprachigen Medien zu sein.


Was, Sie machen auf eine Rezension aufmerksam, die Sie selbst gelesen haben, und deren Autor offenbar auch noch das Buch, das er rezensiert, gelesen hat?

Ist Ihnen klar, wie weit Sie sich damit ins Abseits stellen?

Für Sie besorgt, aber umso herzlicher,

Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

04.09.2010 14:39
#10 RE: Lesen und urteilen Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Marriex
Mir scheint diese Rezension (Achtung gelesen!) die differenzierteste Auseinandersetzung mit Sarrazin in den deutschsprachigen Medien zu sein.


Was, Sie machen auf eine Rezension aufmerksam, die Sie selbst gelesen haben, und deren Autor offenbar auch noch das Buch, das er rezensiert, gelesen hat?
Ist Ihnen klar, wie weit Sie sich damit ins Abseits stellen?



Und Sie haben Marriex' Beitrag auch noch gelesen, bevor Sie darauf geantwortet haben? Tsts, werter Zettel... Ihnen ist nicht mehr zu helfen

--
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hanspeter Offline



Beiträge: 1

04.09.2010 14:53
#11 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

"...Ungerüffelt sagen darf man hingegen etwas über "die Amerikaner", "die Israelis" und "die Banker". "Die Franzosen" darf man beschimpfen, wenn sie Roma (früher Zigeuner) rauswerfen. Und "die Industrie" und "die Energiewirtschaft" sind von vornherein ganz schlecht. "Die Bahn" ist auf dem besten Weg dorthin. Ansonsten, und das ist vielleicht der größte Fehler, den Thilo Sarrazin gemacht hat, darf man niemals pauschalisieren. Kollektive Zuschreibungen sind Tabu."

Man kann hier ein Schema erkennen. Man darf pauschal über jene herziehen, die im Grunde als "stark" angesehen werden können und denen man zutrauen könnte ihr Verhalten zu ändern, weil sie priviligiert sind.

Ein Tabu ist es allerdings wenn man sich pauschal und negativ über Gruppen äußert, die im Grunde als "schwach" angesehen werden können und die wahrscheinlich aus sich selbst heraus nicht so einfach in der Lage sind ihr Verhalten zu ändern.

Ich kann diesem Schema etwas positives abgewinnen.
Die Fakten die Herr Sarrazin benennt kommen gleichzeitig beleidigend und anschuldigend daher und verstoßen somit gegen das oben beschriebene Prinzip.

Man könnte die Argumentation leicht umkehren und statt auf die Migranten loszugehen könnte man der Politik ankreiden das Bildungssystem nicht neuerfunden zu haben.

Man kann in der Gesamtheit von Millionen von Menschen nicht den wenigen Eltern vorwerfen ihren Kindern nicht optimale Chancen zu bereiten, weil es aus unterschiedlichsten Gründen solche eben naturgemäß immer geben wird, aber man kann sehr wohl der Gesellschaft vorwerfen, dass sie ihr Bildungssystem und andere gesellschaftliche Systeme nicht so ausrichtet, dass defizite einzelner durch diese Systeme aufgefangen werden. Anders ausgedrückt: Es wird immer Kinder geben die durch die Verhältnisse in die sie geboren wurden schlechte Karten haben und es ist Aufgabe der Allgemeinheit konstruktiv mit diesem Umstand umzugehen. (Seit Jahren bzw. Jahrzehnten wird dies versäumt und eine Reform vor sich hergeschoben, wie in so vielen gesellschaftlichen Bereichen)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2010 16:05
#12 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Lieber Hanspeter,

Zitat von hanspeter
"...Ungerüffelt sagen darf man hingegen etwas über "die Amerikaner", "die Israelis" und "die Banker". "Die Franzosen" darf man beschimpfen, wenn sie Roma (früher Zigeuner) rauswerfen. Und "die Industrie" und "die Energiewirtschaft" sind von vornherein ganz schlecht. "Die Bahn" ist auf dem besten Weg dorthin. Ansonsten, und das ist vielleicht der größte Fehler, den Thilo Sarrazin gemacht hat, darf man niemals pauschalisieren. Kollektive Zuschreibungen sind Tabu."

Man kann hier ein Schema erkennen. Man darf pauschal über jene herziehen, die im Grunde als "stark" angesehen werden können und denen man zutrauen könnte ihr Verhalten zu ändern, weil sie priviligiert sind.


In der Diagnose stimme ich Ihnen zu, in der Begründung nur teilweise.

Denn schauen Sie, allein daß jemand stark ist, das ist ja noch keine Rechtfertigung dafür, über die betreffende Gruppe pauschal herzuziehen. (Die Autorin Seegers hat übrigens noch zwei weiter Gruppen vergessen, die sozusagen Freiwild sind: Die "gierigen Manager" und generell "die Reichen", denen beispielsweise während der Steuerhinterziehungs-Affäre in Liechtenstein von nicht wenigen Kommentatoren pauschal die Neigung zur Steuerhinterziehung unterstellt wurde).

Ich glaube nicht, daß man über diese Gruppen herzieht, weil sie stark sind. Sie sind Gegenstand einer pauschalen Herabsetzung, weil man ihnen ihren Wohlstand, ihren Erfolg neidet. Neid ist nach meiner Überzeugung auch die Haupttriebfeder des Antisemitismus und des Antiamerikanismus.

Zitat von hanspeter
Ein Tabu ist es allerdings wenn man sich pauschal und negativ über Gruppen äußert, die im Grunde als "schwach" angesehen werden können und die wahrscheinlich aus sich selbst heraus nicht so einfach in der Lage sind ihr Verhalten zu ändern.


Dem stimme ich zu. Wobei ich allerdings fragen würde, ob alle diese Gruppen - oder sagen wir, die individuellen Angehörigen dieser Gruppen - ihr Verhalten wirklich nicht ändern können. Moslems können sich integrieren, was hindert sie daran? Viele, die von Transferleistungen leben, könnten auf eigenen Beinen stehen, wenn sie nur wollten.

Vielleicht, lieber Hanspeter, empfinden Sie es als anstößig, wenn ich das so schreibe. Und das liegt vielleicht eben an dieser Mitleids-Reaktion Benachteiligten gegenüber; das hat auch etwas mit dem Helfersyndrom zu tun.

Man tut ihnen damit keinen Gefallen, daß man sie betütelt und damit unselbständig macht. Sie würden, auch davon bin ich überzeugt, ein glücklicheres und erfüllteres Leben führen, wenn sie - wie das in den USA immer noch zum Teil der Fall ist - gezwungen wären, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sich richtig anzustrengen und für sich und ihre Kinder etwas aus ihrem Leben zu machen. Zufrieden ist man mit seinem Leben nur, wenn man etwas leistet; sich von anderen aushalten zu lassen, macht niemanden glücklich.

Zitat von hanspeter
Die Fakten die Herr Sarrazin benennt kommen gleichzeitig beleidigend und anschuldigend daher und verstoßen somit gegen das oben beschriebene Prinzip.


Ist das wirklich so? Ich habe das Buch leider immer noch nicht. Aber in dem, was ich an Auszügen daraus gelesen habe, und in den diversen Interviews und sonstigen Auftritten von Sarrazin habe ich niemals eine Beleidigung oder eine Anschuldigung gegenüber Benachteiligten wahrgenommen. Sarrazin konstatiert, was er - überwiegend zu Recht - als Fakten sieht: Die Einwanderung von Angehörigen der Unterschicht in das Sozialsystem, den fehlenden Anreiz zur Integration, die hohe Reproduktionsrate von moslemischen Angehörigen der Unterschicht (er verwendet das Wort meines Wissens nicht; ich nenne es so).

Ist das, lieber Hanspeter, beleidigend? Beleidigend wäre es, wenn man diesen Menschen unterstellen würde, daß sie unfähig seien, sich zu integrieren und sich aus der Unterschicht herauszuarbeiten. Aber das sagt Sarrazin ja nicht. Er fordert ja gerade, Bedingungen herzustellen, in denen sie einen Anreiz haben, sich zu integrieren.

Zitat von hanspeter
Man könnte die Argumentation leicht umkehren und statt auf die Migranten loszugehen könnte man der Politik ankreiden das Bildungssystem nicht neuerfunden zu haben.


Exakt das ist ja die Stoßrichtung von Sarrazin. Die Vorschläge, die er am Ende des Artikels im "Spiegel" macht, richten sich ausnahmslos an die Politik.

Zitat von hanspeter
Man kann in der Gesamtheit von Millionen von Menschen nicht den wenigen Eltern vorwerfen ihren Kindern nicht optimale Chancen zu bereiten, weil es aus unterschiedlichsten Gründen solche eben naturgemäß immer geben wird, aber man kann sehr wohl der Gesellschaft vorwerfen, dass sie ihr Bildungssystem und andere gesellschaftliche Systeme nicht so ausrichtet, dass defizite einzelner durch diese Systeme aufgefangen werden.

Aber warum kann man es nicht diesen Eltern vorwerfen? Wir machen zu Recht Manager und Politiker für ihr Verhalten verantwortlich, so wie man jeden volljährigen und mündigen Menschen für sein Verhalten verantwortlich machen kann und muß. Warum sind Einwanderer nicht auch mündige Menschen, die für ihr Verhalten selbst verantwortlich sind?

Zitat von hanspeter
Anders ausgedrückt: Es wird immer Kinder geben die durch die Verhältnisse in die sie geboren wurden schlechte Karten haben und es ist Aufgabe der Allgemeinheit konstruktiv mit diesem Umstand umzugehen.

Es ist aus meiner Sicht die Aufgabe der Allgemeinheit, ihnen eine faire Chance zu geben. Es liegt in ihrer eigenen Verantwortung, ob sie diese nutzen und etwas aus ihrem Leben machen.

Herzlich, Zettel

PS: Willkommen im kleinen Zimmer!

Marriex Offline



Beiträge: 185

04.09.2010 16:24
#13 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat
- und zweitens ist es für die Rezension gerade dieses Buches nun wirklich irrelevant.



Achtung Publikationsort!

Schweizern muss man vielleicht doch erklären, wann Sarrazin erstmals die Guten empört hat.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2010 18:10
#14 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von dirk
Völlig abstrus - auch schon bei Westerwelle beobachtbar - der Vorwurf er würde vorgeben ein Tabu gebrochen zu haben, das es in Wirklichkeit gar nicht gebe. Ja wenn er denn kein Tabu gebrochen hat, wozu dann die Aufregung? Da geht es wirklich nur darum, ihm irgendetwas vorzuwerfen. Egal wie plausibel oder lächerlich der Vorwurf ist.


Das erinnert mich an Woody Allan: "Das Essen in diesem Restaurant ist miserabel. Und dann auch noch die viel zu kleinen Portionen!" (aus dem Gedächtnis zitiert)

patzer Offline



Beiträge: 359

04.09.2010 18:48
#15 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

http://www.dradio.de/aodflash/player.php...on=1&stream=1&/
werter zettel
dies könnte sie interessieren.
gruß patzer

notquite Offline



Beiträge: 506

04.09.2010 19:28
#16 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Sicher nicht der Kern des Artikels, aber so eine ganz en passant eingeworfene Information wie in dem oben verlinkten Artikel in der NZZ finde ich schon interessant:

Zitat
Sarrazin bringt es fertig, sich auf Darwin, Mendel, Galton und endlich auch das schwedische Forscherpaar Myrdal (Gunnar Myrdal war, wie Thilo Sarrazin, Sozialdemokrat und Ökonom und keineswegs gelernter Genetiker) zu berufen, ohne daran zu erinnern, dass dieser Strang der Forschung zu einer Eugenik geführt hat, die auch vor Zwangssterilisierungen der «Minderbemittelten» nicht zurückschreckte. Peinlich für die SPD, dass es 1923 das sozialdemokratisch regierte Sachsen war, das in Deutschland zuerst ein Sterilisierungsgesetz verabschiedete.



Das ist eine Information, die ich trotz LK Geschichte (inklusive ein volles Jahr nur Nationalsozialismus) nicht kannte. Und ausgerechnet Vertreter dieser Partei schreien gleich "Nazi", wenn ein Gedanke geäußert wird, der von dem, was in ihrem Namen einst praktiziert wurde, noch ziemlich weit entfernt ist.

Marriex Offline



Beiträge: 185

04.09.2010 20:22
#17 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Nun gut, in den sozialdemokratischen Skandinavien wurde diese Politik auch nach 1945 weitergeführt (am umfangreichsten in Schweden, am längsten in Dänemark meine ich mich zu erinnern).

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

04.09.2010 20:43
#18 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von notquite
Und ausgerechnet Vertreter dieser Partei schreien gleich "Nazi", wenn ein Gedanke geäußert wird, der von dem, was in ihrem Namen einst praktiziert wurde, noch ziemlich weit entfernt ist.


Naja, die sozialdemokratische Denke, man könne die Gesellschaft von oben herab perfektionieren und die Menschenwürde äußere sich hauptsächlich darin, dass jeder Haushalt sonntags ein Huhn im Topf habe, hat ja per se keine Schwierigkeiten mit Eugenik. Siehe auch Margaret Sanger.

--
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tekstballonnetje Offline



Beiträge: 235

06.09.2010 01:37
#19 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 02:49
#20 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von tekstballonnetje
Klaus von Dohnanyi - Feigheit vor dem Wort


Vielen Dank! Ja, Dohnanyi hatte ich bei der kürzlichen Aufzählung von Arnulf Baring, Kurt Biedenkopf, Wolfgang Clement, Roman Herzog, Meinhard Miegel usw. vergessen.

Allesamt kluge Leute, die meisten mit Erfahrung in der Politik. Alle aus dem operativen Geschäft heraus, und jetzt können sie offen reden und schreiben.

Erstaunlich finde ich nur, daß Dohnanyis Text in der SZ erschienen ist. Offenbar bekommt man auch da jetzt Saures von den Abonnenten und Käufern.

Die Stimmung scheint wirklich zu kippen.

Herzlich, Zettel

Inger2 Offline



Beiträge: 23

06.09.2010 22:52
#21 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Schade,daß man Dohnany inzwischen abgehalftert und zum alten Eisen gesteckt hat. Mit dem Kommentar könnte er wohl doch etwas herausreißen für die" öffentliche Besinnung".
Insgesamt sehe ich nur ein Versickern wie bei der Diskussion um die Rütlischule.
Gruß,
Inger

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

06.09.2010 23:11
#22 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von Zettel
Die Stimmung scheint wirklich zu kippen.

Die Planken von SPON vorsichtig betreten, sich schön an der Reling festhalten und lesen:

1 Thilo Normalbürger von Veit Medick
2 Die Gegenwut von Matthias Matussek

Ahoi!
Kallias

FAB. Offline



Beiträge: 523

07.09.2010 08:38
#23 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Schon wollte ich spotten: Da kommen sie, die Märzgefallenen der linken Presse...

Jedoch Herr Matussek schrieb schon letztes Jahr:

Zitat von M. Matussek 2009
In der Sorge um die Konsensdemokratie werden - und das ist die Pointe im Fall Sarrazin - durchaus totalitäre Reflexe wachgerufen. Deutsche Debattenkultur kennt offenbar nur zwei Spielarten: die Tortenschlacht oder die Disziplinarmaßnahme.


Sonderlich zu Herzen genommen haben es sich seine Kollegen offenbar nicht.

Herr Medick jedenfalls schwamm noch vor wenigen Tagen im Geleitzug der Absonderer von Phrasen wie "krude Gedanken" und "bizarre Thesen".

____________________________________________________
"I want my republic back!"

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.09.2010 08:56
#24 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat von FAB.
Herr Medick jedenfalls schwamm noch vor wenigen Tagen im Geleitzug der Absonderer von Phrasen wie "krude Gedanken" und "bizarre Thesen".


Tja, der bandwagon rollt, und jetzt zeigt sich, wie behende jeder darauf springt. Da sind halt die einen schneller, und andere laufen schnaufend hinterher.

Wie zum Beispiel David Hugendick gestern Nachmittag in "Zeit-Online", der schlicht bestreitet, daß es jemals den Versuch gegeben hätte, eine Debatte über Sarrazins Thesen zu unterdrücken:

Zitat von David Hugendick
Die Sorge um eingeschränkte Meinungsfreiheit ist somit Teil einer Phantomdebatte, die im Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen ihren lärmenden Ausdruck findet. In ihr entlädt sich die Paranoia eines Bevölkerungsteils, der hinter allem einen linksliberalen "Meinungskorridor" (FAZ) vermutet, in dem anders geartete Ansichten keinen Platz hätten. Sarrazin wird zum publizistischen Opfer stilisiert. Dass der Missmut darüber Kommentarspalten, Leserbriefseiten und Internetforen füllt und füllen darf, scheint die vermeintlichen Streiter für die Meinungsfreiheit nicht weiter zu stören. Hierin liegt das Paradox ihrer Klage, und es legt die törichten Reflexe derer offen, die überall eine linke Verschwörung am Werk sehen.


Die törichten Reflexe bestehen darin, daß man zwischen - so nenne ich es - einer horizontalen und einer vertikalen Diskussion unterscheidet. Die horizontale ist diejenige, die innerhalb der Medien und zwischen Politikern stattfindet, also in der veröffentlichen Meinung. Sie hat man zu unterdrücken versucht, und zwar - siehe Beckmann - mit allen Mitteln. Die vertikale - die zwischen Bevölkerung und Medien + Politikern - konnte man damit freilich nicht unterdrücken.

Und jetzt beginnt es sich zu drehen: Aus der vertikalen wird allmählich eine horizontale Diskussion. Die Fixen wie Medick haben das erkannt und drehen sich entsprechend. Der Wendehals ist halt überall beheimatet.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

07.09.2010 11:18
#25 RE: Marginalie: Leseempfehlungen zu Sarrazin Antworten

Zitat
Zitat Zettel:(...)Wie zum Beispiel David Hugendick gestern Nachmittag in "Zeit-Online", der schlicht bestreitet, daß es jemals den Versuch gegeben hätte, eine Debatte über Sarrazins Thesen zu unterdrücken:


Zitat von David Hugendick
Die Sorge um eingeschränkte Meinungsfreiheit ist somit Teil einer Phantomdebatte, die im Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen ihren lärmenden Ausdruck findet. In ihr entlädt sich die Paranoia eines Bevölkerungsteils, der hinter allem einen linksliberalen "Meinungskorridor" (FAZ) vermutet, in dem anders geartete Ansichten keinen Platz hätten. Sarrazin wird zum publizistischen Opfer stilisiert. Dass der Missmut darüber Kommentarspalten, Leserbriefseiten und Internetforen füllt und füllen darf, scheint die vermeintlichen Streiter für die Meinungsfreiheit nicht weiter zu stören. Hierin liegt das Paradox ihrer Klage, und es legt die törichten Reflexe derer offen, die überall eine linke Verschwörung am Werk sehen.



Unter anderem fällt mir in dem Text auf: ...und füllen darf ... Ist es also eine Vergünstigung, ein Geschenk? Sicher ein Service für den Leser, ja, aber darüber hinaus bietet sich auch für das Medium eine kostenlose Meinungsumfrage und Erklärungen werden gleich mitgeliefert, nebst ausgefeilter Dialektik. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, "dann bräuchte die Journaille ja eigentlich nur noch abschreiben, denn untereinander tun sie es sowieso", was in diesem Fall aber leider die Schwierigkeit beinhaltet, daß der "tumbe Bürger" immer noch nicht auf Kurs gebracht ist und somit die meist brilliant geschriebenen Texte im Papierkorb der törichten Reflexe landen zur Verhinderung einer Paranoia, aus "Selbstschutz" gewissermassen...

♥lich Nola

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