Mitunter wäre ich ganz gern eine multiple Persönlichkeit, um zu allen den Themen tagesaktuell schreiben zu können, die das aus meiner Sicht wert wären. Solange ich mich mit mir selbst begnügen muß - und nicht einer der Mitstreiter in ZR sich des Themas annimmt -, wird es immer wieder vorkommen, daß ich etwas erst kommentiere, wenn es eigentlich schon journalistisch "durch" ist.
Manchmal gibt es dafür dann doch immerhin einen einigermaßen aktuellen Aufhänger; wie jetzt den Kommentar von Monika Maron, dem ich das Zitat des Tages entnommen habe.
irgendwie ist der Herr Wulff für mich ein NoNo. Mit ihm wollte ich weder beruflich noch privat zu tun haben, ich könnte mit ihm einfach nichts anfangen. Aber, nun ja, er ist jetzt unser Bundespräsident.
Als ich den betreffenden Auszug seiner Rede hörte, da dachte ich nur, was redet der Mann nur: Was soll die Gewichtung und Aufzählung der Religionen, sind wir ein säkularer Staat oder nicht? Sie dröseln meine spontane Reaktion etwas weiter auf, und ich stimme zu, die Erwähnung der Religionen diente nur dem Zweck, die in D lebenden Türken (im Wesentlichen) einzubinden - merkwürdigerweise über ihre Religionszugehörigkeit, und nicht als eine von vielen Nationalitäten. Irgendwie verschwurbelt. Ich will ihm keine abwegigen beabsichtigte Weichenstellungen unterstellen, ich fürchte, ihm war selbst nicht klar, was er da von sich gab. Zu viel Fokus auf den schönen Klang der Worte als auf den Inhalt.
Allerdings kam mir beim Lesen Ihres Beitrags ein böser Gedanke: War das vielleicht eine Replik an Erdogan, der die Türkei zurück in einen islamistischen Staat zu führen scheint, und der sich hier als Präsident der Deutschen türkischer Abstammung gerierte? Wulff hat nur seinen 'Besitzanspruch' an den in D lebenden Türken geltend gemacht.
Gruß, Martin
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.10.2010 00:49
#3 RE: Zitat des Tages: Nachbemerkung zu Wulffs unsäglicher Rede
als ich im kleinen Zimmer auf die hier fehlende Reaktion auf die "große und mit Spannung erwartete Rede des Bundespräsidenten zum Tag der deutschen Einheit" hinwies, tat ich das bewusst nicht unter der Rubrik "Aktuell im Web" oder "Pro & Contra", sondern unter "Dies und Jenes". Denn nichts anderes war es. Dies und Jenes, Blalabersülz oder einfach "Geblubber", wie es in anderen Foren genannt wurde. Nicht der Rede wert halt.
Umso mehr erstaunte mich dann doch, dass sie jetzt Wulffs Multikulti-"Ich bin der Präsident aller"-Litanei sogar unsäglich nennen. Unsäglich ist doch eigentlich eine Lieblingsvokabel derer, die gern mal jemanden sarrazinieren möchten. Sowas hier in ZR? Auch noch den Bundespräsidenten betreffend? Wow!
Ist diese komische Bremer Showeinlage in blauer Leerkulisse denn doch die Aufmerksamkeit wert? Außerhalb des politischen und des Medienzirkus habe ich eigentlich nur abfällige Bemerkungen dazu gehört, und auch die positiven Pflichtbeiträge der pc-Claqueure klangen halbherzig ... also, so what? Wayne interessierts? Vor allem nach der Rede Joachim Gaucks am Vortag und allem was man schon im Vorfeld zur Intention Wulffs gehört hatte - was sollte da schon überraschendes kommen? Es konnte doch nur peinlich werden, und das wurde es ja auch.
Wulff bleibt sich seit seiner schon murksigen Thronbesteigung treu. Ein Bundesgrüßaugust wie er im Buche steht, halbautomatische Sockenpuppe Angela Merkels mit chipgetuntem pc-Steckmodul. Garantiert ungefährlich und treu auf Linie bis zur Erbärmlichkeit. Ich empfand Horst Köhler ja schon nicht unbedingt als präsidiale Spitzenbesetzung, aber seit Christian Wulffs Amtsantritt ist in Schloss Bellevue definitiv der Wurm drin.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von MartinAllerdings kam mir beim Lesen Ihres Beitrags ein böser Gedanke: War das vielleicht eine Replik an Erdogan, der die Türkei zurück in einen islamistischen Staat zu führen scheint, und der sich hier als Präsident der Deutschen türkischer Abstammung gerierte? Wulff hat nur seinen 'Besitzanspruch' an den in D lebenden Türken geltend gemacht.
Könnte schon sein. Und hätte er von Türken gesprochen statt vom Islam und gesagt, daß die hier ansässigen Türken zu Deutschland gehören - meinen Beifall hätte er gehabt.
Calimero hat in diesem Thread Erdogan zitiert. Er und C. sind offenbar fließend in Türkisch, aber ich brauche Google translate, das freilich nur eine Ahnung vom Gemeinten gibt.
Laut Calimero hat Erdogan gesagt:
Zitat von Erdogan„Biz bir halkız!“ Bu birliktelik çağrısı burada yaşayan herkese bir davet olmalıdır. Keyfiliği değil, ülkemizi güçlendiren değerleri temel olan bir davet. Kısa süredir burada yaşayanlar ve atalarının buradan olmadığını dahi unutacak kadar uzun süredir burada yerleşik olanların bir birlikteliğini sağlayacak olan, bu şekilde anlaşılan bir „biz“ kelimesi.
Und das soll laut Google translate heißen:
Zitat von Erdogan, kryptisch"Wir sind ein Volk!" Dies ist eine Einladung für jeden hier lebenden sollte für die Einheit nennen. Willkür, sondern eine Aufforderung an die Türkei zur Stärkung der Grundwerte. Selbst wenn Sie, wo ihre Vorfahren lebten schon lange hier und vergessen Sie die kurz-bis lang-Zeit hier ansässig, die eine Einheit bilden wird, auf diese Weise "wir" Wort verstanden.
Etwas verständlicher ist die Übersetzung ins Englische:
Zitat von Erdogan, etwas weniger kryptisch"We are a people!" This is an invitation to anyone living here should call for unity. Arbitrariness, but an invitation to Turkey to strengthen the basic values. Even if you forget where their ancestors lived here long and the short-to long-time resident here, who will provide a unity, understood in this way "we" word.
Und jetzt nehmen wir noch die Übersetzungen ins Französische und Spanische dazu:
Zitat von Monsieur Erdogan"Nous sommes un peuple!" Ceci est une invitation à toute personne vivant ici doit appeler à l'unité. L'arbitraire, mais une invitation à la Turquie de renforcer les valeurs de base. Même si vous oublier d'où leurs ancêtres ont vécu ici depuis longtemps et le court de résident de longue date ici, qui fournira une unité, compris de cette façon "nous" mot.
Zitat von Señor Erdogan"Somos un pueblo!" Esta es una invitación a alguien que vive aquí, deben de llamar a la unidad. Arbitrariedad, sino una invitación a Turquía para reforzar los valores básicos. Incluso si se olvida de donde sus antepasados vivieron aquí mucho tiempo y el corto y residente desde hace mucho tiempo aquí, que proporcionará una unidad, entendida de esta manera "nosotros" la palabra.
Und nun schüttle ich das kräftig und mache einen verständlichen deutschen Text daraus:
Zitat von mein Erdogan"Wir sind ein Volk!" Dies ist eine Einladung an jeden, der hier lebt, sich zur Einheit zu bekennen. Nicht unverbindlich, sondern eine Aufforderung, die türkischen Grundwerte zu stärken. Selbst wenn Ihr vergessen habt, wo Eure Vorfahren herkommen, und ob Ihr schon lange oder erst kurz hier lebt - dies ist die Grundlage einer Einheit, und dies ist die Bedeutung von "wir"
.
Das klingt schon recht ähnlich wie Wulff (wenn denn meine Rätselei stimmt), nur halt bezogen auf die Türkei.
In den meisten Kommentaren, die ich gelesen hatte, wurde nur kritisiert, daß Wulff den Islam in Deutschland auf eine Stufe mit dem Christentum und dem Judentum gestellt hat, und daß er diese Letzteren gar in die "Geschichte" verwiesen habe.
Mir schien, als ich mit zu dem Artikel entschloß, aber etwas anderes interessant zu sein: Daß er überhaupt die Religion für das Relevante hält.
Aus meiner Sicht geht es nicht um den Islam als Religion, sondern um die Herkunft aus islamisch geprägten Ländern; das ist etwas ganz Anderes. Es geht um kulturelle Assimilation; um die Anpassung an die deutsche Gesellschaft.
Zu dieser Anpassung, wenn sie denn gelingt, wird es gehören, daß für die eingewanderten Moslems ihre Religion eine immer geringere Rolle spielt, so wie das für ihre deutsche Umgebung gilt.
Ich kenne keine Zahlen zur Frömmigkeit in Abhängigkeit davon, ob jemand erste, zweite oder dritte Generation ist. Mir fällt nur auf, daß man zB oft ältere Türken mit dem Rosenkranz sieht, aber kaum je Jugendliche. Mir fällt auch auf, daß auf den Fotos aus Moscheen in Deutschland mehr ältere Männer zu sehen sind als junge.
Ein anderes Indiz: Ich schätze, daß unter den jungen Türkinnen, die man auf der Straße, in den Läden usw. sieht, vielleicht fünf Prozent Kopftuchmädchen sind. Und bei denen weiß man natürlich nicht, ob sie sich freiwillig verkleiden, oder ob die Familie sie dazu zwingt.
Die Religion wird für die eingewanderten Türken - das halte ich für wahrscheinlich - mit jeder Generation an Bedeutung verlieren; also ist es nachgerade absurd, in eine Rede zur Integration ausgerechnet die Religion in den Vordergrund zu stellen.
Zitat von mein Erdogan"Wir sind ein Volk!" Dies ist eine Einladung an jeden, der hier lebt, sich zur Einheit zu bekennen. Nicht unverbindlich, sondern eine Aufforderung, die türkischen Grundwerte zu stärken. Selbst wenn Ihr vergessen habt, wo Eure Vorfahren herkommen, und ob Ihr schon lange oder erst kurz hier lebt - dies ist die Grundlage einer Einheit, und dies ist die Bedeutung von "wir"
. Das klingt schon recht ähnlich wie Wulff (wenn denn meine Rätselei stimmt), nur halt bezogen auf die Türkei.
Kein Wunder, daß das ähnlich wie Wulff klingt - es ist Wulff!
Lieber Calimero, Ihnen ist ein Fehler passiert, als Sie dies gepostet haben: Das Zitat ist durchaus nicht von Erdogan, sondern es ist aus der Übersetzung just der Rede von Wulff ins Türkische!
Ich habe mich dummerweise auf Ihren Beitrag verlassen und das Zitat nicht, wie es sonst meine Art ist, nachgeprüft. Insofern bin ich selbst schuld.
Gemerkt habe ich es erst, als ich mir eben die Kölner Rede Erdogans angesehen und das Zitat darin gar nicht gefunden habe.
Zitat von ZettelEtwas merkwürdig ist, daß C. derselbe Fehler unterlaufen ist, obwohl sie eine andere Stelle der angeblichen Erdogan-Rede zitiert.
Lieber Zettel,
es tut mir aufrichtig leid, das es zu diesem Missverständnis gekommen ist. Ich hatte Erdogan die Wulff Rede untergeschoben, die in der BILD in türkischer Übersetzung veröffentlicht wurde. Das erkennt man, wenn man dem Link folgt, der auf diese Seite führt.
Wenn Du der kleinen Plauderei bei "dies und jenes" folgst, wird das deutlich. Ich wollte damit das Gerücht in die Welt setzen, natürlich als Scherz mit ernstem Hintergrund, dass der Ghostwriter für die Rede die vom Bundeskanzleramt der Sprechpuppe der Kanzlerin aufgedrückt wurde, Erdogan ist. Es ging um diese Passage:
Zitat von WulffAber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland. Vor fast 200 Jahren hat es Johann Wolfgang von Goethe in seinem West-östlichen Divan zum Ausdruck gebracht: "Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen."
Wie haben es die Schüler gesagt? Wichtig ist, wohin einer will. Sie glauben daran, dass wir einen gemeinsamen Weg finden. Der gemeinsame Weg braucht dann aber auch Einigkeit über das gemeinsame Ziel.
Auf der Seite des Budespräsidenten wird die Rede, deren offizielle Überschrift lautet „Vielfalt schätzen – Zusammenhalt fördern“, übrigens auf deutsch, französisch und spanisch angeboten.
Es ist ja ein netter Service der "BILD" eine türkische Übersetzung anzubieten, allerdings sei da schon die Frage gestattet, warum nur türkisch und nicht polnisch, russisch oder wie Calimero ketzerisch frägt, auf arabisch.
Insgesamt finde ich die Diskussion über die Rede weitaus interessanter als die Rede selbst. Insoweit ist sie "hilfreich". Nach meinem ersten Überblick sind diejenigen, die Rede zumindest ganz ok finden, in etwa deckungsgleich mit denjenigen, die Sarrazin in Grund und Boden verdammen.
Zitat von ZettelEtwas merkwürdig ist, daß C. derselbe Fehler unterlaufen ist, obwohl sie eine andere Stelle der angeblichen Erdogan-Rede zitiert.
Lieber Zettel,
es tut mir aufrichtig leid, das es zu diesem Missverständnis gekommen ist. Ich hatte Erdogan die Wulff Rede untergeschoben, die in der BILD in türkischer Übersetzung veröffentlicht wurde. Das erkennt man, wenn man dem Link folgt, der auf diese Seite führt.
Wenn Du der kleinen Plauderei bei "dies und jenes" folgst, wird das deutlich.
Ja, dear C., jetzt habe ich die Ironie auch verstanden; übrigens auch mit Hilfe eines nett-hilfreichen Zimmermanns, der mich per PM darauf aufmerksam gemacht hat.
Ich habe ihm geschrieben, daß ich nicht gut im Verstehen von Ironie bin; meine Frau weiß ein Lied davon zu singen. Ich sage ihr dann immer, der hessische Humor sei halt anders als der Berliner. Offenbar ist er auch anderes als der Pfälzer.
Zitat von ZettelLieber Calimero, Ihnen ist ein Fehler passiert, als Sie dies gepostet haben: Das Zitat ist durchaus nicht von Erdogan, sondern es ist aus der Übersetzung just der Rede von Wulff ins Türkische!
Oh! Äh ... ich hatte C. zitiert und dachte, dass klar ist, das hier die Bild-Zeitung Wulff getürkt hatte. Bei so einem Geplänkel unter "Dies und Jenes" ging ich nicht davon aus, dass so ein ironisches Einsprengsel tatsächlich ernst genommen würde. Zumal diese Bild-Übersetzung im Netz doch arge Wellen geschlagen hatte ... aber wahrscheinlich lese ich ein paar andere Blogs als sie.
Sorry, und nichts für Ungut ... Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von ZettelIch habe ihm geschrieben, daß ich nicht gut im Verstehen von Ironie bin; meine Frau weiß ein Lied davon zu singen.
Das ist ein sehr interessanter Punkt! Es liefert mir eine Erklärung dafür, warum ich in der Vergangenheit manchmal etwas nicht verstanden hatte.
Ich habe die Ironie schon mit der Muttermilch eingenommen, es ist ja in der Diktatur eines der beliebtesten Verständigungsmittel. Auch hatte schon zeitweise Probleme damit, auch mal ernsthaft zu reden. Ich glaube sogar, es hält an, nur daß ich es nicht mehr bemerke.
Ironie erschwert leider die Informationsverarbeitung, denn bei einer guten Ironie ist über weite Strecken nicht zu erkennen, was eigentlich gemeint ist. Wenn man es dann endlich ahnt, hat man den Inhalt schon vergessen. Wenn sie sehr gut ist, liefert erst das letzte Wort einen annähernd plausiblen Hinweis.
So gesehen, kann ich nur mit Lenin sagen - "üben, üben, üben" (Wer weiß schon, was uns noch Alles erwartet.)
Herzlich, Ungelt
PS: Diesem Text verzichtet zu Übungszwecken auf alle Icons.
Zitat von ZettelIn den meisten Kommentaren, die ich gelesen hatte, wurde nur kritisiert, daß Wulff den Islam in Deutschland auf eine Stufe mit dem Christentum und dem Judentum gestellt hat, und daß er diese Letzteren gar in die "Geschichte" verwiesen habe.
Mir schien, als ich mit zu dem Artikel entschloß, aber etwas anderes interessant zu sein: Daß er überhaupt die Religion für das Relevante hält.
Aus meiner Sicht geht es nicht um den Islam als Religion, sondern um die Herkunft aus islamisch geprägten Ländern; das ist etwas ganz Anderes. Es geht um kulturelle Assimilation; um die Anpassung an die deutsche Gesellschaft.
bei der Beurteilung seiner Rede möchte ich einen oder gar mehrere Schritte weitergehen und halte die Gewichtung der Religion schon für ein Detail, wobei vorher die Frage zu stellen ist, was denn Religion und speziell der Islam überhaupt mit der Deutschen Einheit zu tun haben.
Immerhin ging es um 20 Jahre Wiedervereinigung. Da erwarte ich von einem Bundespräsidenten einen Rückblick auf die damaligen Ereignisse, einen Überblick über die zu bewältigenden Probleme des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenwachsens insbesondere in den ersten Jahren nach dem Mauerfall, den verfallenen Zustand der "neuen Bundesländer", die Schwierigkeiten beim "Aufbau Ost" und eine Bestandsaufnahme darüber, wo wir heute stehen. Darüberhinaus wäre noch die sich breitmachende "Ostalgie" einzuordnen, nämlich mit dem Hinweis, daß alles, was angeblich "nicht ganz schlecht war", ja nichts mit dem totalitären Charakter des Staates zu tun hatte, denn auch in Nordkorea, Kuba oder im "Dritten Reich" hält/hielt man sich an die Straßenverkehrsordnung oder feiert/feierte Geburtstage. Die Unterdrückung aber von persönlicher Freiheit und insbesondere die Verweigerung grundlegender Rechte lassen keinen Zweifel zu, daß es sich bei der "DDR" um einen Unrechtsstaat gehandelt hat. Weiter hätte er ausführen können, was noch alles im Argen liegt, nämlich daß der Sozialismus zwar kläglich gescheitert ist, wie das überall passiert und unausweichlich ist, und hier noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Außerdem wäre der Hinweis nicht schlecht gewesen, daß die Lasten der Einheit nur deshalb zu stemmen waren und sind, weil die Bundesrepublik von Anfang an individuelle Freiheit garantiert hat und die Soziale Marktwirtschaft als weitgehend freie Marktwirtschaft zusammen mit der Ergänzung konzipiert, daß denjenigen geholfen wird, die selbst für sich nicht sorgen können, ein voller Erfolg war, als der Staat noch nicht so sehr eingegriffen hat wie heute. Weiterhin wäre es angebracht gewesen, zu erwähnen, daß im Freudentaumel mehr oder weniger untergegangen ist, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, denn sowas wie die Entnazifizierung hat man nach dem Ende der "DDR" leider versäumt. Ganz wichtig wäre es danach gewesen, auf die Opfer der "DDR" zu sprechen zu kommen. Die Opfer, die in den Gefängnissen saßen und heute zugucken müssen, wie sie selbst spärlich versorgt werden, während es vielen Tätern wesentlich besser geht oder die sogar wieder in hohe Ämter gelangt sind. Vergessen werden dürfen natürlich nicht die vielen politischen Gefangenen und Toten, nicht nur an der Mauer. Wulff hätte seine Rede damit beenden können, daß die Aufarbeitung der SED-Diktatur noch gar nicht richtig angefangen hat und hier noch viel zu leisten ist, das uns noch lange beschäftigen wird.
Was auch immer ihm sonst noch wichtig ist, hätte ich von einem Bundespräsidenten zum zwanzigsten Jahrestag der Deutschen Einheit erwartet, daß er eine Ansprache hält, nach der o. g. Kernpunkte in den Köpfen bleiben und über die man hinterher diskutiert. Haben Sie an dem Tag den "Bericht aus Berlin" gesehen? Da ging es in den Ausschnitten, die gesendet wurden, sowohl im Bericht als auch im Interview mit Wulff, fast ausschließlich um den Islam. Man hätte bald den Eindruck gewinnen können, wir hätten uns vor 20 Jahren mit Saudi-Arabien vereinigt. Mir ist die Kinnlade runtergeklappt, was einem Bundespräsidenten und dem Parteienfunk zu 20 Jahren Deutsche Einheit einfällt. Unglaublich. Zumal es hier um einen Bundespräsidenten der CDU (!) geht, während ich eher den Eindruck hatte, es hätte ein Naseweis einer Nachwuchsorganisation der Grünen gesprochen.
Es wird sonst jeden Tag von morgens bis abends über den Islam und Integration geredet. Konnte das an diesem einen Tag nicht einmal ausfallen und stattdessen über den Untergang des Sozialismus, die Diktatur, die Beseitigung der Folgen, den wirtschaftlichen Wiederaufbau, das Zusammenwachsen des Volkes, die Aufarbeitung der Vergangenheit und die daraus resultierenden Aufgaben für die Zukunft gesprochen werden?
Zitat von ZettelDie Religion wird für die eingewanderten Türken - das halte ich für wahrscheinlich - mit jeder Generation an Bedeutung verlieren; also ist es nachgerade absurd, in eine Rede zur Integration ausgerechnet die Religion in den Vordergrund zu stellen.
Noch absurder ist es, das Thema mit der Wiedervereinigung in Verbindung zu bringen oder noch schlimmer: das eine durch das andere zu ersetzen. Die Abneigung gegen das, was Wulff ausgerechnet an diesem Tag zu sagen hatte, geht bei mir so weit, daß ich mich mit Details seiner Rede gar nicht auseinandersetzen mag.
Soweit ich das - in aller Eile - überblicken kann, bin ich mit Ihnen völlig einverstanden, lieber RexCramer. Zu mehr schreiben komme ich jetzt, leider, nicht ... (Übrigens sehe ich gerade, daß mir, in der Vorschau, nicht die Emoticons angezeigt werden. Ich kann also nur hoffen, daß bei der Veröffentlichung nicht irgendwas Blamables erscheint ... )
Zitat von RexCramerEs wird sonst jeden Tag von morgens bis abends über den Islam und Integration geredet. Konnte das an diesem einen Tag nicht einmal ausfallen und stattdessen über den Untergang des Sozialismus, die Diktatur, die Beseitigung der Folgen, den wirtschaftlichen Wiederaufbau, das Zusammenwachsen des Volkes, die Aufarbeitung der Vergangenheit und die daraus resultierenden Aufgaben für die Zukunft gesprochen werden?
So ist es, lieber RexCramer. Und ich freue mich, mit Ihnen einer Meinung zu sein.
Zitat Zitat C. (...)dass der Ghostwriter für die Rede die vom Bundeskanzleramt der Sprechpuppe der Kanzlerin aufgedrückt wurde, Erdogan ist. Es ging um diese Passage:
Zitat von Wulff -------------------------------------------------------------------------------- Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland. Vor fast 200 Jahren hat es Johann Wolfgang von Goethe in seinem West-östlichen Divan zum Ausdruck gebracht: "Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen."
Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Cem Özdemir, begrüßt das Auftreten von Bundespräsident Christian Wulff in der Türkei als wichtiges Signal für einen möglichen EU-Beitritt des Landes. „Der Bundespräsident hat in der Türkei wichtige Akzente gesetzt, die das Verhältnis des Landes zu Europa betreffen“, sagte Özdemir im Gespräch mit WELT ONLINE.
„Denn wenn das Christentum zweifelsfrei zur Türkei gehört, wie der Islam mittlerweile zweifelsfrei zu Deutschland gehört, dann gehört die Türkei zu Europa und kann somit auch Mitglied der EU werden“, sagte Özdemir.
Spricht hier der "neue" Außenminister? Neuerdings vergeht kein Tag ohne die Weisheiten des Herrn Özdemir.
edit: Herr Özdemir, wie wäre es mit einem Volksentscheid, wie bei Stuttgart 21 ? Die Bürger würden sicher allzu gern bundesweit abstimmen.
♥lich Nola
"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.