Zitat von NolaDas hätte, lieber R.A., aber u.a. auch unser lieber Herr Schäuble mit zu verantworten, dem ein Datenaustausch mit den USA ein "Herzenwunsch" war.
So gerne ich Schäuble kritisiere - hier ist das ein Nebenaspekt. Denn wer Wikileaks gut findet, der wird das ja genauso gut finden müssen, wenn deutsche Institutionen ausgespäht werden.
Stimme ich zu.
Zitat Die technischen Sicherungen sind ja immer nur eine Seite der Medaille (und greifen nur sehr schwer, wenn Insider zum Verräter werden). So mangelhaft manche Sicherungen in den USA gewesen sein mögen - das ist nicht das Hauptproblem.
Doch, zeigt es doch auf, das hier nicht der Maßstab von Top-Secret angelegt wurde und das ist zunächst mal zwingend notwendig. Sowie Einschränkung von Zugangspersonen.
Zitat Denn ergänzend muß es auch den juristischen Schutz geben bzw. das allgemeine Bewußtsein dafür, daß es eben keine Heldentat ist, vertrauliche Daten auszuspähen und zu veröffentlichen, sondern ein Verbrechen.
Juristischen Schutz ja! Allgemeines Bewußtsein für Unrecht, ich schrieb es schon einmal, orientiert sich stark an vorgelebter Politik und da ist eben sehr oft deutlich, daß mit zweierlei Maß gemessen wird.
Edit: Ich muß den letzten Satz doch noch korrigieren. Ich glaube zweierlei Maß trifft es nicht wirklich und ist meiner vorsichtigen Ausdrucksweise zu zuordnen. Wir werden von der Politik so oft belogen, jawohl belogen, das der Bürger nicht nur sein eigenes Unrechtsbewußtsein relativiert, sondern in diesem Fall sogar Schadenfreude empfindet. Das Bewußtsein über die politische Tragweite setzt dann erst später ein.
♥lich Nola
"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002
Zitat von vielleichteinlinkerIch hoffe dass meine Bankauszüge (beide Konten), meine Steuererklärung (mit Anlage N) und meine Krankendaten (aktuell: verkürzte Adduktoren durch jahrelanges FUßballspielen) mal so interessant sind, dass Wikileaks sie veröffentlicht. (...) Aber glauben Sie wirklich es hat irgendeine Relevanz für andere als mich was ich so treibe?
Durchaus, lieber vielleichteinlinker. Sie spielen Fußball. Haben Sie vielleicht ein Ehrenamt in einem Verein? Dann könnte es für dessen Mitglieder schon interessant sein, Ihre finanziellen Verhältnisse zu kennen. In welche Aktien haben Sie beispielsweise investiert? Verdienen Sie so viel, daß man von Ihnen angemessene Spenden erwarten kann? usf.
Haben Sie Kinder, die in einen Kindergarten gehen? Dann könnte es vielleicht schon interessant sein, Ihre Krankheitsdaten zu kennen. Haben Sie vielleicht eine Erbkrankheit, von der auch Ihre Kinder betroffen sein könnten?
Wollen Sie vielleicht für eine Partei in den Gemeinderat Ihres Dorfs oder Stadtteils? Dann möchten die Wähler vielleicht nicht nur wissen, wieviel Sie verdienen, sondern auch, ob Sie denn gesund genug für das Amt sind. Also warum nicht zusammen mit der Kandidatur ein Gesundheitszeugnis und die EStE vorlegen?
Ich sehe da kein Halten, keine Grenze. Wer totale Transparenz will, der kann nicht vor dem Privatleben Halt machen.
Sie können das an Bundestagsabgeordneten sehen. Sie sind zur Offenlegung ihrer Privateinkünfte verpflichtet. (Merz hält das bekanntlich für verfassungswidrig). Warum nur die Bundestagsabgeordneten?
Wenn der Wähler das Recht haben soll, die finanziellen Verhältnisse der Bundestagsabgeordenten zu kennen, warum dann nicht auch das Mitglied des Taubenzüchtervereins die seines Vorsitzenden?
Die ganze Gegenüberstellung von "öffentlich" und "privat", wie Meister Petz sie zitiert hat, zeugt von einem vordemokratischen Denken. Einem Denken, in dem der Staat dem Bürger als Feind gegenübertritt, den man schwächen will, indem man ihn zur Offenlegung aller Geheimnisse zwingt.
Im demokratischen Verständnis gibt es nicht "den" abstrakten Staat, sondern es gibt staatliche Einrichtungen, die dem Bürger dienen. Es ist wichtig, daß sie kontrolliert werden. Es ist ebenso wichtig, daß sie gut funktionieren, wozu auch der Schutz von Vertraulichkeit gehört.
Hier eine vernünftige Balance zu finden ist die Aufgabe der Verfassung und der Gesetze. Wer Gesetze bricht, der dient nicht der demokratischen Ordnung, sondern er versucht sie zu vernichten.
Zitat Ich sehe da kein Halten, keine Grenze. Wer totale Transparenz will, der kann nicht vor dem Privatleben Halt machen.
Es macht keinen Sinn eine solche Frage entlang der Extreme zu debattieren. Denn wenn ich jetzt gegen totale Vertraulichkeit argumentieren würde, dann wäre es leicht, starke und einleuchtende Argumente zu finden.
Also: Etwas mehr Realismus sollte es denn schon sein. Ich bin nicht die USA und Daten über mich sind wohl eher von statistischem Interesse wenn sie in einer Masse von anderen "Merkmalsträgern" 'versteckt' sind. Solche Daten werden übrigens schon lange veröffentlicht.
Zitat Hier eine vernünftige Balance zu finden ist die Aufgabe der Verfassung und der Gesetze. Wer Gesetze bricht, der dient nicht der demokratischen Ordnung, sondern er versucht sie zu vernichten.
Ich denke, dies ist eine Rechtsphilosophische Debatte die irgendwann darauf rausläuft, ob man Wikileaks für etwas verantwortlich machen kann was in dem Land, in dem es passiert, mindestens straffrei ist.
Zitat WikiLeaks's lack of financial transparency stands in contrast to the total transparency it seeks from governments and corporations. (...) "We're registered as a library in Australia, we're registered as a foundation in France, we're registered as a newspaper in Sweden," Mr. Assange said. WikiLeaks has two tax-exempt charitable organizations in the U.S., known as 501C3s, that "act as a front" for the website, he said. He declined to give their names, saying they could "lose some of their grant money because of political sensitivities." Mr. Assange said WikiLeaks gets about half its money from modest donations processed by its website, and the other half from "personal contacts," including "people with some millions who approach us and say 'I'll give you 60,000 or 10,000,' " he said, without specifying a currency.
Noch jemand hier, dem als erstes das Wort "Bimbes" einfällt?
Gruß Petz
PS: Während ich das schreibe, sitzt Assange in England im Knast und schmiedet seine Verschwörungstheorien (dass die Vergewaltigung ihm nur von der CIA oder wem auch immer untergeschoben wurde), die der Spiegel brav sekundiert. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,733297,00.html
Zitat von GorgasalMomentan beschäftigt sich meines Wissens der Gesetzgeber damit, inwieweit Arbeitgeber die Facebook-Einträge eines Kandidaten durchforsten dürfen.
Das ist dann das andere Extrem. Und ähnlich wie die Streetview-Hysterie zeigt das deutlich, wie heuchlerisch unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden.
Facebook ist eine öffentliche Plattform, das wissen die User auch. Und wer dort etwas veröffentlicht, der kann natürlich Pech haben, wenn er anderswo lügt (z. B. beim Arbeitgeber).
Ich habe mal eine andere Frage: Wieso muss Wikileaks eigentlich ständig Geld schnorren? Haben die von NYT, Spiegel und Co. für die Veröffentlichungen kein Geld bekommen (Wenn ja, vielleicht hätten sie es statt dessen beim Stern probieren sollen, der kauft ja gern brisantes Material).
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.