Ich muss gestehen, dass ich in Sachen Wegwerfwindeln kein Fachmann bin. Allerdings ist ja auch der Abfall, der in der "Restmülltonne" landet, sehr heterogen und wird mit der Müllgebühr über einen Kamm geschert. Ob die Wegwerfwindeln da eher zu gut oder zu schlecht wegkommen, vermag ich nicht zu sagen, meine Vermutung wäre allerdings: zu gut.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zettel beschreibt im Kleinen das Aufkommen der Romantik als Gegenbewegung zur Industrialisierung. Nachdem die grosse Mehrheit der Menschen die Natur eher feindlich empfunden haben muss (Duerre, feuchte Sommer, Hochwasser, Strenge Winter, ...) hat die Industrialisierung hier ein Leben weit unabhaengiger von der Natur ermoeglicht. Promt entstand im 19ten Jahrhundert die Romantik, in der die 'unberuehrte Natur', 'der edle Wilde' als Ideal auftaucht. Die urspruengliche, eher feindliche Erfahrung der Natur tritt anstelle einer - quasi religioesen - Verehrung zurueck.
Oder etwas marktwirtschaftlicher: Das Gut 'Natur' wurde knapper und damit begehrter.
Warum gibst keinen rotweinschweren Smiley? [trink] statt und
Zitat von DagnyZettel beschreibt im Kleinen das Aufkommen der Romantik als Gegenbewegung zur Industrialisierung. Nachdem die grosse Mehrheit der Menschen die Natur eher feindlich empfunden haben muss (Duerre, feuchte Sommer, Hochwasser, Strenge Winter, ...) hat die Industrialisierung hier ein Leben weit unabhaengiger von der Natur ermoeglicht. Promt entstand im 19ten Jahrhundert die Romantik, in der die 'unberuehrte Natur', 'der edle Wilde' als Ideal auftaucht. Die urspruengliche, eher feindliche Erfahrung der Natur tritt anstelle einer - quasi religioesen - Verehrung zurueck.
Ich stimme Ihnen zu, liebe Dagny. Dieser historische Aspekt war mir auch durch den Kopf gegangen, und ich würde noch früher ansetzen: Bei der Naturverliebtheit der Aristokratie des Rokoko beispielsweise.
Damals war es chic, sich als Schäfer zu verkleiden (jaja, die "Schäferspiele") und einmal einen Nachmittag ganz ohne Hofetikette auf dem Land zu verbringen. Das führte dann zu Rousseau und allen diesen wunderbaren Vorstellungen vom Edlen Wilden, die Sie erwähnen.
Dann die Romantik, wo das allerdings bei den Besseren ironisch gebrochen war (Tieck zum Beispiel) oder ganz fehlte (Beispiel ETA Hoffmann); das geht dann weiter zu den Burschenschaften mit ihrem teutschen Getue (man muß mal die Schriften des Turnvaters Jahn angucken), schließlich zur Jugendbewegung und zu allen diesen "Reformbewegungen" der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg (übrigens auch der "Reformpädagogik", aus der die Odenwaldschule entstand).
Damals wurden auch die "Reformhäuser" gegründet. In den fünfziger und sechziger Jahren sah man manchmal diese Leute, die wir Schüler die "Naturapostel" nannten. Einen hatte ich als Lehrer, er lief immer noch in kurzen Hosen und im Hemd mit "Schillerkragen" herum.
Damals hätte kaum jemand gedacht, daß diese technik-, wissenschafts- und aufklärungsfeindliche "Bewegung" einmal den Einfluß bekommen würde, den sie heute hat.
Das ist also auch wieder, liebe Dagny, ein Beispiel dafür, wie schwer man den Gang der Geschichte vorhersagen kann. Meist geht es nicht weiter wie gehabt, sondern das Pendel schwingt zurück; eher eine Sinusfunktion als eine monotone Funktion.
Aber noch nicht einmal das läßt sich prognostizieren.
Zitat von stefanolixWir sollten nicht dem ungesunden Geiz verfallen und wir müssen uns nicht selbst kasteien. Aber die im Artikel angesprochene »Ex-und-Hopp«-Mentalität (austrinken und wegwerfen) mag ich auch nicht gutheißen. Ausgetrunkene Bierdosen und Tetra-Packs gehören nicht in die Landschaft. Wenn ich da etwas missverstanden habe, lasse ich mich natürlich gern korrigieren.
Das "hopp", lieber Stefanolix, bedeutete nie das Wegwerfen in die Landschaft, sondern in die Mülltonne. Heute also in einen der sortierenden Müllbehälter.
Wogegen ich ja gar nix habe; es ist nur überflüssig. Auch dem sogenannten "Restmüll" werden, soweit ich das gelesen habe, durch entsprechende Techniken zum Beispiel die Metalle entnommen.
Aber gut, warum nicht sortieren. Es macht ja wenig Mühe, solange man es nicht zur Religion erhebt (und der Nachbar etwa nachprüft, ob auch alles dort ist, wo es korrekt hinmuß ).
Zitat Zur Ernährung: Es gibt die beiden Extreme Geiz und Völlerei. Beide sind nicht ohne Grund als Todsünden eingestuft und ich denke, man kann den Begriff Todsünde hier sogar losgelöst von der Religion sehen. Man tut weder mit Geiz noch mit Völlerei seinem Körper etwas Gutes — man muss die gesunde Mitte finden. Und so ist es auch mit der Rückwirkung auf die Gesellschaft. Beides — Geiz und Völlerei — schadet mir und schadet auch anderen Marktteilnehmern.
Jou. Und jeder soll entscheiden, wieviel Schaden er für sich tolerieren will. Der eine quält sich mit "Gesundheitsbewußtsein" ab und stirbt am Ende auch; vielleicht nach zehn Jahren Siechtum in Demenz mit neunzig. Der andere frönt der Völlerei und stirbt auch; aber vielleicht schon mit 75. Chacun à son goût.
Herkules am Scheideweg, die Mythologie hat sich darüber auch schon ihre Gedanken gemacht.
Zitat Wogegen ich ja gar nix habe; es ist nur überflüssig. Auch dem sogenannten "Restmüll" werden, soweit ich das gelesen habe, durch entsprechende Techniken zum Beispiel die Metalle entnommen.
Die ganze Müllsortiererei zu Hause ist überflüssig. Aber so sind wir Deutschen wohl, wir sortieren und lassen die verschiedenen Abfälle von bis zu inzwischen 4-5 Müllfahrzeugen abholen und halten das für umweltfreundlich...
Und ich habe auch meine Zweifel, ob die Biotonne so sinnvoll ist, die Kläranlagen sind so effektiv, das biologische Abfälle ins Abwasser könnten (in den USA gibt es ja diese Zerkleinerer in den Spülen) Das Problem ist nur, das wir auch noch Weltmeister im Wassersparen sind und damit eine ausreichende Durchspülung der Rohre verhindern.
Zitat Wenn sie andereswo gebraucht wird, dann wird man sie aufsammeln, selbst wenn ich sie wegwerfen täte. Was ich aber nicht tue, sondern sie kommt in den Müll. Wenn es sich rechnet, sie dort herauszuholen (was meines Wissens technisch einfach ist und auch gemacht wird), dann tut man das. Wenn es sich nicht rechnet, dann fehlt es am Bedarf.
So stelle ich mir das vor. Aber nochmal: Ich habe keine Ahnung von Ökonomie. Vielleicht können mir die Fachleute sagen, daß es so oder so ähnlich ist, oder auch ganz anders.
Dafür, das Sie "keine Ahnung von Ökonomie haben", bringen Sie es genau auf den Punkt: Abfall ist so lange Abfall, bis es sich für jemanden lohnt, ihn zu verwerten, dann wird er zum Rohstoff. Sagt Ihnen einer, der auch "keine Ahnung von Ökonomie hat"!
Zitat von Raysonund die Wegwerf-Windel - ja, nun, wer weiß, wie deren Vorteilhaftigkeit aussähe, wenn die Entsorgungskosten verursachungsgerecht zugeordnetewürden...
Ich habe lange Zeit in einer Schweizer Gemeinde gelebt, in der auf jeden 35l-Kehrichtsack eine Wertmarke von 2 CHF geklebt werden musste, ohne Grundgebühren, absolut verursachergerecht. Wir haben - hauptsächlich windelverursacht - etwa zwei solcher Säcke pro Woche produziert, macht weniger als 20 CHF pro Monat. Erstens ist das vernachlässigbar gegenüber den Anschaffungskosten von Windeln, und zweitens wäre es uns nicht im Traum eingefallen, noch neben den ohnehin schon fast am Stück kleinkindverursacht laufenden Waschmaschinen auch noch Mehrwegwindeln zu verwenden. YMMV.
-- La historia claramente demuestra que gobernar es tarea que excede la capacidad del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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