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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 42 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.01.2011 02:24
Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Ein amerikanischer Professor hat Mark Twain, dessen 100. Todestag im vergangenen Jahr begangen wurde, rückwirkend auf politisch korrekt getrimmt.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

06.01.2011 08:16
#2 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von Zettel
Ein amerikanischer Professor hat Mark Twain, dessen 100. Todestag im vergangenen Jahr begangen wurde, rückwirkend auf politisch korrekt getrimmt.


Als ich hier im Diskussionsforum diesen Satz las, dachte ich, ehrlich gesagt: »Zettel möchte auf eine gelungene Satire aufmerksam machen.« Es ist unglaublich und man fragt sich wirklich, welche Autoren als nächstes an die Reihe kommen werden.

Wie es der Zufall will, lese ich gerade abends vor dem Einschlafen »Durch dick und dünn« (»ROUGHING IT«), das ich in der DDR-Zeit mal antiquarisch für ganz wenig Geld gekauft hatte. Mark Twains Sprache ist einfach nicht mehr die selbe Sprache, wenn man jedes Wort entfernt, das irgend jemand als anstößig empfinden könnte. Zum Donnerwetter: es sind Bücher aus dem 19. Jahrhundert, sie sind witzig und verständlich geschrieben, man merkt, dass der Autor seine Leser einfangen und halten wollte (und musste). Es genügt doch ein didaktisch geschicktes Vorwort und eine Einführung des Lehrers, um die Schüler auf die Bedeutungswechsel der Wörter hinzuweisen.

Ich hoffe nur, dass die Schüler und Studenten, für die diese Ausgabe bestimmt ist, noch die echte Version auf gutenberg.org finden.

Ich stelle mir gerade lebhaft vor, dass ein deutscher Schulbuchverlag aus der Übersetzung von »A Connecticut Yankee in King Arthur's Court« alle geschickt eingestreuten Hinweise auf die Funktionsweise von Märkten tilgen könnte …


[Edit]: Noch ein kurzes PS. Mark Twain schrieb über sich am Beginn von »How To Tell A Story«: I do not claim that I can tell a story as it ought to be told. I only claim to know how a story ought to be told, for I have been almost daily in the company of the most expert story-tellers for many years.

In welcher Gesellschaft sich der Herausgeber der politisch korrekten Version bewegt, wissen wir nicht. Mit Sprache, Geschichtenerzählen und Literatur kann er jedenfalls nicht viel zu tun haben …

patzer Offline



Beiträge: 359

06.01.2011 09:46
#3 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten
Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

06.01.2011 09:58
#4 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

So ganz neu ist dieser Umschreibe-Unsinn nach pc-Regeln ja nicht. Mir fiel dazu ein, dass erst kürzlich irgendwo aufgeregt über die Umbenennung des Astrid Lindgren'schen Negerkönigs (Pippi Langstrumpfs Pappa) zum "Südseekönig" debattiert wurde (Lindgren hatte sich zu Lebzeiten stets gegen eine Umschreibung ihrer Werke gewehrt!). Auch in dieser Diskussion hatte man schon Angst um Klassiker wie eben Mark Twain.

Na ja ... ich wollte jedenfalls die Fundstelle ergoogeln (es gibt einige!) und bin dabei über einen hübschen Diskussionsstrang im Leo-Forum gestolpert. Der pc-Wahn macht anscheinend vor nichts halt sobald es um bestimmte Reizwörter geht. Es trifft Rudyard Kipling (Kolonialismus!) genauso wie Hanni und Nanni und auch die Gebrüder Grimm:

Zitat
Vor einem Jahr gab's bei einem Gespräch mit dem Filialleiter einer Bank ein Puzzle-Buch für die Kleine: Rotkäppchen.
Darin brachte sie der Oma Kuchen und Kakao. Die Großmutter war vom Wolf in den Kleiderschrank geperrt worden, während er das Rotkäppchens bedrohte. Dessen Schreie lockten den Jäger herbei, der den Wolf mit einem Stock vertrieb


Diesen und noch mehr Quark zu lesen gibts hier.

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

patzer Offline



Beiträge: 359

06.01.2011 11:46
#5 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

tipp:
leicht ot aber interessant.sarrazin lesung.
http://quotenqueen.wordpress.com/

flobotron Offline



Beiträge: 333

06.01.2011 11:47
#6 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

In Tolkiens Neuübersetzung des Herr der Ringe wurde Sams Anrede an Frodo von "Herr" zu "Chef"(engl. Master) geändert.
Schon als Kind, das diese Bücher wirklich geliebt hat, empfand ich das als enormen Stimmungskiller.

MfG flobotron

Nonkonformist ( gelöscht )
Beiträge:

06.01.2011 11:52
#7 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Das waren noch Zeiten!
Vielleicht, lieber Herr Zettel, erinnern Sie sich noch an dies wunderschön geschriebene Jugendbuch "Alle Achtung kleiner Bud" von Stephen W. Meader, Preis 1 Mark, das vor "Zigeunerdiskriminierung" nur so strotzt, vom "Military Government" subventionierte Ausgabe.
Zitat:
"Meader painted such a
compelling picture of the American way of life that his Red Horse Hill (1930) was
translated into German and distributed in post-World War II Germany as an introduction
to the American way of life for German children."
http://traplinesnorth.tripod.com/meader_...n_ch_looney.pdf
Sowas ist heute undenkbar.
Mit bestem Gruß!

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

06.01.2011 13:06
#8 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Ganz so hoch würde ich das allerdings nun auch wieder nicht aufhängen. Die Bowdlerization hat eine lange Tradition im englischen Sprachraum.

--
Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.01.2011 13:13
#9 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von Nonkonformist
Das waren noch Zeiten!
Vielleicht, lieber Herr Zettel, erinnern Sie sich noch an dies wunderschön geschriebene Jugendbuch "Alle Achtung kleiner Bud" von Stephen W. Meader, Preis 1 Mark, das vor "Zigeunerdiskriminierung" nur so strotzt, vom "Military Government" subventionierte Ausgabe.


Aber ja! Ich habe es mir im Amerikahaus ausgeliehen. Wie so vieles. In der Kleinstadt, in der wir einige Zeit lebten, war das Amerikahaus ein Paradies für Büchernarren.

Herzlich, Zettel

PS: Übrigens habe ich, als ich das Buch in der Hand hatte, erst gelesen: "Alle Achtung, kleiner Bub". Da war ich ein solcher, sieben oder acht.

lukas Offline



Beiträge: 261

06.01.2011 13:13
#10 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Gribben ist aber gerade kein typisch-linker Akademiker, im Gegenteil, er wurde wegen unzureichender politischer Korrektheit von seinen Kollegen aus der University of Texas at Austin gemobbt. Ich zitiere einen Kommentar, der auf Entertainment Weekly's Literaturblog "Shelf Life" hinterlassen wurde:

Zitat von Chris Mon 01/03/11 7:19 PM
I happen to know the editor of this edition. He’s a world-renowned Twain scholar (search his name on Google books and see how many hits you get). He loves Twain and has devoted his academic life to the study of Twain. He does not favor censorship of Twain. This project resulted from visiting many small towns in Alabama, on a recent speaking tour, and being told by teacher after teacher after teacher that these teachers loved Twain but could not teach Twain because the book was considered so painful by so many readers — simply because of one word. Like it or not, that is the situation in many schools today. Of course, anyone who knows the book well will know that it condemns slavery and that Jim, in many ways, is the real hero of the novel. Gribben’s edition is merely an effort to make sure that more people have the chance to read the novel. Once they read it, many of them will get “hooked” and will want to read the real thing. The edition will have a lengthy preface explaining the nature of the edition and how the edition came to be. No one will ever be able to mistake it for the “original” edition. Ironically, anyone who reads Gribben’s edition will know that the word “slave” is replacing the “n” word, and so the irony and impact of the book will not be entirely lost — not at all. The book will stimulate more discussion and study of Twain, which is always a good thing. I urge anyone who is troubled by censorship (as all intelligent people should be) to wait until the edition appears before passing judgment on it. By the way, the edition pictured by EW is NOT Gribben’s edition, which will make its intentions quite clear and explicit. Gribben is a good man who loves Twain and wants more people to have the chance to fall in love with Twain themselves.



Englischlehrer brauchen also eine solche Ausgabe, um das Buch ueberhaupt im Unterricht besprechen zu koennen, eben weil dieses "n-word" bei Afroamerikanern aus Gruenden, die bis in die juengste Geschichte hineinreichen, einen uebermaechtigen Ekel hervorruft. Das ist nicht rational, aber doch nachvollziehbar, meine ich. Wenn das Vorwort die Aenderungen und die Gedanken dahinter offen anspricht, sehe ich nichts schlechtes darin, Kindern, denen sonst der Zugang zum "Huckleberry Finn" durch diese Tabuisierung ganz versperrt waere, so den Weg offenzuhalten.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.01.2011 14:17
#11 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von lukas
Gribben ist aber gerade kein typisch-linker Akademiker, im Gegenteil, er wurde wegen unzureichender politischer Korrektheit von seinen Kollegen aus der University of Texas at Austin gemobbt. Ich zitiere einen Kommentar, der auf Entertainment Weekly's Literaturblog "Shelf Life" hinterlassen wurde


Danke für diese Recherche, lieber Lukas!

Das läßt die Sache allerdings in einem anderen Licht erscheinen als der Artikel in der NYT, auf den ich micht gestützt habe. Jedenfalls, was die Person Gribben angeht. Wenn andererseits seine Zensur ein Mittel sein soll, um überhaupt wieder die Zulassung des Buchs an bestimmten Schulen zu erreichen, dann ist es ja, betrachtet man die Situation in den USA insgesamt, eher noch schlimmer.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

06.01.2011 14:28
#12 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von Zettel
Wenn andererseits seine Zensur ein Mittel sein soll, um überhaupt wieder die Zulassung des Buchs an bestimmten Schulen zu erreichen, dann ist es ja, betrachtet man die Situation in den USA insgesamt, eher noch schlimmer.


Dass Huckleberry Finn an amerikanischen Schulen gerne verboten wird (also nicht nur aus dem Lehrplan gestrichen, sondern auch aus Schul- und kommunalen Bibliotheken verbannt wird), lehrt uns schon Wikipedia...

--
Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

Nepumuk Offline



Beiträge: 86

06.01.2011 15:09
#13 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Also in der Jubiläumsausgabe von 2007 heisst es wieder Negerkönig. Nur bei der ersten Erwähnung des Wortes "Neger" gibt es eine kleine Fussnote: "In diesem und folgenden Kapiteln wird der Ausdruck "Neger" verwendet. Als Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf geschrieben hat, war das noch üblich. Heute würde man "Schwarzer" sagen."

Also mir persönlich gefällt diese Variante besser als eine generelle Zensur.

Mit freundlichen Grüßen

Nepumuk.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

06.01.2011 15:30
#14 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Mir ist auch eine Umbenennung aufgefallen: Ich sammle die "Schnüpperle"-Kinderbücher und habe folglich alte Ausgaben aus den 70ern und aktuelle. In den alten heißt die Lehrerin "Fräulein Buschmann", in den neuen "Frau Buschmann". Natürlich ist es richtig, dass - würde das Buch heute geschrieben werden - eine Lehrerin nicht mit Fräulein angesprochen wird. Aber kann man nicht gerade in Kinderbüchern noch eine der Entstehungszeit angemessene Sprache stehen lassen?

Gruß Petz

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

06.01.2011 16:48
#15 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von Nepumuk
Also in der Jubiläumsausgabe von 2007 heisst es wieder Negerkönig. Nur bei der ersten Erwähnung des Wortes "Neger" gibt es eine kleine Fussnote: "In diesem und folgenden Kapiteln wird der Ausdruck "Neger" verwendet. Als Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf geschrieben hat, war das noch üblich. Heute würde man "Schwarzer" sagen."

Also mir persönlich gefällt diese Variante besser als eine generelle Zensur.

Oh ja, mir auch. Man sieht, es geht wenn man nur will.

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

06.01.2011 16:58
#16 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von lukas
(…) Englischlehrer brauchen also eine solche Ausgabe, um das Buch ueberhaupt im Unterricht besprechen zu koennen, eben weil dieses "n-word" bei Afroamerikanern aus Gruenden, die bis in die juengste Geschichte hineinreichen, einen uebermaechtigen Ekel hervorruft. Das ist nicht rational, aber doch nachvollziehbar, meine ich. Wenn das Vorwort die Aenderungen und die Gedanken dahinter offen anspricht, sehe ich nichts schlechtes darin, Kindern, denen sonst der Zugang zum "Huckleberry Finn" durch diese Tabuisierung ganz versperrt waere, so den Weg offenzuhalten.



Mich ekelt das N-Wort auch an und das ist so selbstverständlich, dass man es gar nicht begründen muss. Aber gerade deshalb muss das Buch eben richtig in den Unterricht eingeführt werden. Der Lehrer kann und sollte sich von abfällig verwendeten rassistisch gefärbten Begriffen wie »Rothaut« (dann allerdings auch »Bleichgesicht«!) distanzieren. Aber die Schüler müssen begreifen, dass es diese Wörter früher gegeben hat. Daran sieht man doch auch einen Fortschritt! Die Zeit Mark Twains hatte eben andere Wertmaßstäbe als unsere Zeit. Wenn wir überall rückwirkend nach unseren heutigen Werten urteilen würden, müsste man das große Teile des Alten Testaments umschreiben.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

06.01.2011 17:04
#17 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von stefanolix
Wenn wir überall rückwirkend nach unseren heutigen Werten urteilen würden, müsste man das große Teile des Alten Testaments umschreiben.



Già fatto.
http://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

06.01.2011 17:22
#18 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Nicht auszudenken, der lernenden Jugend sollten auch noch "Borstenvieh und Schweinespeck" als "idealer Lebenszweck" vorgestellt werden ... — Stürme der Entrüstung wären absehbar.
In der Tat finde ich eine solche Totemisierung von Wörtern höchst anti-aufklärerisch, dahinter ist wohl eine Scheu vor der Anstrengung geistiger Auseinandersetzung zu vermuten. Meiner Ansicht nach sind auch Schulatlanten auf die gleiche Stufe zu stellen, deren Deutschlandkarten nur bis zur Oder reichen, und die es dem Schüler so verbieten, die Geburtsorte Kants oder Eichendorffs aufzusuchen. "Sapere aude" ist dabei eher als Drohung zu lesen: "Wage es nur, deinen eigenen Verstand zu gebrauchen — du bringst dich in Teufels Küche damit!"

lukas Offline



Beiträge: 261

06.01.2011 17:23
#19 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Und was soll der Lehrer machen, wenn jedes Mal, wenn das Wort im Unterricht fällt, im Klassenzimmer ein kleiner Rassenkrawall ausbricht? Oder wenn ihm der Elternbeirat zu Leibe rückt, weil das Wort mit der Klasse diskutiert wurde? "nigger" hat nun einmal in der amerikanischen Kultur diese unglaubliche Sprengkraft: sobald es ausgesprochen wird, verblasst daneben alles andere.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

06.01.2011 17:26
#20 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von FTT_2.0
[quote="stefanolix"] Già fatto. http://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/



Wie kann man denn in gerechter Sprache über unrechtes Geschehen schreiben? (Nein, bitte an dieser Stelle keine Details aus dem Alten Testament! Die es gelesen haben, wissen, dass man durch gender-gerechte Sprache am Inhalt nicht wirklich etwas ändern kann. Den anderen kann es egal sein.) ;-)

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

06.01.2011 17:33
#21 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von lukas
"nigger" hat nun einmal in der amerikanischen Kultur diese unglaubliche Sprengkraft: sobald es ausgesprochen wird, verblasst daneben alles andere.


Das phonetisch daran erinnernde niggardly ("knauserig"), das etymologisch nun aber auch gar nichts mit nigger zu tun hat, ist auch regelmäßig Gegenstand von Aufgeregtheiten.

--
Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

06.01.2011 17:38
#22 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von lukas
Und was soll der Lehrer machen, wenn jedes Mal, wenn das Wort im Unterricht fällt, im Klassenzimmer ein kleiner Rassenkrawall ausbricht? Oder wenn ihm der Elternbeirat zu Leibe rückt, weil das Wort mit der Klasse diskutiert wurde? "nigger" hat nun einmal in der amerikanischen Kultur diese unglaubliche Sprengkraft: sobald es ausgesprochen wird, verblasst daneben alles andere.



Dann sollen sie das Buch eben als »wahlobligatorische« Literatur (so hieß das bei uns) in den Kanon aufnehmen, also beispielsweise als eines von sechs Büchern, die in der sechsten Klasse gelesen werden sollen und von denen man mindestens zwei gelesen haben muss. Ich habe gerade Lust, als Freizeitbeschäftigung Tom Sawyer in der Übersetzung von 1900 in LaTeX zu setzen. Der Text ist gemeinfrei. Ich werde nebenbei mal schauen, ob da überhaupt irgendwo Schwarze verächtlich gemacht oder rassistisch beschrieben werden. Wenn's nur das eine Wort ist, sollte man die Aufregung dämpfen …

In meiner Kindheit hat man uns eingeschärft, dass »Nigger« ein übles Schimpfwort, »Mohr« ein veralteter Begriff und »Neger« die korrekte Bezeichnung sei. Nachher wussten wir, warum in der »Zauberflöte« ein Mohr vorkommt, welchen Begriff wir vermeiden sollten und welchen Begriff wir verwenden sollten. Heute ist »Neger« auch tabu, aber die ersatzweise verwendeten Wörter sind ein einziger Krampf.

Von der Wortbedeutung her (»Neger« kommt ja vom lateinischen Wort für »schwarz«) würde man uns Europäer adäquat einfach als »Bleiche« oder »Weiße« bezeichnen und warum sollte man das nicht tun? Wir haben ja kaum Farbe im Winter …

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

06.01.2011 17:41
#23 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Ich warte immer noch auf einen Koran in gerechter Sprache.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

06.01.2011 17:48
#24 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von Abendlaender
Ich warte immer noch auf einen Koran in gerechter Sprache.



Und spätestens, wenn der fertig ist, sollte man sich parallel mit dem Kamasutra und allen Karl-May-Bänden befassen, nur um zwei ganz dringende Beispiele herauszugreifen ;-)

Was werden wir unseren Kindern für eine Literatur hinterlassen?

Wie lange wird es dauern, bis Frömmler und PC-Korrekte auch die Quellen trockenlegen?

»Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes« schreibt ein Forumsmitglied in seiner Signatur. Wie wahr! Man könnte glatt selbst mit dem Denken beginnen!

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

07.01.2011 10:59
#25 RE: Marginalie: Huckleberry Finn Antworten

Zitat von FTT_2.0
Già fatto.
http://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/



Zitat aus der PC-Bibel:
> Hat Jesus mit den Jüngerinnen und Jüngern tatsächlich gefrühstückt (Joh 21,15)?

Oh mein Gott und oh meine Göttin!

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