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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 31 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.292

21.01.2011 14:42
#26 RE: Notizen zu Sarrazin (11): BBC und "Spiegel-Online" Antworten

Zitat
Sarrazins Englisch ist nicht colloquial; es fehlen die Floskeln und Füller.



Das ist sicherlich ein wichtiger Aspekt: Wenn man frei spricht und während des Sprechens seine Gedanken sortiert, ist es natürlich hilfreich, wenn man die 'Äh-Sekunde' durch irgendeine Floskel überbrücken kann. Sarrazin ist diesbezüglich halt sehr extrem, auch im Deutschen.

Aber gut, der springende Punkt hier ist ja, dass sein mangelndes Redner-Talent als Kritik an seiner Kompetenz herhalten soll. Und es macht Sarrazin sympatisch, dass er sich darauf nicht einlässt, sondern macht, was er für richtig hält.

- Alfonzo

Diskus Offline



Beiträge: 206

21.01.2011 14:56
#27 RE: Notizen zu Sarrazin (11): BBC und "Spiegel-Online" Antworten

Zitat
ähnlich, wie übrigens z.B. in der Chinesischen Oberschicht.


Können Sie das, lieber Zettel, noch etwas erklären? Daß es in der chinesischen Oberschicht üblich gewesen wäre, reiche Töchter mit armen Intellektuellen zu verheiraten, wäre mir neu.

Nepumuk Offline



Beiträge: 86

21.01.2011 19:08
#28 FU Berlin Antworten

Immerhin durfte Sarrazin sich bei der BBC äußern. An der FU Berlin hat er weniger Glück. Dort wurde er nach linken Protesten wieder ausgeladen.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/tu-ber...s-/3716016.html

Besonders originell finde ich die Aussage des Asta-Sprecher: "Wir glauben, Sarrazin möchte sich nicht einer kritischen Öffentlichkeit stellen, die ihn hier erwartet hätte."

Ganz schön unverschämt.

Stefanie Offline



Beiträge: 606

22.01.2011 22:06
#29 RE: FU Berlin Antworten

Zum Englisch von Sarrazin:

Man konnte ihn problemlos verstehen. Er konnte ausdrücken, was er sagen wollte. Das reicht. Eine Sprache beherrschen bedeutet sich in ihr ausdrücken zu können und das kann Sarrazin unzweifelhaft in Englisch. Er hat die Fragen alle verstanden und sehr konkret geantwortet. Das ist das eine. Das andere ist, wenn Spiegel Reporter meinen hier lästern zu müssen, ist das das gleiche Niveau wie Lästern über Äußerlichkeiten. Das ist einfach billig. Es kann Zusammenhänge geben, in denen man auf Äußerlichkeiten oder Ausdruck in der Sprache eingehen kann und vielleicht sogar sollte. Aber hier ist es völlig irrelevant und zeigt nur, auf welches unterirdische Niveau der Spiegel abgerutscht ist und vollends lächerlich wurde es, wenn der Journalist tatsächlich white statt bright im Eingangsstatement von Sarrazin verstanden haben sollte. Denn der deutsche Akzent führt ganz sicher nicht dazu, dass das bright als white verstanden werden konnte zumal es im Kontext nun nicht passte, selbst bei böswilligster Unterstellung.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.01.2011 00:46
#30 Intelligenz und Meritokratie Antworten

Zitat von Diskus

Zitat
ähnlich, wie übrigens z.B. in der Chinesischen Oberschicht.


Können Sie das, lieber Zettel, noch etwas erklären? Daß es in der chinesischen Oberschicht üblich gewesen wäre, reiche Töchter mit armen Intellektuellen zu verheiraten, wäre mir neu.



Mir auch, lieber Diskus.

Was Sie zitieren, stand in diesem Kontext:

Zitat
Kultur und Gene interagieren eben. Nach meiner Kennntnis ist die weit überdurchschnittliche Intelligenz amerikanischer Juden (mittlerer IQ ungefähr 115) nur für Aschkenase nachgewiesen, nicht für Sephardim. Sarrazin weist sehr zu Recht auf die Heiratspraxis der Aschkenase hin: Für die Tochter des reichen Händlers war es eine Ehre, einen armen Rabbi zu heiraten; diesem konnte der Schwiegervater viele Kinder finanzieren. Es fand also über die Jahrhunderte eine Selektion nach Intelligenz statt; ähnlich, wie übrigens z.B. in der Chinesischen Oberschicht.


Eine Selektion nach Intelligenz, ähnlich wie z.B. in der chinesischen Oberschicht. Dort aber über einen anderen Mechanismus.

Als ich das jetzt nachgesehen habe, zeigte sich, daß offenbar ein profunder Kenner der chinesischen Kultur in der deutschen Wikipedia den Artikel "Chinesische Beamtenprüfung" bearbeitet hat. Also brauche ich nichts tun, als darauf zu verweisen.

Über buchstäblich Jahrtausende hat sich die Selbstrekrutierung der chinesischen Oberschicht nach dem Kriterium der Intelligenz vollzogen. Meines Wissens ist das nur dem Judentum vergleichbar; vielleicht war es auch im alten Ägypten mit seiner Priesterherrschaft so, da kenne ich mich nicht aus.

Vermutlich bestimmt nichts mehr eine Kultur als die Kriterien, nach denen die Selbstrekrutierung der Oberschicht stattfindet.

Dabei interagieren eben Kultur und Genetik. Es gibt keine größere Intelligenz "der Asiaten" als der Europäer. Aber es gibt eine chinesische Oberschicht, der dank dieser eineinhalb Jahrtausende andauernden sozialen Selektion die Oberschicht kaum eines europäischen Landes in ihrer Intelligenz gewachsen sein dürfte.

Am ehesten - außer dem Judentum - in Franrkeich; aber da findet diese meritokratische Selektion erst seit 200 Jahren statt, nicht seit 1500 Jahren.

Herzlich, Zettel

Diskus Offline



Beiträge: 206

23.01.2011 21:22
#31 RE: Intelligenz und Meritokratie Antworten

Ich hatte mir, lieber Zettel, schon fast gedacht, daß Sie auf diese Beamtentests hinaus wollten. Aber bei diesen lagen meines Wissens Anspruch und Wirklichkeit meilenweit auseinander.

Zitat von Zettel
Über buchstäblich Jahrtausende hat sich die Selbstrekrutierung der chinesischen Oberschicht nach dem Kriterium der Intelligenz vollzogen.


Da es reine Repetitionstests waren, wo Kreativität und Problemlösungsvermögen gar keine Rolle spielte, darf man aber wohl bezweifeln, daß durch solche Tests die besonders Intelligenten ausgewählt wurden. Desweiteren war das System so konstruiert, daß de facto arme Familien überhaupt keinen Zugang hatten, da sie sich nicht erlauben konnten, ein männliches Familienmitglied für mehrere Jahre von produktiver Tätigkeit freizustellen. Obwohl prinzipiell erwünscht blieb daher meines Wissens der Austauscheffekt der Oberschicht - von wenigen Ausnahmen abgesehen - aus.

Zitat von Zettel
Vermutlich bestimmt nichts mehr eine Kultur als die Kriterien, nach denen die Selbstrekrutierung der Oberschicht stattfindet.


In diesem Sinne darf man wohl annehmen, daß die Kopierwut der Asiaten hier seinen Ursprung hat. Kann sein. Für meine Kommilitonen in Taiwan zumindest bestand Prüfungsvorbereitung im wesentlichen in nächtlichen Zusammenkünften in Turnhallen, die in den letzten Wochen vor Semesterende extra zu diesem Zweck geöffnet wurden, wo sie kauernd nächtelang den ganzen mutmaßlichen Prüfungsstoff auswendig gelernt hatten. Mit Verstehen hat diese Lernstrategie wenig bis nichts zu tun. Spaßeshalber werden daher die Prüfungsanwärter statt "考生” (kao3 sheng1) auch "烤生“ (kao3 sheng1 - gegrillter Student) bezeichnet.

Zitat von Zettel
Dabei interagieren eben Kultur und Genetik. Es gibt keine größere Intelligenz "der Asiaten" als der Europäer. Aber es gibt eine chinesische Oberschicht, der dank dieser eineinhalb Jahrtausende andauernden sozialen Selektion die Oberschicht kaum eines europäischen Landes in ihrer Intelligenz gewachsen sein dürfte.


Interessant. Ist das wirklich so? Ich hätte eher vermutet, daß spätestens seit Maos Kulturrevolution auf dem chinesischen Festland die letzten Spuren der ehemaligen Oberschicht beseitigt wurden. Die meisten werden ohnehin 49 nach Taiwan geflüchtet sein.

Zitat von Zettel
Am ehesten - außer dem Judentum - in Franrkeich; aber da findet diese meritokratische Selektion erst seit 200 Jahren statt, nicht seit 1500 Jahren.


In China ja auch nicht, oder? Institutionalisiert wurde es doch erst in der Songdynastie ca 1250 und mehrfach längere Zeit unterbrochen, um die Oberschicht durch Ämterkauf etwas aufzufrischen.

Herzlich, Diskus

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.01.2011 23:29
#32 RE: Intelligenz und Meritokratie Antworten

Zitat von Diskus
Ich hatte mir, lieber Zettel, schon fast gedacht, daß Sie auf diese Beamtentests hinaus wollten. Aber bei diesen lagen meines Wissens Anspruch und Wirklichkeit meilenweit auseinander.


Danke für die Informationen, lieber Diskus. Sie wissen da offenbar weit besser Bescheid als ich; ich freue mich, wieder etwas gelernt zu haben.

Herzlich, Zettel

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