Nachtrag: Die von mir gemeinte Überschrift hat Welt Online nun ausgetauscht. Aber oben in der Adresse kann man sie noch mal lesen: "Der drohende GAU lehrt die Japaner, was Angst ist" - einfach peinlich.
Vorläufiger Höhepunkt einer langen Folge von unseriösen, tendenziösen und primitiv-reisserischen Schlagzeilen bei Spiegel-Online:
Zitat 50 Mann sollen Japan retten
Welch groteske panik-schürende Falschdarstellung des bestehenden Risikos, wenn nun suggeriert wird, dass praktisch "ganz Japan auf dem Spiel steht".
... Wenn man bedenkt, dass selbst in Folge der Tschernobyl-Katastrophe nach seriösen Schätzungen höchstwahrscheinlich weniger als 100 Menschen direkt und höchstens 1000-5000 durch indirekte Folgen der Strahlung zu Tode gekommen sind.
Warum dürfen eigentlich diese "Journalisten" ungestraft beliebig Falsch- und Hetzmeldungen in die Welt setzen ?
Ganz großartig auch die Erkenntnis der FAZ: "Im Gegensatz zum Rohöl ... werden die Radionuklide nicht durch Bakterien abgebaut." Wer hätte das gedacht?
Zitat In Deutschland, wo sich die atomaren Ängste mit der Furcht vorm Waldsterben und vor BSE zu einer allgemeinen Bedrohungspsychose verdichteten, ist der Grad der Unbesonnenheit nach wie vor hoch.
Manch Nuklear-Phobiker isst wegen des Fallouts in der Ukraine bis heute keine Pilze aus Bayern. Gute Gründe dafür gab es schon vor 20 Jahren nicht.
Offiziell kamen in Tschernobyl 47 Menschen durch letale Dosen ums Leben - schlimm genug. Es waren Mitglieder der Rettungs-gruppen.
"Insgesamt aber war die entwichene Strahlung einfach zu niedrig, um sehr hohe Opferzahlen zu erzeugen", erklärt Kellerer.
Einzig das aus dem Meiler entwichene Jod 131 schlug in der Ukraine eine böse Schneise. Als Staub ging es auf den Wiesen nieder und reicherte sich über die Kette Gras-Kuh-Milch in den Schilddrüsen von Kindern an. Rund 4000 von ihnen erkrankten an Krebs. Dass aber Schilddrüsenkarzinome gut operierbar sind und nur neun Kinder starben, kam nie zur Sprache.
"Tschernobyl war ohne Zweifel eine Katastrophe", meint der GSF-Sprecher Heinz-Jörg Haury, "aber sie wurde zusätzlich verzerrt und aufgebauscht."
Es wurde wirklich Zeit, dass auch die unglaubliche Leistung vor Ort Anerkennung findet.
Die taz hat ebenfalls das positive am Japaner entdeckt:
Zitat Die japanische Angstlosigkeit und der überall spürbare Unwille, die sich abzeichnende Katastrophe zu Ende zu denken, aber haben in diesen Tagen auch große Vorteile. Sie verhindern Aufregung, Streit und im Extremfall denkbare Gewaltausbrüche. Am Abend bespricht eine junge Web-Designerin mit ihrem Freund in einem Tokioter Café die Lage. Sie machen sich nicht allzu viele Sorgen, aber vor einem fürchten sie sich ganz bestimmt nicht: vor einer öffentlichen Panik. "Das gibt es bei uns nicht. Wenn einer panisch reagiert, wird er von den anderen zur Ruhe gebracht", ist sich das Paar sicher
... und auch noch lobende Worte für die Regierung.
Zitat Doch die Regierung Kan erweckt jetzt manchmal den Eindruck, als denke sie weiter als ihre Wähler. In ihr arbeiten heute viele ehemalige Linksaktivisten, die sich zwar in den letzten Jahren dem politischen Alltagsgeschäft in Japan angepasst haben, aber in der Krise möglicherweise doch auf andere Gedanken kommen. Kan ist einer von ihnen, ebenso Wirtschafts- und Industrieminister Banri Kaieda, der für die AKWs zuständig ist. Vielleicht kommt zumindest bei ihnen die Botschaft der japanischen AKW-Gegner an.
* Das ist zwar prähistorisch-antifeministisch, aber ich glaube, dass sich hier niemand finden wird, der auf Einhaltung der Quote oder gendergerechte Sprache drängt.
Danke für die Aktualisierung! Ich habe keine Ahnung von den Arbeitsabläufen die dort derzeit von statten gehen und weiß daher nicht ob mehr Leute eventuell mehr erreichen könnten - auf jeden Fall wird, wie ich finde, völlig vergessen in den deutschen aber auch in vielen internationalen Medien welche vorbildliche Arbeit diese Leute dort leisten. Nach dem was am Anfang mal berichtet wurde arbeiten sie wohl mit z.T. schwerem Atemschutz und das schon seit Tagen und begeben sich dabei selbst in Gefahr. Ganz abgesehen von dem enormen Druck erfolgreich zu sein, der auf ihnen lastet. Das sind körperlich wie psychologisch absolut extreme Zustände und ist mit Sicherheit eine Zäsur in ihrem Leben. Es spricht wohl in trauriger Weise für sich, wie wenig Aufmerksamkeit die wohl einzigen derzeit wirklich massiv gefährdeten Menschen in der ganzen Sache bekommen
Frau Merkel hatte vor einigen Tagen auf die 'hohen Sicherheitsstandards' in Japan verwiesen. Ich wäre neugierig, woher dieses Wissen kommt. Wir haben möglicherweise ein zu positives Vorurteil, das sich vielen uns bekannten japanischen Produkten ableitet. Im Gegensatz zu Automobilen, die potentiell teure Schadensersatzklagen in den USA überstehen müssen, gilt dies für (alte) japanische AKWs nicht unbedingt. Mine Erfahrungen mit einem anderen für Sicherheit zuständigen Ministerium (Ministery of Health, Labour and Welfare) ist die, dass dort vor allem betonköpfige Beamte das Sagen haben, die zwar viele Unterlagen sichten wollen, selbst aber keinen konstruktiven Beitrag zur Sicherheit leisten können. Es scheint auch gelegentlich, dass die politischen Vorgaben eine sehr große Rolle spielen, in diesem Fall, wenn es um die erschwernis des Marktzugangs geht.
Ich würde also durchaus in Betracht ziehen, dass die Überwachung der AKW-Sicherheit in Japan weit unter dem auch durch die Anti-AKW Bewegung geschärften deutschen Niveau liegt.
Zitat Whether it is confusion of radiation with radioactive material, flailing comparisons to past accidents, or hopeless misuse of terminology, reporting on Fukushima has been a mix of hype and speculation entirely devoid of useful information. Let’s set the record straight: the situation is under control, it is unlikely that the nuclear fuel has melted, the risk to the public is effectively zero, and, depending on whether facts on the ground have been reported correctly, it is possible that the reactors will remain capable of producing power in the future. ... Keith Yost is a graduate student in the Department of Nuclear Science and Engineering and the Engineering Systems Division.
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