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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 28 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.04.2011 15:29
#26 Eisenbahnpolitik Chinas Antworten

Zitat von Zettel
Die Autoren dieses Stratfor-Artikels sehen China vor einer Wende:

Jiang Zemin, der Nachfolger Dengs, und dessen Nachfolger, der jetzige Präsident Hu Jintao, waren von Deng ausgesucht und setzten dessen Politik fort.

Demnächst wird Hu abtreten. Das könnte, meinen die Autoren, eine Abkehr von Dengs Politik bedeuten. Mit einem größeren Gewicht des Militärs, mehr ideologischem Eifer und politischen Reformen.

In einem weiteren Artikel über China (auf der Startseite unter "China Political Memo: April 29, 2011" zu sehen, aber nur für Abonnenten zugänglich) ging Stratfor gestern auf die Eisenbahnpolitik Chinas ein.

China hat bereits jetzt das größte Hochgeschwindigkeits-Netz der Welt (8.358 km); man hat europäische Technologie abgekupfert und ist damit über die Maßen erfolgreich. Jetzt werden Verträge geschlossen, die ganz Indochina mit einem chinesischen Hochgeschwindigkeits-Netz überziehen sollen.

Vorgestern, am 27. April, wurde eine vorläufige Vereinbarung (memorandum of understanding) mit Myanmar (=Burma) unterzeichnet. Gemeinsam mit den Chinesen soll eine Verbindung zwischen der Grenzstadt zu China Muse und der Hafenstadt Kyaukphyu gebaut werden. Von China führt dann eine Eisenbahnverbindung parallel zu einer chinesisch-burmesischen Pipeline bis zum Indischen Ozean.

Nach Informationen von Stratfor ist das der Beginn eines gewaltigen Ausbaus des chinesischen Hochgeschwindigkeits-Netzes in Richtung Südostasien, Zentralasien und Rußland. Verhandlungen mit den betreffenden Staaten sind im Gang.

Bis 2025 sollen die Netze fertig sein. Alle Hauptstädte der Staaten Indochinas werden dann direkt mit China verbunden sein. China hat dann Zugang zum Indischen Ozean und zu dem Drehkreuz Singapur. Es kann das Südchinesische Meer und die Straße von Malakka umgehen.

Dieses Schienennetz wird nach Einschätzung von Stratfor von großer strategischer Bedeutung in einer Region sein, die in den kommenden Jahrzehnten vom Machtkampf zwischen China und Indien bestimmt sein dürfte.



Ähnliche Pläne gibt es für Zentralasien. China hat im Februar dieses Jahres mit Kasachstan einen Vertrag für den Bau einer Hochgeschwindigkeits-Verbindung zwischen der Hauptstadt Astana und der größten Stadt Almaty geschlossen (10.050 km; 350 km/h Höchstgeschwindigkeit). Die Linie soll später bis zur chinesischen Grenze weitergeführt werden. Eine andere Linie von China über Kirgisistan nach Usbekistan wurde von China ausgearbeitet und diesen Staaten vorgeschlagen. Das wäre eine moderne Version der Seidenstraße.



Kommentar: So baut China, weitgehend unbeachtet von unseren Medien, seinen Einfluß planmäßig aus. Seine Angebote sind konkurrenzlos günstig. Aus der einstigen naiven Vorstellung, Deutschland könne ICEs in großem Stil an China verkaufen, ist die Realität geworden, daß China sich diese Technologie angeeignet hat und sie nun zu Preisen vermarktet, die konkurrenzlos sind.

Diese Eisenbahnpolitik dient der chinesischen Wirtschaft. Sie dient den chinesischen Handelsinteressen. Aber sie dient auch dem politischen Einfluß Chinas; und natürlich kann ein solches Netz auch militärisch genutzt werden.

lukas Offline



Beiträge: 261

30.04.2011 15:44
#27 RE: Chinas Umbruch nach der Deng-Dynastie Antworten

Ein Hochgeschwindigkeitsnetz? Das existiert doch selbst im dichtbesiedelten Europa nur dank massiver Unterstützung durch die Politik. Und das soll nun in Zentralasien den Fortschritt bringen? Da (und nicht nur da) verzetteln sich die Chinesen m.E. gehörig. Es wird bald krachen in China, wenn die Fehlinvestitionen der vergangenen Jahre offenbar werden.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.083

30.04.2011 21:36
#28 RE: Eisenbahnpolitik Chinas Antworten

Zitat von Zettel
So baut China, weitgehend unbeachtet von unseren Medien, seinen Einfluß planmäßig aus. Seine Angebote sind konkurrenzlos günstig. Aus der einstigen naiven Vorstellung, Deutschland könne ICEs in großem Stil an China verkaufen, ist die Realität geworden, daß China sich diese Technologie angeeignet hat und sie nun zu Preisen vermarktet, die konkurrenzlos sind.

Diese Eisenbahnpolitik dient der chinesischen Wirtschaft.


Diese Politik mag militärisch sinnvoll sein. Aber wirtschaftlich ist das Merkantilismus. Und den blumigen Verlautbarungen der Chinesen sollte man ebensowenig glauben wie früher gefälschten Sowjetstatistiken. Hier eine abweichende Sicht auf das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz. Link via: http://www.coyoteblog.com/coyote_blog/20...er-a-cliff.html

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.05.2011 00:19
#29 RE: Eisenbahnpolitik Chinas Antworten

Zitat von Gorgasal
Und den blumigen Verlautbarungen der Chinesen sollte man ebensowenig glauben wie früher gefälschten Sowjetstatistiken. Hier eine abweichende Sicht auf das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz. Link via: http://www.coyoteblog.com/coyote_blog/20...er-a-cliff.html

Ja, das mag ein Beispiel für das sein, was wir in diesem Thread schon diskutiert haben: Wie die kommunistische Diktatur mit ihrer Korruption und Ineffizienz zu einer Fessel für die Entfaltung der Produktivkräfte des Kapitalismus wird. Schlamperei, Verantwortungslosigkeit und die Geringschätzung von Menschenleben sind nun einmal Merkmale jedes sozialistischen Systems.

Aber in dem Stratfor-Artikel geht es ja nicht um das innerchinesische Hochgeschwindigkeits-Netz, sondern um die chinesische Expansion sowohl nach Hinterindien als auch nach Zentralasien mit Hilfe von Eisenbahnlinien, die von den Chinesen zu konkurrenzlos billigen Preisen gebaut werden.

Der Bau von Eisenbahnen ist seit dem 19. Jahrhundert ein Instrument der geographischen Expansion - die Transsibirische Eisenbahn sollte Sibirien für das Zarenreich erschließen, die Union Pacific Railroad sollte der Eroberung des Westens der USA dienen, die Bagdadbahn der deutschen Expansion in den Nahen Osten.

Die Chinesen haben die Bedeutung des Eisenbahnbaus zur Beförderung ihrer wirtschaftlichen, diplomatischen und im Bedarfsfall auch militärischen Interessen schon sehr früh erkannt. Schon Anfang der siebziger Jahre baute (und finanzierte) China die TAZARA in Ostafrika; mehr als 1.800 km quer durch Tansania und Sambia. Damit begann das chinesische Engangement in Afrika, in dessen Verlauf die Chinesen längst die alten Kolonialmächte England und Frankreich als einflußreichste auswärtige Macht in Afrika abgelöst haben.

So dürfte auch der jetzt vereinbarte oder geplante Eisenbahnbau zu verstehen sein. Er bringt den Chinesen - vor allem in Hinterindien - Vorteile für ihren Handel; aber er macht die betreffenden Länder auch abhängig von China.

Chinas Weg zur einzigen Supermacht ist eben sehr langfristig angelegt. Man gibt sich freundlich und bescheiden und vermeidet jedes Großmachtgerede; aber man baut zielgerichtet an der chinesischen Hegemonie.

Herzlich, Zettel

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