Zitat von GorgasalIch habe noch immer nicht ganz verstanden, warum die Konzerne das dann nur rund um Ostern tun und nicht einfach danach die Preise stillschweigend gemeinsam ebenso hoch halten, wenn das anscheinend so einfach ist. Erklären Sie's mir?
Mit Erklären wäre ich da vorsichtig, ich kann mutmassen, wenn Ihnen das reicht: Zum einen glaube ich nicht, dass sich eine solche Struktur permanent (d.h. im ganzen Jahr) aufrecht erhalten lässt. Wenn ich den Preis permanent um 3% "überhöhe" tritt irgendwann ein neuer Wettbewerber auf den Markt und tut mir weh. Für einige Tage im Jahr wird das nicht passieren. Zum zweiten könnte es sich schlicht um eine Struktur handeln, die durch Zufall entstanden ist und seitdem stabil ist. Es mag sich die Situation vor einigen Jahren ergeben haben und es funktionierte. Im nächsten Jahr probierte man es dann zu wiederholen. Hat auch funktioniert. Und so baut sich ein labiles Vertrauen auf. Das lässt sich dabei nicht auf die Alltagssituation übertragen. Oder man hats probiert und es hat nicht funktioniert. Das ist aber egal, solange ich mich darauf verlassen kann, wann es funktioniert (an Ostern eben). Sprich: Etwas mehr verdienen ist besser als nix mehr verdienen.
Zitat Bis zur "Wutbürger"-Debatte war ja "Wut" (...) fast durchgängig positiv konnotiert
Lieber DrNick,
sicherlich haben Sie damit Recht, nur habe ich diese Konnotation eben nie als positiv empfunden. Erstens fand ich diese elende Emotionalisierung verachtenswert und zweitens wolle ich nie akzeptieren, daß Jemand öffentlich Schuldunfähigkeit infolge von unkontrollierbaren Emotionen für sich reklamieren darf.
Zitat von LlarianIch find ihn nicht nur einleuchtend, ich finde ihn schreiend.
Lieber Llarian,
wenn man sein Auto ganzjährig nutzt, dann mitteln sich die Tankkosten aus und Ostern geht als Promilleanteil unter. Wenn man sein Auto nur an Ostern nutzt, dann kann man auch schon zwei Wochen früher tanken. In der Regel halten heute Tankinhalte bis knapp 1000km. Für 'schreiend' eigentlich kein Anlass.
Im Übrigen haben Kollegen heute von gleich mehreren leergepumpten Tankstellen berichtet: Die Nachfrage war also an Ostern auf jeden Fall höher als das Angebot, vor allem, da anscheinend Tanklaster über die Feiertage nicht beliefern durften. Die Mineralölfirmen haben gewarnt, gestern abend wurde ihnen der Vorwurf der Panikmache gemacht. Ich habe den Eindruck, dass Mineralölfirmen einfach ein willkommener 'Buhmann' sind.
Zitat von Llarian Ganz anders sieht es dagegen bei Rohstoffen aus: Im letzten Jahr entschieden sich drei grosse Konzerne, Rio Tinto, BHP Billiton und Vale die Preise für Eisenerz zu verdoppeln. Warum ? Weil sie es konnten. Es gibt keinen Grund dafür, jedenfalls keinen, der irgendwo auf die Produktion zurückginge.
Lieber Llarian,
es gibt auch eine einfache und (hoffentlich) einleuchtende Erklärung: Rohstoffe waren über ein lange Periode Ladenhüter und die Konzerne haben Produktionseinrichtungen und Explorationen zurückgefahren. Als die Nachfrage speziell aus China kräftig anstieg wurde auch wieder in Produktionsanlagen und Exploration (oder Übernahme von Explorern) investiert. Parallel dazu sind nämlich auch die Aktien der Ausrüster (für Explorationen) gestiegen.
Die Kapitalkosten wurden über erhöhte Rohstoffpreise finanziert - und die zuvor eingebrochenen Gewinnmargen wieder normalisiert.
Zitat von DrNickStatt sich über die steuerliche Belastung von Benzin aufzuregen, will die Mehrheit der Deutschen staatlich regulierte Preise.
Lieber Dr. Nick,
ich bin ja mit Ihnen einig, dass die Forderung nach staatlich festgelegten Benzinpreisen Unsinn ist, und ich meine auch, dass die Zustimmung dafür nur ein Mosaikstein im Gesamtbild der Selbstentmündigung der deutschen Bürger ist, aber die tränenreiche Erklärung der Mineralölindustrie (1 Cent/Liter Gewinn) würde ich auch nicht ganz für voll nehmen. Das Handelsblatt schreibt: "Das ist der Betrag, der übrig bleibt, wenn Mehrwert- und Mineralölsteuern und die Kosten für den Einkauf des Kraftstoffs bezahlt sind."
Da ist die Frage, wer bei wem einkauft. In der gesamten Lieferkette von der Pumpe bis zum 'Verkäufer' des Sprits dürfte es verschiedene Möglichkeiten der Gewinnabschöpfung geben. Ein Mineralölkonzern kann sich an der gesamten Lieferkette beteiligen, die Kette in mehrere Teilunternehmen aufbrechen, und das letzte Glied wegen der geringen Marge jammern lassen. Also hier habe ich keine Träne übrig.
Nur: Die deutsche Bundesregierung hat auf den größten und lukrativsten Bereich der Lieferkette keinen Durchgriff. Ob reguliert oder nicht, der Preis ab Grenze wird anderswo gemacht. Wenn der Gewinn pro Liter nur bei einem Cent ist, dann können die Mineralölfirmen auf den letzten Teil des Vertriebsnetzes auch gerne verzichten, der deutschen Regierung den Vertrieb überlassen, und den Preis ab Grenze gerinfügig erhöhen. Der Endpreis wäre dann aber mit Sicherheit höher als heute.
Zitat von MartinDa ist die Frage, wer bei wem einkauft. In der gesamten Lieferkette von der Pumpe bis zum 'Verkäufer' des Sprits dürfte es verschiedene Möglichkeiten der Gewinnabschöpfung geben. Ein Mineralölkonzern kann sich an der gesamten Lieferkette beteiligen, die Kette in mehrere Teilunternehmen aufbrechen, und das letzte Glied wegen der geringen Marge jammern lassen. Also hier habe ich keine Träne übrig.
Lieber Martin,
daß einige Anbieter an etlichen Stellen der Lieferkette aktiv sind, ist schon klar (z.B. Aral/BP), aber es gibt ja auch eine Tankstellen-Kette wie Star/Orlen, die ausschließlich für den Vertrieb zuständig ist (und die bei uns übrigens meist die günstigste ist). Und bei denen bleibt eben tatsächlich nicht allzu viel übrig.
Daß wir es hier, global gesehen, nicht eben mit einem perfekten Markt zu tun haben, würde ich auch sofort unterschreiben. Gesucht wurde aber eine Erklärung für die Preiserhöhungen vor deutschen Feiertagen, und die werden sicher nichts mit den vereinbarten Fördermengen der OPEC zu tun haben.
die Höflichkeit verlangt auf eine direkte Ansprache zu reagieren. Aber es bleibt bei dem letzten, was ich Ihnen vor einigen Monaten schrieb:
Zitat von Llarian[...] Denn darauf habe ich keine Lust. Wir können argumentieren und uns austauschen, aber dann muss man auch fragen dürfen, was der Betreffende damit meint und wie er darauf kommt. Die Antwort auf eine solche Frage dann aus Gutdünken ob es jetzt weiterführt, abzulehnen, ist sowohl unhöflich als auch sinnfrei, denn dann dann sind ihre Argumente hinfällig für jeden, der sie nicht auf Anhieb nachvollziehen kann. Anders gesagt, ihre Argumente sind dann genau denen zugänglich, die vorher schon das selbe gedacht haben. Unter diesem Ansatz können wir keine Unterhaltung führen, die über das gegenseitige Bestärken hinausgeht und dafür ist unser beider Zeit zu schade.
Zitat von LlarianDie Beobachtung, dass alle das gleiche tun. Das ist zumindest recht auffällig, denn in einem echten Wettbewerb gibt es immer einen, der nicht mitmacht, um sich Vorteile zu sichern.
Dem möchte ich die Preise des heutigen Dienstags entgegenhalten: Esso: 1,51 (E10), 1,56 (Super) Shell: 1,52 (Super) HEM: 1,47 (Super)
Am Karfreitag war der Liter Superbenzin bei Aral sogar 2 ct günstiger als bei der eigentlich immer alle-anderen-unterbietenden Marktkauf-Tankstelle.
Die HEM wäre normalerweise auf dem E10-Niveau. Esso ist bisher die einzige E10-Tankstelle, die ich sah. Die Preisunterschiede liegen dauerhaft bei 5-8 ct je Liter. Gäbe es ein Kartell, sollten doch auch die Konkurrenten die höheren Super-Preise nehmen statt Kunden anzulocken? (Es könnte natürlich eine Anomalie sein. Ich habe sonst eher selten auf die Preise geachtet und montags vormittags getankt. Seit diesem Monat gibt es E10 und ich passe auf.)
Zitat von DrNick Daß wir es hier, global gesehen, nicht eben mit einem perfekten Markt zu tun haben, würde ich auch sofort unterschreiben. Gesucht wurde aber eine Erklärung für die Preiserhöhungen vor deutschen Feiertagen, und die werden sicher nichts mit den vereinbarten Fördermengen der OPEC zu tun haben.
Beste Grüße
DrNick
Lieber Dr. Nick,
nehmen wir mal an, dass die durchschnittlichen Gewinne der deutschen GmbHs der großen Mineralölfirmen oder auch die Gewinne von Star/Orlen im 1 Cent / Liter - Bereich liegen. Dann ist eine temporäre Erhöhung auf sagen wir mal 5 Cent/Liter für den Gewinn ein signifikanter Beitrag. Wer den Wochenverlauf der Spritpreise verfolgt, der sieht einigermaßen synchrone Preisschwankungen im 5-10%-Bereich von einem Tag auf den anderen (Montagstanker waren in der letzten Zeit günstiger dran), ohne dass die Tankstellen neu beliefert worden wären. Was auch immer der Algorithmus dieser Schwankungen ist, inklusive solcher zu bestimmten Zeiten (Ostern, Ferienzeit), er scheint einen aus Sicht des Unternehmens eine sichere Gewinnmarge sicherzustellen. Da wir nicht im Sozialismus leben, ist das das normalste der Welt. Es scheint mir auch absolut plausibel, dass es vorhersagbar höhere Nachfrage gibt, die Preise also angehoben werden. Der Markt ist Markt genug, dass die Preise nicht in den Himmel wachsen. Meine Kollegin, die gestern von leergepumpten Tankstellen berichtete, tankt bevorzugt frei: Die freien Tankstellen (auch eine große) bei Stuttgart waren offensichtlich zuerst ausverkauft. Der Markt scheint also zu funktionieren.
Aus Sicht des Verbrauchers sind diese gewinnoptimierende Cent-Schwankunken aber letztlich kein entscheidender Faktor. Ich tanke für einige tausend Euro im Jahr, in der Regel einmal pro Woche. Da mitteln sich meine Gewinnbeiträge dann in etwa auf den berühmten 1 Cent/Liter. Meine Frau tankt einmal in zwei Monaten, da erschreckt eher die allgemeine Preisentwicklung als der Gewinnanteil der deutschen Logistikorganisation. Hält man sich den Steueranteil vor Augen ist eine Diskussion über den Gewinn der Logistiker Ablenkung.
Zitat von DrNickNatürlich kann ein Kartell Vorteile bringen, aber der strittige Punkt ist doch, ob wir es mit einem Kartell zu tun haben. Und für diese These habe ich hier bislang keine Argumente vernommen.
Meines Wissens geht die herrschende Lehre davon aus, daß es sich vielmehr um stillschweigene Kooperation (tacit collusion) handelt.
Für die Preisführer mit ihrem hohen Marktanteil ist es relativ gefahrlos, eine leichte Preiserhöhung vorzunehmen, die anderen müssen nur den Preisabstand halten, ihn aber nicht erhöhen.
nehmen Sie es mir bitte nicht krumm, aber ich verstehe nicht ganz, was Sie aussagen wollen. Deshalb möchte ich konkret fragen, meinen Sie, dass die Preise zu Ostern nicht gestiegen sind ? Oder nur bei einigen nicht ? Auf beides liesse sich etwas antworten, deshalb bitte ich Sie, die Aussage zu präzisieren.
Laut dem Aral Steuerrechner liegt der Steueranteil auf ein Liter Benzin beim derzeitigen Preis von 1,60€ bei 0,95€ pro Liter. Spielt es dabei wirklich eine große Rolle, ob die Mineralölfirmen nun 1 oder doch 5 Cent pro Liter Gewinn erwirtschaften?
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