Kein Justizfall wurde in diesem Forum so heftig und so ausgiebig diskutiert wie der Prozeß gegen Jörg Kachelmann. Heute wurde Kachelmann freigesprochen. Ein erster Kommentar.
bin selber kein jurist und deshalb weitestgehend ahnungslos,aber die penetranz der staatsanwaltschaft hat den laien schon verwundert.ein mann ist in den vergangenen 1-2 jahren gesellschaftlich und beruflich vernichtet worden,aber regressansprüche sind kaum durchsetzbar.ein minimum an haftbarmachung gegenüber der staatsanwaltschaft(und sei es nur ein beförderungsstop) scheint mir dringend geboten. gruß patzer
Von einer Sternstunde mag ich nicht reden: Das Gericht hat seine Arbeit getan. Es bleiben viele Fragen offen. Der Freispruch aus Mangel an Beweisen ist letztlich gerecht nach den Maßstäben unseres Rechtsstaats. Aber das Urteil konnte keinem der beiden Beteiligten zur Gerechtigkeit verhelfen.
Scharf zu kritisieren sind die Medienkampagnen der Beteiligten und zwar auf der ganzen Linie: von den »spin doctors« und den indiskreten Tippgebern über die verantwortungslosen Journalisten und Redakteure bis hin zu den Konsumenten, die solche Zeitungen kaufen. Da wurden wieder einmal Grenzen überschritten.
nachtrag: übernahme 1:1 ist vielleicht nicht unbedingt zu empfehlen,aber in china gab es jahrhundertelang die schöne tradition,dass richter bei nachgewiesenen fehlurteilen die verhängte strafe selbst erlitten.muss ja nicht gleich so extrem sein,aber ein wenig verantwortlichkeit würde ich mir bei unseren justizorganen schon wünschen. gruß patzer
Eine Sternstunde deutscher Justiz? Sowohl Kachelmann als auch seine Ex-Freundin sind gesellschaftlich schwerst beschädigt - je nach Sicht der Dinge. Beide mussten Monate lang ihr Privatleben an die Öffentlichkeit gezerrt sehen. Der eine als möglicher Vergewaltiger und die andere als rachlüstige Lügnerin. Beide sind absolute Verlierer, ohne dass letztlich aufgeklärt wurde, ob eine Straftat stattfand oder nicht und damit dann einer von den beiden zumindest "exculpiert" worden wäre etc.
Unabhängig davon, ich möchte die Frau erleben, die sich nach diesem Verfahren noch trauen wird, einen Vergewaltiger anzuzeigen. Diese Verfahren hatte höchste Abschreckung für alle Frauen, künftig bei einer Vergewaltigung Anzeige zu erstatten.
Für mich ist dieses Verfahren ein Tiefpunkt der deutschen Justiz, trotz des großen Aufwandes, weil bis auf eine massive Beschädigung insbesondere des Angeklagten und der Anzeigenerstatterin nichts dabei raus gekommen ist. Ich persönliche finde das richtig tragisch. Auch mit Blick auf die Frauen, welche in der Zukunft eine Entscheidung treffen müssen, zeigen sie eine Vergewaltigung an oder nicht. Da die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige gering sein wird, hat dieses Verfahren unserem Strafrecht und dem Schutz gegen Straftaten und dem Genugtuungsgedanken nicht zu bemessenden Schaden zu gefügt.
Ich würde das ja eher eine Selbstverständlichkeit nennen als eine Sternstunde. Es hat sich doch der erste Verdacht bestätigt: Die Justiz hatte von Anfang an keinen stichhaltigen Beweis in der Hand. Da war schon die Anklageerhebung zweifelhaft - und die überlange Prozeßführung durch das Gericht auf jeden Fall.
Zitat von StefanieAuch mit Blick auf die Frauen, welche in der Zukunft eine Entscheidung treffen müssen, zeigen sie eine Vergewaltigung an oder nicht. Da die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige gering sein wird, hat dieses Verfahren unserem Strafrecht und dem Schutz gegen Straftaten und dem Genugtuungsgedanken nicht zu bemessenden Schaden zu gefügt.
Dieses Argument meine ich so ähnlich in den letzten Tagen auch von Alice Schwarzer gehört zu haben, und mir will es nicht so recht einleuchten. Hätte man denn Kachelmann verurteilen sollen, nur damit Frauen sich nicht abgeschreckt fühlen, eine Vergewaltigung anzuzeigen? Daß eine Anzeige auch dann, wenn sie der Wahrheit entspricht, nicht in jedem Fall zu einer Verurteilung führt, liegt ja in der Natur der Sache - Zeugen wird es im allgemeinen nicht geben.
Und daß man bei einer Anzeige gegen einen Prominenten damit rechnen muß, daß auch das eigene Privatleben Gegenstand der Berichterstattung wird, liegt ja nun auch auf der Hand.
Eine Sternstunde, lieber Zettel ? Sie scheinen keine allzu grossen Ansprüche an Sternstunden zu haben. Ich halte es da eher mit Herrn Schwenn, der im Hinblick auf die Urteilsbegründung die Kammer und insbesonders deren vorsitzender Richter mit dem Wort "erbärmlich" doch recht gut charakterisiert. Besonders schäbig wirkt das Verhalten der Kammer, da die unsägliche Begründung des Urteils nicht revisionsfähig ist.
Zitat von StefanieFür mich ist dieses Verfahren ein Tiefpunkt der deutschen Justiz, trotz des großen Aufwandes, weil bis auf eine massive Beschädigung insbesondere des Angeklagten und der Anzeigenerstatterin nichts dabei raus gekommen ist.
Ich würde auch nicht von einer Sternstunde sprechen, aber was hätte denn anderes rauskommen sollen? - Keine Anklage erheben? - Den Vorwurf eines Promibonus würde sich keine Staatsanwaltschaft gefallen lassen, oft geht die Tendenz sogar ins Gegenteil, man denke an die Staatsanwaltschaft Augsburg, die jahrelang versucht hat, Max Strauß trotz dünnster Beweislage zu verknacken. - Anklage abweisen? - Selber Vorwurf, nur diesmal für die Richter - Kachelmann trotz mangelhafter Beweislage verknacken? - Auch bei Vergewaltigungen gilt die Unschuldsvermutung. Die Aussage "Jeder Mann ist ein potenzieller Vergewaltiger" hat im Rechtswesen nichts verloren.
Zitat von StefanieIch persönliche finde das richtig tragisch. Auch mit Blick auf die Frauen, welche in der Zukunft eine Entscheidung treffen müssen, zeigen sie eine Vergewaltigung an oder nicht. Da die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige gering sein wird, hat dieses Verfahren unserem Strafrecht und dem Schutz gegen Straftaten und dem Genugtuungsgedanken nicht zu bemessenden Schaden zu gefügt.
Im Gegenteil. Wäre er verknackt worden, wäre der Schaden viel größer gewesen. Denn das hätte gezeigt, dass die Unschuldsvermutung bei ausreichendem Einfluss von Interessengruppen verhandelbar ist. Ich habe in der Diskussion, ob Vergewaltigungsvorwürfe häufig erfunden sind, keine dezidierte Meinung. Fest steht aber, dass ein anders lautendes Urteil ein Freifahrschein zum Erfolg dieser PRaxis gewesen wäre.
Auch ich bin nicht ganz überzeugt, dass der heutige Vormittag das Prädikat Sternstunde bereits verdient hat - vor allem mit Blick auf die Staatsanwaltschaft die ja - wie oben zurecht bereits hervorgehoben - auch Teil des Justiz-Systems ist und sich möglicherweise unbelehrbar zeigt:
Zitat "Der Freispruch ist allerdings noch nicht rechtskräftig: Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie Revision einlegen wird. Sie werde sich damit in der vorgeschriebenen Frist von einer Woche befassen, sagte ein Sprecher. Die Anklage hatte bis zuletzt an ihrem Vorwurf festgehalten und eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten gefordert."
Zitat von StefanieFür mich ist dieses Verfahren ein Tiefpunkt der deutschen Justiz, trotz des großen Aufwandes, weil bis auf eine massive Beschädigung insbesondere des Angeklagten und der Anzeigenerstatterin nichts dabei raus gekommen ist. Ich persönliche finde das richtig tragisch. Auch mit Blick auf die Frauen, welche in der Zukunft eine Entscheidung treffen müssen, zeigen sie eine Vergewaltigung an oder nicht. Da die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige gering sein wird, hat dieses Verfahren unserem Strafrecht und dem Schutz gegen Straftaten und dem Genugtuungsgedanken nicht zu bemessenden Schaden zu gefügt.
Aber diese Anzeige war von vornherein durch Lügen überlagert. Es beschädigt doch den Rechtsstaat, wenn ein Angeklagter nach all diesen Widersprüchen und bei unklarer Beweislage verurteilt wird. — Wenn eine Frau als Vergewaltigungsopfer wirklich widerspruchsfrei aussagt, sollte ein solcher Prozess ganz anders verlaufen.
Zitat von Stefanie Unabhängig davon, ich möchte die Frau erleben, die sich nach diesem Verfahren noch trauen wird, einen Vergewaltiger anzuzeigen. Diese Verfahren hatte höchste Abschreckung für alle Frauen, künftig bei einer Vergewaltigung Anzeige zu erstatten.
Dieses Verfahren hatte hoffentlich genügend Abschreckung für jene Frauen, die bei einer Anzeige nicht zu 100% bei der Wahrheit bleiben.
Gerade wenn Vergewaltigungsvorwürfen pauschal nur deswegen Recht gegeben würde, um vergewaltigte Frauen nicht von einer Anzeige abzuschrecken, käme das einer Aushöhlung des Verbrechens gleich: denn dann könnten sich alle Vergewaltiger darauf herausreden, dass sie ja eigentlich nur wegen des politischen Klimas verurteilt worden wären, das zur Zeit den Frauen gewogen ist.
Ich bin mit der Person Schwarzers groß geworden und zolle ihr in vielen Punkten meinen Respekt, aber im Kachelmann-Prozess mochte ich ihrem unbedingten Willen, Kachelmann als Täter sehen zu wollen, weil es um „die Frauen“ als Kollektiv gehe, schon frühzeitig nicht mehr folgen. (Ich finde es aber doof, wie sich über sie nun sämtliche antifeministischen Ressentiments als Häme ergießen.)
Ein Mann soll nicht vergewaltigen und eine Frau soll keinen Rufmord mit diesem Vorwurf begehen. Frauen, die dies tun, schaden in meinen Augen tatsächlichen Vergewaltigungsopfern mehr, als ein Freispruch in dubio pro reo.
Ich finde es immer wieder erstaunlich wenn in Bezug auf diesen Prozess ausschliesslich Frauen als Opfer gesehen werden. Sogar die nachgewiesenen Lügen der Anzeigeerstatterin schaden natürlich nur den "echten" Opfern. Wissen Sie, wem eine solche Falschanschuldigung in erster Linie schadet? Dem zu Unrecht Beschuldigten! Und den Männern, die in der gleichen Lage wie Kachelmann sind oder waren!
Zitat von maxIch finde es immer wieder erstaunlich wenn in Bezug auf diesen Prozess ausschliesslich Frauen als Opfer gesehen werden. Sogar die nachgewiesenen Lügen der Anzeigeerstatterin schaden natürlich nur den "echten" Opfern. Wissen Sie, wem eine solche Falschanschuldigung in erster Linie schadet? Dem zu Unrecht Beschuldigten! Und den Männern, die in der gleichen Lage wie Kachelmann sind oder waren!
Äh, Max.
Sie zitieren meine Überschrift. Heißt das, Ihr Kommentar war an mich gerichtet? Denn eigentlich argumentieren wir doch den gleichen Standpunkt. Es klingt aber, als wollten Sie mir heftig widersprechen.
Zitat von ZettelKein Justizfall wurde in diesem Forum so heftig und so ausgiebig diskutiert wie der Prozeß gegen Jörg Kachelmann. Heute wurde Kachelmann freigesprochen. Ein erster Kommentar.
In der Überschrift zu diesem Artikel habe ich von einer Sternstunde der Justiz gesprochen. Das ist hier im Thread überwiegend kritisch kommentiert worden. Ich hatte erst einzeln antworten wollen, habe dann aber meine Stellungnahme zusammengefaßt und als eine weitere Marginalie in ZR publiziert.
Freilich hat das Gericht in dieser schwierigen Situation das richtige Urteil gefunden, und darauf kann die deutsche Justiz von mir aus stolz sein. Aber Urteile sind nicht das einzige, was unsere Rechtsprechung produziert. In diesem Fall hat es ganz besonders viele unerfreuliche Nebenprodukte gegeben, und dafür ist auch die Justiz verantwortlich.
Ich finde auch in Ihrer Marginalie liegen Sie völlig daneben.
Zum einen tragen Sie vor, als seien Sie vor Ort gewesen und vom Fach:
* Zitat Zettel: "Mit einem Eifer, mit einer Einseitigkeit, die den Auftrag an eine Staatsanwaltschaft in eklatanter Weise verfehlte, auch Entlastendes zu ermitteln und bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen."
Na gut, und woher wissen Sie das?
* Zitat Zettel: "Nach dem, was aus der seriösen Berichterstattung zu erfahren war - vor allem aus den Artikeln von Gisela Friedrichsen im "Spiegel" und von Sabine Rückert in der "Zeit" -, hat auch das Gericht in diesem Prozeß eine ausgesprochen schlechte Figur gemacht."
Ach, aus den sonst hier als Qualitätsmedien verspotteten Quellen. So so. Aber gerade diese beiden Journalistinnen waren in diesem Fall tatsächlich "Qualitätsjournalistinnen", weit davon entfernt ein faires Bild des Prozesses zu zeichnen -- aus unterschiedlichen Gründen.
Dazu empfehle ich den Kommentar von Michael Hanfeld "Und das wollen Journalisten sein?" in der FAZ.
Zitat von LeibnizDazu empfehle ich den Kommentar von Michael Hanfeld "Und das wollen Journalisten sein?" in der FAZ.
Als ich das gelesen hatte, lieber Leibniz, habe ich kurz überlegt, ob ich darauf in der Marginalie eingehen sollte. Aber was Hanfeld schreibt, ist derart ohne Substanz, daß ich darauf verzichtet habe.
Weder Friedrichsen noch Rückert weist er auch nur einen einzigen Irrtum oder eine einzige Voreingenommenheit nach. Als für sie belastend sieht er es offenbar bereits an, daß beide schon früh die Beweislage richtig eingeschätzt hatten.
Überschrift des Hanfeld-Artikels; angelehnt an den Stil von BILD: "Und das wollen Journalisten sein?".
Dazu fiel mir ein Satz ein, den ich aus dem Kopf zitiere und von dem ich vermute (aber nicht sicher bin), daß er von Tucholsky stammt: "Nichts ist peinlicher, als wenn Literaten Literaten Literaten nennen".
Darin werden auch konkrete Vorwürfe gegen die Spiegel- und Zeit-Journalistinnen erhoben. Inwieweit die berechtigt sind, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Zitat von LeibnizDazu empfehle ich den Kommentar von Michael Hanfeld "Und das wollen Journalisten sein?" in der FAZ.
Als ich das gelesen hatte, lieber Leibniz, habe ich kurz überlegt, ob ich darauf in der Marginalie eingehen sollte. Aber was Hanfeld schreibt, ist derart ohne Substanz, daß ich darauf verzichtet habe.
Weder Friedrichsen noch Rückert weist er auch nur einen einzigen Irrtum oder eine einzige Voreingenommenheit nach.
Keine Voreingenommenheit? Von den vielen Dingen, die da Substanz haben, ist die *aktive Beteiligung* von Sabine Rückert am Prozessablauf am bemerkenswertesten.
Darüber wurde in vielen Quellen berichtet [1]. Eine solche Person kann beim besten Willen nicht mehr als eine 'Berichterstatterin' im Sinne eines sauberen Journalismus angesehen werden.
Diese Verstrickung von Sabine Rückert hat nicht nur einen finanziellen Hintergrund, wie eine Beobachtung des Buchmarktes in den nächsten Wochen wahrscheinlich zeigen wird. Auch eine persönliche ist nicht auszuschließen.
Jedenfalls ist es nett zu lesen, wie Rückert den "Meister der Strafverteidigung", also die Person schildert, von der der Vorsitzende Richter Michael Seidling heute sagte, sie habe mehrfach in ihrem Verhalten vor der Strafkammer Anstand und Respekt vermissen lassen, Johann Schwenn:
Zitat von Sabine Rückert "In feinstes Tuch gewandet, mit schneeweißen Krawatten ausstaffiert, entspringt er seinem Mercedes-Zweisitzer. In die Gerichtssäle eilt er oft an der Seite von Personen der Zeitgeschichte wie Markus Wolf, Marion Gräfin Dönhoff oder Jan Philipp Reemtsma. (...) Er hat kein Problem damit, heute einen Panzerknacker oder Spion brillant gegen die Vorwürfe des Staatsanwalts zu verteidigen und morgen in einem anderen Verfahren als Vertreter eines vermögenden Nebenklägers der Staatsanwaltschaft geschliffenen Argumente gegen den Angeklagten zu liefern. Gregor Gysi und Wolf Biermann sind ihm als Mandanten gleich lieb. Da, wo Schwenn gerade steht, ist das Recht." [2]
Zitat von ZettelDazu fiel mir ein Satz ein, den ich aus dem Kopf zitiere und von dem ich vermute (aber nicht sicher bin), daß er von Tucholsky stammt: "Nichts ist peinlicher, als wenn Literaten Literaten Literaten nennen".
Es ist Tucholsky und steht in den "Schnipseln"; publiziert unter dem Pseudonym Peter Panter in der "Weltbühne" vom 26.01.1932, Nr. 4, S. 140.
Genau lautet der Aphorismus: "Nichts verächtlicher, als wenn Literaten Literaten Literaten nennen".
Und da ich nun schon dort bin, hier ein paar andere hübsche Aphorismen:
* KPD. »Schade, dass Sie nicht in der Partei sind – dann könnte man Sie jetzt ausschließen!«
* Man achte immer auf Qualität. Ein Sarg zum Beispiel muß fürs Leben halten.
* Du mußt über einen Menschen nichts Böses sagen. Du kannst es ihm antun – das nimmt er nicht so übel. Aber sage es ihm nicht. Er ist in erster Linie eitel, und dann erst schmerzempfindlich.
* »Muß denn immer gleich von Liebe die Rede sein?« – Ja.
* »In unsrer Zeit ... « sagen die Leute, und sind sehr stolz darauf. Das klingt oft wie: »Bei uns in Tuntenhausen ... « Es gibt Kleinstädter, und es gibt Kleinzeitler. Das Wort ›heute‹ wird zu oft gebraucht.
* Er war eitel wie ein Chirurg, rechthaberisch wie ein Jurist und gutmütig wie ein Scharfrichter nach der Hinrichtung.
* Kerle wie Mussolini oder der Gefreite Hitler leben nicht so sehr von ihrer eignen Stärke wie von der Charakterlosigkeit ihrer Gegner.
* Um mich herum verspüre ich ein leises Wandern. Sie rüsten zur Reise ins Dritte Reich.
* Frank Thiessens Geschreibe ist wie Musik: der Hörer darf sich alles mögliche dabei denken, ist imstande, nachher gebildet darüber zu sprechen, und es verpflichtet zu gar nichts.
* Wenn man sich entmaterialisieren könnte –: ich wollte wohl einmal Hitlern als Gespenst erscheinen. Aber in welcher Gestalt? Das beste wird sein: als Briefmarke. Es gäbe da manche Möglichkeiten.
Zitat von LeibnizEine solche Person kann beim besten Willen nicht mehr als eine 'Berichterstatterin' im Sinne eines sauberen Journalismus angesehen werden. [...]
Danke für die Links. Diese Vorwürfe waren mir entgangen gewesen.
Man muß also davon ausgehen, daß Sabine Rückert von Kachelmanns Unschuld schon früh überzeugt gewesen war; offenbar vor dem Hintergrund von anderen Prozessen, in denen nachweislich Männer aufgrund falscher Beschuldigungen wegen Vergewaltigung verurteilt worden waren und mit denen sie sich journalistisch befaßt hatte.
Sie hat zweitens schon früher mit Schwenn zusammengearbeitet und möglicherweise auch versucht, ihn als Verteidiger ins Spiel zu bringen (Nebenbei: Wo kommen eigentlich die Texte der mails her, die da zitiert werden?). Auch das ist nicht ehrenrührig.
Daß Journalisten aufgrund einer bestimmten Überzeugung schreiben, ist ja nichts Ungewöhnliches und auch gar nicht zu vermeiden. Entscheidend ist, ob das stimmt, was sie berichten, und ob sie zwischen Fakten und Meinung zu trennen wissen.
Ich habe von Gisela Friedrichsen das meiste gelesen, was sie zum Fall Kachelmann im "Spiegel" und in "Spiegel-Online" berichtet hat, und auch eine ausführliche TV-Reportage gesehen, in der sie interviewt wurde. Sie hat mich außerordentlich überzeugt. Von Rückert habe ich nur einen Artikel zum Thema gelesen, an dem ich auch nichts zu beanstanden hatte.
Ich halte beide - das war ja unser Ausgangspunkt gewesen - nach wie vor für seriöse Quellen. Im Unterschied übrigens zu Alice Schwarzer, die in dem TV-Bericht ebenfalls zu Wort kam, die aber zur Sache nichts beizutragen hatte, sondern nur ihr gewohntes Klagelied über das Machtgehabe der Männer anstimmte.
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