Wenn man ein wenig die internationale Presse verfolgt, dann liest man oft, wie gut Deutschland aus der Wirtschaftskrise gekommen sei. Wie einst zur Zeit des "Wirtschaftswunders" und dann der "europäischen Konjunkturlokomotive Deutschland" fragen sich viele im Ausland, wie die Deutschen dieses erneute kleine Wirtschaftswunder denn hinbekommen haben.
Nur hier in Deutschland liest man dergleichen selten. Was die anderen bestaunen, wird offenbar im Land selbst von vielen als bare Selbstverständlichkeit betrachtet. Und in der EU regen sich, wie anders, die Kritiker. Die Frauenquote! Und auch sonst. Tja, ...
Da werden aber nun unterschiedliche Aspekte betrachtet. Im US-Artikel wird der gegenwärtige Wachstumserfolg betrachtet, im EU-Report der Reformstau. Und bis auf den PC-Verweis auf die Frauenquote scheint die Kommission in den meisten Punkten recht zu haben (mal unterstellt, die SZ hat halbwegs korrekt zitiert).
Das zeigt wieder mal ganz gut die Janus-Struktur der EU-Kommission. Einerseits gibt es da Behörden mit zentralistischer grüner Agenda, andererseits solche die (teilweise sehr erfolgreich) liberale Reformen propagieren.
Zitat a booming manufacturing sector that constitutes almost twice the share of the economy that ours does
Warum sollte es bemerkens- oder bewundernswert sein, dass unser produzierender Sektor einen doppelt so hohen Anteil hat wie in den USA? Das heißt ja im Umkehrschluss nur, dass der Servicesektor bei uns deutlich kleiner ist. Warum ist das toll?
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von R.A.Da werden aber nun unterschiedliche Aspekte betrachtet. Im US-Artikel wird der gegenwärtige Wachstumserfolg betrachtet, im EU-Report der Reformstau.
Hm, aber wenn die Wirtschaft trotz des "Staus" boomt, dann ist der vielleicht gar nicht so schlecht? Oder anders gesagt - warum geht es denn den anderen schlechter, die diesen "Stau" nicht haben? Müßte der Boom nicht dann bei denen sein?
Ich verstehe bekannter- und oft eingestandenermaßen wenig von Wirtschaft. Ich gucke mir nur die Daten an und komme zu demselben Ergebnis wie Myerson (der etwas von Wirtschaft versteht und der ja etliche Weise zitiert, die noch mehr davon verstehen): Offenbar machen die Deutschen es richtig. Mit ihrem Stau.
Zitat von R.A.Da werden aber nun unterschiedliche Aspekte betrachtet. Im US-Artikel wird der gegenwärtige Wachstumserfolg betrachtet, im EU-Report der Reformstau.
Hm, aber wenn die Wirtschaft trotz des "Staus" boomt, dann ist der vielleicht gar nicht so schlecht? Oder anders gesagt - warum geht es denn den anderen schlechter, die diesen "Stau" nicht haben? Müßte der Boom nicht dann bei denen sein?
(...) Berlin - Die 500 größten Unternehmen Deutschlands zeigen sich unbeeindruckt von der Euro-Krise: Im vergangenen Jahr steigerten die Firmen ihren Umsatz im Durchschnitt um 11,8 Prozent. Das ist das Ergebnis eines Rankings der "Welt". Die deutschen Top-Unternehmen haben dabei mindestens eine Milliarde Euro umgesetzt. Für 2009 hatte die Zeitung noch ein durchschnittliches Umsatzminus von acht Prozent errechnet. (...)
Gleich drei deutsche Unternehmen schafften zudem den Sprung unter die 100 wertvollsten Konzerne der Welt. Gehörten 2009 nur drei Firmen aus der Bundesrepublik zu diesem illustren Kreis, sind es nun doppelt so viele: Siemens , BASF, Volkswagen , SAP , Daimler und Bayer. (...) Gemessen am Umsatz schafften es laut "Welt" sogar zwölf deutsche Konzerne in die Top 100.
Also nicht nur die schwäbischen mittelständischen Maschinenbauer ...
Zitat von GorgasalWarum sollte es bemerkens- oder bewundernswert sein, dass unser produzierender Sektor einen doppelt so hohen Anteil hat wie in den USA? Das heißt ja im Umkehrschluss nur, dass der Servicesektor bei uns deutlich kleiner ist. Warum ist das toll?
Toll ist das per se natürlich nicht. Es ist in der derzeitigen Situation schlicht recht praktisch, Wertschöpfung mit solchen Produkten (und zwar Maschinen, PKW) zu betreiben, die unter anderem in den Staaten benötigt werden, die hohe Wachstumsraten zu verzeichnen haben, nämlich in den Schwellenländern.
Zitat von Zettel Hm, aber wenn die Wirtschaft trotz des "Staus" boomt, dann ist der vielleicht gar nicht so schlecht? Oder anders gesagt - warum geht es denn den anderen schlechter, die diesen "Stau" nicht haben? Müßte der Boom nicht dann bei denen sein?
Kann ein schlechter Hochschullehrer gute Studenten haben? Ja, nicht wahr? Genauso kann eine Volkswirtschaft gut laufen, auch wenn die derzeitige Politik unterambitioniert vor sich hin werkelt. Es kommt ja immer auch auf den Studenten selber an (die Unternehmen), auf die Bibliothek (die Infrastruktur) und auf das Vorwissen, dank anderer Professoren (den in Deutschland im Großen und Ganzen immer noch vernünftigen politisch-rechtlichen Rahmen).
Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn auch die aktuelle Vorlesung hohen Standards genügen würde.
Zitat von Westfaleauch wenn die derzeitige Politik unterambitioniert vor sich hin werkelt
Ach, wenn die Politik doch endlich einmal unterambitioniert vor sich hin werkeln würde! Ich glaube, das haben wir seit mindestens Kohl nicht mehr erlebt. Seitdem kann man der deutschen Politik ja einiges vorwerfen, aber kaum zu wenige Ambitionen.
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Zitat von GorgasalAch, wenn die Politik doch endlich einmal unterambitioniert vor sich hin werkeln würde! Ich glaube, das haben wir seit mindestens Kohl nicht mehr erlebt. Seitdem kann man der deutschen Politik ja einiges vorwerfen, aber kaum zu wenige Ambitionen.
Jein. Ich erlebe die deutsche Politik seit einiger Zeit durchaus mit Mut zur Tat, aber ohne Ambition zum Projekt, zur umspannenden Klammer, die sich aus dem Wertekanon der Politiker - zumindest diffus erkennbar - ergeben müsste. Und gibt es weniger ambitionierte Politik als die, sich treiben zu lassen: Von der Angst vor der nächsten Bankenkrise (Griechenland-Hilfen) oder vom populären Willen (Atomausstieg)?
Wo ist der Politiker, der uns erklärt, wie es mit Europa weitergehen soll? Nicht defensiv, sondern in die Zukunft weisend? Welchen Sinn die NATO in der Zukunft haben soll? Wie wir mit der riesigen gesellschaftlichen Veränderung der Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung umgehen können? Ich sehe bei Frau Merkel, Herrn Westerwelle und den meisten Kabinettskollegen dazu keine wegweisenden Äußerungen.
Zitat von GorgasalWarum sollte es bemerkens- oder bewundernswert sein, dass unser produzierender Sektor einen doppelt so hohen Anteil hat wie in den USA? Das heißt ja im Umkehrschluss nur, dass der Servicesektor bei uns deutlich kleiner ist. Warum ist das toll?
Weil dort neue Werte geschaffen werden ? Wie will man denn mit einem grossen Dienstleistungssektor neue Werte schaffen ? In einer Welt, in der gerade die Hälfte der Menschheit beschlossen hat, mehr zu wollen, aufzubauen und zu schaffen, ist ein Anbieter von Maschinen besser aufgestellt als ein Friseur oder Kneipenbesitzer. Dienstleistungen sind ein grosser gesellschaftlicher Reichtum, aber Wachstum produzieren sie nur in sehr geringem Maße.
Zitat von GorgasalWarum sollte es bemerkens- oder bewundernswert sein, dass unser produzierender Sektor einen doppelt so hohen Anteil hat wie in den USA? Das heißt ja im Umkehrschluss nur, dass der Servicesektor bei uns deutlich kleiner ist. Warum ist das toll?
Weil dort neue Werte geschaffen werden ? Wie will man denn mit einem grossen Dienstleistungssektor neue Werte schaffen ? In einer Welt, in der gerade die Hälfte der Menschheit beschlossen hat, mehr zu wollen, aufzubauen und zu schaffen, ist ein Anbieter von Maschinen besser aufgestellt als ein Friseur oder Kneipenbesitzer. Dienstleistungen sind ein grosser gesellschaftlicher Reichtum, aber Wachstum produzieren sie nur in sehr geringem Maße.
Hoppala? Forschung und Entwicklung? Soweit ich weiß, fällt auch Software und Telekommunikation nicht unter das produzierende Gewerbe.
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Zitat von GorgasalWarum sollte es bemerkens- oder bewundernswert sein, dass unser produzierender Sektor einen doppelt so hohen Anteil hat wie in den USA? Das heißt ja im Umkehrschluss nur, dass der Servicesektor bei uns deutlich kleiner ist. Warum ist das toll?
Weil dort neue Werte geschaffen werden ? Wie will man denn mit einem grossen Dienstleistungssektor neue Werte schaffen ? In einer Welt, in der gerade die Hälfte der Menschheit beschlossen hat, mehr zu wollen, aufzubauen und zu schaffen, ist ein Anbieter von Maschinen besser aufgestellt als ein Friseur oder Kneipenbesitzer. Dienstleistungen sind ein grosser gesellschaftlicher Reichtum, aber Wachstum produzieren sie nur in sehr geringem Maße.
Und noch ein Nachtrag: dass Dienstleistungen wenig Wachstum produzieren, hängt natürlich davon ab, wo beispielsweise Softwareentwicklung einsortiert wird. Und wenn ich mir die Wachstumszahlen in den USA und Deutschland so anschaue, dann scheint der kleinere produzierende Sektor keine besondere Wachstumsbremse zu sein.
Und auch wenn Deutschland unglaublich viel mehr produziert als die USA: im BIP pro Kopf liegen die USA noch immer vorn, siehe etwa hier.
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Die Produktivität des Dienstleistungssektors, der ja nun wirklich nicht nur aus Softwareentwicklung besteht, ist ingesamt niedriger als die im verarbeitenden Gewerbe. Das ist übrigens auch ein Grund, warum Tyler Cowen "The Great Stagnation" ausgerufen hat.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von RaysonDie Produktivität des Dienstleistungssektors, der ja nun wirklich nicht nur aus Softwareentwicklung besteht, ist ingesamt niedriger als die im verarbeitenden Gewerbe.
Das beißt sich in meinen Augen ein wenig damit, dass die USA bei deutlich kleinerem produzierendem Bereich ein deutlich höheres BIP pro Kopf hat. Was verstehe ich da falsch?
Zitat von RaysonDas ist übrigens auch ein Grund, warum Tyler Cowen "The Great Stagnation" ausgerufen hat.
... die nicht ganz unumstritten ist.
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Zitat von GorgasalUnd noch ein Nachtrag: dass Dienstleistungen wenig Wachstum produzieren, hängt natürlich davon ab, wo beispielsweise Softwareentwicklung einsortiert wird.
Interessante Frage, auf die ich noch nicht gekommen war.
Ist denn ein Programm nicht ebenso eine Ware wie ein Maßanzug? Natürlich kann man sagen, der Herrenschneider erbringt eine Dienstleistung, indem er für Monsieur X einen Anzug schneidert. Aber tut das jemand? Sollte man den Anzug von der Stange und den Maßanzug wirklich volkswirtschaftlich verschieden rubrizieren? Und wo kommt dann die Maßkonfektion hin?
Support mag eine Dienstleistung sein. Aber gibt es das wirklich, daß der Verkauf von Software - ob von der Stange oder maßgeschneidert - als Dienstleistung rubriziert wird?
Zitat von GorgasalUnd noch ein Nachtrag: dass Dienstleistungen wenig Wachstum produzieren, hängt natürlich davon ab, wo beispielsweise Softwareentwicklung einsortiert wird.
Interessante Frage, auf die ich noch nicht gekommen war.
Ist denn ein Programm nicht ebenso eine Ware wie ein Maßanzug?
Irgendwo muss man die Grenze ziehen. Ein Buch muss hergestellt werden, klar. Aber ist das Verfassen eines Romans deswegen schon im produzierenden Sektor?
Zitat von WikipediaThe production of information is generally also regarded as a service, but some economists now attribute it to a fourth sector, the quaternary sector.
Zitat von GorgasalHoppala? Forschung und Entwicklung? Soweit ich weiß, fällt auch Software und Telekommunikation nicht unter das produzierende Gewerbe.
Irgendwie wusste ich schon als ich meine Zeilen schrieb, dass genau der Einwand kommen würde. Software ist natürlich das beste Beispiel, andere wären aber auch beispielsweise der Architekt, der eine Lagerhalle für eine neue Aluminiumhütte plant. Die Grenzen sind manchmal sehr fliessend und eine scharfe Grenze zu ziehen zwischen industriellem und dienstleistenden Sektor ist nicht immer möglich. Entsprechend gibt es durchaus produktive Dienstleistungen oder zumindest solche, die direkt der Produktion dienen, entsprechend habe ich formuliert "Wachstum in geringem Maße" statt das Absolutum kein Wachstum zu verwenden.
Es gibt aber ebenso auch haufenweise Dienstleistungen, die erst mal ad hoc nicht der Produktivität dienen. Beispielsweise die Gastronomie, der Tourismus, die Kulturindustrie oder auch ganz simpel das Haareschneiden. All diese bedeuten einen gesellschaftlichen Reichtum, produzieren aber kein Wachstum. Plakativ gesagt: Wir können nicht davon leben, dass wir uns gegenseitig die Haare schneiden. Ich fasse die Ursprungsaussage als Kritik der Idee der postindustriellen Gesellschaft auf, die davon ausgeht, wir könnte alle davon leben, gegenseitig Dienstleistungen zu erbringen.
Und am Rande bemerkt: Als jemand, der als Ingenieur in der Entwicklung arbeitet, betrachte ich mich absolut und fest dem industriellen Sektor zugehörig. Meine Arbeit dient der besseren, schnelleren und effizienteren Produktion, das sehe ich nicht unbedingt im Kontext klassischer Dienstleistungen.
Zitat von LlarianEs gibt aber ebenso auch haufenweise Dienstleistungen, die erst mal ad hoc nicht der Produktivität dienen. Beispielsweise die Gastronomie, der Tourismus, die Kulturindustrie oder auch ganz simpel das Haareschneiden.
Der Pizzaservice dient ganz massiv meiner Produktivität. Verglichen damit, dass ich jeden Tag eine Stunde an meinem Mittagessen kochen würde...
Zitat von LlarianPlakativ gesagt: Wir können nicht davon leben, dass wir uns gegenseitig die Haare schneiden.
Stimmt. Wir können auch nicht davon leben, dass wir uns gegenseitig Autos bauen. Oder Druckmaschinen. Oder Gold aus der Erde holen, um den Zusammenhang zu anderen Threads im Forum herzustellen.
Zitat von LlarianIch fasse die Ursprungsaussage als Kritik der Idee der postindustriellen Gesellschaft auf, die davon ausgeht, wir könnte alle davon leben, gegenseitig Dienstleistungen zu erbringen.
Schon richtig, das kann man übertreiben. Aber dann überlege ich mir, dass mein neuer Kindle und die darin wohnende Software nebst Content eine infinitesimale Druckmaschine überflüssig macht. Und all die weiteren Maschinen, die für Ikea Billy-Bücherregale herstellen. Und der Kindle kommt aus den USA. Mit seinem kleineren produzierenden Sektor.
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Zitat von GorgasalDer Pizzaservice dient ganz massiv meiner Produktivität. Verglichen damit, dass ich jeden Tag eine Stunde an meinem Mittagessen kochen würde...
Eigentlich nicht, er erspart Ihnen vor allem eine Pizza aus dem Eisfach zu nehmen und in den Ofen zu schmeissen. Gesparte Zeit vermutlich unter fünf Minuten. Ich stelle nicht in Abrede, dass Sie den Pizzaservice gerne nutzen sollen und ihn wichtig finden. Ich stelle nur in Abrede, dass er uns im Sinne eines gesellschaftlichen Wachstums weiterbringt. Oder anders gesagt: Der Pizzaservice generiert kein Wirtschaftswachstum.
Zitat Stimmt. Wir können auch nicht davon leben, dass wir uns gegenseitig Autos bauen. Oder Druckmaschinen. Oder Gold aus der Erde holen, um den Zusammenhang zu anderen Threads im Forum herzustellen.
Damit kommen wir aber entschieden weiter. Die Menschheit hat schon existiert, als Dienstleistungen praktisch nicht existiert haben und sie war auch erfolgreich als Dienstleistungen noch ziemlich unbedeutend waren. Es ging ja auch nicht darum, dass einer der drei Sektoren nicht mehr existieren soll, sondern eher um die Frage wie die Verhältnisse im Moment günstig sind.
Zitat Aber dann überlege ich mir, dass mein neuer Kindle und die darin wohnende Software nebst Content eine infinitesimale Druckmaschine überflüssig macht. Und all die weiteren Maschinen, die für Ikea Billy-Bücherregale herstellen. Und der Kindle kommt aus den USA. Mit seinem kleineren produzierenden Sektor.
Ich vermute der Kindle kommt aus Korea oder aus China, müsste es aber nachschlagen. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass in den USA noch ein grösserer Elektronik-Lohnfertiger ansässig ist. Was das Technik Argument angeht, so ist das sicher richtig, WENN man etwas qualitativ überlegenes produzieren kann, dann kann man auch mit weniger Industrie den selben Wert erstellen. NUR: Das ist mir Ausnahme von Elektronik nur ganz, ganz selten der Fall. Häuser bauen wir aus Stahl, Holz und Beton. Alles industrielle Produkte (wenn wir jetzt das Haar ums Holz mal nicht spalten). Ich kann keine Häuser bauen, wenn ich die Produkte nicht herstelle. Und da ist ein kleiner industrieller Sektor ein Problem. Autos, Maschinen, Schiffe, Häuser, alle brauchen jede Menge "Old" Industrie. Da nützt mir meine Softwareindustrie nur sehr wenig. Und da ist Deutschland einfach besser aufgestellt als die USA. Ich bring da gerne mein Lieblingsbeispiel, weil es aus meinem Bereich ist: In den USA gibt es genauso viele Industrieroboter wie in Deutschland. Aber Deutschland hat 80 Millionen Einwohner. Und ein Totschlagargument habe ich auch noch: Die USA ist ein freies Land mit einer freien Wirtschaft. Deutschland ist wirtschaftlich unfreies Land mit einem riesigen Sozialwust, den es wie ein Mühlstein mit sich rumschleppt. Wenn wir unter diesen Umständen nicht hinter den USA zurückfallen, dann belegt das ziemlich eindeutig die Potenz der deutschen Wirtschaft. Wir würde es erst aussehen, wenn der Mühlstein nicht geschleppt werden müsste ?
Zitat von LlarianDie Menschheit hat schon existiert, als Dienstleistungen praktisch nicht existiert haben und sie war auch erfolgreich als Dienstleistungen noch ziemlich unbedeutend waren.
Das ist dann aber schon sehr lange her. Denn schon der Händler ist ein Dienstleister, und Handel gab es schon ziemlich früh.
Zitat von Llarian
Zitat von Gorgasal Aber dann überlege ich mir, dass mein neuer Kindle und die darin wohnende Software nebst Content eine infinitesimale Druckmaschine überflüssig macht. Und all die weiteren Maschinen, die für Ikea Billy-Bücherregale herstellen. Und der Kindle kommt aus den USA. Mit seinem kleineren produzierenden Sektor.
Ich vermute der Kindle kommt aus Korea oder aus China, müsste es aber nachschlagen. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass in den USA noch ein grösserer Elektronik-Lohnfertiger ansässig ist.
Das hatte ich auch nicht gemeint. Sondern: die Idee, die Koordination, vermutlich ein guter Teil der Entwicklung kommen aus den USA. Den eigentlichen Bau kann Ostasien machen. Bisher funktioniert das ganz gut.
Zitat von LlarianUnd ein Totschlagargument habe ich auch noch: Die USA ist ein freies Land mit einer freien Wirtschaft. Deutschland ist wirtschaftlich unfreies Land mit einem riesigen Sozialwust, den es wie ein Mühlstein mit sich rumschleppt.
Den Unterschied halte ich offen gestanden für nicht ganz so gewaltig. Lesen Sie Warren Meyers Coyote Blog, der erzählt mit schöner Regelmäßigkeit Geschichten, wie sie einem auch in Deutschland nicht schöner widerfahren, etwa hier oder hier oder hier.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat Und ein Totschlagargument habe ich auch noch: Die USA ist ein freies Land mit einer freien Wirtschaft. Deutschland ist wirtschaftlich unfreies Land mit einem riesigen Sozialwust, den es wie ein Mühlstein mit sich rumschleppt. Wenn wir unter diesen Umständen nicht hinter den USA zurückfallen, dann belegt das ziemlich eindeutig die Potenz der deutschen Wirtschaft. Wir würde es erst aussehen, wenn der Mühlstein nicht geschleppt werden müsste ?
Wahrscheinlich würde man dann nicht so gut dastehen. Oder wäre in den letzten Jahren besser dagestanden. Mancher Mühlstein ist nämlich auf die lange Sicht auch hilfreich. Warum stehen wohl in D pro Kopf mehr Industrieroboter als in den USA? Ich tippe mal stark auf die hohen Lohnkosten. Da rentiert sich der Einsatz von Robotern halt eher.
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