Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 36 Antworten
und wurde 4.248 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.07.2011 05:04
Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Nachdem ich diese Marginalie publiziert hatte, habe ich bei den französischen Medien nachgesehen. Dort - zum Beispiel beim sonst sehr schnellen Internetportal des Nouvel Observateur- ist die Nachricht im Augenblick noch nicht angekommen: Wenn stimmt, was die NYT meldet, dann wird es möglicherweise gar nicht erst zu einem Prozeß gegen DSK kommen.

Am Freitag wird das wohl die Schlagzeilen in Frankreich liefern. Denn kaum ein Skandal hat die Nation so aufgewühlt wie dieser - teils, weil DSK als Hoffnungsträger einer Nation galt, die mit Sarkozy zutiefst unzufrieden ist; teils auch, weil aus der Sicht vieler Franzosen die amerikanischen Behörden Übereifer bei der Verfolgung von DSK an den Tag gelegt hatten.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

01.07.2011 10:59
#2 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Zitat von New York Times
Mr. Strauss-Kahn resigned from his post as managing director of the International Monetary Fund in the wake of the housekeeper’s accusations and was required to post $1 million bail and a $5 million bond.

He also agreed to remain under 24-hour home confinement while wearing an ankle monitor and providing a security team and an armed guard at the entrance and exit of the building where he was living. The conditions are costing Mr. Strauss-Kahn $250,000 a month.


http://www.nytimes.com/2011/07/01/nyregi...n-jeopardy.html

Und dann lese ich mir den Wikipedia-Artikel zu DSK durch, in dem sein Werdegang im wesentlichen als ein Pendeln zwischen Universität, Politik und zuletzt IMF dargestellt wird. Gut, zwischendurch hat er DSK Consultants gegründet, "a corporate law consulting firm". Aber das lief neben seinen sonstigen Verpflichtungen. So richtig klar wird mir nicht, woher dieses Mitglied der Parti Socialiste und ehemals der Union des étudiants communistes mal eben jeden Monat 250 000 USD nimmt.

Wahrscheinlich lässt er sich von vermögenden Freunden sponsorn. Was dann wiederum die Frage aufwirft, ob Frankreich tatsächlich mit einem Mann an der Spitze gut gefahren wäre, der Freunde hat, die er mal eben um ein paar Millionen anhauen kann.

Oder hat DSK einfach nur eine richtig gute Rechtsschutzversicherung?

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Nobby Offline



Beiträge: 110

01.07.2011 11:16
#3 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Frau Strauss-Kahn (Sinclair) hat viel Geld!

"Sinclair ist 1948 in New York geboren. Ihr Vater war Geschäftsmann, und ihr Grossvater war der berühmte Kunsthändler Paul Rosenberg. Die Enkelin sollte etliche Werke erben. Und viel Geld. Genug für Immobilien in Paris und Marrakesch. In Washington konnte man sich eine schöne Wohnung mit Sicht auf den Potomac kaufen: für 4 Millionen Dollar"
http://bazonline.ch/ausland/amerika/Die-.../story/28055521

Zitat
So richtig klar wird mir nicht, woher dieses Mitglied der Parti Socialiste und ehemals der Union des étudiants communistes mal eben jeden Monat 250 000 USD nimmt.



edit: Link eingefügt

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.07.2011 14:02
#4 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Lieber Gorgasal,

die Frage zum Vermögen von DSK hat Nobby schon beantwortet: Seine Frau ist Multimillionärin.

Interessant finde ich diesen Punkt:

Zitat
Was dann wiederum die Frage aufwirft, ob Frankreich tatsächlich mit einem Mann an der Spitze gut gefahren wäre, der Freunde hat, die er mal eben um ein paar Millionen anhauen kann.

Wäre Frankreich mit DSK gut gefahren? Schwer zu sagen. Er ist ein ungewöhnlicher Politiker - hochintelligent, kenntnisreich, weltläufig. Mit der üblichen französischen Biografie eines Sohns der Bourgeoisie: Als Student Kommunist; vernünftig, sobald es darum geht, Karriere zu machen. Die meisten werden dann hohe Beamte oder Geschäftsleute. Wer in der Politik bleibt, rückt mehr oder weniger weit nach rechts - DSK an den rechten Rand der Sozialistischen Partei. Überzeugungen hat er bisher nicht erkennen lassen.

Warum war er der Hoffnungsträger? Vielleicht, weil er der Gegentyp zu Sarkozy ist. Was an Sarkozy die Franzosen am meisten nervt, das ist seine Vulgarität. Er hat keine Grande École absolviert, er ist kein Kind der etablierten Bourgeoisie. Er zappelt bei Auftritten herum, er verwendet vulgäre Wörter.

Kurz, degoûtant.

Mitterand hingegen hat man alles verziehen - sein schlechtes Regieren, seinen Machiavellismus, sein dubioses Privatleben. Denn der Mann hatte Stil. Und den hatte man sich von DSK erhofft.

Herzlich, Zettel

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

01.07.2011 14:57
#5 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Der Express bringt einen Life-Ticker zur DSK-Affäre.

http://www.lexpress.fr/actualite/politiq...ne_1008207.html

Frank Offline




Beiträge: 187

01.07.2011 18:43
#6 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Für Frankreich übliche Biographien??
DSK
Dominique Gaston André Strauss-Kahn est le fils de Jacqueline Fellus, journaliste, d'origine ukrainienne (Odessa) et tunisienne et de Gilbert Strauss-Kahn, conseiller juridique et fiscal et membre du Grand Orient de France. Du côté maternel, Jacqueline Fellus est la fille de Shemaoun André Fellus, fils de Haim et Taina Hagège, originaires de Tunisie, et de Blanche Breitman, fille de Grégor et Tatiana Berkoff, originaires d'Odessa. Du côté paternel, Gilbert Strauss est le fils d'Yvonne Stengel (née en 1892 à Lunéville), et fils naturel de Gaston Strauss (1875, à Bischwiller-1934) et fils adoptif (par adoption de son père Gilbert) de Marius Kahn (cousin de Gaston), tous deux mariés successivement avec Yvonne Stengel.
Issu d'une famille juive installée au Maroc en 1951, il grandit à Agadir. La famille quitte le Maroc à la suite du tremblement de terre d'Agadir de 1960, pour Monaco.

Sarkozy
Nicolas Paul Stéphane Sarközy de Nagy-Bocsa est le fils de Paul Sarközy de Nagy-BocsaN 3 et d'Andrée Mallah. Son père est d'origine hongroise, sa mère a des origines françaises, grecques et juives.
...
Andrée Mallah, née dans le 9e arrondissement de Paris le 12 octobre 1925, est la fille de Bénédict Mallah, né Aaron « Beniko » Mallah (né en 1890 à Salonique, alors partie de l'Empire ottoman, de nos jours en Grèce) et d'Adèle Bouvier (née le 5 mars 1891 dans le 4e arrondissement de Lyon).
La famille Mallah, dont est donc issu Bénédict, père d'Andrée et grand-père de Nicolas Sarkoy, est une famille juive séfarade d'Espagne ayant trouvé refuge à Salonique après l'expulsion de 14925.
L'oncle de Bénédict, nommé Moshé est rabbin et éditeur du journal grec El Avenir. Deux de ses cousins sont sénateurs : Asher, qui contribue, en 1912, à établir l’Université du Technion à Haïfa en Israël, et Peppo, premier représentant diplomatique d’Israël en Grèce. Son père, l'arrière-grand-père de Nicolas Sarkozy, est joaillier et meurt en 1913. À ce moment, la mère de Bénédict s'installe en France, avec ses sept enfants. Beniko, aîné de la fratrie, y devient médecin et s'engage dans l'Armée française pour soigner les blessés de la Première Guerre mondiale. Il y rencontre Adèle Bouvier, infirmière catholique issue d'une famille savoyarde (devenue française en 1860) et qui fut, par ailleurs, mariée une première fois en 1910 à un autre infirmier militaire, René Prost, né à Lyon le 29 janvier 1884 et mort pour la France le 2 mars 19166.

(aus der französischsprachigen Wikipedia)

-------------------------------------------
Sit intra te concordia et publica felicitas

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.07.2011 19:50
#7 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Zu dem Fall gibt es, wie man sich denken kann, eine lebhafte Diskussion in der französischen Öffentlichkeit. Als Beispiel zitiere ich in diesem Zitat des Tages Jean Daniel, der darauf aufmerksam macht, wie leicht bei einem solchen Fall die Fakten durch eine voreilige Parteinahme überlagert werden können.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.07.2011 20:01
#8 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Zitat von Frank
Für Frankreich übliche Biographien??

Ja, lieber Frank.

Sie zitieren die Familiengeschichte von DSK und Sarkozy. Sie ist in der Tat nicht typisch für das französische Bürgertum, wenn auch gar nicht so untypisch für den jüdischen Teil des französischen Bürgertums, wo es nicht selten familiäre Beziehungen über die Grenzen Frankreichs hinweg gibt.

Meine Bemerkung bezog sich aber nicht auf die Familie, sondern auf die persönliche Biografie von DSK. Und da gibt es eben diese sehr französische Entwicklung, vor allem für Bürgersöhne typische Entwicklung vom jugendlichen Kommunisten zum erfolgreichen Staatsdiener oder Geschäftsmann.

Lediglich diejenigen, die sich für die lettres entscheiden, also Schriftsteller, Publizist oder gar "Philosoph" werden, bleiben meist links.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

01.07.2011 22:33
#9 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.07.2011 10:27
#10 Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Hier der aktuelle Stand, wie er in der Wochenendausgabe der NYT zu lesen ist.

Die Staatsanwaltschaft hat sich vorbildlich verhalten, indem sie nicht nur Belastungsmaterial gesammelt, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Zeugin geprüft hat. Es gehört schon viel Böswilligkeit dazu, daraus ein "Justizdebakel" zu machen.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2011 14:28
#11 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Ich habe heute schon rauf und runter gesucht und leider nicht wiedergefunden. Ich meinte mich geäussert zu haben wer wie Kahn sich gegen Sarkozy stellt muß sehr vorsichtig sein. Wenn sich das so weiterentwickelt wird hoffentlich auch mal gefragt werden, wo kam das Geld her. Ich wäre wirklich "neugierig".

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

02.07.2011 15:10
#12 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von Friedrich
Ich habe heute schon rauf und runter gesucht und leider nicht wiedergefunden. Ich meinte mich geäussert zu haben wer wie Kahn sich gegen Sarkozy stellt muß sehr vorsichtig sein. Wenn sich das so weiterentwickelt wird hoffentlich auch mal gefragt werden, wo kam das Geld her. Ich wäre wirklich "neugierig".



Bisher ist bekannt, dass auf das Konto der Belastungszeugin innerhalb von zwei Jahren 100.000 Dollar überwiesen wurden. Unter anderem von einem (heutigen) Untersuchungshäftling, der wegen des Besitzes einer größeren Menge Drogen in Haft sitzt. Das kann vieles bedeuten: Vielleicht hat sie ihr Konto unwissentlich für Geldwäsche hergegeben. Vielleicht wollte sie den Drogenhändlern bewusst helfen. Vielleicht hat es noch ganz andere Gründe. Man müsste ja als nächstes untersuchen, wohin das Geld dann möglicherweise geflossen ist. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass sie mit dem Geld quasi als Belastungszeugin aufgebaut werden sollte.

Auch wenn die Glaubwürdigkeit der Belastungszeugin stark erschüttert ist, finde ich Herrn Strauss-Kahn nicht mehr »präsidiabel«. Es bleibt die Tatsache, dass es zu sexuellen Handlungen gekommen sein muss. Woher sollen sonst die Spermaspuren gekommen sein? Dahinter kann sich immer noch Prostitution oder Nötigung verbergen. Es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass die Frau so beeindruckt von ihm war, dass sie spontan freiwillig auf die Knie gegangen ist, um …

Selbst im besten Fall muss man einen extremen Mangel an Selbstkontrolle konstantieren. Wer sich schon privat so wenig im Griff hat, sollte nicht in das höchste Staatsamt gewählt werden. Sarkozy könnte sich keinen besseren Gegner wünschen: neben Strauss-Kahn sieht er ja wie ein Musterbeispiel der persönlichen Integrität aus.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2011 15:21
#13 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von stefanolix

Selbst im besten Fall muss man einen extremen Mangel an Selbstkontrolle konstantieren. Wer sich schon privat so wenig im Griff hat, sollte nicht in das höchste Staatsamt gewählt werden. Sarkozy könnte sich keinen besseren Gegner wünschen: neben Strauss-Kahn sieht er ja wie ein Musterbeispiel der persönlichen Integrität aus.



Das meine ich so auch geschrieben zu haben. Leider finde ich das nicht mehr, das Internet ist doch ziemlich groß.
Ich denke ebenfalls, daß Strauss-Kahn "verbrannt" ist. Was mich aber interessiert, wenn Strauss-Kahn "reingeritten" wurde, wäre ich interessiert wer speziell ein besonderes Interesse hätte und/oder woher das Geld wirklich kam. Sie schreiben ja unter anderem also wer war/ist involviert.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

02.07.2011 17:35
#14 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von Friedrich
Das meine ich so auch geschrieben zu haben. Leider finde ich das nicht mehr, das Internet ist doch ziemlich groß.
Ich denke ebenfalls, daß Strauss-Kahn "verbrannt" ist. Was mich aber interessiert, wenn Strauss-Kahn "reingeritten" wurde, wäre ich interessiert wer speziell ein besonderes Interesse hätte und/oder woher das Geld wirklich kam. Sie schreiben ja unter anderem also wer war/ist involviert.



Auch für die heutige Belastungszeugin gilt juristisch zunächst die Unschuldsvermutung. Davon getrennt ist natürlich die moralische Bewertung.

Jede Überweisung kann tausend Gründe haben. Vielleicht waren wirklich Drogen im Spiel, vielleicht auch ganz harmlose Schwarzarbeit. Vielleicht sollte sie Geld an Familien in Afrika weiterleiten. Wirklich verdächtig sind bisher nur die Überweisungen von dem heutigen Untersuchungshäftling. Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass man sie über zwei Jahre aufgebaut hat, um Herrn Strauss-Kahn eine Falle zu stellen.

In der Zeit nach dem Vorfall hörte man, dass Herr Strauss-Kahn im Hotel auch gegenüber anderen Frauen anzüglich oder aufdringlich geworden sein soll. Später meldete sich mindestens eine Frau aus Frankreich, die er in der Vergangenheit genötigt haben soll, andere haben sich über seine schlechten Manieren gegenüber Frauen geäußert. So einem unbeherrschten Menschen muss niemand eine Falle stellen. Irgendwann wird ihm sein Mangel an Beherrschung zum Verhängnis.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.07.2011 17:44
#15 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von Friedrich
Ich habe heute schon rauf und runter gesucht und leider nicht wiedergefunden. Ich meinte mich geäussert zu haben wer wie Kahn sich gegen Sarkozy stellt muß sehr vorsichtig sein.

Solche Verschwörungstheorien kamen in Frankreich sofort nach dem Vorfall auf. Ich habe darüber am 5. Mai berichtet.

Gegen Sarkozy gestellt hat sich DSK ja nicht; er war aus der französischen Innenpolitik ausgeschieden. Aber er war in der Tat eine Gefahr für Sarkozy, weil Umfragen ihm für den Fall einer Kandidatur einen sicheren Sieg gegen diesen vorhersagten.

Nur ist das allein ja kein Beleg, daß Sarkozy seine Hand im Spiel hatte. Hinweise darauf oder überhaupt auf ein Komplott gibt es meines Wissens nicht.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.07.2011 17:53
#16 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von stefanolix
Auch wenn die Glaubwürdigkeit der Belastungszeugin stark erschüttert ist, finde ich Herrn Strauss-Kahn nicht mehr »präsidiabel«.

Ich hätte auch meine Zweifel an ihm, aus denselben Gründen wie Sie, lieber Stefanolix.

In Frankreich sieht man das aber offenbar anders. Sollte sich seine Unschuld herausstellen, dann könnte er sehr gut der Präsidentschaftskandidat der Sozialisten werden und im nächsten Jahr Sarkozy schlagen. Sogar der momentane Favorit um die Nominierung, François Hollande, hat laut Nouvel Observateur jetzt vorgeschlagen, den Zeitplan für die Nominierung so zu ändern, daß DSK noch kandidieren könnte.

In Frankreich gilt das Sexualleben eines Politikers eben als unerheblich für seine politischen Qualitäten. Sollte - was jetzt berichtet wird - Nafissatou Diallo eine Prostituierte sein, die lediglich zusätzlich abkassieren wollte, dann könnte man ihm in diesem Fall noch nicht einmal Unbeherrschtheit vorwerfen.

Herzlich, Zettel

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2011 18:02
#17 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat
Zettel
Nur ist das allein ja kein Beleg, daß Sarkozy seine Hand im Spiel hatte. Hinweise darauf oder überhaupt auf ein Komplott gibt es meines Wissens nicht.




Nein es ist kein Beleg, nur das es ein Komplott sein könnte kann man m.E. nicht ausschließen. Es wäre zumindest denkbar das die Geldzahlungen dazu dienen hätten sollen hier etwas "nachzuhelfen".

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2011 18:09
#18 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von stefanolix
So einem unbeherrschten Menschen muss niemand eine Falle stellen. Irgendwann wird ihm sein Mangel an Beherrschung zum Verhängnis.



Da haben Sie wohl recht und sicherlich ist es besser Ihn weit weg von einer "verantwortlichen" Position zu wissen. Nur wäre es zumindest denkbar, daß jemand das ausnutzte (und egal wie man es dreht und wendet ziemlich "erfolgreiche" war.) Ich glaube nicht, daß Strauß Kahn außerhalb Frankreichs noch mal so etwas bekommt wie den Posten es IWF Chefs. Aber nun ja es ist nur meine Meinung...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.07.2011 18:40
#19 Erneut eine Wende in dem Fall? Antworten

Zitat von Zettel
Hier der aktuelle Stand, wie er in der Wochenendausgabe der NYT zu lesen ist.

Der gegenwärtige Aufmacher der Internetausgabe des Nouvel Observateur hat mich veranlaßt, zu dem Artikel einen Nachtrag zu schreiben.

Man kann natürlich fragen, ob man auf solche Gerüchte etwas geben sollte und ob sie in ZR gehörten. Ich bringe das aus mehreren Gründen:

Erstens bewegt es die Franzosen. Wenn DSK tatsächlich das Opfer falscher Anschuldigungen einer Hotelprostituierten sein sollte, dann ist er in den Augen der Franzosen völlig entlastet und könnte als Kandidat mit zusätzlichen Sympathien rechnen; er hätte dann noch bessere Aussichten gegen Sarkozy als vor der Affäre, wo er bereits fast 2:1 in den Umfragen geführt hatte.

Mir erscheint die Meldung der New York Post aber auch plausibel, weil sie die scheinbaren Ungereimtheiten erklären würde.

Die Behauptung von DSK, er hätte einvernehmlichen Sex gehabt, erscheint ja zunächst an den Haaren herbeigezogen - denn ein gewöhnliches Zimmermädchen, noch dazu eine fromme Moslemin, würde sich dazu kaum hergeben. Bei einer Hotelprostituierten wäre es ein normaler Fall. Weiterhin würde dies die hohen Geldsummen erklären, über die Frau Diallo offenbar verfügte, und die ihr nachgewiesenen Lügen und Kontakte zum kriminellen Milieu.

Und nicht zuletzt würde es das Verhalten von DSK erklären, der keineswegs "die Flucht ergriffen" hatte, sondern sich völlig unauffällig benahm, mit seiner Tochter zu Mittag aß, sich dann zu einem längst gebuchten Flug begab und sogar seinen Aufenthaltsort mitteilte, indem er im Hotel nach seinem liegengelassenen Handy fragte.

Im Rückblick fällt auf, wie leichtfertig weithin in den deutschen Medien die Version der Frau übernommen und die von DSK als "Verteidigungsstrategie" abgetan wurde. Ich habe das damals zu vermeiden versucht; siehe Die Affäre Strauss-Kahn aus französischer Sicht; ZR vom 16. 5. 2011.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

02.07.2011 21:10
#20 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von stefanolix
Wer sich schon privat so wenig im Griff hat, sollte nicht in das höchste Staatsamt gewählt werden.


Ich persönlich stimme Ihnen ja zu. Aber da sind wir möglicherweise in der Minderheit.

Ich finde es ja faszinierend, wie gerade Linke, die sonst recht enthusiastisch Machtungleichgewichte anprangern, manchmal überhaupt gar kein Problem damit haben, wenn eben solche Machtungleichgewichte zwischen alten, reichen, weißen Männern und jungen, armen, schwarzen Frauen in Prostitution münden. Sollte DSK jetzt nicht gerade für ehrliche Linke völlig unwählbar sein? Oder ist deren Weltanschauung schon auf eine komplette Kommerzialisierung der Sexualität getrimmt?

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

02.07.2011 22:32
#21 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von Zettel
(…) In Frankreich gilt das Sexualleben eines Politikers eben als unerheblich für seine politischen Qualitäten. Sollte - was jetzt berichtet wird - Nafissatou Diallo eine Prostituierte sein, die lediglich zusätzlich abkassieren wollte, dann könnte man ihm in diesem Fall noch nicht einmal Unbeherrschtheit vorwerfen.



Ich finde sein Verhalten auch in diesem Fall ziemlich unbeherrscht. Ein einflussreicher Mann muss immer damit rechnen, dass ihm durch eine Prostituierte eine Falle gestellt wird. Er bringt sich und seine Gattin damit in eine unwürdige Situation.

Mag sein, dass man das in Frankreich zum Teil anders sieht. Ich kann mich auch an Bemerkungen von selbsternannten Unterstützern erinnern, irgendwelche Salonlinke waren das wohl, die sinngemäß sagten: »Na und? Er hat ein Dienstmädchen rangenommen.« — wie es früher die Feudalherren oft gemacht haben. Aber ich weiß nicht, ob diese Haltung in Frankreich noch mehrheitsfähig ist.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

02.07.2011 22:36
#22 RE: Neues zum Fall Strauss-Kahn Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von stefanolix
Wer sich schon privat so wenig im Griff hat, sollte nicht in das höchste Staatsamt gewählt werden.


Ich persönlich stimme Ihnen ja zu. Aber da sind wir möglicherweise in der Minderheit.

Ich finde es ja faszinierend, wie gerade Linke, die sonst recht enthusiastisch Machtungleichgewichte anprangern, manchmal überhaupt gar kein Problem damit haben, wenn eben solche Machtungleichgewichte zwischen alten, reichen, weißen Männern und jungen, armen, schwarzen Frauen in Prostitution münden. Sollte DSK jetzt nicht gerade für ehrliche Linke völlig unwählbar sein? Oder ist deren Weltanschauung schon auf eine komplette Kommerzialisierung der Sexualität getrimmt?




Bill Clinton ist aber nach dem Bekanntwerden des Lewinski-Skandals nicht noch einmal gewählt worden und er wäre auch niemals wieder gewählt worden. Richtig ist, dass er aus Erwägungen des Machterhalts heraus im Amtsenthebungsverfahren gestützt wurde. Aber wäre der Skandal in seiner ersten Amtszeit geschehen, wären seine Chancen auf Wiederwahl sehr gering gewesen. Und wäre es in Arkansas geschehen, wäre er wohl kaum Präsident geworden.

Und zu den »ehrlichen Linken«: Die haben keine Stimme in der Presse. Was wir hören, sind vorwiegend Salonlinke. Und die haben mit Prostitution vermutlich kein Problem.

Konsul Offline



Beiträge: 31

03.07.2011 17:22
#23 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Auch eine Prostituierte kann Opfer einer Vergewaltigung oder sexuellen Nötigung werden, indem zum Beispiel ein Freier (unter Drohungen) sexuelle Handlungen durchführt, die nicht miteinander abgestimmt sind. Außerdem ist Prostitution in New York verboten; und weil DSK von ihrem Nebenerwerb wusste, und nicht einsah, dass er als Mann für etwas bezahlt, was ihm zusteht, hat DSK die Dame vielleicht mit seiner schon bekannten Art belästigt und gedroht, ihren Nebenerwerb der Hotelleitung zu melden. Warum sollte die Dame ihren profitablen Nebenerwerb gefährden und gerade DSK als geeignetes Opfer auserkoren haben, wenn sie offensichtlich nicht damit rechnete, dass im Rahmen der Ermittlungen der Nebenerwerb publik wird, Kontobewegungen überprüft und Telefongespräche abgehört werden könnten?

Für mich ist die Geschichte sehr plausibel, dass es erst einvernehmlichen Sex gab, DSK dann im Überschwang der Gefühle aber nicht vereinbarte sexuelle Handlungen erzwang bzw. nichts bezahlen wollte, weil er davon ausging, dass die Dame sich nirgendwo deswegen beschweren könne, weil Prostitution verboten ist und auch nicht zum normalen Jobprofil eines Zimmermädchens gehört.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

03.07.2011 18:14
#24 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Zitat von Konsul
(…) Für mich ist die Geschichte sehr plausibel, dass es erst einvernehmlichen Sex gab, DSK dann im Überschwang der Gefühle aber nicht vereinbarte sexuelle Handlungen erzwang bzw. nichts bezahlen wollte, weil er davon ausging, dass die Dame sich nirgendwo deswegen beschweren könne, weil Prostitution verboten ist und auch nicht zum normalen Jobprofil eines Zimmermädchens gehört.



Ich weiß nicht, wie weit die Spekulationen hier gehen sollten. Der Beschuldigte sprach ja zu seiner Verteidigung selbst von »einvernehmlichem Sex«. Hätte Herr Strauß-Kahn dafür bezahlt, dann hätte man doch bei der Untersuchung bzw. Durchsuchung der Zeugin Geldscheine mit seinen DNA-Spuren finden müssen.

Ich denke, dass eine Zeugin für die Wahrheitsfindung kaum noch etwas taugt, wenn sie (a) zu wichtigen Aspekten lügt und (b) mit Dritten abspricht, welche Vorteile sie aus ihrer Aussage ziehen könnte. Wenn Herr Strauß-Kahn nur aufgrund dieser Unglaubwürdigkeit davonkommt, obwohl er sie genötigt hat, dann ist das ein Freispruch dritter Klasse. Dann sollte er sich ins Privatleben zurückziehen.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

03.07.2011 18:22
#25 RE: Wende im Fall Strauss-Kahn? Antworten

Zitat von stefanolix
Ich weiß nicht, wie weit die Spekulationen hier gehen sollten. Der Beschuldigte sprach ja zu seiner Verteidigung selbst von »einvernehmlichem Sex«. Hätte Herr Strauß-Kahn dafür bezahlt, dann hätte man doch bei der Untersuchung bzw. Durchsuchung der Zeugin Geldscheine mit seinen DNA-Spuren finden müssen.



Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass es äußerst ungewöhnlich sein dürfte, dass eine junge Frau sich mit einem ihr unbekannten älteren Herren spontan zum einvernehmlichen GV entschließt. Also wie der Coca Cola light Mann sieht DSK ja nun auch wieder nicht aus.

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Seiten 1 | 2
 Sprung  



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz