Zitat In der musikalischen Analyse werden noch heute Themen oder Motiven Eigenschaften von Geschlechtern zugeschrieben: Bestimmte, männliche, harte Themen auf der einen Seite, ruhige, schwache, weibliche Themen auf der anderen Seite. Dur = männlich, Moll= weiblich. Man könnte die Wortkette fast endlos fortsetzen. Dagegen suchen die „gender studies" nach neuen, geschlechtlich wertfreien Sachurteilen.
Das ist übrigens interessant: Mit dem Autor habe ich früher etliche Mails gewechselt. In dem Artikel geht es ja kaum um Musik, sondern zu großen Teilen um allgemeine Angaben zu »gender studies«. Geschenkt.
Wo es aber wirklich um Musik geht, ist ein wahrer Kern enthalten: Berufliche Diskriminierung gab es in der Vergangenheit auch bei Komponistinnen und Musikerinnen. Man aber historische Fakten nicht an heutigen Maßstäben messen. Es ist sehr bedauerlich, dass Frauen früher nicht wählen durften, dass sie viele Berufe nicht ausüben durften und dass sie wohl auch nicht über die Hymne mitbestimmen durften. Man kann das aus heutiger Sicht verurteilen, aber man kann es eben nicht ungeschehen machen.
Zitat von stefanolixEinige alte Hymnen stammen aus der Zeit, als Frauen noch nicht einmal das aktive Wahlrecht hatten oder als Frauen ihr passives Wahlrecht kaum durchsetzen konnten. Diese Zeiten will keiner zurückhaben und diese Texte sind einfach nicht mehr zeitgemäß.
Ja klar. Aber ist es denn zeitgemäß, wenn in der britischen Hymne dazu aufgerufen wird, die rebellischen Schotten zu zermalmen ("like a torrent rush, rebellious Scots to crush"); wenn die Marseillaise die "brüllenden, grausamen" Soldaten des Gegners schmäht, deren "unreines Blut unsere Ackerfurchen tränken" möge; und wenn in der amerikanischen Hymne freudig gesungen wird, daß "das Blut" der Feinde "die Vergiftung durch ihre widerlichen Fußspuren ausgewaschen" habe ("Their blood has wash'd out their foul footstep's pollution")?
Nationalhymnen kann man doch nicht alle paar Jahre modernisieren, weil die Verhältnisse nicht mehr bestehen, unter denen sie entstanden. Kallias hat in seiner prachtvollen Parodie sehr schön gezeigt, wie im Grunde die ganze österreichische Hymne nicht mehr der heutigen political correctness entspricht. Wie sollte sie auch.
Wir Deutschen, lieber Stefanolix, haben mit unserer Dritte-Strophe-Hymne das Glück, daß sie vergleichsweise wenig historisch belastet ist. Gegen Einigkeit und Recht und Freiheit kann nun wahrlich kaum jemand sein. (Er kann freilich fragen, ob Klima, Umwelt und Gleichstellung nicht wichtiger wären).
Allerdings könnte man sich schon denken, daß demnächst jemand Anstoß an "für das Deutsche Vaterland" nehmen wird. Erstens, wo bleibt die Mutter? Und zweitens, könnte er sagen, wohnen doch in Deutschland nicht nur Deutsche.
Zitat von ZettelAber ist es denn zeitgemäß, wenn in der britischen Hymne dazu aufgerufen wird, die rebellischen Schotten zu zermalmen ("like a torrent rush, rebellious Scots to crush"); wenn die Marseillaise die "brüllenden, grausamen" Soldaten des Gegners schmäht, deren "unreines Blut unsere Ackerfurchen tränken" möge; und wenn in der amerikanischen Hymne freudig gesungen wird, daß "das Blut" der Feinde "die Vergiftung durch ihre widerlichen Fußspuren ausgewaschen" habe ("Their blood has wash'd out their foul footstep's pollution")?
Vergleichen damit scheint mir die israelische Hymne auffallend anders mit nur dem Ausdruck der Hoffnung, ein freies Volk im freien Land zu sein - ohne Sieg über Feinde und Kampf und so weiter:
HaTikvah
Solange noch im Herzen eine jüdische Seele wohnt und nach Osten hin, vorwärts, ein Auge nach Zion blickt,
solange ist unsere Hoffnung nicht verloren, die Hoffnung, zweitausend Jahre alt, zu sein ein freies Volk, in unserem Land, im Lande Zion und in Jerusalem!
Als meine Kinder zum Frühstück das Lied von Hänsel und Gretel sangen, verblasste für mich das Problem der Österreicher Hymne: "Wer ist der Herr in diesem Haus?". Ich kann nicht mal anweisen , nun von der "Herrin" zu singen. Das führt nur zu Missverständnissen!
Anbei fiel mir auf, dass in diesem Lied alle Gewalt von Frauen ausging (einsperren - Herrin, in den Ofen stoßen). Hänsel hat definitiv ein Alibi (saß gerade ein). Was kann man hier nur noch tun?
Die DDR-Hymne wurde ab 1972 aus politischen Gründen nicht mehr gesungen
Auf einem autographen Notenblatt von Hanns Eisler, datiert am 7. November 1949, finden sich zwei Textabweichungen. Es ist unklar, ob diese auf Eisler oder auf Becher selbst zurückgehen. Das Autograph ist in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin zu sehen. Dort lautet der Text der ersten Strophe:
Auferstanden aus Ruinen Und der Zukunft zugewandt, Laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, heilig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen, Und wir schlagen sie vereint, Denn es muß uns doch gelingen, Daß die Sonne schön wie nie |: Über Deutschland scheint. :|
Aus dem "heiligen" wurde das "einig" Vaterland.
Beides wollte die SED dann nicht mehr!
Sit intra te concordia et publica felicitas (Motto der Hansestadt Rostock)
Die DDR-Hymne wurde ab 1972 aus politischen Gründen nicht mehr gesungen
Auf einem autographen Notenblatt von Hanns Eisler, datiert am 7. November 1949, finden sich zwei Textabweichungen. Es ist unklar, ob diese auf Eisler oder auf Becher selbst zurückgehen. Das Autograph ist in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin zu sehen. Dort lautet der Text der ersten Strophe:
Auferstanden aus Ruinen Und der Zukunft zugewandt, Laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, heilig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen, Und wir schlagen sie vereint, Denn es muß uns doch gelingen, Daß die Sonne schön wie nie |: Über Deutschland scheint. :|
Aus dem "heiligen" wurde das "einig" Vaterland.
Beides wollte die SED dann nicht mehr!
Weiß ich doch. Ich war 1972 zwar erst fünf Jahre alt, aber in meiner Schulzeit bekam zum Beispiel unsere Nachbarin Heike (Name geändert) heftigsten Ärger mit dem Klassenlehrer, weil sie nach dem Text der Hymne gefragt hatte. Dabei hatte sie ausgerechnet noch am 1. Mai Geburtstag …
Der Text ist im Grunde nicht schlecht, aber ich bleibe doch bei meiner Meinung: Hymnen ohne Musik sind am besten.
Zitat von ZettelNationalhymnen kann man doch nicht alle paar Jahre modernisieren, weil die Verhältnisse nicht mehr bestehen, unter denen sie entstanden. Kallias hat in seiner prachtvollen Parodie sehr schön gezeigt, wie im Grunde die ganze österreichische Hymne nicht mehr der heutigen political correctness entspricht. Wie sollte sie auch.
Wir Deutschen, lieber Stefanolix, haben mit unserer Dritte-Strophe-Hymne das Glück, daß sie vergleichsweise wenig historisch belastet ist. Gegen Einigkeit und Recht und Freiheit kann nun wahrlich kaum jemand sein. (Er kann freilich fragen, ob Klima, Umwelt und Gleichstellung nicht wichtiger wären).
Windkraft, Klimaschutz und Grünzeug Für das neue deutsche Land! Danach lasst uns alle streben gleichgestellt mit Herz und Hand.
Windkraft, Klimaschutz und Grünzeug sind des Glückes Unterpfand. |: Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, o Du grünes Land! :|
Gut, es kommt immer noch einmal »deutsch« vor. Aber es ist wenigstens schon ein »Neues Deutschland«. Oh.
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