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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 36 Antworten
und wurde 3.384 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
MaxS Offline



Beiträge: 5

24.07.2011 16:00
#26 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Ich seh das nicht ganz so wie du. Ich halte es da eher mit Heinlein's Starship Troopers. Ein Soldat soll Soldat aus den richtigen Gründen werden. Wer schon nach wenigen Tagen (oder Stunden) merkt, dass er nicht das Durchhaltevermögen, nicht den Mut oder den Glauben an die Sache mitbringt, der soll gehen können. Es bringt der Bundeswehr überhaupt nichts, wenn solche Menschen dann in Stressituationen kommen, mit denen sie nie klar kommen (und darauf soll die Bundeswehr ja ausbilden).

Das da ein Haufen Leute mit falschen Einstellungen, die man gerne als verzogene Burschen beschreiben könnte oder einfach nur mal aus dem Esprit "weis ja nicht genau was ich nach der Schule machen werde", dabei sind, ist doch nicht überraschend. Dafür soll ja die Grundausbildung da sein: Selektion.
Auf der anderen Seite überrascht es nicht, wenn man den allgemeinen kulturellen Geist in den USA mit D vergleicht. AUch wenn es in den USA eine Friedensbewegung gibt, ist das Ideal ambitioniert zu sein und sich dann aber auch mit der Leistung zu identifizieren viel weiter verbreitet als in D. Ob das an der Erziehung, den schlechten Schulen in D (naja, in den USA sind sie ja auch nicht wirklich besser) oder an einer gewissen Dekadenz in Mitteleuropa liegt, dass kann ich dann doch nicht bestimmen.

Jetzt sollten wir uns doch erstmal zurücklehnen und schauen wie sich das Experiment in den nächsten Jahren entwickelt.

notquite Offline



Beiträge: 506

24.07.2011 16:14
#27 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Llarian

Zitat von stefanolix
Zitat: Allerdings gab es in bestimmten Kreisen eine andere Möglichkeit: einige Fachmediziner haben aus Gefälligkeit wasserdichte Atteste für die Söhne ihrer Ärztekollegen geschrieben.


Auch das ist weitestgehend eine Legende, denn ganz blöd ist der Bund auch früher nicht gewesen. Ein Attest ist für den Musterungsarzt erstmal nicht mehr als eine Meinung, es hat keine bindende Kraft. Natürlich versucht der Bund zu vermeiden in Schadensersatzforderungen gezogen zu werden, wenn wirklich ein exotisches Krankheistbild vorliegt, wo sich der Musterungsarzt nicht sicher ist. Abgesehen davon glauben die meisten Musterungsärzte ad hoc erstmal gar nix. Und im Unterschied zum "Normalmediziner" machen die den ganzen Tag nix anderes als sich solche Geschichten anhören. Das mag im Einzelfall funktionieren, aber in der Regel hat auch die Prominenz durchaus gedient.




Ein Bekannter von mir ist wegen eines körperlichen Schadens ausgemustert worden. Mir fällt gerade nicht mehr genau ein, welcher Schaden das war. Ich kann mich aber noch sehr genau erinnern, dass er wenige Monate nach seiner Ausmusterung Deutscher Vize bei den Jugendmeisterschaften über 1500m geworden ist. In meinem Abiturjahrgang gab es einen anderen Leichtathleten, der in den Tisch gebissen hat, wenn er weniger als 15 Punkte in Sport bekommen hat. Auch ausgemustert. In letzterem Fall war der Vater Allgemeinarzt.

Bei den Abiturjahrgängen meines Provinzgymnasiums, die ich überblicken kann, gab es schon eine signifikante Anzahl von Fällen, in denen offensichtlich völlig gesunden Schülern aus Akademikerfamilien irgendwelche Hinderungsgründe herbei gezaubert wurden. Das hatte System.

(EDIT: Tippfehler korrigiert)

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

24.07.2011 16:22
#28 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Da so gut wie niemand zu 100% gesund ist, findet ein Arzt leicht etwas, wozu er einen Befund schreiben kann. Ein Spitzensportler kann beispielsweise eine Allergie haben, oder ein schiefes Kreuz, was ihn in seinem Sport nicht behindert, aber reicht um untauglich zu sein.

Zitat
Bei den Abiturjahrgängen meiner Provinzgymnasiums, die ich überblicken kann, gab es schon eine signifikante Anzahl von Fällen, in denen offensichtlich völlig gesunden Schülern aus Akademikerfamilien irgendwelche Hinterungsgründe herbei gezaubert wurden. Das hatte System.


Vielleicht weil Akademikerkinder mehr Arztbesuche hinter sich haben als Nicht-Akademikerkinder, und so die Wahrscheinlichkeit höher war einen Grund zum Ausmustern zu finden.


stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

24.07.2011 17:49
#29 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Pentas
Da so gut wie niemand zu 100% gesund ist, findet ein Arzt leicht etwas, wozu er einen Befund schreiben kann. Ein Spitzensportler kann beispielsweise eine Allergie haben, oder ein schiefes Kreuz, was ihn in seinem Sport nicht behindert, aber reicht um untauglich zu sein.

Zitat
Bei den Abiturjahrgängen meiner Provinzgymnasiums, die ich überblicken kann, gab es schon eine signifikante Anzahl von Fällen, in denen offensichtlich völlig gesunden Schülern aus Akademikerfamilien irgendwelche Hinterungsgründe herbei gezaubert wurden. Das hatte System.


Vielleicht weil Akademikerkinder mehr Arztbesuche hinter sich haben als Nicht-Akademikerkinder, und so die Wahrscheinlichkeit höher war einen Grund zum Ausmustern zu finden.




Akademikerkinder dürften im Schnitt den besten Gesundheitszustand aller Gruppen aufweisen, weil alle in Frage kommenden Krankheiten zeitig entdeckt und bestens behandelt werden. Selbstverständlich können Allergien und andere Beeinträchtigungen auftreten.

Als gelernter DDR-Bürger halte ich aber die Erklärung, dass Akademikerkinder häufiger untersucht wurden und deshalb Atteste vorweisen konnten, für nicht sehr wahrscheinlich. Wenn jemand als guter Abiturient bei den deutschen Jugendmeisterschaften an der Spitze mit dabei ist, hat er dafür hart und ausdauernd trainiert. Also dürfte er körperlich kaum so stark beeinträchtigt gewesen sein, dass er nicht wenigstens Funker oder Soldat in der Verwaltung werden könnte.

Ich würde es mit den guten Kontakten (DDR-Deutsch »Beziehungen«, heute »Networking«) der Ärzte bzw. der gehobenen Akademiker untereinander erklären. Manche aus diesen Kreisen waren einfach der Meinung, dass man den eigenen Söhnen den Weg freimachen sollte. Andere waren dagegen der Meinung, dass ihre Söhne schon in der Armee gedient haben sollten, aber bitte bei einer besonderen Truppe.

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

24.07.2011 18:06
#30 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Ich glaube nicht, dass ein Arzt einen falschen Befund ausstellt, nur weil der Patient Sohn eines Akademikers ist.

Aus eigener Erfahrung: Wer untauglich sein will, muss mindestens einen Befund zur Musterung mitbringen. Und das muss gar nichts schlimmes sein, Allergien gegen Gräser A und B, dazu leichte Haltungsschäden.


notquite Offline



Beiträge: 506

24.07.2011 18:51
#31 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Pentas
Ich glaube nicht, dass ein Arzt einen falschen Befund ausstellt, nur weil der Patient Sohn eines Akademikers ist.



Ich habe nicht gesagt, dass die Befunde bewusst falsch abgefasst sind. Ich habe auch nicht gesagt, dass hier ein Akademiker ein Kind eines anderen Akademikers nur wegen dieses familiären Hintergrunds anders behandelt. Ich komme allerdings wie gesagt aus der Provinz und da kennt man sich halt und tut sich vielleicht eher den einen oder anderen Gefallen, indem man kleine Wehwehchen vielleicht etwas aufbläst (nur als Beispiel). Mir ist das ehrlich gesagt damals auch nicht direkt als System aufgefallen, aber wenn ich mir heute die Profile einiger Mitschüler bei Linkedin o.ä. ansehe, dann fällt schon auf, dass da eine bestimmte Gruppe praktisch vollständig dem Pflichtdienst aus dem Weg gegangen ist und das freie Jahr genutzt hat, um gleich das Studium aufzunehmen. So ein kleiner Gefallen eines mit den Eltern bekannten Arztes hat dann schon ordentliche finanzielle Konsequenzen.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

24.07.2011 19:20
#32 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von stefanolix
Also dürfte er körperlich kaum so stark beeinträchtigt gewesen sein, dass er nicht wenigstens Funker oder Soldat in der Verwaltung werden könnte.


Und diese Annahme ist schon der Fehler. Es gibt diverse Erkrankungen, die einen nicht daran hindern Weltmeister im Zehnkampf zu werden, aber dennoch zu einer Ausmusterung führen. Die besten Beispiele sind Lebensmittel- oder Pollenallergien. Ich kenne alleine zwei Leute, die wegen einer Lebensmittelallergie ausgemustert wurden, weil sich der Bund nicht in der Lage sah, individuelle Kost bereitzustellen, bzw. sicherzustellen, dass nicht doch mal das Allergen in der Nahrung ist. Das hindert niemand daran zu Olympia zu fahren. Ebenso gibt es eine ganze Reihe psychischer Erkrankungen, die absolut nicht mit dem Bund in Einklang zu bringen sind, beispielsweise Klaustrophobie oder Agoraphobie. Beides verhindert nicht Weltmeister im Schwimmen zu werden. Nur weil die Leute nicht mit ihren Ausmusterungsgründen hausieren gehen, heisst das nicht, dass das nicht mit rechten Dingen zuging. Nur fällt es eben auf, wenn der Sohn vom Fabrikanten ausgemustert wird, das liegt dann an dem seinem langen Arm. Das der Sohn vom Schneider auch ausgemustert wurde, das ist einfach keinem aufgefallen.

Ich betone noch einmal, was ich weiter oben schrieb: Die mitgebrachten Atteste sind für einen Musterungsarzt NICHT BINDEND. Sie sind allenfalls eine Meinung und in Anbetracht dessen was die meisten Ärzte von ihren Kollegen denken, nicht einmal eine besonders hochwertige. Der Musterungsarzt tat gut daran diese Meinung zu prüfen. Wenn sich nämlich der angedeutete Automatismus eingebürgert hätte, dann wäre irgendwann kaum einer noch freiwillig zum Bund gegangen.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

24.07.2011 21:08
#33 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Pentas
Ich glaube nicht, dass ein Arzt einen falschen Befund ausstellt, nur weil der Patient Sohn eines Akademikers ist.

Aus eigener Erfahrung: Wer untauglich sein will, muss mindestens einen Befund zur Musterung mitbringen. Und das muss gar nichts schlimmes sein, Allergien gegen Gräser A und B, dazu leichte Haltungsschäden.



Man muss differenzieren zwischen der Zeit, als die Bundeswehr schon kaum noch Rekruten haben wollte (spätestens seit 1998) und der Zeit, als noch fast jeder seinen Dienst ableisten musste (auf jeden Fall bis zur Wiedervereinigung, eventuell bis 1996).

Es gab damals den Begriff der "Wehrgerechtigkeit". Später wurde es zur Farce.

Für den ersten Zeitraum trifft Ihre Aussage in der Tat zu. Da musste man kaum etwas vorweisen, um sich ausmustern zu lassen. Für den Zeitraum bis ca. Mitte der 90er Jahre und erst recht bis zur Wiedervereinigung trifft sie meiner Beobachtung nach nicht zu. Da waren Ausmusterungen die große Ausnahme.

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2011 12:26
#34 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Meine Erfahrungen waren nach 2000 und in Österreich.


notquite Offline



Beiträge: 506

25.07.2011 13:26
#35 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von stefanolix
Man muss differenzieren zwischen der Zeit, als die Bundeswehr schon kaum noch Rekruten haben wollte (spätestens seit 1998)



Das war nun leider genau mein Abiturjahrgang.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

25.07.2011 13:50
#36 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von notquite

Zitat von stefanolix
Man muss differenzieren zwischen der Zeit, als die Bundeswehr schon kaum noch Rekruten haben wollte (spätestens seit 1998)



Das war nun leider genau mein Abiturjahrgang.


Meiner auch, und ich hatte meinen Musterungsbescheid nach meinem 18. schneller, als ich alle Vornamen unseres vormaligen Verteidigungsministers hätte aufzählen können

Gruß Petz

Elmar Offline



Beiträge: 282

25.07.2011 14:33
#37 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von stefanolix
Man muss differenzieren zwischen der Zeit, als die Bundeswehr schon kaum noch Rekruten haben wollte (spätestens seit 1998) und der Zeit, als noch fast jeder seinen Dienst ableisten musste (auf jeden Fall bis zur Wiedervereinigung, eventuell bis 1996).

Es gab damals den Begriff der "Wehrgerechtigkeit". Später wurde es zur Farce.


Als Abitur Jahrgang 1990 wurde ich 1989 noch gemustert im Wissen, dass der Dienst von 15 auf 18 Monate verlängert werden sollte!
Beim Antritt waren die Verlängerung schon vom Tisch und nach der Grundausbildung waren es dann nur noch 12 Monate.

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