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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 36 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.07.2011 15:42
KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Der jetzige Fall ist kurios; sein Hintergrund ist es weniger:

Wie will die Bundeswehr eigentlich bei einem fast leergefegten Arbeitsmarkt die Freiwilligen bekommen, die sie benötigt? Und was passiert denn eigentlich, wenn sie diese schlicht nicht bekommen kann; jedenfalls nicht ohne Absenkung der Anforderungen an die Qualifikation?

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.253

22.07.2011 16:02
#2 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Lieber Zettel,
ich kann mir nur schwersam vorstellen, dass irgend jemand nach lediglich einem Tag „schnuppern“ bei der BW in der Lage ist, eine vernünftige Aussage zu treffen. Dafür würde ich ca. drei Wochen, plus minus x, veranschlagen.

Bei einem leergefegten Arbeitsmarkt, müsste nach meinem Dafürhalten die Entlohnung steigen, bis sich das einpendelt. Aber da sei Karl Murks vor – Preis- oder Lohnbildung durch Angebot und Nachfrage kommt da nicht vor.
Bleibt also nur das Absenken der Anforderungen an die Soldaten ...

 
Mit freundlichem Gruß

--
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann

notquite Offline



Beiträge: 506

22.07.2011 16:27
#3 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Der Satz wendet sich gegen den, der ihn ausspricht. Wie kann jemand von "zu wenig geistigen Herausforderungen" sprechen, der offenbar die Grundlagen des von ihm gewählten Berufs nicht einmal im kleinsten Ansatz geistig durchdrungen zu haben und emotional in der Pubertät zu verharren scheint?

Dekadenz pur.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

22.07.2011 17:23
#4 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Der Einzelfall ist natürlich nur ein kuriose Randnotiz.

Es gibt aber m.E. schon ein tiefergehendes Problem:

Die Bundeswehr-Reform wurde von Herrn zu Guttenberg viel zu sehr übers Knie gebrochen.

Die Umstellung von Wehrpflicht- zu Freiwilligenarmee wurde zwar schon lange diskutiert. Aber noch vor einem Jahr gab es innerhalb der Regierung dafür keine Mehrheit (Seehofer sinngemäß noch ca. August 2010: "die CSU ist und bleibt die Partei der Wehrpflicht".)
Dass die Aussetzung definitiv kommen würde, war erst ca. Oktober 2010 absehbar und formal wurde der Beschluss zur Aussetzung der Wehrpflicht erst im März 2011 gefasst.

Nehmen wir einmal Oktober 2010 als den Punkt, ab dem die Bundeswehr ernsthaft ihre Strukturen auf eine Freiwilligenarmee umstellen konnte.
Für dieses gewaltige Organisations-Projekt waren insgesamt dann nur rund 8 Monate Zeit.
Für mein kleines Unternehmen mit 100 Mitarbeitern wäre es schon eine Herausforderung, die Organisation in dieser Zeit von Grund auf Umzustellen.
Für einen schwerfälligen Koloss wie die Bundeswehr ist es schlicht unvorstellbar.

Es ist daher davon auszugehen, dass die Bundeswehr auf die Zeit der Freiwilligenarmee einfach noch nicht eingestellt ist.
Und das bedeutet, dass sie für die notwendigen Freiwilligen erst einmal ein sehr unattraktiver Arbeitgeber sein wird.

Um das nur mal an einem kleinen Beispiel festzumachen:
Ein Wehrpflichtiger findet sich zwangsläufig damit ab, in einer Stube mit 8 Kameraden zu wohnen.
Wenn man aber (sagen wir mal) einen 30-Jährigen dazu bewegen will, freiwillig als Mannschafts-Dienstgrad bei der Bundeswehr tätig zu sein (und solche Menschen wird die Bundeswehr in Zukunft brauchen), dann muss man ihm schon etwas anderes bieten. Vielleicht gar keine Kaserne sondern freie Wohnungswahl. Mindestens aber eine eigene familientaugliche Wohnung auf dem Kasernengelände. .
Auf so etwas ist die Bundeswehr aber allein schon immobilienmäßig null vorbereitet.

Und so zieht sich das durch.
Die Bundeswehr kann es sich halt schon vom Ersten Tag weg nicht leisten, einen Freiwilligen so zu behandeln wie einen Wehrpflichtigen.
Natürlich muss auch dem Freiwilligen Disziplin beigebracht werden. Aber man muss da motivationsmäßig einfach mehr machen. Das ist ein schwieriges Geschäft. Und auf keinen Fall ist der durchschnittliche Unteroffizier darauf vorbereitet.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.07.2011 18:13
#5 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat
Wie will die Bundeswehr eigentlich bei einem fast leergefegten Arbeitsmarkt die Freiwilligen bekommen, die sie benötigt? Und was passiert denn eigentlich, wenn sie diese schlicht nicht bekommen kann; jedenfalls nicht ohne Absenkung der Anforderungen an die Qualifikation?



Gute Frage. Was ich an der Schule mitbekomme:

Für die Offizierslaufbahn interessieren sich vereinzelt Jungen, auch oder gerade wegen der Möglichkeit des Studiums bei der BW. Es sind nicht die Jungen mit einem guten Abitur.
Unetr den Mädchen gibt es vereinzelt Interessentinnen, und zwar die, die Medizin studieren wollen, aber bei Weitem nicht den NC schaffen. Da ist die Erwartung, bei BW komme man dann irgendwie ins MEdizinstudium und müsse dann halt dafür den sonstigen Dienst in der BW in Kauf nehmen.
Für den Freiwilligen Dienst habe ich bislang einen Schüler gesprochen: Er hat jetzt zum zweiten Mal am Ende der Kl. 11 die Versetzung nicht geschafft, stammt aus schwierigsten sozialen Verhältnissen, keinen Ausbildungsplatz, will jetzt ein paar Monate jobben und lässt sich dann im Winter einberufen und will dann "mal sehen," wie lange er bleibt. BW für diejenigen, die in der Oberstufe gescheitert sind und keine Idee von ihrem weiterne Lebensweg haben und keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz.

energist Offline




Beiträge: 322

22.07.2011 18:30
#6 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Werter Zettel, nur weil „Jan-Piet“ seinen Abschied so hinstellt, muß er sich noch lange nicht so abgespielt haben. Möglicherweise ging ihm auch einfach das Licht auf, daß er den Anforderungen nicht gewachsen ist. Oder andere haben ihm das vermittelt.

In meiner Kompanie beispielsweise waren gottseidank die Wehrpflichtigen in der deutlichen Überzahl, die nicht „neun Monate abgammeln“ sondern Leistung bringen wollten. Daher haben wir den „Unwilligen“ recht deutlich vermittelt, daß wir uns nicht von ihnen ausbremsen lassen werden – einige nahmen das als Motivation und waren später wunderbare Kameraden, über 15 % verweigerten nachträglich. Ich kann mir vorstellen, daß bei einer Einheit wie dem Wachbataillon ein ähnlicher Wind durch die Stuben weht.

Einen der Hinausgemobbten trafen wir später wieder. Er hatte sich seine Ausflüchte schon dermaßen selbst eingeredet, daß er sie uns ernsthaft erzählte: wir seien zu ihm immer so freundlich gewesen (waren wir nicht), der „stumpfe, dröge“ Tagesdienst (der wenn erst nach der Grundausbildung beginnt) sei nichts für ihn gewesen.

Ergänzung: kursive Teile

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

22.07.2011 18:47
#7 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Ich finde das nicht besonders kurios, sondern ziemlich naheliegend. Das Ende der Wehrpflicht kam für die Bundeswehr vermutlich tatsächlich relativ überraschend und viele waren eben nicht darauf vorbereitet, vor allem vermutlich nicht die unteren bis mittleren Dienstgrade. Also genau die, die die Rekruten dann ausbilden. Und wenn die mit der üblichen Methodik vorgehen, die sie von ihren Zwangsrekruten gewohnt sind, dann brauchen die nicht allzu lange, um die ersten zu vergraulen.

Wenn ich meine (sehr kurze) Zeit beim Bund reflektiere, dann fällt mir auch nach Jahren noch auf, was für teilweise unglaublich dumme Prinzipien dort hochgehalten wurden. Da fällt mir immernoch der Schwachfug von der Verführung zum Kameradendiebstahl ein, die sich einem normalen Menschen eher nicht erschliessen (ich konnte den Unsinn auch nie irgendjemandem nahebringen, der nicht "gedient" hatte). Wenn sich solche Dinge direkt am ersten Tag häufen, dann stellt vielleicht tatsächlich so mancher fest, eine falsche Wahl getroffen zu haben. Zur Bundeswehr zu gehen bedeutet eben auch (vermeintliche wie reale) dumme Dinge tun zu können, ohne sich darüber gross Gedanken zu machen ,das ist aber nicht unbedingt jedem gegeben. Das Beispiel mit dem zwei Stunden sinnlos rumstehen ist eben ein weiteres. Das so viele in den ersten 24 Stunden gehen, mag auch damit zusammenhängen, dass der Bund selber die 24 Stunden einräumt. Wären es drei Tage oder eine Woche, würden vielleicht auch einige erstmal länger bleiben. So muss ich mir aber schon nach einem Tag bewusst sein, ob ich das jetzt will oder nicht. Das baut eben auch einen Zeitdruck auf, der sich dann in so absurd schnellen Abbrüchen niederschlägt.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

22.07.2011 19:02
#8 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von energist
Möglicherweise ging ihm auch einfach das Licht auf, daß er den Anforderungen nicht gewachsen ist.


Erstaunlicherweise ist das etwas, dass man immer wieder zu hören bekommt, wenn "Gediente" sich dazu äussern, warum manche keine Lust haben zum Bund zu gehen oder stattdessen Zivildienst zu machen. Persönlich bin ich der Meinung das die Anforderungen an die meisten Zivis deutlich höher sind als an einen Rekruten, habe aber selten vernommen, dass ein Zivi sich derart über einen Soldaten geäussert hätte. Warum haben Soldaten das eigentlich nötig ?

Zitat
Einen der Hinausgemobbten trafen wir später wieder. Er hatte sich seine Ausflüchte schon dermaßen selbst eingeredet, daß er sie uns ernsthaft erzählte: wir seien zu ihm immer so freundlich gewesen (waren wir nicht), der „stumpfe, dröge“ Tagesdienst (der wenn erst nach der Grundausbildung beginnt) sei nichts für ihn gewesen.


Und das ist das zweite was mir so oft auffällt, dieser fehlgeleitete Corpsgeist, der einem die Freiheit geben soll andere zu be- und verurteilen. Vielleicht wollte der "Hinausgemobbbte" einfach nur höflich sein und Ihnen nicht ins Gesicht sagen, wie er Sie und ihre Kameraden erlebt hat, vielleicht hatte er auch keine Lust sein Leben lang die Frustration des Gemobbten mit sich herumzutragen. Freuen Sie sich doch einfach, dass er Ihnen ihr Verhalten nicht verübelt, denn Grund hätte er nach ihren Schilderungen sicher genug. Nur weil Ihnen etwas Spass macht, dem anderen aber nicht, bedeutet das doch keinen Freifahrtsschein ihn zu "mobben". Wie in jeder guten Firma ist Disziplin wohl auch beim Bund die Aufgabe des Disziplinarvorgesetzten und nicht desjenigen, der sich gerade dazu berufen fühlt. Ich wünsche es Ihnen nicht, aber auch Sie könnten sicher in eine Situation geraten, wo sie die aktuelle Arbeit nicht allzusehr begeistert, wollen Sie dann auch gemobbt werden ?

Florian Offline



Beiträge: 3.136

22.07.2011 19:05
#9 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Verständnisfrage:

"Schwachfug von der Verführung zum Kameradendiebstahl":

Was meinen Sie damit?

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

22.07.2011 19:31
#10 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Florian
Verständnisfrage:

"Schwachfug von der Verführung zum Kameradendiebstahl":

Was meinen Sie damit?



Vermutung: X lässt seinen Spind unverschlossen, während er aus der Bude geht. Das könnte für Y eine Versuchung darstellen.

energist Offline




Beiträge: 322

22.07.2011 19:34
#11 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Florian
"Schwachfug von der Verführung zum Kameradendiebstahl": Was meinen Sie damit?



Es gibt bei der Bundeswehr den ständigen Befehl, daß Spinde und insbesondere die darinliegenden Privatfächer, in denen persönliche Wertsachen aufbewahrt werden müssen, zu verschließen sind. Damit soll Diebstahl vorgebeugt werden, der in einer Gemeinschaft, die ohne Kameradschaft nicht funktioniert, natürlich ungleich stärkere Auswirkungen hat als im Zivilleben. Dieses Abschließen wird auch regelmäßig bei Stubendurchgängen kontrolliert. Wenn nun bei einem Soldaten mehrmals festgestellt wird, daß das Privatfach unverschlossen ist, bekommt er eine auf den Deckel – in der Regel einen „Föhn“ vom Spieß oder eine schriftliche Strafarbeit.

Mancherorts haben daraus Legendenbildung und Aufschneiderei dann den „Straftatbestand“ „Anstiftung zum Kameradendiebstahl“ geformt, der neuen Rekruten gegenüber dann als Drohkulisse aufgebaut wird – weil‘s so schön klingt oder warum auch immer. Jeder halbwegs nachdenkliche Mensch sieht darin natürlich hauptsächlich einen groben Unfug.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

22.07.2011 19:38
#12 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Ich weiß nicht, ob die Geschichte wirklich wahrheitsgemäß wiedergegeben wurde. Aber ich hätte es mir als junger Kerl auch nicht bieten lassen, dass man mich als Freiwilligen zwei Stunden lang sinnlos strammstehen lässt.

Als Grundwehrdienstleistender in der DDR konnte man, wenn man Pech hatte, an jedem Tag sinnlose Schikanen erleben. Am schlimmsten waren die betrunkenen (teilweise alkoholabhängigen) Offiziere und Berufsunteroffiziere. Das musste man hinnehmen.

Aber als Freiwilliger würde ich sehr genau darauf achten: Will mich die Armee überhaupt haben? Respektieren sie mich? Bekomme ich sinnvolle und nachvollziehbare Aufgaben? Bekomme ich eine gute Ausbildung?

energist Offline




Beiträge: 322

22.07.2011 19:39
#13 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Llarian
Erstaunlicherweise ist das etwas, dass man immer wieder zu hören bekommt, wenn "Gediente" sich dazu äussern, warum manche keine Lust haben zum Bund zu gehen oder stattdessen Zivildienst zu machen. Persönlich bin ich der Meinung das die Anforderungen an die meisten Zivis deutlich höher sind als an einen Rekruten, habe aber selten vernommen, dass ein Zivi sich derart über einen Soldaten geäussert hätte. Warum haben Soldaten das eigentlich nötig?



Werter Llarian, ich habe hier möglicherweise etwas verfälschend abgekürzt. Mein persönlicher Eindruck ist, daß viele, wenn nicht alle Rekruten (und allen voran ich damals) die körperlichen Anforderungen beim Bund falsch einschätzen. Ich kann mir persönlich nur sehr wenige Zivildienstposten vorstellen, bei denen die Belastung annähernd gleich ist. Und selbst wenn es nicht um höhere Mathematik geht, auch im Kopf muß man für die ein oder andere Aufgabe etwas haben.


Zitat von Llarian
Und das ist das zweite was mir so oft auffällt, dieser fehlgeleitete Corpsgeist, der einem die Freiheit geben soll andere zu be- und verurteilen. Vielleicht wollte der "Hinausgemobbbte" einfach nur höflich sein und Ihnen nicht ins Gesicht sagen, wie er Sie und ihre Kameraden erlebt hat, vielleicht hatte er auch keine Lust sein Leben lang die Frustration des Gemobbten mit sich herumzutragen. Freuen Sie sich doch einfach, dass er Ihnen ihr Verhalten nicht verübelt, denn Grund hätte er nach ihren Schilderungen sicher genug. Nur weil Ihnen etwas Spass macht, dem anderen aber nicht, bedeutet das doch keinen Freifahrtsschein ihn zu "mobben". Wie in jeder guten Firma ist Disziplin wohl auch beim Bund die Aufgabe des Disziplinarvorgesetzten und nicht desjenigen, der sich gerade dazu berufen fühlt. Ich wünsche es Ihnen nicht, aber auch Sie könnten sicher in eine Situation geraten, wo sie die aktuelle Arbeit nicht allzusehr begeistert, wollen Sie dann auch gemobbt werden?



Ich verstehe abermals Ihren Standpunkt möchte aber auf zwei Dinge hinweisen.

Zum einen war schon damals der Wehrdienst letzlich freiwillig. Jeder, der Willens ist konnte sich recht einfach ausmustern lassen oder eben verweigern. Alle Anwesenden hatten also eine bewußte Entscheidung für den Grundwehrdienst getätigt.

Zweitens haben alle diese „Gemobbten“ durch ihre mangelnde Bereitschaft, mitzumachen, vorher selbst andere (nämlich uns) geschädigt. Wenn ich auf einem Marsch fünfzehn Kilo Mehrgepäck tragen muß, weil derjenige keine Lust hat, dann bin ich verständlicherweise darüber nicht froh. Hinzu kommt, daß von unmotivierten und nicht leistungsfähigen Kameraden nicht nur im (Auslands-)Einsatz oder dem für viele ja eher illusorischen Fall der Landesverteidigung, sondern auch im täglichen Dienst Gefahren ausgehen, wenn man bspw. mit Gefahrstoffen zu tun hat.

Das ist auch der Grund, daß das „Mobben“ von mir in Anführungsstriche gesetzt war. Ich hoffe, Sie trauen mir nicht zu, tatsächlich auf geistig oder körperlich Schwächeren herumzuhacken. Die hatten wir auch, sie wurden nie aufgegeben und das war nie ein Problem oder auch nur ein Thema.

energist Offline




Beiträge: 322

22.07.2011 19:43
#14 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von stefanolix
Ich weiß nicht, ob die Geschichte wirklich wahrheitsgemäß wiedergegeben wurde. Aber ich hätte es mir als junger Kerl auch nicht bieten lassen, dass man mich als Freiwilligen zwei Stunden lang sinnlos strammstehen lässt.
[...]
Aber als Freiwilliger würde ich sehr genau darauf achten: Will mich die Armee überhaupt haben? Respektieren sie mich? Bekomme ich sinnvolle und nachvollziehbare Aufgaben? Bekomme ich eine gute Ausbildung?



Aber, werter Stefanolix, Hand auf‘s Herz: war die bisherige Wehrpflicht wirklich eine Pflicht? Gerade in den letzten Jahren mußte man es schon darauf anlegen, nicht ausgemustert zu werden. Und selbst dann blieb einem doch immernoch die fast nur mit Vorteilen verbundene Verweigerung. Einzig die so empfundene Pflicht zur Mitwirkung an der Landesverteidigung oder ein Berufswunsch in der Richtung dürfte m. E. die gehalten haben, die noch antraten.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

22.07.2011 19:59
#15 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von energist
Aber, werter Stefanolix, Hand auf‘s Herz: war die bisherige Wehrpflicht wirklich eine Pflicht? Gerade in den letzten Jahren mußte man es schon darauf anlegen, nicht ausgemustert zu werden. Und selbst dann blieb einem doch immernoch die fast nur mit Vorteilen verbundene Verweigerung. Einzig die so empfundene Pflicht zur Mitwirkung an der Landesverteidigung oder ein Berufswunsch in der Richtung dürfte m. E. die gehalten haben, die noch antraten.



Ich überblicke (grob) die Zeit seit der Wiedervereinigung. In den letzten zehn Jahren wurden wirklich viele junge Männer ausgemustert, weil die Bundeswehr an ihnen kein Interesse hatte. In den zehn Jahren zuvor war das aber nicht so. Ich habe hier in Dresden viele junge Männer in Erinnerung, die sich nicht in der Lage sahen, sich vor einem der beiden Dienste zu »drücken«. In der Zeit bis 2001 wurden in Sachsen noch relativ viele Rekruten eingezogen. Und wem der Zivildienst persönlich nicht zusagte, der kam eben zur Bundeswehr und wurde bei Verweigerung auch zum Dienst gezwungen. Eine Totalverweigerung kam sehr selten vor. Der Dienst beim »Bund« passte längst nicht jedem in die persönliche Lebensplanung.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

22.07.2011 20:52
#16 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Florian
Verständnisfrage:

"Schwachfug von der Verführung zum Kameradendiebstahl":

Was meinen Sie damit?


Die eigentliche Thematik hat der energist bereits sehr gut erläutert. Ich will aber noch ein bischen was dazusetzen: Der besondere Schwachfug besteht gerade in der Situation Bundeswehr. Von der reinen Idee her ist das eine Ausbildung fürs Gefecht. In einem Gefecht soll ich meinen Kameraden vertrauen, um genau zu sein, ich muss mein Leben meinen Kameraden anvertrauen können. Mal ab von eigenem Nachwuchs gibt es wohl wenig höheres was man einem Menschen anvertrauen kann. Ich soll also jemanden mein Leben anvertrauen, dem ich aber nicht traue, dass er mir die 3 Mark fuffzich, die in meinem Spind liegen, dort liegen lässt. Das ist der blanke Hohn. Und wenn es noch als Leitlinie von oben durchgesetzt wird (und so habe ich es erlebt), dann sagt das unterm Strich: Eigentlich können wir uns gegenseitig nichtmal 3 Mark fuffzich anvertrauen, aber um Himmels willen, lass das niemanden merken. Denn wenn die 3 Mark fuffzich weg sind, dann weisst Du auch gleich, wie berechtigt das Vertrauen tatsächlich ist. Mal ehrlich, das ist doch der blanke Kopfschuss.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

22.07.2011 21:27
#17 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von energist
Mein persönlicher Eindruck ist, daß viele, wenn nicht alle Rekruten (und allen voran ich damals) die körperlichen Anforderungen beim Bund falsch einschätzen. Ich kann mir persönlich nur sehr wenige Zivildienstposten vorstellen, bei denen die Belastung annähernd gleich ist.


Jetzt schränken Sie sich schon auf körperliche Anforderungen ein, lieber Energist. Ich denke nicht, das man das tun sollte. Ich kenne ehemalige Zivis, die haben Dienst in einer Psychatrie gemacht (zu meiner Zeit machte man das maximal ein halbes Jahr, weil man es länger nicht durchhält). Andere waren in der Alterpflege. Wieder andere in Krankenhäusern. Jede Menge Orte wo gelitten wird, gestorben wird und Menschen sehr, sehr krank sind. Und wo man auch durchaus mit sehr viel persönlichem Ekel konfrontiert werden kann, nicht jeder findet das Leeren von Bettpfannen besonders angenehm. Ich finde das ein Gewaltmarsch von 30 Kilometern vergleichsweise einfacher ist (wobei ich ehrlich zugebe, nie etwas derartiges abgelegt zu haben). Dazu kommt, man kann ja nicht unbedingt wirklich scheitern, wird ja keiner erschossen, nur weil er Blasen in den Stiefeln hat. Und scheitern durfte man ja auch früher nicht, der Bund lässt einen ja nicht gehen, weil man nicht mehr weiter kann.

Zitat
Zum einen war schon damals der Wehrdienst letzlich freiwillig. Jeder, der Willens ist konnte sich recht einfach ausmustern lassen oder eben verweigern. Alle Anwesenden hatten also eine bewußte Entscheidung für den Grundwehrdienst getätigt.


Dazu kann ich nur sagen: Nicht zu meiner Zeit. Und so lange ist das auch noch nicht her. In meinem Jahrgang hat sich nahezu jeder versucht zu drücken, geschafft haben es am Ende zwei. Ich stimme Ihnen zu, dass Unmotivierte in einer Gruppe von Freiwilligen extrem nervig sind (das kenne ich aus meiner Uni und Assistentenzeit zur Genüge), aber zumindest vor 20 Jahren waren das eben keine Freiwilligen. Und ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass man in einem Zwangsdienst eben nicht allzu motiviert ist, noch dazu, wenn man durch diverse Dinge, wie die oben diskutierten, auch ganz gut demotiviert wird. Ich für meinen Teil bin nicht freiwillig zum Bund gegangen, bin allerdings auch nicht lange genug da gewesen, um in die bezeichnete Mobbing-Situation zu kommen. Aber ich war nicht motiviert dazu. Und hätte ein Mobben dennoch als Unrecht emfunden.

Zitat
Zweitens haben alle diese „Gemobbten“ durch ihre mangelnde Bereitschaft, mitzumachen, vorher selbst andere (nämlich uns) geschädigt. Wenn ich auf einem Marsch fünfzehn Kilo Mehrgepäck tragen muß, weil derjenige keine Lust hat, dann bin ich verständlicherweise darüber nicht froh.


NEIN. Die Schädigung geht eben nicht vom Unmotivierten aus, sondern vom Vorgesetzten. Es ist der Unteroffizier, der die einen gegen die anderen aufhetzt, er ist es, der dieses Mobbing auslöst. Es ist nicht die Schuld eines Zwangsrekruten irgendwo zu sein, wo er gar nicht sein will. Der Unteroffizier hat dafür nur keinerlei Verständnis oder Interesse, entsprechend nutzt er den Gruppendruck um genau das diskutierte Mobbing zu erzeugen. Wenn man so will wurden Sie und andere nur zum Werkzeug gemacht.

Zitat
Hinzu kommt, daß von unmotivierten und nicht leistungsfähigen Kameraden nicht nur im (Auslands-)Einsatz oder dem für viele ja eher illusorischen Fall der Landesverteidigung, sondern auch im täglichen Dienst Gefahren ausgehen, wenn man bspw. mit Gefahrstoffen zu tun hat.


Wieviele Soldaten betrifft das ? Ich würde Ihnen recht geben, wenn jemand achtlos mit einer scharfen Waffe hantiert. Ich denke nur eher, dass die Unmotivierten nicht das Problem haben mit einer Waffe zu hantieren, sondern das sie schlicht keine Lust dazu haben.

Zitat
Ich hoffe, Sie trauen mir nicht zu, tatsächlich auf geistig oder körperlich Schwächeren herumzuhacken. Die hatten wir auch, sie wurden nie aufgegeben und das war nie ein Problem oder auch nur ein Thema.


Wenn Sie das sagen, ist das für mich in Ordnung. Mein Problem im generellen Fall ist das Folgende, und das bitte ich nicht direkt auf Sie zu beziehen, sondern erst einmal neutral aufzunehmen: Ich bin nicht lange genug beim Bund gewesen um sagen zu können, was da tatsächlich abläuft, mein Einblick war auf wenige Tage beschränkt. Aber ich habe erlebt was mit meinen früheren Schulkameraden beim Bund passierte. In meinem Abiturjahrgang hat sich nahezu jeder versucht zu drücken, mit nahezu null Erfolg (Preis eines geburtenschwachen Jahrgangs). Die selben Leute, die sich vorher versuchten zu drücken, haben in nur wenigen Monaten Bundeswehr eine solche Agression auf "Nicht-Soldaten" vorgeführt, dass ich teilweise dachte, ich sei im falschen Film. Da kamen Sprüche von "Drückebergern", "Verpissern" und diversem mehr. Wie gesagt, die selben Leute mit einer Verrohung, die ich zumindest vorher so nicht gesehen habe. Seitdem bin ich extrem vorsichtig mit meiner Beurteilung was beim Bund passiert. Im Zivilleben ist Mobbing etwas verpöntes (zurecht) und abstossendes. Beim Bund bin ich mir da nicht so sicher. Und wenn Sie von Mobbing erzählen, schlägt das für mich in diese Kerbe.

Bevor ich übrigens falsch verstanden werde: Ich halte den Bund für absolut notwendig, Deutschland muss sich verteidigen können wie auch international seine Interessen wahren können. Und ich finde es sehr positiv, wenn Leute wie Sie dem etwas gutes abgewinnen können, sich herausgefordert sehen und ihre (gerade körperlichen) Grenzen neu definieren. Dennoch meine ich, dass der Bund eben auch vieles falsch macht, den früheren Zwang dazu an erster Stelle.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

22.07.2011 21:34
#18 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Llarian
zumindest vor 20 Jahren waren das eben keine Freiwilligen



Vor 30 Jahren schon. Da gab es zwar die Postkarte noch nicht, aber dennoch ist in meinem Abi-Jahrgang niemand hingegangen, der nicht hin wollte. Eine zwischenzeitliche Verschärfung müsste mir entgangen sein.

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

22.07.2011 21:44
#19 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Der Punkt ist ja nicht, ob Totalverweigerung möglich war, sondern ob man überhaupt hin musste zu diesem komischen Verein mit den komischen Ritualen. Und da gebe ich energist Recht: Das musste man nicht. Schon zu meiner Zeit (vor 30 Jahren), als es noch die "Gewissensprüfung" gab, wusste man, was man zu sagen hatte, wenn man nicht hin wollte. Getreu der MR-Devise "Markets in everything" gab es natürlich auch Dienstleister, die einem das eintrichterten, wenn nötig.

Übrigens scheint mir hier insgesamt ein wichtiger Punkt übersehen zu werden: Zeit. Ich fand meine Bundeswehr-Zeit insgesamt zwar als geistig etwas zu wenig herausfordernd, aber nach dem Grundwehrdienst unterschied sie sich eigentlich nicht von der in anderen Organisationen, die den Faktor "Arbeit" zur Leistungserbringung benötigen (z.B. Unternehmen). Das offensichtlich Sinnlose wurde durch den üblichen Wahnsinn ersetzt, der auch in den anderen großen Organisationen immer wieder zu beobachten ist, den aber die meisten Menschen nicht genug hassen, um zu kündigen - im Gegenteil, viele fühlen sich unter diesen Bedingungen richtig wohl.

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

22.07.2011 22:03
#20 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von Rayson
Der Punkt ist ja nicht, ob Totalverweigerung möglich war, sondern ob man überhaupt hin musste zu diesem komischen Verein mit den komischen Ritualen. Und da gebe ich energist Recht: Das musste man nicht. Schon zu meiner Zeit (vor 30 Jahren), als es noch die "Gewissensprüfung" gab, wusste man, was man zu sagen hatte, wenn man nicht hin wollte. Getreu der MR-Devise "Markets in everything" gab es natürlich auch Dienstleister, die einem das eintrichterten, wenn nötig. (…)



Jetzt muss ich als geborener Ostdeutscher doch zurückfragen: Bei der Gewissensprüfung wurde doch entschieden, ob man den Zivildienst oder den Dienst mit der Waffe abzuleisten hatte? Oder konnte man sich durch eine geschickte Gesprächsführung vor beiden Arten drücken? Wenn ja: mit welchen Argumenten?

Die jungen Leute, die mir nach der Wiedervereinigung vom Zivildienst oder vom Wehrdienst berichtet haben, hatten m. W. nicht die Option auf Totalverweigerung, auch nicht mit einer noch so klugen Beratung. Allerdings gab es in bestimmten Kreisen eine andere Möglichkeit: einige Fachmediziner haben aus Gefälligkeit wasserdichte Atteste für die Söhne ihrer Ärztekollegen geschrieben. Das kam aber für die breite Masse nicht in Frage.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

22.07.2011 22:22
#21 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Wie gesagt: Um Totalverweigerung geht es m.E. nicht. Die Möglichkeit bestand grundsätzlich nicht, sowas holte man sich höchstens mit entsprechenden Attesten. Am besten, man war ein ausgezeichneter Sportler - die hatten immer soviele Leiden, dass sie untauglich geschrieben wurden...

Die Frage war nach meinem Verständnis doch: Muss man hin zu dem Verein, der einen mehrere Stunden offensichtlich ziemlich sinnlose Dinge tun lässt?

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Calimero Offline




Beiträge: 3.280

22.07.2011 23:37
#22 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von stefanolix
Ich weiß nicht, ob die Geschichte wirklich wahrheitsgemäß wiedergegeben wurde. Aber ich hätte es mir als junger Kerl auch nicht bieten lassen, dass man mich als Freiwilligen zwei Stunden lang sinnlos strammstehen lässt.



Also zunächst mal hatte sich der Bursche beim Wachbattaillon eingefunden. Deren so ziemlich einzige Aufgabe besteht in sinnlosem Strammstehen und dabei gut aussehen (Großer Zapfenstreich, Staatsempfänge etc.).

Der zweite Punkt ist der, dass man am ersten Tag zwangsläufig irgendwo rumstehen muss. Das hätte dich genauso getroffen, wenn du freiwillig Grundwehrdienstleistender bei der BW gewesen wärst. Es geht da aber nicht um sinnloses Strammstehen, welches man eh erst später ordentlich "beigebracht" bekommt, sondern um das geordnete "abgestellt werden" vor diversen zu absolvierenden Einstellungsprozeduren.

Bei uns war das jedenfalls so. Da schlagen 50 Frischlinge in einem Kasernengelände auf, und die müssen ihre Klamotten abfassen, zur Einstellungsuntersuchung usw. Die können nicht als Hammelherde durch die Kaserne latschen, und beim Warten auf ihren Aufruf rauchend in den Grünanlagen rumlungern.
Da wird halt Zug für Zug im Gänsemarsch hingetrabt, und dann steht man dort eventuell auch mal 2 Stunden geordnet in einer Reihe auf einem Flur, oder vor einem Gebäude, und wartet bis man dran ist.

Der Hintergrund ist der, dass die neuen Rekruten keinen Schritt auf dem Kasernengelände ohne Aufsicht tun dürfen, und dass die beaufsichtigenden Uffze weder 'ne Tüte Mücken hüten, noch einen miesen Eindruck als Aufsichtsführender abgeben wollen. Ein bissl "ab jetzt weht ein anderer Wind"-Philosophie dürfte da allerdings auch dahinter stecken. Ich habe diese ersten zwei Tage mit dem rumgeführt-und-abgestellt-werden jedenfalls auch noch als sehr abtörnend in Erinnerung. So ungefähr muss sich das auch am ersten Tag im Knast anfühlen.

Später weiß man dann um was es dabei geht, wenn man einen neuen Schwung Rekruten am ersten Tage "strammstehen" sieht. Die Gesichter zeigen dann die totale Verunsicherung und Hilflosigkeit angesichts der neuen Situation.
Wenn ich es damals gekonnt hätte, wäre ich auch am ersten Tag auf der Stelle umgedreht. Eben war man noch ein freier Mensch, und auf einmal ist man Befehlen unterworfen. Aber damit muss man halt rechnen, wenn es einen zur Armee zieht.

Beste Grüße, Calimero

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

22.07.2011 23:40
#23 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

*zustimm*

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.253

22.07.2011 23:49
#24 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

@Calimero
Ich hab's genau so in Erinnerung

 
Mit freundlichem Gruß

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„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

23.07.2011 00:48
#25 RE: KKK: Rin in die Knobelbecher, raus aus die Knobelbecher Antworten

Zitat von stefanolix
Jetzt muss ich als geborener Ostdeutscher doch zurückfragen: Bei der Gewissensprüfung wurde doch entschieden, ob man den Zivildienst oder den Dienst mit der Waffe abzuleisten hatte? Oder konnte man sich durch eine geschickte Gesprächsführung vor beiden Arten drücken? Wenn ja: mit welchen Argumenten?


Konnte man praktisch nicht. Es gibt ein paar ganz kleine Ausnahmen wie die Zeugen Jehovas, die eine eigene Art von Ersatzdienst abgeleistet haben, aber für die breite Masse gabs keinen dritten Weg. Ausser ins Gefägnis zu gehen.
Was übrigens die geschickte Gesprächsführung angeht, so muss ich das vorher gesagte einschränken: Lügner kommen schonmal dahin, wo andere nicht hinkommen. Aber die Selbstverständlichkeit mit der die Bereitschaft zu Lügen einfach vorrausgesetzt wird, die ist manchmal erschreckend. Für mich gabs ad hoc keine Wahl, ich musste da hin, da führte KEIN ehrlicher Weg dran vorbei und für jemanden, der tatsächlich wert auf ein Gewissen legt ist die "Gewissenslüge" kein annehmbarer Ausweg.

Zitat
Allerdings gab es in bestimmten Kreisen eine andere Möglichkeit: einige Fachmediziner haben aus Gefälligkeit wasserdichte Atteste für die Söhne ihrer Ärztekollegen geschrieben.


Auch das ist weitestgehend eine Legende, denn ganz blöd ist der Bund auch früher nicht gewesen. Ein Attest ist für den Musterungsarzt erstmal nicht mehr als eine Meinung, es hat keine bindende Kraft. Natürlich versucht der Bund zu vermeiden in Schadensersatzforderungen gezogen zu werden, wenn wirklich ein exotisches Krankheistbild vorliegt, wo sich der Musterungsarzt nicht sicher ist. Abgesehen davon glauben die meisten Musterungsärzte ad hoc erstmal gar nix. Und im Unterschied zum "Normalmediziner" machen die den ganzen Tag nix anderes als sich solche Geschichten anhören. Das mag im Einzelfall funktionieren, aber in der Regel hat auch die Prominenz durchaus gedient.

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