Zitat von JenningerSoweit ich Bildern der Presse entnehmen konnte, handelt es sich bei dem norwegischen Polizeihubschrauber um eine EC 135 (Eurocopter). Dieses Muster wird in Deutschland z.B. als Rettungshubschrauber eingesetzt. Max. Anzahl Passagiere ist 6. Mit schwerer Ausrüstung dürfte die max. Anzahl an Passagieren aus Gewichts- und Platzgründen sicherlich geringer sein.
Also ist der norwegische Polizeihubschrauber ungeeignet zum Transport einer Spezialeinheit. Dass die Besatzung des Hubschraubers in Urlaub war, spielt in diesem Fall deshalb auch keine Rolle.
Kleine Hubschrauber, z.B. der MH-6 Little Bird, gerade mal halb so groß wie ein EC-135, und Spezialeinheiten harmonieren sehr gut. Voraussetzung ist allerdings, dass sowohl die Piloten und die Spezialeinheiten auf Einsätze trainieren. Auch mit Training kann der Einsatz einer Spezialeinheit im Fiasko enden, z.B. die Enterung der Mavi Marmara aus der Luft.
Zitat von ZettelDer Bericht ... zeichnet das Bild einer idyllischen norwegischen Gesellschaft
In den zitierten Ausschnitten lese ich davon nichts - oder höchstens indirekt, eben weil die Polizei nicht auf Gewaltkriminalität eingestellt ist. Es ist aber durchaus möglich, daß das Bild einer idyllischen norwegischen Gesellschaft weitgehend stimmt. Außerhalb von Oslo scheint es sehr wenig Kriminalität zu geben (so mein Eindruck nach Lektüre diverser Internetberichte, die einzeln allerdings nicht belegfähig sind).
Zitat die aber inzwischen zunehmend vom Verbrechen bedroht
Das "zunehmend" kann ich dem Bericht nicht entnehmen und dafür habe ich auch sonst keine Belege gefunden.
Zitat Der Ablauf der Polizeiaktion auf der Insel Utøya war nach deutschen Maßstäben dilettantisch; aber er entsprach offenbar norwegischen Verhältnissen.
Ich würde das nicht dilettantisch nennen. Die Polizei war auf so einen extremen Fall nicht vorbereitet - aber Fehler hat sie wohl keine gemacht.
Ausrüstung und Training der norwegischen Sicherheitskräfte richten sich vernünftigerweise an den vorhandenen Bedrohungen aus. Mal angenommen, der Polizeichef hätte von der Politik Geld, Personal und Gesetze verlangt, um für den Fall eines wahnsinnigen Massenmörders vorbereitet zu sein, wie es ihn in der norwegischen (und europäischen) Geschichte so noch nie gegeben hat - das wäre ihm zu Recht verweigert worden. Ein solches Verlangen hätte eher Anlaß gegeben, an der Geeignetheit des Polizeichefs zu zweifeln. Denn eine ganz wesentliche und notwendige Eigenschaft eines Sicherheitschefs ist es, Risiken angemessen beurteilen zu können.
Selbst jetzt, da der krasse Ausnahmefall eingetreten ist, ist eine Wiederholung wohl kaum realistisch zu befürchten. Und damit eine auf solche Fälle ausgerichtete Ausrüstung und Ausbildung der Polizei wohl kaum sinnvoll.
Zitat von ZettelDer Bericht ... zeichnet das Bild einer idyllischen norwegischen Gesellschaft
In den zitierten Ausschnitten lese ich davon nichts - oder höchstens indirekt, eben weil die Polizei nicht auf Gewaltkriminalität eingestellt ist.
Stünde es in den zitierten Ausschnitten, lieber R.A., dann hätte ich es ja nicht noch einmal zu sagen brauchen.
Hier ist der Abschnitt, auf den sich meine Aussage bezog:
Zitat Norway is internationally renowned for its low rates of violent crime, a fact that is a point of pride for many Norwegians. Murders, when they do occur, are front-page news here. In 2009, the last date for which official statistics were available, there were 29 murders in this country of 4.6 million. In Oslo, the capital, high-ranking officials rarely even bother with a security detail.
“You can walk around this city and bump into a leading government minister out promenading on the street and strike up a little conversation before you move on,” said Kristian Berg Harpviken, the director of the Peace Research Institute Oslo.
Zitat von R.A.
Zitat die aber inzwischen zunehmend vom Verbrechen bedroht
Das "zunehmend" kann ich dem Bericht nicht entnehmen und dafür habe ich auch sonst keine Belege gefunden.
Haben Sie den Bericht in der NYT denn gelesen? Da steht es so, wie ich es berichtet habe:
Zitat Over the last decade, the frequency of rape and other assault has inched ever higher, statistics show. Murder rates, however, have remained stable.
The increasing presence of foreign criminal networks active in Norway is part of the reason for higher crime rates, Ms. Holmen and others said, though domestic criminal groups have also become more brazen. Just two days after the attacks, men in military fatigues shot a 27-year-old man to death in his home in southern Norway, Norwegian news outlets reported.
Ich kann ja nicht alles wörtlich zitieren. Wenn ich etwas paraphrasiere, dann findet man das, worauf ich mich beziehe, in dem betreffenden Original. Allerdings muß man sich, lieber R.A., schon dorthin bemühen.
Nun, mit einer MD500 bzw. MH-6 kann man sicherlich einen kleinen Trupp mitten im "Getümmel" absetzen. Mehr aber wahrscheinlich auch nicht. Das SEK (6 Mann, mehr wird wohl mit Ausrüstung nicht gehen) müsste außen (!) auf beiden Seite der Zelle sitzen. Bei längeren Anflügen würde man wahrscheinlich die Leute erst mal auftauen müssen. Aber längere Anflüge würden gar nicht möglich sein, denn die Reichweite des Hubschraubers mit dann voller Beladung dürfte ziemlich gering sein. Ich kenne zwar die payload/range Performance des Hubschraubers nicht, aber 200 km sind wahrscheinlich schon viel.
Hier geht es aber um den Transport von Personal und Ausrüstung ggf. auch über größere Entfernungen und auch bei jedem Wetter und nicht um einen Angriffshubschrauber. Ich glaube nicht, dass dieses mit einem so kleinen Hubschrauber sinnvoll möglich ist.
Die Optimierung verschiedener Polizeiapparate ist sicher interessant. Völlig abseits: Gab es in dem sozialistischen Ferienlager eine Regelung zu Taschenmessern?
mfG
Norwegen ist allgemein relativ restriktiv was das angeht. Meine Erinnerung ist Taschenmesser nur im Rucksack und nur in der Wildniss am Mann tragen. Die genaue Formulierung dürfte etwas anders sein aber das gibt denke ich die norwegische Haltung ganz gut wieder. Denke also nicht, dass dort großartig jemand ein Messer dabei hatte und wenn lag es vermutlich im Zelt im Rucksack. Mit 600 Leuten müsste man ja theoretisch nur Steine werfen und der Angreifer hätte keine Chance - theoretisch...
Zitat von isildurMit 600 Leuten müsste man ja theoretisch nur Steine werfen und der Angreifer hätte keine Chance - theoretisch...
Das ist es, lieber Isildur, was mich auch beschäftigt: Wie haben sich eigentlich die Betreuer verhalten? Gab es so etwas wie organisierte Versuche, die Kinder und Jugendlichen zu schützen, die ihnen anvertraut gewesen waren? Wurde versucht, überhaupt so etwas wie Rettung, wenn schon nicht Widerstand zu organisieren?
Von school shootings wird oft berichtet, daß die Lehrer so etwas zumindest versucht haben.
Wahrscheinlich stehen die meisten noch so sehr unter Schock, daß es zu früh sein dürfte, das zu untersuchen. Aber irgendwann werden sich, denke ich, diese Fragen stellen. Auch, warum noch nicht einmal der Sicherheitsmann bewaffnet war.
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