Der Bericht der New York Times, auf den ich mich für diese Marginalie teilweise stütze, zeichnet das Bild einer idyllischen norwegischen Gesellschaft, die aber inzwischen zunehmend vom Verbrechen bedroht und darauf bisher nicht vorbereitet ist.
Der Ablauf der Polizeiaktion auf der Insel Utøya war nach deutschen Maßstäben dilettantisch; aber er entsprach offenbar norwegischen Verhältnissen.
In der Morgenzeitung las ich vorhin, dass es zwar Hubschrauber der Polizei gegeben hätte und man hätte vielleicht zwei Hubschrauber losschicken können, die sonst für Beobachtungszwecke eingesetzt werden. Aber die Hubschrauberpiloten hatten gerade alle zur gleichen Zeit Urlaub.
Zitat von Sächsische Zeitung, Dresden:Doch Gjengedal stellte im Fernsehen richtig, dass seine Leute so lange brauchten, weil die Osloer Polizei den Hubschrauberdienst aufgrund der Sommerferien vollständig eingestellt hat. Es sei einfach die sinnvollste Ferienplanung gewesen, erklärt Polizeiinspektor Johan Fredriksen. „Wir haben nur eine begrenzte Anzahl von Beamten, die Helikopter fliegen können. Der Polizeidistrikt Oslo lässt immer alle gleichzeitig im Sommer Ferien machen, damit wir den Rest des Jahres nicht mit verminderter Einsatzstärke auskommen müssen“, erklärte der Inspektor, der den Sommerdienstplan der Polizei organisiert. (Quelle)
Das war kein Organisationsversagen, sondern es war von vornherein organisatorisch so gewollt: In Norwegen gibt es eine Kern-Ferienzeit, in der möglichst alle Menschen gleichzeitig Urlaub machen sollen, wie man im verlinkten Artikel erfährt.
Zitat von Zettels RaumIm Artikel der New York Times heißt es, daß ein norwegischer Polizist in der Regel in seinem gesamten dienstlichen Leben weniger Schüsse abgibt als Breivik während seiner Mordtat.
Die gesamte norwegische Polizei hat in 10 Jahren im Einsatz weniger Schüsse abgegeben als der Amokläufer.
Zitat von wikiFrom 1994 to 2004 the Norwegian police fired approximately 79 shots; 48 of these were fired during the Nokas Robbery in 2004.
Zitat von stefanolixIn der Morgenzeitung las ich vorhin, dass es zwar Hubschrauber der Polizei gegeben hätte und man hätte vielleicht zwei Hubschrauber losschicken können, die sonst für Beobachtungszwecke eingesetzt werden. Aber die Hubschrauberpiloten hatten gerade alle zur gleichen Zeit Urlaub.
Zitat “We have one helicopter which has very limited flying time,” Mr. Fredriksen told a news conference.
He rejected the idea that Oslo’s small police helicopter could have made a difference, as some media have suggested. That argument, Mr. Fredriksen said has “gotten out of all proportion”.
Also erstens sind die Hubschrauber zum Transport von Polizisten ungeeignet, zweitens machen deren Piloten Urlaub und drittens gibt es nur einen einzigen Hubschrauber, der aber nur eine "sehr begrenzte Flugzeit" hat, was immer das in diesem Zusammenhang heißen soll.
Ich frage mich, wozu man überhaupt diese Einheit Delta aufgestellt hat, wenn sie über keine Hubschrauber verfügt. Wenn eine solche Einheit zum Einsatz kommt, geht es fast immer um Minuten. Spezialkräfte, die dann mit dem Auto oder - wer weiß - mit der Straßenbahn anreisen - das ist doch grotesk.
Ebenso grotesk kommmen mir die gesetzlichen Bestimmungen für den Waffengebrauch vor. Ich habe den Eindruck, daß die in Norwegen regierenden Sozialdemokraten mehr Angst vor ihren Polizisten haben als vor dem Verbrechen.
Zitat von Zettels RaumIm Artikel der New York Times heißt es, daß ein norwegischer Polizist in der Regel in seinem gesamten dienstlichen Leben weniger Schüsse abgibt als Breivik während seiner Mordtat.
Die gesamte norwegische Polizei hat in 10 Jahren im Einsatz weniger Schüsse abgegeben als der Amokläufer.
Zitat von wikiFrom 1994 to 2004 the Norwegian police fired approximately 79 shots; 48 of these were fired during the Nokas Robbery in 2004.
Die Angabe in der NYT bezieht sich, lieber Pentas, wohl auf Übungsschüsse.
Ich erinnere mich an Berichte, daß deutsche Polizisten zu selten Schießübungen machen und deshalb im Ernstfall nicht zielsicher genug sind. Immerhin werden sie überhaupt trainiert und tragen eine Dienstwaffe.
Wenn in Norwegen die Polizisten aus ihrem Streifenwagen heraus einen Mordversuch sehen, dann dürfen sie das Opfer nicht mit der Waffe verteidigen, bevor sie nicht die Erlaubnis eingeholt haben, den verschlossenen Behälter zu öffnen, in dem sich ihre Pistolen befinden, ungeladen.
Dein Artikel zeichnet das Bild einer mit völlig überforderten und inkompetenten Polizei was Gewaltkriminalität angeht. Dies ist eine der, wenn nicht sogar die Kernaufgabe eines Staates, nämlich seine Bevölkerung zu beschützen.
Ich könnte mir gut Vorstellen, dass nach diesem absoluten Versagen der Politik und der Polizei zumindest in der Bevölkerung diskutiert wird sich zu Bürgerwehren zusammenzuschließen.
Zitat von ZettelIch erinnere mich an Berichte, daß deutsche Polizisten zu selten Schießübungen machen und deshalb im Ernstfall nicht zielsicher genug sind. Immerhin werden sie überhaupt trainiert und tragen eine Dienstwaffe.
Wenn in Norwegen die Polizisten aus ihrem Streifenwagen heraus einen Mordversuch sehen, dann dürfen sie das Opfer nicht mit der Waffe verteidigen, bevor sie nicht die Erlaubnis eingeholt haben, den verschlossenen Behälter zu öffnen, in dem sich ihre Pistolen befinden, ungeladen.
Herzlich, Zettel
In Deutschland wird das vorgehen der Polizei ja auch immer wieder geändert. Man denke nur den Aufbau von Spezialkräften nach dem Olympia-Attentat 1972. Aktuelleres Beispiel aus Lörrach 2011 mit dem entsprechenden vorgehen, dass nach Winnenden 2009 eingeführt wurde. Das zeigt, dass in Deutschland die normalen Polizisten durchaus in der Lage sind weitere Opfer zu verhindern.
Zitat von flobotronWehrter Zettel,
Dein Artikel zeichnet das Bild einer mit völlig überforderten und inkompetenten Polizei was Gewaltkriminalität angeht. Dies ist eine der, wenn nicht sogar die Kernaufgabe eines Staates, nämlich seine Bevölkerung zu beschützen.
Ich könnte mir gut Vorstellen, dass nach diesem absoluten Versagen der Politik und der Polizei zumindest in der Bevölkerung diskutiert wird sich zu Bürgerwehren zusammenzuschließen.
mfg flobotron
Meiner Meinung nach war die Polizei weder überfordert noch inkompetent. Es war eher die Risikoabschätzung die die Politik dazu geführt hat der Polizei weniger wirksame Möglichkeiten zu geben.
Ich kenne das aus der Freiwilligen Feuerwehr. Wenn die Gemeinde nur Eimer zum Löschen bereitstellt und die Feuerwehrleute nicht mehr retten können ist das eben immer ein Versagen der Politik und zu keinem Zeitpunkt ein Versagen der Einsatzkräfte.
Wenn die Resourcen, also das Geld, nicht bewilligt wurden, liegt es ausschließlich am politischen Willen und politischen Präferenzen. Norwegen ist dank der Ölproduktion stinkreich. Die Förderung pro Kopf ist höher als in Saudi-Arabien.
Ohne nun diese Operettenpolizei entschuldigen zu wollen: Die waren natürlich auch mit dem Bombenanschlag beschäftigt. Keine Polizei der Welt ist auf zwei Anschläge gleichzeitig eingestellt. Die Reaktion der (ungleich besser bewaffneten) Polizei in Indien bei dem Überfall in Bombay war im übrigen auch nicht besser. Und Indien ist ein Land mit robusterer Herangehensweise und eigentlich umfassender Erfahrung mit Terroranschlägen.
Es ist schon eine denkwürdige Leistung eine Bombe hochgehen zu lassen und dann noch seelenruhig auf die Insel überzusetzen, sich den Leuten vorzustellen und dann systematisch zu morden. Ich schätze mal, daß ein "normaler" Terrorist (wie die von der RAF) vielleicht 2 oder maximal 3 Einsätze in seinem Leben haben. 2 "Einsätze" an einem Nachmittag dürfte in der Historie dieser Branche einmalig sein.
Das die örtliche Polizeistation nichts von sich aus unternommen hat ist im übrigen schon ein Skandal für sich.
Der Retter, der die meisten Jugendlichen aus dem Wasser gefischt und damit gerettet hat war sowieso ein deutscher Tourist.
Zitat von AldiOnDas die örtliche Polizeistation nichts von sich aus unternommen hat ist im übrigen schon ein Skandal für sich.
Ich habe bisher keine Informationen darüber finden können, ob dort überhaupt Dienstwaffen vorhanden waren und ob es dort zu dem betreffenden Zeitpunkt Beamte gab, die damit umgehen konnten.
Auch diese hätten nicht einfach die Waffen nehmen und den Jugendlichen zur Hilfe kommen dürfen, sondern sie hätten - wenn ich den Artikel in der NYT richtig verstehe - zunächst die Erlaubnis dafür einholen müssen. Ob sie dann schneller vor Ort gewesen wäre als das Einsatzkommando?
Zitat Das die örtliche Polizeistation nichts von sich aus unternommen hat ist im übrigen schon ein Skandal für sich.
Fairerweise muss man allerdings schon auch sagen: eine Provinz-Polizeistation in Deutschland würde auch erst einmal auf die Spezial-Einsatzkräfte warten. Die Polizisten an Land hatten ja auch keinen genauen Überblick, was auf der Insel los war. Grundsätzlich kann ein dilettantischer Angriff auf bewaffnete Terroristen evtl. deutlich mehr Unschuldige verletzen als ein sauber geplanter Zugriff durch Spezialisten.
Klar sieht die Polizei hier nicht gut aus. Aber ich finde nicht alle Vorwürfe fair. Dass z.B. kein Boot bereitlag ist m.E. vollkommen logisch. Soll denn etwa die Polizei an jedem der tausende norwegischen Seen prophylaktisch ein Boot stationieren?
Außerdem waren die Einsatzkräfte durch den Anschlag in Oslo abgelenkt. Immerhin war das für sich genommen ein großer Terror-Akt - und zwar auf den Sitz des Regierungs-Chefs! Dass man da ein paar Minuten braucht, bis man die Prioritäten richtig sortiert ist absolut nachvollziehbar. (Zumal ich nun auch die Gesamtdauer bis zur Verhaftung des Terroristen von etwas über 1 Stunde ganz ok finde).
Dass norwegische Polizisten unbewaffnet sind, ist tatsächlich seltsam. Allerdings doch eigentlich auch ganz symphatisch, wenn ein Land sich so etwas leisten kann. (Ich habe in Erinnerung, dass auch der normale englische Polizist nur mit einem Schlagstock bewaffnet ist. Vielleicht hat sich das mittlerweile auch geändert).
Der fehlende Hubschrauber ist natürlich ein krasses Politikversagen. Gerade in einem dünn besiedelten Land wie Norwegen wäre so etwas für die Spezialkräfte natürlich absolut notwendig.
Zitat von FlorianKlar sieht die Polizei hier nicht gut aus. Aber ich finde nicht alle Vorwürfe fair.
Ich stimme Ihnen zu, lieber Florian, daß man mit Vorwürfen vorsichtig sein sollte, solange die Einzelheiten nicht bekannt sind. In dem Artikel erhebe ich ja auch keine Vorwürfe, sondern wollte nur zusammentragen, was zu den Hintergründen des verspäteten Einsatzes bekannt ist.
Zitat von FlorianDass z.B. kein Boot bereitlag ist m.E. vollkommen logisch. Soll denn etwa die Polizei an jedem der tausende norwegischen Seen prophylaktisch ein Boot stationieren?
Ich habe mir das jetzt einmal bei Google Maps angesehen. Utøya liegt im Tyrifjord inmitten eines Seen- und Inselgebiets. Sollte es da nicht eine Wasserschutzpolizei geben? Wenn nicht - hätte die Delta-Einheit denn nicht wenigstens während der knappen Stunde, in der sie unterwegs war, im Kontakt mit der örtlichen Polizei organisieren können, daß ein Boot bereitgestellt wurde?
Ich habe auch einmal in der Wikipedia nachgesehen. Der Polizeibezirk Nordre Buskerud hat seine Zentrale in Hønefoss, ungefähr 15 km von der Insel entfernt, und besitzt zehn Polizeistationen. Insgesamt tun 179 Polizisten dort Dienst. Ich sehe nicht ganz, wieso die örtliiche Polizei nicht wenigstens die Delta-Einheit logistisch unterstützt hat, wenn man schon selbst nicht auf der Insel eingreifen konnte.
Nun gut, das werden Fragen sein, denen die norwegische Presse jetzt nachgeht. In einer der Quellen, die ich für den Artikel gelesen habe, stand, daß intern in der norwegischen Polizei schon heftig debattiert werde, ob die örtlichen Kollegen nicht hätten tätig werden müssen.
Der Täter* hat seine Vorgehensweise an den ihm bekannten Zuständen ausgerichtet. Wären die Zustände anders gewesen, hätte er die Vorgehensweise verändert. Wenn Norwegen jetzt seine Polizei so hochrüstet, dass sie ein Verbrechen dieser Art abschwächen oder gar verhindern könnte, wird derjenige, der wild entschlossen ist einen maximalen Schaden zu erzielen, anders vorgehen. Die New Yorker Polizei ist sicherlich besser ausgerüstet als die norwegische und vermutlich auch weitaus schneller einsatzbereit, trotzdem war sie gegen den Anschlag auf das WTC machtlos.
Sicherlich kann man, wie in den USA geschehen, durch gebündelte Maßnahmen, dem entschlossenen Täter die Tat erschweren, aber niemals verunmöglichen. Hinterher ist man immer schlauer. Solange kritische Betrachtungen nicht in Verschwörungstheorien ausarten, ist auch dagegen nichts einzuwenden. Wenn sich die norwegischen Bürger in ihrer Mehrheit gegen eine bewaffnete Polizei ausgesprochen haben, spricht das nicht gegen sie. Es mag vielen anders gehen, aber mein Sicherheitsempfinden steigt nicht an, wenn ich Polizisten mit Maschinenpistolen sehe, ich bin eher verunsichert.
* ich verzichte auf mutmaßlich, obwohl er noch nicht rechtskräftig verurteilt ist.
Sicher hat der Täter sein Vorgehen an der bekannten Situation in Norwegen ausgerichtet. Gut möglich auch, daß er ein anderes Vorgehen gewählt hätte. Aber eigentlich völlig egal. Es kann nicht sein, daß in einer zivilisierten Gegend eineinhalb Stunden lang ein Verbrechen verübt wird und die Polizei trotz Alarmierung nichts tut. In so einem Fall hat der Staat sein Gewaltmonopol verspielt. Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann muß es den Bürgern erlaubt werden sich selbst zu schützen. Unbewaffnete Polizisten? Super, da freuen sich die Gauner, dem Bürger bringts nichts. Das Massaker ist auf einer bekannten Ferieninsel geschehen und nicht weit ab von der Zivilisation. Da sollte Hilfeleistung durch die Polizei eigentlich möglich sein. Man kann doch nicht auf das SEK warten und zuschauen wie der Typ Kinder abschiesst.
Zitat von FlorianDass norwegische Polizisten unbewaffnet sind, ist tatsächlich seltsam. Allerdings doch eigentlich auch ganz symphatisch, wenn ein Land sich so etwas leisten kann.
Sympathisch ja - wenn die Bedingung erfüllt ist! Aber die romantische Vorstellung man lebe in einer Friede-Freude-Eierkuchen Gesellschaft, in der selbst die Polizei ohne Waffen auskommt, spricht m.E. schon für eine gewisse Naivität. (Eine Naivität - übrigens - die die Sorgen der "Rechtspopulisten" sehr berechtigt erscheinen lässt.) Die hat mit der Tat jetzt nichts zu tun - das eingestanden. Bewaffnete Polizisten hätten die sie vermutlich nicht verhindert; aber bemerkenswert ist es allemal.
Ansonsten gebe ich ihnen recht. Kein Boot da - das ist Pech. Kein Hubschrauber - das ist Versagen.
Zitat von C.Der Täter* hat seine Vorgehensweise an den ihm bekannten Zuständen ausgerichtet. * ich verzichte auf mutmaßlich, obwohl er noch nicht rechtskräftig verurteilt ist.
Solange Sie keinen Namen damit verbinde ist das ja auch in jedem Fall auch unproblematisch.
Zitat von C. Wären die Zustände anders gewesen, hätte er die Vorgehensweise verändert. Wenn Norwegen jetzt seine Polizei so hochrüstet, dass sie ein Verbrechen dieser Art abschwächen oder gar verhindern könnte, wird derjenige, der wild entschlossen ist einen maximalen Schaden zu erzielen, anders vorgehen. Die New Yorker Polizei ist sicherlich besser ausgerüstet als die norwegische und vermutlich auch weitaus schneller einsatzbereit, trotzdem war sie gegen den Anschlag auf das WTC machtlos.
Sehe ich auch so. Mit Sicherheit werden wir eines Tages einen Anschlag erleben, der schlimmer sein wird als 9/11. Und der ganz anders sein wird und den weder Maschinenpistolen noch Nacktscanner werden verhindern können. Die Experten wissen das auch und haben ganz andere Horrorszenarien auf dem Radar.
Ich bin schier sprachlos. Als Norweger würde ich mich jetzt fragen, wieso man da überhaupt eine "Staatsgewalt" braucht, für deren Aufgabenerfüllung man ja nicht zu wenig Steuern zahlt.
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von CalimeroIch bin schier sprachlos. Als Norweger würde ich mich jetzt fragen, wieso man da überhaupt eine "Staatsgewalt" braucht, für deren Aufgabenerfüllung man ja nicht zu wenig Steuern zahlt.
Die Norweger waren bisher mehrheitlich der Meinung, dass ihr Steuergeld anderweitig verwendet werden soll. Weniger Steuergeld für Polizei und Militär, mehr für medizinische Versorgung, Bildung, Soziales …
Ich bin gegen die Sicherheitshochrüstung aber ein einsatzfähiges Spezialkommando mit eigenen Transportmitteln sollte man schon haben. Was machen die denn bei einer Geiselnahme oder einem Amoklauf in einer Schule? Es braucht ja keinen Terroristen um dieses schwachsinnige System zum Scheitern zu bringen. Die allgemeine Angst vor Waffen ist eh Unsinn(Wenn Waffen töten machen Gabeln fett) aber, dass die Polizisten dort nicht einmal bewaffnet sind ist völliger Leichtsinn. Dass eine Polizei flächendeckend bewaffnet sein kann und trotzdem extrem bürgernah, friedlich und deeskalierend zeigt ja Deutschland, wo auch der Dorfpolizist bei seinem Schwätzchen mit dem Metzger für den Fall der Fälle einen "Argumentenverstärker" an seiner Seite hat.
In Deutschland hat die Polizei m.W. inzwischen Anweisung bei Amokläufen sofort mit den verfügbaren Streifenpolizisten ins Gebäude zu gehen und trainieren das auch flächendeckend. Sie haben natürlich nicht die Ausbildung eines SEK-Kommandos aber sie können im Ernstfall viele Leben retten. Ich denke die Norweger werden aus diesem Vorfall ihre Lehren ziehen so wie wir aus München und einigen anderen Vorfällen.
Im Endeffekt gilt eh:"When seconds count the police are only minutes away." - Was diese ganzen Schutzbemühungen des Staates etwas sehr relativiert und man vielleicht mal darüber nachdenken sollte, wie Bürger sich selbst schützen könne.
ps:Wenn im Ausland etwas passiert geht es uns im übrigen nicht viel besser, zumindest das KSK hat auch keine eigenen einsatzfähigen Hubschrauber, wie es mit der GSG9 aussieht weiß ich nicht.
Deutschland hat eine Spezialtruppe, GSG 9, ebenfalls erst eingerichtet, nachdem man feststellte 1972, personell nicht hinreichend ausgestattet zu sein und die Geiselnahme während der olympischen Spiele so tragisch blutig und tödlich verlief. Diese sitzt nach meinem Kenntnisstand in Sankt Augustin - also quasi zwischen Köln und Bonn und würde auch Stunden brauchen, um an Einsatzorten zu sein. Dann haben wir die SEKs. Hiervon gibt es meines Wissens ebenfalls nicht so viele. Manche Länder haben, glaube ich, nur eine und nicht in jeder größeren Stadt. Heißt, auch die brauchen je nachdem wohin, auch über eine Stunde. "Normale" Polizisten bei uns sind für solche Einsätze überhaupt nicht ausgebildet und von daher wäre auch bei uns - sollte mich nicht irren, was die Anzahl anbelangt - eine Stunde Anreise alles andere als lang. Ich komme leider aktuell bei Wiki nicht rein, lädt sich irgendwie nicht, so dass ich nicht überprüfen kann, inwieweit meine Annahmen zur GSG 9 und den SEKs tatsächlich zutreffend sind.
Von daher denke ich nicht, dass Norwegen hierbei schlechter darsteht, als es Deutschland stünde. Auch bezweifel ich, dass für die SEKs unverzüglich Hubschrauber zur Anreise bereit stehen würden. Bei Einsätzen sind die nach meinem Kenntnisstand in Mannschaftswagen unterwegs und bei Stau können die auch nicht wirklich schnell voran.
Laut Medienberichten versuchte sich der Sicherheitsmann auf der Insel rettend zwischen den Attentäter und den Kindern, auch seinem Sohn, zu werfen. Vielleicht hätte es anders enden können, wenn er eine Waffe gehabt hätte. Trügerisch war ja auch das Outfit des Massenmörders. Die jungen Leute vertrauten ihm, weil sie dachte, ein Polizist. Das ist wirklich schlimm. Dachten die Jugendlichen ihm können sie vertrauen und tappten in die tödliche Falle. Norwegische Zeitungen haben wohl auch berichtet, dass Jugendliche deshalb arglos waren, weil sie annahmen, es fände ein Planspiel statt. Ach gut hat hierzu etwas von Ulrich Sahm gebracht, der sich auf norwegische Zeitungsberichte berief. Es soll angenommen worden sei, man wolle zeigen, die brutal Israelis mit Palästinensern umgeggangen sei und habe erst später begriffen, da schießt wirklich jemand mit Munition auf Menschen und es ist kein Rollenspiel. Auch hier wieder, hätten die Jugendlichen vielleicht eher begriffen, was passiert, hätten sich ggf. noch einige retten können.
Aber ich denke nicht, dass man der Polizei an sich einen Vorwurf machen kann, sie sei schlecht ausgestattet gewesen. Man kann einfach nicht für jeden Fall gerüstet sein und wie ich oben schrieb, ich denke in Deutschland wäre ebenso viel Zeit vergangen, bis Spezialeinheiten, welche die Fähigkeiten haben, in so ein Gemetzel reinzugehen, überhaupt am Tatort gewesen wäre. Einzig frage ich mich, warum es gab keine Boote, denn auch die normale Polizei hätte doch Mittel haben müssen, auch die Insel zu kommen. Und diese Mittel, eben Boote, hätte man doch dann einfach der Polizei überlassen können. Aber vielleicht hat die Polizei das auch vor Ort, nur nicht genügend, um eine Sondereinheit transportieren zu können.
Edit: Habe Isildurs Beitrag nicht mehr mitbekommen, bevor ich meinen schrieb.
Zitat In Deutschland hat die Polizei m.W. inzwischen Anweisung bei Amokläufen sofort mit den verfügbaren Streifenpolizisten ins Gebäude zu gehen und trainieren das auch flächendeckend. Sie haben natürlich nicht die Ausbildung eines SEK-Kommandos aber sie können im Ernstfall viele Leben retten.
Das schiene mir auch sinnvoll. Fairerweise muss an sagen, dass auch ein bewaffneter Polizist oder Zivilist wenig nützt, wenn er nicht gut an der Waffe ausgebildet ist. Ich bin kein Experte, aber nach allem was ich gelesen habe erfordert es ständiges Training und die entsprechende psychologische Verfassung, um in einer gefährlichen Situation mit einer Pistole auf eine nennenswerte Distanz irgendetwas zu treffen. Es ist wohl nicht wie Radfahren, dass man nie verlernt.
Die Optimierung verschiedener Polizeiapparate ist sicher interessant. Völlig abseits: Gab es in dem sozialistischen Ferienlager eine Regelung zu Taschenmessern?
Für den Einsatz solcher Spezialeinheiten kann man nicht irgendwelche Hubschrauber einsetzen. Spezialeinheiten haben einen bestimmten Gruppenaufbau im Einsatz und viel (schwere) Ausrüstung. Ein Hubschrauber muß also für die entsprechende Personenzahl ausgelegt sein und gleichzeitig die notwendige Ausrüstung transportieren können. In der Praxis verfügt er meistens auch über Sondereinbauten wie z.B. Abseileinrichtungen. Alternativ könnte man auch mit einer ganzen Flotte von Hubschraubern einfliegen, was aber häufig - z.B. mangels Landeplatz - nicht machbar sein dürfte.
Soweit ich Bildern der Presse entnehmen konnte, handelt es sich bei dem norwegischen Polizeihubschrauber um eine EC 135 (Eurocopter). Dieses Muster wird in Deutschland z.B. als Rettungshubschrauber eingesetzt. Max. Anzahl Passagiere ist 6. Mit schwerer Ausrüstung dürfte die max. Anzahl an Passagieren aus Gewichts- und Platzgründen sicherlich geringer sein.
Also ist der norwegische Polizeihubschrauber ungeeignet zum Transport einer Spezialeinheit. Dass die Besatzung des Hubschraubers in Urlaub war, spielt in diesem Fall deshalb auch keine Rolle.
In Deutschland verfügt die GSG 9 über keine eigenen Hubschrauber. Sie kann aber jederzeit auf am Standort vorhandene und geeignete (!) Hubschrauber der Bundespolizei zugreifen. Je nach Einsatzort kann der Flug natürlich dauern. Für die SEK's der Länder bin ich mir nicht sicher, ob alle Bundesländer über entsprechende Möglichkeiten verfügen. Ich fürchte, dass es nur in wenigen Bundesländern (z.B. in NRW) Transportmöglichkeiten für SEK's gibt. Die vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Hubschraubermuster lassen das vermuten.
Man sollte also durchaus zurückhaltend sein, was unsere Möglichkeiten in Deutschland im Vergleich zu Norwegen betrifft.
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