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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 28 Antworten
und wurde 5.157 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.08.2011 07:31
Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Ich habe angefangen, mich das zu fragen, was in diesem Artikel steht, seit Anfang 2010 die Liberalen ab- und die Grünen spiegelbildlich aufstiegen (FDP zurück ins Glied. Die unsichtbare Regierungspartei. Eine Hoffnung zerfällt; ZR vom 4. 1. 2010). Ich habe das dann im Januar dieses Jahres erneut diskutiert (Aufstieg und Fall der FDP; ZR vom 4. 1. 2011). Dann kam die kollektiver Besoffenheit nach Fukushima.

Ich bin für die Beharrlichkeit gescholten worden, mit der ich diesen Begriff der kollektiven Besoffenheit verwende. Es tut mir leid: Ich weiß keinen besseren.

christianhannover Offline



Beiträge: 13

10.08.2011 08:16
#2 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

ich habe das gefühl, das die liberalkonservativen deutschen einfach aufgegeben haben: entweder sie sind ins ökosoziale lager übergelaufen oder sie gehen nicht mehr wählen, weil es doch niemanden gibt, der sie vertritt. und das war es auch schon, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie sich diese situation noch ändern soll. die cdu ist an einem punkt angelangt, an dem es eigentlich kein zurück zu den konservativen wurzeln geben kann. und die fdp geht nicht nur unter, sie geht unter und transformiert sich vorher noch schnell in eine sozialdemokratische partei.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

10.08.2011 08:20
#3 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Guten Morgen!

Ganz am Rande fällt mir doch etwas Positives ein: Die Veröffentlichungen des Liberalen Istitus, das weitläufig mit der FDP zusammenhängt. mfG

Sänger Offline




Beiträge: 132

10.08.2011 08:37
#4 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Vor kurzem erschien in der Welt ein interessantes Interview mit Franz Walter.
Er sagte:
"Ach, wenn die FDP 2009 knapp in der Opposition gelandet wäre, es wieder eine Große Koalition gegeben hätte, wäre Westerwelle sicher noch Chef seiner Truppe, die FDP hätte laut gegen den Ausstieg aus der Atomenergie gewettert, die EU-Rettungsaktionen kritisch kommentiert. Und sie wäre heute bei ca. 24 Prozent. Wir hätten vier Parteien so um die 20 bis 25 Prozent, CDU/CSU, SPD, Grüne und eben FDP. Es gibt nicht zu viele Vertretungen im Parlament. Eher sind einige durchaus gewichtige gesellschaftliche Einstellungen mittlerweile gar nicht im Bundestag repräsentiert.

Welt Online: Wen meinen Sie da? Etwa besagten „kleinen Mann“?

Walter: Na, die Probleme und Themen sind ja oben benannt. 40 Prozent der Bevölkerung sieht die Dinge anders als die Einheitskoalition für den Atomausstieg. Einen politischen Advokaten hat diese starke gesellschaftliche Minderheit nicht im Bundestag. Die in den letzten Jahren bemerkenswert gewachsene EU-Kritik ist ebenfalls ohne politische Repräsentanz im Parlament. Persönlich sind mir diese Einstellungen zwar fremd. Aber in einem vitalen Parlamentarismus müssten sie sich doch wiederfinden. So wabert das untergründige – und wird irgendwann ziemlich ungebändigt in die politische Arena hinein brechen."

Sehr lesenswert, wie ich finde: http://www.welt.de/politik/deutschland/a...24-Prozent.html

Rapsack Offline



Beiträge: 169

10.08.2011 09:48
#5 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Ich weis nicht ob ich mit etwas Abstand, so in 5-10 Jahren, es noch genauso sehen werde, aber ich habe das Gefühl, das wir vor einem sehr,sehr entscheidenen Wendepunkt stehen. Die klassischen Instrumente mit denen bedeutende Länder in Europa aber auch der Welt, versuchten Wohlstand für Ihre Bürger zuermogeln, funktionieren nicht mehr.

Mir scheint die Bürger fühlen dies auch. Sie sehen dass ein bedrohlicher Wandel ansteht. Einige ignorieren dieses Gefühl und glauben, da die Probleme noch nicht bei ihnen angekommen sind, dass sie weitermachen können wie bisher. Und bleiben der "linken" wohlfühl Politik der political correctnes weiterhin verbunden (eher Grünwähler).

Anderen sind die Probleme sehr wohl bewußt. Sie glauben aber, indem sie linke Partein (SED/Kommunisten, der SPD aber auch dem Merkel verbundenen teil der CDU/CSU) ihre Stimme geben, in dem anstehenden Verteilungskampf gut vertreten sind und sie weniger Einschnitte erdulden müssen.(Ich glaube das gilt auch für Europa und erklärt einwenig die von mir wahrgenommene Reformunwilligkeit der südlichen Kriesenländer.)

Allein die liberale Wählerschaft findet (momentan) keine Partei, der sie ihre Stimme geben könnten. Das gilt für das linke bis rechte Spektrum. Die klassisch liberale Partei hat in unglaublicherweise ihre Wähler veraten. Die letzten Zuckungen doch noch einen kleinen Schnipsel liberalen Gedankengutes wie ein großes Plakat hochzuhalten, erkennt der Wähler problemlos als das was es ist, nähmlich eine Luftnummer. Die liberalen Flügel der SPD und CDU wurden rausgemobt oder mundtot gemacht. Allein bei den Grünen sammelt sich noch einen verklärter, romantischer Haufen bürgerlich liberaler Wähler. In wieweit die Grünen aber tatsächlich liberal sind, hinterfragen sie in ihrem romantischen Gefühlsbestimmtheit nicht.

In diesem Zusammenhang hat mir der verlinkte Artikel in der Welt sehr gut gefallen.

Viele meiner Freunde und Bekannten, die sicherlich eine wirklich liberale Partei oder auch nur einen starken liberalen Flügel einer Partei wählen würden haben aufgegeben, und warten in Innereremigration, dass vieleicht doch irgend wann mal ein liberaler Phönix aus den Trümmern liberaler Politik aufersteht.

Also was ist los mit Deutschland?

Die einen bereiten sich mit ihren Stimmen auf harte Verteilungskämpfe vor. Anderen wollen aus ihren romantischen Träumen nicht aufwachen, die Realität sieht so furchtbar aus! Und der Rest so um die 20% der möglichen Wähler, vieleicht auch mehr und sicherlich nicht weniger, verstummen aus Frustration der fehlenden Möglichkeit mit ihrer Stimme etwas in ihrem Sinne bewegen zukönnen.

Sicher ist für mich aber, dass in naher Zukunft schon allein die Probleme, die aus der gängigen Politik der Verschuldung nun erwachsen, ein weiter-wie-bisher nicht möglich sein wird. Ob bei den anstehenden Kämpfen um die Verteilung der Lasten auch eine liberale Politik ein Wort mit reden wird, wird sich noch zeigen. Solange aber Persohnen wie Frank Schäfler allein mit sehr sehr wenigen Getreuen die liberale Fahne hochhalten sehe ich noch nicht wie dies geschehen soll. Aber in schwierigen Zeiten bewegt sich viel. Vieleicht findet sich doch noch ein liberaler Kristlisationspunkt der die liberalen Wähler aus ihrer Versenkung holt.

Ich geben die Hoffnung nicht auf.

Allein dieser Blog gibt mir Hoffnung dass sich doch etwas tun könnte.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

10.08.2011 12:05
#6 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Ich habe schon vor mehr als einem Jahr gefragt. Wer macht mit bei einer liberalen Partei, dabei bleibe ich.
Ich persönlich werde mich niemals diesem ökofaschistischen Parteienmischmasch ergeben, wenn ich herausfinden solle wie ich diesen "Politikern" maximal schaden kann dann werde ich das ohne zu zögern tun..

Einer liberalen Partei traue ich derzeit zwischen 10-25% zu. Wenn man das Wahlergebnis der FDP als "Barometer" nimmt, sollte man locker über die 14% kommen.

Forentourist Offline



Beiträge: 36

10.08.2011 12:11
#7 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat
Ob bei den anstehenden Kämpfen um die Verteilung der Lasten auch eine liberale Politik ein Wort mit reden wird, wird sich noch zeigen. Solange aber Persohnen wie Frank Schäfler allein mit sehr sehr wenigen Getreuen die liberale Fahne hochhalten sehe ich noch nicht wie dies geschehen soll. Aber in schwierigen Zeiten bewegt sich viel. Vieleicht findet sich doch noch ein liberaler Kristlisationspunkt der die liberalen Wähler aus ihrer Versenkung holt.


Man wird sehen. Falls man die Entwicklungen der letzten Zeit einfach fortschreibt, fliegt die FDP aus dem Bundestag und die Rettungspakete werden immer größer. Das sind doch eigentlich gute Aussichten, um eine Übernahme der FDP durch die Schäffleristen möglich zu machen und die Positionierung der FDP als Sprachrohr der Außerparlamentarischen Opposition der EU-Kritiker und Staatsbeschränker zu positionieren. Das hängt aber auch davon ab, wo die CDU landet: Bei CDU+Linke > Rotgrün (FDP draußen) rechne ich persönlich entweder mit einer Minderheitsregierung unter Tolerierung durch die Linke oder - angesichts einer Weltwirtschaftskrise - einer neuen GroKo. Letzteres wäre für die FDP die optimale Konstellation, weil die CDU wie 2005-9 als Konkurrent um verprellte bürgerliche Wähler ausfällt.

123 Offline



Beiträge: 287

10.08.2011 12:47
#8 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Um Stimmungsschwankungen bei den Wählern geht es kaum.

Sondern um Wertesysteme, die wiederum von den Sozialisationsinstanzen geprägt werden.

Heute sind dies:

Medien - durchweg ökolinks, besonders die GEZ-Medien und führenden Tageszeitungen und Magazine
Schulen - ebenfalls dominiert von linken Lehrern und linken Kultusministerien
Universitäten - seit 68 linke Kaderschmiden


Die FDP-Führung ist nicht nur schwach, sondern viel schlimmer: visionslos. Sie weiß weder was sie will, noch warum sie etwas wollen sollte das von der ökolinken Ideologie abweicht.

Wofür die FDP vielleicht mal ein bißchen stand, etwa Marktwirktschaft, wird normativ diskreditiert von den Medien. Neoliberalismus ist ein Schimpfwort und gilt als Wurzel all unserer Probleme. Nicht Multikulti, Atomausstieg, Ökowahn, ausufernde Staatsbürokratie, ständig steigende Steuern.......

all dies gilt als gut - schlecht ist nur Marktwirtschaft und das Konzept individueller Selbstbestimmung mit der Schlußfolgerung eines Staatskonzeptes das dem Bürger dient, und nicht wie bei den Linken, in welchen das Individuum dem Staat zu dienen hat.


Nach dem Ende der GroKo ging das Trommelfeuer der Linksmedien sofort los. Und die CDU-FDP-Regierung war leichte Beute weil sie wie gesagt visionslos ist und darum schlicht nicht in der Lage für irgendetwas einzustehen. Logisch konsequent macht Merkel medienkonforme Politik.


Deutschland hat sich ethisch gewandelt. Es ist heute eine ethisch linksextreme Republik, und die Bevölkerung glaubt der tagesschau wirklich alles. Sie sieht darum die Problemlösungen exakt in dem was ihr die tagesschau einredet: In noch mehr Staat, noch mehr Energiewende, noch mehr Zuwanderung, noch höhere Steuern, noch mehr EU,

... und vor allem glaubt sie die dort vermittelten Feindbilder: Marktwirtschaft und individuelle Selbstbestimmung anstatt neosozialistischen Etatismus.


Je mehr die ökolinke Politik das Land runiert, umso intensiver werden die Feindbilder ökolinker Dogmatik zelebriert. Diese verkörpert u.a. auch die FDP.


Naja, der Westen ist so oder so erledigt. Ein Wertewandel weg vom Linksextremismus hin zu Eigenverantwortung und Marktwirtschaft ist unmöglich wenn alle Sozialisationsinstanzen links(extrem) sind.

Demnächst kollabieren die Staatsfinanzen aller westlichen Länder, alle Ersparnisse erleben entweder einen Staatsanleihen-haircut oder werden inflationiert. Die Grenzen bleiben dennoch offen für unbegrenzte Zuwanderung in die Sozialsystme, die Energiekosten werden weiterhin absichtlich verteuert wegen dem Klimaschutz, die Bürokrtie wird weiter wuchern und Steuern immer weiter steigen. Und alle negativen Auswirkungen werden dem Neoliberalismus angelastet. Foglich wird man die Marktwirtschaft weitgehend abschaffen und durch eine neue Form der öko-sozialen Planwirtschaft ersetzen. Was ja im Grund schon jetzt implementiert ist.

Am Ende bleibt nur anachistisches Chaos oder eine neue Diktatur des neosozialistischen Ökologismus. Vielleicht will man ja genau darauf hinaus.

Genießen wir also jeden Tag mit den Freiheiten und dem Wohlstand wie wir ihn am heutigen Tage noch vorfinden.

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

10.08.2011 13:09
#9 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat von 123
Und alle negativen Auswirkungen werden dem Neoliberalismus angelastet. Foglich wird man die Marktwirtschaft weitgehend abschaffen und durch eine neue Form der öko-sozialen Planwirtschaft ersetzen. Was ja im Grund schon jetzt implementiert ist.

Am Ende bleibt nur anachistisches Chaos oder eine neue Diktatur des neosozialistischen Ökologismus. Vielleicht will man ja genau darauf hinaus.

Genießen wir also jeden Tag mit den Freiheiten und dem Wohlstand wie wir ihn am heutigen Tage noch vorfinden.

Diese Zukunftsaussicht hört sich plausibel an. Erschreckend plausibel.
Solange noch genug Geld da ist um alle zu allimentieren die sich nicht gebraucht fühlen wird es noch weiterhin funktionieren. Aber sobald das weg ist können wir in Haiti schauen wie das ohne funktioniert.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

10.08.2011 15:30
#10 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat
Sicher ist für mich aber, dass in naher Zukunft schon allein die Probleme, die aus der gängigen Politik der Verschuldung nun erwachsen, ein weiter-wie-bisher nicht möglich sein wird.


Lieber rapsack,

nach meiner Lebenserfahrung ist genauso ein "Mehr davon" möglich wie eine Umbesinnung. Es scheint nämlich viel komfortabler zu sein, anzunehmen, daß man zuwenig von etwas angewendet hat, als daß es vielleicht das falsche Mittel sein könnte. Insofern glaube ich eher, daß Sozialisten eher dazu neigen würden, immer radikaler zu werden.

Herzlich, Thomas

Edit: Grammatik

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.08.2011 15:56
#11 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat von Zettel
Ich bin für die Beharrlichkeit gescholten worden, mit der ich diesen Begriff der kollektiven Besoffenheit verwende. Es tut mir leid: Ich weiß keinen besseren.



Ich halte den Begriff "kollektive Besoffenheit" für nicht hilfreich . Sie war in bezug auf den Austieg aus dem Austieg aus der Laufzeitverlängerung kurz vorhanden, aber soweit ich ersehen kann, besteht bei vielen anderen Themen ausgesprochene Nüchternheit und Sorge, zumindest in dem von mir als real erlebten realen Leben.

Zitat von Zettel
Es gibt, soweit ich sehe, weltweit keinen anderen demokratischen Staat, dessen politisches Spektrum nur von linksaußen bis zur Mitte reicht; mit einem gähnenden Vakuum auf der Rechten.



Hierbei beziehst Du dich auf die "Sonntagsfrage", die ich schon seit langem als einen Missbrauch der Demoskopie anprangere und mittlerweile auch als schädlich für die Demokratie.Die Sonntagsfrage ist in soweit Betrug, da sie die Nichtwähler unterschlägt und die Wahlbeteiligung nicht ausweist.
Jeder zweite Unionswähler will Koalition mit SPD ist eine Aussage ohne jeglichen Nachrichtenwert. Welcher Idiot stellt mitten in einer Legislaturperiode eine solche idiotische Frage? Und welche Idioten sind bereit sie zu beantworten?
Die Umfrageinstitute sollten endlich die Rohdaten veröffentlichen, wieviel Prozent der Angerufenen haben sich geweigert zu antworten, wieviel Prozent der Angerufenen haben erklärt, dass sie gar nicht wählen gehen. Dann würde deutlich, dass es sich hier um Kaffeesatzleserei handelt, um Extrapolation der letzten Umfrage nach Laune des Institutsleiters. Je nach Abgebrühtheit wird ab und zu mal ein kleines Skandälchen produziert um Schlagzeilen und einen Interviewtermin zu bekommen, ansonsten wird geschaut, dass man sich nicht zu weit von den anderen weg bewegt, um sich nicht völlig unmöglich zu machen.
Aber selbst das wäre egal, wer überprüft schon zwei Jahre später das Orakel vom 10.8.2011. Es ist vermutlich leichter das Wetter im Oktober 2013 vorherzusagen als Wahlergebnisse. Die Sonntagsfrage wäre ein netter Zeitvertreib, wenn nicht Journalisten und Politiker damit Schindluder treiben würden. Forsa sollte lieber vorhersagen, was ich am nächsten Sonntag koche.

Diejenigen, die bei der letzten Wahl gegen eine große Koalition oder gegen die Volksfront gewählt haben, werden in einem unbeschreiblichen Maße getäuscht und enttäuscht. Mit Einrichtung der Stuttgarter Schlichtungsstelle und der "Ethikkommission" zum Atomausstieg wurde die repräsentative Demokratie beseitigt und dem organisierten außerparlamentarischen Protest Tribut gezollt. Der Ausstieg aus dem Austieg aus der Laufzeitverlängerung ist eine Verneigung vor der angedrohten Gewalt, die im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Fukushima noch greifbarer wurde.


Liberale und Konservative, die mittlerweile politisch heimatlos geworden sind, leben nicht in einem Vakuum, sie gehen einfach nicht mehr wählen, sondern versuchen sich ohne Politik und Qualitätsmedien einzurichten, was ihnen leichter fallen sollte als den Nanny-Staat-Fetischisten. Es ist mir schon länger ein Rätsel, warum sich das Bürgertum nicht so verhält, wie es ihm nachgesagt wird, sondern versucht zu retten was noch zu retten ist. Das ist Dummheit, Schluss damit.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

10.08.2011 16:39
#12 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

War es Max Scheler, auf den Johannes Gross einst in einem seiner Notizbücher hingewiesen hat,
als er vom "unausrottbaren Sozialdemokratismus der deutschen Seele" gesprochen hat? (Ich zitiere hier aus dem Gedächnnis.)
Um genau diesen handelt es sich meiner Meinung nach gerade wieder.
Die Liberalen, dem Namen nach, waren den Deutschen so lange erträglich, wie sie unter Kohl-Blüm-Genscher einen Herz-Jesu-Sozialismus betrieben haben,
gegen den die SPD dann von linker Seite agitieren konnte.
Aber damals waren die Sozialkassen noch gut gefüllt, bzw. noch nicht so über alle Maßen geplündert wie heute.
Heute muß der deutsche Michel ja auch für die griechischen (spanischen, portugiesischen, italienischen...) Staatsbediensteten und -abhängigen eintreten.
Alles im Namen einer "europäischen Solidarität".
Heute sind die Kassen leer. Und wer die deutschen Medien verfolgt, weiß, was (und wer) daran Schuld "ist":
zuviel Einsparungen, zuviel Staatsverschlankung, zuwenig Staatseingriffe, zuwenig Solidarität, zuviel Eigeninteresse, zuwenig Steuern, zuviel Deregulierung:
kurz: zuviel "Neo-Liberalismus".
Da war Herrn Westerwelles "spätrömische Dekadenz" nur der willkommene Anlass, dem deutschen Parteiliberalismus den letzten Stoss zu versetzen.
Der Liberalismus ist den Deutschen eben einfach wesensfremd.

herr celine Offline



Beiträge: 153

10.08.2011 18:19
#13 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat von Zettel
Anders als so gut wie alle anderen demokratischen Rechtsstaaten hat die Bundesrepublik traditionell keine konservative Partei. Jetzt hat sie auch keine liberale Partei von Belang mehr.



Auch auf die Gefahr hin, dass ich evtl. auf taube Ohren stoße oder sehr viel Widerspruch ernten werden, das hat sich die FDP leider selbst zuzuschreiben, und ich sage leider auch wenn ich weder konservativ noch liberal im Sinne der FDP bin und diese FDP auch wohl niemals wählen würde - ich halte einen Ausgleich der artikulierten Interessen für äußerst wichtig, ohne diesen keinen Dialog.

Doch man sieht es ja auch in den Daten, der Abstieg hat direkt nach Regierungsantritt begonnen, dass hier eine Schar von Wechselwählern (von der Erfolg der FDP 2009 nunmal abhängig war) erstmal zur nächsten kleineren Partei rennt ist klar, doch auch die Grünen haben in der darauffolgenden Zeit an Zuspruch verloren, ohne dass sich die FDP ihre Zustimmung wieder zurück geholt hat. Der Fukushima-Push bei den Grünen ist natürlich mehr als deutlich, aber wenn man genau hinsieht erkennt man, dass er auf Kosten der anderen Parteien, nicht auf Kosten der FDP geht. Deswegen halte ich diesen Zusammenhang für überinterpretiert, wenn nicht sogar nicht existent. Auch die Grünen werden wieder an Zuspruch verlieren, das ist ziemlich sicher, wenn man sich die Daten ansieht geschieht das ja auch. Der Anstieg Gegen August/September 2010 ist im Übrigen stark auf Stuttgart 21 zurückzuführen, auch hier hat sich das bis kurz vor Fukushima wieder erholt, nicht anders wird es diesmal sein.

Das Problem ist also nicht eins der Deutschen oder der Wähler, sondern das der Parteien, insbesondere der Regierenden. Die FDP hat sich direkt zu Beginn der Legislaturperiode ins Boxhorn jagen lassen und sich von CSU, der Frau Bundeskanzler und den Medien treiben lassen und sich im Umgang mit allen dreien in den Augen vieler Bürger als nicht regierungsfähig erwiesen. Und das spiegelt sich in den Umfragen zur Sonntagsfrage wieder, ich würde hier noch keine ideologischen oder wertbehafteten Orientierungen hineininterpretieren - das gibt die Frage "Welche Partei würden sie wählen, wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre" einfach nicht her.

Richtig spannend wird es ja erst wenn die Wechselwählerschar auch von den Grünen enttäuscht wird. Dann steigt der Nichtwähleranteil dramatisch an mit bisher unabsehbaren Folgen. Dass die langfristigen Parteiorientierungen in Deutschland und wohl in Europa generell abnehmen ist bekannt, deswegen werden auch die Grünen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht langfristig auf solch hohen Zuspruch bauen können.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

10.08.2011 21:55
#14 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

@ herr celine:

Ja, die FDP hat sich das zum Teil auch selber zuzuschreiben. Aber natürlich nicht in dem Sinne, dass sie den Begriff Liberal zu wenig sozial-demokratisiert habe, sondern zu viel. Sie hat dem Druck der Medien, von denen man weiß wo sie stehen, zu sehr nachgegeben, gleichzeitig deshalb den Medien die Schuld gegeben.

Aber natürlich liegt es auch an den Medien, die zu Zweidrittel hinter Grün-Rot stehen und durch diese Brille natürlich das Bild ihrer Zuschauer prägen. Und da kann eine ganz schön selektive Wahrnehmung daraus werden.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.08.2011 23:24
#15 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Lieber Zettel,

ich finde den Begriff der kollektiven Besoffenheit sehr zutreffend was die Reaktionen auf die Naturkatastrophe in Fukushima und die sich ausbreitende Neoromantik anbelangt.
Zu der Verschiebung des politischen Spektrums nach links im Allgemeinen und dem Bedeutungsverlust der Liberalen im Besonderen, sehe ich mir als erstes eine mögliche Veränderung der politischen Zielrichtung der Parteien selbst an. Dabei fällt mir auf, dass zwar die SPD etwas nach links gerückt ist, aber nicht die Grünen und die Kommunisten sowieso nicht. Die Partei mit der deutlichsten Veränderung ist die CDU. Sie tritt inzwischen ein für Mindestlöhne, Tobinsteuer und Atomausstieg, um nur einige, weit links liegende Schwerpunktziele zu nennen. Somit ist das gähnende Vakuum auf der rechten Seite des politischen Spektrums, durch die Bewegung der CDU nach links, entstanden.
Die FDP war überfordert, ihren politischen Zielen und denen der marginalisierten Wirtschaftsliberalen in der CDU, Gehör zu verschaffen. Die CDU hat die Politik der großen Koalition nicht nur fortgeführt, sie hat sie sich zu eigen gemacht. Nur sie selbst kann diese von ihr geschaffene Lücke auch wieder schliessen.

Im Grunde genommen kann man das FDP-Wahlergebnis von 2009 als eine Antizipierung des jetzigen Zustands sehen, oder besser, als den Versuch seiner Verhinderung. Ein erheblicher Anteil der 14,6 % für die FDP war taktischen Überlegungen der bürgerlichen Wähler geschuldet. Die Union sollte nicht erneut eine große Koalition ins Auge fassen, deshalb haben viele Wähler, der FDP ihre Zweitstimme gegeben. Dass diese Koalition dennoch nicht regiert hat, wie man das von Schwarz/Gelb, sondern von Schwarz/Rot erwartet hat, führte verständlicherweise zu einer tiefen Enttäuschung und einer Unberechenbarkeit bürgerlicher Politik. Die einzig logische Reaktion darauf ist Wahlenthaltung und Abkehr von der Politik, und zwar nicht nur bei den Wählern sondern auch bei einer Anzahl von bürgerlichen Politikern.
Wenn ich darüber nachdenke was mit Deutschland los ist, frage ich mich auch: Was ist mit der Union los?

Viele Grüße, Erling Plaethe

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.08.2011 23:26
#16 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat von Techniknörgler
Aber natürlich liegt es auch an den Medien, die zu Zweidrittel hinter Grün-Rot stehen und durch diese Brille natürlich das Bild ihrer Zuschauer prägen. Und da kann eine ganz schön selektive Wahrnehmung daraus werden.



Die Printmedien gehören zum aussterbenden Gewerbe, mit dem Internet machen sie Verlust (mit Ausnahme von SpOn und Bild.de), dewegen wird zur Rettung des Qualitätsjournalismus die Haushaltsabgabe verdoppelt werden müssen, da sie systemrelevant sind.

Zitat von Bayern2
Wie kann angemessen auf die Herausforderungen des World Wide Web reagiert werden? Wie sieht der Journalismus des 21. Jahrhunderts aus? Denn eines bleibt und ist in der globalisierten, krisengeschüttelten Welt wichtiger denn je: Eine kritische, informierte Öffentlichkeit, die den Mächtigen in Politik und Wirtschaft auf die Finger klopft. Und dazu braucht man gute, auch gut bezahlte Journalisten, die ihre Aufgabe für die Gesellschaft ernst nehmen und einlösen.



Realsatire:Medien in der Krise
Ende der Vierten Gewalt?


Der Einfluss der Printmedien ist allerdings weitaus geringer als der der Staatsfernsehsender, wobei auch diese mit sinkenden Quoten wegen erkennbarer Volksverdummung zu kämpfen haben. DER WELT Artikel ist zwar schon von 2008, aber seitdem geht es weiter bergab.

Mich lässt das zu dem Schluss kommen, dass neben linksdrehender Medien noch drastische andere Gründe geben muss, warum diese Regierung so verhasst ist wie bisher keine zuvor und ich glaube es liegt an der miserablen Leistung von Merkel, Seehofer und Westerwelle.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

lemmyPaz Offline



Beiträge: 90

11.08.2011 02:26
#17 Deutschland liegt voll im Trend Antworten

ist Deutschland wirklich so besonders? Oder würd jemand darauf wetten, dass es UK unter Cameron oder der USA nach einem möglichen Wahlsieg eines liberal-konservativen Präsidenten wirklich besser geht als Deutschland?
Vielleicht überbewerte ich es, aber die massiven Mittelschichts-Protesten in 2 peripheren, stark vom Neoliberalismus geprägten Gesellschaften (Israel und Chile), könnten Fragen aufwerfen.
Wenn halt die wirtschaftliche Freiheit zu den folgenden netten features führt:
- Destabilisierten Finanzmärkten
- eine kostenmässig längst nicht mehr kontrollierte und erfolglose Großmachtpolitik
- als unfair empfundenen und für die Phase zuvor unbekannten Einkommensunterschieden
- hoher Inflation bei den Waren des Grundbedarfs und Deflation bei denen des gehobenen Bedarfs
- "Fehler" bei der Abrechnung von Strom, Gas und Wasser seltsamerweise immer in den Stadtvierteln der Armen
- willkürliche Horrorzinsen für die Armen
- Arbeitsverträge, die jedes unternehmerisches Risiko ohne die entsprechenden Erträge auf Geringverdiener abwälzen

Irgendwann gibt es für an sich geduldige Mittelschichtler keinen Grund mehr, an die Segnungen einer Deregulierung zu glauben. Sie sehen ihre bescheidenen Ansprüche auf ein halbwegs würdiges Leben bedroht. Ein konservativer Liberalismus, der sich mit solchen Fragen nicht auseinandersetzt, wird das Leben bestrafen

RichardT Offline




Beiträge: 287

11.08.2011 08:35
#18 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Es sollte heißen "Was ist los mit Deutschlands Parteien?".

Wenn alle Grüne Politik machen dann brauch ich keine anderen Parteien als die Grünen. Es wird das Original gewählt und nicht die Kopie.

Wenn die Schwarz Gelbe Koalition jetzt aus der Atomkraft aussteigt sagt sie doch indirekt, daß die Grünen seit 30 Jahren Recht haben. Bessere Wahlwerbung können sich die Grünen doch nicht wünschen. Und warum sollen sie nur bei der Atomkraft Rech gehabt haben.

Ein zweiter Punkt ist was von der FDP angeboten wird. Der gleiche Senf wie von den anderen, man macht alles mit.
Ich hab mal FDP gewählt. Heute würde ich eine reine Abnickpartei ohne Rückgrat nicht mehr wählen.

Herr Schäffler, die Zeit ist reif! Übernehmen Sie!

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

11.08.2011 09:37
#19 RE: Deutschland liegt voll im Trend Antworten

Zitat von lemmyPaz
[...]aber die massiven Mittelschichts-Protesten in 2 peripheren, stark vom Neoliberalismus geprägten Gesellschaften (Israel und Chile) [...]



Warum, so frage ich mich, warum macht man das? Warum nimmt man sich eine nicht-liberale Politik vor, pappt dann die Bezeichnung neu-liberal drauf und nimmt dies als willkommenen Anlaß auf den Liberalismus einzuschlagen? Gerade Israel ist ein alles andere als liberaler Staat.

Zitat von lemmyPaz

Wenn halt die wirtschaftliche Freiheit zu den folgenden netten features führt:
- Destabilisierten Finanzmärkten
- eine kostenmässig längst nicht mehr kontrollierte und erfolglose Großmachtpolitik
- als unfair empfundenen und für die Phase zuvor unbekannten Einkommensunterschieden
- hoher Inflation bei den Waren des Grundbedarfs und Deflation bei denen des gehobenen Bedarfs
- "Fehler" bei der Abrechnung von Strom, Gas und Wasser seltsamerweise immer in den Stadtvierteln der Armen
- willkürliche Horrorzinsen für die Armen
- Arbeitsverträge, die jedes unternehmerisches Risiko ohne die entsprechenden Erträge auf Geringverdiener abwälzen



Nette Aufzählung, allein was soll sie uns sagen? Wirtschaftliche Freiheit führt also zu "Horrorzinsen" und das unternehmerische Risiko tragen neuerdings die "Geringverdiener"? Ganz ehrlich, da fällt mir nichts zu ein. Schmerzlich für mich, daß Sie mit dieser Ansicht in Deutschland nicht nur nicht allein dastehen, sondern Sie und ähnlich gelagerte offensichtlich die Mehrzahl des Stimmviehs stellen und Sie somit ganz konkret Anspruch auf mein Eigentum, meine Zeit und meine Kinder erheben. Es lebe die Demokratie!

~~~
Die zunehmende Armut, welche allenthalben beklagt wird, scheint mir zuvörderst geistiger Natur.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.08.2011 10:09
#20 RE: Deutschland liegt voll im Trend Antworten

Zitat von lemmyPaz
Wenn halt die wirtschaftliche Freiheit zu den folgenden netten features führt:
- Destabilisierten Finanzmärkten


Freie Finanzmärkte sind volatiler, aber nicht instabiler. Eine Instabilität entsteht dann, wenn der Staat teilweise harsch und teilweise überhaupt nicht eingreift. Und das auch noch ziemlich unkalkulierbar ist. Dann hat man weder die Sicherheit eines selbstregulierenden freien Markts noch die einer voll regulierten Staatswirtschaft.

Zitat
- eine kostenmässig längst nicht mehr kontrollierte und erfolglose Großmachtpolitik


In Chile?
Auf jeden Fall hat diese Form Außenpolitik überhaupt nichts mit wirtschaftlicher Freiheit zu tun.

Zitat
- als unfair empfundenen und für die Phase zuvor unbekannten Einkommensunterschieden


Betonung auf "empfunden". Nur durch diese (von den Linken geschürte) Neiddiskussion werden normale Einkommensunterschiede plötzlich zum Problem.

Zitat
- hoher Inflation bei den Waren des Grundbedarfs und Deflation bei denen des gehobenen Bedarfs


Das ist keine Folge von wirtschaftlicher Freiheit. Die unterscheidet nicht zwischen Grundbedarf oder "gehobenen Bedarf". Solche Effekte kann es geben, wenn der Staat den Grundbedarf vorher subventioniert hat und das nicht mehr finanzieren kann - das ist aber dann nicht die Schuld der wirtschaftlichen Freiheit.

Zitat
- "Fehler" bei der Abrechnung von Strom, Gas und Wasser seltsamerweise immer in den Stadtvierteln der Armen


Das wäre Betrug und hätte auch nichts mit wirtschaftlicher Freiheit zu tun. Scheint aber ein chilenisches Sonderproblem zu sein.

Zitat
- willkürliche Horrorzinsen für die Armen


Willkürlich ist in einer freien Marktwirtschaft nichts. Höhere Zinsen bei höherem Risiko sind angemessen und normal - und bei freiem Wettbewerb zwischen den Banken gibt es auch ein Regulativ gegen "Horror".

Zitat
- Arbeitsverträge, die jedes unternehmerisches Risiko ohne die entsprechenden Erträge auf Geringverdiener abwälzen


Müßte man sich genauer anschauen - so etwas ist üblicherweise Folge von vermurkstem Arbeitsrecht und entsprechendem Ausweichverhalten.

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

11.08.2011 10:55
#21 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von lemmyPaz
Wenn halt die wirtschaftliche Freiheit zu den folgenden netten features führt:
- Destabilisierten Finanzmärkten


Freie Finanzmärkte sind volatiler, aber nicht instabiler. Eine Instabilität entsteht dann, wenn der Staat teilweise harsch und teilweise überhaupt nicht eingreift. Und das auch noch ziemlich unkalkulierbar ist. Dann hat man weder die Sicherheit eines selbstregulierenden freien Markts noch die einer voll regulierten Staatswirtschaft.



Genau das ist der Punkt. Von beiden Seiten das schlimmste. Mir wäre es egal gewesen, wenn 5 Landesbanken und 3 Grossbanken in Deutschland über die Klinge gesprungen wären. Die Werte für die Kunden sind eh über den Einlagensicherungsfonds gedeckt. Und das Kundengeschäft wäre auch ohne Probleme weiter gelaufen. Ich habe keine Ahnung was die Politiker sich dabei gedacht haben als sie die Risiken, die sie vorher nicht kontrolliert hatten übernommen haben. Mit Markt hat das wenig zu tun.

Zitat von lemmyPaz
- als unfair empfundenen und für die Phase zuvor unbekannten Einkommensunterschieden


Welche unbekannten Einkommensunterschiede. Wie sehen die denn aus?
Wie hoch ist ihrer Meinung nach das Durchschnittseinkommen nach Transferleistungen der jeweiligen 10% Quantile?
Nach einer Studie von IW Trends 2003 auf Seite 7 sind die Unterschiede ziemlich gering. (Monatlich nach Transfer: 2. Dezil 1140, 3. Dezil 1394, 4. Dezil 1273(!) ... 7. Dezil 1591 .. 9. Dezil 2124) Bedeutet nur 10-25% der Bevölkerung hat deutlich (4000 Euro im Jahr) mehr als ein schlechtverdienender Transfereinkommensbezieher.

Zitat von R.A.
Betonung auf "empfunden". Nur durch diese (von den Linken geschürte) Neiddiskussion werden normale Einkommensunterschiede plötzlich zum Problem.


Die Einkommensspitzen ab > 3 mal Durchschnittseinkommen mögen zwar unfair sein, aber die sind auch meiner Meinung nach eher ein Teil der Neiddebatte.

Zitat von lemmyPaz

- hoher Inflation bei den Waren des Grundbedarfs und Deflation bei denen des gehobenen Bedarfs


Der Preis für Nahrung ist seit 1991 nicht überdurchschnittlich gestiegen. Seit 2005 leicht. Und welcher gehobene Bedarf ausser Computertechnik ist günstiger geworden? Und ist es nicht so, dass sich mittlerweile jeder einen Flachbild-TV kaufen kann?

Zitat von R.A.

Zitat von lemmyPaz
- "Fehler" bei der Abrechnung von Strom, Gas und Wasser seltsamerweise immer in den Stadtvierteln der Armen


Das wäre Betrug und hätte auch nichts mit wirtschaftlicher Freiheit zu tun. Scheint aber ein chilenisches Sonderproblem zu sein.



Sowas dürfte in einem funktionierenden Markt nicht funktionieren. Alle drei Güter können mit geeichten Zählern gemessen werden. Wenn diese nicht eingesetzt werden bzw. nicht eingesetzt werden müssen ist der Staat mehr als blind. Solche Eingriffmöglichkeiten werden in keinem liberalen Konzept verneint. Das zählt für mich zu einer orginären Aufgabe des Staates die Masseinheiten zu bestimmen und dafür zu sorgen, dass es kontrollierbar ist.

Zitat von R.A.

Zitat von lemmyPaz
- willkürliche Horrorzinsen für die Armen


Willkürlich ist in einer freien Marktwirtschaft nichts. Höhere Zinsen bei höherem Risiko sind angemessen und normal - und bei freiem Wettbewerb zwischen den Banken gibt es auch ein Regulativ gegen "Horror".



Die Banken versuchen immer wieder über neue Modelle ihre Marge zu erhöhen. Sogenannte Kreditausfallversicherungen usw. gab es ja auch in Deutschland. Die Citibank kam damit wohl in manchen Fällen auf effektive Jahreszinsen von 100% ... das ist auf jedenfall Wucher. Das ist eine Schweinerei und gehört bekämpft und bestraft.

Aber das Problem ist es ja, dass Kredite an Personen ohne Bonität und Liquidität vergeben werden. Das führt zu einer Verschuldungsspirale. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Herr der eigenen Finanzen ist dann ist das aber eine Folge der Vertragsfreiheit. Wem wollen sie es verbieten Kredite aufzunehmen? Was regulativ möglich wäre, wäre es den Höchstzinssatz (alles ausser Wucher) auch durchzusetzen, und wenn eine Bank es nicht schafft damit Gewinnbringend zu wirtschaften dann soll sie dem Verbraucher auch keinen Kredit anbieten dürfen.

Zitat von R.A.

Zitat von lemmyPaz
- Arbeitsverträge, die jedes unternehmerisches Risiko ohne die entsprechenden Erträge auf Geringverdiener abwälzen


Müßte man sich genauer anschauen - so etwas ist üblicherweise Folge von vermurkstem Arbeitsrecht und entsprechendem Ausweichverhalten.


Jedes Unternehmerische Risiko wäre auch beispielsweise die Haftung mit dem eingesetzten Kapital. Selbst bei sehr assymetrischen Verträgen gibt es diesen Fall eher selten. Da würde ich auch gerne entsprechende Beispiele sehen.

lemmyPaz Offline



Beiträge: 90

11.08.2011 19:29
#22 RE: Deutschland liegt voll im Trend Antworten

Zitat
Freie Finanzmärkte sind volatiler, aber nicht instabiler.


Anleger zeigen eine Mischung aus Herdenverhalten und den z.T. berechtigten Glauben, dass man in Blasen verdienen kann. Und kaum Interesse an den komplexen realwirtschaftlichen Auswirkungen einer Unternehmung. Kein Zufall, dass es gerade in wirtschaftlich liberaleren Schwellenlaender seit der Asienkrise 1997 zu einer Renaissance der Kapitalverkehrskontrollen und sonstigen Eingriffen in die Finanzmaerkte gekommen ist. Und zwar zielend auf einfliessende Finanzinvestitionen von aussen und nicht wie frueher als hilflosen Versuch die Kapitalflucht zu bekaempfen. Intransparenz durch Komplexitaet bildet eine wichtige Ursache fuer die Finanzmarktkrise in der sogenannten entwickelten Welt. Auch durch den Wegfall von Regulierungen der Finanzmaerkte.

Zitat
Betonung auf "empfunden". Nur durch diese (von den Linken geschürte) Neiddiskussion werden normale Einkommensunterschiede plötzlich zum Problem.



Der Trend der Einkommen zeigt einen deutlichen Trend hin zu mehr Unterschieden. In praktisch allen Laendern. Sehr stark uebrigens in Israel. Gini sank von 32 auf 39 in den letzten 8 Jahren. In Chile sind die hohen Einkommensunterschiede zur Zeit politisch nicht mehr tragbar. Das ist der eigentliche Grund der Verlagerung der Politik auf die Strasse. Der massive Abfall der Glaubwuerdigkeit des politischen Systems. Man kann das auf Dauer nicht als Neid-Debatte verharmlosen, wenn man in einer Demokratie leben will.

Zitat
Solche Effekte kann es geben, wenn der Staat den Grundbedarf vorher subventioniert hat und das nicht mehr finanzieren kann


Wir erleben zur Zeit weltweit ein Ende von langfristig sinkenden Lebensmittelpreisen. Dieser Trend scheint ziemlich stabil zu sein. Hat mehr mit der verstaerkten asiatischen Nachfrage insbesondere nach "hoeherwertiger" Ernaehrung (Fleisch) zu tun, die nicht mehr aus Asien gedeckt wird sondern von anderswo. Auch Ueberfischung spielt eine Rolle.

Zitat
Das wäre Betrug und hätte auch nichts mit wirtschaftlicher Freiheit zu tun. Scheint aber ein chilenisches Sonderproblem zu sein.


Ist sehr, sehr massiv und in dem Ausmass ein chilenisches Sonderproblem. Geringe Regulierung ueber Jahre, eine ueber Jahre und staats-ideologisch gefoerderte Profit-Orientierung sowie eine moderne Gesellschaft, die aus einer extremen Klassengesellschaft hervorgegangen ist, erzeugt dieses Monster. Liberale Erfolgsmodelle sind anfaellig fuer solche Unter-Regulierungsproblematiken, in denen sich viele Menschen ohnmaechtig auf der schwaecheren Seite einer asymetrischen Machtsituation verorten.

Zitat
Willkürlich ist in einer freien Marktwirtschaft nichts. Höhere Zinsen bei höherem Risiko sind angemessen und normal - und bei freiem Wettbewerb zwischen den Banken gibt es auch ein Regulativ gegen "Horror".


Extrem hohe Zinsen fuer Konsumentenkredite sind ein Problem in Chile und Brasilien. Beschaeftigte in chilenischen Bank-Filialen werden massivst dazu angetrieben, auesserst intransparente Kredite an Arme zu vergeben. Ein BWL-studierter Freund will da nur noch raus aus dieser spanischen Grossbank. Er sagt, dass er Teile dieser Kreditvertraege selbst nicht versteht. Der Wettbewerb fuehrt weder zu transparenteren Kreditvertraegen, noch zu niedrigeren Zinsen. Wir reden hier von ueber 50% pro Jahr bei einer Inflation von 4%.

Zitat
Müßte man sich genauer anschauen - so etwas ist üblicherweise Folge von vermurkstem Arbeitsrecht und entsprechendem Ausweichverhalten.


Eine klare Folge von laecherlichen Strafen fuer Unternehmen, wenn entsprechende Arbeitsrecht-Konflikte vor Gericht kommen.

MaxS Offline



Beiträge: 5

11.08.2011 20:15
#23 RE: Marginalie: Was ist los mit Deutschland? Antworten

Ich kann dir bei dem Beitrag fast vollständig zustimmen, ausser dem Teil, dass es in Europa einmalig ist keine liberale und konservative Partei zu haben.
In welchem europäischen Land sieht das denn NICHT so aus? Weder Frankreich, noch Italien, noch Spanien haben wirklich eine konservative Partei (sondern etwas wie die CDU).
England hat eine, Polen hat eine, aber das sind in West-Europa zumindest Ausnahmefälle.

Und welches kontinental-europäische Land hat denn eine starke Liberale Partei? Frankreich? Fehlanzeige. Italien oder Spanien? Pfffz, was die liberal nennen, würde ich als sozial-demokratisch bezeichnen.
Nein, wirklich ausgeprägte Liberale Parteien gibt es dort, wo einmal der Kommunismus war und im angel-sächsischen Raum, überall dort wo es noch ein paar Menschen gibt, die sich an den Kommunismus erinnern, und die sich daran erinnern wie es früher war; vor dem rasanten Aufstieg dank eines freien HAndels am Ende des 2. WK.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

11.08.2011 20:32
#24 RE: Deutschland liegt voll im Trend Antworten

Zitat

Der Trend der Einkommen zeigt einen deutlichen Trend hin zu mehr Unterschieden. In praktisch allen Laendern. Sehr stark uebrigens in Israel. Gini sank von 32 auf 39 in den letzten 8 Jahren. In Chile sind die hohen Einkommensunterschiede zur Zeit politisch nicht mehr tragbar. Das ist der eigentliche Grund der Verlagerung der Politik auf die Strasse. Der massive Abfall der Glaubwuerdigkeit des politischen Systems. Man kann das auf Dauer nicht als Neid-Debatte verharmlosen, wenn man in einer Demokratie leben will.



Warum sind größere Einkommensunterschied grundsätzlich ein Problem oder "sozial Ungerecht"? Ist das eine Art Axiom? Einkommensunterschiede sind schlecht, weil sie von einigen als so empfunden werden?

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

11.08.2011 20:34
#25 RE: Deutschland liegt voll im Trend Antworten

Zitat
Wir erleben zur Zeit weltweit ein Ende von langfristig sinkenden Lebensmittelpreisen. Dieser Trend scheint ziemlich stabil zu sein. Hat mehr mit der verstaerkten asiatischen Nachfrage insbesondere nach "hoeherwertiger" Ernaehrung (Fleisch) zu tun, die nicht mehr aus Asien gedeckt wird sondern von anderswo. Auch Ueberfischung spielt eine Rolle.



Das ist aber nicht die Schuld der freien Märkte. Wie soll Staatseinmischung den hier etwas verbessern? Hier müssen Produktionskapazitäten erhöht werden.

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