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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 43 Antworten
und wurde 2.386 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.08.2011 11:24
#26 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Leibniz
Ja aber was bedeutet das denn? Ich denke das sind nicht mehr als kleine lokale Störungen im grossen binären Baum, irrelevant für den Gesamtprozesses. Mit anderen Worten: am Charakter des exponentiellen Prozesses ändert sich dadurch nichts. Oder?



Richtig, aber da die Zahl der Vorfahren, die sich von Generation zu Generation verdoppelt, nun einmal nie die Zahl der zum jeweiligen Zeitpunkt gleichzeitig lebenden Menschen überschreiten kann, bedeutet dies vor allem, dass die Zahl der Mehr- und Vielfachabstammungen von einem historischen Individuum immer weiter zunimmt.

Rein rechnerisch stammen wir Mitteleuropäer von allen Mitteleuropäern des Mittelalters ab; da aber unsere Vorfahren sich regional mehr oder weniger eng konzentrieren, stammen wir zigtausendfach von bestimmten Individuen des Mittelalters ab, die dort lebten, woher unsere Vorfahren kommen.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.08.2011 11:25
#27 RE: Genealogie Antworten

Die zweite Folge beschäftigt sich jetzt mit dem Phänomen des Ahnenschwundes.

SF-Leser Offline



Beiträge: 175

22.08.2011 12:03
#28 RE: Genealogie Antworten

Also doch noch mal dazu:

jede Funktion in der Form f(x) = a ^ x ist eine Exponentialfunktion. die Variable steht dabei also im Exponenten

Für den x Bereich von -∞ bis +∞ liegt der Wertebereich der Funktion f(x) = a^x dann bei 0 (Null) bis +∞

Ist nun a > 1 und auch x > 1 dann ist solch eine Funktion auch exponentiell wachsend!
Beispiel: 1,000 000 1 ^ 200 = 1,000 02

Wenn also der Satz lautet, die Anzahl der Ahnen wächst exponentiell, dann ist das zwar richtig, gibt dem Leser aber nicht die doch mögliche und auch naheliegende Information, daß die Anzahl der Ahnen mit der Funktion f(n) = 2^n (also quadratisch) zunimmt.

Daß ich jetzt den Begriff "exponentiell" wachsend gleich auf die E-Funktion verengt habe, liegt sicherlich an meiner Ausbildung.

Grüße

SF-Leser

monty Offline



Beiträge: 75

22.08.2011 12:07
#29 RE: Genealogie Antworten

Zitat von SF-Leser

jede Funktion in der Form f(x) = a ^ x ist eine Exponentialfunktion. die Variable steht dabei also im Exponenten

...

Wenn also der Satz lautet, die Anzahl der Ahnen wächst exponentiell, dann ist das zwar richtig, gibt dem Leser aber nicht die doch mögliche und auch naheliegende Information, daß die Anzahl der Ahnen mit der Funktion f(n) = 2^n (also quadratisch) zunimmt.



Sie widersprechen sich doch selbst. Die zweitgenannte Funktion hat die Variable im Exponenten stehen, ist also eine Exponentialfunktion zur Basis 2. Eine Quadratische Funktion wäre f(n) = n^2.

Pirx Offline



Beiträge: 92

22.08.2011 12:08
#30 RE: Genealogie Antworten

Zitat von SF-Leser
Wenn also der Satz lautet, die Anzahl der Ahnen wächst exponentiell, dann ist das zwar richtig, gibt dem Leser aber nicht die doch mögliche und auch naheliegende Information, daß die Anzahl der Ahnen mit der Funktion f(n) = 2^n (also quadratisch) zunimmt.



Nein, denn quadratisch wäre f(x) = x^2; was ein langsameres Wachstum ist als f(x) = 2^x.

SF-Leser Offline



Beiträge: 175

22.08.2011 12:26
#31 RE: Genealogie Antworten

Oh graus, ja stimmt die Basis bleibt ja 2!

Tut mir leid, da habe ich doch ein wenig verrannt.
(Und dann darf ich das doch auch noch nicht mal einfach löschen, wie ich hier vor kurzem mitbekommen habe. Nun gut, so ist das eben!)

Grüße

SF Leser

Elmar Offline



Beiträge: 282

22.08.2011 13:03
#32 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Gansguoter
Das Bild der wandernden Handwerksburschen trifft meines Erachtens kaum die ländliche Realität der Zeit vor 1800. Wandernde Handwerksburschen gab es gewiss, aber doch eher in den Städten, in denen das Handwerk zünftisch organisiert war. Was sollte ein Handwerksbursche in einer Landpfarrei mit zehn Weilern zu je fünf bis zehn Häusern, wo es gerade das auf dem Land notwendige Handwerk gibt (einen Schmied, einen HUfschmied, einen Wagenbauer, einen Schneider, einen Schuster)? Und wo der Besitz erblich und ungeteilt weitergegeben wird, hätte ein zuwandernder Handwerker nur die Chance, einzuheiraten. - Natürlich gab es auch Zuwanderung, aber regional unterschiedlich und im Falle meines Beispiels, des Sauerlands, eher wenig. Dazu in einer anderen Folge.



Ich denke auch die Größe der Bevölkerungswanderungen werden überschätzt, zumindest was das Mittelalter und die frühe Neuzeit angeht.

DasGeogen Projekt hat mal alle Namen aus den Telefonbüchern nach Landkreisen kartiert. Ein schönes Tool zum "Spielen". Man vergleiche z.B. ein mal die Verteilung der Schmidts mit den "Sonderformen" Schmitt oder Schmid. Oder Meier, Meyer und Maier.

Größere Wanderungsbewegungen sollten da eigentlich eine ausgeglichenere Verteilung oder z. T. weniger scharfe Ränder aufweisen. Das Sauerland ist mMn eher die Regel und nicht die Aussnahme.

P.S.: Ich sollte eigentlich aus dem Nordhessischen stammen und nicht aus Franken, allerdings hab ich mittlerweile schon die Hälfte des Wegs in meine "Namensheimat" zurückgelegt

Gruss,
Elmar

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

22.08.2011 13:19
#33 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Elmar
Ich denke auch die Größe der Bevölkerungswanderungen werden überschätzt, zumindest was das Mittelalter und die frühe Neuzeit angeht.


Da stimme ich völlig zu.

Aber das halte ich nicht für einen geeigneten Beleg:

Zitat
Größere Wanderungsbewegungen sollten da eigentlich eine ausgeglichenere Verteilung oder z. T. weniger scharfe Ränder aufweisen.


Die Schreibweise eines Berufs (bzw. eines entsprechenden Namens) hängt von regionalen Bräuchen ab und ist von Wanderungsbewegungen nur wenig betroffen. Denn wenn ein "Schmidt" in eine "Schmitt"-Gegend kommt - dann wurde früher eben die Schreibweise des Namens angepaßt! Der Betreffende hat den ja auch meist nicht selber geschrieben, sondern wir kennen ihn nur, weil der Pfarrer oder der Dorfschreiber ihn erfaßt hat.

Eine halbwegs stabile Schreibweise von Eigennamen haben wir ja erst allmählich im 19. Jahrhundert, vorher war das noch ziemlich chaotisch.

Elmar Offline



Beiträge: 282

22.08.2011 14:06
#34 RE: Genealogie Antworten

Zitat von R.A.
Die Schreibweise eines Berufs (bzw. eines entsprechenden Namens) hängt von regionalen Bräuchen ab und ist von Wanderungsbewegungen nur wenig betroffen. Denn wenn ein "Schmidt" in eine "Schmitt"-Gegend kommt - dann wurde früher eben die Schreibweise des Namens angepaßt! Der Betreffende hat den ja auch meist nicht selber geschrieben, sondern wir kennen ihn nur, weil der Pfarrer oder der Dorfschreiber ihn erfaßt hat.

Eine halbwegs stabile Schreibweise von Eigennamen haben wir ja erst allmählich im 19. Jahrhundert, vorher war das noch ziemlich chaotisch.

An die Schreibweise hab ich erst gar nicht gedacht. Der bayerische Maier, der nach Bremen wollte, musste wohl damit rechnen als Meyer anzukommen.

Ich war hauptsächlich darüber überrascht, wie stark manche Namensschreibweisen selbst heute noch regional fixiert sind. Die persönliche Mobilität der Menschen hat zwar exponentiell () zugenommen, und trotzdem wirkt sich das scheinbar kaum aus. Der Maier ist immer noch ein Bayer. Wenn selbst die heutigen Möglichkeiten geringe Auswirkungen haben, wieviel weniger war es dann erst in den Zeiten davor.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.08.2011 14:13
#35 RE: Genealogie Antworten

Zitat
Die Schreibweise eines Berufs (bzw. eines entsprechenden Namens) hängt von regionalen Bräuchen ab und ist von Wanderungsbewegungen nur wenig betroffen.



Ja und nein. Vor 1876 bzw. vor 1810 war die Schreibweise der Familiennamen in der Tat variabel; ein "Schmitz" aus dem Rheinland wurde dann andernorts ggf. "Schmied" oder "Schmidt" geschrieben. Im 19. Jh. wurde allerdings die Schreibung der Familiennamen fixiert, in Preußen z.B. ca. 1820; Änderungen der SChreibweise sind seither nicht mehr zulässig. Wanderungsbewegungen nach ca. 1820 sind also dann doch in der SChreibung feststellbar.

Ein besseres Beispiel sind aber in der Tat Namen, wo es nicht auf die Schreibung ankommt. Nehmen wir die Verteilung der Namen "Metzger" und "Fleischer" oder einen westfälischen Namen wie "Kemper/Kämper"; dann wird schon sichtbar, dass die Namen regional unterschiedlich häufig auftreten und ein Ausgleich durch Wanderungen noch nicht völlig stattgefunden hat. Oder erstellen Sie eine Karte für den Namen "Knippschild" (alle Namensträger stammen ab von einer Richterfamilie K. in Medebach im Sauerland). Oder "Schweinsteiger".

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 17:05
#36 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Gansguoter
Ein besseres Beispiel sind aber in der Tat Namen, wo es nicht auf die Schreibung ankommt. Nehmen wir die Verteilung der Namen "Metzger" und "Fleischer" oder einen westfälischen Namen wie "Kemper/Kämper"; dann wird schon sichtbar, dass die Namen regional unterschiedlich häufig auftreten und ein Ausgleich durch Wanderungen noch nicht völlig stattgefunden hat. Oder erstellen Sie eine Karte für den Namen "Knippschild" (alle Namensträger stammen ab von einer Richterfamilie K. in Medebach im Sauerland). Oder "Schweinsteiger".

Man kann sich das sehr schön bei verwandt.de ansehen.

Ich habe mir dort jetzt einmal die Verbreitung des Namens "Zettel" angesehen.

Herzlich, Zettel

Florian Offline



Beiträge: 3.180

22.08.2011 17:17
#37 RE: Genealogie Antworten

Zitat
Ich denke auch die Größe der Bevölkerungswanderungen werden überschätzt, zumindest was das Mittelalter und die frühe Neuzeit angeht.



Anekdotisch:
Ein Seitenast meiner Vorfahren war über Jahrhunderte hinweg Müller (und natürlich nebenher auch Bauern).
Ich habe diesen Seitenast in der Hauptlinie bis vor 1600 zurückverfolgt.
Mit einer Ausnahme sind ALLE recherchierten Vorfahren von 1600 bis 1900 in einem Umkreis von 7 (!) km geboren - also eine gute Stunde Gehentfernung.
Noch dazu waren die Ehepaare in den meisten Fällen beide in Mühlen in diesem Umkreis geboren.

Und das war jetzt "immerhin" ein ländlicher Handwerksberuf.
Man kann sich vorstellen, dass bei Bauern der Lebenskreis eher noch enger gezogen war.


Zwei andere Seitenäste meiner Vorfahren waren übrigens kleinstädtische Kaufleute oder "städtische" Handwerker (Konditormeister oder Leinenweber).
Ich kann das nur bis max. ca. 1750 zurückverfolgen. Aber da sieht die Welt ganz anders aus:
Da gab es etliche Vorfahren, die zum Aufbau ihrer beruflichen Existenz in eine andere Stadt umgezogen sind. Teilweise hatten diese auch echte "Lehr- und Wanderjahre" an etlichen Orten quer durch Deutschland. Schon vor 1900 wurden einzelne Töchter ins Ausland verheiratet. etc.

Zugegeben:
Das ist jetzt nur anekdotisch aus meiner eigenen Familie.
Aber sofern das ein halbwegs typisches Bild sein sollte, dürfte die entscheidende Frage sein, wie sehr sich diese beiden Welten vermischt haben.
Meine persönliche Vermutung ist: nicht allzu sehr.
Und nachdem bäuerliche und sonstige Landbevölkerung bis zur industriellen Revolution den ganz überwiegenden Teil der Gesamtbevölkerung stellte, dürfte es in Europa sehr viele genetisch (halbwegs) abgeschlossene Kleinregionen gegeben haben mit nur sehr begrenztem Austausch.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 17:45
#38 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Florian
Und nachdem bäuerliche und sonstige Landbevölkerung bis zur industriellen Revolution den ganz überwiegenden Teil der Gesamtbevölkerung stellte, dürfte es in Europa sehr viele genetisch (halbwegs) abgeschlossene Kleinregionen gegeben haben mit nur sehr begrenztem Austausch.

Ich habe, lieber Florian, jetzt einmal ein bißchen mit dem verlinkten Namensatlas herumgespielt.

Es ist schon verblüffend, wie regional begrenzt auch heute noch das Vorkommen von Namen ist, etwa Deppendorf, Vettel oder selbst Namen wie Prinz, die gar nicht "regional" klingen.

Weiter gestreut sind Namen, die in den verlorenen Ostgebieten verbreitet gewesen sein dürften wie etwa Glowalla.



Was die Wanderungen angeht: Welche Hauptursachen gab es dafür, daß jemand woanders hinzog?

Da waren die Handwerksburschen, die das Glück hatten, irgendwo auf ihrer Wanderschaft in einen Betrieb einheiraten zu können; wie beliebt das war, schildert Gottfried Keller in "Die drei gerechten Kammacher".

Dann die Studenten und Wissenschaftler. Bei den Dissertationen war es bis vor kurzem meist Pflicht, daß auf dem Titelblatt stand: "vorgelegt von xyz aus ABC". Vermutlich wurde das längst ausgewertet; man kann daran sehen, von wie weit her oft die Studenten kamen. Und die Professoren waren schon im Mittelalter erstaunlich mobil. Thomas von Aquin zum Beispiel studierte und lehrte in Paris, Köln, Rom und anderen italienischen Universitäten.

Dann gab es die reisenden Händler und die Soldaten, die jeweils irgendwo unterwegs eine Frau finden und dort seßhaft werden konnten. Andere Berufe fallen mir auf Anhieb gar nicht ein.



Und zu den Berufen noch eine Frage "in die Runde": Ist eigentlich bekannt, welches die letzten Berufe waren, die Namen ergaben? Es gibt "Küfer" und "Wagner", "Glaser" und "Zimmermann", "Maurer" und "Weber". Aber den Namen "Ingenieur" scheint es nicht zu geben.

Selbst "Pfarrer" und "Lehrer", doch eigentlich häufige Berufe, kommen als Namen selten und nur regional begrenzt vor ("Pfarrer" in der Wetterau; "Lehrer" auf der schwäbischen Alb und in der Oberpfalz).

Herzlich, Zettel

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.08.2011 19:46
#39 RE: Genealogie Antworten

Zitat
Und zu den Berufen noch eine Frage "in die Runde": Ist eigentlich bekannt, welches die letzten Berufe waren, die Namen ergaben? Es gibt "Küfer" und "Wagner", "Glaser" und "Zimmermann", "Maurer" und "Weber". Aber den Namen "Ingenieur" scheint es nicht zu geben.



Zu den Namen werde ich in einer späteren Folge etwas sagen. Kurz: Die Familiennamen entstehen bzw. verfestigen sich regional unterschiedlich zwischen dem 15. und dem späten 17. Jh. - Dementsprechend gibt es nur Namen zu Berufen, die es schon in der Frühen Neuzeit gab.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.08.2011 19:53
#40 RE: Genealogie Antworten

Zitat
Da waren die Handwerksburschen, die das Glück hatten, irgendwo auf ihrer Wanderschaft in einen Betrieb einheiraten zu können; wie beliebt das war, schildert Gottfried Keller in "Die drei gerechten Kammacher".



Wandernde Handwerker spielen meines Erachtens v.a. in den Städten eine Rolle, wo das Handwerk in Zünften organisiert war. Auf dem Land übernahm jemand von seinem Vater die Bäckerei oder Schmiede oder Schneiderei, ohne je auf Wanderschaft gegangen zu sein. Die Zünfte in den Städten hingegen verlangten dies.

Zitat
Dann die Studenten und Wissenschaftler. Bei den Dissertationen war es bis vor kurzem meist Pflicht, daß auf dem Titelblatt stand: "vorlegelegt von xyz aus ABC". Vermutlich wurde das längst ausgewertet; man kann daran sehen, von wie weit her oft die Studenten kamen.



Besser noch auszuwerten sind die Matrikeln der Universitäten, da man darüber die gesamte Studentenschaft erfasst. - Sie haben recht; das Studieren war ein Wandergrund. Ein Vorfahre von mir stammt aus einem winzigen Dorf in Luxemburg; ihn hat es mit Mitte 20 zum Studium der Artes in die Uni Köln verschlagen, und nach ein paar Jahren heiratete er ohne Abschluss in einem Dorf bei Köln die Witwe des dortigen Lehrers - und übernahm dann die Lehrerstelle, die er bis zu seinem Tod mit etwa 80 Jahren innehatte.

Zitat
Dann gab es die reisenden Händler und die Soldaten, die jeweils irgendwo unterwegs eine Frau finden und dort seßhaft werden konnten. Andere Berufe fallen mir auf Anhieb gar nicht ein.



Reisende Händler / Kaufleute heiraten nach meinem Eindruck eher in ihrem Heimatort oder bringen allenfalls ihre Frau mit. - Soldaten (Söldner) kamen u.U. weit herum und blieben irgendwo hängen; anders die preuß. Soldaten, die im Quasi-Wehrpflicht-System des alten Preußen eher ihren Heimatorten verbunden waren.

lukas Offline



Beiträge: 261

22.08.2011 20:44
#41 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Zettel
Selbst "Pfarrer" und "Lehrer", doch eigentlich häufige Berufe, kommen als Namen selten und nur regional begrenzt vor ("Pfarrer" in der Wetterau; "Lehrer" auf der schwäbischen Alb und in der Oberpfalz).



Die Pfarrer heißen "Pfaff," oder "Pape" oder ähnlich. Wo die Lehrer sind, weiss ich nicht; es mag daran liegen, dass gerade auf dem Land die Pfarrer oft auch das Lehren übernommen haben. Den Ingenieur gibt es zum Beispiel als "Baumeister".

McCluskey Offline




Beiträge: 92

22.08.2011 21:04
#42 RE: Genealogie Antworten

Ich habe beispielweise festgestellt, dass meine Vorfahren sich scheinbar mehrfach mit Angehörigen einer anderen Familie verheiratet haben. Die Schwester meines Urgroßvaters bekam so durch Heirat den Geburtsnamen ihrer eigenen Mutter zurück. Aber das scheint ja nicht illegal gewesen zu sein und bereits im Jahr 1787 fand sich eine derartige Eheschließung.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

22.08.2011 21:16
#43 RE: Genealogie Antworten

Zitat
Die Pfarrer heißen "Pfaff," oder "Pape" oder ähnlich.



Aber "Pfaff" oder "Pape" ist nicht der Familienname der Nachkommen eines Pfarrers. Die kath. Geistlichen scheiden dafür eh aus; die protestantischen Geistlichen seit dem 16. Jh. hatten schon einen Familiennamen, bevor sie Pfarrer wurden, so dass es auch ausschied, ihnen den Namen "Pfaff" o.dgl. zu verpassen. Die protestantischen Geistlichen haben eher ihren Familiennamen gelehrt latinisiert (Schmied > Fabricius etc.). - Wer "Pfaff" oder "Pape" heißt, dann dies als Spitzname oder weil jemand im Dienst eines Geistlichen stand.

lukas Offline



Beiträge: 261

23.08.2011 13:29
#44 RE: Genealogie Antworten

Zitat von Gansguoter

Zitat
Die Pfarrer heißen "Pfaff," oder "Pape" oder ähnlich.



Aber "Pfaff" oder "Pape" ist nicht der Familienname der Nachkommen eines Pfarrers. Die kath. Geistlichen scheiden dafür eh aus; die protestantischen Geistlichen seit dem 16. Jh. hatten schon einen Familiennamen, bevor sie Pfarrer wurden, so dass es auch ausschied, ihnen den Namen "Pfaff" o.dgl. zu verpassen. Die protestantischen Geistlichen haben eher ihren Familiennamen gelehrt latinisiert (Schmied > Fabricius etc.). - Wer "Pfaff" oder "Pape" heißt, dann dies als Spitzname oder weil jemand im Dienst eines Geistlichen stand.




Das wusste ich nicht, vielen Dank für die Erläuterung! War denn tatsächlich jeder Landpfarrer schon im 16. Jh. humanistisch gebildet?

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