Zitat von ZettelWenn das für die meisten Deutschen zur Regel wird - welches werden die Folgen sein? Verschwinden die Läden und Kaufhäuser aus den Innenstädten?
Definitv JA. Und die Beispiele gibt es zuhauf: Kleine Buchgeschäfte findet man fast gar nicht mehr (was ich persönlich bedauere, denn ich finde Buchläden was schönes), die Großen existieren eigentlich auch nur noch mit der Gnade der Buchpreisbindung. Kleine Hardwareläden kämpfen am Existenzminium. Elektronikläden gibt es abseits von Conrad nahezu gar nicht mehr. Ich emfinde als natürliche Entwicklung, gerade bei Produkten, deren Qualität man online prüfen kann.
Zitat Ich finde das für mich prima - aber wie wollen sich die Sites finanzieren, wenn es alle machen?
Das ist eine spannende Frage, lieber Zettel. In Deutschland ist das schwer zu beantworten, denn hier versuchen die Verleger ja gerade ala GEZ und GEMA den Verkauf ihrer "Ware" zu sozialisieren. International sieht es für mich so aus, als würden wir langsam Bezahlmodelle bekommen. Inhalte, die es wert sind, werden auch bezahlt. Das amerikanische Fernsehprogramm wäre ein Beispiel, wo sich inzwischen auch werbefreie Sender etablieren, die sich über Verkauf finanzieren. Werbung hat halt viele Vorteile, kleiner Wert, anonyme Bezahlung. Das heisst nicht, dass nicht auch anderes denkbar ist.
Zitat Aber wie wollen sich die privaten Sender finanzieren, wenn das alle machen?
Wer sagt, dass sie das überhaupt müssen ? Ich besitze seit Jahren keinen Fernseher mehr und mein einziges Radio ist ein kaputtes Autoradio, dass eigentlich nur dafür da ist, MP3s abzuspielen. Ich meine man kommt sehr gut ohne aus. Fernsehen betrachte ich als totes Medium, es ist nicht individuell, es ist langsam und was Deutschland betrifft, qualitativ extrem schlecht. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Fernsehen, wie wir es kennen, überholt. Nehmen Sie ein vergleichsweise aktuelles Beispiel: Zur Zeit von Fukushima hat das Fernsehen in Deutschland nahezu geschlossen desinformiert. Scheusslich. Sie haben im Vergleich dazu erheblich höheres Niveau präsentiert. Und das auf einem textbasierten Medium. Warum Fernsehen ? Um mir das Gesicht eines Sprechers anzusehen ? Der redet mir viel zu langsam, ich kann deutlich schneller lesen als der sprechen kann. Und ich habe schon drei Hintergrundlinks geöffnet bis der seinen Einspieler anmoderiert hat. Also, was soll ich mit Fernsehen ?
Zitat von ZettelWenn das für die meisten Deutschen zur Regel wird - welches werden die Folgen sein? Verschwinden die Läden und Kaufhäuser aus den Innenstädten?
So lange es Frauen gibt, wird es wohl auch Kaufhaeuser geben Ernsthaft, im kleinen Zimmer gibt's vermutlich nen starken Geschlechter-Bias... und Maenner (die auf Shopping-Touren mit ihrer Herzensdame ja sowieso nur als genervter Tuetenhalter fungieren), sind m.E. eher an unkomplizierten Loesungen fuer zeitraubende Dinge interessiert, waehrend die Damen der Schoepfung einen Einkaufsbummel eher als soziales Event sehen. Dazu kommt, dass man im Internet (trotz vieler Querverweise) wesentlich zielgerichteter suchen muss... da gibt's halt keine Wuehltsiche mit wunderbar sinnfreiem "wollte-ich-schon-immer-haben" Krims-Krams; IKEA ist da wohl das Paradebeispiel.
...und dann ist es ja auch so, dass ein Grossteil der Laeden in Innenstaedten auch eher, nennen wir's "high net worth" Kundschaft ansprechen; einen Armani-Anzug, Schmuck und dergleichen wuerde ich mir auch nicht im Internet kaufen.
Das mit der Werbung auf Websites ist uebrigens eine interessante Frage, ueber die ich mir aus beruflichen Gruenden schon jeden Tag den Kopf zerbreche. Eine Moeglichkeit (die mit IT auch einfacher umzusetzen sit als frueher) besteht darin, dass man Werbung zielgerichteter schaltet, so dass diese fuer den Kunden eben eher zusaetzlichen Service als Belaestigung darstellt (und dann eben kein Ad-Blocker verwendet wird); dann muss die Werbung auch so dezent gestaltet sein, dass sie zwar noch ins Auge springt, aber nicht nervt, usw, usf... kurzum: Klasse statt Masse; man muss sich halt mehr Gedanken um Kundenwuensche machen. Fuer den Unternehmer anstrengend, aber der Kunde profitiert davon.
Zitat Eine Kategorie, wie Sie sie gern hätten, geht aber nicht. Das würde eher der alten "Datenbank"-Struktur entsprechen.
Vielleicht drücke ich mich unklar aus. Es geht mir darum, dass ein clever strukturierter Shop einen Zusatznutzen bietet. Klar, wenn Sie ohnehin wissen, dass Sie einen "lieblichen Wein" suchen, dann finden Sie den auch wunderbar bei Amazon. Wenn Sie allerdings zusätzliche Hilfe benötigen (weil Sie z.B. noch gar nicht wissen, dass "lieblich" eine Weinkategorie ist), dann kann eine spezialisierte Wein-Seite Ihnen einen Nutzen bieten, wie es Amazon nie können wird, weil dessen Shop-Logik genauso für Wein wie für Flachbildfernseher funktionieren muss. Oder eine spezielle Wein-Seite kann z.B. interaktive Karten der Weinbauregionen haben. Dafür hat ein Spezial-Laden für Flachbildfernseher vielleicht spezielle Viewing-Funktionen mit denen man Darstellungsunterschiede der verschiedenen Fernseher auf dem PC-Monitor simulieren kann. Oder eine Bekleidungsseite hat einen Avatar, der die Kleidung für mich probiert. Was weiß ich, was sich ein Spezial-Online-Shops alles einfallen läßt. Ein "Gemischtwarenladen" wie Amazon nie so genau auf die Präsentation der einzelnen Produktkategorie eingehen können.
Wie gesagt: wenn ich ohnehin weiß, was ich suche, ist mir das egal. Da ist dann das Konzept "Amazon" wahrscheinlich unschlagbar. Aber wenn ich mich inspirieren lassen will, dann bin ich bei Spezial-Anbietern ggf. besser aufgehoben.
Zitat von ArtikelIch werde sie dann so bequem lesen können wie alles auf dem Kindle; mit der Möglichkeit, Begriffe nachzuschlagen, die mir vielleicht nicht geläufig sind.
Danke dass Sie auf diesen Vorteil von E-Readern aufmerksam machen, der mir nicht bewusst war.
Ich quäle mich zur Zeit noch mit der Lösung, dass ich Vokabeln auf das Lesezeichen schreibe und dann chargenweise im Onlinewörterbuch nachsehe. Das ist besser als das Geblätter in einem gedruckten Wörterbuch, aber immer noch lästig.
Zitat von ZettelIch kaufe ja fast keine Bücher mehr, nur zum Verschenken. Und auf den Kindle.
So mal nebenbei: Auch bei E-Books muß man nicht kaufen.
Die deutschen Bibliotheken haben eine sehr schöne App namens "Onleihe" (so heißt sie jedenfalls auf dem iPad, wahrscheinlich auf dem Kindle auch). Da kann ich dann alle von meiner Bücherei erworbenen E-Books ausleihen. Natürlich nur, wenn sie nicht gerade schon von anderen Nutzern ausgeliehen sind - das geht schön brav mit DRM, es wird nichts vervielfältigt.
Für aktuelle deutsche Literatur ist das eine ganz feine und preiswerte Sache. Ich überlege mir derzeit, mir noch für andere Büchereien einen Leseausweis zu besorgen - kostet nicht viel und man ist ja nicht mehr auf die geographische Nähe angewiesen.
Zitat von ZettelWenn das für die meisten Deutschen zur Regel wird - welches werden die Folgen sein? Verschwinden die Läden und Kaufhäuser aus den Innenstädten?
Die Ausnahme Frauenmode/Kosmetika wurde ja schon genannt, damit hat man ja schon locker die halbe Ladenfläche gerettet ;-) Und es wird noch andere Läden geben: Feinkost incl. Wein (weil man da probieren kann), Service-orientierte Elektro-/EDV-Geschäfte (z. B. mein Apple-Händler), Geschenkartikel/Andenken, Papierwaren, einen Teil der Haushaltswaren, Antiquariate, ...
Wahrscheinlich wird es - wie in anderen Bereichen - eine Art "Extremisierung" geben. Es überleben die Läden für billige Gebrauchswaren, weil sich da der Aufwand der Versendung nicht lohnt. Und es überleben die edlen Angebote, bei denen man a) ein gewisses Einkaufserlebnis haben will und b) die besondere Warenqualität den Augenschein vor Ort sinnvoll macht. Aber die Masse dazwischen kann und wird weitgehend über Internet abgewickelt werden.
Alles kein Problem, sondern im Gegenteil natürlich eine vorteilhafte Entwicklung (hätte sie keine Vorteile, könnte sie sich nicht durchsetzen). Aber das bedeutet natürlich heftigen Anpassungsbedarf für die ganze Branche.
Zitat Können Zeitungen und Zeitschriften überleben, ohne das Anzeigengeschäft der Printausgabe?
In der klassischen Form wohl nicht. Aber man darf ja auch nicht übersehen, daß die Produktion und Verteilung der Printausgaben einen enormen Aufwand verursacht. Reine Internetmedien müßten sich ganz anders aufstellen als heutige Medien, könnten sich auf attraktive Inhalte konzentrieren und damit m. E. auch Geld verdienen (durch direkte Abrechnung mit dem Kunden).
Zitat Mich würde interessieren, ob es Analysen und Berechnungen gibt für das, was da auf uns zukommt.
Da gibt es viel, die Medienbranche ist seit Jahren in Aufregung und dauernd gibt es irgendwelche Tagungen oder Studien dazu. Wobei die meisten von tiefem Pessimismus geprägt sind und vom Gesetzgeber Bestandschutz und Subventionen erwarten.
Der Antiquariatshandel verlagert sich dank ZVAB ganz stark ins Internet - da kann man international suchen und die Preise vergleichen. Ein Bonner Antiquariat mit Tradition hat sein Geschäft inzwischen ganz geschlossen und wickelt Geschäfte nur mehr über das Internet oder aber nach Anmeldung ab. Ein Antiquar sagte mir neulich, dass sich das Ladengeschäft eigentlich gar nicht mehr lohnt; der Internethandel ist allerdings sehr arbeitsintensiv, da zu jedem Buch alle relevanten Angaben erfasst werden müssen.
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