Wie immer toll auch auf Deutsch etwas Intelligentes zu den amerikanischen Wahlen zu lesen. Darf ich diese Kommentarfunktion auch für einen Hinweis in eigener Sache missbrauchen? Ich hatte mir nämlich auch Gedanken zu einer (wenn auch noch DIE) Wahl gemacht. Bei Interesse hier der link: http://geniusloci.blogsport.de/2011/09/1...nfang-vom-ende/ Übrigens war die Debatte bei CNN in Sachen Außenpolitik noch ein wenig ernüchternder als die vorangegangenen.
Zitat von ZettelIch kenne keine besseren Analysen von Umfragedaten als die von Nate Silver. In dieser zweiten Folge der Serie referiere und kommentiere ich, was er über den Zusammenhang zwischen der schlechten Wirtschaftslage in den USA und der wachsenden Unzufriedenheit mit Präsident Obama herausgefunden hat.
In der aktuellen New York Times wird ausführlich über Umfrageergebnisse berichtet; auch mit qualitativen Interview-Daten neben den Zahlen.
Obama wird offenbar immer mehr als ein zwar netter Kerl, aber unfähiger Präsident gesehen. Das approval liegt jetzt nur noch bei 43 Prozent, das disapproval bei 50 Prozent. Vor allem hat Obama bei den independents verloren, auf deren Stimmen jeder angewiesen ist, der gewinnen will.
Obamas Trost ist, daß die Republikaner offenbar mit keinem der bisherigen Kandidaten glücklich sind. Mehr als die Hälfte derer, die bei den primaries wählen wollen, wünschen sich, daß es dann noch andere Kandidaten gibt als die acht, die jetzt ihre Kandidatur betreiben.
Zitat von JohanesAber wie entscheidet der Wähler, welcher Politiker ihn vertrauenswürdig und kompetent erscheint? Das kann er schwer nur über die Partei entscheiden, es sei denn ihn geht es im Grunde um die Partei und nicht um die Person.
Das entscheidet man wie sonst im Leben auch, wenn man kein Expertenwissen hat; also so wie man sich für einen Handwerker, Arzt usw. entscheidet; beim Hausbau für eine bestimmte Bauweise, bei der Geldanlage für eine bestimmte Strategie etc. Die politischen Wahlen sind in dieser Hinsicht kein Sonderfall.
Das stimmt.
Zitat von Kallias
Zitat von JohanesIch halte die These nicht für unplausibel, dass die Rational-Choice-Theorie uns auf diesen Weg zeigt, dass unsere Entscheidungen nicht immer so streng rational sind wie wir annehmen.
Man kann der Rational-Choice-Theorie, glaube ich, kaum vorwerfen, daß sie nur die rationalen Bestandteile unserer Handlungen beschreibt. Aber gerade das scheint ihr nicht zu gelingen! Das paradox of voting scheint mir nämlich auf folgenden zwei Prämissen zu beruhen:
Erstens: Immer dann, wenn jemand etwas tut, was als Mittel zu einem Zweck dient, muß man diese Tätigkeit ausschließlich als Aufwand ansehen. (Nur unter dieser Prämisse kann nämlich ein gemütlicher Sonntagsspaziergang unter "Kosten der Wahl" verbucht werden, scheint mir.)
Das stimmt. Aber bei diesen "der Weg ist das Ziel"-Geschichten müsste man als zusätzlichen, sicheren Nutzen ansehen, der die Kosten nicht verringert. Es stimmt aber, dass der Sonntagsspaziergang nützlicher ist, wenn man ihn mit anderen "sinnvollen" Tätigkeiten verbindet. Sei es der Besuch von Freunden oder den Wunsch, seine Fitness zu verbessern.
Zitat von KalliasUnd zweitens auf der Prämisse, daß jedes Mittel nur einem einzigen Zweck dienen kann. (Nur unter dieser Prämisse halte ich es für denkbar, das Wahlergebnis als einzigen möglichen Nutzen des individuellen Wahlaktes hinzustellen.)
Es ist ja nicht so als würde an der individuellen Entscheidung einer Person, wählen zu gehen, die demokratische Staatsform selbst abhängen. Allerdings verstehe ich den Einwand. Es gibt inzwischen schon Ansätze, ich müsste noch danach googlen, die dies berücksichtigen und eine Art "Hierarchie der Präferenzen" anstatt nur eines Zwecks einsetzen.
Zitat von KalliasZur Wahl zu gehen, ist für viele kein Aufwand, sondern ein Vergnügen. Und der Nutzen der Wahl für den Wähler kann darin bestehen, daß er mit sich ins Reine kommt, oder daß er sich erwachsen fühlt, oder daß er sich besser freuen kann, wenn seine Partei die Wahl gewinnt usw.
In reifen Demokratien gehen etwa 50% der Wahlberechtigten zur Wahl. Das sind jene, bei denen die Kosten/Nutzenabwägung positiv ist; die anderen bleiben zuhause. Das geht alles ganz nutzenmaximierend rational zu.
Das ist zwar ein vertretbarer Standpunkt, aber er ist nicht unzweifelhaft. Es kann auch sein, dass die Wahlberechtigten aus letztlich irrationalen Gründen ("Vergnügen", den Wunsch mitzuentscheiden usw.) zur Wahl gehen, auch wenn es ihnen eigentlich keinen zusätzlichen Nutzen bringt. Mit anderen Worten, das Wählen selbst und das Investieren von Zeit, um seine Wahlentscheidung zu treffen, könnte bereits teil einer demokratischen Zivilreligion sein. http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilreligion
Diese These scheint mir genauso haltbar, vom jetzigen Erkenntnisstand aus gesehen.
Wie reagieren die Amerikaner eigentlich im Allgemeinen auf eine schlechte Wirtschaftslage? Bisher wurden dann doch immer Demokraten gewählt (Clinton zuletzt). Demnach sieht es noch ganz gut für Obama aus.
Zitat von JohanesWie reagieren die Amerikaner eigentlich im Allgemeinen auf eine schlechte Wirtschaftslage? Bisher wurden dann doch immer Demokraten gewählt (Clinton zuletzt). Demnach sieht es noch ganz gut für Obama aus.
Nein. Vielleicht kann man Clinton gelten lassen, aber damals trat Ross Perot als dritter Kandidat an und man argumentieren, das er mehr Stimmen Bush weggenommen hat als Clinton.
Ansonsten fällt mir als nächstes Reagan ein, der als Antwort (unter anderem) auf die schlechte Witschaft unter Carter gewählt wurde.
Die Wirtschaft als einer der Hauptgründe das die Partei des Präsidenten eine Wahl verlornen hat, ist dann vielleicht erst wieder bei FDR (D) vs Hoover (R) (1932) und davor Harding (R) vs Cox (D) (1920) (Cox war Nachfolger von Wilson, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antreten konnte)
Eine Bevorzugung der Demokraten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann man wohl eher ausschließen.
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