Ihnen ist klar, dass zwischen Beitrittsverhandlungen und Beitritt ein himmelweiter Unterschied herrscht? Die Türkei bemüht sich seit 1959 um den Beitritt, seit 1999 ist sie Kandidat und seit 2005 offiziell Bewerber. Dieses Verhandlungen werden geführt, weil sie vertraglich fixiert sind. Die Türkei erfüllt immer noch nicht die Kopenhagener Kriterien und wenn sie diese erfüllt muss immer noch eine politische Zustimmung erfolgen. Vor der letzten Europawahl 2009 haben sich beim Parteitag der EVP (Europäische Volkspartei = Bündnis der konservativen Parteien der EU-Mitgliedstaaten) alle Mitglieder (außer Berlusconi) gegen einen Beitritt ausgesprochen. An dieser Position hat sich nichts geändert, außer der Tatsache, dass Berlusconi bald nichts mehr zu sagen hat. EU-Beitritte sind einstimmtige Entscheidungen. Das heißt für einen Beitritt der Türkei zur EU bräuchten sie schon 27 nicht-konservative Regierungen (bzw. 29, wenn Kroatien und Island beigetreten sind) in der EU. Dieses Szenario erscheint mir in etwa so realistisch, wie ein Erdrutschwahlsieg der FDP am Sonntag in Berlin.
Zitat von Calimero Noch ein bis zwei Jahre, dann werden die Eurostaaten darum betteln Provinzen des Neu-Osmanischen Großreiches werden zu dürfen. Ganz sicher.
Eventuell passend dazu das Abschlukommunique der Konferenz der Turk-Staaten vom September 2010(!) mit dem schönen Namen 1 Nation - 6 Staaten:Turkic world eyes '1 nation with 6 states'
Dabei handelt es sich um Türkei, Aserbaidschan, Kirgistan, Kasachstan und Turkmenistan, die über alles mögliche diskutiert haben wobei es wohl vor allem um Energiepolitik ging.
Punkt 52:
Zitat 52. Supported the goal of accession of Turkey to European Union, called for the advancement of the accession process on the basis of the current commitments and emphasized that Turkey is an important state in the Eurasian region whose membership will accelerate political, economic and social development in the region and will strengthen the ties between the region and the EU.
Ich würde das so interpretieren, daß nach einem Türkei Beitritt diese Länder auch irgendwie mit dabei sind. Es ist wohl auch so, daß jedes Mitglied dieser Turkvolker sich sehr unkompliziert (muß eine Erklärung zum Türkentum abgeben) zum Türken umrubeln lassen kann.
Nicht uninteressant sind auch die Punkte Punkte 43, 50, und 51:
Zitat 43. Emphasized the necessity of strengthening of cooperation and solidarity on the basis of common values within the framework of the Organization of the Islamic Conference (OIC).
Zitat 50. Deeply regret the raid of Israel to the humanitarian aid convoy sailing in international waters on 31 May 2010 causing the death of nine innocent civilians. ...
Zitat 51. Emphasized the importance of the settlement of the disagreement concerning the nuclear programme of Iran through dialogue and diplomacy for regional and global peace and stability, stated their conviction that the implementation of the Joint Declaration signed on 17 May 2010 in Tehran will contribute to the establishment of the necessary dialogue atmosphere for lasting and comprehensive settlement of the disagreement and called for the international community to use this window of opportunity in an optimum manner.
Natürlich sieht sich die Türkei mit dieser (inzwischen gestorbenen??) Pipeline aus dem Iran und der Kontrolle dieser Turkstaaten (und deren Energielieferungen) als Supermacht mit einem Anhängsel von energieabhängigen Europäern, die sie teilweise noch mit einer 5. Kolonne unterwandert hat.
Natürlich sehen alle Beteiligten der Konferenz Vorteile - insbesondere durch über die Türkei vermittelte Handelsvorteile.
Zitat Die türkische Wirtschaft wächst seit zehn Jahren. Hauptsächlich, weil aus dem Ausland Devisen in die Türkei fließen", sagt Mustafa Sönmez. "Ausländische Investoren legen ihr Geld hier vor allem in Aktien an, oder sie kaufen Staatsanleihen. Inzwischen aber ziehen sich diese Investoren langsam wieder aus der Türkei zurück. Und wenn Investoren gehen, fließen Devisen wieder aus unserem Land ab. ....
Was dahinter steckt: Die Türkei führt inzwischen etwa den doppelten Wert an Waren ein, wie sie ausführt. Das gleiche gilt für Dienstleistungen. Aus Sicht von Mustafa Sönmez und anderen Wirtschaftsexperten eine äußerst ungesunde Entwicklung, ebenso wie die Tatsache, dass die türkische Lira stetig an Wert verliert. Beides könnte möglicherweise verheerende Folgen für die Wirtschaft des Landes haben. Der Premier hat ehrgeizige Pläne
"Wenn die türkische Lira weiter an Wert verliert, wird es für die Türkei und unsere Unternehmen schwieriger, ihre Auslandsschulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar zurückzuzahlen, weil sie dann für den Dollar mehr Lira auftreiben müssen", sagt Sönmez. "Außerdem ist die Türkei sehr von Importen abhängig. Bei einem teuren Wechselkurs muss die Türkei Energie und ausländische Rohstoffe, die sie weiterverarbeiten will, noch teurer einkaufen als bisher. Ein hoher Wechselkurs passt also überhaupt nicht zum Profil der türkischen Wirtschaft."
Also exakt das gleiche Problem wie Griechenland nur noch eine Stufe größer.
Zitat von ZRKommentar: Augenfälliger läßt sich die Naivität Europas gegenüber dem türkischen Nationalismus, der zunehmend imperialistische Züge trägt, kaum illustrieren.
Dazu passend:
Zitat von Der naive Präsident der bunten Republik in der SZWulff würdigte auch die Rolle der Türkei als Vorbild für die Umbruchstaaten in der arabischen Welt. Die Türkei sei "ein Beispiel dafür, dass Islam und Demokratie, Islam und Rechtsstaat, Islam und Pluralismus kein Widerspruch sein müssen".
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
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