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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 44 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2011 16:12
Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Ausgerechnet der Irak gehört, neben dem Iran, zu den letzten Unterstützern des Assad-Regimes in Syrien. Das ist die unmittelbare Folge der Rückzugspolitik von Präsident Obama.

flobotron Offline



Beiträge: 280

09.10.2011 21:16
#2 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Zettel
Obama hat immer verantwortungslos gehandelt; ohne Rücksicht auf die Folgen. Mit einem solchen Handeln kann man vorübergehend Beifall finden. Langfristig erhält man die verdiente Quittung.



Ich bezweifle, dass zumindest in den deutschen Medien(und damit bei einem Großteil der Bevölkerung) Obama die Quittung zugeschrieben bekommt.
Das "Scheitern" des Irakkriegs wird Bush angelastet werden und der "Surge", seine Ursachen und Folgen, werden einfach stillschweigend außer acht gelassen.
Wie man auch schon zuvor die unrühmliche Rolle der Türkei zu Beginn des Krieges einfach verschweigt.
(Hätte die Türkei den USA erlaubt von ihrem Territorium aus anzugreifen so wäre der Nordirak nicht zum Rückzugsort für Widerstandskämpfer und Terroristen geworden und, so denke ich zumindest, wäre der Surge gar nicht erst notwendig gewesen.)

mfg flobotron

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

09.10.2011 23:43
#3 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von flobotron
Das "Scheitern" des Irakkriegs wird Bush angelastet werden und der "Surge", seine Ursachen und Folgen, werden einfach stillschweigend außer acht gelassen.



So ganz Unrecht hätte man mit der Zuschreibung nicht. Bush hat dem amerikanischen Volk bei seiner Aktion zur Beseitigung von Massenvernichtungswaffen (lassen wir mal beiseite, ob er selbst daran geglaubt hat) nicht erzählt, dass bis zum Sankt-Nimmerleinstag dort amerikanische Truppen stationiert sein müssen. Der Irak-Krieg war, das meinte ich schon damals und meine ich auch heute, unter den Voraussetzungen der Bush-Regierung ein schwerer strategischer Fehler, der von völlig falschen Kausalitäten ausging und die komplexe Situation in der Region souverän vernachlässigte.

Aber natürlich wird ein Fehler nicht dadurch geheilt, dass man einen zweiten begeht. Obama hätte in den sauren Apfel beißen lassen müssen. Der Abzug jetzt vollendet erst, was Bush vorbereitet hat.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.10.2011 05:40
#4 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Rayson
Bush hat dem amerikanischen Volk bei seiner Aktion zur Beseitigung von Massenvernichtungswaffen (lassen wir mal beiseite, ob er selbst daran geglaubt hat) nicht erzählt, dass bis zum Sankt-Nimmerleinstag dort amerikanische Truppen stationiert sein müssen.

Er hat, lieber Rayson, aber nachgerade formelhaft wiederholt, daß sie so lange dort sein müssen, wie sie benötigt werden. Er hat dem massiven Druck widerstanden, einen time table zu beschließen. Das zu tun ist die pure Unvernunft; auch jetzt wieder in Afghanistan.

Man verheizt so die eigenen Soldaten. Solange man nicht gesiegt hat, muß man sich alle Optionen offen halten. Das weiß auch der, der Clausewitz nicht gelesen hat. Aus innenpolitischen Gründen trifft Obama Entscheidungen, die seine Soldaten in den Tod schicken. Für nichts. Es ist unverantwortlich.

Zitat von Rayson
Der Irak-Krieg war, das meinte ich schon damals und meine ich auch heute, unter den Voraussetzungen der Bush-Regierung ein schwerer strategischer Fehler, der von völlig falschen Kausalitäten ausging und die komplexe Situation in der Region souverän vernachlässigte.

Er war die Reaktion auf 9/11. Die USA waren attackiert worden, wie in Pearl Harbor. Alle Geheimdienste - auch die Sureté, auch der BND, auch der SIS - waren überzeugt, daß der Irak WMDs hatte. Niemand konnte ausschließen, daß Saddam sie nach dem Prinzip "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" an Terroristen weitergeben würde.

Das war das Kernmotiv für die Intervention im Irak. Die antiamerikanische Propaganda hat aber - vor allem in Europa - vielen Menschen mit Erfolg weisgemacht, es sei um "Blut für Öl" gegangen.

Diese Propaganda gegen Bush und den Irakkrieg war ein Musterbeispiel linker Agitprop. Ungeheuer erfolgreich. Ich bin schon a bisserl stolz darauf, daß ich (im damals freilich noch wenig gelesenen ZR) dagegengehalten habe. Die Artikel der Serie "Ketzereien zum Irak" rechne ich zu denen, die es auch heute noch wert sind, gelesen zu werden.

Herzlich, Zettel

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.10.2011 13:05
#5 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Zettel
Er war die Reaktion auf 9/11. Die USA waren attackiert worden, wie in Pearl Harbor. Alle Geheimdienste - auch die Sureté, auch der BND, auch der SIS - waren überzeugt, daß der Irak WMDs hatte. Niemand konnte ausschließen, daß Saddam sie nach dem Prinzip "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" an Terroristen weitergeben würde.

Das war das Kernmotiv für die Intervention im Irak.



Das "Select Committee On Intelligence" des US-Senats stellt einleitend in seinem "Report On The U.S. Intelligence Community's Prewar Intelligence Assessments On Iraq" bei den "Conclusions" dar, welche Schlußfolgerungen die US-Dienste aus den ihnen vorliegenden Erkenntnissen zogen. Danach glaubten sie, der Irak "is reconstituting its nuclear program", "has chemical and biological weapons", "was developing an UAV","probably intended to deliver biological warfare agents" und "all key aspects - research & development, production and weaponization- of Iraq's offensiv biological weapons program are active and that most elements are larger and more advanced than they were before the Gulf War".

Das Komittee stellt allerdings ebenfalls fest, daß sich keine der Thesen aus dem damals vorhandenen nachrichtendienstlichen Material herleiten lies, sondern ihre Grundlage in dessen fehlerhafter Auswertung hatte. Die Versagen der Nachrichtendienste nimmt in dem Bericht breitesten Raum ein. Es war - so der Bericht - für die Dienste sicher, daß der Irak vor 1991 WMDs besaß und danach bei der Vernichtung nicht im erforderlichen Maß mit der UN zusammenarbeitete, täuschte und log. Sie wußten ferner, daß er sich darauf vorbereitete, nach Aufhebung der Sanktionen die Programme wieder aufzunehmen und dazu bereits "dual-purpose material" zu erwerben suchte. Gesichert war ferner, daß der Irak prinzipiell die technologischen Fähigkeiten zur Entwicklung von WMDs besaß.

Die fehlerhafte Lagebeurteilung durch die US-Dienste beruhte - so der Bericht - nicht zuletzt darauf, daß die maßgeblichen Leute schon vorher davon überzeugt waren, der Irak müsse WMDs besitzen und alle gegenteiligen Erkenntnisse ignorierten. In diesem Prozeß mit "group think dynamic" vergewisserte man sich nur noch der eigenen These, statt das vorhandene Material nüchtern auszuwerten.
Auch die politischen Entscheidungsträger prüften nicht, ob die geheimdienstlichen Erkenntnisse richtig waren, sondern übernahmen unkritisch die Lagebeurteilung. Dabei unterlief ihnen derselbe Fehler wie den Leitungen der Dienste, d.h. sie "wußten" schon vorher, daß der Irak WMDs besitzen müsse.

Selbst unter Zugrundelegung der falschen Schlußfolgerungen aber bestand keine aktuelle oder auch nur in naher Zukunft zu erwartende Bedrohung der USA durch den Irak.

Es war daher zwar richtig, daß Bush die Fehler Obamas vermied und entschlossen durchhielt, als die Entwicklung im Irak einen anderen Verlauf nahm als gedacht. Das ändert aber nichts daran, daß Bush mit dem völkerrechtswidrigen Angriff einen schweren Fehler begangen hat, der den USA politisch und militärisch schwer geschadet hat.

Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.

strike Offline



Beiträge: 7

10.10.2011 13:13
#6 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Rayson
Der Irak-Krieg war, das meinte ich schon damals und meine ich auch heute, unter den Voraussetzungen der Bush-Regierung ein schwerer strategischer Fehler, der von völlig falschen Kausalitäten ausging und die komplexe Situation in der Region souverän vernachlässigte.

Er war die Reaktion auf 9/11. Die USA waren attackiert worden, wie in Pearl Harbor. Alle Geheimdienste - auch die Sureté, auch der BND, auch der SIS - waren überzeugt, daß der Irak WMDs hatte. Niemand konnte ausschließen, daß Saddam sie nach dem Prinzip "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" an Terroristen weitergeben würde.



Die geheimdienstliche Bewertung kann man auch anders sehen (Powell:"Es gab Leute beim Geheimdienst, die zu der Zeit wußten, daß einige der Quellen nicht verläßlich waren, und sie haben nichts gesagt."). Und wenn man denn schon Pearl Harbor mit 9/11 vergleichen muss: Die USA führten den Krieg nach dem Angriff auf Hawaii 1941 immerhin gegen Japan, und nicht gegen das Königreich Irak.

Aber um auf Ihren Ausgangspunkt zurückzukommen: Welche Bedingungen könnte Obama mit einem Abzug verknüpfen, die verhindern würden, dass sich einflussreiche Kräfte im Irak annähern an die militärisch und politisch stärkste Macht in der Region, dem Iran? Noch dazu unter der Randbedingung, so etwas wie eine demokratische Willensbildung im Irak zuzulassen?

Und Rayson hat schon recht. Vor all diesen Entwicklungen: regionale Destabilisierung, Stärkung des Iran - was, nebenbei bemerkt, die ganze über Zeit über wohl tatsächlich an WMD gearbeitet hat - sowie Schwächung und Isolierung Israels, wurde schon 2002/2003 im Vorfeld des Irakkriegs gewarnt. Dass diese nun tatsächlich eintreten, nun ausgerechet dem Nachfolger im Weißen Haus anzulasten, zeugt von Chuzpe.

Zitat von Zettel

Das war das Kernmotiv für die Intervention im Irak. Die antiamerikanische Propaganda hat aber - vor allem in Europa - vielen Menschen mit Erfolg weisgemacht, es sei um "Blut für Öl" gegangen.


Es hat damals wehgetan, sich in einer Reihe mit verrückten Verschwörungstheoretikern und Berufs-Antiamerikanisten wiederzufinden. Aber noch schlimmer war es, die USA den Weg gehen zu sehen, den sie gegangen sind - übrigens ja auch für viele Amerikaner.

Zitat von Zettel

Diese Propaganda gegen Bush und den Irakkrieg war ein Musterbeispiel linker Agitprop. Ungeheuer erfolgreich. Ich bin schon a bisserl stolz darauf, daß ich (im damals freilich noch wenig gelesenen ZR) dagegengehalten habe. Die Artikel der Serie "Ketzereien zum Irak" rechne ich zu denen, die es auch heute noch wert sind, gelesen zu werden.


Danke für den Lesehinweis - auch wenn mir wohl einiges nicht schmecken wird ;-)

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

10.10.2011 13:24
#7 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Zettel
Er hat, lieber Rayson, aber nachgerade formelhaft wiederholt, daß sie so lange dort sein müssen, wie sie benötigt werden.



Womit er die Wahrheit, nämlich eine nötige jahrzehntelange Besatzungszeit, immer noch mehr oder weniger elegant umschifft hat.

Zitat von Zettel
Aus innenpolitischen Gründen trifft Obama Entscheidungen, die seine Soldaten in den Tod schicken. Für nichts. Es ist unverantwortlich.



Das sehe ich ja auch so. Wer Bushs Irak-Krieg falsch fand, muss nicht Obamas Abzug gut finden.

Zitat von Zettel
Er war die Reaktion auf 9/11.



Exakt, das war's. Nur richtete sich die Reaktion nicht gegen den Angreifer, sondern gegen einen alten Feind. Es gibt Zeugen, wonach Bush schon kurze Zeit nach dem Anschlag nach Gründen suchte, ihn zu einem Angriff auf den Irak zu nutzen. Auffällig ist auch die krasse Ungleichbehandlung verschiedener Staaten. Pakistan z.B., ein Land, in dem die Islamisten eine starke Stellung haben, verfügt definitiv über die Atombombe, und es hat sie auch schon an andere weitergegeben.

"Blut für Öl" wird wohl eher nicht das Motiv gewesen sein. Jedenfalls nicht allein, denn der folgende Dialog ist auch nur schwer vorstellbar: "Wir dürfen da nicht rein, Mr. President, denn die haben mit die größten Ölvorräte der Welt!" - "Wirklich? Ach egal, wir machen es trotzdem." Hinter dem Angriff auf den Irak steckte schon die Absicht, dem arabischen Terrorismus durch eine Demokratisierung den Wind aus den Segeln zu nehmen, gemäß der bekannten Erkenntnis, dass Demokratien keinen Krieg miteinander führen. Und vielleicht würde das auch entschärfend auf den Nahost-Konflikt wirken. Ich halte das für einen groben, im wesentlichen durch die Neocon-Ideologie begründeten Schnitzer, der auf einer ebenso erschreckenden wie verwunderlichen Unkenntnis der Verhältnisse in diesen Ländern beruht.

Ich hoffe doch nicht, lieber Zettel, dass du dem Kurzschluss folgst, jede Kritik am Irak-Krieg müsse notwendigerweise auf linken Agitprop zurückzuführen oder gar ein Teil von ihm sein. Im Gegensatz zur Kritik von links, die sich darauf konzentrierte, dass überhaupt ein Krieg begonnen wurde und die vor allem die Ziele in Frage stellte, halte und hielt ich diesen Krieg einfach für das strategisch falsche Mittel, weil sowohl der Einsatz viel höher ausfallen musste als auch viele Folgen nicht hinreichend berücksichtigt wurden, so dass sich die ganze Aktion auf lange Sicht als eher kontraproduktiv herausstellen müsste. So hat der Krieg z.B. im Fall Iran genau das Gegenteil von dem erreicht, was er sollte: Die Stellung des Iran in der Region ist aufgewertet worden.

Ich gönne dir den Stolz auf deine wehrhafte Haltung gegen antiamerikanische Propaganda herzlich, sehe aber noch keinen Grund, meine Einschätzung zum Irak-Krieg zu überdenken.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.10.2011 14:17
#8 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Der Irak-Krieg von G. W. Bush wird oft zu singulär betrachtet. Der Irak-Krieg begann 1990 und wurde bekanntermaßen durch ein Waffenstillstandsabkommen beendet. Die Bedingungen dafür sind in der UN-Sicherheitsratsresulotion 686 festgelegt worden und wurden von Saddam Hussein fortlaufend gebrochen und unterlaufen. Das irakische Regime stellte zu dieser Zeit eine massive Bedrohung seiner Nachbarn (insbesondere Israels) und des Weltfriedens dar. Genau diese Gefahr hat der Irak-Krieg (dritter Golfkrieg) beendet, er hat den Fehler Saddam Hussein im Amt zu belassen, korrigiert.
Meiner Ansicht nach kann man nicht davon ausgehen, dass sich ohne den Irakkrieg 2003 irgendetwas in dieser Region günstiger entwickelt hätte, ganz davon abgesehen dass es sowieso spekulativ ist.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Martin Offline



Beiträge: 4.129

10.10.2011 15:09
#9 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von JeffDavis
Die fehlerhafte Lagebeurteilung durch die US-Dienste beruhte - so der Bericht - nicht zuletzt darauf, daß die maßgeblichen Leute schon vorher davon überzeugt waren, der Irak müsse WMDs besitzen und alle gegenteiligen Erkenntnisse ignorierten. In diesem Prozeß mit "group think dynamic" vergewisserte man sich nur noch der eigenen These, statt das vorhandene Material nüchtern auszuwerten.
Auch die politischen Entscheidungsträger prüften nicht, ob die geheimdienstlichen Erkenntnisse richtig waren, sondern übernahmen unkritisch die Lagebeurteilung. Dabei unterlief ihnen derselbe Fehler wie den Leitungen der Dienste, d.h. sie "wußten" schon vorher, daß der Irak WMDs besitzen müsse.



Lieber JeffDavis,

man sollte sich nach wie vor immer vor Augen halten, dass der am intensivsten vor Ort recherchierende Hans Blix den amerikanischen Schlussfolgerungen vor dem Angriff heftigst widersprochen hatte. Ebenfalls war Powells Präsentation vor den UN kurz danach im Internet als nicht zutreffendes Datenmaterial zerissen worden. Auch wenn Blix in seinen Anfangsjahren vom Irak an der Nase herumgeführt worden war, hat er zugelernt und den Druck auf das Hussein Regime am Ende gewaltig erhöhen können. Man hätte seine Recherchen als erste Referenz nehmen müssen.

Hinter "group think dynamik" kann man sich natürlich relativ bequem verstecken.

Gruß, Martin

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.10.2011 15:30
#10 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Der Irak-Krieg von G. W. Bush wird oft zu singulär betrachtet. Der Irak-Krieg begann 1990 und wurde bekanntermaßen durch ein Waffenstillstandsabkommen beendet. Die Bedingungen dafür sind in der UN-Sicherheitsratsresulotion 686 festgelegt worden und wurden von Saddam Hussein fortlaufend gebrochen und unterlaufen. Das irakische Regime stellte zu dieser Zeit eine massive Bedrohung seiner Nachbarn (insbesondere Israels) und des Weltfriedens dar. Genau diese Gefahr hat der Irak-Krieg (dritter Golfkrieg) beendet, er hat den Fehler Saddam Hussein im Amt zu belassen, korrigiert.



Lieber Erling Plaethe,
2002/2003 stellte der Irak weder für Israel noch für seine Nachbarn eine Gefahr dar, auch nicht für den "Weltfrieden". Und erst recht keine massive Bedrohung.

Aus welchen Fakten schließen Sie auf ein irakisches Bedrohungspotential in dem von Ihnen behauptete Sinne?

Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

10.10.2011 15:34
#11 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Zettel
Er war die Reaktion auf 9/11. Die USA waren attackiert worden, wie in Pearl Harbor. Alle Geheimdienste - auch die Sureté, auch der BND, auch der SIS - waren überzeugt, daß der Irak WMDs hatte. Niemand konnte ausschließen, daß Saddam sie nach dem Prinzip "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" an Terroristen weitergeben würde.

Das war das Kernmotiv für die Intervention im Irak. Die antiamerikanische Propaganda hat aber - vor allem in Europa - vielen Menschen mit Erfolg weisgemacht, es sei um "Blut für Öl" gegangen.

Diese Propaganda gegen Bush und den Irakkrieg war ein Musterbeispiel linker Agitprop. Ungeheuer erfolgreich. Ich bin schon a bisserl stolz darauf, daß ich (im damals freilich noch wenig gelesenen ZR) dagegengehalten habe. Die Artikel der Serie "Ketzereien zum Irak" rechne ich zu denen, die es auch heute noch wert sind, gelesen zu werden.




Es ist doch klar, dass der eine Punkt, bei dem die Linke mit ihrer Propaganda einen Volltreffer gelandet hat (Saddam hatte dann doch keine Massenvernichtungswaffen) danach genüsslich in den Medien ausgebreitet wurde. Die anderen werden unter den Teppich gekehrt.

Bei der Linken rechnet es man den USA übrigens nicht zu gute, dass man Saddam dann nach dem Einmarsch keine Massenvernichtungswaffen unter geschoben hat, sondern zugab keine zu finden. Aus Sicht der Linken spricht dies nicht dafür, dass die USA eben kein autoritäres Regime, wie sie von vielen Linken so häufig unterstützt werden. ist. Stattdessen empfindet man Verachtung für dieses "dilettantische" Vorgehen. Putin sagte mal, er hätte welche gefunden. Manchmal habe ich den Eindruck, er erhält dafür auf einigen linken Blogs auch noch Bewunderung.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.10.2011 15:41
#12 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Martin

Zitat von JeffDavis
Die fehlerhafte Lagebeurteilung durch die US-Dienste beruhte - so der Bericht - nicht zuletzt darauf, daß die maßgeblichen Leute schon vorher davon überzeugt waren, der Irak müsse WMDs besitzen und alle gegenteiligen Erkenntnisse ignorierten. In diesem Prozeß mit "group think dynamic" vergewisserte man sich nur noch der eigenen These, statt das vorhandene Material nüchtern auszuwerten.
Auch die politischen Entscheidungsträger prüften nicht, ob die geheimdienstlichen Erkenntnisse richtig waren, sondern übernahmen unkritisch die Lagebeurteilung. Dabei unterlief ihnen derselbe Fehler wie den Leitungen der Dienste, d.h. sie "wußten" schon vorher, daß der Irak WMDs besitzen müsse.



man sollte sich nach wie vor immer vor Augen halten, dass der am intensivsten vor Ort recherchierende Hans Blix den amerikanischen Schlussfolgerungen vor dem Angriff heftigst widersprochen hatte. Ebenfalls war Powells Präsentation vor den UN kurz danach im Internet als nicht zutreffendes Datenmaterial zerissen worden. Auch wenn Blix in seinen Anfangsjahren vom Irak an der Nase herumgeführt worden war, hat er zugelernt und den Druck auf das Hussein Regime am Ende gewaltig erhöhen können. Man hätte seine Recherchen als erste Referenz nehmen müssen.

Hinter "group think dynamik" kann man sich natürlich relativ bequem verstecken.

Gruß, Martin




Lieber Martin,

ich möchte der US-Regierung schon zugestehen, daß sie sich in erster Linie auf die Erkenntnisse ihrer und befreundeter Nachrichtendienste verläßt.

Das schließt eine Berücksichtigung anderer Erkenntnisquellen nicht aus. Erst recht nicht, wenn ich dabei bin, mein Land in einen Krieg zu verwickeln. Da frage ich doch lieber dreimal nach. Die Kritik des Senatskomitees an der Geheimdienstarbeit und vor allem an der Auswertung der vorhandenen Erkenntnisse durch die Leitungen der Dienste und die Bush-Aministration war ziemlich vernichtend.

Soweit ich das überblicke, hat sich auch niemand von der Bush-Adminitration hinter die group think dynamic versteckt, sondern dieser Kritikpunkt des Komitees sollte aufzeigen, welche Folgen es für die Entscheidungsfindung haben kann, wenn die Erkenntnisse nur ausgewertet werden, um ein schon vorher beschlossenes Ergebnis zu rechtfertigen.

Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.10.2011 16:00
#13 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von JeffDavis

2002/2003 stellte der Irak weder für Israel noch für seine Nachbarn eine Gefahr dar, auch nicht für den "Weltfrieden". Und erst recht keine massive Bedrohung.


Jein.
Der Irak stellte keine akute Bedrohung dar. Aber nur, weil die USA und GB in seit über einem Jahrzehnt mit Flugverbotszonen etc. eng überwachten und UN-Sanktionen gegen ihn verhängt waren.

Und Beides war nicht auf Dauer durchzuhalten, insbesondere wurde der politische Druck immer stärker, die Sanktionen zu beenden.

Übrigens ein überaus trübes Stück linker Propaganda und Heuchelei. Die Sanktionen waren ja überhaupt eine typisch linke Forderung gewesen, als Alternative zu militärischen Maßnahmen. Aber als dann (wie voraus zu sehen) Saddam die Sanktionen als Ausrede nutzte, um seine Bevölkerung unter Druck zu setzen - da waren die Linken seine größten Helfer mit ihrer beständigen Kritik an eben den von ihnen mal geforderten Maßnahmen.

Auf jeden Fall mußten sich GB/USA entscheiden:
Entweder nachgeben, und dem Irak wieder alle Handlungsmöglichkeiten zu geben. Und dann wäre Saddam binnen weniger Jahre wieder zu einer massiven Bedrohung für die Region geworden. Denn er hatte ja nach wie vor die Mittel dazu (finanziell und personell) und ein Sinneswandel war bei einem Saddam, der schon mehrere Angriffskriege vom Zaun gebrochen hatte, überhaupt nicht zu erwarten.

Oder aber eben Krieg um zu Ende zu führen, was man 1990 begonnen hatte. Und was man besser gleich damals hätte zu Ende bringen sollen - aber auch da waren es ja die Linken, die lautstark ein Ende des Militäreinsatzes forderten, weil ja nur die Befreiung Kuwaits vom UN-Mandat abgedeckt wäre.

Die Verknüpfung mit 9/11 war daher nur ein äußerer Anlaß. Da die wahren Ursachen für den Einsatz zu komplex für die öffentliche Vermittlung waren, bot der Krieg gegen den Terror den naheliegenden Aufhänger.

Und bei den Massenvernichtungswaffen war klar, daß Saddam welche in Besitz hatte, daß er den UN-Auflagen zum Nachweis der Vernichtung nicht gefolgt war - und daß er bei Aufhebung der Sanktionen problemlos neue bauen würde.

Da war die Frage, ob die noch vorhandenen Waffen einsatzfähig waren, eigentlich nur sekundär. Es war eher eine (m. E. ungeschickte) PR-Entscheidung, mit der Möglichkeit einsatzfähiger Waffen Zeitdruck aufzubauen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.10.2011 16:47
#14 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Techniknörgler
Bei der Linken rechnet es man den USA übrigens nicht zu gute, dass man Saddam dann nach dem Einmarsch keine Massenvernichtungswaffen unter geschoben hat, sondern zugab keine zu finden. Aus Sicht der Linken spricht dies nicht dafür, dass die USA eben kein autoritäres Regime, wie sie von vielen Linken so häufig unterstützt werden. ist. Stattdessen empfindet man Verachtung für dieses "dilettantische" Vorgehen. Putin sagte mal, er hätte welche gefunden. Manchmal habe ich den Eindruck, er erhält dafür auf einigen linken Blogs auch noch Bewunderung.

Ja, das ist ein interessanter Punkt. Die Linke handelt manipulativ. Man kann sich dort gar nicht vorstellen, daß es auch ehrliche Politiker gibt.

In den USA wird aber ganz überwiegend ehrlich Politik gemacht. Das hat etwas mit der demokratischen Tradition zu tun, auch mit der Bedeutung der Medien. Nixon war ein Ausnahmefall; in Rußland und in manchem Land Europas wäre er der Normalfall gewesen.

Was den Irakkrieg angeht, haben Bush und seine Mitarbeiter immer mit offenen Karten gespielt. Sie haben ihre wahren Motive genannt. Aber gerade das wurden ihnen von Linken, die nur in Kategorien von Täuschung, Lüge und Agitprop denken können, als besonders perfide ausgelegt.

Herzlich, Zettel

Martin Offline



Beiträge: 4.129

10.10.2011 17:12
#15 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von JeffDavis
Soweit ich das überblicke, hat sich auch niemand von der Bush-Adminitration hinter die group think dynamic versteckt, sondern dieser Kritikpunkt des Komitees sollte aufzeigen, welche Folgen es für die Entscheidungsfindung haben kann, wenn die Erkenntnisse nur ausgewertet werden, um ein schon vorher beschlossenes Ergebnis zu rechtfertigen.



Lieber JeffDavis,

welche Folgen eine solche Vorgehensweise haben kann ist eigentlich gesunder Menschenverstand, ob das nun in der Politik oder in der Wirtschaft passiert. Ich habe die damaligen Vorgänge in einigen Kernzusammenhängen noch ganz gut in Erinnerung, und da fällt es schwer, an einen 'group think dynamic' - Zusammenhang zu glauben. So, wie Zettel hier an anderer Stelle den Profi und seine Alternativlosigkeit betont haben hier eine Unzahl von Profis entweder die völlig falsche Alternative gewählt, oder sie haben erreicht was sie wollten, und haben sich im Nachhinein fadenscheinig die Schuld zugeschoben, á la good guy bad guy. Wem hat der Untersuchungsbericht im Nachhinein weh getan? Tennet war m.W. schon vorher weg.

Gruß, Martin

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.10.2011 17:17
#16 Beurteilung des Irakkriegs Antworten

Zitat von Rayson
Ich gönne dir den Stolz auf deine wehrhafte Haltung gegen antiamerikanische Propaganda herzlich, sehe aber noch keinen Grund, meine Einschätzung zum Irak-Krieg zu überdenken.

Donald Rumsfeld, lieber Rayson, ist ja ein eindrucksvoller Mann. Ich habe die halbe Stunde dieses Interviews mit dem Journalisten von Al Jazeera wieder sehr genossen. Rummy at his best.

Er hat dort wieder einmal das gesagt, was man bei Clausewitz lesen kann (den er vermutlich gelesen hat): Man kann den Verlauf eines Kriegs nicht planen. Jeder Krieg verläuft anders, als man das wollte.

Ich habe - damals gab es ja ZR und das kleine Zimmer noch nicht, ich habe bei Schrippe und bei Infotalk geschrieben - niemals gesagt, daß ich "für diesen Krieg" oder "gegen diesen Krieg" bin. Was sind das denn für Kategorien!

Ich habe allerdings zu analysieren versucht, welches damals die Motive der amerikanischen Politik waren; und diesen Beitrag habe ich kopiert und auch hier schon ins Forum gestellt: Hier zu lesen. Ich kopiere das jetzt hierher.




1. Welche Ziele verfolgt die US-Regierung? Bestimmt nicht das Ziel eines "Kampfs für die Freiheit". Es geht ihr, soweit ich es beurteilen kann,

primär um eine langfristige Stabilisierung des Nahen Ostens

* als Voraussetzung für eine Lösung des Palästinakonflikts
* und mit dem Ziel einer Stabilisierung der gesamten Region, einschließlich Iran, Pakistan, Afghanistan.

zweitens um eine Schwächung des islamistischen Terrorismus. Und zwar

* indem der Irak Husseins als jetzige oder potentielle Unterstützermacht ausgeschaltet wird; vor allem als Lieferant von B- und C-Waffen
* indem die Quasi-Monopolstellung von Saudi-Arabien auf dem Ölmarkt geschwächt und damit die Möglichkeiten verbessert werden, Druck auf es auszuüben.

Drittens geht es um eine Machtdemonstration.

* Der Welt soll die Führungsstärke der amerikanischen Hegemonialmacht vorgeführt werden.
* Es soll ihre militärische Überlegenheit gezeigt werden.
* Und innenpolitisch soll den Amerikanern bewiesen werden, daß ihr Land sich durch den 11. September nicht hat unterkriegen lassen.

Viertens spielt die langfristige Sicherung der Ölreserven vielleicht eine Rolle. Dieses Motiv scheint mir das am wenigsten bedeutsame zu sein, weil die irakischen Ölreserven erst in Jahrzehnten kritisch werden, wenn den Saddam Hussein längst der Wüstensand deckt. - Daß irgendwelche Öl-Interessen der Familie Bush eine Rolle spielen, halte ich für ein teils böswillig, teils aus Dummheit in die Welt gesetztes Propagandamärchen.



2. Wie sind diese Ziele zu bewerten? Das hängt natürlich von den eigenen politischen Werten und Zielen ab.

Man kann sie als Versuch des US-Kapitalismus bewerten, die Welt zu unterjochen. Dann wird man sie bekämpfen.

Ich bewerte sie als den Versuch, in der Übergangszeit zwischen der amerikanisch-russischen und der amerikanisch-chinesischen Konfrontation eine von der amerikanischen Hegemonie bestimmte Weltordnung zu etablieren. Diese Ordnung würde den Interessen der westlichen Kultur ebenso dienen wie den europäischen und speziell den deutschen Interessen. Deshalb unterstütze ich diese Ziele.



3. Mit welcher Strategie wollten die USA diese Ziele erreichen? Allgemein natürlich durch den Sturz des Saddam-Regimes und die Einsetzung einer USA-freundlichen und mittelfristig außerdem demokratisch legitimierten Regierung. Der Sturz Saddam Husseins sollte ursprünglich erfolgen

*durch den Aufmarsch einer absolut überlegenen Militärmacht
*durch eine UNO-Resolution, die deren Eingreifen legitimiert, falls der Irak nicht seinen Abrüstungsverpflichtungen nachkommt.
*Saddam Hussein sollte dadurch in eine Zwickmühle gebracht werden: Er hätte seine Massenvernichtungswaffen nicht deklarieren können, ohne zuzugeben, daß er zwölf Jahre lang gegen die UNO-Auflagen massiv verstoßen hatte.

Aus dieser Zwickmühle hätte sich Saddam Hussein nur durch die Flucht befreien können, und widrigenfalls der Irak nur durch den Sturz Saddam Husseins. Die absolut glaubwürdige Drohung hätte mit sehr großer Sicherheit dazu geführt, daß sie nicht hätte realisiert werden müssen.




4. Wie ist diese Strategie zu bewerten?

Es war eine rationale Strategie, wie aus dem Lehrbuch der politischen Wissenschaft.

Sie ist aber dennoch gescheitert, weil die US-Regierung nicht mit der Möglichkeit gerechnet hatte, daß Deutschland mit seiner Obstruktionspolitik Ernst machen und daß sich Frankreich und Rußland anschließen würden. Es war der berühmte eine Fehler im Kalkül.

Eine möglicherweise fatale Schwäche dieser Strategie war die Frage, ob eine stabile Nachkriegsordnung hinzubekommen ist. Ich war da, und habe es hier geschrieben, immer skeptisch. Aber jedes politische Handeln ist mit dem Risiko des Scheiterns behaftet. Die Analysten der US-Administration sind eben zu dem Schluß gekommen, daß der Plan vernünftige Erfolgschancen hatte, und sie können das vermutlich nicht schlechter beurteilen als ich oder Peter Scholl-Latour.



5. Welches sind die Ziele und die Strategie der deutschen Regierung, und wie sind sie zu bewerten?

Kurz gesagt: Anfangs ging es um einen Wahlkampfknüller. Dann mußte Schröder zu seinem Wort stehen. Schließlich siegten in der französischen Regierung die Gaullisten, und es kam mit Rußland zusammen zur Triple-Allianz. Am Anfang war es reines Dilettantentum, das Deutschland in die Isolierung führte. Jetzt scheint mir so etwas wie eine Strategie hinzugekommen zu sein, vielleicht aus dem Planungsstab des AA: Die Triple-Allianz als den neuen weltpolitischen Gegenspieler der USA zu etablieren.

Wie ist das zu bewerten? Auch da hängt die Bewertung natürlich von den eigenen Zielen und Werten ab. Deutsche Nationalisten sehen einen Traum sich erfüllen. Linke USA-Feinde ebenfalls. Aus meiner Sicht wäre das eine verheerende Entwicklung.

* Statt gemeinsam für unsere Interessen einzutreten, würden sich die USA und die Triple-Allianz im Kampf gegeneinander schwächen.
* In Europa entstünde in den kleinen Ländern wieder die Angst vor der Übermacht der drei Großen. Sie würden Schutz bei den USA suchen. Es würde das alte europäische Spiel wieder beginnen, das zweimal in einen Weltkrieg geführt hat.




Das habe ich am 20. Februar 2003 geschrieben, vier Wochen, bevor der Krieg im Irak begann. Ich halte diese Analyse auch heute noch für richtig. (Links in dem Text, die inzwischen nicht mehr funktionieren, habe ich entfernt und die Formatierung angepaßt).

Herzlich, Zettel

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.10.2011 18:36
#17 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

@R.A.

Über den Charakter von SH und seines Regimes haben wir sicher keinen Dissens, auch nicht darüber, daß er Angriffskriege gegen den Iran und Kuwait begonnen hatte und bereit war, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln gegen jeden vorzugehen, der seinen Zielen entgegenstand. Auch über die linke Heuchelei sind wir uns einig.

Deshalb war es noch lange nicht klug, ihn anzugreifen, und erst recht war es nicht erlaubt.

Die Auswirkungen der seit 1991 bestehenden Sanktionen auf die Leistungsfähigkeit des irakischen Militärs waren verheerend, wie gerade der Krieg 2003 gezeigt hat. Es ist innerhalb von wenigen Tagen wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. MWDs hatte SH 2003 nicht (mehr), nur die Fähigkeit (teilweise) und den Willen, sie erneut herzustellen. MWDs und leistungsstarke Streitkräfte zieht man nicht wie ein Kaninchen aus der Hutschachtel, erst recht nicht unter den Argusaugen der USA.

Die USA hätten sich zudem noch eine ganze Weile hinter die UN-Missionen stellen können, ohne ihre eigene Position zu verschlechtern. Sie hatten trotz aller vom Senatskomitee festgestellten Mängel durchaus gute Kenntnisse über den Irak, sie wurden aber mangelhaft ausgewertet und aus den bereits geschilderten Gründen wurden falsche Schlüsse gezogen.

Im übrigen ist 2003 nicht 1991. Die Welt hatte sich seitdem dramatisch verändert. Ob der Irak wieder eine Bedrohung gewesen wäre wie 1991, ist mindestens völlig offen und mE äußerst unwahrscheinlich. Was SH dann tatsächlich getan hätte, bleibt reine Spekulation. Die atomare Rüstung des Iran und Nordkoreas waren im Gegensatz zum Irak unbestritten und im Falle des Iran eine größere Gefahr für die USA als SH. Die USA waren in Afghanistan in einen Krieg verwickelt, dessen Ende nicht abzusehen war, und in den mit Pakistan ein atomar bewaffneter Staat verwickelt war, in dem - im Gegensatz zum Irak! - starke islamistische Bestrebungen bestanden. Warum ich ausgerechnet in dieser Lage den Irak angreifen muß, und damit den Feind meines Feindes Iran, erschließt sich mir nicht. Von daher halte ich den Angriff für den schwersten außenpolitischen Fehler Bushs mit weitreichenden Konsequenzen für die USA.

Und lasse dabei noch unberücksichtigt, daß vom Irak 2003 nicht einmal nach den Maßstäben der Bush-Doktrin eine Gefahr für die USA ausging, der einen Krieg gerechtfertigt hätte. Von einem nach den Maßstäben und Regeln des Völkerrechts erlaubten Krieg ganz zu schweigen.

Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.10.2011 19:29
#18 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von JeffDavis

Zitat von Erling Plaethe
Der Irak-Krieg von G. W. Bush wird oft zu singulär betrachtet. Der Irak-Krieg begann 1990 und wurde bekanntermaßen durch ein Waffenstillstandsabkommen beendet. Die Bedingungen dafür sind in der UN-Sicherheitsratsresulotion 686 festgelegt worden und wurden von Saddam Hussein fortlaufend gebrochen und unterlaufen. Das irakische Regime stellte zu dieser Zeit eine massive Bedrohung seiner Nachbarn (insbesondere Israels) und des Weltfriedens dar. Genau diese Gefahr hat der Irak-Krieg (dritter Golfkrieg) beendet, er hat den Fehler Saddam Hussein im Amt zu belassen, korrigiert.



Lieber Erling Plaethe,
2002/2003 stellte der Irak weder für Israel noch für seine Nachbarn eine Gefahr dar, auch nicht für den "Weltfrieden". Und erst recht keine massive Bedrohung.

Aus welchen Fakten schließen Sie auf ein irakisches Bedrohungspotential in dem von Ihnen behauptete Sinne?




Aus den Fakten die zu der Intervention von 1991 im Rahmen der UN-Resulotion 678 führten. Da Saddam Hussein nur sehr begrenzt bis gar nicht kooperativ bei der Umsetzung der Bedingungen für den Waffenstillstand war, gab es m.E. keinen Grund anzunehmen dass sich an seinem massiven Aggressionspotential mental und materiell irgendetwas geändert hätte. Nichts was zur Annahme führen hätte können, dass dieses Regime nicht mehr permanent seine Nachbarn mit Kriegen überzieht.
In diesem Fall brauche ich nicht die Vermutung, die Sanktionen reichen aus um das Regime daran zu hindern zu tun was es möchte. Ich brauche die Gewissheit, dass es dazu außerstande ist.
Und es war die ganze Zeit das Bestreben von Saddam Hussein, diese Gewissheit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dafür hat er alles Nötige und Mögliche getan. Ich vermute er wollte den Krieg, unbedingt.
Es ist reines Apeasement wissen zu wollen, dass ein psychopathischer Diktator nur so tut als ob. So einen Luxus hätte sich Israel keinesfalls leisten können. Leider ist dies genau der Punkt der in Deutschland noch nicht aus der Geschichte lehrreich herausgefiltert wurde, trotz Götz Aly.

Viele Grüße, Erling Plaethe

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.10.2011 20:19
#19 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Erling Plaethe

Zitat von JeffDavis

Zitat von Erling Plaethe
Der Irak-Krieg von G. W. Bush wird oft zu singulär betrachtet. Der Irak-Krieg begann 1990 und wurde bekanntermaßen durch ein Waffenstillstandsabkommen beendet. Die Bedingungen dafür sind in der UN-Sicherheitsratsresulotion 686 festgelegt worden und wurden von Saddam Hussein fortlaufend gebrochen und unterlaufen. Das irakische Regime stellte zu dieser Zeit eine massive Bedrohung seiner Nachbarn (insbesondere Israels) und des Weltfriedens dar. Genau diese Gefahr hat der Irak-Krieg (dritter Golfkrieg) beendet, er hat den Fehler Saddam Hussein im Amt zu belassen, korrigiert.



Lieber Erling Plaethe,
2002/2003 stellte der Irak weder für Israel noch für seine Nachbarn eine Gefahr dar, auch nicht für den "Weltfrieden". Und erst recht keine massive Bedrohung.

Aus welchen Fakten schließen Sie auf ein irakisches Bedrohungspotential in dem von Ihnen behauptete Sinne?




Aus den Fakten die zu der Intervention von 1991 im Rahmen der UN-Resulotion 678 führten. Da Saddam Hussein nur sehr begrenzt bis gar nicht kooperativ bei der Umsetzung der Bedingungen für den Waffenstillstand war, gab es m.E. keinen Grund anzunehmen dass sich an seinem massiven Aggressionspotential mental und materiell irgendetwas geändert hätte. Nichts was zur Annahme führen hätte können, dass dieses Regime nicht mehr permanent seine Nachbarn mit Kriegen überzieht.
In diesem Fall brauche ich nicht die Vermutung, die Sanktionen reichen aus um das Regime daran zu hindern zu tun was es möchte. Ich brauche die Gewissheit, dass es dazu außerstande ist.
Und es war die ganze Zeit das Bestreben von Saddam Hussein, diese Gewissheit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dafür hat er alles Nötige und Mögliche getan. Ich vermute er wollte den Krieg, unbedingt.




Die Fakten sind von 1991, aber nicht von 2003. Das SH 1990/91 eine Bedrohung für seine Nachbarn und Israel war, ist unstreitig, aber für 2003 irrelevant. Auch wenn er fortlaufend versucht hat, die UN zu hintergehen und zu täuschen, geht aber aus den Berichten der UN und den Geheimdiensterkenntnissen deutlich hervor, daß ihm das nicht vollends gelungen ist.

Der Bericht des Senatskomitees gibt genau den Kenntnisstand der USA wieder, da ist nichts von "massiven Aggressionspotential" zu lesen. Und um festzustellen, daß SHs militärische Schlagkraft 2003 auch nicht entfernt an die von 1991 heranreichte, dazu muß man kein Geheimdienstexperte sein. 2003 mußte sich außer seinen eigenen Landsleuten niemand vor SH fürchten.

Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.10.2011 20:40
#20 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Lieber JeffDavis,

was belegt ihre Annahme, das von SH keine Gefahr für die Nachbarn und Israel ausging?

Viele Grüße, Erling Plaethe

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.10.2011 21:09
#21 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Lieber JeffDavis,

was belegt ihre Annahme, das von SH keine Gefahr für die Nachbarn und Israel ausging?



Da Sie, lieber Erling Plaethe, in Beitrag Nr.8 geschrieben haben, der Irak sei 2003 eine massive Bedrohung für die Nachbarn, Israel und den Weltfrieden gewesen, habe ich Sie nach Fakten dafür gefragt. Ich bitte Sie deshalb, meine Frage nicht mit einer Gegenfrage zu beantworten.

In Beitrag Nr.5 hatte ich zB auf den Bericht des US-Senats hingewiesen, in dem der damals aktuelle Informationsstand der US-Geheimdienste wiedergegeben wird. Aufgrund welcher Fachliteratur kommen Sie zu einer anderen Einschätzung?

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Rayson Offline




Beiträge: 2.367

10.10.2011 23:55
#22 RE: Beurteilung des Irakkriegs Antworten

Zitat von Zettel
Er hat dort wieder einmal das gesagt, was man bei Clausewitz lesen kann (den er vermutlich gelesen hat): Man kann den Verlauf eines Kriegs nicht planen. Jeder Krieg verläuft anders, als man das wollte.


Ja, lieber Zettel, kann man das wirklich bei Clausewitz lesen? Ich habe da meine Zweifel. Ich habe das Interview auch verfolgt, und worauf sich Rumsfeld bezogen hat, war dieses Zitat:

Zitat
Kein Kriegsplan überlebt den ersten Zusammenstoß mit dem Feind.


Dieses wird Clausewitz aber nur zugeschrieben. In "Vom Kriege" z.B. findet man es auch meiner Erinnerung nach nicht, und andere schreiben es auch Moltke zu. Aber das ist nicht der Punkt dabei. Der ist vielmehr, dass es sich hier um eine Aussage zur Kriegstaktik handelt. Strategische Fehler sind damit nicht gerechtfertigt. Und genau die werfe ich der Bush-Regierung vor.

Was die von dir formulierten Ziele des Irak-Kriegs betrifft, komme ich zu einem ähnlichen Ergebnis. Ich halte die plötzlich einsetzende Ratlosigkeit nach dem militärischen Sieg aber für ein deutliches Zeichen, dass man Clausewitz eben nicht gelesen hat: Der Krieg ist eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, er muss also in eine politische Gesamtkonzeption eingebunden sein. Für die Besatzungszeit schien die aber weitgehend zu fehlen. Symptomatisch dafür war der Auftritt des siegreichen Bush auf dem Flugzeugträger. Man schien davon auszugehen, dass nach dem Sieg über Saddam jubelnde und dankbare Menschenmassen nichts Eiligeres zu tun hätten, als sich voller Freude an den Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens nach westlichem Muster zu machen. Im Gegensatz zum Vorgehen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als eben doch viele Mitläufer beim Wiederaufbau mitmachen durften, musste man auch unbedingt die staatstragende Elite der Baath-Partei komplett abservieren. Und der zivile Wiederaufbau geschah, wenn man dem jüngst veröffentlichten Werk eines ehemaligen Helfers glauben kann, mehr nach der Geldverbrenn-Ideologie des Neuen Marktes als nach einem planvollen Vorgehen. Kurzum: Die "Strategie" sah so aus: Veni, vidi, vici, und dann sehn mer scho. Nach den ersten freien Wahlen haben wir eh nur dankbare Freunde im Land, die nichts Wichtigeres zu tun haben, als ihren wichtigsten Nachbarn die Stirn zu bieten. Und wenn sie nicht gestorben sind, so thinktanken sie noch heute. Man kann doch nicht einen Krieg führen, der auch das Leben vieler Landsleute und Verbündeter kostet, nur mit dem Ziel, dann in eine "trial and error"-Phase mit ungewissem Ausgang einzutreten. Das ist nicht nur nicht Clausewitz, das ist Politikversagen auf der ganzen Linie.

Man tut Deutschen, Franzosen und Russen zuviel der Ehre an, sie dafür verantwortlich zu machen. Sicher kann man Schröder & Co. anlasten, den Amerikanern das Instrument der Drohkulisse aus der Hand geschlagen zu haben, das vielleicht Saddam noch zu einem Einlenken hätte bewegen können. Und über die Motive der deutschen Regierung brauchen wir nicht viele Worte zu verlieren. Aber auch angesichts der von dir zusammengefassten Ziele ist es fraglich, ob ein Nachgeben des Irak wirklich im Interesse der Bush-Regierung gewesen wäre. Meiner Ansicht nach zielte sie von Anfang an darauf ab, ganz konkret auch militärisch über Saddam zu triumphieren. Für die Art, wie der Krieg geführt wurde, und für die politischen und strategischen Probleme, die sich aus ihm ergeben, ist jedoch vor allem die amerikanische Regierung, in etwas geringerem Maße auch die englische, verantwortlich.

So wie die jetzige amerikanische Regierung dafür verantwortlich ist, diese Probleme zu ignorieren und dadurch zu vergrößern.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

11.10.2011 00:21
#23 RE: Beurteilung des Irakkriegs Antworten

Moltke soll am Vorabend des dt-franz Krieges auf die Frage, wie denn sein Feldzugsplan aussähe, sinngemäß geantwortet haben, er habe keinen, da jeder Feldzugsplan nach den ersten Schlachten obsolet sei. Er meinte damit die operative Planung für die Zeit nach dem Aufmarsch zu Kriegsbeginn, nicht die strategische Anlage des Krieges. Im übrigen machten sich die amerikanischen Fehlplanungen insoweit erst nach dem Ende der militärischen Kampfhandlungen bemerkbar.

In einem früheren Beitrag schrieb ich: "Das Vorgehen der USA 2002/2003 ist ein Beispiel aus dem Lehrbuch, wie man es nicht machen sollte: Verzettelung der Kräfte, fehlerhafte politische Lagebeurteilung, mangelndes Fingerspitzengefühl im Umgang mit Verbündeten, Neutralen und (nach dem Sturz Saddams) den Irakern, nicht zuletzt die Spaltung der Bevölkerung in den USA selbst, sind schwerwiegende Fehler, die den Gegnern der USA in die Hände gespielt haben."

Die Völkerrechtswidrigkeit des Krieges ist da sogar nur noch eine Nebensächlichkeit.

Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

11.10.2011 12:43
#24 RE: Marginalie: Obamas Versagen im Irak Antworten

Zitat von JeffDavis

Zitat von Erling Plaethe
Lieber JeffDavis,

was belegt ihre Annahme, das von SH keine Gefahr für die Nachbarn und Israel ausging?



Da Sie, lieber Erling Plaethe, in Beitrag Nr.8 geschrieben haben, der Irak sei 2003 eine massive Bedrohung für die Nachbarn, Israel und den Weltfrieden gewesen, habe ich Sie nach Fakten dafür gefragt. Ich bitte Sie deshalb, meine Frage nicht mit einer Gegenfrage zu beantworten.

In Beitrag Nr.5 hatte ich zB auf den Bericht des US-Senats hingewiesen, in dem der damals aktuelle Informationsstand der US-Geheimdienste wiedergegeben wird. Aufgrund welcher Fachliteratur kommen Sie zu einer anderen Einschätzung?



Sie haben meine Antwort bereits erhalten, dass sie ihnen offensichtlich missfällt, heißt nicht, dass ich eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet habe. Ich nehme dasselbe Recht wie Sie für mich in Anspruch nach Ihren Quellen zu fragen, für folgende Behauptung ihrerseits:

Zitat
2003 mußte sich außer seinen eigenen Landsleuten niemand vor SH fürchten.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Thomas Wolf Offline



Beiträge: 23

11.10.2011 15:26
#25 RE: Beurteilung des Irakkriegs Antworten

Zitat
Moltke soll am Vorabend des dt-franz Krieges auf die Frage, wie denn sein Feldzugsplan aussähe, sinngemäß geantwortet haben, er habe keinen, da jeder Feldzugsplan nach den ersten Schlachten obsolet sei. Er meinte damit die operative Planung für die Zeit nach dem Aufmarsch zu Kriegsbeginn, nicht die strategische Anlage des Krieges.


Das Zitat geht tatsächlcih auf den älteren Moltke zurück; der genaue Wortlaut ist, nach Erinnerung zitiert, "Kein Operationsplan geht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit der feindlichen Hauptmacht hinaus". Der Kontext der Äußerung ist mir nicht gewärtig; dass nicht die strategische Anlage des Krieges gemeint ist, ergibt sich schon aus der Verwendung des Wortes "Operationsplan". Den Quellennachweis könnte ich mit einiger Mühe evtl. ausgraben; ich meine, ich habe das aus dem Anmerkungsapparat in David Frasers Rommel-Biographie.

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