Zitat von Meister PetzWarum das Kind als Heranwachsendes dargestellt wird, ich denke, die Antwort könnte sein, dass Jesus früher häufig als "dem normalen Menschen überlegen" dargestellt wird. Man denke an die erhabenen romanischen Kreuzigungen, wo jesus erhaben und aufrecht mit Königskrone auf dem Haupt ohne einen sichtbaren Blustropfen dargestellt wird, z. B hier: http://www.flickr.com/photos/zadignose/37845503/ . Das menschliche Leiden wurde erst später in den Mittelpunkt gestellt.
Sehr beeindruckend z.B. in Naumburg am Westlettner. Dort sind auch die Figuren um Jesus herum so unglaublich intensiv dargestellt. Hier ist ein Artikel aus der F.A.Z. über die Ausstellung in Naumburg: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ku...oche-13059.html
Unserem Gastgeber und allen Menschen in Zettels virtuellem kleinen Zimmer möchte ich ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen.
Ich wünsche uns vor allem, dass wir während der Feiertage an etwas anderes denken können, als an die politisch-gesellschaftlichen Themen, die wir hier das ganze Jahr über kontrovers diskutiert haben.
Zitat von stefanolixIch wünsche uns vor allem, dass wir während der Feiertage an etwas anderes denken können, als an die politisch-gesellschaftlichen Themen, die wir hier das ganze Jahr über kontrovers diskutiert haben.
Das wünsche ich uns auch, lieber Stefanolix. Und wir haben ja mit diesem Thread schon einen guten Anfang gemacht.
Zitat von ZettelIch meine, lieber DrNick, daß das ἡ sich auf γένεσις‚ bezieht, mit einem zwischen Artikel und Substantiv eingeschobenen Genitiv. Also wörtlich: Die des Christus Geburt.
Das scheint mir, lieber Zettel, in der Tat die bislang überzeugendste Lesart zu sein: "He tou Christou Gennisis". Das einzige, was mich ein bißchen stört, ist daß das Eta nicht deutlicher abgehoben ist.
P.S. Und ehe ich's vergesse: Ich wünsche allen in der Runde schöne Feiertage.
Zitat von Matthäus 2, Einheitsübersetzung1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem 2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?
Stimmt, der Osten. Für die Tradition ist aber wichtiger geworden Ps 72,10: "Die Könige von Tarsis und von den Inseln werden Geschenke entrichten."
Da haben wir die Quelle dafür, dass es in der christlichen Tradition keine Magier / Sterndeuter / Weise sind, sondern eben die Könige.
Auch weitere uns vertraute Elemente der Weihnachtsgeschichte stammen aus dem Alten Testament (teilweise schon im NT aus dem AT abgeleitet, teilweise von der späteren Tradition; für die Passion gilt dasselbe). Ochs und Esel etwa aus Jes 1,3: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn."
Für Deutschland war dann wichtig, dass Rainald von Dassel als Erzkanzler und Erzbischof von Köln unter Kaiser Barbarossa die Reliquien der Hl. Drei Könige wunderbarerweise in Mailand gefunden und deren Translation nach Köln veranlasst hat. - Meiner Erinnerung nach ist diese Translation von besonderer Bedeutung für die Kenntnis und Verehrung der Hl. Drei Könige.
Die uns heute geläufigen Namen Caspar, Melchior und Balthasar sind übrigens nur eine Tradition neben anderen Namenstraditionen.
Zitat von DrNickDas scheint mir, lieber Zettel, in der Tat die bislang überzeugendste Lesart zu sein: "He tou Christou Gennisis". Das einzige, was mich ein bißchen stört, ist daß das Eta nicht deutlicher abgehoben ist.
Dem schließe ich mich an. Dass das Eta nicht abgesetzt ist, erscheint mir nicht weiter bedenklich. Chi und Ypsilon für Christou sind eine Kontraktionskürzung (erster und letzter Buchstabe des Wortes, wie "Mme" für Madame), die durch die Tilde darüber angezeigt wird.
Zitat von DrNickFragt sich nur, was es mit dem doppelten Ny und der Ersetzung des Epsilons durch ein Iota auf sich hat.
Das Doppel-Ny dürfte der relativ freien ORthographie geschuldet sein. Das Iota statt Epsilon - ist das nicht ein Reflex des Itazismus, des Wandel zu i, wie er das Neugriechische vom Altgriechischen unterscheidet?
Zitat von GansguoterDas Doppel-Ny dürfte der relativ freien ORthographie geschuldet sein. Das Iota statt Epsilon - ist das nicht ein Reflex des Itazismus, des Wandel zu i, wie er das Neugriechische vom Altgriechischen unterscheidet?
Das denke ich auch, lieber Gansguoter. Ich erinnere mich, wie ich einmal mit einem griechischen Wirt in seiner Sprache zu reden versuchte (vom Retsina leichtsinnig gemacht). Nun kann ich kein Wort Neugriechisch, aber habe noch ein paar Brocken Altgriechisch vom Graecum her in Erinnerung. Ich fragte ihn also nach seiner Frau - Altgriechisch Gyné. Nix verstehn. Dann die Erleuchtung: Ahhh Dschinni? - Jou.
In diesem Sinn des Verstehens, auch wenn nicht immer sofort, auch Ihnen einen herzlichen Weihnachtsgruß,
Vielen Dank Ihnen und den anderen Aufklärern! Jetzt sind tatsächlich schon fast alle meine Fragen beantwortet.
Was mir noch offen zu sein scheint:
- Die seltsamen Kopfbedeckungen der drei Magier (Weisen/Könige)
- Die "Antennen" der Engel
Sodann, als weitere Rätsel:
- Das Schriftband läuft rechts gewissermaßen um die Ecke. Die Schrift geht weiter mit einem Kreuz und anscheinend dem Buchstaben F. Was mag das sein? Ein fecit des Künstlers vielleicht?
- Rechts scheint, wie schon Gansguoter vermutete, das Mosaik tatsächlich nicht komplett abgebildet zu sein. Man sieht nämlich hinter den beiden Hirten noch die Hand eines dritten Hirten in das Bild hineinragen, die etwas trägt. Auch eine Schale? Allerdings hängen zwei seltsame, wurstartige Gebilde unter der Hand.
- Die vielen Figuren, die sozusagen wegsehen. Von den drei Engeln links oben guckt einer nach links aus dem Bild heraus; ebenso der mittlere Magier. (Übrigens scheinen die drei Magier so etwas wie Abbilder der drei Engel zu sein - dieselbe Kopfhaltung; der Mittlere jeweils nach links blickend). Unten sitzt Josef, als ginge ihn das alles nichts an. Beide Engel rechts oben gucken aus dem Bild heraus nach rechts in die Ferne. Auf den Betrachter blicken nur vier Gestalten: Die Heilige Familie und der zweite Hirte. Ach ja, auch der Ochs und der Esel.
Zitat von ZettelUnten sitzt Josef, als ginge ihn das alles nichts an. Beide Engel rechts oben gucken aus dem Bild heraus nach rechts in die Ferne.
Bevor die Experten mit Erklärungen kommen, möchte ich darauf verweisen, daß diese unerfreute Haltung in beiden Fällen überaus plausibel ist.
Josef hatte, nachdem er das uneheliche Kind akzeptiert hat, nur Scherereien - erst die schwierigen Umstände der Geburt, dann plötzlich tauchen Hirten auf, dann Magier, später Kindermörder. Josef findet den Stall, kocht Tee, bietet Stühle an, organisiert die Flucht. Später spielt das Kind sich als Gottessohn, die Mutter als Gottesgebärerin auf, und er? Er hat das alles bloß möglich gemacht - gewissermaßen als der "Kapitalist" der Heilsgeschichte. No fun.
Die Entscheidung Gottes, als Mensch zur Welt zu kommen, hat bei den Zebaoth gewiß für Aufregung und Mißstimmung gesorgt. Erstens war ja neu, daß Gott überhaupt einen Sohn hat (und welche Angestellte lieben schon Juniorchefs?), zweitens und vor allem geriet die vertraute Hierarchie entzwei: oben Gott, dann die Engel, dann die Menschen. Gott wurde Mensch: wo ist nun oben, wo unten? Wo bleiben die Engel? Die Engel sind die großen Verlierer der Weihnachtsgeschichte, durch Jesu Geburt haben sie enorm an Rang eingebüßt, das kann ihnen nicht gepasst haben.
Zitat von Zettel- Die seltsamen Kopfbedeckungen der drei Magier (Weisen/Könige) - Die "Antennen" der Engel
Hm. - Bei dem ältesten König könnte es evtl. eine verunglückte phrygische Mütze sein, diese Kopfbedeckungen mit dem Zipfel nach vorne (ich meine zu sehen einen roten Zipfel mit weißer Spitze). Die phrygischen Mützen finden sich schon mal, um die Herkunft aus dem "Osten" anzuzeigen.
Zitat von Zettel- Das Schriftband läuft rechts gewissermaßen um die Ecke. Die Schrift geht weiter mit einem Kreuz und anscheinend dem Buchstaben F. Was mag das sein? Ein fecit des Künstlers vielleicht?
EIne Künstlersignatur halte ich für das Mittelalter für extrem unwahrscheinlich. Mir scheint, dass es noch weitere Buchstaben gibt (ein I und ein T?) und evtl. sogar noch mehr, die nicht auf dem Bild zu sehen sind. - Links noch ein BV (Beata Virgo?).
Zitat von Zettel- Rechts scheint, wie schon Gansguoter vermutete, das Mosaik tatsächlich nicht komplett abgebildet zu sein. Man sieht nämlich hinter den beiden Hirten noch die Hand eines dritten Hirten in das Bild hineinragen, die etwas trägt. Auch eine Schale? Allerdings hängen zwei seltsame, wurstartige Gebilde unter der Hand.
Das Bild geht um die Ecke. Ich meine an der rechts anstoßenden Wand einen Hirten und ein Schaf zu sehen.
Dann vielleicht noch interessant (aus dem LCI = Lexikon der christl. Ikonographie): Unten ist der "Bad des Jesuskindes" dargestellt, ein in der byz. Kunst beliebtes Motiv ohne Vorlage in den Evgll. und Apokpryphen; erstmals literar. erwähnt im 10. Jh. bei Simeon Metaphrastes; schon im 7. Jh. zeigte man in Bethlehem einen Steintrog, in dem das Jesuskind gebadet worden sei (Pilgerbericht).
Darstellungen des Bades im Abendland seit dem 7. Jh. - Die beiden Damen sind die Hebammen Zelomi und Salome. Zu letzterer gibt es die apokryphe Tradition, sie habe an der Jungfräulichkeit gezweifelt, sei zur Strafe an der Hand gelähmt und auf Fürbitte der Gottesmutter wieder geheilt worden.
Dieser herzallerliebste Thread hier zeigt wieder aufs Feinste, was ich am Kleinen Zimmer so schätze: Man lernt was, oft bei Abschweifungen, und fast immer in friedlicher Atmosphäre.
Beste Wünsche in alle (Glaubens-)Richtungen vom ungläubigen Berliner, Bö.
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