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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 52 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.12.2011 10:48
Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Politisch motivierte Kriiminalität bleibt Kriminalität. In dieser Marginalie dokumentiere ich als Betroffener einen Auszug aus der Mail, die Stratfor in der vergangenen Nacht an seine Abonnenten geschickt hat.

Wer vielleicht bei den Aktionen von Wikileaks noch eine klammheimliche Freude verspürt hatte; wer sich - wie der "Spiegel" - als Hehler für deren Diebesgut betätigt hat, der wird jetzt vielleicht merken, welche Büchse der Pandora da geöffnet wurde.

Die politisch motivierte Kriminalität muß nicht immer darin bestehen, daß Bomben gelegt und Menschen entführt werden. Die Kriminellen gehen im Internet-Zeitalter andere Wege.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

26.12.2011 11:29
#2 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

[aus der Sicht eines Software-Entwicklers]

Leider sehe ich mich gezwungen die Taten dieser Anonymous-Hackerbande relativieren zu müssen. Und ich setze noch einen drauf: man sollte diesen merkwürdigen Anonymous-Leuten fast dankbar für ihre Taten sein.

Wären Internet-Auftritte (wie z.B. der von Stratfor oder das Sony-Playstation-Network) korrekt programmiert worden, würden solche Vorfälle sich nicht ereignen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit eine solche Internetseite zu hacken: über SQL-Injektionen d.h. das injizieren von schadhaften Codes über einen http-Request und von dort dann Zugriff auf die Datenbank. Dem kann man jedoch vorbeugen und es ist hinlänglich bekannt wie man Webseiten gegen solche Angriffe schützt. Das setzt allerdings ein gewisses Sicherheitsbewusstsein voraus.

In genannter Beziehung gleichen viele Webseiten immer noch offenen Scheunentoren. Wer seine Haustür nicht abschliesst und die Fenster weit offenstehen lässt sollte sich über Einbrüche nicht wundern. Übrigens dürften die weltweiten Geheimdienste schon längst "drin sein". Sie teilen dies allerdings nicht den Medien mit. Ich wette übrigens, dass es so gut wie unmöglich ist eine moderne, gut gewartete und im Hinblick auf die notwendigen Sicherheitsanforderungen erstellte Webseite zu hacken (z.B. SPON, FAZ)

Nepumuk Offline



Beiträge: 86

26.12.2011 12:01
#3 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Anscheinend hat nicht Anonymous die Daten von Stratfor gehackt, die haben sich mittels einer Pressemitteilung davon distanziert:

http://pastebin.com/8yrwyNkt

Wer es also war ist wohl noch unklar.

@Reiner aus dem Saarland:

Ich finde ihre Argumente - verzeihen sie mir - albern und zynisch:

Wenn es Ihnen lediglich darum geht auf Sicherheitslücken hinzuweisen, dann können sie nach dem Hack-Angriff sich bei der entsprechenden Firma melden, die Daten zurückgeben und dieser Firma die Möglichkeit geben das Leck zu schließen. So machen das normale Leute, nur Verbrecher nutzen den schwachen Moment.

Trotzdem allen ein frohes Weihnachtsfest.

Mit freundlichen Grüßen

Nepumuk

Edit: Aus dem Rainer einen Reiner gemacht.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

26.12.2011 12:10
#4 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Nepumuk

Ich finde ihre Argumente - verzeihen sie mir - albern und zynisch:

Wenn es Ihnen lediglich darum geht auf Sicherheitslücken hinzuweisen, dann können sie nach dem Hack-Angriff sich bei der entsprechenden Firma melden, die Daten zurückgeben und dieser Firma die Möglichkeit geben das Leck zu schließen. So machen das normale Leute, nur Verbrecher nutzen den schwachen Moment.


Mit Zynismus hat das ganze überhaupt nichts zu tun. Wenn eine Bank das Geld ihrer Kunden nicht in den Tresor einschliesst, sondern es offen auf einer Vitrine liegen lässt, dann ist dies unverantwortlich. Wenn eine Webseite "offene Scheunentore" anbietet dann ist dies grob fahrlässig. Es ist, wie gesagt, hinlänglich bekannt, wie man Webseiten gegen solche Angriffe schützt. Im Falle von Stratfor hat man gelinde gesagt leichtsinnig gehandelt. Ich würde mich als Kunde von Stratfor bei Stratfor selbst beschweren

Das sieht man im Netz übrigens genau so:

Zitat

If STRATFOR had classified information sitting on an unclassified, publically accessible system, all of you have bigger problems than Anonymous or #antisec. If that was the case than all of STRATFOR’s clients need to find someone new to do business with because STRATFOR’s information and operational security postures are, quite frankly, made of suck and fail. If that is the case they put all of their clients’ security in jeopardy because they couldn’t even properly segregate classified material from public resources.


http://policeledintelligence.com/2011/12...ttack-stratfor/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.12.2011 12:16
#5 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Nepumuk
Wenn es Ihnen lediglich darum geht auf Sicherheitslücken hinzuweisen, dann können sie nach dem Hack-Angriff sich bei der entsprechenden Firma melden, die Daten zurückgeben und dieser Firma die Möglichkeit geben das Leck zu schließen. So machen das normale Leute, nur Verbrecher nutzen den schwachen Moment.

Wie, lieber Nepumuk, "gibt man Daten zurück"??

Meine Kreditkartendaten haben die Verbrecher, und sie werden ja nicht alle Datenträger zerstören, auf denen sie sie gespeichert haben.

Ich halte dieses ganze Gerede von "auf Sicherheitslücken hinweisen" für Schutzbehauptungen. Das sind Kriminelle, die sich im günstigsten Fall à la Assange in Machtphantasien hineinsteigern und sich daran berauschen, anderen das wegnehmen zu können, was diese geheimhalten wollen. Oder es sind ganz handfeste klassische Kriminelle wie jetzt, die anderen schlicht ans Geld wollen.

Herzlich, Zettel

grenzenlosnaiv Offline



Beiträge: 88

26.12.2011 12:18
#6 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zuerst einmal finde ich es schade, dass Anmerkungen im Forum von Leuten, die bei manchen Themen wohl besser informiert sind, keinerlei Einfluss zu haben scheinen. Anders kann man den Bezug auf den Blogpost über die Piraten nicht werten.

Die Piraten fordern Transparenz ausschließlich bei politischen Prozessen. Grund dafür ist, dass man die Vetternwirtschaft und die Korruption, die sich immer weiter verbreitet (insbesondere innerhalb der CDU) wenigstens erschweren will. Außerdem will man Politik für die Bürger nachvollziehbar machen, da eben nur Information darüber, was die Regierungen und Parteien wirklich machen, die Basis für sinnvolle Wahlen sein kann.
Privatpersonen und deren Daten sollen dagegen größtmöglich geschützt werden. Ich sehe da keinerlei Widerspruch und bin erstaunt, wie man da immer wieder einen konstruiert.

In dem Fall hier wäre also eine Veröffentlichung, welche staatlichen Institutionen Stratfor nutzen etwas 'Gutes', da man daran erkennt, wieviel Einfluss dieses private Unternehmen auf die Entscheidungen einiger Regierungen hat. Gleichzeitig wirft die Aktion die Frage auf, inwieweit man den Analysen eines Unternehmens trauen kann, dass in Sachen Datensicherheit bestenfalls laienhaft agiert.
Die Veröffentlichung der Daten der Privatpersonen und der Diebstahl (wenn auch zu Spendenzwecken) von deren Geld ist zu verurteilen, ohne Einschränkungen. Wenn man Sicherheitslücken aufzeigen wollte um die Nutzer zu schützen, dann hätte man jedem einzelnen nach dem Hack auch eine E-Mail schreiben können, dass seine Kreditkarteninformationen kompromittiert wurden. Vergleiche mit dem Wirken von Robin Hood sind auch unangebracht, da man nichtmal sicher wissen kann, wer arm und wer reich ist. Auch arme Leute können Kreditkarten haben und trotz Armut informiert sein wollen.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

26.12.2011 12:45
#7 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von grenzenlosnaiv
Zuerst einmal finde ich es schade, dass Anmerkungen im Forum von Leuten, die bei manchen Themen wohl besser informiert sind, keinerlei Einfluss zu haben scheinen. Anders kann man den Bezug auf den Blogpost über die Piraten nicht werten.

In dem Fall hier wäre also eine Veröffentlichung, welche staatlichen Institutionen Stratfor nutzen etwas 'Gutes', da man daran erkennt, wieviel Einfluss dieses private Unternehmen auf die Entscheidungen einiger Regierungen hat. Gleichzeitig wirft die Aktion die Frage auf, inwieweit man den Analysen eines Unternehmens trauen kann, dass in Sachen Datensicherheit bestenfalls laienhaft agiert.


Es gibt Leute (ich habe gerade SPON-Kommentare gelesen ), die solchen Taten etwas Romantisch-Klassenkämperisches abgewinnen. Find ich albern. Von Anonymous oder CCC halte ich persönlich eigentlich recht wenig bzw. mir sind diese Organisationen relativ gleichgültig. Der CCC ist im Bereich IT eine nahezu nicht existente Grösse. Dafür ist er in den Massenmedien umso beliebter.

Es geht letztendlich doch um folgendes: ein Unternehmen muss die Sicherheit seiner Kundendaten garantieren können. Und das kann/konnte Stratfor offensichtlich nicht. Die Kritik sollte also in erster Linie an die Adresse von Stratfor selbst (oder z.B. Sony) wenden.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

26.12.2011 12:52
#8 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Wären Internet-Auftritte (wie z.B. der von Stratfor oder das Sony-Playstation-Network) korrekt programmiert worden, würden solche Vorfälle sich nicht ereignen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit eine solche Internetseite zu hacken: über SQL-Injektionen d.h. das injizieren von schadhaften Codes über einen http-Request und von dort dann Zugriff auf die Datenbank.


Das ist gleich zweimal falsch. Betrachten wir zunächst letzteres: SQL-Injektion mag das einzige sein, dass SIE sich vorstellen können. Als Softwareentwicklicher sollten Sie aber wissen, dass ein existierendes Konzept nur Aussagen über die Existenz dieses Konzeptes zulässt, nie aber belastbare Aussagen über die Existenz oder Nichtexistenz anderer Möglichkeiten zulässt. Daraus folgt dann entsprechend auch die Falschheit der ersten Aussage trivialerweise.

Zitat
In genannter Beziehung gleichen viele Webseiten immer noch offenen Scheunentoren. Wer seine Haustür nicht abschliesst und die Fenster weit offenstehen lässt sollte sich über Einbrüche nicht wundern.


Das ist eine Argumentation gemäss dem Motto, wer eine dicke Fensterscheibe ohne Gitter zuhause hat, der muss auch damit rechnen, dass sie eingeworfen wird. Und sollte, analog zu dem was Sie vorher schreiben, noch dankbar sein, dass jemand dadurch doch auf die Möglichkeit hinweist, dass in Zukunft auch jemand einen solchen Stein schmeissen könnte. Die Logik solcher Aussagen zu bewerten überlasse ich anderen.

Zitat
Übrigens dürften die weltweiten Geheimdienste schon längst "drin sein".


Nee, dürften sie nicht. Denn bei aller Paranoia gehe ich davon aus, dass sich weder NSA, FSB, Mossad oder BND für die Kreditkartendaten von Playstationbenutzern interessieren.

Zitat
Ich wette übrigens, dass es so gut wie unmöglich ist eine moderne, gut gewartete und im Hinblick auf die notwendigen Sicherheitsanforderungen erstellte Webseite zu hacken (z.B. SPON, FAZ)


Ich wette das es auch nahezu unmöglich ist in die Bundesbank einzubrechen. Daraus abzuleiten ein jeder müsse einen Stahltresor von 10 Metern Kantenlänge besitzen halte ich für absurd.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

26.12.2011 12:57
#9 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Auch wenn ich die technische Argumentation hier nicht teile, muss auch ich "Anonymous" aus einem Grunde relativieren: Jeder kann sich so nennen. Anonymous ist kein Kollektiv sondern mehr eine wabbernde, unbekannte Masse. Wenn Sie sich morgen Anonymous nennen und interne Memos von Wahlfälschungen in Weissrussland online stellen, dann hindert sie keiner daran. Und Anonymous hat wieder etwas von sich hören lassen. Und wenn Sie übermorgen keine Lust mehr haben Anonymous zu sein, dann sind Sie es nicht mehr. Auch das hat keine direkten Auswirkungen.

Anonymous als Kollektiv sehen zu wollen ist genauso als wollte man die gesamte linksradikale Szene in Deutschland als Kollektiv betrachten. Man kann das tun, aber man kommt damit zu wenig. Und genauso wie es in dieser wabbernden Masse Hacker mit hehren Motiven gibt, gibt es auch schlicht Kriminelle. Der eine kann den anderen nicht daran hindern sich so zu nennen.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

26.12.2011 13:20
#10 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Llarian

Das ist gleich zweimal falsch. Betrachten wir zunächst letzteres: SQL-Injektion mag das einzige sein, dass SIE sich vorstellen können. Als Softwareentwicklicher sollten Sie aber wissen, dass ein existierendes Konzept nur Aussagen über die Existenz dieses Konzeptes zulässt, nie aber belastbare Aussagen über die Existenz oder Nichtexistenz anderer Möglichkeiten zulässt. Daraus folgt dann entsprechend auch die Falschheit der ersten Aussage trivialerweise.


Stimmt.
Es könnte auch sein, dass bei Stratfor ein "faules Ei" als Systemadministrator herumsitzt und Daten weiterleitet. Dagegen kann man sich definitiv nicht schützen.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

26.12.2011 13:26
#11 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Ich hab jetzt mal auf CNET und anderen amerikanischen IT-Blogs nachgeschaut. Dort ist man sich (in den sehr qualifizierten Kommentaren) über eines einig: Stratfor ist selbst schuld.

Zitat
Storing data as quoted above is terrible (really, it's incompetent) security.

It amazes me that anyone doing anything with credit card processing/storage, etc... would not take some sort of precaution to encrypt the data, at the very least.

Anonymous may have broken the law, but they would have had much more of a struggle if Stratfor had done their job to begin with.

How many other sites are as bad as this, or worse? (though it's hard to get much worse)

It's really scary to think about.


http://news.cnet.com/8301-1009_3-5734830...ity-think-tank/

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

26.12.2011 14:33
#12 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Stimmt. Es könnte auch sein, dass bei Stratfor ein "faules Ei" als Systemadministrator herumsitzt und Daten weiterleitet. Dagegen kann man sich definitiv nicht schützen.


Ich hätte es wohl höflicher formulieren sollen, denn meine Botschaft ist leider nicht angekommen. Das mag daran liegen, dass auch meine Kreditkartendaten in einem solchen Datensatz unterwegs sind und ich deswegen eine gewisse Grundagression gegen Rechtfertigungen dieser Art habe. Nun denn:

Als Softwareentwickler und gerade als solcher, muss Ihnen doch bewusst sein, dass es neben den Konzepten und Paradigmen, die Sie kennen, noch viel mehr Konzepte und Ideen gibt, die Sie nicht kennen. SQL-Exploits sind im Moment recht populär. Das heisst nicht, dass es die einzigen sind, die da draussen unterwegs sind und noch weniger kann es heissen, dass es die einzigen sind, die möglich sind. Sie brauchen kein faules Ei um eine Sicherheitslücke in ihrem System zu haben, es genügt völlig das eine Sicherheitslücke existiert, die Sie nicht kennen. Und die gibts Dutzendweise. Und auch gegen die können Sie sich in aller Regel nicht schützen.

Ich habe mich lange genug mit Computersicherheit beschäftigt um zu der Meinung zu kommen das sichere Systeme aus wenigstens zwei Gründen heraus eine nicht existente Idealvorstellung sind. Da ist zum einen der Grund, dass es nahezu keine sicheren Konzepte angesichts des Unbekannten gibt, denn dies würde Aussagen über nicht bekannte Ideen treffen. Wichtiger noch sind aber begrenzte Ressourcen: Selbst der Weltkonzern Sony kann nur einen begrenzten Aufwand für Sicherheit treiben. Nicht jeder kleine PC kann hundertprozent abgedichtet sein und gegen den neuesten Zero-Day Exploit innerhalb von Minuten gepatcht sein. Eine Firma, die einen solchen Aufwand treibt, erstickt irgendwann an ihren Kosten. Und da beisst sich meistens die Katze in den Schwanz: Firmen sollen grosse Netzwerke anbieten, schnell und ohne Ärger. Und sicher. Und das ganze soll möglichst gar nichts kosten. Wo ist da der Denkfehler ?

Loki Offline



Beiträge: 128

26.12.2011 15:34
#13 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Zettel
Wie, lieber Nepumuk, "gibt man Daten zurück"??



Das ist eine interessante Frage, Daten sind schließlich keine Brötchen. Man kann Sie aber durchaus löschen, wenn einem der Sinn danach steht.

Zitat von Zettel
Ich halte dieses ganze Gerede von "auf Sicherheitslücken hinweisen" für Schutzbehauptungen.



"Wenn es Ihnen lediglich darum geht auf Sicherheitslücken hinzuweisen", das war von Nepomuk hypothetisch geäußert. Wo sollte da also die Schutzbehauptung sein? Wenn es jemandem lediglich darum geht, auf Sicherheitslücken hinzuweisen, dann geht es ihm lediglich darum, auf Sicherheitslücken hinzuweisen. Das ist wohl kaum zu bestreiten.

Daß es den gegenwärtig diskutierten Dieben nicht lediglich darum ging, ist wohl ebenfalls kaum zu bestreiten, und ich wüßte auch nicht, wer das getan hätte.

Sie können selbstverständlich - und anders wird mir das, was Sie schreiben, nicht verständlich - die Existenz von Leuten, denen es bloß darum geht, aus sportlichem Ehrgeiz heraus Sicherheitslücken ausfindig zu machen - auch bevor dies Leute mit tatsächlich kriminellen Absichten tun - kategorisch bestreiten. Auf welche Erkenntnisse sich diese Nichtexistenzbehauptung gründet, würde mich aber interessieren.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.12.2011 15:43
#14 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Loki
Das ist eine interessante Frage, Daten sind schließlich keine Brötchen. Man kann Sie aber durchaus löschen, wenn einem der Sinn danach steht.

In der Tat. Man kann sie auch zuvor kopieren.

Wie jemand, der die kriminelle Energie für einen solchen Angriff hatte, dazu gebracht werden könnte, sich freiwillig seiner Beute zu entledigen, sehe ich nicht.

Eher würde vermutlich Dagobert Duck seine Dollars in den Hudson werfen.

Im übrigen, lieber Loki, habe ich nicht Nepumuk kritisiert, sondern die Kriminellen, die ihre Taten mit "auf Sicherheitslücken aufmerksam machen" zu rechtfertigen suchen. Falls das mißverständlich formuliert gewesen sein sollte, tut mir das leid.

Herzlich, Zettel

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

26.12.2011 15:56
#15 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Geehrter Zettel,

so sehr ich ihre Einschätzung von Annonymus teile, so sehr auch die Piratenpartei heute eindeutig links und kritisch zu betrachten ist: Den grunsätzlichen Konflikt zwischen Transparanz von staatlichen/hoheitlichen Vorgängen einerseits und Privatsphäre und Datenschutz für den Bürger andererseits, kann ich nicht sehen und sie gehen darauf auch nicht näher ein, um diesen angeblichen Widerspruch zu Begründen. Vielmehr haben Sie in der Vergangenheit jeden Hinweis darauf, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Forderungen für zwei unterschiedliche Sphären und Einflussbereiche handelt, geflissentlich ignoriert.

Zitat

Mich würde interessieren, wie die Partei "Die Piraten" das Hacken der Daten von Stratfor beurteilt. Ist das ein Beispiel für die von dieser Partei geforderte "Transparenz"? Oder ist es für sie die Verletzung des Datenschutzes, den sie ja seltsamerweise andererseits besonders streng gehandhabt sehen will?



Wie schon geschrieben: Transparenz beim Staat, Datenschutz bei den Bürgern.

Im Einzelfall kann es da sicherlich zum Konflikt kommen, aber den grundsätzlicehn Widerspruch würde ich gerne erläutert bekommen, ich sehe ihn nämlich nicht.

Grüße

Techniknörgler

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Loki Offline



Beiträge: 128

26.12.2011 16:14
#16 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Zettel
Wie jemand, der die kriminelle Energie für einen solchen Angriff hatte, dazu gebracht werden könnte, sich freiwillig seiner Beute zu entledigen, sehe ich nicht.



Also ging ich richtig in der Annahme, daß Sie die Existenz von Leuten, denen es tatsächlich nur ums Aufdecken von Sicherheitslücken geht, bestreiten.

Woher Sie diese Überzeugung haben, ist mir aber noch nicht deutlich geworden. In meinen Augen handelt es sich bei der Absicht, ein Sicherheitssystem zu knacken, was man ja einfach als eine Art Rätselaufgabe vertehen kann, und der Absicht, sich persöndlich auf kriminelle Weise zu bereichern, um zwei grundsätzlich völlig verschiedene Dinge. Wie Sie die eine - aller Wahrscheinlichkeit erfahrungswidrig - aus der anderen ableiten wollen, ist mir noch gänzlich unklar.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.12.2011 16:25
#17 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Loki

Zitat von Zettel
Wie jemand, der die kriminelle Energie für einen solchen Angriff hatte, dazu gebracht werden könnte, sich freiwillig seiner Beute zu entledigen, sehe ich nicht.



Also ging ich richtig in der Annahme, daß Sie die Existenz von Leuten, denen es tatsächlich nur ums Aufdecken von Sicherheitslücken geht, bestreiten.


Nein, lieber Loki, das tue ich nicht. Es gibt solche Leute; sie sitzen in jeder Systemadministration. Ich kann mir gut vorstellen, daß es auch Hacker gibt, die eine solche Lücke suchen, sie finden, und dann die betreffende Firma oder Institution vertraulich informieren.

Ich bestreite aber, daß diejenigen, die wie Anonymous ihre Funde mit offenkundigem Stolz hinausposaunen, allein an der Sicherheit interessiert sind.

Glauben Sie das denn, lieber Loki? Glauben Sie, daß Anonymous oder wer immer Stratfor gehackt hat, das getan hat, um die Sicherheit der Datenverarbeitung bei Stratfor zu verbessern? Und was soll dann das Plündern von Konten der Kunden?

Zitat von Loki
In meinen Augen handelt es sich bei der Absicht, ein Sicherheitssystem zu knacken, was man ja einfach als eine Art Rätselaufgabe vertehen kann, und der Absicht, sich persöndlich auf kriminelle Weise zu bereichern, um zwei grundsätzlich völlig verschiedene Dinge. Wie Sie die eine - aller Wahrscheinlichkeit erfahrungswidrig - aus der anderen ableiten wollen, ist mir noch gänzlich unklar.

Von persönlicher Bereicherung habe ich ja nicht gesprochen.

Assange scheint zwar jetzt reicher zu sein als noch vor ein paar Jahren; jedenfalls erinnere ich mich an Berichte, wonach er jetzt bestens gekleidet auftritt und nicht mehr im Schlabberlook.

Aber darum geht es diesen Leuten nicht. Es geht ihnen um den Triumph, die Macht. Der kleine Nichtsnutz, der abgebrochene Student, der kleine Soldat zeigen der US-Regierung, was sie können. Und jetzt Stratfor, das doch gerade Sicherheit verkauft! Welch ein Sieg!

Was das Geld angeht, so wird jetzt jedenfalls gestohlen. Die Täter behaupten, sie würden stehlen. um das Geld anderen zugute kommen zu lassen. Vielleicht. Deshalb bleibt es doch Diebstahl.

Herzlich, Zettel

AldiOn Offline




Beiträge: 983

26.12.2011 20:33
#18 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Wenn ich das richtig verstanden habe ist Stratfor nicht nur ein Medienunternehmen (von dem Zettel dankenswerterweise Kunde ist) sondern auch ein Beratungsunternehmen im Sicherheitsbereich, daß seine Kunden in genau dem Bereich berät, in dem es jetzt selber auf Sicherheitslücken auf eine sehr unangenehme Weise hingewiesen worden ist. Es gibt da natürlich den Spruch von den Schustern mit den schlechtesten Sohlen aber eigentlich kann man von so einem Unternehmen verlangen, daß es im eigenen Bereich vorbildlich ist. Der größte Schaden für Stratfor wird wohl sein, daß einige Kunden ein Vertrauensproblem entwickeln werden - mit Recht.

Das Anonymous nun fremdes Geld "gespendet" hat ist als ein Beweis der Unfähigkeit Stratfors und für den tatsächlich Hack zu sehen. Bei jeder andere Maßnahme hätte Stratfor (sinnvollerweise) den gelungenen Einbruch nämlich einfach bestritten.
Die Hacker haben im Grunde die Kunden von Stratfor geschützt wobei natürlich die Frage zu stellen ist, warum gerade diese Kunden den Hackern schutzwürdig erscheinen sollten. Diese Leute versuchen es halt überall und sind eben bei Stratfor fündig geworden.

Hier ist übrigens Stratfors Kundenliste:stratfor private client list - Pastebin.com

Zettel habe ich darin nicht gefunden.

C. Offline




Beiträge: 2.639

26.12.2011 20:34
#19 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Lieber Zettel,

auch wenn es nur ein schwacher Trost sein kann, für AFP und 384 andere ist Stratfor ein Sicherheitsunternehmen, also so eine Art Wach- und Schließgesellschaft, was mich zu der Frage bringt, warum ausgerechnet Stratfor als Ziel einer solchen Attacke wurde.
So bekannt ist es nun auch nicht und Ruhm und Ehre mit dem pseudokaritativem Engagement können sie auch nur bei denen erwarten, die entweder keine Ahnung von Kreditkartenmissbrauch oder von Natur aus bösartig sind. Wobei sich letztere zum Beispiel bei den SpOnheimers im Forum tummeln und heftig Beifall klatschen.

Von der kriminellen Seite des Datendiebstahls mal abgesehen, handelt es zusätzlich um einen Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Analysen von Stratfor nicht überall beliebt sind und mir sieht das ganze eher wie eine Auftragsarbeit aus um Stratfor zu diskreditieren. Nonlulz.

http://iceagenow.info

Bibliothekar Offline




Beiträge: 109

26.12.2011 21:07
#20 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Meiner sehr alten Mutter wurde kürzlich im Supermarkt von einem äußerst geschickten Taschendieb die Geldbörse mit Dokumenten gestohlen. Da sollte ich mich wohl auch hinstellen und ihr statt Trost endlose Belehrungen darüber, wie man am effektivsten sein Hab und Gut zu schützen hat halten?

So richtig Verständnis habe ich nicht für die bisherige Diskussion über üble, ideologisch motivierte Kriminelle hier und auch anderwärts. Die werten dieses Relativieren, statt Ächten einfach als Zustimmung für ein weiter so.

Beste Grüße B.

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AldiOn Offline




Beiträge: 983

26.12.2011 21:39
#21 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von Bibliothekar
Meiner sehr alten Mutter wurde kürzlich im Supermarkt von einem äußerst geschickten Taschendieb die Geldbörse mit Dokumenten gestohlen.


Berät Ihre Frau Mutter im weitesten Sinn im Sicherheitsbereich oder verkauft sie entsprechende Dienstleistungen?

Bibliothekar Offline




Beiträge: 109

26.12.2011 21:57
#22 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Ich hatte mir nur eher eine Diskussion, wie sie beim Beitrag von C. zum Ausdruck kommt gewünscht. Nun ist eben der Bestohlene selber schuld. Es ist halt lächerlich, wenn der Automechaniker den Abschleppdienst rufen muß.

Beste Grüße B.

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Bibliothekar Offline




Beiträge: 109

26.12.2011 22:05
#23 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Wie würde die Diskussion eigentlich verlaufen, wenn es keine Sicherheitsfirma betroffen hätte? Würde es um Kreditkartendaten gehen hätte man ja auch einen CD-Versender nehmen können. Aber, die haben ja keinen politischen Einfluß, oder? Mit Stratfor hat man sich wohl eher gezielt eine Firma ausgewählt, die sich mit Sicherheit befaßt. Verunsicherung dürfte wohl das Hauptziel dieser Aktion gewesen sein.

Beste Grüße B.

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Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.12.2011 00:42
#24 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat von AldiOn

Zitat von Bibliothekar
Meiner sehr alten Mutter wurde kürzlich im Supermarkt von einem äußerst geschickten Taschendieb die Geldbörse mit Dokumenten gestohlen.


Berät Ihre Frau Mutter im weitesten Sinn im Sicherheitsbereich oder verkauft sie entsprechende Dienstleistungen?


Ich verkaufe keine Dienstleistungen, lieber AldiOn. Aber ich gehöre zu den Opfern der Kriminellen. Mein Name mit allen Angabe, einschließlich der Kreditkartendaten, steht im Internet. Jeder Ganove kann sich bedienen. Morgen werde ich mit meiner Bank beraten, was zu tun ist.



Ich finde die Überlegungung, daß die Opfer schuld seien, bizarr.

Wir wohnen auf dem Land. Unsere Fenster sind nicht vergittert. Das Haus hat keine Alarmanlage. Wir haben keine Standleitung zum nächsten Polizeirevier. Sind wir also selbst schuld, sollten wir Opfer eines Einbruchs werden?

Was ist das für ein verdrehtes Denken, das den Opfern und nicht den Tätern die Schuld an Verbrechen zuschreibt?

Daß es sich schlicht um Verbrecher handelt, scheint auch den meisten Nachrichtenredakteuren nicht klar zu sein, die von den "Zielen der Hacker" schwadronieren, über die man sich beispielsweise auf den WebSites der Öffentlich-Rechtlichen informieren könne.

Ja toll. Vielleicht erklärt man uns demnächst ja auch ebenso liebevoll die "Ziele" der Bewegung "Nationalsozialistischer Untergrund".

Kopfschüttelnd,

Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

27.12.2011 08:44
#25 RE: Marginalie: Die Kriminellen von "Anonymous" Antworten

Zitat
Daß es sich schlicht um Verbrecher handelt, scheint auch den meisten Nachrichtenredakteuren nicht klar zu sein, die von den "Zielen der Hacker" schwadronieren, über die man sich beispielsweise auf den WebSites der Öffentlich-Rechtlichen informieren könne.


Lieber Zettel,

mit ungläubigem Staunen haben ich gerstern die ersten zwei Leserzuschriften zum einschlägigen Artikel im "Handelsblatt" gelesen, in denen Zustimmung zum Diebstahl der Daten und - horribile dictu - auch zum Diebstahl von Vermögen ausgedrückt wurde. Es träfe ja genau die Richtigen.

Ich bin bestürzt über diese Verlotterung der Sitten, die vermutlich nur den Anfang dessen darstellt, das wir noch zu erwarten haben.

Dir. lieber Zettel, gilt mein Bedauern, aber uns allen sollte klar sein, daß wir ohne Weiteres die nächsten Opfer sein könnten.

Herzlich, Thomas

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