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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 39 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.01.2012 19:53
US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Morgen finden in South Carolina die Vorwahlen statt, am 31. Januar dann in Florida. Dazu ein Überblick über die aktuelle Lage.

john j Offline




Beiträge: 591

16.01.2012 22:02
#2 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Bester Zettel:

"Zweitens hat Obamas Amtszeit die Bürger der USA nicht - wie er es im Wahlkampf versprochen hatte - zusammengeführt, sondern das Land tief gespalten."

Bemerkenswert wie Sie diese Spaltung immer wieder sozusagen als Beleg fuer ihre negative Einschaetzung Obama's anfuehren. Dabei waren die USA bereits vor Obama tief gespalten - in Bushites und anti-Bushites. Sonst haette Obama, wie Sie ja selber schreiben, die "Buerger der USA" gar nicht "zusammenfuehren" koennen, bzw das Versprechen dazu abgeben koennen. Richtig ist dass Obama diese Spaltung bislang nicht ueberwunden hat. Auf der Seite der GOP und der Konservativen hat sie sich weiter verstaerkt - in dem sich bspw Partei und Anhaenger in tea party und RINOs spalteten. Und so sieht man auch von wem diese Spaltung - die letztlich eine Radikalisierung darstellt - wirklich ausgeht, und wer sie am Leben erhaelt - in der Partei und in der Gesellschaft.

Sollte es Romney werden wird das Thema sicher ein zentrales im Wahlkampf - daher schneide ich es nur kurz an: Was Sie "Sozialdemokratisierung" der USA nennen enthielt bzw enthaelt Positionen (wie Romneycare, das state level equivalent zu Obamacare), die bis vor ein paar Jahren noch GOP-sanctioned waren. Oder der EITC.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.01.2012 23:23
#3 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von john j
"Zweitens hat Obamas Amtszeit die Bürger der USA nicht - wie er es im Wahlkampf versprochen hatte - zusammengeführt, sondern das Land tief gespalten."

Bemerkenswert wie Sie diese Spaltung immer wieder sozusagen als Beleg fuer ihre negative Einschaetzung Obama's anfuehren. Dabei waren die USA bereits vor Obama tief gespalten - in Bushites und anti-Bushites. Sonst haette Obama, wie Sie ja selber schreiben, die "Buerger der USA" gar nicht "zusammenfuehren" koennen, bzw das Versprechen dazu abgeben koennen. Richtig ist dass Obama diese Spaltung bislang nicht ueberwunden hat.

Nach meinem Eindruck, lieber John, hat diese Spaltung unter Barack Obama eine neue Qualität bekommen.

Sie hatte - ich nehme an, soweit sind wir uns einig - unter Bill Clinton nicht bestanden; jedenfalls nicht in einem erheblichen Maß. 1996 gab es keine ideologische Polarisierung zwischen Clinton und Dole.

Und diese gab es - das scheint mir wichtig zu sein - auch nicht 2000 zwischen Bush und Gore. Bush war ja kein Mann des rechten Flügels der Republikaner. Als Gouveneur von Texas hat er sich als compassionate conservative vor allem für eine Verbesserung des Schulwesens, für den Kampf gegen Suchterkrankungen und dergleichen eingesetzt.

Nach 9/11 hatte Bush eine hohe Zustimmung; wenn ich mich recht erinnere, eine der höchsten, die je ein US-Präsident hatte. Auch der Irakkrieg wurde bekanntlich von den Demokraten mitbeschlossen.



Innenpolitisch war Bush kein Spalter. Er hat weiter soziale Programme unterstützt (ich habe das irgendwann einmal recherchiert - es ist erstaunlich, wie sozial engagiert er gewesen ist).

Hätte Bush die Nation gespalten, dann wäre er ja 2004 nicht wiedergewählt worden; er siegte - ich habe das eben nachgesehen, in 31 Staaten, Kerry in 19.

Wenn man sich allerdings die Karte in dem verlinkten Artikel ansieht, dann deutet sich eine geographische Spaltung an: Sauber getrennt holte Kerry die Ostküste, die Westküste und die Region um die Großen Seen. Der Rest des Landes ging an Bush. Es war (und ist) das traditionelle Amerika gegen das Amerika der großen Städte, der Nichtweißen, teils noch verbündet mit dem Amerika der blue collar workers.

Die eigentliche Anti-Bush-Stimmung setze aber erst ein, als es schien, als ginge der Irakkrieg verloren. Bush hatte den großen Mut, den Surge zu befehlen, als die meisten schon nur noch raus wollten. Leider konnte er dann keine dritte Amtszeit mehr haben, um das Erreichte zu sichern. Jetzt ist es verloren.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.01.2012 01:05
#4 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von Zettel
Morgen finden in South Carolina die Vorwahlen statt, am 31. Januar dann in Florida. Dazu ein Überblick über die aktuelle Lage.

Nachdem ich den Artikel publiziert hatte, ist gestern Abend (MEZ) eine Analyse von Nate Silver erschienen, die die Folgerungen in meinem Artikel bestätigt und erhärtet.

Silver hat - gründlich wie immer - die gegenwärtigen Umfragewerte für Romney mit denen aller anderen Kandidaten seit 1972 nach den Vorwahlen von New Hampshire verglichen und sich angesehen, wie es mit diesen Kandidaten weitergegangen ist; dh ob sie am Ende nominiert wurden. Seine statistischen Analysen - ich empfehle allen die Lektüre, die wissen wollen, wie gute Wahlforschung aussieht - führen zu diesem Resultat:

Zitat
I don’t know that I’d go so far as to say that Mr. Romney has a 98 percent chance of winning the nomination. But the odds attributed to him by the betting market Intrade, which now gives him a 90 percent chance, may if anything be too conservative.

john j Offline




Beiträge: 591

17.01.2012 02:36
#5 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

"Bush war ja kein Mann des rechten Flügels der Republikaner. Als Gouveneur von Texas hat er sich als compassionate conservative vor allem für eine Verbesserung des Schulwesens, für den Kampf gegen Suchterkrankungen und dergleichen eingesetzt."

Das wuerde ich nicht so einfach sagen/schreiben. Ob er sich fuer diese Dinge " vor allem" oder "unter anderem" einsetzte halte ich fuer zumindest unbewiesen. Immerhin stehen dem ja bspw sein "Einsatz" fuer die Todesstrafe oder concealed weapons permits entgegen. Und eine grosser Teil seines sozialen engagemnts ging an faith based initiatives ("believe and you shall receive") - also durchaus im Einklang mit einem stramm konservativen Republikaner. Und natuerlich hat Bush die Nation innenpolitisch tief gespalten - woher waeren denn dann die vielen Proteste gegen ihn (die in seiner zweiten Amtszeit ja fast hysterische Zuege annahmen - ich erinnere mich bspw an "impeach my bush") sonst gekommen? Bis hin zu Hollywoodfilmen a la "W".

"Hätte Bush die Nation gespalten, dann wäre er ja 2004 nicht wiedergewählt worden..."

Warum nicht - wenn seine Anhaengerschaft gross genug war? Warten wir ab wenn Obama der Spalter wiedergewaehlt wird und unterhalten uns dann nochmal.

"Leider konnte er dann keine dritte Amtszeit mehr haben, um das Erreichte zu sichern."

Term limits - gotta love 'em.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.01.2012 04:03
#6 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von john j
"Bush war ja kein Mann des rechten Flügels der Republikaner. Als Gouveneur von Texas hat er sich als compassionate conservative vor allem für eine Verbesserung des Schulwesens, für den Kampf gegen Suchterkrankungen und dergleichen eingesetzt."

Das wuerde ich nicht so einfach sagen/schreiben. Ob er sich fuer diese Dinge " vor allem" oder "unter anderem" einsetzte halte ich fuer zumindest unbewiesen. Immerhin stehen dem ja bspw sein "Einsatz" fuer die Todesstrafe oder concealed weapons permits entgegen. Und eine grosser Teil seines sozialen engagemnts ging an faith based initiatives ("believe and you shall receive") - also durchaus im Einklang mit einem stramm konservativen Republikaner.

Da sind wir auf einem weiten Feld, lieber John - demnjenigen der Definitionen. Es gibt hier im Forum ja die Diskussion mit jemandem, der der Meinung ist, die USA seien gar keine Demokratie gewesen, als sie Krieg gegen Hitler führten.

Gewiß war/ist Bush nicht so liberal wie, sagen wir, sein Vater (oder gar wie der einstige Vorzeige-Liberale der GOP, Nelson Rockefeller, nach dem die liberalen Republikaner gern benannt wurden). Aber er ist eben auch nicht so konservativ wie beispielsweise zur Zeit Rockefellers Barry Goldwater, der 1964 gegen Rockefeller die Nominierung schaffte (ich erinnere mich daran, weil ich damals Time Magazine abonniert hatte). Oder wie heute Rick Perry, Sarah Palin oder Rick Santorum.

Zitat von john j
Und natuerlich hat Bush die Nation innenpolitisch tief gespalten - woher waeren denn dann die vielen Proteste gegen ihn (die in seiner zweiten Amtszeit ja fast hysterische Zuege annahmen - ich erinnere mich bspw an "impeach my bush") sonst gekommen? Bis hin zu Hollywoodfilmen a la "W".

Womit sollte er sie denn gespalten haben, lieber John?

Er hat innenpolitisch nichts gemacht, das als der Versuch hätte interpretiert werden können, die amerikanische Gesellschaft umzugestalten; Steuersenkungen gab es bekanntlich auch unter Reagan. Natürlich gab es heftige Proteste bei den leftists, schon weil er ein frommer Mann ist und reich; aber - soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann - war das nicht die linke Hälfte der US-Gesellschaft, sondern vielleicht das Fünftel ganz links.

In der Außenpolitik gab es lange Zeit unter seiner Präsidentschaft einen Konsens; wie schon geschrieben, bis der Irakkrieg verloren zu gehen drohte. Da erst setzte ein Widerstand gegen seine Politik ein, der nun in der Tat von einem großen Teil der Bevölkerung getragen wurde.

Mißlich war allerdings der Schlamassel bei der Stimmenauszählung in Florida. Meines Wissens spricht nichts für Manipulation, aber es war nun einmal der von Jeff regierte Staat. Und Gore hatte den popular vote knapp gewonnen. Ich kann schon verstehen, daß viele Demokraten sich um den Wahlsieg geprellt sahen. Insofern gab es tatsächlich eine Spaltung am Beginn seiner Amtszeit, die aber nicht ideologisch begründet war.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.01.2012 04:36
#7 Romney, Huntsman und "Spiegel-Online" Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Zettel
Morgen finden in South Carolina die Vorwahlen statt, am 31. Januar dann in Florida. Dazu ein Überblick über die aktuelle Lage.

Nachdem ich den Artikel publiziert hatte, ist gestern Abend (MEZ) eine Analyse von Nate Silver erschienen, die die Folgerungen in meinem Artikel bestätigt und erhärtet.


Und die, nebenbei, zeigt, wie "Spiegel-Online" seine Leser über den US-Wahlkampf desinformiert.

Vor genau einer Woche schrieben Marc Pitzke und Sebastian Fischer, beide in den USA stationiert, in einem Artikel, den ich schon in ZR zitiert habe:

Zitat
Romneys Patzer stärken derweil einen parteiinternen Rivalen, den bisher kaum jemand auf der Rechnung hat - weil er zu vernünftig, zu gebildet, zu nachdenklich scheint für die nach rechts gerückten Republikaner des Jahres 2012: Jon Huntsman, Obamas Ex-Botschafter in China. Der Mann wird in New-Hampshire-Umfragen plötzlich für den dritten oder gar zweiten Pla]tz gehandelt. So viel ist klar: Er wäre eine echte Gefahr für den Präsidenten, weil er die Wähler der Mitte anspricht. (...)

Dennoch: Es ist unwahrscheinlich, dass Huntsman New Hampshire gewinnt. Aber einen Achtungserfolg könnte er erringen - und Romney angeschlagen nach South Carolina schicken.

Romney hat morgen die besten Aussichten in South Carolina. Und der Mann, der nach den Erkenntnissen unserer beiden Experten von "Spiegel-Online" eine echte Gefahr für Obama gewesen wäre, hat in South Carolina gar keine Aussichten mehr, weil er aufgegeben hat.

Gestern die New York Times über Huntsman:

Zitat
Aides said that in spite of his declaration that he had “a ticket to ride” with his third-place showing in New Hampshire, Mr. Huntsman was more deflated than he let on, given the late predictions that he would place second. And he carried on here only ambivalently (...).

Soviel zu dem "Achtungserfolg", den Fischer und Pitzke prophezeiten.

Und wie sieht Huntsman jetzt Romney, den er so heftig kritisiert hatte? Er unterstützt ihn ab heute.

Und wie sieht Huntsman Barack Obama? Auch das ist interessant, zum Thema "Spaltung des Landes":

Zitat
Three years ago the president promised to unite the American people,” he said. “Yet his desire to engage in class warfare for political gain has left us more divided than ever.”

Sagt einer, der "vernünftig", "gebildet", "nachdenklich" ist.

john j Offline




Beiträge: 591

17.01.2012 04:50
#8 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Wow - entweder sind Sie 100% nachtaktiv oder leben in einer ganz anderen Zeitzone als ich bislang angenommen hatte.

"Womit sollte er sie denn gespalten haben, lieber John?"

Beispielsweise mit dem Patriot Act. Mit dem surge im Irakkrieg. Mit seiner agenda der tax cuts for the rich...etc. Glauben Sie mir, 2005-2008 war keine sehr harmonische Zeit in den USA. Und das ohne eine linke tea party die den Massen falsche Versprechungen macht und bewusst Graeben aufreisst.

Und wie Sie selber sagen startete Bush seine Zeit mit dem Malus des recount in Florida.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.01.2012 13:48
#9 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von john j
"Womit sollte er sie denn gespalten haben, lieber John?"

Beispielsweise mit dem Patriot Act. Mit dem surge im Irakkrieg. Mit seiner agenda der tax cuts for the rich...etc.

Der Patriot Act, lieber John, wurde vom Senat fast einstimmig verabschiedet (eine Gegenstimme); im House war er zuvor mit großer Mehrheit gebilligt worden (337 ja, 79 nein, eine Enthaltung).

Der Surge fand ja erst im letzten Amtsjahr Bushs statt, als die Opposition gegen den Irakkrieg bereits auf ihrem Höhepunkt war. Er stieß damals in der Tat auf erbitterten Widerstand. Aber im Rückblick scheint sogar Obama ihn zu billigen; denn er machte ja den Erfinder des Surge, den General Petraeus, zum Oberbefehlshaber in Afghanistan mit dem ausdrücklichen Auftrag, auch dort einen erfolgreichen Surge hinzubekommen.

Daraus wurde wenig, und inzwischen ist Petraeus Chef des CIA. Und Obama hoffentlich bald former Presdident.

Steuersenkungen hat Bush nicht nur für Reiche, sonderen für alle durchgesetzt. Es war Obamas Idee, als es um die Verlängerung dieses Gesetzes ging, sie selektiv für die Reichen nicht zu verlängern.

Im übrigen glaube ich nicht, daß in den USA viele Menschen gegen Steuersenkungen sind, egal für wen. Das ist wohl etwas sehr Europäisches und speziell Deutsches - daß das Volk fordert, stärker besteuert zu werden!

Herzlich, Zettel

H_W Offline



Beiträge: 456

17.01.2012 16:37
#10 Besoffenheit? Antworten

Zitat von Zettel
Der Patriot Act, lieber John, wurde vom Senat fast einstimmig verabschiedet (eine Gegenstimme); im House war er zuvor mit großer Mehrheit gebilligt worden



Lieber Zettel, haben Sie zufällig auch das Abstimmungsergebnis des Bundestages zur Energiewende zur Hand?

Gruß, H_W

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.01.2012 17:26
#11 RE: Besoffenheit? Antworten

Zitat von H_W

Zitat von Zettel
Der Patriot Act, lieber John, wurde vom Senat fast einstimmig verabschiedet (eine Gegenstimme); im House war er zuvor mit großer Mehrheit gebilligt worden



Lieber Zettel, haben Sie zufällig auch das Abstimmungsergebnis des Bundestages zur Energiewende zur Hand?


Aber ja, hier.

Auch der Bundestag war damals nicht gespalten, so wenig wie der Kongreß beim Patriot Act. Nicht immer ist ein Konsens auch weise.

Herzlich, Zettel

H_W Offline



Beiträge: 456

17.01.2012 19:30
#12 RE: Besoffenheit? Antworten

Vielen Dank, lieber Zettel, für den Link. Lustig, genau den Artikel hatte ich gestern schon mal wiederentdeckt, vermutlich aus dem Thread "Verblendet" heraus.

Zitat von Zettel
Auch der Bundestag war damals nicht gespalten, so wenig wie der Kongreß beim Patriot Act.


Genau darauf wollte ich hinaus. In beiden Fällen bot der Gesetzgeber ein Bild großer Einhelligkeit, während das in der Bevölkerung -glücklicherweise- nicht so unumstritten war.

Unterschied hier zu USA ist der, daß man in Deutschland besser den Mund hält, wenn man nicht das Lied von den pöhsen Atomen, Genen und Neo... singen will.
In den USA dagegen konnte man Bush jederzeit kritisieren, da es immer genügend Unterstützer auch der kritischen Sichtweise gab.

Mein Eindruck ist schon, daß die US-Amerikaner durchaus geteilte Ansichten über das Vorgehen der Bush-Administration seit dem zweiten Irakkrieg hatten.

In meinem (zugegebenermaßen kleinen)Bekanntenkreis in den USA wurden Ablehnung wie auch Zustimmung vehement vertreten, mit ziemlichem Unverständnis dafür, daß man auch anderer Ansicht sein konnte. Das nenne ich schon die Nation war in dieser Frage gespalten.

Zitat von Zettel
Nicht immer ist ein Konsens auch weise.

Volle Zustimmung! Wir haben ja jetzt zwei schöne Beispiele, die das zeigen.

Gruß, H_W

john j Offline




Beiträge: 591

17.01.2012 20:04
#13 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Bester Zettel

zum Thema Kongruenz zwischen politischem Establishment und der Meinung/Stimmung in der Gesellschaft hat H-W schon so ziemlich alles gesagt.

Am besten lesen Sie einfach den Artikel "Public Image of George W Bush" in der englischen Wikipedia. Ich denke er gibt einen guten Ueberblick ueber die zunehmende Spaltung von Gesellschaft (und auch politischem Establishment) in den USA in den spaeteren Bush-Jahren.

Oder erinnern Sie sich an die Dixie Chicks Kontroverse 2003 - 2006.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

17.01.2012 23:49
#14 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von john j
Bester Zettel

zum Thema Kongruenz zwischen politischem Establishment und der Meinung/Stimmung in der Gesellschaft hat H-W schon so ziemlich alles gesagt.

Am besten lesen Sie einfach den Artikel "Public Image of George W Bush" in der englischen Wikipedia. Ich denke er gibt einen guten Ueberblick ueber die zunehmende Spaltung von Gesellschaft (und auch politischem Establishment) in den USA in den spaeteren Bush-Jahren.

Oder erinnern Sie sich an die Dixie Chicks Kontroverse 2003 - 2006.



Wenn ich hier mal kurz zum Thema Polarisierung in den USA einhaken darf.

Die hat, wenn man der politikwissenschaftlichen Literatur dazu glauben kann, unter den "Eliten" kontinuierlich zugenommen... aber schon seit den Zeiten von McGovern und Goldwater, sicher aber seit den 80igern. Für das Verhalten der Bevölkerung ist sich die Forschung uneiniger, ob sich die Wählereinstellungen wirklich polarisiert haben. Festzuhalten ist, dass man da eher von einer längerfristigen Entwicklung ausgeht, die Bush und Obama vorausgehen und für die beide möglicherweise eher Symptome als Ursachen sind.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.01.2012 03:52
#15 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von FTT_2.0
Wenn ich hier mal kurz zum Thema Polarisierung in den USA einhaken darf.

Aber immer, lieber FTT! An einem Dialog können bekanntlich mehr als zwei teilnehmen; denn das Wort hat nichts mit "zwei" zu tun.

Zitat von FTT_2.0
Die hat, wenn man der politikwissenschaftlichen Literatur dazu glauben kann, unter den "Eliten" kontinuierlich zugenommen... aber schon seit den Zeiten von McGovern und Goldwater, sicher aber seit den 80igern. Für das Verhalten der Bevölkerung ist sich die Forschung uneiniger, ob sich die Wählereinstellungen wirklich polarisiert haben. Festzuhalten ist, dass man da eher von einer längerfristigen Entwicklung ausgeht, die Bush und Obama vorausgehen und für die beide möglicherweise eher Symptome als Ursachen sind.

Vielleicht überlagern sich eine langfristige Entwicklung und aktuelle Faktoren.

Was das Langfristige angeht, kann man argumentieren, daß es seit, sagen wir, ungefähr 1970 - der Zeit des Vietnam-Protests, von Woodstock, des Musicals Hair, der Hippies - eine zunehmende Spaltung der amerikanischen Gesellschaft gibt, wie sie vielleicht in Easy Rider (1969) am besten dargestellt wird.

Seither haben sich die Mehrheitsverhältnisse verschoben und verschieben sie sich weiter - durch Generationswechsel, durch Einwanderung. Derjenige Teil der US-Gesellschaft, der in Easy Rider von den rednecks repräsentiert (eher in ihnen karikiert) wird, ist im Rückzug begriffen; die easy riders, das bunte linke Spektrum sind im Vormarsch.

Pointiert gesagt: Die Minderheiten sind im Begriff, die Mehrheit zu werden; sind es vielleicht schon.



Das ist wie eine tektonische Verschiebung. Manchmal entladen sich solche Verschiebungen in Erdbeben. Das sind dann die Phasen, wo die Spaltung virulent wird.

Das war so in den letzten Jahren Bushs, als die Stimmung wieder ähnlich wurde wie Anfang der siebziger Jahre - damals wegen des Vietnam-, jetzt wegen des Irakkriegs.

Und das ist jetzt wieder so unter Obama. Er - der Linke, der Schwarze, der Sohn eines (vorübergehenden) Einwanderers - verkörpert dieses andere, neue Amerika. Er verkörpert es auf eine für die traditionellen USA provokante Weise, indem er - Obamacare, Etatismus in der Wirtschaftspolitik - ostentativ das Land umkrempeln, es sozialdemokratisieren will.

Dagegen richtet sich die Ablehnung der Konservativen. Sie wollen - ich habe das schon in ZR geschrieben - nicht "zurück"; sie wollen nur ihr Amerika vor dieser Umgestaltung bewahren. Einer Umgestaltung, die in ihren Augen dem Land seinen Charakter nehmen würde.



Ich vermute, daß sie damit Recht haben. Die Stärke der USA war immer die Freiheit und Initiative des Einzelnen; die Freiwilligkeit statt staatlichen Zwangs; der Wettbewerb statt einer Bürokratisierung, wie sie Obamacare bringen soll.

Wenn die USA sozialdemokratisiert werden sollten, dann werden sie nicht das bessere Europa sein, sondern ein schlechter Abklatsch Europas; ihrer Stärken beraubt und vielleicht damit zum Niedergang verurteilt.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.01.2012 03:57
#16 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von Zettel
Morgen finden in South Carolina die Vorwahlen statt, am 31. Januar dann in Florida.

Sie finden in South Carolina erst am kommenden Samstag statt; da hatte ich mich geirrt. Das ist jetzt in dem Artikel korrigiert.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2012 12:30
#17 Und schon wieder "strauchelt" Mitt Romney ;-) Antworten

"Spiegel-Online" desinformiert munter weiter über den Vorwahlkampf in den USA.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2012 16:34
#18 Perry gibt auf Antworten

Zitat von Zettel
"Spiegel-Online" desinformiert munter weiter über den Vorwahlkampf in den USA.

Eben habe ich von der New York Times eine Eilmeldung bekommen, wonach Perry sich zum Ausscheiden entschlossen hat.

Er lag in South Carolina zuletzt bei ungefähr 5 Prozent. Diese Stimmen dürften jetzt überwiegend Santorum zugute kommen, der zuletzt mit 13 Prozent knapp hinter Ron Paul (15 Prozent) lag und nun Chancen hat, Dritter zu werden.

Romney - Gingrich - Paul - Santorum. Es zeichnet sich immer mehr ab, daß dies die verbliebenen Kandidaten für die kommenden Vorwahlen sein werden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2012 17:22
#19 RE: Perry gibt auf Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Zettel
"Spiegel-Online" desinformiert munter weiter über den Vorwahlkampf in den USA.

Eben habe ich von der New York Times eine Eilmeldung bekommen, wonach Perry sich zum Ausscheiden entschlossen hat.

Er lag in South Carolina zuletzt bei ungefähr 5 Prozent. Diese Stimmen dürften jetzt überwiegend Santorum zugute kommen, der zuletzt mit 13 Prozent knapp hinter Ron Paul (15 Prozent) lag und nun Chancen hat, Dritter zu werden.


Gut eine Stunden nach dem Bekanntwerden dieser Nachricht lieferte Nate Silver bereits seine Analyse.

Er bezieht sich auf Umfragedaten darüber, wer Perry-Wähler in früheren Umfragen als ihre zweite Präferenz nannten. Überraschenderweise lagen dabei Santorum und Romney (je 20 Prozent) und Gingrich (22 Prozent) gleichauf; die anderen machten keine Angabe oder nannten einen anderen Kandidaten.

Offenbar sind also die Überlegungen der Wähler komplexer als nach der Art: "Ich war für den Erzkonservativen Perry; wenn der ausscheidet, dann nehme ich den verbleibenden Erzkonservativen Santorum".



Gingrich scheint in den letzten Tagen laut Silver tatsächlich im Aufwind zu sein; aber zumindest teils auf Kosten von Perry. Dieser empfiehlt jetzt seinen Anhängern, Gingrich zu wählen - was diesem ein paar Prozentpunkte zusätzlich bringen könnte.

Derzeit sieht Silver Romney bei 35 und Gingrich bei 29,5 Prozent. Gingrich hat jetzt das berühmte momentum. Es könnte also tatsächlich am Samstag noch spannend werden.

Wenn auch nicht, wie "Spiegel-Online" phantasiert, weil Romney exakt soviel Steuern zahlt, wie das die Steuergesetze vorsehen.

Thomas S. Offline



Beiträge: 20

19.01.2012 19:21
#20 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Wie Weekly Standard zu entnehmen ist (http://www.weeklystandard.com/blogs/ging...ina_617228.html), hat sich anscheinend doch nochmal etwas getan. demnach liegt Rommney jetzt 3 Punkte hinter Gingrich.

Ausserdem hat die Nachzaehlung in Iowa Santorum zum Sieger gemacht. ich stimme dem dazugehoerigen Artikel auf Commentary (http://www.commentarymagazine.com/2012/0...y-in-iowa-vote/) zu und denke das dies zwar an der tatsache das Romney derzeit aussichtsreichester kandidat ist nichts aendert, jedoch koennet das angesprochenen "momentum" bei einer Niederlage in South Carolina schnell verblassen...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2012 20:10
#21 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat von Thomas S.
Wie Weekly Standard zu entnehmen ist (http://www.weeklystandard.com/blogs/ging...ina_617228.html), hat sich anscheinend doch nochmal etwas getan. demnach liegt Rommney jetzt 3 Punkte hinter Gingrich.

Vielen Dank für diesen Hinweis! Ja, es scheint sich tatsächlich etwas zu bewegen. Inzwischen liegen drei Umfragen von gestern vor (Rasmussen, die von Ihnen genannte und PPP (D)), die alle Gingrich vor Romney sehen. Es scheint ein last minute swing im Gang zu sein.

Nate Silver hat diese Daten inzwischen auch in sein Modell gefüttert und sieht Gingrich und Romney jetzt gleichauf bei je 34 Prozent. Danach hat also weniger Romney verloren als vielmehr Gingrich gewonnen; wohl doch hauptsächlich von den 5 Prozent, die jetzt von Perry freigeworden sind. Auch Santorum scheint an Gingrich Stimmen abzugeben.

Zitat von Thomas S.
Ausserdem hat die Nachzaehlung in Iowa Santorum zum Sieger gemacht. ich stimme dem dazugehoerigen Artikel auf Commentary (http://www.commentarymagazine.com/2012/0...y-in-iowa-vote/) zu und denke das dies zwar an der tatsache das Romney derzeit aussichtsreichester kandidat ist nichts aendert, jedoch koennet das angesprochenen "momentum" bei einer Niederlage in South Carolina schnell verblassen...

Ja, das ist möglich.

Zum einen, weil die Vorwahlen ja noch in einem frühen Stadium sind, in dem sich Meinungen noch leicht ändern können. Zweitens, weil eben dieses Jahr die Besonderheit besteht, daß viele Wähler mit keinem der Kandidaten wirklich glücklich sind.

Der ideale Gegenkandidat zu Obama müßte die Überzeugungsstärke von Santorum haben, die sympathische Persönlichkeit von Ron Paul, die eligibility von Romney und das taktische Geschick von Gingrich.

Herzlich, Zettel

PS: Willkommen im kleinen Zimmer!

Thomas S. Offline



Beiträge: 20

20.01.2012 11:42
#22 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Zitat
PS: Willkommen im kleinen Zimmer!



Herzlichsten Dank!


Ich frage mich in dem Zusammenhang auch wann denn die Spiegelautoren ihre Berichte schreiben, grad wenn ich den heutigen wieder lese (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,810266,00.html).

Abgesehen von der Bewertung, die Gingrich als den Sieger sieht (diskutabel!), steht da noch immer ein Romney der mit 7 Punkten vor Gingrich fuehrt...

Da fragt man sich doch (allerdings nicht erst seit heute) wie genau es die Spiegelautoren da nehmen...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2012 18:01
#23 RE: Und schon wieder "strauchelt" Mitt Romney ;-) Antworten

Zitat von Zettel
"Spiegel-Online" desinformiert munter weiter über den Vorwahlkampf in den USA.

Aber damit niemand denkt, man berichte immer nur negativ über den US-Vorwahlkampf - es geht auch anders.

C. Offline




Beiträge: 2.639

20.01.2012 20:22
#24 RE: Und schon wieder "strauchelt" Mitt Romney ;-) Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Zettel
"Spiegel-Online" desinformiert munter weiter über den Vorwahlkampf in den USA.

Aber damit niemand denkt, man berichte immer nur negativ über den US-Vorwahlkampf - es geht auch anders.




Kann Obama nicht auch das Amt des Bundespräsidenten Deutschlands übernehmen?

Zitat von Daily Mail
A $4 MILLION vacation: Separate flights, luxury hotels and plenty of golf... the price of Obama’s annual Hawaiian holiday soars
Obama's Air Force One flight estimated at $3,271,611



Read more: http://www.dailymail.co.uk/news/article-...l#ixzz1k1nQrNjw

http://iceagenow.info

Thomas S. Offline



Beiträge: 20

20.01.2012 23:47
#25 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 Antworten

Und es wird fuer Romney nicht besser. Jetzt scheint er auch national deutlich einzubuessen...zugunsten von Gingrich...

http://www.commentarymagazine.com/2012/0...up-romney-poll/

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