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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 37 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
DrNick Offline




Beiträge: 809

04.02.2012 10:22
Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Eigentlich sollte ich keine S.P.O.N.-Kolumnen mehr lesen. Wenn ich es doch tue, fühle mich schon fast gezwungen, einen kleinen Kommentar zu schreiben.

captndelta Offline




Beiträge: 69

04.02.2012 10:43
#2 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von DrNick
Eigentlich sollte ich keine S.P.O.N.-Kolumnen mehr lesen. Wenn ich es doch tue, fühle mich schon fast gezwungen, einen kleinen Kommentar zu schreiben.

Funny enough, beim Lesen des Dietz'schen Artikels kam mir der Gedanke das 'Der Spiegel' inzwischen der 'Schlecker' der deutschen Medienlandschaft ist...

neues-forum.info

Stitch Jones Offline




Beiträge: 86

04.02.2012 12:01
#3 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von DrNick
Eigentlich sollte ich keine S.P.O.N.-Kolumnen mehr lesen.



Ja, ich versuche auch, das weitestgehend zu vermeiden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2012 12:31
#4 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von DrNick
Eigentlich sollte ich keine S.P.O.N.-Kolumnen mehr lesen. Wenn ich es doch tue, fühle mich schon fast gezwungen, einen kleinen Kommentar zu schreiben.

Diese Kolumne von Diez ist wirklich ein Witz - wörtlich, denn als Satire auf Kapitalismus-Kritik wäre sie ja gar nicht so schlecht.

So, wie Diez den armen Schlecker-Kunden zeichnet, fragt man sich, warum in aller Welt dieser, sofern nicht Masochist, sich das denn überhaupt angetan hat, statt nebenan bei Rossmann zu kaufen.

Daß es nebenan einen Rossmann-Markt gibt, der anders funktioniert als Schlecker, das ist ja nun gerade der Unterschied zum Sozialismus, wo man nur zwischen der einen unfreundlichen Kaufhalle und der identischen anderen unfreundlichen Kaufhalle wählen konnte.



Daß Diez auf den Gedanken verfiel, das mit dem Thema "Kapitalismus" aufzumotzen, zeigt nur, wie schick im Augenblick dieses Herumhacken auf dem Kapitalismus ist. Das ist inzwischen wie das Schimpfen auf das Wetter oder auf die Regierung.

Alle haben ja auch was davon: Die Linken wittern Morgenluft, und die für die Schuldenkrise verantwortlichen Regierungen haben einen Sündenbock.



Aber das mal abgehakt - warum gibt es denn diese schlechte Behandlung des Kunden, die ja keine Fiktion von Diez ist?

Auch Aldi verzichtet auf das Waren-Band hinter der Kasse. Der Kunde soll dadurch veranlaßt werden, seine Waren schneller einzupacken. Denn diese Zeit, in der der Kunde die eingescannte Ware vom Band nimmt, ist ein Moment der Verlangsamung des ganzen Vorgangs, sozusagen das langsamste Schiff im Geleitzug. Es ist ein Teil der ausgetüftelten Optimierung bei Aldi.

Warum nimmt der Kunde das in Kauf? Der Grund liegt auf der Hand: Weil Geiz geil ist. Er will ein paar Kröten sparen, der Kunde, und dafür läßt er sich von Aldi und Schlecker und Liedl und Ryanair gern a bisserl dressieren.



Der Chef von Ryanair, O'Leary, hat das einmal in einem Interview ganz offen gesagt: Man möchte sich den idealen Kunden erziehen. Es soll zum Beispiel einer sein, der möglichst leichtes Gepäck mitnimmt, denn Gepäck befördern ist teuer für Ryanair. Also wird für Gepäck ein saftiger Aufpreis verlangt (ich konnte das gar nicht glauben, als ich vor ein paar Jahren mit Ryanair nach Montpellier geflogen bin - das war mehr als der ganze nackte Flugpreis!)

Aber niemand ist ja gezwungen, mit Ryanair zu fliegen. Ich hätte auch mit der Lufthansa nach Paris und von dort mit der Air France nach Montpellier fliegen können, für größenordnungsmäßig das Zehnfache und in einem vielfachen der Zeit. It was my free choice.



Aufregen sollten sich die Leute aus meiner Sicht nur dann - dann aber kräftig! - wenn sie von einem Monopolisten schlecht behandelt werden, also nicht die Wahl haben, dann eben zur Konkurrenz zu gehen. Also bei Behörden, der Deutschen Bahn usw.

Herzlich, Zettel

Rapsack Offline



Beiträge: 169

04.02.2012 13:51
#5 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Ich bitte für etwas mehr Verständnis für Herrn Diez und andere naive, die sich "links" sehen. Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Idee, als sogar auch China immer mehr sich dem Kapitalismus öffnete, schien ihre Vorstellungen von einer gerechten Gesellschaft für immer außer Reichweite.

Nach dem nun Schlecker, der den Prototyp des Turbokapitalisten darstellt, gescheitert ist, sowie der Kriese von 2008 und der heutigen, die beide ja eindeutiger Weise von den Schlimmen, den Kapitalismus in extrem Form praktizierenden Finazmärketen und deren unmoralischen Dirigenten, den Banken, verursacht wurde, ergibt sich endlich wieder die Gelegenheit sich mit ihren Vorstellungen ins Rampenlicht zu setzen.
Wenn man doch den klaren Blick eines moralisch gesunden Menschen hat, so muß man doch die Gelegenheit beim Schopfe packen und das böse Untier beim Namen nennen.

Wer wills ihnen verdenken.


Btw.:
Bei Schlecker zeichnet sich genau ein Problem eines Großunternehmens ab, dass von einem einzigen Patriarchen als Einzelkaufmann geführt wurde. Das hat nichts mit Kapitalismus zu tun, sondern wie Dr.Nick richtig feststellt mit Marktwirtschaft. Herr Schlecker hat dem Unternehmen eine Struktur gegeben, die ihn für einige Zeit sehr erfolgreich machte. Das Prinzip Aldi hat eine Zeit gut, sogar sehr gut funktioniert. Es scheint aber, das Herr Schlecker zu wenig offen war, um seine Geschäftsidee der Zeit und dem Markt soowie der Konkurrenz anzupassen. Es ist nicht selten das Schlicksal das ein Geschäftsman gerade wegen seiner Dickköpfigkeit und seinem absoluten Festhalten an einer Idee erfolgreich ist, aber gleichzeitig diese Chraktereigenschaft, die ihn erfolgreich machte, ihn auch wieder zu Fall bringt. Ich glaube genau dies ist bei Schlecker passiert.

Es sist sehr schade um Schlecker und sein Unternehmen, insbesondere da, auch wenn die Arbeitsverhältnissee als problematisch angesehen werden, er dennoch einer menge Leute "niedrig qualifizierte" Arbeit gab.

Ein weiterer Aspekt der Causa Schlecker, den Herr Diez in seiner unsäglichen Kolumne leider völlig außeracht lies, ist, daß gerade die Linken gerne diese Leute als die Reichen bezeichnen. Diese Unternehmer sind aber mit Haut und Haaren dem Unternehmen verbunden. Ihr Reichtum exsistiert nur auf dem Papier. Denn mag ein solches Unternehmen wie Schlecker auch eine Zeitlang als wertvoll angesehen werden, so sind dies doch nur Buchwerte. Solange das ganze Vermögen das Unternehmen ist, so ist man dennoch nicht reich, denn die Haftung im Falle einer Insolvenz erfasst das ganze Vermögen. Gerade Herr Schlecker hat soweit mir bekant ist zudem auch nicht auf großen Fuß gelebt.

Die Verbundenheit dieser Unternehmer und ihrer Familie mit dem Unternehmen unterscheidet diese im "Reichtum" von den hochbezahlten angestellten Vorstände und Geschäftführer anderer Unternehmen, die man vieleicht tatsächlich als die Reichen ansehen kann.

Anstatt den Kapitalismus zu bashen sollte Herr Diez sich mal Gedanken machen, wie wertvoll Unternehmer wie Herr Schlecker für eine Volkswirtschaft sind, die mit hohen peröhnlichen Einzatz und eingehen von extremen Risiken für das private Vermögen einer Menge Leute Lohn und Arbeit geben.

Gruß

Rapsack

C. Offline




Beiträge: 2.639

04.02.2012 14:14
#6 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von Zettel
Auch Aldi verzichtet auf das Waren-Band hinter der Kasse. Der Kunde soll dadurch veranlaßt werden, seine Waren schneller einzupacken. Denn diese Zeit, in der der Kunde die eingescannte Ware vom Band nimmt, ist ein Moment der Verlangsamung des ganzen Vorgangs, sozusagen das langsamste Schiff im Geleitzug. Es ist ein Teil der ausgetüftelten Optimierung bei Aldi. Warum nimmt der Kunde das in Kauf?



Es ist für die gemeine Kundin nicht von Nachteil, da sie ebenfalls ihre Einkaufsprozesse optimiert. Was geschieht wirklich?

Nach Befüllung des Einkauswagens wird von der routinierten Kundin ein Vorsortierungsprozess durchgeführt, der wahlweise den schon im vorletzten Angebot erworbenen Einkaufskorb berücksichtigt, bei größeren Einkäufen empfiehlt es sich zwei klein zusamenfaltbare Einkaufstaschen aus beständigem Nylon in der Handtasche mitzuführen. Es ist nicht geplant, direkt an der Kasse die Ware direkt in Korb und Taschen zu verpacken, sondern es erfolgt nach Einscannen der Ware eine vorläufige Endsortierung direkt wieder in den Einkauswagen, welche ein recht komplexer Vorgang beim gut gefüllten Wagen ist, da sowohl in Tüten und in Korb die unzerbrechlichen Waren zuerst eingefüllt werden sollten. Die Butter und die Eier ganz nach unten zu räumen und darauf den Champagner zu werfen, ist nicht hilfreich.

So kann zügig nach dem Zahlprozess an die Theke hinter der Kasse vorgerückt werden um den optimierten Endverstauungsprozess einzuleiten. Das ist für die Kundin weitaus einfacher als jetzt die Endverstauung an erweiterten Ablagefläche direkt an der Kasse durchzuführen, zumal diese niemals ausreichend wären, denn der Durchsatz ist auf Grund des schnellen Scanvorgangs der professionell ausgebideten Kassenfachkräfte einfach zu hoch. Einkaufskorb und -taschen kann ich dann zusammen mit sperrigen Waren wie Toilettenpapier und Windeln wieder in den Einkaufswagen räumen und diesen bis ans Auto schieben. Das ist doch ungemein praktisch, nicht nur für Aldi, sondern auch für die Kundin.

Zitat
Der Grund liegt auf der Hand: Weil Geiz geil ist. Er will ein paar Kröten sparen, der Kunde, und dafür läßt er sich von Aldi und Schlecker und Liedl und Ryanair gern a bisserl dressieren.



Wie oben erläutert, hat es bei ALDI wenig mit Geiz zu tun, bei Schlecker, Lidl kann ich nicht mitreden, ich muss ja dort nicht einkaufen, da ich genug Alternativen habe, wie du auch weiter unten ausführst und Ryanair? Keine Ahnung.
Auch der Einkauf sollte sorgfältig geplant werden, damit er zum Erlebnis wird. Ich finde es zum Beispiel ganz toll, dass ich bei der Ikea meine Ware selbst einscannen und gleich abbuchen lassen kann. Kundenfreundlicher geht es gar nicht.

http://iceagenow.info

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2012 14:34
#7 Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von C.
Nach Befüllung des Einkauswagens wird von der routinierten Kundin ein Vorsortierungsprozess durchgeführt, der wahlweise den schon im vorletzten Angebot erworbenen Einkaufskorb berücksichtigt, bei größeren Einkäufen empfiehlt es sich zwei klein zusamenfaltbare Einkaufstaschen aus beständigem Nylon in der Handtasche mitzuführen. Es ist nicht geplant, direkt an der Kasse die Ware direkt in Korb und Taschen zu verpacken, sondern es erfolgt nach Einscannen der Ware eine vorläufige Endsortierung direkt wieder in den Einkauswagen, welche ein recht komplexer Vorgang beim gut gefüllten Wagen ist, da sowohl in Tüten und in Korb die unzerbrechlichen Waren zuerst eingefüllt werden sollten. Die Butter und die Eier ganz nach unten zu räumen und darauf den Champagner zu werfen, ist nicht hilfreich.

So kann zügig nach dem Zahlprozess an die Theke hinter der Kasse vorgerückt werden um den optimierten Endverstauungsprozess einzuleiten. Das ist für die Kundin weitaus einfacher als jetzt die Endverstauung an erweiterten Ablagefläche direkt an der Kasse durchzuführen, zumal diese niemals ausreichend wären, denn der Durchsatz ist auf Grund des schnellen Scanvorgangs der professionell ausgebideten Kassenfachkräfte einfach zu hoch. Einkaufskorb und -taschen kann ich dann zusammen mit sperrigen Waren wie Toilettenpapier und Windeln wieder in den Einkaufswagen räumen und diesen bis ans Auto schieben. Das ist doch ungemein praktisch, nicht nur für Aldi, sondern auch für die Kundin.

Für die Kundin, dear C., für die Kundin.

Bei dem Kunden Zettel läuft das so ab:

Ich sehe mit wachsender Besorgnis, wie die Kassiererin das Gekaufte schneller einscannt und auf die kleine Fläche türmt, als ich es auch nur wahllos in den nach vorn geschobenen und umgedrehten Einkaufswagen zurückwerfen kann. Jetzt fängt sie schon an, das eine oder andere Teil irgendwo neben der kleinen Fläche abzulegen, wo gerade Platz ist. Ich sehe ihren strafenden Blick, denke auch an die arbeitenden Menschen in der Schlange, die nach Hause wollen und die ich mit meinem Ungeschick daran hindere.

Ich muß ja auch noch meinen Geldbeutel herausfingern, um zu bezahlen. Während ich nach der Bankkarte grapsche und vesehentlich auch die Kreditkarte und die Bahncard herausziehe, die zu Boden fallen, hat die mitleidige Türkin bereits damit begonnen, selbst die verbliebenen Waren in meinen Einkaufswagen zu befördern.

Im Blick freilich wenig Mitleid, eher die unausgesprochene Frage: Warum überläßt der Mann das Einkaufen nicht seiner Frau?

Herzlich, Zettel

Hausmann Offline



Beiträge: 710

04.02.2012 15:10
#8 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Guten Tag!

Türkinnen haben wir in der Ostprovinz noch nicht so häufig; eher freundliche und flinke Russinnen. Im übrigen bewundere ich diese mäßig bezahlten Leute. Wer Multitasking sehen will, braucht nur zuzugucken: quengelnde Gören, meckernde, gelegentlich stinkende Kunden aus mindestens drei Himmelsrichtungen, Waren- und Preisprobleme - und immer ruhig & freundlich bei v > c. (Im übrigen geht meine Band-Logistik ähnlich; es wird nach abnehmender Fallhöhe sortiert.:) mfG

DrNick Offline




Beiträge: 809

04.02.2012 15:57
#9 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von Zettel
Warum nimmt der Kunde das in Kauf? Der Grund liegt auf der Hand: Weil Geiz geil ist. Er will ein paar Kröten sparen, der Kunde, und dafür läßt er sich von Aldi und Schlecker und Liedl und Ryanair gern a bisserl dressieren.



Da möchte ich doch mal, lieber Zettel, meine persönliche Einschätzung loswerden. Ich käme nie auf den Gedanken, Aldi und Schlecker in einem Atemzug zu nennen, weil ich erstens fundamentale Unterschiede im Konzept sehe (Aldi setzt fast ausschließlich auf Eigenmarken, Schlecker verkauft als Discounter normale Marken-Produkte) und weil ich zweitens regelmäßig zu Aldi, aber fast nie zu Schlecker gehe.

Warum ist das so? Ich bekomme bei Aldi ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis und nehme dafür die etwas spartanische Einrichtung in Kauf (aus meiner Sicht die einzige Parallele zu Schlecker). Bei Schlecker habe ich demgegenüber kleine, unmoderne Läden mit einem entsprechend kleinen Sortiment, von dem ich die Markenprodukte ebenso günstig bei dm bekomme.

Das mag regional unterschiedlich sein, aber hier in der Gegend ist Schlecker (ähnlich wie die ehemaligen Plus-Filialen, die jetzt "Netto" heißen) ein Laden, in den man nur geht, wenn man gerade vorbeikommt und noch eine Kleinigkeit vergessen hat. Und das ist seit Jahren so: Ich habe praktisch nie eine Schlecker-Filiale gesehen, in der mehr als drei Kunden gleichzeitig waren.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

04.02.2012 16:41
#10 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von Dietz
Dass der Kapitalismus ein soziales Gängelungssystem ist, war bei Schlecker deutlicher zu erkennen als fast irgendwo sonst. Das Avantgardistische daran war, dass sie nicht nur ihre Mitarbeiter schlecht behandelten, sondern die Kunden gleich mit. Das eine ist eine Lehre aus den Anfängen des Kapitalismus, Stichwort Manchester, das andere ist eine Foltermethode aus der Endzeit des Kapitalismus, Stichwort Wall Street.



Man darf nicht den Fehler machen und unterstellen, dass Leute, nur weil sie Literaturkritiker sind oder sich gehoben ausdrücken können, auch analytisch denken können. Offenkundig hatte der Autor keine Definition von Kapitalismus im Hinterkopf als er diese Zeilen schrieb. Da ist Kapitalismus einfach nunr ein Synonym für "etwas schlechtes, das irgendwie mit Wirtschaft zu tun hat".

Ist auch kein Wunder, wenn man sich "Definitionen" anschaut, mit denen etwa Soziologen arbeiten. Da findet sich kein einfacher Satz, sondern da wimmelt es nur so von Verweise a la "mit Berücksichtung" "im Hinblick auf" mit denen bereits innerhalb der Definitionen Wirkungen und Wertungen vorweggenommen werden. "Globalisierung" ist da nict etwa bloß zunehmende weltweite Vernetzung, nein, in vielen Definitionen beinhaltet die Definition bereits die "mit ihr eihergehende Ungleichheit" oder ähnliches.

C. Offline




Beiträge: 2.639

04.02.2012 18:40
#11 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Zettel
Bei dem Kunden Zettel läuft das so ab: Ich sehe mit wachsender Besorgnis, wie die Kassiererin das Gekaufte schneller einscannt und auf die kleine Fläche türmt, als ich es auch nur wahllos in den nach vorn geschobenen und umgedrehten Einkaufswagen zurückwerfen kann. Jetzt fängt sie schon an, das eine oder andere Teil irgendwo neben der kleinen Fläche abzulegen, wo gerade Platz ist. Ich sehe ihren strafenden Blick, denke auch an die arbeitenden Menschen in der Schlange, die nach Hause wollen und die ich mit meinem Ungeschick daran hindere. Ich muß ja auch noch meinen Geldbeutel herausfingern, um zu bezahlen. Während ich nach der Bankkarte grapsche und vesehentlich auch die Kreditkarte und die Bahncard herausziehe, die zu Boden fallen, hat die mitleidige Türkin bereits damit begonnen, selbst die verbliebenen Waren in meinen Einkaufswagen zu befördern. Im Blick freilich wenig Mitleid, eher die unausgesprochene Frage: Warum überläßt der Mann das Einkaufen nicht seiner Frau? Herzlich, Zettel



Ich erkenne die Marktlücke, es braucht den Aldi-Coach oder Du gehst zusammen mit Deiner Frau einkaufen. Während sie die Ware entgegennimmt, kannst Du Dich schon einmal mental darauf vorbereiten, die Bankkarte richtig in den Kartenleser einzuschieben und die Geheimzahl aus dem Gedächtnis abzurufen. Barzahlung erspart übrigens viel Stress, solange Du nicht versuchst passend zu bezahlen, sondern einen möglich großen Schein der Fachkraft entgegenhältst, sie hat das Wechselgeld bereits vorbereitet. Niemand erzeugt größeren Unmut als der Passendzahler, der nach zwei Minuten Imgeldbeutelherumkramen merkt, dass ihm doch zwei Cent fehlen und er den schönen Schein anbrechen muss.

Was soll aber ein Warenband hinter der Kasse nutzen, dadurch geht es ja auch nicht schneller, auch wenn mehrere Fächer vorhanden sind. Denn Du bist ja nicht alleine, sondern es gibt ja auch noch andere die planlos zum Aldi gehen. Ein kleiner Tipp für den Anfang, mache größere Lücken zwischen verschiedenen Waren auf dem Band und unterbreche den Ablauf mit gelegentlich eingestreuten Knäuls unterschiedlich bepreister Kleinwaren die erst einmal auseinadergefuddelt werden müssen. Das bringt wertvolle Sekunden. Ansonsten empfehle ich den Wochenmarkt, der der Gipfel des Kapitalismus ist, aber dafür bekommst Du auf Wunsch alles in die Tüte gepackt. Entschleunigtes Einkaufen.

http://iceagenow.info

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

04.02.2012 19:02
#12 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von dirk
Man darf nicht den Fehler machen und unterstellen, dass Leute, nur weil sie Literaturkritiker sind oder sich gehoben ausdrücken können, auch analytisch denken können. Offenkundig hatte der Autor keine Definition von Kapitalismus im Hinterkopf als er diese Zeilen schrieb. Da ist Kapitalismus einfach nunr ein Synonym für "etwas schlechtes, das irgendwie mit Wirtschaft zu tun hat".


Jupp, genau so. Da hat er erstmal Kafka ins Feld geführt und den weiten Ausschwung zum Theater, dem dramatischen, geschafft. Puh! Der Anfang sitzt schon ganz gut für so einen

Zitat von frei nach Ulf Poschardt
Herdenführer der Kulturkritik, der [nur] sporadisch in den Wirtschaftsteil äugt (...).

Jetzt noch zeigen, dass einem Foucault selbstverständlich geläufig, und der Marx nie weit weg ist. Kurz noch auf Dante verwiesen um wieder auf Kafka zurückzukommen - feddisch is der Feuilleton-Loop.

Zur "Endzeit des Kapitalismus" hingegen genügt ihm ein "Stichwort: Wall Street" - damit ist schon alles gesagt was er zu wissen meint.

Abseits seines kulturkritischen Gemurmels erfährt man über Diez persönlich vor allem, dass er irgendwie eine ganz arme Wurst ist. Er muss bei Schlecker und Netto einkaufen, wo er doch so gepeinigt wird (zahlt der Spiegel so wenig?). Alles geht zu schnell für ihn, er ist permanent überfordert. Das Laufband zu kurz oder nicht vorhanden, die Warenstapelfläche seiner Betulichkeit nicht angemessen. AAHH! schreit es da aus ihm raus, die Schlagzahl der nicht akademisch gebildeten Kassiererinnen lässt ihn sich, wegen seiner einpacklogistischen Planlosigkeit, wie ein Verlierer fühlen. Sprichwörtlich und nonverbal zur Schnecke gemacht von der Menschmaschine am Flaschenhals des Marktausgangs.

Das scheint auch seine Außenwirkung zu beeinflussen, denn Erlebnisse wie dieses:

Zitat von Diez
...was dazu führt, dass ich mich, wenn ich mal da bin, immer mit der Verkäuferin streite, weil sich natürlich die Ware staut, wie sollte es auch anders sein?! (Hinzu kommt aber noch, dass diese Verkäuferin auch noch versucht, meine kleine Tochter zu erziehen, und sie anschnauzt, sie solle gefälligst die Hand vor den Mund halten...

... hatte ich z.B. noch nie. Wer seinem (ihm hier dienenden) Gegenüber gegenüber freundlich und höflich auftritt, Blickkontakt aufnimmt und ein Lächeln schenkt, den erwartet wohl kaum Streit. Da scheint einer, dem es selbst an sozialem Wohlverhalten mangelt, sich von vermeintlich unter ihm Stehenden ungerecht behandelt zu fühlen.

Und der finstere Monopolist AOL (das gibts noch???) ist auch noch gemein zu ihm! Der arme, arme Georg - ihn sollte mal jemand ganz doll drücken und ihm liebevoll das Haar strubbeln. "Ach Kleiner weine doch nicht. Wenn du mal groß bist, dann kannst du das auch alles - so wie alle anderen."

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"Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2012 19:36
#13 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von dirk
Man darf nicht den Fehler machen und unterstellen, dass Leute, nur weil sie Literaturkritiker sind oder sich gehoben ausdrücken können, auch analytisch denken können. Offenkundig hatte der Autor keine Definition von Kapitalismus im Hinterkopf als er diese Zeilen schrieb. Da ist Kapitalismus einfach nunr ein Synonym für "etwas schlechtes, das irgendwie mit Wirtschaft zu tun hat".

Volle Zustimmung.

Es ist ja interessant, daß diejenigen, die sich jetzt in Kapitalismuskritik versuchen, überwiegend in den Feuilletons beheimatet sind (Diez ist Autor im Kulturressort des "Spiegel", Schümer im Feuilleton der FAZ) oder gleich selbst Schriftsteller sind, wie Ingo Schulze.

Zitat von dirk
Ist auch kein Wunder, wenn man sich "Definitionen" anschaut, mit denen etwa Soziologen arbeiten. Da findet sich kein einfacher Satz, sondern da wimmelt es nur so von Verweise a la "mit Berücksichtung" "im Hinblick auf" mit denen bereits innerhalb der Definitionen Wirkungen und Wertungen vorweggenommen werden. "Globalisierung" ist da nict etwa bloß zunehmende weltweite Vernetzung, nein, in vielen Definitionen beinhaltet die Definition bereits die "mit ihr eihergehende Ungleichheit" oder ähnliches.

Das ist eben Parteilichkeit. Unter den Sozialwissenschaftler dürfte nur eine Minderheit überhaupt der Feststellung zustimmen, daß Wissenschaft wertfrei forschen und Aussagen anstreben muß, die objektiv richtig sind.

Herzlich, Zettel

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2012 19:41
#14 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Vielleicht mal ein Argument für Herrn Dietz oder eine vielleicht aufklärende Beobachtung. Hier bei Zettel wird Kapitalismus als das gesamte Marktsystem und die Theorie dahinter verstanden. Es gibt aber noch eine weitere Bedeutung und ich schätze, dass der Spiegelautor dieser anhängt. Kapitalismus als Unternehmensführungsmethode, die im übrigen von martkliberalen Wirtschaftsvertretern oft propagiert wird. Dazu gehören: gnadenlose Optimierung, Mitarbeiter und Umwelt als zu bekämpfender Feind, Gewinn über jegliches Gewissen, kurzfristige Optimierung mit dem Nebeneffekt langfristiger Zerstörung, Löhne und Arbeitnehmerrechte sind Standortschädigung und darum bekämpfen wir dies mit auch illegalen Mitteln, auf dass es uns Gewinn bringt und niemand merkt, der Kunde hat uns Geld zu geben und sonst nichts zu wollen und erst recht nicht geschützt zu werden gegen unsere Willkür... Aus all dem wird ein oft in verschieden extremen Ausprägungen propagiertes Konzept, welches im Falle Schlecker auch angewandt wurde und das Unternehmen nun in den Ruin geführt hat.

Ergo, das System "Kapitalismus" mit dem Markt als Vollstrecker bringt also die Unternehmensführungsmethode "Kapitalismus" zur Strecke.

Edit: Grammtikkorrektur

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2012 19:54
#15 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von Blub
Vielleicht mal ein Argument für Herrn Dietz oder eine vielleicht aufklärende Beobachtung. Hier bei Zettel wird Kapitalismus als das gesamte Marktsystem und die Theorie dahinter verstanden. Es gibt aber noch eine weitere Bedeutung und ich schätze, dass der Spiegelautor dieser anhängt.

Kapitalismus als Unternehmensführungsmethode, die im übrigen von martkliberalen Wirtschaftsvertretern oft propagiert wird. Dazu gehören: gnadenlose Optimierung, Mitarbeiter und Umwelt als zu bekämpfender Feind, Gewinn über jegliches Gewissen, kurzfristige Optimierung mit dem Nebeneffekt langfristiger Zerstörung, Löhne und Arbeitnehmerrechte sind Standortschädigung und darum bekämpfen wir dies mit auch illegalen Mitteln, auf dass es uns Gewinn bringt und niemand merkt, der Kunde hat uns Geld zu geben und sonst nichts zu wollen und erst recht nicht geschützt zu werden gegen unsere Willkür...

Mich würde interessieren, lieber Blub, welche "marktliberalen Wirtschaftsvertreter" Sie im Auge haben, die so etwas propagieren.

Mir klingt das, nehmen Sie es mir nicht übel, eher wie eine Beschreibung der Geschäftsmethoden der Mafia als wie eine realistische Charakterisierung selbst von Firmen wie Schlecker (die jetzt dran hin als Illustration für diese Karikatur; früher war es mal McDonalds).

Welcher Unternehmer sieht denn seine Mitarbeiter als einen "zu bekämpfenden Feind"? Welcher setzt denn Gewinn über jegliches Gewissen?

Ich glaube, solche Kennzeichnungen, wie Sie sie darlegen, kommen von denen, die den Kapitalismus als den "zu bekämpfenden Feind" sehen und ergo solche Zerrbilder unter die Leute zu bringen versuchen.

Und nebenbei, lieber Blub: Ein solcher gnadenloser Umgang mit anderen Menschen dürfte im Feudalismus und im Sozialismus erheblicher weiter verbreitet gewesen sein und sein als im Kapitalismus.

Herzlich, Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

04.02.2012 20:08
#16 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Blub
Vielleicht mal ein Argument für Herrn Dietz oder eine vielleicht aufklärende Beobachtung. Hier bei Zettel wird Kapitalismus als das gesamte Marktsystem und die Theorie dahinter verstanden. Es gibt aber noch eine weitere Bedeutung und ich schätze, dass der Spiegelautor dieser anhängt. Kapitalismus als Unternehmensführungsmethode, die im übrigen von martkliberalen Wirtschaftsvertretern oft propagiert wird. Dazu gehören: gnadenlose Optimierung, Mitarbeiter und Umwelt als zu bekämpfender Feind, Gewinn über jegliches Gewissen, kurzfristige Optimierung mit dem Nebeneffekt langfristiger Zerstörung, Löhne und Arbeitnehmerrechte sind Standortschädigung und darum bekämpfen wir dies mit auch illegalen Mitteln, auf dass es uns Gewinn bringt und niemand merkt, der Kunde hat uns Geld zu geben und sonst nichts zu wollen und erst recht nicht geschützt werden gegen unsere Willkür... Aus all dem wird ein oft in verschieden extremen Ausprägungen propagiertes Konzept, welches im Falle Schlecker auch angewandt wurde und das Unternehmen nun in den Ruin geführt hat.

Ergo, das System "Kapitalismus" mit dem Markt als Vollstrecker bringt also die Unternehmensführungsmethode "Kapitalismus" zur Strecke.

Edit: Grammtikkorrektur


Eine andere Beobachtung ohne aufklärerischen Anspruch:
Hört sich nach einem Gewerkschaftsstatement an. Einer der die kalte Schulter gezeigt wurde in dem das Management versucht hat die Bildung von Betriebsräten zu verhindern und die als Antwort Filialen belagert hat so dass keine Kunden ohne Gewaltanwendung in die Läden kamen und darüber hinaus eine regelrechte Kampagne gegen die Firma geführt hat.
Schlecker hätte wohl auch ohne "Managementfehler" wenig Chancen gehabt gegen die Macht einer Monopolgewerkschaft.

Viele Grüße, Erling Plaethe

C. Offline




Beiträge: 2.639

04.02.2012 20:11
#17 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von Blub
Ergo, das System "Kapitalismus" mit dem Markt als Vollstrecker bringt also die Unternehmensführungsmethode "Kapitalismus" zur Strecke.



Ergo, der Markt ist immer Feind des Schlechteren.

http://iceagenow.info

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

04.02.2012 20:13
#18 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Zettel
Bei dem Kunden Zettel läuft das so ab:


Lol, Kunde Zettel vor mir würde mich wahrscheinlich wahnsinnig machen.

Aber damit sie mir und anderen in Zukunft solch Ungemach ersparen, und auch um ihnen selbst das Einkaufen angenehmer zu machen, hier Calimeros Tipps für das zügige Passieren des Supermarkt-Kassenbereichs:

1. Auswahl der Kasse: Nicht auf den Füllstand der Einkaufswagen vor einem achten, sondern auf Anzahl und Erscheinung der Anstehenden. Der Kunde kostet Zeit, nicht die Menge der Waren! (Ausnahme: Mehrere Getränkekisten mit verschiedenen Flaschen.)
Zu meiden sind ältere Mitbürger ('tschuldigung lieber Zettel) - die sind extrem langsam in allem. Wenn da noch fürs passende Zahlen die Lesebrille gesucht werden muss - gute Nacht!
Auch gefährlich: Kleine Gruppen von Heranwachsenden, bei denen jeder ein Getränk oder was zu Knabbern in Händen hält. Da wird das Taschengeld centweise hervorgekramt, oder man muss sich noch untereinander was borgen.
Fifty-Fifty-Chance bei dynamischen Twens bis Mittdreißigern mit wenig Waren. Die zahlen auch gern geringste Einkaufsmengen umständlich und zeitraubend mit Karte.

Ideal: Mittelalte Damen nebst Ehemann, die schon in der Warteschlange ihr Portemonnaie in Händen halten. Großvolumige Einkaufstaschen am oder unter dem Wagen deuten auf Einkaufsroutine hin, können aber zur Produktionsbremse werden, wenn versucht wird wirklich alles von der Kasse aus einzusortieren.

2. Vor der Kasse: Sofort bei frei werdendem Platz mit der Bestückung des Laufbands/der Kassenvorfläche beginnen. Schweres und Sperriges zuerst, dann Mittelempfindliches und Kleinigkeiten. Sehr gut sind Zwischenfüller (Wurst, Käse, Tütchen, kleine Dosen) abwechselnd mit größeren Einheiten (Gläser, Dosen, Schachteln) - das hilft später beim Einpacken. Zuletzt leichte und großvolumige Sachen wie Chipstüten, Toilettenpapier etc. Die kann man auch direkt per Wurf in den Einkaufswagen befördern.
Ist das erledigt, folgt die Platzierung des Portemonnaies in bequemer Zugriffsposition. Kurzer Überschlag des Warenwertes und der vorhandenen Geldstückelung sind von Vorteil.

3. An der Kasse: Blickkontakt, Lächeln, freundlicher Gruß. Der Kontakt steht, man ist kein Störenfried mehr, sondern ein Partner mit dem man den nun folgenden Vorgang zum Wohle aller Beteiligten über die Bühne bringen wird.
Sofort danach wird der, nun bis auf die mitgeführte Tasche/Kiste leere, Einkaufswagen in den Bereich hinter der Kasse geschoben. Der Kunde platziert sich an der Längsseite des Wagens, wo er alle Bereiche desselben händisch erreichen kann. Mit den Scannen der ersten Artikel (unserer schweren) beginnt das Einsortieren in die möglichst weit öffnende Einkaufstasche. Die nachfolgenden Waren (die unempfindlichen kleinen bis mittelgroßen) finden ihren Platz zwischen und über den ersten.

Sollte die Schlagzahl der Kassiererin zu groß für die eigene Sortierkapazität werden, ist das Beladen der freien Wagenfläche angebracht. Auf die korrekte Reihenfolge muss hier nicht geachtet werden, da das finale Sortieren in einem ruhigeren Bereich erfolgen kann.
Auf die Nennung des zu zahlenden Betrages durch das Kassenpersonal ist sofort das bereitgehaltene Portemonnaie zu zücken, und ein angemessen gestückelter Betrag auszuhändigen. Ein bis drei Scheine sollten blind greifbar sein. Die Zeit, die die Kassiererin braucht um Wechselgeld und Kassenbon parat zu haben, nutzt man für das Wegräumen der letzten (der leichten) Artikel.
Das Wechselgeld wird nun entgegengenommen und ins noch offene Portemonnaie befördert. Die Fachkraft teilt hier schon selbst in Scheine und Münzen, so dass man beides nur noch in die entsprechenden Fächer gleiten lassen muss. Der Kassenbon dagegen kann fürs Erste lose auf die Waren geworfen werden, für das endgültige Sortieren und die Überprüfung ist im Nachkassenbereich noch genug Zeit.

"Auf Wiedersehen" ... Wagen weiterschieben ... Platz für den nächsten Kunden. Wenn das doch nur alle so halten würden.

Beste Grüße und good buy ... Ihr Calimero

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"Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2012 20:34
#19 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von C.
Barzahlung erspart übrigens viel Stress, solange Du nicht versuchst passend zu bezahlen, sondern einen möglich großen Schein der Fachkraft entgegenhältst, sie hat das Wechselgeld bereits vorbereitet. Niemand erzeugt größeren Unmut als der Passendzahler, der nach zwei Minuten Imgeldbeutelherumkramen merkt, dass ihm doch zwei Cent fehlen und er den schönen Schein anbrechen muss.

Wie wahr, dear C.!

Das Problem ist, daß der Scheinzahler ja irgendwann zum Passendzahler mutieren muß, will er nicht zu einem Horter von Münzen werden wie Dagobert Duck. Alles Bettlern schenken? Oder als Agnostiker mal in die Kirche, und rein in den Klingelbeutel?

Zitat von C.
Was soll aber ein Warenband hinter der Kasse nutzen, dadurch geht es ja auch nicht schneller, auch wenn mehrere Fächer vorhanden sind.

Dochdoch. Ich kann dann ja mein Fach schön gemütlich leeren, während die nächsten in der Schlange schon durch die Kasse gehen. Ideal sind drei Fächer. Dann kann ich im Prinzip an meinem Fach so lange murkeln, wie ich nun mal brauche, ohne den Ablauf zu stören. Die beiden anderen Fächer können ja abwechselnd von meinen Nachfolgern gefüllt werden.

Zitat von C.
Denn Du bist ja nicht alleine, sondern es gibt ja auch noch andere die planlos zum Aldi gehen. Ein kleiner Tipp für den Anfang, mache größere Lücken zwischen verschiedenen Waren auf dem Band und unterbreche den Ablauf mit gelegentlich eingestreuten Knäuls unterschiedlich bepreister Kleinwaren die erst einmal auseinadergefuddelt werden müssen. Das bringt wertvolle Sekunden.

Bei Aldi nur begrenzt möglich - diese Verkäuferinnen sind einfach zu gut.

Im Supermarkt kann man sich zu Pufferzwecken Waren aussuchen, die keinen Barcode tragen - irgendein Parmigiano Reggiano oder ein exotischer Import. Allerdings stört man damit u.U. massiv den sozialen Frieden, wenn die Verkäuferin nun zu telefonieren beginnt.

Zitat von C.
Ansonsten empfehle ich den Wochenmarkt, der der Gipfel des Kapitalismus ist, aber dafür bekommst Du auf Wunsch alles in die Tüte gepackt. Entschleunigtes Einkaufen.

Kommt bei mir nicht in Frage; wie jeder Thekenverkauf.

Ich habe keine Technik, zu wissen, wer dran ist. Sicherheitshalber vermeide ich jeden Kontakt mit der Verkäuferin, selbst ein Räuspern, solange ich die Vermutung habe, daß mindestens eine Kundin in der Traube stehen könnte, die vor mir dran ist; und die wie eine Furie auf mich losfährt, sollte sie ein Vordrängen erkennen.

Andererseits komme ich nie dran, wenn ich mich nicht irgendwann irgendwie bemerkbar mache. Also suche ich den Augenkontakt mit der Verkäuferin in der Hoffnung, sie hat ein déja-vu, weil ich ja eine Viertelstunde zuuvor auch schon an dieser Stelle stand, während das Publikum längst mehrfach wechselte.

Oder hatten die sich alle nur vorgedrängt? Kaum fasse ich mir nämlich ein Herz und äußere meinen Wunsch, da kommt garantiert eine Dame oder auch Frau auf mich losgefahren: "Sie, ich warte aber schon länger!!



Schon als Kind, als ich von der Großmutter in den kleinen "Kolonialwarenladen" Einkaufen geschickt wurde, habe ich das bewundert: Wie jede der einkaufenden Hausfrauen genau weiß, wer jeweils "dran" ist. Obwohl man eben in einer Traube steht und nicht einer Schlange.

Meine Gromutter hat mich dann aufgeklärt: Man kann sich nicht alle merken, die schon drin waren, als man reinkam. Man kann aber sich jeden neuen Kunden einprägen, der nach einem reinkommt (damals klingelte dann jedesmal die Ladentür). Dran ist man, wenn alle im Raum zu den Eingespeicherten gehören.

Dear C.: Meine lebenslange Überzeugung, daß Frauen, genetisch bedingt, Dinge perfekt können, die ein normaler Mann nie erlernen wird, entstand damals beim Einaufen beim Kolonialwarenhändler Thiel selig.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2012 21:08
#20 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Calimero
"Auf Wiedersehen" ... Wagen weiterschieben ... Platz für den nächsten Kunden. Wenn das doch nur alle so halten würden.

Beste Grüße und good buy ... Ihr Calimero

Ich bin beeindruckt, lieber Calimero. Da spürt man doch den Fachmann für Prozeßsteuerung.

Einige wichtige Parameter bei der Entscheidung für eine Kasse haben Sie allerdings vergessen:

--> Die Beurteilung der Verkäuferin. Sieht sie gestreßt aus? Ist ihr zuzutrauen, auch mit schwierigen Situationen zügig umzugehen? (Beispiel: Eine Kundin moniert, daß ein Schokoriegel doppelt gebongt worden sei; sie hat vergessen, daß sie zwei davon gekauft hat).

--> Die Zusammensetzung des Sortiments in den Einkaufswagen. Gerade hier macht der Anfänger leicht Fehler. Er hält einen Einkaufswagen, in dem ein 10-Kilo-Sack Hundefutter und zwei Paletten Biomilch ruhen, für ebenso voll wie einen, der mit Kleinstteiligem gefüllt ist.

--> Die unerbittliche Macht der Nornen. Denn auch wer alle diese Faktoren berücksichtigt und, mit dem richtigen Gewicht versehen, in sein Entscheidungsverhalten einbezieht, entgeht seinem Schicksal nicht: Vor ihm in der Schlange ereignet sich eine Havarie. Die Bankkarte eines Kunden erweist sich als gesperrt, und er hat nicht genügend Bargeld. Oder eine Reklamation, wie oben illustriert. Oder die Verkäuferin hat gerade Schichtende und macht erstmal ihren Abschluß.

Oder nachdem ich meine Waren auf das Band getürmt habe, sehe ich vor mir ein Schild, das ich leider übersehen hatte: "Kasse wird geschlossen. Bitte nicht mehr anstellen".

Herzlich, Zettel

Herr Offline




Beiträge: 406

05.02.2012 00:48
#21 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Zettel
Für die Kundin, dear C., für die Kundin.

Bei dem Kunden Zettel läuft das so ab: ...



Sie glauben gar nicht, wie ich es genieße, dass hierzulande die Kassiererin mich einfach fragen, ob ich eine bolsita haben möchte und mir gleich selber in unübertrefflicher Geschwindigkeit meine Waren darin verstauen. (Und wenn eine nicht reicht, dann sind es eben zwei oder drei bolsitas.)

Leider gibt es jetzt in manchen Supermärkten Ansätze, nur noch Kauftaschen anzubieten, was viele meiner Landsleute ausdrücklich begrüßen. – Die spinnen, die Deutschen!

Hausmann Offline



Beiträge: 710

05.02.2012 01:44
#22 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Guten Abend!

Zu den "Kassenerlebnissen" eine flüchtige DDR Erinnerung. In den kleinen, oft unsauberen Lädchen (Fleischer, Gemüse, Bäcker, Drogerie) waren Wartezeiten von 15 - 60 Minuten bis zur Theke normal, ohne daß man vorher das Sortiment einsehen konnte und Selbstbedienung / "Kaufhallen" eher selten. Es erforderte also telepathische Fähigkeiten, wenn man beispielsweise Rouladen vorfand und vielleicht sogar noch Speck, die dazu passenden Dinge anderwo zu erahnen. Ich hatte zur Ablenkung meist dickleibige Romane dabei; soviel wurde nie wieder gelesen. :) mfG

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

05.02.2012 10:35
#23 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Zettel
Das Problem ist, daß der Scheinzahler ja irgendwann zum Passendzahler mutieren muß, will er nicht zu einem Horter von Münzen werden wie Dagobert Duck. Alles Bettlern schenken? Oder als Agnostiker mal in die Kirche, und rein in den Klingelbeutel?


Zumindest dieses Teilproblem ist technisch gut lösbar, ich verwende dafür seit Jahren ein Geldfass, da schmeisse ich eigentlich alles Kleingeld rein, was so vom Tage übrig bleibt. Das Fass füllt sich im Laufe von 1-2 Jahren bis oben hin und hat in dieser Zeit gerne mal 200-300 Euro Füllstand erreicht. Dann geht das Fass zur Bank. Das entlastet mich, weil ich die Kohle nicht ständig mit mir rumschleppe, das ist ein Notgroschen, falls es doch mal knapp wird den Pizzamann zu bezahlen und für 200 Euro kann man sich auch was schönes kaufen.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

05.02.2012 11:44
#24 RE: Die "Endzeit des Kapitalismus" Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von dirk
Ist auch kein Wunder, wenn man sich "Definitionen" anschaut, mit denen etwa Soziologen arbeiten. Da findet sich kein einfacher Satz, sondern da wimmelt es nur so von Verweise a la "mit Berücksichtung" "im Hinblick auf" mit denen bereits innerhalb der Definitionen Wirkungen und Wertungen vorweggenommen werden. "Globalisierung" ist da nict etwa bloß zunehmende weltweite Vernetzung, nein, in vielen Definitionen beinhaltet die Definition bereits die "mit ihr eihergehende Ungleichheit" oder ähnliches.



Das ist eben Parteilichkeit. Unter den Sozialwissenschaftler dürfte nur eine Minderheit überhaupt der Feststellung zustimmen, daß Wissenschaft wertfrei forschen und Aussagen anstreben muß, die objektiv richtig sind.




Meinen Sie? Ich würde sagen, dass es sich um analytische Schwäche handelt. Bei Gelegenheit zitiere ich mal die Definitionen, die mir so in Hände fallen (am schlimmsten war mein altes Oberstufenschulbuch).

Das zweite Problem kommt dann noch hinzu. Sicher, wenn Einstein nach Alternativen zur Quantenmechanik sucht, weil er der Meinung ist "Gott würfelt nicht", dann kann ein Purist darin einen kulturellen Einfluss sehen. Aber das als Rechtfertigung zu nehmen, gar den Anspruch auf wertfreie Forschung aufzugeben, ist ein starkes Stück. Zumal die Kultur hier hoechstens etwas die Art und Weise wie geforscht wird beeinflusst, nicht aber die Forschungsergebnisse selbst. (Gerade bei Physikern ist es ja usus, zu untersuchen, welche Naturgesetze unter welchen Perspektivenwechseln und Interpretationsverschiebungen invariant bleiben.)

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

05.02.2012 12:07
#25 RE: Einkauf bei Aldi Antworten

Zitat von Zettel
Einige wichtige Parameter bei der Entscheidung für eine Kasse haben Sie allerdings vergessen:

Meiner Meinung nach fehlt noch der wichtigste aller Parameter beim Einkaufen.
Der Zeitpunkt an dem man einkaufen geht. Es ist ein kräftiger Unterschied ob man Samstags morgens zwischen Wochenendeinkäufern und Rentnern steht oder nach dem Mittagessen den Laden nahezu alleine für sich hat.

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