Zitat von PapppfaffeIch hatte mir immer vorgestellt, dass das mit der in Dänemark sehr betonten égalité zu tun hat, die die Dänen ja gerne, wie auch ihre Demokratie, auf die Wikingerzeit zurückführen.
Mich würde, lieber Papppfaffe, interessieren, ob das nur das Autostereotyp ist, oder ob es in Dänemark wirklich egalitärer zugeht als in Deutschland.
Ich kenne kein egalitäreres Land als Deutschland. Kein europäisches Land, in dem mit allen Menschen so respektvoll umgegangen wird wie in Deutschland, unabhängig von ihrem Platz in der sozialen Hierarchie. Wo die meisten Reichen nachgerade ängstlich bemüht sind, ihren Reichtum nicht zur Schau zu stellen. Ich kenne übrigens auch kein Land mit einer so freundlichen Polizei; in Frankreich zum Beispiel kann man da ganz andere Erfahrungen machen.
Skandinavien allerdings kenne ich nicht. Ist es da tatsächlich noch egalitärer?
Zitat von ZettelIch kenne übrigens auch kein Land mit einer so freundlichen Polizei; in Frankreich zum Beispiel kann man da ganz andere Erfahrungen machen.
Die besten Erfahrungen habe ich bislang in Flandern gemacht. Egal ob wir eine Autopanne hatten oder einfach nur nach dem Weg fragen mussten- die Polizisten dort haben sich immer ein Bein ausgerissen, um uns zu helfen. Zugegeben könnte diese große Hilfsbereitschaft auch mit dem Ausländer- oder Touristenbonus zu tun haben, den man möglicherweise genießt. Und natürlich habe ich die Polizisten dort abgesehen vom einleitenden "Pardon" nie mit irgendwas Französischem belästigt.
Was unsere deutsche Polizei betrifft... Na ja, die Beamten, die sie an die holländische Grenze schicken, um nach Drogen zu suchen, sind meistens nicht besonders freundlich. Ich trage allerdings auch wenig zu ihrer guten Laune bei, weil ich nie Drogen dabei habe und sie mich ohne Erfolgserlebnis irgendwann weiterfahren lassen müssen. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, je älter ich werde, desto freundlicher die Polizei.
Aber nur bis zur jugendlichen 40. Von da an geziemt sich schon eher ein respektvolles "Gevatter_In".
---------------------------------------------------- "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011
Zitat von GansguoterIn der Sprachgeschichte sind da immer wieder Verschiebungen zu beobachten
Vielen Dank für diese schöne Übersicht. Die m. E. zeigt, daß es hier letztlich um modische Trends geht. Keine dieser Varianten ist per se besser als die andere, auch bei der heutigen Diskussion Duzen vs. Siezen gilt eigentlich nur ein "bin ich so gewohnt" als Argument, ansonsten kann man es fast beliebig halten.
Differenzierungen nach Nähe / Rang / Alter werden auch unsere Altvorderen zu einer Zeit hinbekommen haben, als es nur das "Du" gab.
Zitat Adelung schreibt in der 2. Hälfte des 18. Jh.: "Du wird nur noch 1. gegen Gott, ... 4. in dem Tone der hochgebiethenden Herrschaft und tiefen Verachtung gebraucht.
Gegenüber Gott und bei tiefer Verachtung - interessante Kombination.
In Sachsen wird die Anrede "Sie" konsequent vermieden, es heisst immer: "Brauchen wir ne Quittung?" an der Kasse. Geht "wir" mal nicht, kommt immer "junger Mann" anstatt "Sie". Ich bin über 40.
Auf die Frage nach der Quittung verursacht folgende Antwort stets verwirrte Blicke: "Ich brauche die Quittung nicht, ob Sie eine brauchen, weiss ich nicht"
Zitat von Zettel -------------------------------------------------------------------------------- Und wie war das eigentlich in der DDR? Konnte man da "Genosse" sagen, oder ging das nur unter SEDlern? ________________________________________________________________________________
Note zum "Mutterland des Sozialismus": zu der neuen (jedenfalls der lieferbaren) Übersetzung von Bulgakovs "Der Meister und Margarita" merkt ein unwirscher Kommentator auf Amazon an, die Übertragung leide darunter, daß man sich da gewöhnlich mit "Herr" anrede, wo doch wohl "Genosse" gemeint sei. Ein Blick ins Original zeigt dann, daß an den entsprechenden Stellen eben doch die übliche Anrede "gospodin" steht; beim "towarischtsch" oder gar beim "grazhdanin" - "Bürger Ivan Nikolajewitsch" - hört man den entsprechenden Beiklang sehr deutlich (den so Angeredeten war dann aber nicht nach Lachen zumute); ansonsten gilt im Russischen Vorname + Patronym, ob nun mit Sie oder Du, das ist dem Übergang im Deutschen vergleichbar.
Zitat [Duzen] Gegenüber Gott und bei tiefer Verachtung - interessante Kombination.
Ja, wirklich seltsam. Und seltsamerweise ist das im modernen Englischen so ähnlich. Da werden grundsätzlich alle gesiezt ("you"), einzig Gott wird geduzt ("Thou").
Zitat Ich kenne kein egalitäreres Land als Deutschland. Kein europäisches Land, in dem mit allen Menschen so respektvoll umgegangen wird wie in Deutschland, unabhängig von ihrem Platz in der sozialen Hierarchie. Wo die meisten Reichen nachgerade ängstlich bemüht sind, ihren Reichtum nicht zur Schau zu stellen. Ich kenne übrigens auch kein Land mit einer so freundlichen Polizei;
Nach meiner Erfahrung ist der Umgang mit allen Gesellschaftsschichten in der Schweiz noch wesentlich höflicher und respektvoller als in Deutschland. Und es wird ganz extrem darauf geachtet, jede Art von Statusdünkel zu vermeiden. Das beginnt mit dem Verstecken seines Reichtums und geht weiter im bescheidenen Auftreten hoher Politiker und Manager. Ich bin z.B. in den späten 90ern beruflich recht oft mit einem frühen Zug von Zürich nach Bern gefahren und sah ein paar Mal im Abteil neben mir Moritz Leuenberger, seines Zeichens Schweizer Bundesminister und zeitweise Bundespräsident. Leuenberger war wohl ebenfalls auf dem Weg zur Arbeit und las im Zug brav seine Zeitung. Irgendeine Entourage oder gar Bodyguards waren nirgends zu sehen. (Während im Vergleich dazu in Deutschland ein einfacher Regierungspräsident sich eine solche Strecke selbstverständlich in der Limousine chauffieren lassen würde).
Zitat von ZettelIch kenne kein egalitäreres Land als Deutschland. Kein europäisches Land, in dem mit allen Menschen so respektvoll umgegangen wird wie in Deutschland, unabhängig von ihrem Platz in der sozialen Hierarchie. Wo die meisten Reichen nachgerade ängstlich bemüht sind, ihren Reichtum nicht zur Schau zu stellen. Ich kenne übrigens auch kein Land mit einer so freundlichen Polizei; in Frankreich zum Beispiel kann man da ganz andere Erfahrungen machen.
Das wundert mich, da Sie doch auch Erfahrungen in Holland haben; ich finde die Holländer deutlich egalitärer; und die Polizisten fahren Fahrrad und tragen Basecaps.
Ein anderes extrem egalitäres Land, das mir einfällt, ist Tschechien, da gibt es (geschichtlich gut begründbar) ein tief verwurzeltes Misstrauen gegen jede Art von Obrigkeit.
Zum Du-Sie-Thema antworte ich gleich separat, das juckt mich schon seit Tagen in den Fingern .
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Florian ________ Und seltsamerweise ist das im modernen Englischen so ähnlich. Da werden grundsätzlich alle gesiezt ("you"), einzig Gott wird geduzt ("Thou"). ________
Und selbst das wird nicht immer und überall so gehalten:
http://www.holybible.com/pdfs/thouoryou.pdf http://en.wikipedia.org/wiki/Thou "The Revised Standard Version of the Bible, which first appeared in 1946, retained the pronoun thou exclusively to address God, using you in other places. This was done to preserve the tone, at once intimate and reverent, that would be familiar to those who knew the King James Version and read the Psalms and similar text in devotional use.[21] The New American Standard Bible (1971) made the same decision, but the revision of 1995 (New American Standard Bible, Updated edition) reversed it. Similarly, the 1989 Revised English Bible dropped all forms of thou that had appeared in the earlier New English Bible (1970). The New Revised Standard Version (1989) omits thou entirely and claims that it is incongruous and contrary to the original intent of the use of thou in Bible translation to adopt a distinctive pronoun to address the Deity.[22] When referring to God, "thou" is often capitalized for clarity and reverence." Und zur Beseitigung letzter Klarheiten: http://en.wikipedia.org/wiki/T%E2%80%93V_distinction
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