Zitat von R.A.Im Prinzip könnte Merkel dann die Koalition aufkündigen. Aber sie wäre dann in derselben mißlichen Situation, wie ich sie neulich für die FDP beschrieben habe, wenn diese z. B. wegen einer Töpfer-Kandidatur öffentliches Schmollen zelebrieren würde: Das wäre öffentlich nicht vermittelbar. Eigentlich noch weniger begründbar als damals bei der FDP - denn die vielfältigen Verstöße der Union gegen den Koalitionsvertrag waren zumindestens für FDP-Anhänger ein Argument. Die BuPrä-Entscheidung ist dagegen überhaupt nicht durch irgendwelche Vereinbarungen geregelt. Und beim letzten Mal hat sich halt die Union durchgesetzt, und das ist im Wulff-Desaster geendet.
Wenn die FDP-Spitze hier hart bleibt, könnte dies eine deutliche politische Niederlage für Merkel werden. Hätte sie sich ja auch redlich verdient. Und vielleicht wäre das auch ein Lerneffekt für sie, die bürgerliche Koalition nicht nur als EInbahnstraße Richtung grün/schwarz zu fahren.
Ich bin sehr für Joachim Gauck, aber ich fürchte, dass er nach dieser Festlegung des FDP-Präsidiums keine Chance mehr haben wird. Die CDU verliert beim Bruch dieser Koalition viel weniger als die FDP. Angela Merkel wird niemals einen Bundespräsidenten akzeptieren, der im Volk viel beliebter ist als sie selbst und noch dazu sehr gut reden kann.
Zitat von ZettelNein, keiner von diesen beiden wird es werden - aber solche Kandidaten-Diskussionen haben ja immer auch den Aspekt, daß man sich klarer darüber wird, welche Eigenschaften eigentlich ein Bundespräsident haben sollte.
Zitat von stefanolixIch bin sehr für Joachim Gauck, aber ich fürchte, dass er nach dieser Festlegung des FDP-Präsidiums keine Chance mehr haben wird. Die CDU verliert beim Bruch dieser Koalition viel weniger als die FDP. Angela Merkel wird niemals einen Bundespräsidenten akzeptieren, der im Volk viel beliebter ist als sie selbst und noch dazu sehr gut reden kann.
Alle verlieren sie, alle! - wenn sie eine halbgewalkte, überparteiliche Kompromissleiche zum obersten Grüßonkel aufblasen. Das sollte den beteiligten Hinterzimmerkunglern bewusst sein. Angela Merkel hatte ihre Chance, und die ist uns gerade um die Ohren geflogen. Um mich mal selbst zu zitieren:
Zitat von CRNoch einen Präsidenten mit Spottnamenpotenzial oder erklärten Gegnern sollte uns die Politik besser nicht bieten. Sonst könnten sie den Job demnächst nämlich wirklich bei Ebay verticken - dann ist jeder Respekt verlorengegangen.
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Zitat von RaysonEs geht wohl eher in Richtung Wolfgang Huber. Mainstreamig, mainstreamiger, am mainstreamingsten.
Dann noch lieber Käßmann, das Original. Da weiß man, was man hat.
Lieber Zettel, das verstehe ich jetzt nicht so recht. Wolfgang Huber war, bevor er Bischof wurde, angesehener Theologieprofessor (Ethik), wenn auch etwas links-sozialstaatlich orientiert. Er hat als EKD-Ratsvorsitzender das Reformpapier "Kirche der Freiheit" angestoßen, in dem viel Vernünftiges steht. Er ist klug und reflektiert genug, um nicht billiges Gutmenschentum zu verkaufen. So gesehen ist er mir unter allen bisher genannten Kandidaten, abgesehen natürlich von Gauck, noch einer der liebsten. – Käßmann dagegen wäre entsetzlich!
Herzlichen Gruß Herr
Edit: Dass Sie, während ich diesen Beitrag geschrieben habe, schon eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Person Huber veröffentlichen würden, konnte ich nicht wissen.
Zitat von CalimeroAlle verlieren sie, alle! - wenn sie eine halbgewalkte, überparteiliche Kompromissleiche zum obersten Grüßonkel aufblasen. Das sollte den beteiligten Hinterzimmerkunglern bewusst sein. Angela Merkel hatte ihre Chance, und die ist uns gerade um die Ohren geflogen. (…)
Das sieht Angela Merkel aber vermutlich anders. Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass Angela Merkel auch ihre Qualitäten hat. Aber: Wer ihr einmal in die Quere gekommen ist, dem verzeiht sie nie. Joachim Gauck war bei der letzten Bundespräsidentenwahl der »Kandidat des Volkes«, er lag in allen Umfragen in Führung und er stand gegen den Kandidaten Angela Merkels. Tiefer kann man sie wohl nicht brüskieren …
Zitat von C.Könne die nicht mal für drei Stunden die Klappe halten?
Es ist mir vollkommen unveständlich, warum "Teilnehmerkreise" die Preseemeute andauernd mit ungelegte Eiern füttern müssen. Huber oder Töpfer bedeuten den Bruch mit der FDP. Das sind Kinderspielchen.
Du kannst davon ausgehen, daß diese Indiskretionen gezielt und mit der Chefin abgesprochen sind um die FDP unter Druck zu setzen. Das paßt genau zu Merkels bisherigem Vorgehen.
In einer normalen Koalition würde man sich nämlich erst einmal intern besprechen, wie man die Nachfolgefrage taktisch angehen wird. Und in einer normalen Koalition wäre auch darüber zu reden, daß nun die FDP am Zuge wäre - die Union hat jetzt schon zweimal einen Bundespräsidenten gestellt. Und beide haben das Handtuch geworfen ...
Da dies aber keine normale Koalition ist, hat Miss Fies das anders gehandhabt: Sie hat als Erstes einseitig und ohne Abstimmung mit dem Koalitionspartner verkündet, daß sie einen Kandidaten in Absprache mit der Opposition will. Womit eine FDP-Kandidatur vom Tisch ist. Und dann erst kamen die Koalitionsgespräche. In denen sich gezeigt hat, daß die Union derzeit selber nichts zu bieten hat. Insbesondere auch keine vernünftigen Argumente gegen Gauck zu bieten hat.
Da bleiben da nur Drohungen à la Töpfer, um noch Druck auf die FDP zu machen.
Zitat von stefanolixIch bin sehr für Joachim Gauck, aber ich fürchte, dass er nach dieser Festlegung des FDP-Präsidiums keine Chance mehr haben wird. Die CDU verliert beim Bruch dieser Koalition viel weniger als die FDP. Angela Merkel wird niemals einen Bundespräsidenten akzeptieren, der im Volk viel beliebter ist als sie selbst und noch dazu sehr gut reden kann.
Die Chancen von Gauck waren von Anfang an überschaubar - aber nur die Festlegung des FDP-Präsidiums hat ihn überhaupt noch im Rennen gehalten. Jetzt muß sich Merkel überlegen, wie weit sie die den Konflikt eskalieren lassen will. Und die ganz harten Konfrontationen hat sie eigentlich immer vermieden. Es ist also durchaus möglich, daß sie nun zähneknirschend klein bei gibt. Denn ein Koalitionsbruch wegen dieser Frage wäre ein ziemlich unkalkulierbares Risiko für sie.
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
19.02.2012 20:05
#33 RE: Marginalie: Zwei originelle Vorschläge für die Wulff-Nachfolge
Zitat von stefanolixDas sieht Angela Merkel aber vermutlich anders. Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass Angela Merkel auch ihre Qualitäten hat. Aber: Wer ihr einmal in die Quere gekommen ist, dem verzeiht sie nie. Joachim Gauck war bei der letzten Bundespräsidentenwahl der »Kandidat des Volkes«, er lag in allen Umfragen in Führung und er stand gegen den Kandidaten Angela Merkels. Tiefer kann man sie wohl nicht brüskieren …
Schon klar, nur ist sie eben nicht Angela die Erste, Kaiserin von Deutschland. Wenn der "Kandidat des Volkes" wieder an ihrem Veto scheitert (wie sollte er eigentlich, ohne Heckenschützen bei seinen jetzigen Fürsprechern?), und der Neue erneut ein Fehlgriff würde ... wäre das nicht viel gefährlicher für sie, als jetzt der gefühlten Mehrheit nachzugeben? Machtbewusst ist sie ja eindeutig, aber auch machttrunken?
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von RaysonEs geht wohl eher in Richtung Wolfgang Huber. Mainstreamig, mainstreamiger, am mainstreamingsten.
Dann noch lieber Käßmann, das Original. Da weiß man, was man hat.
Lieber Zettel, das verstehe ich jetzt nicht so recht. Wolfgang Huber war, bevor er Bischof wurde, angesehener Theologieprofessor (Ethik), wenn auch etwas links-sozialstaatlich orientiert. Er hat als EKD-Ratsvorsitzender das Reformpapier "Kirche der Freiheit" angestoßen, in dem viel Vernünftiges steht. Er ist klug und reflektiert genug, um nicht billiges Gutmenschentum zu verkaufen. So gesehen ist er mir unter allen bisher genannten Kandidaten, abgesehen natürlich von Gauck, noch einer der liebsten. – Käßmann dagegen wäre entsetzlich!
Herzlichen Gruß Herr
Edit: Dass Sie, während ich diesen Beitrag geschrieben habe, schon eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Person Huber veröffentlichen würden, konnte ich nicht wissen.
Meine kleine Bemerkung war, lieber Herr, vielleicht etwas flapsig formuliert. Ich meinte damit: Daß Käßmann eine Linke ist, das weiß man. In Bezug auf Huber scheint es hingegen in diesem Punkt bei Union und FDP Illusionen zu geben.
Daß Huber einen anderen intellektuellen Rang hat als Käßmann, wollte ich damit keineswegs in Frage stellen.
Seine Leistung als Wissenschaftler kann ich naturgemäß überhaupt nicht beurteilen. Bei seinen TV-Auftritten wirkte er auf mich immer recht belehrend; aber nun gut, wenn man eine Professur für Ethik innehat.
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