Manchmal ist es nur die Sprache, die verkommt. Manchmal wird dahinter auch eine Verkommenheit des Denkens sichtbar. Zwei Beispiele von heute in dieser Meckerecke.
Weitgehend d'accord. Allerdings ist Stratfor ja teil der Spionage und des Informationskriegs (Cyberwarfare) und, sagen wir es so, für den CIA wäre es eine Blamage durch einen Einbruch des, sagen wir, KGB Daten zu verlieren. Insofern ist der Vergleich mit einem einfachen Passanten auf der Straße nicht ganz gerechtfertigt, wenn auch mein Geheimdienstvergleich ebenso hinkt.
Noch krasser als der Blamageaspekt ist eigentlich der Vorwurf im Spiegelartikel (bei Heise noch expliziter), Stratfor begehe Lügen und finstere Machenschaften (= für Coca-Cola und Chemiekonzerne arbeiten), quasi als Rechtfertigung für das Vorgehen von Wikileaks und den Datendieben. Wie in der U-Bahn, der Rentner hat es verdient, er hätte nicht fragen sollen, ob der Täter nicht das Rauchverbot beachten könne....
Ich schlage vor, dort wo heute unbekannterweise immer vom 'mutmaßlichen Täter', 'flüchtigem Mörder' o.ä. berichtet wird, möge in Zukunft konsequent 'Täterinnen', 'Mörderinnen', usw. benutzt werden. Wenn schon, dann sollten wir den Innen auch hier etwas mehr Raum geben .
Zitat von MartinIch schlage vor, dort wo heute unbekannterweise immer vom 'mutmaßlichen Täter', 'flüchtigem Mörder' o.ä. berichtet wird, möge in Zukunft konsequent 'Täterinnen', 'Mörderinnen', usw. benutzt werden.
Und ebenso "Umweltverschmutzerinnen", "Managerinnen" und so weiter. Unter sorgfältiger Beachtung des menschinnenverachtenden Tonfalls.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Das hat schon alles seine öffentlich-rechtliche Richtigkeit
Zitat Bei der Veröffentlichung der "GI-Files" arbeitet Wikileaks mit 25 Medienpartnern zusammen.Der deutsche Medienpartner ist der Norddeutsche Rundfunk, dessen Mikrofone in der Pressekonferenz deutlich sichtbar ein Unterstützungs-Zeichen setzten. http://www.heise.de/newsticker/meldung/W...te-1443808.html
Zitat von BlubWeitgehend d'accord. Allerdings ist Stratfor ja teil der Spionage und des Informationskriegs (Cyberwarfare)
Davon ist mir, lieber Blub, nichts bekannt. Umso mehr würde mich interessieren, wer das behauptet.
Stratfor hat zum einen weltweit Abonnenten wie mich, die ein paar hundert Dollar im Jahr bezahlen und dafür mit Informationen beliefert werden; wie man jetzt weiß, sind das so um die 80.000 Kunden.
Überwiegend ist das aus öffentlich zugänglichen Quellen kompiliert, die nur systematisch ausgewertet werden - da werden eben, sagen wir, ägyptische Radiostationen gehört und die Presse von Kasachstan ausgewertet. Ein kleiner Teil der Informationen wird auch, wie es dann heißt "Stratfor's sources" oder "a Stratfor source" zugeordnet - das sind Informationen, die nicht allgemein öffentlich zugänglich sind. Das, was ein Regierungsmitglied vertraulich mitteilt, beispielsweise. In Deutschland läuft das als "unter drei".
Die eigentliche Leistung von Stratfor für diese Abonnenten besteht darin, daß diese Informationen von Spezialisten ausgewertet werden, die ihr Handwerk verstehen. Wenn Sie meine Artikel zB zur Entwicklung in Arabien verfolgen, die sich wesentlich auf Stratfor stützen, dann werden Sie finden, daß fast immer die Entwicklungen richtig vorhergesagt wurden. Dasselbe gilt für die Politik Rußlands in Osteuropa.
Zweitens gibt es clients - Kunden, die sich gegen ein gesondert vereinbartes Honorar von Stratfor beraten lassen. Dabei geht es beispielsweise um die Sicherheit in einem Land der Dritten Welt, in dem eine Firma investieren möchte; oder um die dort zu erwartende politische Entwicklung, die auf Investitionsentscheidungen Einfluß hat. Derlei.
Mit Spionage hat das alles sehr wenig zu tun.
Aber selbst wenn - wie kommen rgendwelche anonyme Hanseln dazu, Daten zu stehlen, nur weil diese geheimdienstliche Informationen enthalten, wenn sie das denn tun?
Ich kann nur noch einmal sagen: Hoffentlich wird wenigstens ein Teil der Täter erwischt. Verurteilt würden sie vermutlich zu geringen Strafen werden. Aber am Schadenersatz werden sie - hoffentlich - bis an ihr Lebensende zahlen.
Denn wenn diesem Unwesen nicht endlich mit empfindlichen Sanktionen das Handwerk gelegt wird, dann können wir die gesamte Datensicherheit in den Wind schreiben.
Putzigerweise finden ja just viele von denen, die sonst für strenge Datenschutzbestimmungen eintreten, solche kriminellen Verletzungen des Datenschutzes gar nicht schlimm.
Nach dem Motto: Eine Straftat ist nur dann eine, wenn ich das Opfer sein könnte. Wenn ich selbst sie begehen könnte, dann ist es eine edle Tat.
Zitat von ZettelManchmal ist es nur die Sprache, die verkommt. Manchmal wird dahinter auch eine Verkommenheit des Denkens sichtbar. Zwei Beispiele von heute in dieser Meckerecke.
Zitat von ZettelDaß "Kanzlermehrheit" ein feststehender Begriff ist, und als solcher keiner geschlechtsbezogenen Markierungen fähig, spielt für die Fanatiker des gender mainstreaming keine Rolle.
Von -innen abgesehen, hat die "Kanzlermehrheit" lediglich bei der Wahl des Bundeskanzlers oder der Bundeskanzlerin und bei der Vertrauensfrage eine Bedeutung, nicht bei Abstimmungen über Gesetze. Angela Merkel hat darauf verzichtet diese Abstimmung mit der Vertrauensfrage zu verbinden, das fand ich nett. Wechselnde Mehrheiten sollten möglich sein, ohne gleich über eine Koalitions- oder gar Staatskrise sinnieren zu müssen.
Die Kanzlermehrheit ist ohnehin feminin, obwohl noch nicht einmal zu einem Viertel aus Frauen besteht.
Ich gehen voellig d'accord mit Ihnen, lieber Zettel!
Was sich da mit Stratfor abspielt it eine Schweinerei! So wird das "Whistlebowing" mehr und mehr zu einer Rechtfertigung fuer schlichten Datendiebstahl. Und das feiert man dann auch noch...
Zitat von twix-m&mAlso, ich würde hier nicht Zettels Raum als Kronzeugen für Moral oder Unmoral des Stratforhacks anführen. Zettels Raum ist ein erzkonservatives und marktlibertinäres Meinungsportal mit guten Beziehungen zu Stratfor. Man kann dort auch Vorabdrucke von Veröffentlichungen von Stratforautoren lesen. Diese Seite verteidigt auch z. B. Gestalten wie Sarrazin.
Zitat von obskure SPON-Debattierermarktlibertinäres Meinungsportal
Ich kenne viele Leute, die ein Feuerwerk veranstalten würden, wenn es so wäre. Aber Zettel weigert sich, von einer Ecke zu kommen, die er nicht seinen eigenen Ansprüchen genügend kennt. Und den Rest lernt er eben. "dirk" und ich haben da noch etwas Überzeugungsarbeit vor uns, aber Zettel wird immer Zettel bleiben. Und das ist auch gut so.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Zettel Mit Spionage hat das alles sehr wenig zu tun.
Mir scheint doch. Allerdings wird umgekehrt ein Schuh draus. Die meisten Auslandsdienste dürften so den größten Teil ihrer Arbeit verrichten - in Tim Weiners "Legacy of Ashes" ist das beispielsweise für das Beispiel der CIA nachzulesen. Die erprobteren Dienste haben mittlerweile gelernt, wie der Wert von Überläufern und Doppelagenten zu taxieren ist (die Irrtümer von der Bomber- und Raketenlücke bis hin zu den Massenvernichtungswaffen des Irak geben ja auch Lernstoff genug ab.) Wirklich hübsch ist, daß man ja in SpOnheim ganz genau so verfährt, nur in kopfloser Weise: öffentliche Quellen auswerten, mit dem opportunen Dreh versehen, von dem man glaubt, daß es der Cehf (in diesem Fall die Öffentlichkeit) erwartet, Lecks anzapfen, sich im Flurfunk umtun, das Ganze dann unter möglichst lautem Gegacker als eigenes Ei verkaufen...quod licet Jovi.
Sollte man, nur der Form halber, terminologische Trennschärfe erbitten? (hier - weil bei SpOn isses zwecklos.) "Erzkonservativ" ist im Wörterbuch des Gutmenschen synonym mit a) reaktionär, b) altkatholisch (= will die lateinische Messe zurück; ultramontan). Finster entschlossene Konservative unterscheiden zwischen Paläokonservativen (ist einem in die Wiege gelegt) und Neokonservativen (erfolgt durch Lernprozesse beim Kollidieren mit der Wirklichkeit; es gibt sie also nicht in der Wolle gefärbt); Letztere können sich erstaunlich heftig echauffieren, wenn sie mit Ersteren velwechsert werden.
Zitat von twix-m&mAlso, ich würde hier nicht Zettels Raum als Kronzeugen für Moral oder Unmoral des Stratforhacks anführen. Zettels Raum ist ein erzkonservatives und marktlibertinäres Meinungsportal mit guten Beziehungen zu Stratfor. Man kann dort auch Vorabdrucke von Veröffentlichungen von Stratforautoren lesen. Diese Seite verteidigt auch z. B. Gestalten wie Sarrazin.
Vielen Dank für den Fund!
Meine Freude über die Bekanntheit, die ZR offenbar inzwischen erreicht hat, wird nur leicht getrübt durch mein Bedauern darüber, daß ich das nicht erreicht habe, was der Autor mir zutraut.
Meine "guten Beziehungen" zu Stratfor sind leider nur so gut wie meine Beziehungen zum "Spiegel", den ich ebenfalls abonniert habe; und das Recht auf Vorabdrucke hat mir Stratfor leider auch noch nicht eingeräumt. Ich darf lediglich bestimmte Artikel nachträglich übernehmen; was auch der Kommentator bei "Spiegel-Online" darf, wenn er denn einen Blog betreibt.
Ich bin bei "Spiegel-Online" nicht als Diskussionsteilnehmer angemeldet. Sonst würde ich das dort richtigstellen. Aber andererseits ist es ja auch schmeichelhaft, a bisserl dämonisiert zu werden.
Ich schlage vor, dort wo heute unbekannterweise immer vom 'mutmaßlichen Täter', 'flüchtigem Mörder' o.ä. berichtet wird, möge in Zukunft konsequent 'Täterinnen', 'Mörderinnen', usw. benutzt werden. Wenn schon, dann sollten wir den Innen auch hier etwas mehr Raum geben .
Gruß, Martin
Es wird doch heute schon geschlechtsneutral formuliert. Wann immer mal wieder jemand aus nichtigen oder gar keinen Gründen zu Brei geschlagen wird, waren es doch immer die "JUGENDLICHEN". Nach heutiger Grammatik sind damit beide Geschlechter gemeint, aber vielleicht kann man das noch auf JugendlichInnen verbessern?
Zitat von JunoDas hat schon alles seine öffentlich-rechtliche Richtigkeit
Zitat Bei der Veröffentlichung der "GI-Files" arbeitet Wikileaks mit 25 Medienpartnern zusammen.Der deutsche Medienpartner ist der Norddeutsche Rundfunk, dessen Mikrofone in der Pressekonferenz deutlich sichtbar ein Unterstützungs-Zeichen setzten. http://www.heise.de/newsticker/meldung/W...te-1443808.html
Zitat Nun freut sich der NDR, den dramatisch effektiver arbeitenden Kollegen von Stratfor mit Hilfe der kriminellen Helfer der kriminellen Wikileaks ans Bein pissen zu können.
Der Text trifft's auf den Punkt. Träge, ideologische Zwangsgebührensauger echauffieren sich über die Effektivität der privaten Konkurrenz.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Ich warte ja auf den Tag, da es auch hoch offiziell nicht mehr Krankenschwester, sondern Krankenschwesterin heißt - und ich befürchte, dieser Zeitpunkt ist nicht mehr allzu fern...
Derartiger Unsinn macht sich mittlerweile auch im Bereich der seriösen Wissenschaft breit. Man mag es nicht glauben, sogar in den MINT-Fächern, wo Deutschland immer noch eine führende Position hält, wird mittlerweile Genderdeutsch gelehrt und gefordert.
Schauen Sie sich einmal dieses Pamphlet der "Gesellschaft für Informatik" an:
Wenn man es schafft, bis auf Seite 8 dieser Informationsschrift durchzuhalten, findet man unter dem Titel "Vermeiden Sie Rollenklischees" folgenden praktischen Fingerzeig:
Zitat statt An der Sitzung nahmen alle für das Projekt wichtigen Herren teil: Herr Müller, Projektleiter Herr Maier, Fachabteilungsleiter Herr Schulz, Systemadministrator Frau Klein führt Protokoll
empfehlen wir An der Sitzung nahmen alle für das Projekt wichtigen Personen teil: Frau Müller, Projektleiterin Herr Maier, Fachabteilungsleiter Frau Schulz, Systemadministratorin Herr Klein führt Protokoll
Daran sieht man, daß es mit bloßen Sprachspielereien nicht getan ist, sondern (um die Wirklichkeit der gewünschten Sprachregelung anzupassen) auch entsprechende Geschlechtsumwandlungen an den wichtigen Personen erforderlich sind.
Der auf der irrigen Gleichsetzung von grammatikalischem und natürlichem Geschlecht fußende Sexismus wurde durch die feministischen Sprachvergewaltigerinnen erst in die deutsche Sprache eingeführt. Nach meinem Verständnis beschreibt "Professor" entsprechend qualifizierte Menschen jeglichen Geschlechts, genauso wie eine "Person" auch männlich sein kann. Im Lateinischen war ja sogar der Seebär (nauta) grammatikalisch weiblich.
Zitat von Ulrich ElkmannSollte man, nur der Form halber, terminologische Trennschärfe erbitten? (hier - weil bei SpOn isses zwecklos.)
In diesem Sinne:
Zitat von Ulrich Elkmannb) altkatholisch (= will die lateinische Messe zurück; ultramontan).
Die Altkatholiken sind leider alles, aber nicht ultramontan. Die tridentinische Messe haben sie länger beibehalten als die römisch-katholische Kirche, allerdings auch das in der Landessprache. Wie es aktuell um das Lateinische bei den Altkatholiken bestellt ist, weiß ich nicht. Aber auch hierfür haben wir Experten im Forum...
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