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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 35 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2012 11:48
Marginalie: Gaucks Rede Antworten
C. Offline




Beiträge: 2.639

23.03.2012 12:42
#2 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Zettel
Belanglos.



Gut so. Dann ist ja für jeden etwas dabei und alle freuen sich. Wäre ja auch nicht hilfreich gewesen, wenn am Tag der Vereidigung die Erklärbären dem Bundespräsidenten klargemacht hätte, wo es lang geht, damit er in ihrer Gunst bleibt. Noch schlimmer hätte ich es gefunden, wenn es "eine große Rede" gewesen wäre. Die hat er uns glücklicherweise erspart. Mich spricht der Gaucksche Schwulst nicht an und inhaltlich steige ich lieber nicht zu tief ein, sonst rege ich mich gleich wieder auf, sondern folge Deiner Empfehlung: zum Vergessen abgelegt.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Herr Offline




Beiträge: 406

23.03.2012 12:46
#3 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Lieber Zettel,

mir geht es ganz anders mit dieser Rede. Ich finde, Gauck hat seine typischen Akzente gesetzt, und hat sie in den Kontext der Erwartungen und dessen, was man in diesem Amt zu sagen hat, gepackt.

Seine besonderen Akzente, die ein Christian Wulff oder wer auch immer so nicht, oder nicht so deutlich gesetzt hätte, sind für mich:
1) Das Leitthema: "Land, zu dem unsere Kinder und Enkel 'unser Land' sagen können" --> Plädoyer für einen modernen Nationalstolz.
2) Ein starkes Plädoyer gegen angstgeleitetes Handeln in Politik und Gesellschaft.
3) Nicht nur ein Plädoyer sondern ein Beispiel für eine positive und motivierende deutsche Erinnerungskultur, die aus der Freiheits- und Demokratiegeschichte der Bundesrepublik Kraft für die Zukunft schöpft.
4) Die Rückbindung von sozialer Gerechtigkeit an Freiheit und Chancengleichheit als ihre erste Voraussetzung.
5) Ein Plädoyer für Integration als Zugehörigkeit zu einer "politischen und ethischen Wertegemeinschaft" und eine Kampfansage gegen einen Rückfall hinter die Aufklärung.
...

Was hatten Sie noch mehr erwartet?

Herzliche Grüße!
Herr

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

23.03.2012 15:27
#4 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von C.
Noch schlimmer hätte ich es gefunden, wenn es "eine große Rede" gewesen wäre. Die hat er uns glücklicherweise erspart. Mich spricht der Gaucksche Schwulst nicht an und inhaltlich steige ich lieber nicht zu tief ein, sonst rege ich mich gleich wieder auf, sondern folge Deiner Empfehlung: zum Vergessen abgelegt.


Laut Sigmar Gabriel haben wir heute allerdings die wichtigste und bedeutendste Rede gehört, die jemals im deutschen Bundestag gehalten wurde. Wer hätte S.G. soviel Pathos zugetraut?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2012 15:29
#5 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Herr
Lieber Zettel,

mir geht es ganz anders mit dieser Rede. Ich finde, Gauck hat seine typischen Akzente gesetzt, und hat sie in den Kontext der Erwartungen und dessen, was man in diesem Amt zu sagen hat, gepackt.

Seine besonderen Akzente, die ein Christian Wulff oder wer auch immer so nicht, oder nicht so deutlich gesetzt hätte, sind für mich:
1) Das Leitthema: "Land, zu dem unsere Kinder und Enkel 'unser Land' sagen können" --> Plädoyer für einen modernen Nationalstolz.
2) Ein starkes Plädoyer gegen angstgeleitetes Handeln in Politik und Gesellschaft.
3) Nicht nur ein Plädoyer sondern ein Beispiel für eine positive und motivierende deutsche Erinnerungskultur, die aus der Freiheits- und Demokratiegeschichte der Bundesrepublik Kraft für die Zukunft schöpft.
4) Die Rückbindung von sozialer Gerechtigkeit an Freiheit und Chancengleichheit als ihre erste Voraussetzung.
5) Ein Plädoyer für Integration als Zugehörigkeit zu einer "politischen und ethischen Wertegemeinschaft" und eine Kampfansage gegen einen Rückfall hinter die Aufklärung.
...

Was hatten Sie noch mehr erwartet?

Vielleicht hatte ich weniger erwartet, lieber Herr.

Das alles, was Sie aufzählen, steckt in der Rede, ja. Es steckt darin wie die Rosinen im Kuchen; oder vielleicht eher wie einige Scheibchen Wurst im Eintopf.

In "Zeit-Online" schreibt Michael Schlieben, eher als linker Autor bekannt:

Zitat
Gauck beginnt mit der Freiheit, seinem "Lebensthema", wie er es nennt. Allerdings setzt er sich diesmal durchaus selbstkritisch mit dem Begriff auseinander. Überhaupt, auch in anderen Passagen der Rede, merkt man: Er und seine Redenschreiber haben die Kritik an seiner bisherigen Programmatik aufmerksam registriert. (...) Die Freiheit, wie er sie verstehe, schließe keinesfalls ein anderes wichtiges Ideal aus: die soziale Gerechtigkeit. Im Gegenteil: Freiheit und Gerechtigkeit – beide bedingten einander notwendigerweise, sagt Gauck. Es ist einer der Momente, in dem Linke und FDP einträchtig klatschen.

Gauck geht in seiner Ansprache auch auf andere Themen ein, deren bisherige Unterbetonung ihm vorgehalten worden war. Er lobt Wulff für dessen Werben für eine "einladende, offene Gesellschaft". Auch für ihn sei selbstverständlich, dass Menschen mit anderen Sprachen, Kulturen und Religionen inzwischen zu unserer Gesellschaft und "politischen Wertegemeinschaft" dazugehören, sagt Gauck. Auch bekennt er sich mehr als deutlich zur Europäischen Union: "Gerade in der Krise" sei es unabdingbar, "mehr Europa zu wagen".

Vielleicht macht es auch einen Unterschied, ob man Gauck gesehen oder die Rede nur gelesen hat. Bei mir war das Letzere der Fall.

Gauck wirkt sehr stark durch sein Auftreten. Es gibt Redner, denen man gebannt zuhört - und wenn man dieselbe Rede nachliest, ist sie eher nichtssagend.

Aber vielleicht sehe ich das ja falsch. Ich bin gespannt, was andere dazu meinen.

Herzlich, Zettel

Sänger Offline




Beiträge: 132

23.03.2012 15:31
#6 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Ich finde sein Rede beim Durchlesen besser, als vorhin beim zuhören.

Es sind die Zwischentöne, die man hören muss:

Zitat
Es soll „unser Land“ sein, weil „unser Land“ soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und Aufstiegschancen verbindet. Der Weg dazu ist nicht der einer paternalistischen Fürsorgepolitik, sondern der eines Sozialstaates, der vorsorgt und ermächtigt. Wie dürfen nicht dulden, dass Kinder ihre Talente nicht entfalten können, weil keine Chancengleichheit existiert. Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, Leistung lohne sich für sie nicht mehr und der Aufstieg sei ihnen selbst dann verwehrt, wenn sie sich nach Kräften bemühen. Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, sie seien nicht Teil unserer Gesellschaft, weil sie arm oder alt oder behindert sind.


Er spricht von Chancengleichheit und lehnt paternalistische Fürsorgepolitik explizit ab. Er spricht davon, dass Menschen Eindrücke haben - nicht, dass diese Eindrücke berechtigt sind! Er will ja gerade gegen diese Eindrücke ankämpfen.

Zitat
Freiheit ist eine notwendige Bedingung von Gerechtigkeit. Denn was Gerechtigkeit - auch soziale Gerechtigkeit - bedeutet und was wir tun müssen, um ihr näherzukommen, lässt sich nicht paternalistisch anordnen, sondern nur in intensiver demokratischer Diskussion und Debatte klären. Umgekehrt ist das Bemühen um Gerechtigkeit unerlässlich für die Bewahrung der Freiheit. Wenn die Zahl der Menschen wächst, die den Eindruck haben, ihr Staat meine es mit dem Bekenntnis zu einer gerechten Ordnung in der Gesellschaft nicht ernst, sinkt das Vertrauen in die Demokratie. „Unser Land“ muss also ein Land sein, das beides verbindet: Freiheit als Bedingung für Gerechtigkeit und Gerechtigkeit als Bedingung dafür, Freiheit und Selbstverwirklichung erlebbar zu machen.



Und muss es nicht Herrn Schäuble, der sich in letzter Zeit nicht unbedingt lobend über die repräsentative Demokratie geäußert hat, in den Ohren geklingelt haben, als der Bundespräsident über die repräsentative Demokratie sprach?

Zitat
Nicht nur bei uns, sondern auch in Europa und darüber hinaus ist die repräsentative Demokratie das einzig geeignete System, Gruppeninteressen und Gemeinwohlinteressen auszugleichen.



Ebenfalls bemerkenswert ist, dass er nicht nur den Rechtsextremismus ansprach:

Zitat
Die Extremisten anderer politischer Richtungen werden unserer Entschlossenheit in gleicher Weise begegnen. Und auch denjenigen, die unter dem Deckmantel der Religion Fanatismus und Terror ins Land tragen und die hinter die europäische Aufklärung zurückfallen, werden wir Einhalt gebieten. Ihnen sagen wir: Die Völker ziehen in die Richtung der Freiheit. Ihr werdet den Zug vielleicht behindern, aber endgültig aufhalten könnt ihr ihn nicht.



Und auch den Politikern liest er die Leviten:

Zitat
Für die politisch Handelnden heißt das: Redet offen und klar, dann kann verloren gegangenes Vertrauen wiedergewonnen werden.



Für belanglos halte ich das nicht - ich wünschte, nur ein Parteipolitiker würde mal so klar und offen sprechen.

Tiefseetaucher Offline




Beiträge: 342

23.03.2012 15:36
#7 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Sänger
Für belanglos halte ich das nicht - ich wünschte, nur ein Parteipolitiker würde mal so klar und offen sprechen.


Und dann auch entsprechend handeln.

Tiefseetaucher

A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools.
Douglas Adams

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

23.03.2012 16:21
#8 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Zettel
Vielleicht macht es auch einen Unterschied, ob man Gauck gesehen oder die Rede nur gelesen hat.



Nein, lieber Zettel, meiner Meinung nach nicht. Denn ich habe Gaucks Rede live gesehen, und meine erste Reaktion glich deiner. Gauck schien mir übrigens sehr nervös zu sein, was ja auch so schon durchaus verständlich ist, mir aber auch einen versteckten Hinweis liefert, dass Teile seiner Rede eben nicht "O-Ton Gauck" waren, sondern nur dazu dienten, bestimmte Erwartungen zu erfüllen, damit nicht gleich nach seiner ersten Rede das Gejammer darüber losginge, welche Schibboleths denn diesmal fehlten.

Ich stimme aber auch jenen zu, die bemerkenswerte Abschnitte feststellen konnten. Meiner Meinung nach war die Rede da stark, wo die typischen Gauck-Akzente durchkamen, z.B. in den kritischen Worten über die Angst als beherrschendes Gefühl, in der Ermutigung zum Mitmachen und zur "Selbstermächtigung", sowie bei der Ablehnung eines paternalistischen Sozialstaatsverständnisses.

Besonders schwach fand ich den Teil zu Europa, der praktisch 1:1 nur die typischen Phrasen wiedergab, von denen die offizielle Debatte ohnehin beherrscht wird. Das war erkennbar nicht sein Thema, sondern, wie du schon schriebst, einfach nur der Bestellung des Kunden geschuldet, der eben noch diese Portion Extra-Käse auf der Pizza haben wollte. Mein Tipp wäre sogar, dass dieser Text aus dem Kanzleramt zugeliefert wurde.

Für nicht allzu sehr gelungen halte ich auch die Formulierung, die islamistischen Terroristen würden "unter dem Deckmantel der Religion" agieren. Das wäre nur dann annähernd richtig, wenn sie eine andere Agenda hätten. Hier wich er der eigentlich notwendigen Debatte mittels der vorgeschriebenen Rhetorik ebenso aus wie beim Thema "Europa".

Es bleibt die Hoffnung, dass, wenn er sich später zu Einzelthemen äußert, der Inhalt an Tiefe und Originalität zunimmt. Sollte er seine neue Rolle aber so verstehen, dass er bei den wichtigsten konkreten Themen nur als Pressesprecher des Mainstreams auftritt, wäre es eine Überlegung wert, den nächsten Bundespräsidenten als KI programmieren zu lassen, die von Politik und Qualitätspresse gefüttert wird.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2012 17:39
#9 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Rayson
Es bleibt die Hoffnung, dass, wenn er sich später zu Einzelthemen äußert, der Inhalt an Tiefe und Originalität zunimmt.

Das kann ich mir gut vorstellen. Hier wollte er offenkundig keine "Akzente setzen"; was bei einer solchen Antrittsrede vielleicht auch nicht falsch ist. Wenn ich mich recht erinnere, hat Köhler ja umgekehrt gleich so etwas wie ein Regierungsprogramm vorgetragen.

Allerdings sollte dies Gauck vielleicht doch nachdenklich machen:

Zitat
Linke-Fraktionschef Gregor Gysi hebt vor allem das Bekenntnis von Gauck zur sozialen Gerechtigkeit hervor. "Ich fand seine Rede in mancher Hinsicht bemerkenswert. Er hat der Frage der sozialen Gerechtigkeit eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie bisher noch nie". Schade sei nur, dass sich Gauck nicht mit einen Satz zur Linken-Gegenkandidatin Beate Klarsfeld geäußert habe.

Herzlich, Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

23.03.2012 17:39
#10 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Zettel
Aber vielleicht sehe ich das ja falsch. Ich bin gespannt, was andere dazu meinen.


Auch für mich gab es viel Positives in der Rede, im Prinzip die von Herr angesprochenen Akzente. Mit folgenden Ausnahmen:

Zitat
Damals war meine Generation konfrontiert mit dem tief schwarzen Loch der deutschen Geschichte, als die Generation unserer Eltern sich mit Hybris, Mord und Krieg gegen unsere Nachbarn im Inneren wie im Äußeren vergingen. Es war und blieb das Verdienst dieser Generation, der 68er, es war ein mühsam errungener Segen, sich neu, anders und tiefer erinnern zu können. Trotz aller Irrwege, die sich mit dem Aufbegehren der 68er auch verbunden haben, haben sie die historische Schuld ins kollektive Bewusstsein gerückt.

Diese, auf Fakten basierende und an Werten orientierte Aufarbeitung der Vergangenheit wurde nicht nur richtungsweisend für uns nach 1989 in Ostdeutschland. Sie wird auch als beispielhaft von vielen Gesellschaften empfunden, die ein totalitäres oder despotisches Joch abgeschüttelt haben und nicht wissen, wie sie mit der Last der Vergangenheit umgehen sollen.


Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit ist nicht das Verdienst der 68er, eher die moralische Rechtfertigung der Verdrängung für den Teil der Bürger, welcher einen erneuten Sozialismusversuch anstrebten. Und leider trifft dies auch auf die Aufarbeitung des "Nationalsozialismus mit menschlichem Antlitz" (Henryk M. Broder) zu. In diesem negativen Sinne war die Art der Aufarbeitung durch die 68er richtungsweisend.

Dann überhöht Gauck die friedliche Revolution in der DDR:

Zitat
Damals wurde auf ganz unblutige Weise auch der jahrzehntelange Ost-West-Gegensatz aus den Zeiten des Kalten Krieges gelöscht und die aus ihr erwachsene Kriegsgefahr wurde besiegt und beseitigt.


Dass die mutigen Bürger von Leipzig den kalten Krieg beendet haben, spart soviel aus und relativiert, dass es einem die Schamesröte ins Gesicht treibt. Das ist zuviel des Guten.

Zitat
Freiheit ist eine notwendige Bedingung von Gerechtigkeit. Denn, was Gerechtigkeit, auch soziale Gerechtigkeit bedeutet und was wir tun müssen, um ihr näher zu kommen, lässt sich nicht paternalistisch anordnen, nur in intensiver demokratischer Diskussion und Debatte klären. Umgekehrt ist das Bemühen um Gerechtigkeit unerlässlich für die Bewahrung der Freiheit. Wenn die Zahl der Menschen wächst, die den Eindruck haben, ihr Staat meine es mit dem Bekenntnis zu einer gerechten Ordnung in der Gesellschaft nicht ernst, sinkt das Vertrauen in die Demokratie.


Auch der Begriff der Gerechtigkeit wird hier von Gauck überhöht und in der Verknüpfung mit dem antiliberalen Begriff der sozialen Gerechtigkeit geradezu idealisiert. Anstatt die Gerechtigkeit zu versachlichen und sie auf ihren Kern, das Rechtssystem, zu begrenzen, stellt er lediglich klar, dass das Ausschmücken dieser Worthülse dem Volk obliegt und nicht dem Staat. Für die finanziellen Folgen dieser Traumtänzerei ist das aber ziemlich unerheblich.
Joachim Gauck will und soll der Bundespräsident aller Deutschen sein. Er ist dieser Aufgabe auf jeden Fall gewachsen und das ist mir wichtiger als die Übereinstimmung mit meinem Geschmack. Ich habe auch nicht mehr erwartet, weniger allerdings auch nicht.

Viele Grüße, Erling Plaethe

C. Offline




Beiträge: 2.639

23.03.2012 17:48
#11 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Rayson

Für nicht allzu sehr gelungen halte ich auch die Formulierung, die islamistischen Terroristen würden "unter dem Deckmantel der Religion" agieren.


Ich wollte mich zwar nicht aufregen, jetzt tue ich es doch. Gauck sprach nicht von islamistischen Terroristen, das ist Ihre Interpretation (und meine natürlich auch).

Zitat von Gauck
Die Extremisten anderer politischer Richtungen werden unserer Entschlossenheit in gleicher Weise begegnen. Und auch denjenigen, die unter dem Deckmantel der Religion Fanatismus und Terror ins Land tragen und die hinter die europäische Aufklärung zurückfallen, werden wir Einhalt gebieten


Natürlich kann es sich jeder denken, wer und was damit gemeint ist, umso fürchterlicher, ist es, dass Gauck es nicht ausspricht und sich dem Sprachdiktat unterwirft. Weder Linksextremismus noch islamistischer Extremismus sind es wert, vom neuen Bundespräsidenten namentlich benannt zu werden. Es ist ein Skandal mit Methode. "Wir" werden niemals etwas Einhalt gebieten, dass wir uns noch nicht einmal trauen zu benennen. Es kann natürlich sein, dass Gauck "Scientology" damit meint, wenn er von dem Deckmantel der Religion spricht.

Interessant fand ich, dass er nur in diesem Zusammenhang die Aufklärung erwähnt. Feigheit ist auch für Gauck eine Tugend, wenn es um den Islam geht.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.03.2012 18:30
#12 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von C.

Zitat von Gauck
Die Extremisten anderer politischer Richtungen werden unserer Entschlossenheit in gleicher Weise begegnen. Und auch denjenigen, die unter dem Deckmantel der Religion Fanatismus und Terror ins Land tragen und die hinter die europäische Aufklärung zurückfallen, werden wir Einhalt gebieten


Natürlich kann es sich jeder denken, wer und was damit gemeint ist, umso fürchterlicher, ist es, dass Gauck es nicht ausspricht und sich dem Sprachdiktat unterwirft. Weder Linksextremismus noch islamistischer Extremismus sind es wert, vom neuen Bundespräsidenten namentlich benannt zu werden. Es ist ein Skandal mit Methode. "Wir" werden niemals etwas Einhalt gebieten, dass wir uns noch nicht einmal trauen zu benennen. Es kann natürlich sein, dass Gauck "Scientology" damit meint, wenn er von dem Deckmantel der Religion spricht.




Ich bin mir bewusst, dass Deutschland und unsere Nachbarn in der EU im Jahr 2012 vornehmlich durch islamistischen Terror bedroht werden. Das hätte Joachim Gauck auch ganz klar mit Namen nennen müssen.

Aber der Islam ist nicht die einzige Religion, unter deren Deckmantel Terrorakte verübt werden oder verübt wurden. Noch vor historisch sehr kurzer Zeit wurden in Nordirland unter dem Deckmantel unserer christlichen Religion Verbrechen begangen: Sprengstoffanschläge, Morde mit Schusswaffen …

Keine Religion ist gegen Missbrauch immun.

Deshalb finde ich die generalisierende Formulierung, dass (auch) unter dem Deckmantel von Religionen Verbrechen begangen werden, anschaulich und eindeutig genug. Wer Ohren hat, der hört es und wer Verstand hat, der weiß im Kontext der letzten Tage ganz klar, was gemeint ist.

C. Offline




Beiträge: 2.639

23.03.2012 18:51
#13 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von stefanolix
Wer Ohren hat, der hört es und wer Verstand hat, der weiß im Kontext der letzten Tage ganz klar, was gemeint ist.



Nur aussprechen sollte man es besser nicht, sonst gibt es Haue.

Das kann es wirklich nicht sein. Es gibt also in Deutschland Rechtsextremismus, das darf man noch aussprechen, dann Extremismus "anderer politischer Richtungen", bei der Einteilung Links-Mitte-Rechts, also auch der Extremismus der Mitte neben dem Linksextremismus, vielleicht schweben Gauck auch noch weitere Richtungen vor, er behält es sich aber lieber für sich. Er hätte, wenn er den Islam ausklammern will, dann den Islamismus unter politischen Richtungen aufführen können, falls der Islamismus nichts mit Religion zu tun hat, sondern das nur vorgibt.
Vielleicht habe ich mich mit den rhethorischen Künsten von Herrn Gauck in der Vergangenheit zu wenig beschäftigt, aber diese Rede ist ein Meisterstück in Nebeldeutsch.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

23.03.2012 19:43
#14 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Erling Plaethe

Auch der Begriff der Gerechtigkeit wird hier von Gauck überhöht und in der Verknüpfung mit dem antiliberalen Begriff der sozialen Gerechtigkeit geradezu idealisiert. Anstatt die Gerechtigkeit zu versachlichen und sie auf ihren Kern, das Rechtssystem, zu begrenzen, stellt er lediglich klar, dass das Ausschmücken dieser Worthülse dem Volk obliegt und nicht dem Staat. Für die finanziellen Folgen dieser Traumtänzerei ist das aber ziemlich unerheblich.


Als Nachtrag, weil Friedrich A. Hayek gerade vom geschätzten Zettel auf dem Nachbarthread geehrt wird und weil ich meinen geringen Sympathien mit dem obigen Begriff der sozialen Gerechtigkeit* dieses Zitat folgen lassen möchte:

Zitat
„Wir verdanken den Amerikanern eine große Bereicherung der Sprache durch den bezeichnenden Ausdruck weasel-word. So wie das kleine Raubtier, das auch wir Wiesel nennen, angeblich aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen kann, ohne daß man dies nachher der leeren Schale anmerkt, so sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und jeder Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort sozial. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, daß eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“
– Friedrich August von Hayek: Wissenschaft und Sozialismus. In: Gesammelte Schriften in deutscher Sprache: Abt. A, Aufsätze; Bd. 7. Mohr Siebeck, 2004, ISBN 3161480627, S.61f



edit: *der sozialen Gerechtigkeit eingefügt

Viele Grüße, Erling Plaethe

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.03.2012 19:43
#15 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von C.
(…) Das kann es wirklich nicht sein. Es gibt also in Deutschland Rechtsextremismus, das darf man noch aussprechen, dann Extremismus "anderer politischer Richtungen", bei der Einteilung Links-Mitte-Rechts, also auch der Extremismus der Mitte neben dem Linksextremismus, vielleicht schweben Gauck auch noch weitere Richtungen vor, er behält es sich aber lieber für sich. Er hätte, wenn er den Islam ausklammern will, dann den Islamismus unter politischen Richtungen aufführen können, falls der Islamismus nichts mit Religion zu tun hat, sondern das nur vorgibt.
Vielleicht habe ich mich mit den rhethorischen Künsten von Herrn Gauck in der Vergangenheit zu wenig beschäftigt, aber diese Rede ist ein Meisterstück in Nebeldeutsch.



Die Kritik mag in gewisser Weise berechtigt sein; auch in Zettels Artikel. Aber ich gebe zu bedenken: Wir werden niemals einen perfekten Bundespräsidenten haben. Wir haben jetzt einen Bundespräsidenten, der bessere Reden hält und mehr zu sagen hat als seine beiden Vorgänger.

Eine Ursache der misslichen Situation der Schwarz/Gelben Koalition wird meiner Meinung nach unterschätzt: das ist die Fundamentalkritik der reinen Liberalen, der reinen Marktwirtschaftler und anderer Menschen, die mit sich im Reinen leben … Ich kann große Anteile dieser Kritik nachvollziehen, aber Politik ist nun mal das beständige Bohren dicker und harter Bretter.

Es ist leicht, nach der ersten Rede zu rufen »Not my president!«

Ich meine aber, dass man Joachim Gauck zumindest hundert Tage Zeit geben sollte. Auch dann wird er allerdings Reden halten müssen, die zum höchsten Amt im Staate passen. Auch dann wird er nicht alles sagen können, was wir uns gern wünschen. Das tun aber selbst die frei und direkt gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages nur höchst selten.

Vor die Wahl gestellt, ob ich Joachim Gauck oder einen der anderen Kandidaten des Frühjahrs 2012 als Präsidenten haben will, würde ich mich heute abend immer noch für Joachim Gauck entscheiden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2012 19:51
#16 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von stefanolix
Vor die Wahl gestellt, ob ich Joachim Gauck oder einen der anderen Kandidaten des Frühjahrs 2012 als Präsidenten haben will, würde ich mich heute abend immer noch für Joachim Gauck entscheiden.

Ich mich auch, lieber Stefanolix.

Ich wollte ja eigentlich in dem kleinen Kommentar die Rede auch gar nicht kritisieren, sondern nur darauf aufmerksam machen, daß wir uns jetzt an so etwas gewöhnen müssen.

Viele - auch ich - hatten mehr erwartet; aber bei realistischer Betrachtung war das ein wenig naiv.

Es spricht jetzt eben nicht mehr die Privatperson Gauck, sondern ein Präsident, der viele Rücksichten zu nehmen hat.

Ärgerlich finde ich allenfalls, daß jetzt diese - jedenfalls für Gaucks Verhältnisse - mittelmäßige Rede in den höchsten Tönen gelobt wird. Und natürlich singt Gabriel höher als jeder andere.

Herzlich, Zettel

C. Offline




Beiträge: 2.639

23.03.2012 19:57
#17 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von stefanolix

Vor die Wahl gestellt, ob ich Joachim Gauck oder einen der anderen Kandidaten des Frühjahrs 2012 als Präsidenten haben will, würde ich mich heute abend immer noch für Joachim Gauck entscheiden.



Das geht mir nicht anders.

Meine Anmerkungen sind Prinzipienreitereien und Haarspalterei, geboren aus der Enttäuschung, dass es dem ersten Mann im Staat nicht möglich ist, sich konkret auszudrücken, aus Angst davor, dass er vermintes Gelände betritt. Mir ist trotzdem Gauck mit Nebeldeutsch lieber als Überzeugungstäter wie Huber und Käsmann. Es wird Gauck auch herzlich egal sein, wenn ich ihn gelegentlich mal falsch interpretiere. Ich bin nicht so gut im Zwischendenzeilenlesen.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

23.03.2012 20:09
#18 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von stefanolix
Eine Ursache der misslichen Situation der Schwarz/Gelben Koalition wird meiner Meinung nach unterschätzt: das ist die Fundamentalkritik der reinen Liberalen, der reinen Marktwirtschaftler und anderer Menschen, die mit sich im Reinen leben … Ich kann große Anteile dieser Kritik nachvollziehen, aber Politik ist nun mal das beständige Bohren dicker und harter Bretter.

Es ist leicht, nach der ersten Rede zu rufen »Not my president!«

Absolut. Ich denke auch, dass die leichte Enttäuschung in diesem Forum daraus resultiert, dass die meisten Kommentatoren hier einfach schon "ein paar Meilen weiter" als das Gros des öffentlichen Publikums sind. Das was wir uns wünschten, würde so klar in der Antrittsrede eines BuPrä formuliert, ca 90 Prozent der Zuhörerschaft ganz einfach überfordern, oder gar vor den Kopf stoßen.
Gauck hat hier m.E. erst einmal sanft angefangen, durchaus mit ein paar Ansätzen die uns auch gefallen - und das ohne Politik, Medien und Bürger gleich nachhaltig zu erschrecken. Zuerst muss er sich ja ein Fundament errichten, auf das er dann bauen kann ... und das hat er hier wohl getan.

Ich hätte mir auch die Klarheit der reinen Lehre und das Benennen von offensichtlichen Problemen und besseren Wegen gewünscht, aber das ist fürs Erste wohl ein Minderheitenwunsch. Zunächst ist es notwendig, wieder Vertrauen in die Institution Bundespräsident zu schaffen. Von einer sicheren Basis aus ist's dann auch besser wider den Stachel zu löcken.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

danielphoffmann Offline




Beiträge: 124

23.03.2012 20:09
#19 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat
Ich bin also enttäuscht. Vermutlich zu Unrecht.



ganz und gar nicht zu Unrecht, sondern zu Recht!

Gauck&Merkel repräsentieren nicht die BRD, sondern die DDR, eine eigene Nation mit verschiedenen ethnischen Ursprüngen und eine anderen Geschichte. Wenn Gauck also von den 68ern halluziniert, dann handelt es sich dabei um ein dümmliches Wiederkäuern des Selbstamnestie-Diskurses der linksfaschistischen 68er, über die Götz Aly alles gesagt hat, was der Ossi nicht verstehen kann und will.

Das 68 Gesockse hat nichts zur Befreiung der BRD vom Hitlerfaschismus beigetragen, sondern das war das Werk von CDU/CSU, SPD und FDP. Das hoch aggressive, und zutiefst autoritäre stinkende und grundhässliche Drogen-verseuchte deutsche 68er Pack war es, welches die "Kraft" stellte, welche Juden in der Operation Entebbe aussonderte, und ansonsten vom "Judenknacks" halluzinierte, für den Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin verantwortlich zeichnete und in FFM für die Hausbesetzungen in antisemitischer Absicht.

Gauck hat von allem keine Ahnung, genau wie das Merkel. In der BRD wackelt ein übel riechernder Schwanz (eine Minderheit von Ostdeutschen, zumeist mit Stasi/SED/Blockflöten Vergangenheit) mit dem Hund (die Mehrheit, welche die BRD zu der stolzen rein westlichen(!) Demokratie machte, welche sie vor 1989 war).

An eye for an eye, a tooth for a tooth

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.03.2012 20:23
#20 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von C.
Das geht mir nicht anders.

Meine Anmerkungen sind Prinzipienreitereien und Haarspalterei, geboren aus der Enttäuschung, dass es dem ersten Mann im Staat nicht möglich ist, sich konkret auszudrücken, aus Angst davor, dass er vermintes Gelände betritt. Mir ist trotzdem Gauck mit Nebeldeutsch lieber als Überzeugungstäter wie Huber und Käsmann. Es wird Gauck auch herzlich egal sein, wenn ich ihn gelegentlich mal falsch interpretiere. Ich bin nicht so gut im Zwischendenzeilenlesen.



Das Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist eine der wenigen Fähigkeiten, die wir als Ostdeutsche wirklich besser beherrschen mussten als die Westdeutschen. Es ist wie mit dem Fahrradfahren: Das verlernt man nie ;-)

Aber eigentlich wäre diese Fähigkeit in einem wirklich freien Land nicht notwendig und ich würde sie gern abgeben.

Selbstverständlich wünsche ich mir klare Reden des Bundespräsidenten. Ich warte jetzt auf die ersten speziellen (auf einen politischen Anlass) bezogenen Reden. Ich möchte z.B. hören, wie Joachim Gauck den Bürgern das Subsidiaritätsprinzip erklärt. Ich möchte ihn von der Waage reden hören, in deren Waagschalen die Freiheit und die Gleichheit liegen.

Von einer Illusion habe ich mich schon am ersten Tag verabschiedet: Dass mir jede Rede gefallen kann, die Joachim Gauck in seiner Amtszeit halten wird ;-)

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.03.2012 20:28
#21 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von danielphoffmann
Gauck&Merkel repräsentieren nicht die BRD, sondern die DDR, eine eigene Nation mit verschiedenen ethnischen Ursprüngen und eine anderen Geschichte. Wenn Gauck also von den 68ern halluziniert, dann handelt es sich dabei um ein dümmliches Wiederkäuern des Selbstamnestie-Diskurses der linksfaschistischen 68er, über die Götz Aly alles gesagt hat, was der Ossi nicht verstehen kann und will.

Das 68 Gesockse hat nichts zur Befreiung der BRD vom Hitlerfaschismus beigetragen, sondern das war das Werk von CDU/CSU, SPD und FDP. Das hoch aggressive, und zutiefst autoritäre stinkende und grundhässliche Drogen-verseuchte deutsche 68er Pack war es, welches die "Kraft" stellte, welche Juden in der Operation Entebbe aussonderte, und ansonsten vom "Judenknacks" halluzinierte, für den Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin verantwortlich zeichnete und in FFM für die Hausbesetzungen in antisemitischer Absicht.

Gauck hat von allem keine Ahnung, genau wie das Merkel. In der BRD wackelt ein übel riechernder Schwanz (eine Minderheit von Ostdeutschen, zumeist mit Stasi/SED/Blockflöten Vergangenheit) mit dem Hund (die Mehrheit, welche die BRD zu der stolzen rein westlichen(!) Demokratie machte, welche sie vor 1989 war).



Ich überlege schon geraume Zeit, in welches Land Sie nach diesem Kommentar auswandern könnten ;-)

Herr Offline




Beiträge: 406

23.03.2012 20:30
#22 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat
Ich bin nicht so gut im Zwischendenzeilenlesen.


Vielleicht ist es auch eine Erklärung dafür, dass Gauck so gesprochen hat und dass ich und stefanolix die liberalen Akzente stark gehört haben, weil Gauck so zu sprechen und wir so zu hören gelernt haben – als gelernte DDR-Bürger.

Ich höre z. B.: Gauck benennt auch andere Extremismen außer dem rechten und er tut das so, dass jeder weiß, wer gemeint ist, auch wenn er die politische Korrektheit wahrt. – Andere hören: Er traut sich nicht, das Kind beim Namen zu nennen. – Die Frage ist: Was ist wirkungsvoller?

Ich muss als Redner zu einem großen Teil das Selbstverständnis und die Erwartungen meiner Zuhörer bedienen, um ihnen dann die 10 oder 20 Prozent zumuten zu können, wo ich eine Veränderung ihrer Sicht bewirken will.

Selbst bei seiner positiven Würdigung der 68-er, wo ich dachte: Hätte er mal Götz Aly gelesen!, hat er eben genau genommen nicht etwa die Protagonisten der APO gewürdigt, sondern deren Generation.

Eines ist natürlich auch zu bedenken: Gauck ist kein in der Wolle gefärbter Liberaler. Ich nehme es ihm ab, dass er den Sozialstaat im Prinzip bejaht oder sich positiv zu Europa äußert.

Herzlichen Gruß!
Herr

edit: Unterschrift in Forennamen geändert.

PS: Irgendwie hatte ich den Thread nicht bis unten gescrollt und die Beiträge von Calimero und Stefanolix mit z.T. ähnlichen Gedanken übersehen.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

23.03.2012 20:34
#23 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von stefanolix
Noch vor historisch sehr kurzer Zeit wurden in Nordirland unter dem Deckmantel unserer christlichen Religion Verbrechen begangen: Sprengstoffanschläge, Morde mit Schusswaffen …



Es wäre mir neu, dass die IRA oder andere Terrororganisationen in Nordirland ihre Anschläge religiös begründet hätten. Die Trennlinien verlaufen dort zwar entlang der Religionen, aber diese sind geschichtliches Symptom und nicht Ursache. Um den Papst, die Rechtfertigungslehre oder die Wandlung ging es da nun wirklich nicht.

Nein, der Religionsterror ist heutzutage nunmal eine Spezialität des Islam, und es wäe schön, wenn seine größten Feinde innerhalb dieser Religion zu finden wären.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.03.2012 20:46
#24 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Rayson

Zitat von stefanolix
Noch vor historisch sehr kurzer Zeit wurden in Nordirland unter dem Deckmantel unserer christlichen Religion Verbrechen begangen: Sprengstoffanschläge, Morde mit Schusswaffen …



Es wäre mir neu, dass die IRA oder andere Terrororganisationen in Nordirland ihre Anschläge religiös begründet hätten. Die Trennlinien verlaufen dort zwar entlang der Religionen, aber diese sind geschichtliches Symptom und nicht Ursache. Um den Papst, die Rechtfertigungslehre oder die Wandlung ging es da nun wirklich nicht.

Nein, der Religionsterror ist heutzutage nunmal eine Spezialität des Islam, und es wäe schön, wenn seine größten Feinde innerhalb dieser Religion zu finden wären.




Nein, es ging vermutlich nicht um theologische Unterschiede. Wenn aber die Mitglieder dieser beiden christlichen Gemeinschaften erbittert gegeneinander kämpfen und wenn sie dabei eindeutig terroristische Mittel einsetzen, dann zeigt das zumindest, dass unter dem Deckmantel der christlichen Religion Terrorakte begangen werden können.

Jedenfalls gab es in der Geschichte blutige Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten. Ob wir nun Irland oder den Dreißigjährigen Krieg betrachten: Es wird immer ungeklärt bleiben, ob die Religion vorwiegend als Vorwand für kriegerische Auseinandersetzungen diente oder ob sie der eigentliche Grund dafür war. Man schaut weder in die Herzen der weltlichen noch in die Herzen der geistlichen Führer hinein, erst recht nicht in das Herz des einzelnen Soldaten oder Attentäters …

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.03.2012 20:53
#25 RE: Marginalie: Gaucks Rede Antworten

Zitat von Calimero
(…) Ich denke auch, dass die leichte Enttäuschung in diesem Forum daraus resultiert, dass die meisten Kommentatoren hier einfach schon "ein paar Meilen weiter" als das Gros des öffentlichen Publikums sind. Das was wir uns wünschten, würde so klar in der Antrittsrede eines BuPrä formuliert, ca 90 Prozent der Zuhörerschaft ganz einfach überfordern, oder gar vor den Kopf stoßen.
Gauck hat hier m.E. erst einmal sanft angefangen, durchaus mit ein paar Ansätzen die uns auch gefallen - und das ohne Politik, Medien und Bürger gleich nachhaltig zu erschrecken. Zuerst muss er sich ja ein Fundament errichten, auf das er dann bauen kann ... und das hat er hier wohl getan.

Ich hätte mir auch die Klarheit der reinen Lehre und das Benennen von offensichtlichen Problemen und besseren Wegen gewünscht, aber das ist fürs Erste wohl ein Minderheitenwunsch. Zunächst ist es notwendig, wieder Vertrauen in die Institution Bundespräsident zu schaffen. Von einer sicheren Basis aus ist's dann auch besser wider den Stachel zu löcken.

Beste Grüße, Calimero



Ergebnis eines Nachdenkens über Schwarz/Gelb seit 2009: Man sollte über den Ausgang jedes Wahllokals ein Schild hängen: »Lasst, die ihr gewählt habt, nun alle Hoffnung fahren!« — Dann kommt es zumindest besser als gedacht ;-)

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