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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 33 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Thanatos Offline



Beiträge: 232

22.05.2012 14:51
#26 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Ohne konkret auf die Vorredner einzugehen, möchte ich noch einen Gesichtspunkt beitragen. Ich habe dies in einer DLF-Radiosendung erfahren, am Montagmorgen wurde darüber (Fall Röttgen) von 3 "Experten" diskutiert.

Merkel hat ja nicht nur die Reaktion ihrer Partei (speziell des Landesverbandes NRW) zu beachten, es gibt ja noch andere Player in der Politik. Damit meine ich die Wirtschaft, und diese ist von der Energiewende ja höchst betroffen und verstört.

Wie nun im Radio berichtet wurde, gab es über längere Zeit briefliche Nachfragen, Brandbriefe, Gesprächswünsche an den Umweltminister von Seiten der Energiewirtschaft. Man wollte wissen, wie der Minister sich das nun alles gedacht habe.

Diese Briefe wurden von Herrn Röttgen nicht beantwortet.

Weiter gab es auch aus den Reihen der CDU briefliche Anfragen an den Minister betreffs der Details der deutschen Stromversorgung. Auch diese hat Herr Röttgen nicht einmal beantwortet.

Darob dürften wohl die Energiebosse in hellem Aufruhr gewesen sein und dürften das der Kanzlerin ganz genauso auch kommuniziert haben, als der Energiegipfel stattfand. Von da ab dürfte sich Herr Röttgen als "Exekutor" der Energiewende in den Augen Merkels disqualifiziert haben. Die Konzernchefs wollten ja nicht mehr mit Röttgen reden - und er nicht mit ihnen. Letzte Hoffnung wäre für Merkel der Abgang Röttgens nach NRW gewesen - egal, ob als MP oder als Oppositionsführer.

Den Gefallen hat ihr Röttgen nicht getan, und so blieb ihr nichts weiter, als den eisernen Besen rauszuholen.

Auch ein Herr Altmaier wird freilich den Karren nicht aus dem Dreck ziehen, denn wie soll man etwas umsetzen, was rein faktisch nicht möglich und nicht bezahlbar ist.

Übrigens behaupte ich weiterhin, daß Frau Merkel keinesfalls ein Bremsen der Energiewende beabsichtigt, sondern ein nochmaliges Forcieren. Der Meinung waren auch alle drei Experten im DLF. Frau Merkel würde ja völlig das Gesicht verlieren, hieße es jetzt: wir können das nicht machen, weil zu teuer und technisch nicht möglich. Wir werden sehen.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

22.05.2012 15:26
#27 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat von Thanatos
Von da ab dürfte sich Herr Röttgen als "Exekutor" der Energiewende in den Augen Merkels disqualifiziert haben.


Wenn das alles so passiert ist (was ich glaube) und Merkel das alles gewußt und verstanden hat - dann hätte sie aber schon lange vor dem Wahlsonntag gewußt, daß sie ihn feuern muß.
Und dann ist unerklärlich, warum sie erst rumgeeiert hat. Bisher ist doch davon auszugehen, daß der Entschluß erst nach dem Montag fiel.

Zitat
Übrigens behaupte ich weiterhin, daß Frau Merkel keinesfalls ein Bremsen der Energiewende beabsichtigt, sondern ein nochmaliges Forcieren.


Das ist leider möglich - obwohl Merkel eigentlich als Physikerin die Probleme viel eher verstehen können müßte als andere Politiker.

Zitat
Frau Merkel würde ja völlig das Gesicht verlieren ...


Das war ihr bei Kehrtwenden in der Vergangenheit auch ziemlich egal.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

22.05.2012 17:15
#28 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat
Wie nun im Radio berichtet wurde, gab es über längere Zeit briefliche Nachfragen, Brandbriefe, Gesprächswünsche an den Umweltminister von Seiten der Energiewirtschaft. Man wollte wissen, wie der Minister sich das nun alles gedacht habe.

Diese Briefe wurden von Herrn Röttgen nicht beantwortet.
(...)
Darob dürften wohl die Energiebosse in hellem Aufruhr gewesen sein und dürften das der Kanzlerin ganz genauso auch kommuniziert haben,




Hier mal ein Beispiel, wie sich das konkret äußert:

Aus einer aktuellen Pressemitteilung von Deutschlands größter IHK (München und Oberbayern):

Zitat:Im Rahmen ihres Jahresthemas „Energie und Rohstoffe für morgen“ beschäftigt sich die IHK-Organisation weiter intensiv mit der wirtschaftsfreundlichen Ausgestaltung der Energiewende. (...) ein aktuelles Gespräch von DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann mit der Deutschen Presse-Agentur dpa, in dem Driftmann der Bundesregierung schlampiges Management der Energiewende vorgeworfen hat. (...) Es sei bislang kaum zu erkennen, wie die Regierung ihre Ziele erreichen wolle. (...) Die bisherige Kommunikation der Politik in Sachen Energiewende bezeichnete Driftmann wörtlich als „hundsmiserabel“. Zitat:


Dies ist wie gesagt eine Pressemitteilung der IHK.
Von allen Wirtschaftsverbänden ist die IHK in der Regel in ihren Formulierungen stets die zurückhaltendste.
Sie ist auch KEINE Vertreterin einer einzelnen Branche (etwa der Energiekonzerne), sondern muss alle ihre Mitglieder vertreten (also z.B. auch die Solar-Firmen). Allein schon aus diesem Grund kann sie sich bei kontroversen Themen selten profiliert äußern.
Wenn nun aus dieser harmlosen Ecke so deutliche Worte kommen, dann darf man davon ausgehen, dass die eigentlichen Branchenvertreter bei Merkel noch ganz anders Druck machen.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

22.05.2012 18:02
#29 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat von R.A.

Und dann ist unerklärlich, warum sie erst rumgeeiert hat. Bisher ist doch davon auszugehen, daß der Entschluß erst nach dem Montag fiel.


Sie wollte, dass er von allein geht. So wie die anderen. Sie wollte Röttgen nicht feuern. Das wird es auch gewesen sein, was Seehofer so aufgebracht hat - dieses Rumgeeiere.
Sie will, dass alle freiwillig tun was sie möchte, aus Einsicht in die Notwendigkeit. Und geht das nicht, soll es wenigstens so aussehen.
Das hat bisher doch gut geklappt, niemand hat sich beschwert ungerecht behandelt worden zu sein. Sollte Röttgen das wirklich tun, was ich erst glaube wenn ich es höre, macht er sich vollends zum Trottel. Dass Norbert Blüm (Realitätsverweigerer und Antikapitalist) ihm schon zur Seite gesprungen ist, sollte eigentlich eine Warnung sein.
Da greifen halt noch Reflexe aus längst vergangener Zeit. Wer von einer Dame gefeuert wird, kann nicht um Mitleid betteln.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Thanatos Offline



Beiträge: 232

23.05.2012 14:42
#30 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Sie wollte, dass er von allein geht. So wie die anderen. Sie wollte Röttgen nicht feuern. Das wird es auch gewesen sein, was Seehofer so aufgebracht hat - dieses Rumgeeiere.



Richtig. Seehofer hat letztlich den Ausschlag gegeben. ER hat Merkel zu diesem Schritt gezwungen. Man höre sich einfach immer wieder die Aussagen im Interview mit Claus Kleber an. Da hat Horst doch alles deutlichst ausgedrückt, so, daß seine Unionskollegin keine Wahl hatte.

Seehofer ist hier als Anwalt der Wirtschaft aufgetreten. Diese will ja nicht zwangsläufig einen Stop der Energiewende, sie könnte auch MIT ihr leben, könnte damit sogar die größten Profite machen - aber nur wenn der Staat gesetzlich und mit Kapitalgarantien dafür sorgt, daß die völlig marktfremden Maßnahmen auch finanziert (auf den Steuerzahler umgelegt) und juristisch gegen Bürgerproteste abgesichert werden.

Das haben dann Umwelt- und Wirtschaftsminister konzertiert durchzuführen. Wie es weitergeht, entscheidet dann die Wahl 2013.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

23.05.2012 17:37
#31 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat
Seehofer ist hier als Anwalt der Wirtschaft aufgetreten. Diese will ja nicht zwangsläufig einen Stop der Energiewende, sie könnte auch MIT ihr leben, könnte damit sogar die größten Profite machen - aber nur wenn der Staat gesetzlich und mit Kapitalgarantien dafür sorgt, daß die völlig marktfremden Maßnahmen auch finanziert (auf den Steuerzahler umgelegt) und juristisch gegen Bürgerproteste abgesichert werden.



Hierzu im heutigen Münchner Merkur ein Interview mit Rudolf Staudigl, dem Vorstand von Wacker Chemie, bei dem einem einfach die Spucke wegbleibt.
Ein lesenswertes Musterbeispiel, mit welcher Chuzpe ein Unternehmen die Marktverzerrungen optimal ausnutzt, die die staatlichen Eingriffe erzeugen.

( http://www.merkur-online.de/nachrichten/...hr-2327531.html )


Im ersten Teil des Interviews geht es um das Solarzellen-Geschäft von Wacker.
Herr Staudigl findet den Solar-Ausbau in Deutschland natürlich Klasse. Und er verkündet hier auch den Weg zur Wirtschaftlichkeit.

Zitat:

Zitat
Die Preise für Photovoltaik-Systeme haben sich hier in den vergangenen sechs Jahren mehr als halbiert und die Kosten für Solarstrom aus Freiflächenanlagen liegen heute bei etwa 12 Cent pro Kilowattstunde. Damit wurde durch Photovoltaik gewonnener Strom immer wettbewerbsfähiger. Bis 2015 dürften diese Kosten in Deutschland sogar auf unter zehn Cent fallen. Das macht die Photovoltaik sehr attraktiv.




Im zweiten Teil des Interviews geht es um die Folgen der hohen Energiepreise für das eigene Unternehmen.

Zitat:

Zitat
Die Strompreise sind genau der Grund, warum wir die nächste große Produktionsanlage in den USA bauen. In Deutschland kann derzeit niemand prophezeien, wohin sich der Strompreis tatsächlich entwickeln wird.(...)
In der chemischen Industrie bedeuten hohe Strompreise hohe Produktionskosten, weil die Produktion sehr energieintensiv ist. Deshalb sind hohe Strompreise schädlich. Wenn in Deutschland die Energie-Preise also so hoch bleiben oder weiter steigen, dann werden wir eine schleichende Deindustrialisierung in Deutschland feststellen und das halte ich für sehr problematisch. Da muss etwas getan werden. Der Industriestandort Deutschland ist in Gefahr.(...)
Ein Industrie-Strompreis kleiner oder gleich sechs Eurocent wäre erforderlich. Derzeit liegen wir fast beim Doppelten.




Also noch einmal zum mitlesen:
Wenn in einigen Jahren die ERZEUGUNGSKOSTEN für Solarstrom auf 10 Cent fallen sollte, dann macht das die Photovoltaik "sehr attraktiv" sagt der Manager, der von der Solarförderung profitiert.
Zugleich sind aber ENDKUNDENPREISE für die Industrie von über 6 Cent für den selben Manager (verständlicherweise) bereits ein Grund, den Standort zu verlassen.

Und wie löst man diesen Widerspruch auf?
Ganz einfach:

Zitat
Wenn der Industriestrom günstiger werden soll, um die Arbeitsplätze im Land zu halten, werden wohl die Verbraucherstrompreise steigen müssen.



Schon klar:
Selber will man gerne von Subventionen profitieren. Die Kosten sollen aber natürlich andere tragen.
Beide Forderungen in ein und dem selben Interview so offen auszubreiten ist schon eine krasse Unverfrorenheit.

Das Interview zeigt aber auch sehr schön, dass "die Wirtschaft" nicht gegen die Energiewende auf die Barrikaden gehen wird. Denn viele Unternehmen profitieren ja von den Marktverzerrungen durch die Energiewende. Und Unternehmen die darunter leiden wandern ggf. einfach ab.
Bezahlen wird am Ende die Energiewende natürlich nicht "die Wirtschaft". Sondern wir alle in unserer Eigenschaft als Konsumenten, Steuerzahler, Arbeitnehmer.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.566

23.05.2012 18:19
#32 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Herr Staudigl baut halt darauf, daß seine beiden Aussagen keinerlei Widerspruch hervorrufen, wenn sie um mehr als 3 Zeilen getrennt sind.
Damit dürfte er sein Publikum zutreffend taxiert haben.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

23.05.2012 20:29
#33 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat von Florian

Bezahlen wird am Ende die Energiewende natürlich nicht "die Wirtschaft". Sondern wir alle in unserer Eigenschaft als Konsumenten, Steuerzahler, Arbeitnehmer.


Man könnte, also wenn man Konsumenten, Steuerzahlern (Unternehmen aus der Wirtschaft natürlich ausgenommen) und Arbeitnehmern in der Mehrzahl unterstellt, sie wären gegen Atomkraft, mit ein bisschen Kaltschnäuzigkeit, nur theoretisch natürlich, antworten:

Ja wer denn sonst?

Man könnte natürlich auch die Steuern senken und die Ausgaben der Steuerzahlergeldeinsammelinstitution, die staatliche Renten-, Kranken-, Sozial-, Unfall-, Pflegeversicherung und was nicht noch so alles "staatlich" ist, privatisieren und vom Zwang befreien. Das würde die Arbeitskosten senken und die Nettolöhne erhöhen.
Dann hätten die Leute mehr Überblick über ihre Kosten und würden so wie die Engländer die Laufzeit ihrer KKW möglicherweise verlängern wollen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

23.05.2012 21:19
#34 RE: Zitat des Tages: Der charmante Herr Röttgen Antworten

Zitat von Florian

Und wie löst man diesen Widerspruch auf?
Ganz einfach:

Zitat
Wenn der Industriestrom günstiger werden soll, um die Arbeitsplätze im Land zu halten, werden wohl die Verbraucherstrompreise steigen müssen.



Schon klar:
Selber will man gerne von Subventionen profitieren. Die Kosten sollen aber natürlich andere tragen.
Beide Forderungen in ein und dem selben Interview so offen auszubreiten ist schon eine krasse Unverfrorenheit.




Die Industrie will günstigen Strom. Bisher waren deutsche Kernkraftwerke günstige Stromerzeuger. Der Bürger hat was gegen Kernkraft und Kohle und will PV und Wind. Da finde ich es schon richtig, die Kosten denen aufzubürgen, die das wollen. Was fehlt ist ein günstiger Dreckstrommix (aus Kernkraft und Kohle) für kleinere Unternehmen und nicht umweltbewusste Verbraucher, die bisher draufzahlen.

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