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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 45 Antworten
und wurde 4.909 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.05.2012 04:09
Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Manchmal muß ich ein wenig herumstochern, um ein Thema für ZR zu finden. Martenstein hilft dann oft; diesmal eher nicht. Aber ein Leserkommentar zu seiner Glosse dieser Woche schien mir eine Meckerecke wert zu sein.

Was würde man von einem Industriemeister halten, der nicht selbst die Arbeiten ausführen kann, die seine Lehrlinge erlernen? Warum werden angehende Marineoffiziere auf Segelschulschiffen geschult? Genau.

Aber an den Unis grassiert offenbar die Meinung, daß Grundlagen entbehrlich sind.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

30.05.2012 05:53
#2 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Zettel
Diese Mißachtung der Grundlagen ist das Erkennungszeichen des Schwätzertums, der Scharlatanerie.

Was den Fachmann ausmacht, das ist das Gegenteil: Die Gründlichkeit seiner Ausbildung. Beginnend mit dem Einfachen; mit dem, was man pauken muß und nicht sich einfach mal so "reinzieht".



Einen ähnlichen Kommentar habe ich immer wieder im Hinterkopf, wenn ich höre, wie die Piraten und ihre Anhänger über Bücher urteilen. Sie haben keine Ahnung, welche Arbeitsschritte notwendig sind, bis ein Verlag ein Buch auf den Markt gebracht hat. Sie wollen sich diese Kenntnisse auch gar nicht aneignen. Schließlich können sie die Autoren und die Verlage um so leichter verachten, je weniger sie von deren Arbeit wissen.

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

30.05.2012 07:26
#3 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Mir viel dazu spontan folgendes ein:
https://www.youtube.com/watch?v=tqGtoPB3jyk

Gerechtigkeit ist wohl dann erreicht wenn niemand mehr für ein Tun verantwortlich gemacht werden "darf".

Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

30.05.2012 07:33
#4 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Mich würde dazu, lieber Zettel, ihre Meinung zu einem Fall in meinem Freundeskreis interessieren: Die betreffende Dame konnte in ihrem Deutsch-LK-Abitur ein Attest für eine Rechtschreibschwäche beibringen und wurde deshalb von der Rechtschreibkorrektur befreit, d.h. bekam keine Punkte dafür abgezogen und hat eine sehr gute Zensur bekommen. Mittlerweile promoviert sie in einem kulturwissenschaftlichen Fach, ohne einen fehlerfreien Text verfassen zu können (ich korrigiere immer noch gelegentlich den einen oder anderen Text von ihr - selbstverständlich nur auf Rechtschreibung, der Inhalt ist so postmodern, dass ich nur Bahnhof verstehe )

Was meinen Sie - gerecht oder nicht?

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Krischan Offline




Beiträge: 609

30.05.2012 08:42
#5 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Lieber Meister Petz,

wenn das eine richtige Legasthenie ist, dann ist es durchaus OK. Aber: Heute wird sehr häufig die Diagnose Legasthenie, Dyskalkulie etc. gestellt, weil viele Kinder eben leider nicht mehr den Wert (und das Ergebnis) von ausdauernder Lernarbeit kennen bzw. kennengelernt haben oder, für sich als richtig akzeptieren oder von ihren Eltern / Lehrern entsprechend angeleitet werden.

Es ist doch viel einfacher zu sagen: "Hey, mein Kind hat Legasthenie", als sich 5x die Woche hinzusetzen und Rechtschreibung und Grammatik zu üben. Zu lernen. Zu wiederholen, um das Geübte zu vertiefen (!). Und einfach zu schreiben, von mir aus auch mit dem Computer (aber ohne Rechtschreibprüfung).

Ich empfehle da mal als Literaturtipp das Oeuvre von Michael Winterhoff, einem Kinderpsychiater, der da ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert. Die Anspruchshaltung der Eltern ist das Problem, nicht die Kinder. Beim Hundeprofi im Fernsehen werden ja meist auch nicht die Hunde trainiert, sondern die Menschen Dumme Menschen - dumme Hunde. Und eben: Dumme - unfähige Eltern = dumme Kinder. Da helfen dann auch complacency studies wie Gendergedöns nix...

Christian

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

30.05.2012 09:08
#6 Pures Faktenwissen.... Antworten

Ich bitte Sie. Die Schule, das Studium ist überhäuft mit unnötigem Faktenwissen. Niemand will pure Auswendiglernerei. Das ist der Unterrichtsstil von gestern. Wir wollen die Methode lehren, kritischen Umgang mit Texten, Projektbezogenes Lernen. Eine Ausdünnung der Lehrpläne um unnötigen Ballast.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

30.05.2012 09:13
#7 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Meister Petz

Die betreffende Dame konnte in ihrem Deutsch-LK-Abitur ein Attest für eine Rechtschreibschwäche beibringen und wurde deshalb von der Rechtschreibkorrektur befreit [...]
Was meinen Sie - gerecht oder nicht?

Gruß Petz



Als jemand mit latenter Rechtschreibschwäche aber ohne Attest, sondern einst mit Zettelkasten, Karteikärtchen und hartem Lernen sehe ich das ambivalent.
Der geniale Gedanken sollte nicht durch Konzentration auf die Rechtschreibung verloren gehen. Gleichzeitig schliesst der Leser meist von der Form auf den Inhalt. Man sollte sich bemühen, die Rechtschreibung richtig zu machen. Wenn man darum weiss, dass man Probleme hat, sollte man versuchen, eine Schleife Qualitätssicherung einzuziehen. Ist ja dank PC, Autokorrektur, etc. eigentlich nicht so schwierig.

C. Offline




Beiträge: 2.639

30.05.2012 09:14
#8 RE: Pures Faktenwissen.... Antworten

Zitat von Dagny
Ich bitte Sie. Die Schule, das Studium ist überhäuft mit unnötigem Faktenwissen. Niemand will pure Auswendiglernerei. Das ist der Unterrichtsstil von gestern. Wir wollen die Methode lehren, kritischen Umgang mit Texten, Projektbezogenes Lernen. Eine Ausdünnung der Lehrpläne um unnötigen Ballast.



Yo! Und wotsu gibd es, smahtfohnz mit Korektäm zugriff uffs weltwissä mit gugel un So?

Der Riesling gehört zu Deutschland.

vivendi Offline



Beiträge: 663

30.05.2012 09:42
#9 RE: Pures Faktenwissen.... Antworten

Gehert der Rissling wirrklich zu Teutschland?

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.05.2012 10:23
#10 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Krischan
wenn das eine richtige Legasthenie ist, dann ist es durchaus OK


Das sehe ich nicht so.
Wenn jemand Legasthenie hat, dann ist das natürlich ein Problem, wo die Schule bestmöglich helfen sollte. Mit entsprechend viel Arbeit kann man da auch etwas erreichen.

Ansonsten aber ist damit so umzugehen wie in jedem anderen Fall, wo Begabung nicht so vorhanden ist wie gewünscht: Man muß sich auf andere Stärken konzentrieren.

Wer Schwierigkeiten mit der räumlichen Vorstellung hat, sollte nicht Architekt werden. Wer unmusikalisch ist, sollte nicht Orchestermusiker werden.
Und wer Legatheniker ist, sollte sich eben einem der vielen Fächer zuwenden, in denen der schriftliche Ausdruck nur untergeordnete Bedeutung hat.

Im Beispiel von Meister Petz halte ich es für völlig falsch, daß die Schule hier einen solchen Dispens erteilt hat. Auf jeden Fall nicht für einen Deutsch-LK.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

30.05.2012 10:35
#11 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von R.A.

Ansonsten aber ist damit so umzugehen wie in jedem anderen Fall, wo Begabung nicht so vorhanden ist wie gewünscht: Man muß sich auf andere Stärken konzentrieren.
...
Im Beispiel von Meister Petz halte ich es für völlig falsch, daß die Schule hier einen solchen Dispens erteilt hat. Auf jeden Fall nicht für einen Deutsch-LK.



Dieweil "das antike Erbe" z.Zt. so oft beschworen wird:
Zum Trivium der septem artes liberalis gehört die Rhetorik.
Was hätte wohl Demosthenes zu einem solchen Vorschlag gesagt?

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

30.05.2012 11:06
#12 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Dagny
Als jemand mit latenter Rechtschreibschwäche aber ohne Attest, sondern einst mit Zettelkasten, Karteikärtchen und hartem Lernen sehe ich das ambivalent.
Der geniale Gedanken sollte nicht durch Konzentration auf die Rechtschreibung verloren gehen. Gleichzeitig schliesst der Leser meist von der Form auf den Inhalt. Man sollte sich bemühen, die Rechtschreibung richtig zu machen. Wenn man darum weiss, dass man Probleme hat, sollte man versuchen, eine Schleife Qualitätssicherung einzuziehen. Ist ja dank PC, Autokorrektur, etc. eigentlich nicht so schwierig.

Ich sehe es ähnlich, wobei die Kollegin in dem Fall abgesehen von der Rechtschreibung wirklich einwandfreie Leistungen gebracht hat, und mittlerweile mit den genannten Qualitätssicherungen ganz gut zurecht kommt.

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

30.05.2012 12:54
#13 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Dagny
Der geniale Gedanken sollte nicht durch Konzentration auf die Rechtschreibung verloren gehen. Gleichzeitig schliesst der Leser meist von der Form auf den Inhalt.


Rechtschreibung und Grammatik haben nicht nur den Sinn, dass man als Leser von der Form auf den Inhalt schliessen kann (signaling). Korrekte Formalia machen das Verständnis auch leichter. Wenn man mir einen phonetisch geschriebenen Text vorlegt, dann muss ich ihn mir praktisch selbst laut vorlesen, um den Inhalt zu erfassen. Das ist schwieriger und dauert länger als einen korrekt geschriebenen Text zu lesen.

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Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

30.05.2012 16:32
#14 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat
wenn das eine richtige Legasthenie ist, dann ist es durchaus OK.



WENN es eine richtige Legasthenie ist. Zum Hintergrund:

Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (Internationale Klassifikation psychischer Störungen, ICD-10) und der „Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie („Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ ist zu unterscheiden zwischen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche und einer Lese-Rechtschreib-Störung.

Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche liegt nach dieser Definition vor, wenn sich Schwierigkeiten in der Rechtschreibung oder im Lesen erklären lassen als Folge einer psychischen oder neurologischen Erkrankung, einer Störung der Sinneswahrnehmungen (Kurzsichtigkeit, Schwerhörigkeit) oder einer mangelhaften Beschulung (fehlender oder unzureichender Unterricht, unzureichende Mitarbeit des Schülers). Eine solche Lese-Rechtschreib-Schwäche geht oft vorüber, wenn die Ursachen beseitigt sind.

Eine Lese-Rechtschreib-Störung oder Legasthenie liegt hingegen vor, wenn eine Lese-Rechtschreib-Schwäche ausgeschlossen werden kann, eine normale Intelligenz vorliegt und das sogenannte „doppelte Diskrepanzkriterium“ erfüllt ist:
1. Die Lese- und/oder Rechtschreibleistung ist deutlich schlechter, als es dem Durchschnitt der Altersgruppe entspricht. In Tests zur Lese- und Rechtschreibleistung wird in der Regel ein Prozentrang von etwa 10 erreicht (Prozentrang 10 bedeutet, dass 90 % der Altersgruppe ein besseres, 10 % ein schlechteres Ergebnis erreichen).
2. Die Lese- und/oder Rechtschreibleistung ist deutlich schlechter, als es nach der individuellen Intelligenzentwicklung zu erwarten wäre.

Eine Lese-Rechtschreib-Störung ist vermutlich aus einem Zusammenwirken von genetischen und Umweltfaktoren zu erklären. Ihr liegen Störungen im Bereich der visuellen und auditiven Wahrnehmung und/oder kognitiven Verarbeitung zugrunde, die letztlich genetisch bedingt sind. Eine Lese-Rechtschreib-Störung tritt familiär gehäuft auf; das Risiko, eine Lese-Rechtschreib-Störung zu entwickeln, ist für ein Kind erhöht, wenn beide Eltern ebenfalls eine Lese-Rechtschreib-Störung aufweisen.

Zur Definition vgl. Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u. a. 3. überarb. Aufl. Köln 2007, S. 207–224 (Leitlinie „Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81)“), online unter http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-017.html; vgl. auch den Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V., online unter http://www.bvl-legasthenie.de/legasthenie/definition.

In der Schule hat es in den meisten Fällen mit Schülern zu tun, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben - oft das Ergebnis eines verfehlten Schreiblernunterrichts in der Grundschule ("Lesen durch Schreiben" und ähnlicher Unsinn). Trotzdem erhalten solche Schüler teilweise einen "Legasthenie-Schein", so dass die Rechtschreibleistungen in Kl. 5 und 6 nicht, in Kl. 7 bis 9 nur zurückhaltend bewertet werden dürfen (in NRW). In der Oberstufe wird die Rechtschreibung nach Rechtslage normal bewertet, da erwartert wird, dass ein Schüler bis dahin seine Defizite abgebaut hat.

Für einen "harten" Legastheniker ist das illusorisch (ich habe davon bislang einen einzigen Fall erlebt); für die meisten "Schein-Legastheniker" wäre das durchaus machbar bei entsprechendem Engagement und auch bei entsprechender Forderung der Schule.
Viele Kollegen lassen sich allerdings beeindrucken, wenn ein Schüler kommt und sagt "Ich bin halt Legastheniker", und ziehen dann keine Punkte ab wegen mangelnder Sprachleistung.
Es wirkt wahre Wunder, wenn man gemäß Erlass eine KLausur um eine oder gar zwei Notenstufen heruntersetzt wegen gehäufter Verstöße gegen die Sprachrichtigkeit. Ein Schüler, der eigentlich eine 2- hätte und jetzt eine 3 wegen solcher Defizite - der macht in der nächsten Klausur nur noch halb so viele Fehler.
Ein Schüler von mir ist in anderthalb Jahren von einem FQ = 10 auf einen FQ < 2 gekommen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.05.2012 17:12
#15 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Meister Petz
Mich würde dazu, lieber Zettel, ihre Meinung zu einem Fall in meinem Freundeskreis interessieren: Die betreffende Dame konnte in ihrem Deutsch-LK-Abitur ein Attest für eine Rechtschreibschwäche beibringen und wurde deshalb von der Rechtschreibkorrektur befreit, d.h. bekam keine Punkte dafür abgezogen und hat eine sehr gute Zensur bekommen. Mittlerweile promoviert sie in einem kulturwissenschaftlichen Fach, ohne einen fehlerfreien Text verfassen zu können (ich korrigiere immer noch gelegentlich den einen oder anderen Text von ihr - selbstverständlich nur auf Rechtschreibung, der Inhalt ist so postmodern, dass ich nur Bahnhof verstehe )

Was meinen Sie - gerecht oder nicht?

Ich komme, lieber Petz, erst jetzt zum Antworten - und brauche es eigentlich kaum noch, weil in diesem Thread das aus meiner Sicht Richtige schon geschrieben wurde; vor allem in dem ausgezeichneten Beitrag von Gansguoter.

Ergänzend möchte ich noch erwähnen, daß der Begriff der "Legasthenie" nur im deutschen Sprachraum üblich ist; international spricht man von Dyslexie (dyslexia). Das ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von neurologischen Störungen, die alle dazu führen, daß das Lesen beeinträchtigt ist.

Das Lesen ist ja eine außerordentlich komplexe Funktion, an der zahlreiche Teilsysteme des Gehirns beteiligt sind - der visuellen Analyse, der visuellen Aufmerksamkeit, der Sprachverarbeitung und der Sprachproduktion. Überall in diesem komplexen Funktionsgefüge kann eine neurologische Beeinträchtigung vorliegen, die im Ergebnis eine "Legasthenie" produziert.

Ich möchte unterstreichen, was Gansguoter geschrieben hat: Wer als "Legastheniker" eingestuft wird, der hat häufig nicht eine solche Störung. Die "Therapie" seiner Schwäche beim Lesen sollte in diesem Fall vor allem darin bestehen, daß man ihm das Lesen beibringt; durch systematisches Training.

Herzlich, Zettel

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

30.05.2012 20:21
#16 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat
Die "Therapie" seiner Schwäche beim Lesen sollte in diesem Fall vor allem darin bestehen, daß man ihm das Lesen beibringt; durch systematisches Training.



Dabei möchte ich ergänzen, dass wenigstens bei mir an der Schule nicht das Lesen das Problem ist, sondern das Schreiben. Wer keine Schreibregeln anwendet, weil er mehrere Jahre an der Grundschule schreiben durfte nach Gehör und wie er wollte, der kann in der Regel trotzdem lesen. DAs Schreiben braucht das Training - wobei die neurologischen Erfordernisse hier sicher ähnlich komplex sind.

lois jane Offline



Beiträge: 662

31.05.2012 08:40
#17 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat
Diese Mißachtung der Grundlagen ist das Erkennungszeichen des Schwätzertums, der Scharlatanerie.



Der Vorwurf fällt aber sogleich u.a. auf Martenstein zurück.

Natürlich wird bei deutschen Germanistikstudenten vorausgesetzt, daß sie die deutsche Sprache, auch die Rechtschreibung beherrschen - was aber angesichts der Skylla Duden und der Charybdis Rechtschreibreform nicht immer so einfach ist - nur hat dies eben nichts mit ihrem Fach zu tun sondern mit dem Studium an sich bzw. mit der Hochschulreife. Und dafür ist die Schule zuständig, nicht das Studium.

Solange er nicht ebenso von Mathematikstudenten gleiches erwartet, kann ich sein Geschreibsel hier nicht ernst nehmen. Und solange Rechtschreibung mit Duden gleichgesetzt wurd, schon dreimal nicht!

"Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande!"
Und nimm den Staat weg, dann bleiben unorganisierte Räuber zurück!

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

31.05.2012 11:39
#18 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Gansguoter
... ist zu unterscheiden zwischen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche und einer Lese-Rechtschreib-Störung.


Gibt es da eigentlich (außer der Tatsache, daß Lesen/Schreiben per se ziemlich wichtig ist) einen grundsätzlichen Unterschied zu mangelnder Begabung in anderen Bereichen?
Ist also eine Lese-Rechtschreib-Störung letztlich einfach nur das Äquivalent zu total unmusikalisch, sprachunbegabt, fehlende künstlerische Kreativität, Sport-Null?
In Bezug auf Mathematik gibt es ja auch die Dyskalkulie ...

Bei der Definition von Dyslexie/Dyskalkulie etc. wird ja auch immer darauf abgehoben, daß ansonsten die Intelligenz mindestens normal wäre. Was halt nur geht, wenn der Betreffende andere Begabungen hat, die mit irgendwelchen IQ-Verfahren gemessen werden können.

Letztlich wäre es dann so, daß halt die Menschen jeder einen bestimmten Mix an Begabungen oder Nicht-Begabungen haben. Und wenn es nur eine Nicht-Begabung ist, die aber ausgeprägt - dann bekommt das einen speziellen Namen. Wenn es aber diverse Nicht-Begabungen sind - dann gilt man halt schlicht als doof.

energist Offline




Beiträge: 322

31.05.2012 12:13
#19 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von R.A.
Letztlich wäre es dann so, daß halt die Menschen jeder einen bestimmten Mix an Begabungen oder Nicht-Begabungen haben. Und wenn es nur eine Nicht-Begabung ist, die aber ausgeprägt - dann bekommt das einen speziellen Namen. Wenn es aber diverse Nicht-Begabungen sind - dann gilt man halt schlicht als doof.



Ausnahme: Nichtbegabung im logischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Darauf kann man stolz sein.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

01.06.2012 18:45
#20 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von stefanolix

Einen ähnlichen Kommentar habe ich immer wieder im Hinterkopf, wenn ich höre, wie die Piraten und ihre Anhänger über Bücher urteilen. Sie haben keine Ahnung, welche Arbeitsschritte notwendig sind, bis ein Verlag ein Buch auf den Markt gebracht hat. Sie wollen sich diese Kenntnisse auch gar nicht aneignen. Schließlich können sie die Autoren und die Verlage um so leichter verachten, je weniger sie von deren Arbeit wissen.



(Hervorherbung von mir)

Ich wüsste nicht wo die Anhänger der Piratenpartei Autoren grunsätzlich verachten würden (von Einzelfällen abgesehen). Man sollte doch nicht übertreiben und keine Strohmänner aufstellen.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Loki Offline



Beiträge: 128

04.06.2012 21:23
#21 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von R.A.
Ansonsten aber ist damit so umzugehen wie in jedem anderen Fall, wo Begabung nicht so vorhanden ist wie gewünscht: Man muß sich auf andere Stärken konzentrieren.



Im Prinzip ja, aber

Zitat von R.A.
Wer Schwierigkeiten mit der räumlichen Vorstellung hat, sollte nicht Architekt werden. Wer unmusikalisch ist, sollte nicht Orchestermusiker werden.



die Vergleiche sind völliger Unsinn. Wenn Petz, ohne von den Texten das Geringste zu verstehen, die Rechtschreibung korrigieren kann, dann zeigt das überdeutlich, daß die Rechtschreibung eine reine Oberflächlichkeit ist. Wenn die Texte nach Petzens Korrektur inhaltlich hervorragend sein sollten, waren sie es nämlich offenkundig auch schon davor. Ein passender Vergleichsrat wäre also, daß jemand nicht Architekt werden solle, wenn er kein Händchen fürs Dachdecken hat. Das ist dann schon weit weniger einleuchtend.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

04.06.2012 23:02
#22 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Loki
die Vergleiche sind völliger Unsinn. Wenn Petz, ohne von den Texten das Geringste zu verstehen, die Rechtschreibung korrigieren kann, dann zeigt das überdeutlich, daß die Rechtschreibung eine reine Oberflächlichkeit ist.


Nixfug. Ich kann auch die Typographie von Texten korrigieren, ohne den Inhalt zu verstehen. Deswegen ist Typographie aber keine "reine Oberflächlichkeit", sondern trägt entscheidend zur Lesbarkeit und Verständlichkeit eines geschriebenen Textes bei.

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Loki Offline



Beiträge: 128

04.06.2012 23:16
#23 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Loki
die Vergleiche sind völliger Unsinn. Wenn Petz, ohne von den Texten das Geringste zu verstehen, die Rechtschreibung korrigieren kann, dann zeigt das überdeutlich, daß die Rechtschreibung eine reine Oberflächlichkeit ist.


Nixfug. Ich kann auch die Typographie von Texten korrigieren, ohne den Inhalt zu verstehen. Deswegen ist Typographie aber keine "reine Oberflächlichkeit", sondern trägt entscheidend zur Lesbarkeit und Verständlichkeit eines geschriebenen Textes bei.




Daß etwas eine Oberflächlichkeit ist, bedeutet nicht, daß es nichts verbessert. Aber man kann ein großartiges Haus auch dann bauen, wenn die Räume danach noch ein anderer tapezieren muß. Traditionell wäre die genannte Typographie ein weiteres Beispiel für dieses Phänomen, denn der müssen Schriftsteller sich ja bis heute i.d.R. nicht selbst widmen.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

04.06.2012 23:31
#24 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Loki
Daß etwas eine Oberflächlichkeit ist, bedeutet nicht, daß es nichts verbessert. Aber man kann ein großartiges Haus auch dann bauen, wenn die Räume danach noch ein anderer tapezieren muß. Traditionell wäre die genannte Typographie ein weiteres Beispiel für dieses Phänomen, denn der müssen Schriftsteller sich ja bis heute i.d.R. nicht selbst widmen.


Wenn der Schriftsteller einen guten Lektor hat, muss er sich bis heute auch der Orthographie nicht widmen Alternativ kann er auch "Künstler" sein, dann kann er auch auf das Lektorat verzichten. (Stossseufzer des Kanzlers der Universität: "Wenn doch alle Fakultäten so billig wären wie die Mathematiker! Die brauchen nur Geld für Papier, Bleistifte und Radiergummis!" - Einwurf des Dekans der Philosphischen Fakultät: "Und die Philosophen brauchen nicht einmal Radiergummis!")

Was aber nichts daran ändert, dass ich als Leser orthographisch korrekte Schriftstücke deutlich besser verdauen kann. Ich habe auch schon auf ebooks verzichtet, in deren Rezensionen vor zu vielen Rechtschreibfehlern gewarnt wurde.

Überhaupt legt "verdauen" eine weitere Analogie nahe: auch wenn ich die richtigen Zutaten im richtigen Mischungsverhältnis zusammenwerfe, kommt deswegen kein gutes Essen heraus... insbesondere dann nicht, wenn ich alles nur schnell zusammenpüriere und in die Mikrowelle stelle.

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Loki Offline



Beiträge: 128

04.06.2012 23:46
#25 RE: Zettels Meckerecke: Was "viele menschen gahr nicht Wissen" Antworten

Zitat von Gorgasal
Was aber nichts daran ändert, dass ich als Leser orthographisch korrekte Schriftstücke deutlich besser verdauen kann.



Das geht mir ähnlich, und ich habe ja auch gahr nichts gegn Rächtschraibung.

Nur kann sich um die Rechtschreibung eben im Zweifel jemand kümmern, der sich damit auskennt, aber nicht mit dem Inhalt dessen, was er korrigiert. Wenn die Inhalte stimmen, fände ich es darum etwas töricht, den Betroffenen zu erklären, sie sollten nur wegen mangelhafter Rechtschreibung besser was anderes machen. Solche Fälle mögen aber Ausnahmen sein. Das Phänomen, um das es Martenstein geht, fällt wahrscheinlich eher allgemein unter studentische Dämlichkeit.

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