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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 5.647 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.06.2012 05:51
Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Ein aus meiner Sicht sensationelles Umfrageergebnis.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

07.06.2012 09:22
#2 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Danke für das interessante Umfrageergebnis! Bin mal gespannt, ob es doch noch Eingang in die Debatte findet.

Zitat von Zettel
Offenbar schwant inzwischen vielen Deutschen, was diese in kollektiver Besoffenheit gefällte Entscheidung sie noch kosten wird; was er für die Zukunft unseres Wohlstands bedeutet.



Die These der spezifisch deutschen "kollektiven Besoffenheit" halte ich nach wie vor für nicht haltbar, es sei denn natürlich, damit ist nur die Bundesregierung gemeint. Die dort versammelten Personen dürften auch die einzigen gewesen sein, die auf die Schnelle eine folgenschwere Entscheidung getroffen haben.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

07.06.2012 09:52
#3 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von FTT_2.0
Danke für das interessante Umfrageergebnis! Bin mal gespannt, ob es doch noch Eingang in die Debatte findet.

Zitat von Zettel
Offenbar schwant inzwischen vielen Deutschen, was diese in kollektiver Besoffenheit gefällte Entscheidung sie noch kosten wird; was er für die Zukunft unseres Wohlstands bedeutet.



Die These der spezifisch deutschen "kollektiven Besoffenheit" halte ich nach wie vor für nicht haltbar, es sei denn natürlich, damit ist nur die Bundesregierung gemeint. Die dort versammelten Personen dürften auch die einzigen gewesen sein, die auf die Schnelle eine folgenschwere Entscheidung getroffen haben.




Auch wenn ich es nicht so drastisch ausdrücken würde: Viele Deutsche waren im Frühjahr 2011 in einen kollektiven Rausch verfallen und die Mehrheit war nach dem Atomunfall in Fukushima für »Sofort abschalten!«

Freilich hat damals niemand über die wirtschaftlichen Folgen nachgedacht, wie das in einem Rausch eben so ist. Die Argumente der Ingenieure und Ökonomen wurden nicht mehr wahrgenommen. Die Umfragewerte der Grünen stiegen durch die Decke.

Erst dieser innenpolitische Druck hat die Kanzlerin und die Regierung dazu gebracht, eine weltweit einzigartige Entscheidung zu treffen: Obwohl nichts auf einen ähnlichen Unfall in Deutschland hindeutete, wurde der Ausstieg aus der Atomenergie forciert. Sie hätten dem Druck standhalten sollen. Heute zeigt sich, dass die Umfragewerte der Grünen wieder Normalmaß erreicht haben und dass sehr viele Bürger verkatert aus dem Rausch aufgewacht sind.

Ich bin sicher: Wäre die Frage in einem klareren Deutsch gestellt worden, hätte es ein Ergebnis von 60:40 für einen umsichtigen (und damit natürlich verzögerten) Ausstieg gegeben.

C. Offline




Beiträge: 2.639

07.06.2012 09:58
#4 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von FTT_2.0

Die These der spezifisch deutschen "kollektiven Besoffenheit" halte ich nach wie vor für nicht haltbar, es sei denn natürlich, damit ist nur die Bundesregierung gemeint. Die dort versammelten Personen dürften auch die einzigen gewesen sein, die auf die Schnelle eine folgenschwere Entscheidung getroffen haben.



Das ist richtig. Nach meinem Eindruck war vor allem die Bundeskanzlerin besoffen, nachdem die Wahlergebnisse aus Baden-Württemberg eingetrudelt sind. Selbst wenn es dort unter dem Eindruck von Fukushima (und Stuttgart21) zu einer Abstimmung über den Ausstieg gekommen wäre, war das Ergebnis recht knapp. Die CDU blieb trotz erheblicher Verluste die stärkste Partei.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Robin Offline



Beiträge: 317

07.06.2012 09:58
#5 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Tja, und jetzt raten wir einmal, welcher Teil des aktuellen ARD-DeutschlandTrends keinen Eingang in die ARD-Berichterstattung gefunden hat.

Richtig!

OK, war auch ein wenig zu einfach ...

Viele Grüße
Robin

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

07.06.2012 12:50
#6 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von stefanolix

Auch wenn ich es nicht so drastisch ausdrücken würde: Viele Deutsche waren im Frühjahr 2011 in einen kollektiven Rausch verfallen und die Mehrheit war nach dem Atomunfall in Fukushima für »Sofort abschalten!«


Ganz richtig lieber stefanolix, viele Deutsche, aber eben nicht alle, und nur eine Minderheit auf Grund eines ideologischen Standpunkts. Ich wiederhole es gern an dieser Stelle: Der Großteil der Deutschen ist unpolitisch und wechselt auch schon mal die Ansicht. Auch wenn der gesunde Menschenverstand oft nicht an die Oberfläche zu dringen vermag - er existiert.
Geht's ums Geld, steigt er auf, wie Phönix aus der Asche.

Zitat von stefanolix
Freilich hat damals niemand über die wirtschaftlichen Folgen nachgedacht, wie das in einem Rausch eben so ist. Die Argumente der Ingenieure und Ökonomen wurden nicht mehr wahrgenommen. Die Umfragewerte der Grünen stiegen durch die Decke.


Es gab keinen Rausch und nachgedacht wurde auch. Das ganze war eine politische Entscheidung. Der Opposition sollte ihr Wahlkampfthema Nr.1 genommen werden. Das hat ja auch geklappt.

Viele Grüße, Erling Plaethe

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

07.06.2012 13:12
#7 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von Erling Plaethe
(…) Es gab keinen Rausch und nachgedacht wurde auch. Das ganze war eine politische Entscheidung. Der Opposition sollte ihr Wahlkampfthema Nr.1 genommen werden. Das hat ja auch geklappt.



Wunderbar hat das geklappt. Ich rufe mir gerade die Bundesländer in Erinnerung, in denen die Kanzlerin-Partei CDU damit Erfolg hatte ;-)

Baden-Württemberg,
Berlin,
Rheinland-Pfalz,
Schleswig-Holstein,
Nordrhein-Westfalen [mit dem größten Protagonisten des Ausstiegs in der CDU] …

Würden CDU und FDP heute bei einer Bundestagswahl überzeugend abschneiden, wenn sie aus dem Atomausstieg wieder aussteigen würden?

Die zitierte Umfrage gibt nur ein Stimmungsbild nach dem Empfang der letzten Stromrechnung wieder. Dieses Land ist nicht bereit für einen technisch und wirtschaftlich vernünftig gehandhabten Ausstieg (z. B. über einen Zeitraum von 20 Jahren). Lieber heucheln wir uns in die Tasche, beziehen Atomstrom aus Tschechien und Frankreich und zahlen dabei drauf.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

07.06.2012 13:41
#8 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von stefanolix
Wunderbar hat das geklappt. Ich rufe mir gerade die Bundesländer in Erinnerung, in denen die Kanzlerin-Partei CDU damit Erfolg hatte ;-)

Baden-Württemberg,
Berlin,
Rheinland-Pfalz,
Schleswig-Holstein,
Nordrhein-Westfalen [mit dem größten Protagonisten des Ausstiegs in der CDU] …


Ich hab nur das Wahlkampfthema gemeint und nicht den Erfolg der Strategie.
Gegenüber der FDP hat der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe jetzt damit gedroht, den Mindestlohn 2013 zum Wahlkampfthema zu machen…ja was sagt man denn dazu?

Zitat von stefanolix
Würden CDU und FDP heute bei einer Bundestagswahl überzeugend abschneiden, wenn sie aus dem Atomausstieg wieder aussteigen würden?


Das ist m.E. die entscheidende Frage. Und ob das überhaupt ginge, also juristisch vor allem. Aber soweit muss die Regierung gar nicht gehen, eine Verschiebung wäre ja auch denkbar.
In diesem Sinne würde ich die Frage mit ja beantworten.
Man hat alles getan, hat es ausprobiert, ist bis zum Äussersten gegangen und - musste feststellen, es ist viel schwieriger als erwartet. Und im Interesse des Geldbeutels der Bürger und bezahlbarer Energiekosten muss der Ausstieg - leider - verschoben werden.
Ergebnis: Wahlkampfthema Nr.1 der Ökosozialen Opposition in Misskredit gebracht, Energieversorgung gerettet.

Zitat von stefanolix
Die zitierte Umfrage gibt nur ein Stimmungsbild nach dem Empfang der letzten Stromrechnung wieder. Dieses Land ist nicht bereit für einen technisch und wirtschaftlich vernünftig gehandhabten Ausstieg (z. B. über einen Zeitraum von 20 Jahren). Lieber heucheln wir uns in die Tasche, beziehen Atomstrom aus Tschechien und Frankreich und zahlen dabei drauf.


Natürlich, alles möglich. Dieser Drops ist noch lange nicht gelutscht. Aber niemand kann mehr den Konservativen und Liberalen im Land vorwerfen, sie hätten es nicht versucht. Sturheit und "Lobbyismus" ziehen nicht mehr so richtig als Argumente. Jetzt hat die Vernunft wieder eine echte Chance.

Viele Grüße, Erling Plaethe

C. Offline




Beiträge: 2.639

07.06.2012 14:16
#9 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Jetzt hat die Vernunft wieder eine echte Chance.



Von Vernunft sind wir noch weit entfernt, wenn ich mir die derzeit letzte Umfrage in Baden-Württemberg anschaue und ihr wider Willen glauben schenke. Die schwäbische Hausfrau hat resigniert.

Zitat von Stuttgarter Zeitung
Mit einer Gesamtzustimmung von 62 Prozent ist die grün-rote Koalition in Baden-Württemberg die beliebteste Landesregierung nach Hamburg (63 Prozent, Stand Januar 2012). Die CDU-FDP-geführte Bundesregierung kommt einer Umfrage von Infratest dimap vom Mai zufolge nur auf eine Zustimmung von 34 Prozent.


Kretschmann gewinnt weiter an Strahlkraft

Der Riesling gehört zu Deutschland.

destello Offline



Beiträge: 14

07.06.2012 16:27
#10 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Für mich ist das Ergebnis nicht sensationell, sondern eher erwartbar. Wie Sie glaube ich an anderer Stelle schrieben, wollten die Deutschen sich wohlfühlen bei diesem Beschluss des Ausstiegs, als eine Nation, die weiss was gut für die Welt ist. Das hat geklappt, der Ausstieg wurde beschlossen. Damit stellt sich das Wohlgefühl ein, den anderen Völkern vorauszusein. Der präzise Ablauf des Ausstiegs hingegen ist nicht mehr so wichtig, insofern kann man da schon noch auf seinen Geldbeutel achten.
Für mich sind eher die 42% überraschend, die trotz allem den Ausstieg so schnell wie möglich voran treiben wollen. Das ist für mich die ideologische Basis, und die ist mit 42% dann eher noch extrem hoch.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

07.06.2012 17:02
#11 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von destello
Für mich ist das Ergebnis nicht sensationell, sondern eher erwartbar. Wie Sie glaube ich an anderer Stelle schrieben, wollten die Deutschen sich wohlfühlen bei diesem Beschluss des Ausstiegs, als eine Nation, die weiss was gut für die Welt ist. Das hat geklappt, der Ausstieg wurde beschlossen. Damit stellt sich das Wohlgefühl ein, den anderen Völkern vorauszusein. Der präzise Ablauf des Ausstiegs hingegen ist nicht mehr so wichtig, insofern kann man da schon noch auf seinen Geldbeutel achten.
Für mich sind eher die 42% überraschend, die trotz allem den Ausstieg so schnell wie möglich voran treiben wollen. Das ist für mich die ideologische Basis, und die ist mit 42% dann eher noch extrem hoch.



Unter den 42% dürften etliche sein, die noch gar keine Auswirkung im Geldbeutel gespürt haben, weil ihr Anbieter die Preise noch nicht erhöht hat. Leider werden sich die Auftraggeber der Umfrage vermutlich hüten, diese Frage beim nächsten Mal wieder so zu stellen. Ich würde wetten, dass die Zustimmung zu dieser Art der »Energiewende« in der nächsten Zeit ziemlich sinken wird.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.06.2012 17:52
#12 Zettels Meckerecke: Eine Frage verschwindet Antworten

Der Hinweis von Robin in diesem Thread hat sich jetzt in dieser Meckerecke niedergeschlagen.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

07.06.2012 19:18
#13 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von C.

Zitat von Erling Plaethe
Jetzt hat die Vernunft wieder eine echte Chance.



Von Vernunft sind wir noch weit entfernt, wenn ich mir die derzeit letzte Umfrage in Baden-Württemberg anschaue und ihr wider Willen glauben schenke. Die schwäbische Hausfrau hat resigniert.

Zitat von Stuttgarter Zeitung
Mit einer Gesamtzustimmung von 62 Prozent ist die grün-rote Koalition in Baden-Württemberg die beliebteste Landesregierung nach Hamburg (63 Prozent, Stand Januar 2012). Die CDU-FDP-geführte Bundesregierung kommt einer Umfrage von Infratest dimap vom Mai zufolge nur auf eine Zustimmung von 34 Prozent.


Kretschmann gewinnt weiter an Strahlkraft




Die Grünen in BW profitieren von der soliden wirtschaftlichen Basis die ihnen Schwarz-Gelb hinterlassen hat und kombinieren die gute Lage, die sie übernommen haben, nun auch noch mit einem guten Gefühl des ökosizalen Fortschritts. Das kommt an: Wirtschaftlich gute Lage (dank jahrzehntelanger bürgerlicher Politik) in Kombination mit dem guten Bauchgefühl des ökosozialen Milieus.

Solange man das geniesen kann, warum nicht?

Das Problem ist die Gewöhnung an das abhängig machende Gefühl zu den Guten zu gehören, denen man nichts vorwerfen kann. Wieder zu bösen bürgerlichen Kapitalisten zu werden wird irgendwann notwendig sein, wenn die solide Basis weiterhin solide bleiben soll. Hoffentlich wird man sich dann noch dazu hinreißen können.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

07.06.2012 19:34
#14 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von Techniknörgler
Die Grünen in BW profitieren von der soliden wirtschaftlichen Basis die ihnen Schwarz-Gelb hinterlassen hat und kombinieren die gute Lage, die sie übernommen haben, nun auch noch mit einem guten Gefühl des ökosizalen Fortschritts. Das kommt an: Wirtschaftlich gute Lage (dank jahrzehntelanger bürgerlicher Politik) in Kombination mit dem guten Bauchgefühl des ökosozialen Milieus.

Das trifft sicher zu.
Hinzu kommt, dass die grün-rote Regierung vielen Problemen bisher geschmeidig aus dem Weg gegangen ist. Stuttgart 21 hat sich durch eine Volksabstimmung erledigt, der Aufruhr um die Ablösung der Regierungspräsidenten in Nacht und Nebel wurde durch Nachgeben eingedämmt, und ein "unpässlicher" Staatssekretär wurde geschwind entsorgt. Auf der anderen Seite wird der Untersuchungsausschuss zum EnBW-Deal der Bevölkerung noch lange vor Augen führen, was sie an der alten Regierung (nicht) verloren hat. Kretschmann selbst gibt breit schwäbelnd den über den Wassern schwebenden Landesvater in Oberbürgermeistermanier - tief grün, aber mit konservativem Einschlag. Vergleichbares kriegte zuletzt nur der Erwin Teufel hin, der damit auch eine aufstrebende Nachwuchskraft wie Ute Vogt unten hielt, die jetzt anscheinend nur noch den undankbaren Job hat, im Auftrag der Partei den Bundespräsidenten ankläffen zu müssen.

Die nächste Wiederwahl ist gebongt. Eine andere Landesregierung wird es wohl erst wieder geben, wenn sich die Farben der Bundesregierung geändert haben und sich die ersten Ergebnisse linker Schulpolitik und Infrastrukturvernachlässigung zeigen.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

cetede Offline



Beiträge: 14

07.06.2012 20:21
#15 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

"Passenderweise" lässt die FAZ Herrn Trittin seine Propaganda verbreiten. Im Kommentarbereich allerdings stehen die entsprechenden Antworten
http://tinyurl.com/cqgam3l

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

07.06.2012 20:27
#16 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von cetede
"Passenderweise" lässt die FAZ Herrn Trittin seine Propaganda verbreiten. Im Kommentarbereich allerdings stehen die entsprechenden Antworten
http://tinyurl.com/cqgam3l



So what? Vor 2 Tagen durfte sich Brüderle in der FAZ zu Wort melden: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/st...t-11774013.html

ESKA ( gelöscht )
Beiträge:

07.06.2012 21:18
#17 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von destello
Für mich sind eher die 42% überraschend, die trotz allem den Ausstieg so schnell wie möglich voran treiben wollen. Das ist für mich die ideologische Basis, und die ist mit 42% dann eher noch extrem hoch.

In meinen Augen extrem niedrig. Da wir die Folgen bis jetzt nicht ernsthaft bemerken (die Energiepreise steigen so moderat wie seit Jahren), hätte ich mit Zweidrittelmehrheit für Sofortausstieg gerechnet.
Mir macht das Umfrageergebnis Hoffnung. Wenn sich trotz Dauerpropaganda mehr als die Hälfte zu einem komplizierten Sachverhalt eine realistische Meinung bildet, dann ist das ein Super-Ergebnis.

Juno Offline



Beiträge: 332

07.06.2012 22:18
#18 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat
Die Deutschen (wollten) sich wohlfühlen bei diesem Beschluss des Ausstiegs, als eine Nation, die weiss was gut für die Welt ist. Das hat geklappt, der Ausstieg wurde beschlossen. Damit stellt sich das Wohlgefühl ein, den anderen Völkern vorauszusein. Der präzise Ablauf des Ausstiegs hingegen ist nicht mehr so wichtig, insofern kann man da schon noch auf seinen Geldbeutel achten.



Das scheint mir ebenfalls die plausibelste Erklärung zu sein. Die Leute stören sich ja auch nicht daran, dass wieder mehr Kohle verbrannt werden muss, obwohl doch alle angeblich an die Klimakatastrophe glauben, die inzwischen in jeder Schule des Landes gelehrt wird.

Wähler denken und handeln nun einmal nicht streng logisch und konsistent. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern in jeder Demokratie. Der Ökonom Bryan Caplan hat es in seinem Buch "The Myth of the Rational Voter" ausführlich dargestellt und begründet

Zitat
"Since delusional political beliefs are free, the voter consumes until he reaches his “satiation point,” believing whatever makes him feel best. When a person puts on his voting hat, he does not have to give up practical efficacy in exchange for self-image, because he has no practical efficacy to give up in the first place."
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Myth_o...l_irrationality



Es ist auch von Politikern nicht zu erwarten, dass sie auf logische Widersprüche hinweisen. Zumindest nicht in ihrem eigenen Programm - und das heißt ja bei allen deutschen Parteien: "Energiewende".

Von unabhängigen Medien wäre solche Aufklärungsarbeit allerdings schon zu verlangen. Womöglich würde aus den logischen Widersprüchen bei den Wählern dann letztlich doch eine schmerzhafte kognitive Dissonanz. Und ein Politikwechsel würde verlangt.

Aber die Öffentlich-rechtlichen sind halt alles andere als unabhängig.

Faber Offline




Beiträge: 142

08.06.2012 02:08
#19 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Dabei gibt es so gute Nachrichten von der EE-Front. Unter dem Foto einer aufgehenden Sonne steht im Tagesspiegel zu lesen:

Zitat
Hoffnungsschimmer. Nach einer Reihe von Insolvenzen in Berlin und Brandenburg gibt es nun erste Anzeichen für einen Sonnenaufgang in der Branche.



Das macht neugierig. Also weiter:

Zitat
Berlin - Es brummt wieder bei Berlins größtem Solarunternehmen Solon. Auf den Tag genau drei Monate, nachdem der von Indern geführte Modulhersteller Microsol aus den Arabischen Emiraten weite Teile des Solon-Geschäftes aus der Insolvenzmasse gekauft hat, vermeldete die Zentrale im Forschungspark Adlershof am Mittwoch einen neuen Großauftrag: Diesmal soll Solon Module mit einer Gesamtleistung von 7,5 Megawatt für vier Solarkraftwerke liefern, die im Juli und August im Norden Griechenlands ans Netz gehen sollen. Bereits vor zwei Wochen hatte die Solon Energy GmbH (der Kern der ehemaligen börsennotierten Solon SE) einen Auftrag in ähnlicher Größenordnung aus Israel erhalten.



Moment. Griechenland?

Zitat
Die jetzt von Solon nach Griechenland verkauften 30 000 Module, über deren Kaufpreis Solon sich ausschweigt, wurden in Berlin und Greifswald gefertigt und liefern theoretisch genügend Strom für rund 4000 Haushalte.



Spätestens an der Stelle überkam mich ein ganz schlechtes Gefühl. Sollte es tatsächlich so sein, daß Deutschland Griechenland Geld überweist, womit dann die Paneele beglichen werden, woraufhin sich die Politik rühmt, ein "Wachstumsprogramm" für die armen Griechen in die Wege geleitet zu haben und Künast verkünden darf, die Energiewende habe wirtschaftlich alle Erwartungen übertroffen, es wurden soundsoviele Arbeitsplätze geschaffen und die deutschen Solarhersteller seien quasi rund um die Uhr beschäftigt? Ist es das?

http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/so...ht/6719788.html

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

08.06.2012 08:19
#20 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von cetede
"Passenderweise" lässt die FAZ Herrn Trittin seine Propaganda verbreiten. Im Kommentarbereich allerdings stehen die entsprechenden Antworten
http://tinyurl.com/cqgam3l


Das muss man sich genau durchlesen.

Zitat
Will man auch und gerade für die Industrie sicher und verlässlich Strom bereit stellen, braucht man ein intelligentes Netz, mehr Speicher und Kapazitätsinstallationen.


Trittin will also Netzausbau, Speicherausbau und Kraftwerksneubauten. In Zukunft gibt es interessante Kämpfe: Grüne Bundespolitiker vs. Grüne Lokalpolitiker, Grüne vs. Umweltschützer

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

08.06.2012 08:58
#21 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von xanopos

Zitat von Trittin
Will man auch und gerade für die Industrie sicher und verlässlich Strom bereit stellen, braucht man ein intelligentes Netz, mehr Speicher und Kapazitätsinstallationen.


Trittin will also Netzausbau, Speicherausbau und Kraftwerksneubauten. In Zukunft gibt es interessante Kämpfe: Grüne Bundespolitiker vs. Grüne Lokalpolitiker, Grüne vs. Umweltschützer




Unter einem intelligenten Netz versteht man quasi ein nicht sichtbares Netz, so etwas wie ein Graswurzelnetz [vgl.: Graswurzelbewegung].

Seitdem der Umweltminister von »Stromautobahnen« spricht [weil den Deutschen schon die Autobahn und die Datenautobahn geläufig sind], ist doch völlig klar, dass die Grünen gegen neue Netztrassen sein müssen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

08.06.2012 09:17
#22 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von Faber

Spätestens an der Stelle überkam mich ein ganz schlechtes Gefühl. Sollte es tatsächlich so sein, daß Deutschland Griechenland Geld überweist, womit dann die Paneele beglichen werden, woraufhin sich die Politik rühmt, ein "Wachstumsprogramm" für die armen Griechen in die Wege geleitet zu haben und Künast verkünden darf, die Energiewende habe wirtschaftlich alle Erwartungen übertroffen, es wurden soundsoviele Arbeitsplätze geschaffen und die deutschen Solarhersteller seien quasi rund um die Uhr beschäftigt? Ist es das?




Das scheint aber erst die Hälfte des Projekts zu sien. Auch wenn jetzt ein Selbstzitat folgt:



RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (30): Fast ein Zusammenbruch04.04.2012 01:101333494626
Foren-Beitrag von Ulrich Elkmann im Thema Deutschland im Öko-Würgegriff (30): Fast ein Zusammenbruch

Zitat von DLF-Nachrichten
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Q-Cells steht vor der Pleite. Schuld sind die von der Bundesregierung kürzlich beschlossene EEG-Kürzungen sowie die Konkurrenz aus Asien.
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Aber selbst, wenn man irgendwer diese Version als zutreffend abnickt: Danach kollabiert die Blase, wenn die massive Transfusion von Zwangsgebühren nachlässt.
Gleichzeitig will man uns eben dieses Modell als unschlagbare Rettung zur Sanierung der griechischen Misere unterschieben. Stellt sich die Frage: ist das nun Ahnungslosigkeit von einem Maß, das auch die Existenz eierlegender Osterhasen für plausibel erachtet - oder bodenloser Zynismus, der einem Stürzenden nachruft: "Wohin so eilig?"

http://www.fr-online.de/schuldenkrise/eu...irstTeaser.html

Zitat FR
_____________
"Griechenland will Europa mit Solarstrom versorgen

Die griechische Wirtschaft liegt am Boden, die Aussichten sind schlecht. Jetzt entdeckt das Land seine schlummernden Reserven: Strom für Europa aus gigantischen Solaranlagen soll die Wirtschaft ankurbeln."

Um die Wirtschaft anzukurbeln, verkündet Ministerpräsident Lucas Papademos: Sein Land soll Solarenergie an ganz Europa liefern.

„Wir können der größte Exporteur sauberer Energie in der EU werden“, sagte der griechische Ministerpräsident bei der Vorstellung des Solarenergieprogramms „Helios“ (Sonne) in Athen.

An der Präsentation des Programms nahm auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger teil. Schon im Vorfeld hatte er das Programm begrüßt: „Helios ist eine Riesen-Chance für Griechenland und andere EU-Länder. Für Griechenland, weil es Jobs und Wachstum bringen wird. Für die mittel- und nordeuropäischen Länder, weil sie Solarenergie kostengünstig importieren können.“
_____________

NB.: Schon interessant, wie aus arabischen oder indischen Firmen flugs wieder deutsche werden

dari Offline




Beiträge: 189

08.06.2012 10:20
#23 OT: Morgenmagazin Antworten

Ein wenig OT, aber passt hoffentlich trotzdem ins Bild: Wer heute morgen das Vergnügen hatte, das ARD-Morgenmagazin zu schauen, durfte eine B.Höhn sehen, die sinngemäß tatsächlich Folgendes gesagt hat: Angesichts steigender Stromkosten seinen Zuschüsse für HartzIV-Empfänger das falsche Mittel. Vielmehr sollten die Betroffenen verinnerlichen, Energie einzusparen. Notfalls könne man auch über Münzzähler (sic!) nachdenken, damit - wenn wieder Geld im Haushalt sei - schnell wieder der Strom angeschaltet werden könne. Reaktion des Moderators: Schweigen!
Und nun die Preisfrage: Wer erinnert sich noch an einen gewissen Berliner Finanzsenator, der sagte, wenn man sich die Heizung nicht leisten könne, solle man halt einen dicken Pulli anziehen? Dafür ist der besagte Senator damals sprichwörtlich medial gesteinigt worden(zu Recht oder Unrecht sei einmal dahingestellt...).
Frau Höhn kommt mit solchen Gedanken aber offenbar wunderbar durch. Diese doppelten Standards sind inzwischen wirklich unerträglich geworden. So langsam drängt sich der Eindruck auf, dass man - solange man nur auf der richtigen Seite steht - sich heute praktisch alles erlauben kann.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

08.06.2012 10:21
#24 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann
Aber selbst, wenn man irgendwer diese Version als zutreffend abnickt: Danach kollabiert die Blase, wenn die massive Transfusion von Zwangsgebühren nachlässt.
Gleichzeitig will man uns eben dieses Modell als unschlagbare Rettung zur Sanierung der griechischen Misere unterschieben. Stellt sich die Frage: ist das nun Ahnungslosigkeit von einem Maß, das auch die Existenz eierlegender Osterhasen für plausibel erachtet - oder bodenloser Zynismus, der einem Stürzenden nachruft: "Wohin so eilig?"

http://www.fr-online.de/schuldenkrise/eu...irstTeaser.html

Zitat FR
_____________
"Griechenland will Europa mit Solarstrom versorgen

Die griechische Wirtschaft liegt am Boden, die Aussichten sind schlecht. Jetzt entdeckt das Land seine schlummernden Reserven: Strom für Europa aus gigantischen Solaranlagen soll die Wirtschaft ankurbeln."

Um die Wirtschaft anzukurbeln, verkündet Ministerpräsident Lucas Papademos: Sein Land soll Solarenergie an ganz Europa liefern.

„Wir können der größte Exporteur sauberer Energie in der EU werden“, sagte der griechische Ministerpräsident bei der Vorstellung des Solarenergieprogramms „Helios“ (Sonne) in Athen.

An der Präsentation des Programms nahm auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger teil. Schon im Vorfeld hatte er das Programm begrüßt: „Helios ist eine Riesen-Chance für Griechenland und andere EU-Länder. Für Griechenland, weil es Jobs und Wachstum bringen wird. Für die mittel- und nordeuropäischen Länder, weil sie Solarenergie kostengünstig importieren können.“
_____________

NB.: Schon interessant, wie aus arabischen oder indischen Firmen flugs wieder deutsche werden




Aber es gibt doch gar keine Leitungen von Griechenland nach Mitteleuropa. Wie soll denn der Strom zu uns nach Mitteleuropa übertragen werden?

Edit: Zitat des ursprünglichen Beitrags gekürzt.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

08.06.2012 10:29
#25 RE: Marginalie: 53 Prozent für Verschiebung des "Ausstiegs" Antworten

Zitat von Rayson

Zitat von Techniknörgler
Die Grünen in BW profitieren von der soliden wirtschaftlichen Basis die ihnen Schwarz-Gelb hinterlassen hat und kombinieren die gute Lage, die sie übernommen haben, nun auch noch mit einem guten Gefühl des ökosizalen Fortschritts. Das kommt an: Wirtschaftlich gute Lage (dank jahrzehntelanger bürgerlicher Politik) in Kombination mit dem guten Bauchgefühl des ökosozialen Milieus.

Das trifft sicher zu.
Hinzu kommt, dass die grün-rote Regierung vielen Problemen bisher geschmeidig aus dem Weg gegangen ist. Stuttgart 21 hat sich durch eine Volksabstimmung erledigt, der Aufruhr um die Ablösung der Regierungspräsidenten in Nacht und Nebel wurde durch Nachgeben eingedämmt, und ein "unpässlicher" Staatssekretär wurde geschwind entsorgt. Auf der anderen Seite wird der Untersuchungsausschuss zum EnBW-Deal der Bevölkerung noch lange vor Augen führen, was sie an der alten Regierung (nicht) verloren hat. Kretschmann selbst gibt breit schwäbelnd den über den Wassern schwebenden Landesvater in Oberbürgermeistermanier - tief grün, aber mit konservativem Einschlag. Vergleichbares kriegte zuletzt nur der Erwin Teufel hin, der damit auch eine aufstrebende Nachwuchskraft wie Ute Vogt unten hielt, die jetzt anscheinend nur noch den undankbaren Job hat, im Auftrag der Partei den Bundespräsidenten ankläffen zu müssen.

Die nächste Wiederwahl ist gebongt. Eine andere Landesregierung wird es wohl erst wieder geben, wenn sich die Farben der Bundesregierung geändert haben und sich die ersten Ergebnisse linker Schulpolitik und Infrastrukturvernachlässigung zeigen.




Dann kommt die Zeit in der die Dankesstimmen derer Gewicht haben, die erst durch Rot-Grün überhaupt das Wahlrecht geniesen. Stichworte: Ius Soli und Einbürgerung.

Ich dachte auch eine Volksfront in NRW würde die Widerwahl einer schwarz-gelben Bundesregierung sichern. Dabei habe ich allerdings auch Merkels Taktik ihren eigenen Koalitionspatner, also ihr eigenes Team, für den kurzfristigen, persönlichen Erfolg zu grätschen unterschätzt.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

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