Zitat von Zettel im Beitrag #24Für diesen Vergleich, lieber Fallschirmjäger, haben Sie nicht das Langziehen der Hammelbeine verdient, sondern die Degradierung zum Grenadier (oder Flieger?) nebst verschärftem Arrest und Aberkennung aller Ehrenzeichen.
Jäger
Wieso, ich dachte, die Aufklatscher gehören zur Luftwaffe?
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Zettel im Beitrag #21Vielleicht war das absehbar... Aber nun ist es einmal passiert. Wir können, wie Sarrazin schreibt, nicht zweimal in denselben Fluß steigen.
Aber wir können zwei Dinge tun. Die Notbremse ziehen, bevor die zwei Dinge, die der Euro vorgeblich befördern sollte - Wohlstand und Völkerfreundschaft - endgültig koppheister gehen. Und nie vergessen, wer uns das eingebrockt hat.
Es ist ja nicht so, als hätte es nicht genug Kassandras (Kassandren?) gegeben. Es ist eindringlich gewarnt worden vor genau dem, was jetzt eingetreten ist. Die Verantwortlichen, die man (allerdings nur in dubio pro reo) als fehlgeleitete Idealisten beurteilen mag, haben halt - mal wieder - "nur so 'ne Idee" verwirklichen wollen. Und dabei als Kollateralschaden meine Altersvorsorge durch den Schornstein gejagt. Sorry, aber ich nehme das persönlich und übel.
________________________________________________ Für eine demokratische Deutsche Republik!
Zitat von Zettel im Beitrag #24Für diesen Vergleich, lieber Fallschirmjäger, haben Sie nicht das Langziehen der Hammelbeine verdient, sondern die Degradierung zum Grenadier (oder Flieger?) nebst verschärftem Arrest und Aberkennung aller Ehrenzeichen.
Jäger
Ja klar. Hätte ich mir denken können. Also Jäger Calimero, ab in den Bau und nachdenken, wa?
Zitat von Zettel im Beitrag #21Vielleicht war das absehbar... Aber nun ist es einmal passiert. Wir können, wie Sarrazin schreibt, nicht zweimal in denselben Fluß steigen.
Aber wir können zwei Dinge tun. Die Notbremse ziehen, bevor die zwei Dinge, die der Euro vorgeblich befördern sollte - Wohlstand und Völkerfreundschaft - endgültig koppheister gehen. Und nie vergessen, wer uns das eingebrockt hat.
Es ist ja nicht so, als hätte es nicht genug Kassandras (Kassandren?) gegeben. Es ist eindringlich gewarnt worden vor genau dem, was jetzt eingetreten ist. Die Verantwortlichen, die man (allerdings nur in dubio pro reo) als fehlgeleitete Idealisten beurteilen mag, haben halt - mal wieder - "nur so 'ne Idee" verwirklichen wollen. Und dabei als Kollateralschaden meine Altersvorsorge durch den Schornstein gejagt. Sorry, aber ich nehme das persönlich und übel.
Ich weiß das nicht, lieber FAB.
Ich kann nur sagen, daß auch ich diese Idee hatte; wie eben auch Thilo Sarrazin.
Ich bin ja, wie bekannt, der Meinung, daß die Zukunft opak ist. Es hätte auch anders ausgehen können. Der Euro hätte eine Erfolgsgeschichte werden können. Die vielen Faktoren, deren Dynamik geschichtliche Prozesse hervorbringen, hätten anders wirken können.
Man kann das Verhalten nichtlinearer Systeme nun einmal oft nicht vorhersagen.
Es gibt immer Warner und Mahner; siehe die Klimakatastrophe. Manchmal liegen sie richtig, meist falsch. Man weiß das eben alles nicht.
Wenn man, lieber FAB, sich wie ich fast ein Leben lang mit Kant befaßt hat, dann lernt man Bescheidenheit, was die Möglichkeiten unseres Wissens angeht.
Zitat von Zettel im Beitrag #28 Also Jäger Calimero, ab in den Bau und nachdenken, wa?
Naja, also wenn ichs recht bedenke ... Ich habe ja mal folgendes gesprochen - die rechte Hand auf schwarz-rot-goldenem Tuche: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“
Ich glaube nicht, dass ich daran noch irgendwie gebunden bin, nachdem die überwältigende Mehrheit der gewählten Volksvertreter unser Land via ESM zur tributpflichtigen Provinz der Europäischen Rätebürokratie degradiert hat. Da ich ja kein Gelöbnis auf die Eurozone oder die EU abgelegt habe, sind mein Rang und meine Ehrenzeichen doch auch nur noch Symbole einer überwundenen Zeit. Das Land, dem treu zu dienen ich mich damals verpflichtet gefühlt hatte, wird u.A. auf Wunsch von Schäuble und Merkel ja in einem Großeuropa der Räte und Kommissionen aufgehen.
Und die im Entstehen begriffene Verwaltungszone Ex-Deutschland ist mir nichts schuldig und ich ihr auch nicht. Ich käme also nicht mehr auf die Idee mich dort als "Bürger in Uniform" einem Militärrecht zu unterwerfen. Ergo muss ich auch nicht in den Bau zum Nachdenken.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von Zettel im Beitrag #30Man kann das Verhalten nichtlinearer Systeme nun einmal oft nicht vorhersagen.
Die Folgen von Obamas Innen- und Aussenpolitik sagen Sie meistens recht selbstsicher vorher. Wenn umgekehrt jemand darauf hinweist, dass das böse Ende des Euros von vielen Fachleuten mit guten Begründungen vorhergesagt wird, weisen Sie auf die Unvorhersehbarkeit komplexer Systeme hin.
Eine gewisse Asymmetrie erscheint mir offensichtlich.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Zettel im Beitrag #30 Man kann das Verhalten nichtlinearer Systeme nun einmal oft nicht vorhersagen.
Es gibt immer Warner und Mahner; siehe die Klimakatastrophe. Manchmal liegen sie richtig, meist falsch. Man weiß das eben alles nicht.
Wenn man, lieber FAB, sich wie ich fast ein Leben lang mit Kant befaßt hat, dann lernt man Bescheidenheit, was die Möglichkeiten unseres Wissens angeht.
Und wenn ein Politiker diese Lektion gelernt hat, dann sollte er doch eigentlich das praktizieren, was Popper als "piecemeal-engineering" bezeichnet, nämlich eine Politik kleiner und v.a. auch jederzeit reversibler Schritte. (Man kann es mit Sarrazin sogar noch einfacher sagen: "If it ain't broke, don't fix it".)
Dieses Prinzip hat man (und das heißt hier: Kohl, Waigel, Genscher und viele andere) leider überhaupt nicht berücksichtigt: Es mußte alles schnell gehen, und wenn ich mich recht erinnere, war Kohl sogar stolz darauf, daß der Übergang zum Euro so organisiert wurde, daß es keinen Weg zurück gibt.
Das immerhin hat ja gut funktioniert: Man hat sich in eine Situation hineinmanövriert, in der das Motto gilt: "Bleibe im Euro oder nicht - du wirst es bereuen."
Zitat von Zettel im Beitrag #30Man kann das Verhalten nichtlinearer Systeme nun einmal oft nicht vorhersagen.
Die Folgen von Obamas Innen- und Aussenpolitik sagen Sie meistens recht selbstsicher vorher. Wenn umgekehrt jemand darauf hinweist, dass das böse Ende des Euros von vielen Fachleuten mit guten Begründungen vorhergesagt wird, weisen Sie auf die Unvorhersehbarkeit komplexer Systeme hin.
Eine gewisse Asymmetrie erscheint mir offensichtlich.
Das haben Sie sehr scharfsinnig erkannt, lieber und sehr hochgeschätzter Gorgasal.
Zitat von Zettel im Beitrag #21Es ist eine rationale, vernünftige Option, konsequent weiterzugehen; denn die Weichen sind nun einmal gestellt. Es mag sein, daß das nicht funktioniern wird. Aber man muß es versuchen. Das ist die Analyse Schäubles.
Huch? Wenn ich mit dem Auto gegen einen Baum gefahren bin, ist es dann auch eine rationale, vernünftige Option, noch mehr Gas zu geben?
Interessante Frage.
Es kommt dabei natürlich auf die Widerstandsfähigkeit des Baumes an. Bei einer herkömmlichen deutschen Eiche und einem herkömmlichen französichen Auto wäre die Antwort: Tut nix, kostet aber noch zusätzlich Sprit. Dann allerdings: Wer kümmert sich bei einem Totalschaden noch ernsthaft um den restlichen Tankinhalt?
Ein anderer Vergleich, vielleicht nicht passender, dafür aber mit dem vorhergehenden fruchtbar in Vergleich zu bringen: Wenn ich mit meinem Segway über eine sehr hohe Klippe gedüst bin, ist es dann auch eine rationale, vernünftige Option, mit den Armen zu fuchteln, um eventuell zu fliegen? Antwort: Tut nix, verbrennt aber Fett. Gut also, falls man fett ist. Und wenn man zumindest nicht allzu dünn ist, dann erreicht man den Boden so oder so lebend. Und danach ist dann ja eh alles egal.
man könnte auch sagen, die Befürworter (oder Erzwinger) der Vereinigten Staaten von Europa hatten ihre Chance gehabt. Alles, was jetzt kommt, kann wegen des geschilderten Dilemmas nur noch übel werden, denn entweder würde der neue Bundesstaat pleite sein und eine widerborstige Bevölkerung haben oder es gibt keinen Bundesstaat, nur völlig überschuldete Staaten, von denen einige noch Darlehen bekommen. Der Zustand wird in jedem Falle erheblich schlechter sein als vor der Einführung des Euro.
Ja, und das ist eigentlich sehr schade. Denn ein Europäischer Bundesstaat hätte mit Außen- und Verteidigungspolitik zwei Themenfelder, bei denen er Sinn machen würde.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Zitat von Gorgasal Entrag #26Wieso, ich dachte, die Aufklatscher gehören zur Luftwaffe?
Warum sollte ein Luftwaffensoldat aus einem völlig intakten Luftfahrzeug springen?
A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams
Zitat von Loki im Beitrag #35Wenn ich mit meinem Segway über eine sehr hohe Klippe gedüst bin, ist es dann auch eine rationale, vernünftige Option, mit den Armen zu fuchteln, um eventuell zu fliegen?
Gestern standen wir noch kurz vor dem Abgrund. Heute sind wir einen grossen Schritt weiter.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von FAB. im Beitrag #27 Aber wir können zwei Dinge tun. Die Notbremse ziehen, bevor die zwei Dinge, die der Euro vorgeblich befördern sollte - Wohlstand und Völkerfreundschaft - endgültig koppheister gehen. Und nie vergessen, wer uns das eingebrockt hat.
Es ist ja nicht so, als hätte es nicht genug Kassandras (Kassandren?) gegeben. Es ist eindringlich gewarnt worden vor genau dem, was jetzt eingetreten ist. Die Verantwortlichen, die man (allerdings nur in dubio pro reo) als fehlgeleitete Idealisten beurteilen mag, haben halt - mal wieder - "nur so 'ne Idee" verwirklichen wollen. Und dabei als Kollateralschaden meine Altersvorsorge durch den Schornstein gejagt. Sorry, aber ich nehme das persönlich und übel.
Koppheister - ein schönes Wort. Anfügen möchte ich noch, dass die unangenehme Eigenschaft der Kassandras ja die ist, recht zu haben - sieht man ja schön am historischen Vorbild. Gemeinsam ist allen Kassandras, dass sie von wirklichkeitsblinden, ideenverliebten Leuten ignoriert, bestenfalls belächelt wurden. Egal ob Troja oder Euro - die Argumente der Kritiker sind gut, valide und sinnvoll, stimmen nur nicht mit dem Wunschbild, dem Ideal überein.
Also, Grunstück mit Haus drauf kaufen, großer Dieseltank, Generator. Und ein Waffenschrank, um das zu verteidigen.
Zitat von Krischan im Beitrag #40Also, Grunstück mit Haus drauf kaufen, großer Dieseltank, Generator. Und ein Waffenschrank, um das zu verteidigen.
Und Konserven. Tipp: die leeren Dosen dann nicht verwenden, um beispielsweise Regenwasser zu sammeln. Sonst sieht jeder Vorbeikommende, dass man noch Nahrung hat.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Krischan im Beitrag #40Also, Grunstück mit Haus drauf kaufen, großer Dieseltank, Generator. Und ein Waffenschrank, um das zu verteidigen.
Und Konserven. Tipp: die leeren Dosen dann nicht verwenden, um beispielsweise Regenwasser zu sammeln. Sonst sieht jeder Vorbeikommende, dass man noch Nahrung hat.
Zitat Wenn es scheitert, dann ist mit einer Krise zu rechnen, wie sie Europa seit 1945 nicht mehr erlebt hat. Vielleicht kommt aus dieser Krise etwas Gutes; vielleicht ist sie das Ende Europas als relevanter Faktor der Weltpolitik.
Die Musik spielt heute woanders - in Asien, in Südamerika, bald vielleicht in Afrika. Die USA sind vital, trotz Obama. Europa kann in der Provinzialität versinken; so, wie das einst stolze Griechenland zur Zeit des römischen Imperium.
Das steht der Kanzlerin vor Augen. Sie trägt Verantwortung nicht nur für Deutschland, sondern für Europa.
Ich bin heilfroh, daß wir sie und Schäuble haben, und mag mir nicht ausmalen, wie es heute unter einem Kanzler Gabriel und einem Finanzminister Trittin in Deutschland zuginge.
Herzlich, Zettel
Ich fürchte, ich muss widersprechen, außer natürlich in Bezug auf Gabriel und Trittin; diese Vorstellung ist wirklich zu schrecklich.
Erstens, was heisst Provinzialität? Ist die Schweiz provinzieller als China? Singapur provinzieller als Brasilien? Israel provinzieller als die USA?
Es gibt keine Anzeichen, dass Europa mit in einer leicht regulierten Freihandelszone zwischen konkurrierenden Staaten nicht das Maximum an kultureller und wirtschaftlicher Leistungskraft erreichen kann.
Was schließlich das viel beschworene außenpolitische Gewicht angeht, wollen wir das überhaupt? "What if the dog catches the car?" Wollen wir - Deutsche, Holländer, Spanier - mehr Verantwortung übernehmen, Stellung beziehen, Seiten wählen? Wir tun doch jetzt schon alles, um nicht aufzufallen. Oder werden wir die Außenpolitik den Franzosen mit ihren sehr speziellen Eigeninteressen überlassen?
Und wenn wir mehr Einfluß wollten, zu welchem Zweck überhaupt? Könnte ein solches Europa überhaupt eine "force for good" sein? Oder nur ein starker Partner für Russland und China? Das können wir auch alleine.
Fakt ist, eine mächtige Volkswirtschaft von 80 Millionen Menschen ist bereits Weltspitze. Nationen mit sehr viel weniger Wirtschaftsleistung als Deutschland haben es geschafft, jahrzehntelang die Weltpolitik entscheidend zu beeinflussen, gut oder schlecht. Weil sie sich in dieser Rolle gesehen haben.
Zweitens, wir haben ein im großen und ganzen funktionierendes Gemeinwesen, friedlich, mit sehr hohem Lebensstandard. Unsere Regierungen handeln unmoralisch, wenn sie mit voller Absicht, ohne Zustimmung des Volkes, das Erreichte um einer Utopie willen riskieren. Eine Utopie, die sie nur durch Täuschung und durch Ausnutzung von Krisen überhaupt erreichen können. Für mich ist das ein Unrecht, ein Verstoß gegen die Vernunft und die historische Erfahrung. Der Glaube an die Weisheit der großen Planer und Lenker, er fehlt mir.
Selbst im besten denkbaren Fall werden wir nicht besser leben und nicht freier sein - und das demografische Problem wird dadurch auch nicht gelöst - also warum der Sprung in den Abgrund? Weil man uns in diese Lage zu weit hineinmanövriert hat; einen besseren Grund findet auch Schäuble nicht mehr.
"To be a revolutionary in a society like ours, is to be a totalitarian, or not to know what one is doing." (Alexander Bickel, 1970)
Immerhin, noch möchte ich gerne glauben, dass bei unseren Politikern das letztere zutrifft.
Zitat Wir könnten uns dem Zustand nähern, wo die Regierungen das Volk auflösen und ein neues wählen müßten.
Immerhin lernen wir eines, hoffentlich für immer: Populismus ist kein echtes Problem in Deutschland.
Ein (sehr intelligenter) Freund war lange Zeit der Ansicht, Deutschland würde von längeren Wahlperioden profitieren. Befreit von der Notwendigkeit, im Wahlkampf gegen besseres Wissen zu lügen, könnten Politiker und ihre Experten technokratisch und rational das Land regieren.
Wie wir einmal mehr sehen, hat die Politik - quer durch die Parteien - aber gar kein Problem damit, unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen. Und zwar auch, ohne zu wissen, was sie tut.
Die Politik hat sehr wohl Schwierigkeiten, Entscheidungen gegen den Widerstand der Medien durchzusetzen, auch wenn sie bei den Bürgern populär wären. Aber mit den Medien gegen die Bürger, das geht immer wieder.
Dass Politiker von den vielzitierten Stammtischen aus gezwungen werden, unvernünftige Entscheidungen zu treffen, ist schlicht nicht beweisbar. Es gibt seit Jahrzehnten zu viele Ausnahmen. Im Notfall erklärt man einfach, dass ein Thema nicht für den Wahlkampf taugt, und gibt dem Wähler somit keine klaren Alternativen.
Das ist noch kein Plädoyer für direkte Demokratie. Aber Populismus sollte ab heute kein Schimpfwort mehr sein. So viel smarter sind unsere Eliten denn doch nicht.
Zitat von Krischan im Beitrag #40 Egal ob Troja oder Euro - die Argumente der Kritiker sind gut, valide und sinnvoll, stimmen nur nicht mit dem Wunschbild, dem Ideal überein.
Hatte Kassandra denn Argumente?
Ich kann, lieber Krischan, nicht sehen, daß es auf der einen Seite Wunschträumer gibt und auf der anderen die Kritiker mit den guten Argumenten.
Vermutlich gibt es inzwischen einen Konsens, daß die Einführung des Euro ein Fehler war. Aber vielleicht wäre ja seine Abschaffung ein ebensogroßer Fehler?
Ich weiß es nicht. Ich wundere mich, daß so viele wissen, was man in dieser verfahrenen, gefährlichen Situation am besten macht.
Auch bei der Krise ab 2008 gab es diejenigen, die genau wußten, was man tun sollte: Einfach alle Banken pleite gehen lassen, die notleidend waren (das richtige Wort, kein Unwort). Was dann geworden wäre, steht in den Sternen. Ich bin froh, daß man damals zu Rettungsmaßnahmen gegriffen hat. Wenn ich mich recht erinnere, haben die Regierungen, die den Banken Geld liehen, ja sogar überwiegend ein gutes Geschäft gemacht.
Wer weiß denn, ob es nicht jetzt ähnlich ist? Wer ist so klug und weise, sagen zu können, daß der Kurs von Merkel und Schäuble zum Scheitern verurteilt ist?
Vielleicht scheitern sie. Vielleicht sind sie erfolgreich. Das Dilemma besteht. Aus einem Dilemma gibt es selten einen guten Ausweg.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Denn einerseits liegt es auf der Hand, daß der Euro auf Dauer nur so funktionieren kann, wie er auch von Anfang an konzipiert gewesen war: Als Währung der Vereinigten Staaten von Europa.
Nein, das liegt nicht auf der Hand. Sondern das bestreite ich im Gegenteil ganz vehement. Eine Währung braucht eine gewisse institutionelle Grundlage, ein normaler völkerrechtlicher Vertrag ist dafür ausreichend. Mehr als diesen Vertrag braucht es aber nicht, insbesondere müssen die teilnehmenden Staaten ansonsten gar nicht viel gemeinsam machen.
Es ist offen, was genau die Europäer nicht wollen. Den Schäuble'schen Zentralstaat ganz bestimmt nicht. Ob sie "Vereinigte Staaten von Europa", also ein föderalistisches Gebilde mit verfassungsgemäß begrenzter Macht der Zentrale wollen würden - das ist offen.
Zitat von Zettel im Beitrag #45Vermutlich gibt es inzwischen einen Konsens, daß die Einführung des Euro ein Fehler war.
Den Konsens sehe ich nicht. Z. B. war meiner Ansicht nach nicht die Einführung des Euros das Problem, sondern der Bruch der Euro-Verträge 2010 durch Merkozy.
Zitat Aber vielleicht wäre ja seine Abschaffung ein ebensogroßer Fehler?
Das kommt darauf an, wie eine solche Abschaffung aussehen würde. Ich habe noch keine realistischen Pläne dafür gesehen.
Zitat Auch bei der Krise ab 2008 gab es diejenigen, die genau wußten, was man tun sollte: Einfach alle Banken pleite gehen lassen, die notleidend waren (das richtige Wort, kein Unwort). Was dann geworden wäre, steht in den Sternen.
Nicht wirklich. Denn es gibt ja ein sehr instruktives Beispiel: Die Lehmann-Pleite. Das war ja nun wirklich eine sehr große ("systemrelevante") Bank. Und das gab einige Tage Hektik, bis die Geschäfte der Bank auseinander sortiert waren. Es gab sehr schmerzliche Verluste der Ex-Eigentümer. Und dann ging das Leben weiter - die meisten Geschäftsbeziehungen und Angestellten waren bei anderen Banken untergekommen.
Nach diesem Muster hätte man auch die (ohnehin weitgehend überflüssigen) maroden Landesbanken abwickeln können.
Dieses "steht in den Sternen" folgt der typischen Panikmache gewisser Politiker. Danach gibt es ja bekanntlich keine Alternative zur Bankenrettung, zur "Eurorettung", zur Schuldenunion usw. usf. Da wird nie konkret gesagt, WAS eigentlich nach z. B. einer Banken- oder Griechenlandpleite befürchtet wird. Da wird immer nur wabernd davon gesprochen, daß es irgendwie ganz fürchterlich würde, irgendwie zwischen Great Depression und dritter Weltkrieg.
Zitat Wenn ich mich recht erinnere, haben die Regierungen, die den Banken Geld liehen, ja sogar überwiegend ein gutes Geschäft gemacht.
Das galt nur für Einzelfälle, und da auch nur bei zeitlich sehr beschränktem Horizont. Z. B. hat sich die Bundesregierung über vorübergehende Zinsgewinne bei der HRE gefreut. Inzwischen sind die Schrottpapiere mal durchgerechnet worden und es gibt natürlich die zu erwartenden Milliardenverluste.
Ansonsten war es erst die "Bankenrettung", die Spanien und Irland - bei vorher akzeptablen Haushaltszahlen - zu Sanierungsfällen gemacht hat.
Zitat Wer ist so klug und weise, sagen zu können, daß der Kurs von Merkel und Schäuble zum Scheitern verurteilt ist?
Eigentlich jeder, der die Aussagen und Ankündigungen von Merkel/Schäuble seit Beginn der Krise verfolgt hat. In ziemlich jedem Punkt haben sich diese Aussagen als falsch erwiesen, und die Kritiker hatten recht. Nach zweieinhalb Jahren kontinuierlicher Erfahrung in dieser Richtung ist die Glaubwürdigkeit beider Seiten eigentlich geklärt.
Zitat von ZettelIch kann, lieber Krischan, nicht sehen, daß es auf der einen Seite Wunschträumer gibt und auf der anderen die Kritiker mit den guten Argumenten.
Das nicht zu sehen, halte ich für eine sehr schwierige Sache.
Unbestrittene Tatsache ist doch, dass von den wichtigsten Regeln, die für eine Stabilität der Eurozone sorgen sollten, praktisch alle gebrochen wurden. Und jetzt kommen unsere klugen Politiker und versprechen uns, dass mit neuen, noch strengeren Regeln das Problem gelöst werden könne.
"Tut mir leid, dass das Investment mit den versprochenen 20% Rendite ein Reinfall war. Aber hier habe ich eins, das bringt Ihnen 30%! Sie müssen nur nochmal das Doppelte investieren!" Wer da noch "Hurra" schreit, verdient es nicht besser.
Zitat von ZettelIch bin froh, daß man damals zu Rettungsmaßnahmen gegriffen hat. Wenn ich mich recht erinnere, haben die Regierungen, die den Banken Geld liehen, ja sogar überwiegend ein gutes Geschäft gemacht.
Die deutsche Regierung dürfte davon noch weit entfernt sein, zumal die "Bad Bank" der HRE uns weiter regelmäßig mit Milliardenverlusten beglückt.
Zitat von ZettelWer weiß denn, ob es nicht jetzt ähnlich ist? Wer ist so klug und weise, sagen zu können, daß der Kurs von Merkel und Schäuble zum Scheitern verurteilt ist?
Lieber Zettel, wissen im eigentlichen Sinn des Wortes tut das natürlich niemand. Aber ist das nicht bei politischen Fragen generell so? Und maßen wir uns nicht trotzdem an, dennoch klare Standpunkte zu verreten und die Argumentationen der einen Seite für sinnvoll und logisch zu halten, die der anderen Seite aber für verfehlt?
Und im konkreten Fall ist es nun einmal so, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, wie sich das Geschehen weiter entwickeln kann, und zwar jeweils welche mit schwerwiegenden Folgen: Entweder eine zentraleuropäische Fiskal- und Wirtschaftspolitik (aber eben *keinen* Bundesstaat, weil die beiden einzigen Atom- und Veto-Sicherheitsratmächte Frankreich und England selbstverständlich ihre Außen- und Verteidigungspolitik nie europäisieren lassen werden) mit Eurobonds und Transfers oder eine Bereinigung der Eurozone (in verschiedenen denkbaren Ausprägungen, mit dem Extrem des deutschen Austritts). Die angebliche dritte Möglichkeit, nämlich alle Mitglieder im Boot zu halten und durch eine Kombination aus "Einmal"-Hilfen und fiskalische Regeln für Konvergenz zu sorgen, ist in Wirklichkeit keine, sondern zögert nur auf möglichst teure Art und Weise den Weg in eine der beiden anderen hinaus. Das sagen nicht nur alle Ökonomen, das sagen auch Politiker bei Hintergrundgesprächen, und nicht umsonst wird jetzt ein Interview nach dem anderen lanciert, in dem europäische Visionen beschworen sowie Volksabstimmungen oder verfassunggebende Versammlungen ins Spiel gebracht werden: Die Politik hat sich nämlich längst für die eine der beiden Möglichkeiten entschieden. Allein, sie traut dem Volk noch nicht, das ihrer - wohl durchaus berechtigten - Meinung nach "noch nicht reif" für diesen Horror ist, und deswegen wird jetzt auf der einen Seite verzögert und auf der anderen Seite geknetet und massiert.
Wenn es um Politik geht, ist mir sogar Franz Josef Strauß lieber als der Vogel Strauß, der momentan das deutsche Leitbild der Euro-Politik ist. Ernsthaft diskutieren können wir nur eine der beiden o.g. Möglichkeiten. Wer den Gipfeltheatern und den Merkelschen Nebelkerzen den Rang ernsthafter Optionen zugesteht, macht sich etwas vor. Das kann man dann allerdings wirklich wissen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von R.A.Denn es gibt ja ein sehr instruktives Beispiel: Die Lehmann-Pleite. Das war ja nun wirklich eine sehr große ("systemrelevante") Bank. Und das gab einige Tage Hektik, bis die Geschäfte der Bank auseinander sortiert waren. Es gab sehr schmerzliche Verluste der Ex-Eigentümer. Und dann ging das Leben weiter - die meisten Geschäftsbeziehungen und Angestellten waren bei anderen Banken untergekommen.
Das blendet den gesamten Zusammenhang aus. Die Folge der Lehman-Pleite war, dass die AIG gerettet werden musste. Deren Ausfallversicherungen waren mittlerweile der wichtigste Treiber der Derivate-Blase, und mit der AIG wären nicht nur noch ganz andere Banken in Schieflage geraten (u.a. die Deutsche), sondern wohl auch der Versicherungsmarkt.
Nein, es ist eben nicht folgenlos, in unserer Fiat-Money-Wirtschaft große Banken einfach so pleite gehen zu lassen. Glaub mir: Die Folgen will keiner. Bei dem "long run", der dann droht, dürfte Keynes dann wirklich Recht bekommen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Zettel im Beitrag #1Denn einerseits liegt es auf der Hand, daß der Euro auf Dauer nur so funktionieren kann, wie er auch von Anfang an konzipiert gewesen war: Als Währung der Vereinigten Staaten von Europa.
Nein, das liegt nicht auf der Hand. Sondern das bestreite ich im Gegenteil ganz vehement. Eine Währung braucht eine gewisse institutionelle Grundlage, ein normaler völkerrechtlicher Vertrag ist dafür ausreichend. Mehr als diesen Vertrag braucht es aber nicht, insbesondere müssen die teilnehmenden Staaten ansonsten gar nicht viel gemeinsam machen.
Ich fürchte, lieber R.A., das ist wieder eine dieser Diskussionen, wo wir uns im Kreise drehen. Denn ich kann darauf nur antworten, was ich schon geschrieben habe:
Solange Staaten ihre eigenen Währungen haben, können sie eine unterschiedliche Fiskalpolitik betreiben. Wenn sie sich hoch verschulden, dann sinkt der Wert ihrer Währung. Das Ergebnis ist ein sinkender Lebensstandard, aber eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich steigen mit wachsender Inflation die Zinsen, was die Verschuldung bremst, weil der Staat sich zu hohen Zinsen weniger Geld leihen kann.
Mit einer Einheitswährung funktíoniert das logischerweise nicht mehr. Griechenland konnte sich zu vergleichsweise günstigen Zinsen immer weiter verschulden; denn seine Staatsanleihen waren ja in harten Euro. Die Griechen konnten über ihre Verhältnisse leben, denn es konnte ja keine Abwertung ihrer Währung geben, die dem Einhalt geboten hätte. Ihre Produkte waren immer weniger wettbewerbsfähig, denn es konnte keine Abwertung geben, die sie auf dem internationalen Markt verbilligt hätte.
Sie sprechen von Verträgen, lieber R.A. Ja, das war die Hoffnung gewesen, daß man das mit Verträgen alles würde richten können. Aber in der Regel ist Politikern ihre Wiederwahl vorrangig. Und bekanntlich hat Deutschland bei Bruch des Vertrags von Maastricht die Richtung vorgegeben. Nicht 2010, sondern ab 2003.
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