Wir könnten uns dem Zustand nähern, wo die Regierungen das Volk auflösen und ein neues wählen müßten.
Denn einerseits liegt es auf der Hand, daß der Euro auf Dauer nur so funktionieren kann, wie er auch von Anfang an konzipiert gewesen war: Als Währung der Vereinigten Staaten von Europa. Andererseits wollen die Europäer diese trotzenderweise einfach nicht.
Ja, die Europäer. Auch wenn die Umfrage, zu der das Zitat gehört, in Deutschland gemacht wurde. Denn daß die Menschen in den Staaten mit starkem Nationalbewußtsein ihre Sovueränität eher aufgeben wollen als die Deutschen, ist sehr unwahrsdheinlich.
Ach, das wird schon. Als die USA - genauer: die Einzelstaaten - nach dem Unabhängigkeitskrieg in Finanznöte kamen, wurde auch eine neue Verfassung durchgedrückt, weil die Articles of Confederation nicht zentralistisch genug waren, als dass ein starker Zentralstaat für die Verpflichtungen der Einzelstaaten geradestehen konnte. Inwieweit da mehr Leute auf der Strasse einen solchen Zentralismus wollten als heute in Europa, weiss ich nicht.
Oje, gerade merke ich, dass ich damit der Begeisterung widerspreche, die im Augenblick in anderen Threads den Federalist Papers entgegengebracht wird. Schande über mich. Soll nicht wieder passieren.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Gorgasal im Beitrag #2Oje, gerade merke ich, dass ich damit der Begeisterung widerspreche, die im Augenblick in anderen Threads den Federalist Papers entgegengebracht wird. Schande über mich. Soll nicht wieder passieren.
Kein Grund, in Sack und Asche zu gehen, sehr geschätzter Gorgasal.
Denn die Begeisterung - jedenfalls, sofern ich sie kundgetan habe - bezog sich ja auf den Stil der Argumentation; diese rationale Art, an politische Probleme heranzugehen.
Das ist es, was die Federalist Papers so unbedingt lesenswert macht. Daß man die Inhalte auf das Europa des Jahres 2012 übertragen kann, glaube ich eher nicht.
Zitat Zettel _____ "Der kluge Staatsmann Wolfgang Schäuble..." _____
So klug, wie Napoleon war, als er vor 200 Jahren nach Moskau marschierte. Und dessen Vereinigte Staaten von Europa auch keine allzu lange Dauer beschieden war. Nur das „Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas" ist schon mal vorgezogen und nach Brüssel verlegt worden (wahrscheinlich, um den Fürsten Joseph de Ligne zu ehren, der den Satz in die Welt gesetzt hat. Andere Gründe fallen mir nicht ein.)
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5Zitat Zettel _____ "Der kluge Staatsmann Wolfgang Schäuble..." _____
So klug, wie Napoleon war, als er vor 200 Jahren nach Moskau marschierte.
Neinein, lieber Ulrich Elkmann. Schäuble ist aus meiner Sicht der nach Angela Merkel klügste deutsche Politiker.
Sie sind freilich so etwas wie Antipoden. Beide denken absolut funktional. Die Kanzlerin denkt aber in Kategorien des Durchsetzbaren. Schäuble denkt in Kategorien des Erforderlichen.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Sie sind freilich so etwas wie Antipoden. Beide denken absolut funktional. Die Kanzlerin denkt aber in Kategorien des Durchsetzbaren. Schäuble denkt in Kategorien des Erforderlichen.
Was für Schäuble erforderlich zu sein scheint, erachte ich noch nicht einmal in Ausnahmefällen als klug. Die Art und Weise mit der Schäuble das aus seiner Sicht Erforderliche durchzusetzen trachtet, ist mit dem Begriff skrupellos weitaus besser charakterisiert als mit klug.
Schäuble betreibt Demokratie zum Abgewöhnen, das erklärt auch seine noch recht hohe Beliebtheit in Deutschland. Nach Gerhard Schröder ist er die wohl grausigste Gestalt im Politikbetrieb. Gibt es eigentlich irgendwo eine Übersicht von brillianten Schäubleideen die das Bundesverfassungsgericht einkassiert hat? Ein notorischer Verfassungsfeind hat das Prädikat Klugheit nicht verdient, es sei denn, man hält die Verfassung für einen Ausbund an Dummheit.
Trotzdem gönne ich ihm nach den nächsten Wahlen den verdienten Ruhestand. Erst wenn Schäuble von der politischen Bühne verschwunden ist, könnte die CDU für mich wieder wählbar sein.
Ich weiß zwar nicht wie nah Günther Verheugen noch an Brüssel ist, aber vorgestern, im Phönix Interview, stellte er klar, dass die ,Vereinigten Staaten von Europa´,aus seiner Sicht, nicht denkbar wären, eben wegen der großen Unterschiede halber.
Zitat von C. im Beitrag #8Die Art und Weise mit der Schäuble das aus seiner Sicht Erforderliche durchzusetzen trachtet, ist mit dem Begriff skrupellos weitaus besser charakterisiert als mit klug.
Es ist, liebe C., die kalte Logik der Politik. Ob man das nun skrupellos oder klug nennt, ist nebensächlich.
Schäubles Logik ist zwingend. Ich sehe überhaupt nicht, wie man sie widerlegen könnte.
Zitat von C. im Beitrag #8Die Art und Weise mit der Schäuble das aus seiner Sicht Erforderliche durchzusetzen trachtet, ist mit dem Begriff skrupellos weitaus besser charakterisiert als mit klug.
Es ist, liebe C., die kalte Logik der Politik. Ob man das nun skrupellos oder klug nennt, ist nebensächlich.
Das könnte man jetzt dahingehend verstehen, dass Skrupel in der Politik keinen Platz hätten. Sicher verstehe ich Sie da miss.
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Zitat Die Kanzlerin denkt aber in Kategorien des Durchsetzbaren. Schäuble denkt in Kategorien des Erforderlichen.
Also eine Opportunistin und ein Technokrat, relativ verbreitete Typen in Großorganisationen. Nach meiner Erfahrung fahren solche Menschen den Karren mit reinem Gewissen regelmäßig in den Dreck, während ihre Umgebung das Unglück kommen sieht aber aus Mangel an Macht oder Willen nicht eingreift.
Intelligenz, formale Qualifikation und Eignung sind übrigens immmer vorhanden, nur klug sind diese Leute nie, da muß ich leider widersprechen.
Zitat von C. im Beitrag #8Die Art und Weise mit der Schäuble das aus seiner Sicht Erforderliche durchzusetzen trachtet, ist mit dem Begriff skrupellos weitaus besser charakterisiert als mit klug.
Es ist, liebe C., die kalte Logik der Politik. Ob man das nun skrupellos oder klug nennt, ist nebensächlich.
Das könnte man jetzt dahingehend verstehen, dass Skrupel in der Politik keinen Platz hätten. Sicher verstehe ich Sie da miss.
Zitat von C. im Beitrag #8Die Art und Weise mit der Schäuble das aus seiner Sicht Erforderliche durchzusetzen trachtet, ist mit dem Begriff skrupellos weitaus besser charakterisiert als mit klug.
Es ist, liebe C., die kalte Logik der Politik. Ob man das nun skrupellos oder klug nennt, ist nebensächlich.
Das könnte man jetzt dahingehend verstehen, dass Skrupel in der Politik keinen Platz hätten. Sicher verstehe ich Sie da miss.
Ja.
Kurz, knackig, leider uninformativ.
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man könnte auch sagen, die Befürworter (oder Erzwinger) der Vereinigten Staaten von Europa hatten ihre Chance gehabt. Alles, was jetzt kommt, kann wegen des geschilderten Dilemmas nur noch übel werden, denn entweder würde der neue Bundesstaat pleite sein und eine widerborstige Bevölkerung haben oder es gibt keinen Bundesstaat, nur völlig überschuldete Staaten, von denen einige noch Darlehen bekommen. Der Zustand wird in jedem Falle erheblich schlechter sein als vor der Einführung des Euro.
Zitat von ZettelSchäuble ist aus meiner Sicht der nach Angela Merkel klügste deutsche Politiker.
Dann bleibt ja nur übrig, dem Land dumme Politiker zu wünschen.
Stimmt mit den "besonders intelligenten" fahren wir an die Wand. Merkel und klug sehe ich allerding etwas anders. Ehr Merkel wendig wie eine junges Zicklein passt da schon eher. Ein intelligentes Zicklein was nichtdestrotz vor den "alten" Böcken kuschen muß. Ja jedem seine eigene Realität....
Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Denn einerseits liegt es auf der Hand, daß der Euro auf Dauer nur so funktionieren kann, wie er auch von Anfang an konzipiert gewesen war: Als Währung der Vereinigten Staaten von Europa. Andererseits wollen die Europäer diese trotzenderweise einfach nicht.
Da kommt es darauf an, wie die Europäer im weiteren auf die Zustände reagieren werden, die dieser ungünstige Zwischenzustand hervorruft. Im Prinzip kann es ja nur immer schlimmer werden, solange weder die Vereinigten Staaten von Europa realisiert sind, noch eine Rückkehr zum vorherigen Zustand stattgefunden hat. Und zumindest in Deutschland scheint ja keine der großen Parteien von dem Ziel abrücken zu wollen, insofern hat der Bürger da wenig Möglichkeiten. Er kann zwar eine neue Verfassung ablehnen, so es denn eine Volksabstimmung gibt. Aber den generellen Kurs ändern kann er nicht. Da heißt es dann: Gibt der Bürger zuerst nach, oder kriegen wir eine Partei, die sich gegen eine fortschreitende Einbindung Deutschlands in Europa einsetzt. Wenigstens für Deutschland würde ich da auf ersteres tippen. In anderen europäischen Staaten gibt es meines Wissens ja bereits solche Parteien, dort ist der Ausgang also weniger klar.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Wir könnten uns dem Zustand nähern, wo die Regierungen das Volk auflösen und ein neues wählen müßten.
Das wird auch aus meiner Sicht immer wahrscheinlicher, lieber Zettel. Eher unwahrscheinlich dagegen ist, ob dann noch der Name Vereinigte Staaten von Europa passend wäre. Als typischer Euphemismus vielleicht, mit einem ordentlichen Schuss Realitätsverweigerung und der Verhöhnung der Freiheit auf welcher die echten Vereinigten Staaten sich gründen. Ich würde "Die Vereinigten Bürokratien von Europa" bevorzugen.
Zitat von Loki im Beitrag #19Der Job des Bundesverfassungsgerichts: Der Skrupellosigkeit Grenzen setzen, um der Dummheit Platz zu schaffen.
Ich sehe, lieber Loki, weder das eine noch das andere.
Es ist vor Jahrzehnten eine Entwicklung eingeleitet worden, die damals vernünftig erschien (die dem Finanzexperten Thilo Sarrazin zum Beispiel vernünftig erschien; mir als Nichtexperten auch) und die daran gescheitert ist, daß sich Regierungen - allen voran die deutsche mit Schröder/Eichel - nicht an die Maastricht-Kriterien gehalten haben und damit davongekommen sind.
Vielleicht war das absehbar; Sozialisten ist eben nicht zu trauen.
Vielleicht war es auch deshalb absehbar, weil in den südlichen Ländern Europas nun einmal ein anderes Verständnis von Politik herrscht als im Norden.
Aber nun ist es einmal passiert. Wir können, wie Sarrazin schreibt, nicht zweimal in denselben Fluß steigen.
Es ist eine rationale, vernünftige Option, konsequent weiterzugehen; denn die Weichen sind nun einmal gestellt. Es mag sein, daß das nicht funktioniern wird. Aber man muß es versuchen. Das ist die Analyse Schäubles.
Wenn es scheitert, dann ist mit einer Krise zu rechnen, wie sie Europa seit 1945 nicht mehr erlebt hat. Vielleicht kommt aus dieser Krise etwas Gutes; vielleicht ist sie das Ende Europas als relevanter Faktor der Weltpolitik.
Die Musik spielt heute woanders - in Asien, in Südamerika, bald vielleicht in Afrika. Die USA sind vital, trotz Obama. Europa kann in der Provinzialität versinken; so, wie das einst stolze Griechenland zur Zeit des römischen Imperium.
Das steht der Kanzlerin vor Augen. Sie trägt Verantwortung nicht nur für Deutschland, sondern für Europa.
Ich bin heilfroh, daß wir sie und Schäuble haben, und mag mir nicht ausmalen, wie es heute unter einem Kanzler Gabriel und einem Finanzminister Trittin in Deutschland zuginge.
Zitat von Zettel im Beitrag #21Es ist eine rationale, vernünftige Option, konsequent weiterzugehen; denn die Weichen sind nun einmal gestellt. Es mag sein, daß das nicht funktioniern wird. Aber man muß es versuchen. Das ist die Analyse Schäubles.
Huch? Wenn ich mit dem Auto gegen einen Baum gefahren bin, ist es dann auch eine rationale, vernünftige Option, noch mehr Gas zu geben?
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Zitat von Zettel im Beitrag #21Ich bin heilfroh, daß wir sie und Schäuble haben und mag mir nicht ausmalen, wie es heute unter einem Kanzler Gabriel und einem Finanzminister Trittin in Deutschland zuginge.
Ja, schrecklich womit man sich heutzutage schon zufrieden geben muss, nicht wahr? Auch wenn sie mir für diesen Vergleich bestimmt gleich die Hammelbeine langziehen werden, lieber Zettel ... Die DDR-Bürger der Achtzigerjahre waren bestimmt auch heilfroh darüber, dass ihr Staats- und Parteichef Erich Honnecker hieß, und nicht Mielke.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von Zettel im Beitrag #21Ich bin heilfroh, daß wir sie und Schäuble haben und mag mir nicht ausmalen, wie es heute unter einem Kanzler Gabriel und einem Finanzminister Trittin in Deutschland zuginge.
Ja, schrecklich womit man sich heutzutage schon zufrieden geben muss, nicht wahr? Auch wenn sie mir für diesen Vergleich bestimmt gleich die Hammelbeine langziehen werden, lieber Zettel ... Die DDR-Bürger der Achtzigerjahre waren bestimmt auch heilfroh darüber, dass ihr Staats- und Parteichef Erich Honnecker hieß, und nicht Mielke.
Für diesen Vergleich, lieber Fallschirmjäger, haben Sie nicht das Langziehen der Hammelbeine verdient, sondern die Degradierung zum Grenadier (oder Flieger?) nebst verschärftem Arrest und Aberkennung aller Ehrenzeichen.
Zitat von Zettel im Beitrag #24Für diesen Vergleich, lieber Fallschirmjäger, haben Sie nicht das Langziehen der Hammelbeine verdient, sondern die Degradierung zum Grenadier (oder Flieger?) nebst verschärftem Arrest und Aberkennung aller Ehrenzeichen.
Jäger
Auch sehr herzlich (und grinsend)
Ihr Calimero
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